EUR-Asien

EUR-Asien unser persönliches Spotlight
Russland:
wird ergänzt nach unserer Touristenstrecke durch das Land.

Mongolei:
Landschaft bis zum Horizont und darüber hinaus, kaum besiedelt, miserable (Wellblech-) Pisten und oftmals auch schlechte Teerstraßen. Des Öfteren begegnen wir über Stunden manchmal selbst tagelang keinem Menschen und der Begriff `Zeit` scheint sich auch für uns neu zu definieren. Polizei sehen wir im Land selten, in der Hauptstadtregion vermehrt, Kontrollen erleben wir gar nicht. Die Menschen begegnen uns überwiegend zurückhaltend /scheu /gleichmütig; englische Sprachkenntnisse sind kaum vorhanden, das erschwert den Zugang zum Land. Etwas Abhilfe schafft Gangaamaa Purevdorj, Danke dafür! Überhaupt erscheinen Frauen sehr präsent, hoch zu Ross, auf dem Motorrad, am Steuer des Autos….. Im Süden und Osten bringen uns die Menschen mehr Neugier entgegen, wir erleben Freundlichkeit und erhalten Gastgeschenke. Während ich/Marion die Bücher von Gangaa P. lese, fällt mir auf, wie sehr wir die Mongolei durch unsere Kulturbrille interpretieren und es wird mir bewusst, dass sie noch ganz andere Gesichter hat, als die, die uns zugänglich wurden. Die angepriesene Palette aus Milchprodukten, auf die wir uns freuten war leider weitgehend Fehlanzeige, das Land erscheint fest der Hand von Nestlé, Kelloggs, Coca Cola und Co. und so besteht das Warenangebot in den Supermärkten/ Mini Markets zu 40 % aus Süßprodukten, weitere 20 % machen Alkoholika aus und die verbleibenden 40 verteilen sich auf den Rest an Alltags-Produkten. Insbesondere das Angebot von frischem Obst und Gemüse ist begrenzt. Die MGL ist kein ausgesprochenes Billigreiseland. Das Wetter war weitaus schlechter als wir erwartet hatten, kein stabiles kontinentales Klima, sondern eher einen kühlen bzw. kalten und regnerischen Sommer haben wir erlebt. Evtl. haben wir ja ein Ausnahmejahr erwischt, das müssten die Wetterfrösche beantworten können, wir haben es nicht recherchiert.

Russland


09.09. – 12.09.2017 Trotz der guten Wünsche, Danke Simon und Raquel, verläuft die Reise aktuell eher nach dem Motto: Pleiten, Pech und Pannen. Der Kühlschrank, wieder kaputt! Wisst ihr schon. Egal, ganz Sibirien hat eh Kühlschranktemperatur. Die Polizei verschafft sich Kurzweil mit Kontrollen, sage und schreibe vier in zwei Tagen, aber zumindest fair und freundlich. Der Scheibenwischer versagt seinen Dienst, echt ätzend bei dem dauernden Regen, der Sibirien im Schlamm versinken lässt. Ach ja, Schlamm! Darin haben wir zu guter Letzt Ive abseits guter Straße, M51, bei der Anfahrt zum Nachtplatz Nr. 231 so richtig versenkt. Last but not least: Minouk hat den flotten Heinrich…. Zurzeit ist also Luft nach oben. Wir freuen uns schon auf den Urlaub im November 😉
Jürgen: Rasputiza
Alles fängt an sich recht harmlos an. Es nieselt bereits den ganzen Tag, der Scheibenwischer hört sich zusehends eigenartiger an und gegen 19:00 Uhr in der Nähe von Tyumen kommt er völlig zum Stillstand. Also einen Platz für die Nacht suchen und mal sehen was im Argen liegt. Gesagt, getan, links geht ein Weg ab, bekannt sowohl von Osmand als auch von Garmin, und zumindest teilweise asphaltiert. Bis, ja, bis die Stelle kommt, die links mit Asphalt und rechts mit einer großen, mehr als 10 m langen Pfütze bedeckt ist. Leider verbirgt die Pfütze feinsten sibirischen Schlamm, tiefschwarz und in einer Konsistenz irgendwo zwischen Schei…., und Abschmierfett, wie ich/Jürgen kurz darauf feststellen darf. Wie auch immer, der Karren steckt trotz Diff-Sperren und Geländegang fest. Schlimmer noch, wir haben erhebliche Schlagseite nach hinten rechts, und die Beschaffenheit des Untergrundes lässt nach kurzer Inspektion vermuten, dass sich Ive weiter neigen wird. Zunächst panische Suche nach möglicher Hilfe, z.B. ein Bauer auf den umliegenden Feldern, erfolglos. Schnell ist klar, erst mal muss weiteres Absacken verhindert werden, sonst könnte sich unser Hotel irgendwann auf die rechte Seite ablegen. Erste Maßnahme: Bergekissen unter die rechte Hinterachse. Bringt nicht viel, außer dass das untergelegte Sandblech in der schwarzen Pampe versinkt. Ich übrigens auch, ich liege ja neben dem Blech. Nächste Maßnahme, den Greiff-Zug an einem Baum verankern, den Gurt um den Aufbau schlingen und gegen halten. Zusammen mit dem Bergekissen scheint es besser zu werden. Nun mit dem hydraulischen Wagenheber in die Felge des rechten Hinterrades drücken, Wagenheber auf Sandblech, welches natürlich ebenfalls teilweise im russischen Schlamm versinkt. Aus Sympathie mit dem Sandblech versinke ich natürlich wieder mit. Den Schlamm https://de.wikipedia.org/wiki/Rasputiza muss man sich so vorstellen, dass es ca. 1 Minute dauert, einen (1!) Spaten Dreck zu schaufeln. Das gliedert sich wie folgt: Spaten einstechen, etwa 5 Sekunden; Spaten gegen Adhäsionskräfte wieder aus dem Schlamm herausziehen, etwa 20 Sekunden; Spaten schwenken mit gefühlten 10 kg Schlamm drauf 10 Sekunden; den anhaftenden Dreck vom Spaten mit dem Fuß abkratzen 25 Sekunden; da Capo! Ähnlich hartnäckig verhält sich der Dreck mit allem, mit dem er in Berührung kommt: Bergegurt, Drahtseil, Kleidung, Hände etc.
Über die Plackerei wird es dunkel. Zum Glück ist Marion bereits zu Beginn meiner Bemühungen Richtung Straße gelaufen, um jemanden anzuhalten und um Hilfe zu bitten. Nun, sie musste recht lange winken, irgendwie ist eine Frau im verschlammten Outfit nicht einladend genug zum Anhalten zu verleiten. Nach vielen, vielen vorbeifahrenden Autos hat schließlich ein russischer Trucker Erbarmen und kommt zu Fuß den dunklen Weg zu unserem sinkenden Schiff. Er schaut sich das Trauerspiel an, sagt das ein oder andere auf Russisch, wir antworteten auf Deutsch oder Englisch, schließlich verschwindet er wieder in der Dunkelheit. Zunächst wieder auf uns selbst gestellt, ziehen wir weiter mit dem Greiff-Zug, heben mit dem Wagenheber und schaffen es, den Wagen soweit anzuheben, dass ich, unter dem Auto liegend, ein Sandblech unter das Rad wuchten kann, das dann ebenfalls teilweise im schwarzen Schlamm versinkt, dem Rad aber trotzdem einen besseren Stand ermöglicht. Natürlich geleite ich auch das dritte Blech auf seinem Weg. Wie auch immer, wir sehen Licht am Horizont und machen Pläne, wie wir wieder auf sicheren Grund kommen könnten. Gemeinsam mit dem Licht am Horizont leuchten plötzlich Fahrzeugscheinwerfer auf, die sich auf uns zu bewegen. Es ist unser russischer Trucker, der in der Zwischenzeit, woher auch immer, einen Kamaz 6×6 Kipper samt Fahrer aufgetrieben hat. Den Kamaz und Ive verbinden wir mit dem Bergegurt, ich starte den Motor, will die Kessel der Bremse noch aufpumpen, um mithelfen zu können, da zieht mich der Kamaz schon mit geschlossener Handbremse durch den Schlamm. Echt stark so ein Kamaz mit beherztem russischen Fahrer. Dann noch das obligate Spasiba, ein wenig wirklich kleines Geld und unsere Retter verschwinden in der Dunkelheit.
Unser Hotel steht wieder in der Waagerechten, gegen 24:00 Uhr gibt es noch einen Mitternachtsimbiss, anschließend ist Ruhe angesagt. Am nächsten Tag geht es an die Behebung der Kollateralschäden. Alles ist mit schwarzem Schlamm verkrustet und verklebt, natürlich auch sämtliche Klamotten, es ist nass und kalt, alles ist etwa doppelt so schwer wie vorher, der Dreck klebt hartnäckig….
Und dann ist da noch der Scheibenwischer. Ich habe noch keinen Scheibenwischer an einem Magirus 110-17 AW repariert und versuche mit gesundem Menschenverstand an die Sache heran zu gehen. Das hilft. Der Wischermotor und das Gestänge sind dort wo ich sie vermute, die Mechanik so wie ich sie mir vorgestellt habe. Der Defekt besteht in vier losen Schrauben, kann ja mal passieren nach 28 Jahren. Nach etwa zwei Stunden wischt es wieder. Ich liebe diesen CAN-Bus losen Wagen, der von Menschen gebaut wurde, deren erstes Ziel es war, ein möglichstes gutes Produkt zu liefern und nicht möglichst viel Geld mit ihren Waren zu verdienen!
Was lernen wir aus der Aktion: Man soll nicht steckenbleiben!!! Wenn doch: besser in der Wüste, da ist es wärmer, trockener und der Dreck geht besser ab. Wenn doch: ist es ohne die beste Frau von allen und einem geduldigen Hund als Begleiter unmöglich zu schaffen!

Ekaterinenburg https://de.wikipedia.org/wiki/Jekaterinburg ist trotz Regen, der immer wieder fällt eine recht ansehnliche Stadt. Wir sehen u.a. das Sewastjanow-Haus, die Philharmonie und suchen natürlich die Kathedrale auf dem Blute auf, die an der Stelle errichtet wurde, wo in einem von den Bolschewiken annektierten Gebäude die Zarenfamilie aus der Romanov-Dynastie nebst Bediensteten arrestiert und im Juli 1918 erschossen wurde. 1977 ließ B. Jelzin das Gebäude abreißen, um der Entwicklung des Wallfahrtsortes für Romanov-Anhänger entgegenzuwirken. Nutzte nichts, die Monarchieanhänger kamen trotzdem und 2003 wurde die Kirche eingeweiht! Die Kirche selbst ist geschlossen, aber der Gedächtnisteil ist zu besichtigen, leider mit dem oft vorherrschenden Fotografierverbot.
Knapp 40 km weiter westlich errichten wir bei Perwouralsk, an der erdachten Trennlinie zwischen Europa und Asien, markiert von einer Säule unser Lager im Wald. Die geographische Grenze zwischen den `Subkontinenten´ Europa und Asien https://de.wikipedia.org/wiki/Europa wird hier vom Uralgebirge gebildet. https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/der-ural-grenze-zwischen-zwei-welten-100.html
Mit der Überschreitung der Grenze nach Europa lassen wir Sibirien endgültig hinter uns. Jedoch noch einige Male werden wir Europa nach Asien (Georgien, Türkei) verlassen, auch wenn wir weiterhin gen Westen fahren. Deshalb haben wir beschlossen, den Part Eurasien hier zu beenden. Weiter geht es dann demnächst auf der Seite >GoEast unter dem Link: Heimfahrt + „Urlaub“

Last but not least: Sergey von der Firma https://caravancenter.ru hat sich überaus freundlich und engagiert bei der Lösung des Kühlschrankproblems verhalten. Nun sind wir im Besitz einer 12V/220V-Kühlbox. Ihr erinnert euch evtl. noch an die Fotos von Kasachstan nach der Überfahrt über das Kaspische Meer. Dort haben wir seine Produkte auf der Straße getroffen und bestaunt.


03.09. – 08.09.2017 Lieber Niklas, zum Geburtstag schicken dir Oma und Opa aus dem fernen Sibirien ganz liebe Grüße, viele liebe Gedanken und dicke Küsse….wir drücken dich.

Tiefe graue Wolken aus denen Nieselregen fällt, Nebel, der aus dem Angaratal heraufzieht, gerade mal 15 °C, da fällt der Abschied vom Baikal leicht. Nach Stunden der Fahrt wird es trocken, die Sonne kommt. Landschaft: nicht des Berichtens Wert. Rund 550 km weiter westlich finden wir abseits der Sibir = M 53 eine Bleibe mitten im Wald.
In Krasnojarsk legen wir einen Tag Fahrpause ein und besichtigen den nahen Stausee, dessen Wasserkraft 6000 Megawatt Leistung erbringen kann und das ehemals größte Schiffshebewerk der Welt, heute ist es das am Drei-Schluchten-Damm in China. Das Werk ging 1982 in Betrieb, wird seit 1998 aber nur noch vom 03.09. bis 03.10. genutzt, da die Schifffahrt drastisch abnahm https://de.wikipedia.org/wiki/Krasnojarsker_Stausee Leider ist das Ganze für den Tourismus wenig zugänglich und ein Schiff, das gehoben wird, beobachten wir auch nicht. Dafür treffen wir Cyril und Marie nun zum fünften Mal wieder (s. Begegnungen) und es wird ein langer, gemütlicher Abend mit intensiven Diskussionen über die Energiepolitik in der Welt.
In der Stadt sind wir mit Julia verabredet, die Studenten in Englisch und Deutsch unterrichtet und für uns eine ausgezeichnete Führerin ist. Jürgen erhielt den Kontakt auf Umwegen über einen Arbeitskollegen. Sie bzw. ihr Mann Sergey sorgen für einen perfekten Stellplatz; für Minouk ist ein Spaziergang oberhalb des Jenissei im Programm, der uns eine phantastische Aussicht bietet; Julia fährt uns zu den Wahrzeichen der Stadt: die Eisenbahn- und die Kommunale Brücke, die Kapelle, zum Bahnhof…. und ist uns Übersetzerin beim schmackhaften Abendessen. Herzlichen Dank für die perfekte Organisation und die schönen Stunden, die aus der Industriestadt für uns die Rosinen gepickt hat! https://de.wikipedia.org/wiki/Krasnojarsk
Am Tag 343 (49 Wochen) machen wir auf der Sibir die 40 Tkm voll. Dem Rat von Julia folgend unterbrechen die Fahrt gen Westen in Mariinsk und besichtigen die schönen Fassaden einzelner Häuser bevor es nochmals für rund 50 km auf die Sibir = M 53 bis ca. 350 km östlich von Novosibirsk geht.
Bei Sonnenschein aber kaum 15 °C brechen wir von unserem Nachtplatz auf, umfahren Novosibirsk, die Hauptstadt Sibiriens bei kaum noch zweistelligen Temperaturen und Regen, queren erneut den Ob – den Fluss kennen wir vom Transitbesuch in Russland auf der Fahrt zur Mongolei ca. 200 km südlich – und genießen ca. 500m km vor Omsk in der Abendsonne noch den ersten Drink des Abends. Seit Novosibirsk heißt die Sibir übrigens Irtysh Highway = M51. Immer seltener überqueren wir Flüsse, Seen, Tümpel und moorige Teiche treten in den Vordergrund. Dazwischen riesige Getreidefelder, die darauf warten, abgeerntet zu werden. Gleich mehrere Erntemaschinen sind gleichzeitig auf einem Feld im Einsatz und versuchen den Kampf gegen die Unbill des Wetters zu gewinnen. Ob es immer gelingt? Wir bezweifeln es.
Rund 3.5 Tkm sind wir in Sibirien unterwegs, Omsk liegt jetzt auch östlich von uns, und so langsam entziehen wir uns dem Eiskeller Russlands, den wir etwa zur Hälfte durchquert haben. Positiv zu vermelden: die Temperaturen steigen! Negativ: trotz verschiedener Anläufe haben wir immer noch kein Trinkwasser tanken können und unser Sorgenkind (Kühlschrank) hat jetzt wohl endgültig die Grätsche gemacht. Nun denn, morgen ist auch noch ein Tag und mittlerweile kann man ganz passablen Rotwein kaufen! 


29.08. – 02.09.2017 Knapp drei Stunden und die Grenzformalitäten sind erledigt, die Mongolen nehmen einen etwas höheren Zeitanteil in Anspruch, die Ausreise von drei Fahrzeugen und zwei Menschen ist eben nicht so einfach. Auf russischer Seite ist man freundlich, hilfsbereit und der englischen Sprache ausreichend mächtig. „Russland bzw. die Russische Föderation ist ein interkontinentaler, föderativer Staat im nordöstlichen Eurasien und flächenmäßig der größte Staat der Erde“ so schreibt Wikipedia über den Staat, den wir nach Westen etwa 7000 km durchqueren werden. Die Touristenvisa lassen uns dafür 30 Tage Zeit, entsprechend eingeschränkt ist der Tourismusaspekt, aber wir hoffen auf gute Straßen und zügiges Vorankommen.
Der Plan: Ulan-Ude, am Baikalsee entlang, Irkutsk, Novosibirsk, Ekaterinenburg, Kazan, die Eurasische Grenzmarkierung sehen, Samara, Wolgograd liegen auf der Route, die Flüsse Wolga und Don gilt es ebenso zu bestaunen wie Astrachan mit dem gigantischen Wolgadelta ins Kaspische Meer, schließlich auf der Georgischen Heerstraße über den Großen Kaukasus nach Georgien – inshallah! Wir freuen uns, wenn ihr uns auch auf diesem Abschnitt rege begleitet.
Der Name Russlands stammt aus dem finnischen, RUS heißt Ruderer. Im 8. Jahrhundert fuhren/ruderten skandinavische Fernhändler, die Waräger, entlang von Dnjepr und Don ins Byzantinische Reich und gründeten gegen 750 eine erste Siedlung Ladoga am gleichnamigen größten See Europas nahe St. Petersburg. Im 9. Jhdt. wurde Kiew am Dnjepr Hauptstadt des aus zahlreichen autonomen Fürstentümern bestehenden Reiches https://de.wikipedia.org/wiki/Kiewer_Rus Mit dem kriegerischen Einzug der Mongolen im 13. Jhdt. wurde die Stadt weitgehend zerstört. Wie der Verlauf von Geschichte es so an sich hat gab/gibt es ein ständiges Auf und Ab, mit Kiew, der RUS, der Mongolei ….. doch zurück zu unseren Geschichten.
Sibirien begrüßt uns warm und sonnig. Die Landschaft erinnert an Eifel bzw. Hohes Venn, wenn nicht die zahlreichen Flüsse und die hohen, oftmals kahlen Berge eine andere Sprache sprechen würden. Spindeldürr, wie ausgezehrt von der Kälte Sibiriens, strecken die Bäume, verzweifelt wie es scheint, ihre kargen Äste der wärmenden Sonne entgegen. Die Straßen sind gut, jedoch von vielen Baustellen unterbrochen, trotzdem erreichen wir noch den Stadtrand von Ulan-Ude. Wir wollen es nochmal mit der Reparatur …JA! des Kühlschranks versuchen… von wegen Wodka und so ;-). Das wäre dann wohl der östlichste Punkt der Reise, passt doch! Nach vielen vergeblichen Versuchen und einer Odyssee durch die Stadt sowie unermüdlichem Nachfragen von Jürgen erreichen wir schließlich eine Werkstatt, die willens und fähig ist, uns zu eiskaltem Wodka zu verhelfen! Dauert ca. vier Stunden und kostet 35€. Hoffen wir, dass das arme geplagte Teil auch durchhält – Prost.
Auf der M55, auch Baikal genannt, die über weite Strecken an der Eisenbahntrasse der Transsib sowie am See entlang verläuft können wir immer wieder Blicke auf das Wasser erhaschen. Gegen Mittag finden wir einen Tunnel, der für Ive „passt“ und kommen in den Genuss eines wunderschönen Platzes.
Zu den Superlativen: der Baikal ist mit mehr als 1,6 km! der Welt tiefster See und besitzt das größte Reservoir flüssigen Süßwassers https://de.wikipedia.org/wiki/Baikalsee; das mit dem Alter hatten wir beim Saissansee (s. Zentralasien, Kasachstan 30.06. – 06.07.2017) strittig diskutiert. Etwa 2/3 der Tier- und Pflanzenarten kommt ausschließlich hier vor, wie die einzige nur im Süßwasser lebende Robbe. Der Omul und die Golom(janki), zumindest letzterer sieht aus wie er heißt…. sind die am tiefsten vorkommenden Süßwasserfische der Erde. Beide schmecken geräuchert sehr lecker vor allem der Golom macht seinem Namen „Ölfisch“ alle Ehre! https://de.wikipedia.org/wiki/Baikal-Ölfische
Die eisige sibirische Kälte lässt den riesigen See im Winter zufrieren und sorgt auch für viel Spaß: Eislauf, Schlittenfahrten und wohl überwiegend für die männliche Jugend auch Autodriften ist möglich. Es werden Straßen mit Verkehrsschildern angelegt, ob es Geschwindigkeitskontrollen gibt konnten wir nicht eruieren.
So wie die Seidenstraße keine einzelne Straße war, sondern ein Wegenetz, so ist die Transsib auch keine Einzeltrasse https://de.wikipedia.org/wiki/Transsibirische_Eisenbahn, sondern ein Schienennetz. Die Hauptstrecke von Moskau nach Wladiwostock ist mit mehr als 9000 km, für die 158 Stunden benötigt werden, die längste Bahnstrecke der Welt – und angeblich immer pünktlich, liebe Deutsche Bahn!
Bei Irkutsk besichtigen wir den Eisbrecher Angara https://de.rbth.com/kultur/2016/08/07/alle-mann-an-bord-fuenf-bekannte-museumsschiffe-in-russland_618701 und entlang des gleichnamigen Flusses geht´s nach Listwjanka an den See. Das idyllische Fischerdorf entpuppt sich als Touristenhotspot, aber nach einiger Suche finden wir einen schönen Platz oberhalb des Wassers wo der Baikal über einige 100m Breite in die Angara abfließt. Am Baikalsee gibt es eine Initiative, die sich um die Erschließung des Baikals durch den Bau von Wanderwegen um den See kümmert Great Baikal Trail – www.baikalplan.de. Danke für den Tipp, Claudia!
Am 01. September hat die Schule wieder begonnen und auf den Straßen sehen wir Kinder wie Jugendliche in ihrer uniformen blau- bzw. schwarzweißen Bekleidung schmuck herausgeputzt oft mit Blumen in den Händen. Die Mädels erinnern mich/Marion jedoch in ihrem Outfit an die Dienstmädchenbekleidung aus dem vergangenen Jahrhundert. Zur Feier des Tages wird in den Supermärkten kein Alkohol verkauft.


Mongolei
Routen Mongolei:

Leider sind die Positionsdaten vom 13. bis zum 24.08.17 nicht vorhanden.

26.08. – 28.08.2017 Der Weg zur russischen Grenze führt uns ca. 80 Km hinter UB am Meditationszentrum Aglag vorbei, eine neuen, in den Berg gebaute Klosteranlage mit vorwiegend künstlerischem Charakter. Der Künstler spielt mit der belebten und unbelebten Natur; aus Stein, Holz und Mineralien sowie Kombinationen davon erschafft er eine Umgebung, die immer wieder Erstaunen, Faszination, hier und da aber auch Ablehnung hervorruft. Beim Abstieg vom Klosterberg sehe ich/Marion – irgendwie passend zu den Dämonen und Monstern hier oben – die erste Schlange in der Mongolei. Unterwegs nach Amarbayasgalant, der letzten kulturellen Sehenswürdigkeit, die wir in der MGL anfahren, passieren wir riesige Getreidefelder, auf denen das Korn noch auf die Ernte wartet. Das Thermometer fällt auf 10 °C, zudem weht ein heftiger, eisiger Wind. Die Klosteranlage https://en.wikipedia.org/wiki/Amarbayasgalant_Monastery aus dem frühen 18. Jhdt. erlitt das gleiche Schicksal, wie viele Klosteranlagen im Land. Während der Repressionen in den 30er Jahren des 20. Jhdt. erlebte das Zentrum für buddhistische Lehren gewaltige Zerstörungen und nur der soliden Bauweise und dem Mut einzelner Mönche, die wertvolle Schriftstücke bei ihrer Flucht in die Berge versteckten, ist es zu verdanken, dass die Anlage auch heute noch bzw. wieder sehenswert ist. Über dem Tal liegt eine nahezu gespenstische Stille. Kälte, grauer Himmel und Nebel lassen Tristesse und Verfall als ersten Eindruck dominieren, beides fällt jedoch bei näherer Betrachtung vornehmlich im Innern der Tempel, einer Explosion von Farben zum Opfer.

 Der letzte Tag Mongolei, ein Land, das sich uns in der Tat, Irmi, mit vielerlei, meist wundervollen Gesichtern präsentierte. Es hat aber auch noch ein anderes Antlitz. Mit der Loslösung vom Sozialismus ist so Manches von der staatlichen Regelung in ein Strukturnirwana gefallen bzw. befindet sich im Zerfall. Viele Menschen leben in Armut unter extrem widrigen (klimatischen) Verhältnissen, das Land verfügt aufgrund seiner Größe bei geringster Siedlungsdichte kaum über Infrastruktur. Über die mangelhaften Pisten und Straßen haben wir oftmals berichtet, aber z. B. auch die Entsorgung von Müll ist ein – nicht nur in der Mongolei – ungelöstes Problem, das durch die Nomadenkultur verschärft wird. Nach nomadischer Tradition verbleibt alles, was nicht mehr benötigt wird, am Lagerplatz zurück. Im Zeitalter von Naturprodukten kein Problem, seit Plastik, Glas und Co. jedoch ein riesiges. Ferner verbot der buddhistische Glaube über lange Zeit sehr strikt die Zerstörung von Mutter Erde durch graben und einbringen von Kadavern und Leichen z.B. und so bleibt auch heute noch jedes Tier dort, wo es verendete, liegen; für unsere Augen insbesondere bei großen Tieren wie Pferden und Kamelen ein gewöhnungsbedürftiger Anblick. Bei menschlichen Leichen verfährt man heute nicht mehr so und ist von der Himmelsbestattung https://de.wikipedia.org/wiki/Himmelsbestattung zur Erdbestattung übergegangen.
„Wer sich beeilt, friert“ – so das mongolische Sprichwort. Das bedeutet für Hektik, Stress, Jäh-Zorn etc. ist – außer im Auto in UB – kein Platz, das würde zu viel Energie benötigen in einem Land, in dem überwiegend Winter-Ruhe herrscht. Aber Engagement und mittelständisches Unternehmertum ist auch (zu) rar gesät.

Heute sind wir 11 Monate unterwegs. Der Weg nach Sibirien führt am Orkhon entlang, eine letzte Nacht am See ohne Namen und unsere sechs Wochen Mongolei werden Geschichte sein. Knapp 4000 Kilometer durch ein faszinierendes Land, davon etwa 2/3 Piste, die selten Freude am Fahren bereitet hat.

25./26.08.2017 Wir verlassen UB nach Norden, nicht ohne uns zuvor zu verabschieden: von der umtriebigen Guesthouse-Crew, von Gerty und Herman (s. Begegnungen) – insbesondere natürlich Minouk von Lucca – und wir von Frank, der uns bei den Schweißarbeiten mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat sowie mit Tipps und Hilfe immer zur Stelle war. Herzlichen Dank dafür, es hat Freude gemacht, dich persönlich kennen zu lernen: https://www.de.mongoleiverliebt.blogspot.com

Liebe Edtih, aus der Ferne grüßen wir dich herzlich gerne, wünschen zum Geburtstag alles Gute, du feierst – ich vermute!? Im Geiste trinken wir ein Gläschen mit, dass du mögest bleiben fit! Bitte Grüße auch den „Rest“ und wünsche ihnen: All the best!

24./25.08.2017 Unsere Reisepässe mit den RUS-Visa sind da! Nach den Recherchen hier vor Ort hat sich das Paket bereits seit dem 18. oder 19.08. in der Mongolei/UB aufgehalten. Es erscheint für uns Vieles sehr unsortiert/unstrukturiert bis gleichgültig, was zahlreiche Gespräche mit MGL-Kennern bestätigen! Ohne das stete Nachfragen meinerseits/Marion und die Telefonate durch das Guesthousepersonal bei UPS/MGL hätten wir unsere Sendung wohl kaum (in der Zeit) erhalten. UPS MGL ist noch nicht mal in der Lage, zugestellte Pakete ordnungsgemäß zu registrieren, denn heute früh bekam ich eine UPS-Mail, dass nach dem Paket gesucht wird!
Dank Jürgen ist Ive wieder fit, allerdings ohne Kühlschrank. Zu einer Reparatur waren die Mongolis nicht in der Lage bzw. nicht willens. Nun denn, ist eh weiterhin kalt, auch wenn die Sonne wieder scheint Das Wichtigste: wir sind alle vier fit, die RUS-Visa sind da und wir rollen wieder!

20.08. – 23.08.2017 Reisetag Nr. 325, wir erreichen die Hauptstadt Ulan-Bator mit etwas mehr als 37Tkm auf dem Zähler und beziehen am Oasis Guesthouse http://guesthouse-oasis.mn unseren Stellplatz Nr. 216. Vor etwas mehr als einem Jahr war es eine fixe Idee, hierher zu fahren – zum Schnitzel essen und Bier trinken, wie Lästermäuler behaupteten. Ok, ja, ist aber echt lecker nach so langer Zeit, ein guter Kaffee auch, aber unsere Idee war es, auf dem Weg >GoEast 100 Längengrade zurückzulegen. Breitengradmäßig liegt UB in etwa auf der Höhe unseres Heimatortes Kohlscheid (ca. 50 °), im Längengrad unterscheiden sich beide um genau die 100 °. Entsprechend stellt die Stadt für uns den Wendepunkt der Reise dar und wir begießen den Anlass mit dem kühlen Weißwein, den Gertrud uns gegen Heimweh mit auf die Reise gab http://www.weingut-pruem.de, eine Wehlener Sonnenuhr, Spätlese Halbtrocken, 2007, köstlich! Herzlichen Dank, Gertrud, für das Stückchen Heimat in der Ferne! Heimweh? Nein, aber ab und an Sehnsucht liebe Menschen zu sehen, in den Arm zu nehmen, mit ihnen zu reden und hautnah Anteil zu haben….

Gegründet gegen Ende des 18. Jhdts. als fester Sitz des Oberhaupts des Lamaismus in der Mongolei, des Bogd Gegeen – die Klosteranlage führte seit dem 17. Jhdt. ebenfalls ein Nomadenleben – am Handelsweg von Peking nach Irkutsk gelegen, ist UB https://de.wikipedia.org/wiki/Ulaanbaatar mit rund 1.3 Mio. Einwohnern die einzig nennenswerte Stadt des Landes und Wirtschafts-, Handels-, Kultur- und Chaoszentrum. Auch wenn die City vergleichsweise modern erscheint, ist UB bis heute zu vom Nomadentum gekennzeichnet, so gibt es noch zahlreiche Gersiedlungen, viele Bewohner besitzen Viehherden, die auf dem Land gehütet werden und ab Oktober, dann gibt es auch tagsüber Frost, hängt an Balkonen und Toren Schlachtvieh. Als Superlativ hat sie eben zu bieten, dass sie die kälteste Hauptstadt der Welt ist/sein soll; nun denn, wir wollen ja nicht länger bleiben. Wie heißt es: erstens kommt es anders, zweitens als man denkt!?
Es ist kalt, regnet oft und heftig, den schönen Garten können wir kaum genießen und unsere vor 12 Tagen in D per Express versandten Russlandtouristenvisa sind, natürlich incl. Reisepässe, auf dem Weg über China und Korea verschollen. Noch hoffen wir, Montag muss Plan B her, wie der genau aussehen wird? Inshalla oder Ooommm!? Drückt uns mal wieder die Daumen!
Um uns herum stranden Reisende fast aller Kontinente (Amerika Nord und Süd, Australien, Europa), warten auf Ersatzteile, reparieren, genießen die Oase und halten inne, tauschen Tipps und Erfahrungen aus, lassen sich bestaunen/bewundern….
Zum Guesthouse: Das Parken ist für größere Fahrzeuge teuer und sehr eng; Duschen und WC ok – sauber und ausreichend; dem Wäscheservice mangelt es an Trockenmöglichkeit, bei dem schlechten Wetter ein Problem; das Essen ist gut – Schnitzel mit Pommes halt ;-), einzigartig ist das Vertrauen in die Gäste, jeder nimmt sich bzw. bestellt was er braucht, trägt es in seine Liste ein und bezahlt bei Abreise – leider unvorstellbar in Europa!

Die Reparaturarbeiten nehmen dank Jürgens unermüdlicher organisatorischer Aktivitäten gaaanz langsam Gestalt an, will heißen Ölwechsel ist gemacht, der Astabweiser  bei der Schweißerin, der Kühlschrank immer noch kaputt, braucht bei den Temperaturen eh kein Mensch! Ich/Marion habe einen Wäschemarathon hinter mir, das Bad ist geputzt….
Auch wenn das Guesthouse eine Art Refugium ist, wir wollen (wissen, wie) weiter. Die Stadt hat wenig Reizvolles zu bieten, außer man liebt das absolute und selbst gestrickte Chaos, zu dem die Verkehrspolizisten einen nennenswerten Beitrag liefern. So war das Treffen mit Gangaama z. B. sehr schön, der 5km-Tripp mit dem Bike in die Stadt hat uns jedoch nahezu 1! Stunde gekostet, mit Ive ist es ähnlich mühsam. Es macht einfach keinen Spaß, unterwegs zu sein und der Shoppingausflug war nach 15 Minuten beendet, mir/Marion fehlte einfach die Stimmung aufgrund der völlig unnötigen Widrigkeiten um uns herum. Ok, habe in der Zeit ein Kaschmirkleid und eine Schafwolljacke für zusammen knapp 100€ gekauft, super schön und sooo weich!

15.08. – 19.08.2017 Für uns, besser gesagt für Ive, ist es nicht möglich, die Geierschlucht Yolyn-Am im Westen Dalandzadgads gelegen, als Rundweg zu fahren, er ist zu dick! Also schaukeln wir zunächst von der Nordseite in die Klamm und legen die letzten Kilometer zu Fuß zurück. Immer enger rücken die Felswände zusammen und je näher wir der Engstelle kommen umso kühler bzw. kälter wird es. Dort, wo die Sonnenstrahlen den Boden kaum erreichen gibt es bis weit ins Frühjahr hinein Eis in der Gobi. Nahezu eisig ist auch das Nass, das der kleine Fluss führt. Waren wir im Khongoryn Els auf „nur“ 1.300 m und oben auf dem Sandhaufen nochmals ca. 200 m höher, so sind wir im hiesigen Teil des Naturparks Gobi Gurwan Saichan immerhin auf 2.300 m. Leider wird der Parkbereich um 18:00 Uhr geschlossen, wir würden die Südseite mit ihrem zweiten Engpass auch gerne sehen und so verlassen wir die Geierschlucht wieder, umfahren das Gebirge bis wir aus Süden kommend den zweiten Vorstoß machen – mit Ive bis zum Nadelöhr und mit den Betas hindurch. Der Wettergott hat unseren Aufenthaltsort herausgefunden und so sinken die Temperaturen in der Gobi um gut 20 °C und der graue Himmel weint viele dicke Tränen! Das Intermezzo ist nur von kurzer Dauer, am nächsten Tag ist es wieder lecker warm. Wir verlassen die Gegend und wählen eine Abkürzung zur Asphaltstraße, was die Querung von vier Flusstälern mit ganz schön steilen Ab- und Auffahrten zur Folge hat, einmal kneifen wir – suchen und finden eine Alternative – im Grunde jedoch eine willkommene Abwechslung zum ewigen zermürbenden Wellblech.
Vor Dalandzadgad dann wieder Asphalt bis ca. 40 Kilometer vor der letzten Destination vor Ulan-Bator, dem Abstecher zur Weißen Stupa/Tsagaan Suvarga. Wir fahren nicht den direkten Weg, sondern eine Schleife Richtung Rote Klippen, das bedeutet nur leider Wellblech der übelsten Sorte und unser Astabweiser macht mehr und mehr die Grätsche. Hoffentlich hält er bis U-B, wo eine umfassende Reparatur auf der to do Liste steht. Drückt uns die Daumen…. Während wir so, jeder in Gedanken versunken, durch die flache recht eintönige Landschaft über die Piste kriechen, rumpeln, poltern….. zweifeln wir, ob das Ziel den Weg wehrt ist – hier gilt eindeutig NICHT: der Weg ist das Ziel! Die Sonne zeichnet bereits tiefe Schatten in die Landschaft, als plötzlich die Piste an einer Plattform mit Ovoo endet, abrupt geht es ca. 80 m tief hinab, ein Blick in farbenprächtige Felsformationen, keine Rede von „weiß“, alle Schattierungen des Farbspektrums von ocker bis violett leuchten uns entgegen; Felsenformationen erscheinen wie gigantische Pilze, an anderer Stelle wie sanfte buntgefärbte Zuckerhügel auf Torten, bzw. wie Säulen aus dem Boden wachsend. Nach wenigen Hundert Metern endet der Spuk und die Ebene bereitet sich wieder aus, als sei nichts gewesen. Ein atemberaubendes, hoffentlich nicht astabweisermordendes, Schauspiel der Natur. So etwa ab 17:00 Uhr werden Touristen aus den Schrei-Bussen ´ausgestoßen´, it´s Photosession, gegen 20:00 Uhr sind wir wieder allein in der Wüste, betrachten den Abendhimmel und bestaunen große Sternschnuppen, die am Firmament entlang ziehen und nur langsam in der Atmosphäre verglühen.
Einen Monat sind wir in der Mongolei, rund 2000 km Piste und insgesamt etwa 2500 km gefahren. Noch trennen uns rund 500 km von Ulan-Bator und dem Guesthouse Oasis. Die Temperaturen sind mal wieder auf Talfahrt, es regnet.

13.08. – 14.08.2017 Später als erwartet haben wir gestern (12.08.) Bulgan kurz vor Bayan Zag erreicht. Die Gründe: kurz vor der Abfahrt bekamen wir noch Besuch von einem Paar aus Shanghai (Franzose und China-Deutsche), die sich für Ive interessierten und dann war die Piste über weite Strecken wieder übles Wellblech und wir waren gezwungen, Ive unterwegs neu zu verbinden. Die Landschaft entlang des Gurvan Saykhan Massivs musste wieder für Entschädigung herhalten – was ihr auch gelang. Überhaupt war die Wüste auch heute wieder viel grüner als erwartet. Durchweg gab es Grün für die zahlreichen Ziegen, die die Mongolei zu einem der weltgrößten Kaschmirproduzenten machen. Einziges Problem: die Viecher fressen das Gras, anders als Schafe, mit der Wurzel und nachhaltige Weidewirtschaft ist hier nicht unbedingt Thema erster Priorität. In Bulgan konnten wir unsere Vorräte nur sehr begrenzt auffüllen… aber es gab zumindest kaltes Bier, nur leider kein Brot, na, besser als umgekehrt. An einem Garten abseits des Dorfes machten wir Quartier und während wir so draußen saßen, kam ein Pärchen auf dem Moped von der Ernte und schenkte uns eine Melone, mehrere Gurken und Tomaten – die schmecken wie aus Papas Garten, super, so inmitten der Gobi! Die Möglichkeit, Internetzugang zu haben nutzen wir natürlich aus. Ich/Marion freue mich sehr darüber, das sich Heidi aus Regensburg meldet und wir das Foto von dem netten Mädelsabend mit Jürgen als Hahn im Korb (nicht auf dem Foto ;-)) auf den Blog bringen dürfen (s. Begegnungen…) und sich auch Gangaamaa gemeldet hat. Evtl. klappt es ja mit einem Treffen in U-B.
Bayan Zag erreichen wir dann schnell, es ist einer der Jurassic Parks der Mongolei, in den Sedimenten wurden zahlreiche Skelette von Dinosauriern gefunden, einer der Giganten ist im Museum in Ulan-Bator ausgestellt. Zudem kommen Touristen wegen der Flaming Cliffs zu Besuch. Wie Monument Valley im Westentaschenformat wirkt die Szene. Nur, liebe Angela, der Rotwein hier ist viiiiel schlechter…. Zum ersten Mal ist es heiß in der Mongolei. Das Quecksilber klettert Richtung 40 °C was unseren Bewegungsdrang einschränkt. Lesen, duschen, essen, trinken, das Abendlicht auf den Felsen genießen sowie einen phantastischen Sternenhimmel, natürlich mit Milchstraße und Sternschnuppen – wieder einmal traumhafte Erlebnisse. Die Piste bis nach Dalandzadgad https://de.wikipedia.org/wiki/Dalandsadgad ist recht gut und in der Stadt finden wir nach einigen Anläufen eine Werkstatt, die LKW-Reifen flickt. Die Reparatur war gar nicht so einfach, aber letztendlich rollen wir nach ca. fünf Stunden mit funktionsfähigem Reservereifen und kreuzgetauchten Rädern vom Hof.
Einkaufen war angesagt – die Vorratshaltung ist wegen des defekten Kühlschranks noch immer ein Problem, das uns auch bis U-B noch begleiten wird. Am Rande der Stadt schlagen wir Nachtlager 212 auf, trinken kaltes Bier, s.o., Rotwein aus Italien, den Jürgen zur Feier des Tages spendiert hat und essen zu Abend. Noch zur Geierschlucht bevor es nach Norden Richtung U-B geht.

Mongolei/Gobi, Plattfuß und der Ring of Fire/ Jürgen
Wie Marion ja schon auf dem Reiseblog beschrieben hat, haben wir kurz vor Sevrei den obligaten Plattfuß eingefahren. Na ja, wir hatten natürlich ein Reserverad, das nach der Montage vorne rechts unseren Ive wieder in‘s Lot gebracht hat. Aber, wie heißt es so schön: ‚Ein Reserverad ist kein Reserverad‘. In der Situation waren wir dann, aber ich habe die Statistik bemüht, war unser erster Plattfuß nach mehr als 70.000 km, sollte also klappen. Weiterhin wusste ich von der Länge der bevorstehenden Wüstenetappen und wir hatten ja immer noch unsere Tochterboote (Betas) dabei, um im Notfall Hilfe zu holen. Wie auch immer, wir sind die etwa 300 km ohne Reserverad bis Dalandzadgad gefahren, hat geklappt.
Auf so einer Reise erlebt man aber wirklich die tollsten Sachen. In Dalandzadgad haben wir eine Werkstatt gefunden, die LKW-Reifen repariert. Wohl normalerweise etwas kleinere als den 120 kg Trumm unseres Ive, aber davon haben sich die Mongolis nicht abschrecken lassen. Also zuerst Mal den kaputten Reifen vor die Werkstatt geschoben. Dann, wie auch in Europa bekannt, einen Einziehflicken mit entsprechendem Werkzeug in das Loch gezogen (Schlauchlosreifen) und vulkanisiert, danach Luft eingefüllt. Hat leider nicht funktioniert, es kam immer noch Luft aus dem Loch. Nachdem drei Flicken eingezogen wurden und die Sache immer noch nicht dicht war, war klar, das klappt so nicht. Der Chef hat mich dann mit nach hinten genommen und aus einer Kiste ‚den Problemlöser‘ herausgezogen: ein Deckenpflaster. Das Teil kannte ich aus meiner Phase als Landwirt, ist etwa 40 Jahre her und in Deutschland, soweit ich weiß, strengstens verboten. Ich habe nur genickt, ist ok!
Also die Decke von der Felge gewuchtet, natürlich ohne Maschine, sondern mit Muskelkraft und langen Montiereisen. Meine Rolle beschränkte sich auf das Kontergewicht auf dem Rad, damit dieses nicht umschlägt. Wie auch immer, Decke abgezogen, Durchschlag entfernt (EIN HOLZSTÜCK!!!) Reifen von innen aufgeraut, Vulkanisationslösung aufgetragen und Flicken aufgebracht. Hat gehalten! Anschließend Decke wieder auf die Felge (klar: ich Kontergewicht) und Pressluft rein. So sollte es sein, aber der Kompressor war nicht in der Lage, soviel Pressluft zu liefern, dass die Decke auf das Felgenhorn gesprungen ist. Was jetzt???
Und dann kam etwas, das ich bisher nur aus dem Internet und YouTube kenne. Die Nachfahren Dschingis Kahns haben Propangas in den Reifen geleitet und dann: Feuer frei.
Gut, der erste Versuch ging in die Hose, der arme Kerl, der mit einem Feuerzeug die Bombe entfachte hat sich ziemlich die Flossen verbrannt und die Decke wollte nicht so recht. Also zweiter Versuch, diesmal mit Gasbrenner als Zünder. In der Tat stand wirklich der ganze Reifen in Flammen, entlang der Felge waren blaue Flammen zu sehen und plötzlich gab es ein sattes ‚Plopp‘ und die Decke sprang über das Felgenhorn. Pressluft rein, Ventil eingedreht und fertig war die Laube.
Danach habe ich dann, da ich ja schon mal dabei war, die Räder gedreht (links/vorne nach rechts/hinten usw.) und bin nach etlichen Stunden vom Hof gerollt. Ich habe meine fast 62 Jahre gespürt und mich, nachdem wir einen Platz für die Nacht gefunden haben, mit einem kalten Bier belohnt.

07.08. – 12.08.2017 Die Fahrt durch die Gobi ist wüst. Sand, Fels, Steine und vor allem Wellblech haben wir unter den Stollen und es kommt, wie es irgendwann einmal kommen musste: Ive hat einen Plattfuß. Jürgen bemerkt das Leck kurz vor Sevrei. Also gibt es zum Feierabendbier und leckerem Essen noch die Vorbereitungen für den morgigen Reifenwechsel. Sturm kommt auf und nachts regnet es heftig, wir sind halt in der Wüste. Ich glaube, dass wir als Regenmacher eine zuverlässige Erwerbsquelle hätten. Der Reifenwechsel findet dann doch im Trockenen statt, nur ist leider im Ort niemand, der den Plattfuß reparieren könnte, also weiter. Die Piste zum Khongoryn Els, eines der großen Sanddünengebiete der Südgobi, verläuft über weite Strecke quer zum Zöölön Uul (Uul = Berg), entsprechend ähnelt der Verlauf dem einer Raupenbahn. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt ab auf Wandertempo, noch eine Teepause und den Els (= Sandwüste) gequert und wir sind drin, im wunderschönen Dünengebiet, umgeben von Bergen, durchzogen von einem breiten grünen Oasenband, das der Fluss Khongor wie eine Fata Morgana in die Landschaft zaubert, atemberaubend. Am Fuß der höchsten Erhebung im „Ort“ Khongor, dem Touristenmagnet, richten wir uns ein Khongoryn Els (43° 30′ N, 103° 10′ O). Wir können es kaum glauben sogar diesen Punkt im Süden der Mongolei erreicht zu haben. Vor weiteren Aktivitäten heißt es jetzt erst mal „Luft holen“, ausruhen! Stundenlang beobachten wir das unterhaltsame Programm der Lichtspiele von Sonnenunter- und Mondaufgang.
Per Füßen, Pfoten und Reifen erkunden wir die Gegend. Wie könnte es anders sein, Jürgen spielt natürlich auch noch im Sandkasten. Spaß im Sand? Das braucht vier Reifen finde ich/Marion! Während wir uns mit der Betrachtung der Landschaft begnügen und die Touristenströme betrachten, die teils mit Schlitten bzw. Snowboards beladen die Düne erklimmen oder es beim Versuch belassen und dabei ihre Spuren hinterlassen, ist Minouk der Ansicht, dass umfangreichere landschaftsgärtnerische Gestaltung von Nöten ist: Er buddelt Büsche aus, versetzt Sandhügel, gräbt tiefe sowie lange Löcher und dezimiert den Bestand an Eidechsen. Ab und an vertreibt er noch Kamele bzw. Pferde von seinem Grundstück. Wir besteigen natürlich – wie es sich gehört – den mehr als 200 m hohen Sandhaufen und das gleich zweimal. Bei unserer Erstbesteigung ist es so stürmisch, dass ich die Kamera im Auto lasse. Sie schwächelt ohne hin, wie der aufmerksame Bildbetrachter evtl. festgestellt hat. Der Anblick von der Höhe ist jedoch so atemberaubend schön, das wollen wir nicht nur in Gedanken festhalten und so erklimmen wir den Gipfel am nächsten Abend erneut. Grenzwertig, hatten wir doch schwere Beine vom Tag zuvor und von den Motorradausflügen! Nun, wir genehmigen uns einfach noch einen Ruhetag, denn auch das Wetter ist einfach zu schön! Einziges Manko: das Bier geht zu Neige und ach ja: Internet gibt es auch keins! Wir brechen auf nach Bayan Zag.

03.08. – 07.08.2017 Unser Badeausflug in Khujirt fällt ins Wasser. Heißt: Wir bleiben trocken. Inspiriert von den Erinnerungen an die heißen Quellen in Pamukkale und Thermopyles sowie dem Bedürfnis nach Wärme haben wir unsere Route entsprechend geplant. Aber anders als es der Trescher-Reiseführer vermuten lässt, bietet Khujiert mit seinen heißen Quellen keine Genussmöglichkeit für Individualreisende. Entweder man hat ein Rezept oder mietet sich für mindestens drei Tage irgendwo ein, nach Beidem steht uns nicht der Sinn und so fahren wir weiter nach Arvaikheer Richtung Süden. Unser Nachtlager schlagen wir auf einer Edelweißwiese auf und wie so oft fallen mal wieder die Temperaturen und der Regen. Der zentralasiatische bzw. mongolische Sommer erfüllt unsere Erwartungen in keiner Weise. Das Wetter ist mitnichten beständig, sondern ein ständiges Auf und Ab an Temperaturen sowohl am Tag als auch zwischen Tag und Nacht, ferner sind heftigste Gewitter häufig, mit denen oftmals Stürme einher gehen. Wir hoffen auf die Wüste Gobi bevor es nach Sibirien geht!

Irgendwo unterwegs prangt in einem Berg das Sojombo-Symol, das wir des Öfteren, z. B. auf der Flagge sehen, denn das Schriftzeichen aus der mongolischen Silbenschrift des 17. Jhdts. dient als nationales Symbol. Die Elemente tragen – in der Mongolei – folgende Bedeutung: Die drei Zungen des Feuers symbolisieren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, das Feuer selbst Wohlstand und Erfolg. Sonne und Mond stehen für den Himmel. Die Dreiecke deuten auf Pfeilspitzen hin, welche die Gegner niedergerungen haben. Die Dreiecke stabilisieren die runde Form und weisen auf die Ehrlichkeit und Gerechtigkeit der Mongolen hin. Die Yin-Yang-Zeichen sind hinlänglich bekannt als einander bedingende Gegensätze, die sich zu einem Ganzen vervollkommnen. Die aufrechten Rechtecke stehen für Zusammenhalt und Stärke was in dem mongolischen Sprichwort „Zwei Menschen in Freundschaft sind stärker als Mauern aus Stein“ Ausdruck findet.

Zum ersten Mal auf der Reise befahren wir Pisten durch Grassteppe und kommen gut voran, da der Untergrund meistens weich ist. Einziger Nachteil: Der Regen hat den Boden aufgeweicht, so sind hier und dort Schlammpassagen entstanden. Aber wir meistern die Herausforderungen und kommen auch dank Peter und Margrits „roadbook“ zügig bis nach Guchin-Us, wo wir oberhalb des Dorfes campen. In Arvaikheer auf dem Markt hatten wir Gelegenheit zu einem Einkauf von frischen Produkten und so gibt es zu gegrillten Lammkoteletts Gurkensalat und Grillbrot mit würziger Zwiebel-Schnittlauchpaste – sehr lecker! Zum ersten Mal während unseres Aufenthaltes im Land kommen Mongolen, eine junge Familie auf dem Motorrad, und beschenken uns mit getrocknetem Joghurt. Vom Ort her gesellen sich Mutter und erwachsener Sohn, der mit der Familie auf Urlaub aus Kanada bei seinen Eltern weilt, hinzu. Beide sprechen gut bzw. sehr gut englisch, sie sind auf der Suche nach ihren Kühen, wollen sich erkundigen, ob wir Hilfe benötigen sowie einen Plausch halten. Natürlich gibt es auch eine Führung durch die Wohnkabine von Ive, um die Neugier zu befriedigen. Im Gegenzug werden wir in das Ger der Familie gebeten, probieren süßen getrockneten Joghurt, erhalten eine ganze Tüte als Geschenk und erfahren einiges aus dem Dorfleben: Es gibt einen Kindergarten und eine Schule mit 400 Schülern und 28 Lehrern, ein Krankenhaus, Shops und Tankstelle sowieso; die freundliche Dame war Russischlehrerin, hat in Moskau studiert, ihr Mann in Irkutsk. Jetzt sind beide im Ruhestand, leben Sommer wie Winter im gemütlichen Ger und haben 10 Kühe. Wir wollen noch Bier kaufen bevor wir Guchin-Us verlassen. Auf dem Weg zum Shop versenke ich Ive fast in einer Schlammpassage, aber halt nur fast und es gelingt Jürgen mit seiner langjährigen Erfahrung aus der Landschaft auf dem Trecker Ive zu befreien. Wir queren die Senke der Gobi-Seen. Seen sehen wir nicht, was wir sehen wollen wir nicht sehen, es sind immer wieder tiefe und lange Schlammpassagen, die wir irgendwie umfahren, durchfahren bzw. was auch immer müssen. An eben solcher Stelle, die ich/Marion gerade gemeistert habe, stellt sich die Frage: to see or not to see? Ein Landcruiser hat sich saublöd festgefahren. Wir sind nett und freundlich, evtl. auch mal auf Hilfe angewiesen und fahren ein Stück zurück und packen unser Equipment aus. Nach ca. 25 Minuten darf ich/Marion mit Ive´s Hilfe den Landcruiser aus seiner misslichen Lage befreien. Aber auch vor uns liegen noch zahlreiche Schlammpassagen, die schlimmsten sind jedoch passé, die Landschaft wird trockener. Grassteppe geht in trockene Steppe über. Große Herden von Schafen, Ziegen, Rindern, Kamelen und immer wieder Pferden – es gibt deren mehr als Menschen in der Mongolei – bringen Abwechslung in die Landschaft, anders als die Gers, die nur äußerst spärlich in der Natur verteilt sind. Die Berge des Gobi Altai rücken näher und zaubern wunderbare Bilder in den Blick. Trotz der Widrigkeiten des Tages erreichen wir früh unseren Etappenplatz bei Bogd am Rande des Gobi Altai. Es wird ein wunderschöner Abend: grillen, Bier, Sonne, die auf ihrem Weg nach Westen unsere Kulisse in immer wieder neue Farben taucht. Es gibt kein Internet und so müsst ihr mit weiteren Reiseinfo wieder etwas länger warten, denn wir erreichen auch die nächste Siedlung, Gurvantes, nur bis auf knapp 50 km, zu schlecht ist die Piste, um die 230 km durch den Gobi Altai und über den Trans Altai Gobi an einem Tag zurück zu legen. Wir kommen der Wüste Gobi langsam näher: Saxaul wird das dominierende Gewächs, Trampeltiere die vorherrschende Tierart und vermehrt taucht Sand auf. Immer wieder wird unser Blick in unendliche Weiten entführt, wir sehen den ganzen Tag keinen Menschen. Trotzdem sind wir gewiss, dass es den Homo sapiens auch hierher verschlagen hat: hier und da erkennen wir Gers in der Ferne, am Wegrand finden sich Überreste von KFZ, meist sind es Reifen bzw. Teile davon und immer wieder markieren Flaschen in unterschiedlichen Zerstörungsstadien den Pistenverlauf. Auch gerne werden Schuhe zurückgelassen, das ist verständlich zieht es einem bei den schlechten Wegen doch glatt die Schuhe aus. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit nach Gurvantes liegt deutlich unter 20 km/h…

Liebe Cordula, liebe Christina, Curt Goertz sagte, ´man sollte die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Aber man sollte auch dafür sorgen, dass sie so kommen, wie man sie nehmen möchte.´ Bei diesem Bemühen sei euch viel Glück für das kommende Lebensjahr beschieden, dann kann es nur ein gutes werden ;-). Alles Gute leider nachträglich zum Geburtstag wünschen wir aus der Ferne ganz herzlich.

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31.07. – 03.08.2017 Wir passieren den 100. Längengrad Ost und kommen unserem Wendepunkt der Reise immer näher. In der Flussaue des Tsenkheriin unweit von Tsetserleg haben Margrit und Peter ein wunderschönes Plätzchen gefunden und wir verbringen eine gute Zeit. Gemeinsam waschen macht einfach viel mehr Spaß! Dank euch auch für die reichhaltigen Infos zur Tour durch die Gobi, die Russlandlandkarte und anregende Gespräche. Kommt gut heim ihr Enduros! In Tsetserleg schauen wir noch das Kloster Zayain Khuree, heute Museum und die Tempelruine hoch am Bulgann uulan an, bevor es weiter >GoEast geht. Gegründet im 17. Jhdt. gehörte das Kloster zu den zentralen religiösen Stätten der Mongolei, wurde im 19. Jhdt. von russischen und chinesischen Händlern buchstäblich eingekreist und so zum Handelszentrum. Damit entging es weitgehend den in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts erfolgten antilamaistischen Zerstörungen.
In Kharkhorin, im wunderschönen Orkhontal gelegen, übernachten wir vor den wenigen Überbleibseln der einstigen Hauptstadt des Weltreiches der Mongolen, Karakorum https://de.wikipedia.org/wiki/Karakorum_(Stadt) sowie der daneben gelegenen Klosteranlage Erdene Zuu. Diese erste große Klosteranlage aus dem 16. Jhdt., umgeben von einer 4 x 400 m langen Mauer mit 108 Stupas (Grabhügel/Reliquienbehälter… https://de.wikipedia.org/wiki/Stupa) war über Jahrhunderte wichtigstes Zentrum des Buddhismus https://de.wikipedia.org/wiki/Buddha im Lande. Als Gründer des zu den fünf Weltreligionen gehörenden Buddhismus wird Siddharta Gautama https://de.wikipedia.org/wiki/Siddhartha_Gautama angesehen, der aus der Zeit ca. 500 Jahre vor Christus stammt. Verschiedenste Tempel für unterschiedliche Buddhas/Erwachte sind rekonstruiert bzw. erhalten, denn die Anlage wurde immer wieder, zuletzt 1938, zerstört und neu aufgebaut. Seit 1990 ist neben dem Museum auch wieder aktives Klosterleben vorhanden. Im Lavrantempel wohnen wir einer Gebetszeremonie bei. Leider ist Fotoverbot. Das Ganze gestaltet sich auch eher als eine akustische Erfahrung aus Kanon artigen Sprechgesängen, untermalt von Klangelementen, die durch Blechschalen und Blasinstrumente erzeugt werden. Wie mittels eines Weihrauchschwenkers werden herrlich aromatische Duftinkredenzien verbreitet. Gläubige tragen in Stoff eingehüllte Skriptblätter, eine Art heiliges Buch, von A nach B, wobei uns weder bekannt ist, was die Schriftblöcke enthalten noch was A und B sind. Andere berühren mit Schädeldach bzw. Stirn irgendwelche Gegenstände, berühren mit gefalteten Händen Scheitel-, Hirn- und Halschakra, alles geht sehr ruhig vor sich, aber es stört sich auch niemand am ständigen Kommen und Gehen der Gläubigen und Touristen.

27.07. – 29.07.2017 Wider Erwarten erreichen wir den Khorgo-Terkhiin Tsagaan Nuur Nationalpark bei Tariat bereits am zweiten Fahrtag. Hinter Tosontsengel haben die Mongolen über weite Strecken so hell- bis dunkelgraues Zeug auf den Pisten verteilt, das eignet sich super zum schnelleren Vorankommen, ist zur Nachahmung empfohlen! Im Dorf Tariat gibt es kaltes Bier und gutes Internet. So bleiben wir am Parkeingang für die Nacht. Der See, Weißer See genannt, weil er bis in den Mai hinein mit Eis bedeckt ist und als einer der schönsten in der Mongolei beschrieben, liegt auf 2.000 m Höhe. Der Khorgo Uul hat seine vulkanische Aktivität vor etwa 8.000 Jahren eingestellt, sein Krater misst 200 m im Durchmesser und ist ca. 80 m tief. Die Landschaft ringsum ist deutlich von vulkanischer Aktivität geprägt wie z. B. Lavafelder und -blasen, von den Einheimischen als Lava-Gers (Ger = Jurte) bezeichnet. Wir bekommen erste Kontakte zu Einheimischen, sie wollen Waldbeeren verkaufen, benötigen Kettenspray und Feuer. Auf einem Spaziergang treffen wir auf Wildrhabarber, Enzian und zwei Rentnerpaare aus Süddeutschland, mit dem Flugzeug eingereist und nun mit Fahrer und Führer im Land unterwegs.

 Liebe Raquel, zum Geburtstag wünschen wir dir aus der Ferne 365 Tage Glück, 52 Wochen Gesundheit, 12 Monate Zufriedenheit und vor allem ein Jahr voller Lebensfreude. Genieße einen besonderen Tag sowie die anstehende Urlaubsreise. Und weil es mit dem Telefonat nicht geklappt hat zumindest ein Geburtskuchen 😉

29.07. – 31.07.2017 Wir kommen mit Gangaamaa Purevdorj ins Gespräch, eine in Süddeutschland lebende Mongolin, die ihre Sommer in der Stammheimat verbringt und aktuell zwei deutsche Reisende, Cornelia und Heidi betreut http://mongolei-berg-saikhan.com. Viel erfahren wir über sie und ihre Mongolei. Mit den drei Mädels verbringen wir einen ausgesprochen kurzweiligen Abend, herzlichen Dank dafür. Nur zur Info: Wodka kann man auch warm trinken. Aber das eiskalte Bier von euch war schon eine tolle Idee!
Weiter geht´s nach Tsetserleg, um uns die Klöster anzusehen https://de.wikipedia.org/wiki/Tsetserleg, zudem steht ein Treffen mit Margrit und Peter auf dem Programm.

 

24.07. – 27.07.2017 Wir teilen uns die Wiese bei Songino mit Yaks, Rindern und Pferden, zweimal kommen Einheimische zur kurzen Begrüßung. Im Allgemeinen sind die Mongolen bislang sehr zurückhaltend. Durch eine traumhaft schöne Landschaft führen Ausflüge mit Füßen und Pfoten. Wilde Nelken, Zwergastern, Kamille, Edelweiß, wilder Knoblauch und Zwiebeln – mhhh, lecker – zahlreiche Sukkulenten und Unbekanntes treffen wir entlang des Weges. Das Fahren auf zwei Reifen ist einfach nur spielerisch, die Anzahl an Schlaglöchern ist plötzlich halbiert und das Wellblech schnell plattgebügelt. Zum krönenden Abschluss gibt es eisgekühltes Bier von der Shopping Mall. Der Rotwein? Na ja, ´shifting baselines´, sagt Jürgen, eigentlich hätte ich/Marion die Trockenfrüchte wieder darin einlegen müssen…. Wir brechen auf weiter Richtung Osten zum Khorgo-Terkhiin Tsagaan Nuur Nationalpark mit See (nuur) und Vulkanlandschaft (Khorgo). Für die ca. 370 km kalkulieren wir drei Tage, am ersten schaffen wir knapp 140 bis an den Telmen Nuur. Nicht dass die Strecke fahrerisch herausfordernd oder gar gefährlich wäre, es sind einfach nur grottenschlechte Pisten. Hier und da sehen wir Wälder, die wie Inseln aus dem Meer nackter Berge herausragen. Wir halten lieber Abstand, gilt doch die propagandistische Meinung seitens der neuen Regierung, dass Touristen für die verheerenden Waldbrände verantwortlich sind (Info aus dem Allradforum). Einziges Problem: Touristen halten sich in den Brandregionen kaum auf, aber das regelt Politik schon noch. Gegen Mittag erreichen wir Tosontsengel mit bestem Internet, das nutzten wir natürlich direkt zum bloggen aus!


21.07. – 23.07.2017 Die Weite der Landschaft ist unbeschreiblich! Bereits 100 Fahr- und ca. 60 Luftlinienkilometer vor dem Khyargas nuur im Becken der großen Seen sehen wir unser Ziel von den Höhen des Gobi-Altai aus. Die Definition der ´Gobi´ ist nicht einfach, zudem laufend Veränderungen unterworfen und so überlasse ich die weitere Info hierzu Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Gobi. Wir durchfahren die Senke mit den Salzseen, die Wüstensteppe, Bergpassagen und immer wieder erscheinen azurblaue Seen wie magische blaue Augen, die in die Landschaft schauen. Diesmal ist unser Preis für das Erleben der paradiesischen Landschaft ein erneut defekter Kühlschrank – das Kompressor- versus Absorberprinzip, bzw. evtl. auch der Qualitätsstandard müssen für den nächsten Trip überdacht werden – sowie ein wiederholter Bruch der Schweißnaht am Astabweiser. Simon als aufmerksamem Betrachter ist ja auch nicht entgangen, dass die Zusatzscheinwerfer fehlen. Sie waren in ihren Befestigungen unterdimensioniert und fristen seit einiger Zeit ihr Dasein in den Staukästen statt am Astabweiser. Höchste Ansprüche an Mensch und Material stellen kilometerlange, unübersichtlich schmale und kurvige Rüttelpisten, auf denen man nicht auf Touren kommt, um sie ordentlich glatt zu bügeln. Auch wenn ihr, liebe Leser, denkt, dass alles sehr strapaziös und belastend ist, ja ist es, aber unsere Erlebnisse und Eindrücke bezüglich Landschaft, Naturgewalten und Menschen sind grandios. „Einmal gesehen ist besser als tausendmal gehört“ ist ein äußerst zutreffendes mongolisches Sprichwort! Minouk bestätigt das, ist doch das Erjagen von Zwieseln und Eidechsen eine tolle Sache, die ihn bis in seine Träume zu verfolgen scheint. Dabei holt er sich auch nur eine dreckige Schnauze und keine kaputten Stelzen und Glas liegt hier auch nicht ganz so viel rum wie in den Stans. Wir verlassen den See, unser Stellplatz incl. Umgebung hat uns nicht so zugesagt, fahren weiter nach Osten. Etwa 70 km ist die Straße geteert, dann die Superhärte: die gute Piste ist 85 km gesperrt, da sie zum teeren vorbereit wurde. Ein miserables Pistenwirrwarr ist entstanden, das uns und das Material quält. Ive muss erneut verbunden werden, weitere Schäden haben wir nicht zu vermelden. Und wieder entschädigt die Natur. Vor uns auf einem Steinhaufen sitzt ein Adler, wir kommen ihm ca. drei Meter nahe, dann erhebt er sich majestätisch in die Luft. Songino und Umgebung gefallen uns und wir beziehen oberhalb des Dorfes unweit des „Germanendenkmals“ unseren Heimplatz Nr. 198.

18.07. – 20.07.2017 Nach mehr als 50 Stunden Grenzprozedere sind wir also drin in der Mongolei, dem östlichsten Zielland unserer Reise >GoEast! Es ist unser Reisetag Nr. 293 und Ive hat uns tapfer 34.128 km transportiert – ok, da waren viele Umwege dabei, direkt geht viiiiel schneller. Der Grenzübertritt war positiv ausgedrückt ´meditativ´, frei nach dem mongolischen Sprichwort „Wer sich beeilt, friert“. Das hält die Mongolen aber auch nicht davon ab, der Sprache nicht Mächtige an die Seite zu drängen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Sehen wir es ihnen nach, da auch sie mehr noch als wir die Nerven blank liegen haben. 20 km vor Ölgii verbringen wir die erste Nacht, es ist Stellplatz Nr. 194, die Landschaft ist traumhaft schön, wir sind stolz, es bis hierher geschafft zu haben und köpfen unser Überraschungsei, einen russischen Champagner, der überraschend gut schmeckt!

Zur Info: Der Zeitunterschied zu D beträgt 6 Stunden, wir sind auf dem Längengrad 89.96863.
Nach Kasachstan ist die Mongolei https://de.wikipedia.org/wiki/Mongolei der zweitgrößte Binnenstaat der Welt, vier mal größer als D, der von nur rund 3,5 Mio. Einwohnern bevölkert wird von denen 1,3 Millionen in der Hauptstadt Ulan Bator leben. Erste Besiedlungen sind nachweislich bereits auf die Steinzeit zurückzuführen, das Klima war damals deutlich milder. Heute stellen die Klimaextreme Superlative dar: Der auf der Nordhalbkugel südlichste Permafrostboden und die nördlichste Wüste befinden sich in der Mongolei. Der als Temüdschin geborene berühmteste Mongole aller Zeiten, geadelt als Dschingis Khan, und seine vier Söhne bzw. Enkel schufen im 12. Jhdt. n. Chr. das größte zusammenhängende Reich aller Zeiten, das sich von Peking über Zentralasien bis Osteuropa an die Donau ausdehnte. Das Ganze währte nur bis Mitte des 13. Jhdts., dann zerfiel es in vier Nachfolgestaaten, die sich bis 16. Jhdt. hielten. …. Heute ist die Mongolei umrahmt von den Großmächten Russland und China, andere Grenzen gibt es – leider – nicht
In Ölgii sieht unser Tag so aus: Geld tauschen, SIM-Karten erwerben, die kostenfreien 30-Tage-Visa um 15 (kostenpflichtige) Tage verlängern, wir möchten die Mongolei in Ruhe bereisen, denn s. o. mit frieren und so ist nich, habe ich/Marion der Immigrationpolice als Begründung auch erzählt, hat geholfen. Für die „Heimreise“ brauchen wir zudem wieder RUS-Visa (aus D!), die wir über eine Agentur beantragen/erhalten (je langsamer die Bearbeitung der Behörden, je billiger, kostet so schon 265,- €) und so füllen wir schnell die Anträge aus, stellen die Unterlagen zusammen und versenden alles incl. zweiter Reisepässe flux nach D. Nun noch bloggen und einkaufen. Wie es der Zufall so will trifft Minouk bei einer der ´Wandertouren´ auf Carolyn, eine hundeliebende Kanadierin, die uns prompt einen Stellplatz in der Nähe von Toronto bei ihrem Landhaus anbietet, sollten wir mal in Kanada sein. Na, das ist doch ein Reiseziel! Hoch über der phantastischen grünen Oase, die der Khovdfluss über Kilometer in das Gebirge hineinzaubert, lassen wir mit dem Fernsehkrimi ´Sunset im Altai´ den Tag ausklingen.
Wir sind unterwegs zum Khyargas nuur, einem See mit heißen Quellen und Strand ca. 300 km von Ölgii entfernt. Die gesamte Strecke ist wie üblicherweise in MGL Piste und so rechnen wir mit zwei Fahrtagen. Am ersten Tag schaffen wir 165 km bis zum Ölgii nuur auf der manchmal heftigen Piste. Aber es sind halt auch einige Fotostopps von Nöten. Wir sind keine fünf Minuten unterwegs, da halte ich/Marion bereits zum ersten Mal an einem Ovoo an. Dies sind die sichtbaren Zeichen der mongolischen Volksreligion, dem Schamanentum, das neben dem bzw. zusätzlich zum Buddhismus seine Anhänger hat. Ein Ovoo ist die Wohnstätte örtlicher Geister und Gottheiten, denen man huldigen muss. Und so umrunden wir per pedes, später auch mit Ive, das Ovoo dreimal im Uhrzeigersinn und fügen jeder eine Opfergabe hinzu. Unseren ersten Ovoo hatten wir in RUS bei der ersten Anfahrt zur Grenzstation gesehen (s. Fotos) und nicht gebührend gewürdigt – das Ergebnis kennt ihr! Balbals, Grabhügel und eine phantastische Natur breiten sich während der Fahrt vor uns aus. Die Berge erscheinen mit rotem und grünem Zuckerguss überzogen, dann wiederrum wie geschichteter Blätterteig, später wie Krümelkuchen und in der Ferne recken sich Granitsplitter mit Puderzucker überzogen in den Himmel. Der aufmerksame Leser merkt, dass zum Einen Auto fahren hungrig macht und wir zum Anderen unter Kuchenentzug leiden. Aber diesen und auch einigen anderen Entzugserscheinungen werden wir in ca. drei Wochen in Ulaan-Baator entgegen wirken. Denn dort kann man Schnitzel essen, Kuchen genießen, das Brauhaus besuchen und so Sachen halt …! Zudem hoffen wir dort im Guesthouse Oasis unsere zweiten Reisepässe mit den RUS-Visa wieder vorzufinden, bzw. während es Aufenthaltes zu erhalten.

Russland Transit

Russland Transit 09.07 bis 18.07.17

15.07. – 18.07.2017 Sorry, war viel Text zuvor, gelobe Besserung! In Kosch-Agach finden wir free wifi und treffen vor dem Hotel auf Gustav und Markus aus Norwegen unterwegs mit Africa Twins über die baltischen Staaten und Moskau. Die warten genau wie wir auf die Grenzöffnung, haben aber wegen Businessvisa keine Probleme mit der Frist, zudem eine defekte Elektrik und so können sie die Zeit gut nutzen. Nach erledigtem Internet und netter Teepause fahren wir bis Tashanta (auf gut 2000 m) an den Yustyd, den wir zum Wassertanken anzapfen. Es ist ein Traumplatz, den wir ca. 12 Stunden genießen dürfen, dann vertreibt uns die Grenzpolizei. Wir sollen am Grenzposten anstehen – die Alternative: 50 Km zurück nach Kosch-Agach….. L So beziehen wir am 16.07. gegen 12:00 Uhr auf Platz Nr. 43 Position am Grenzposten. Pünktlich um 09:00 Uhr werden am 17.07. die Tore geöffnet. Mit 100m/h nähern wir uns der Kontrolle, was nicht reicht, um am selben Tag Einlass zu finden. Zahlreiche Kasachen und Russen werden „vorgezogen“ und Touristen zum ersten Mal auf dieser Reise als lästiges Beiwerk betrachtet. So übernachten wir erneut gemeinsam mit anderen, wie M-AX, einem Paar aus Frankfurt, Motorradfahrern aus NL, E und F, deren Gepäck wir im Führerhaus von Ive Asyl bieten, während sie im Hotel übernachten, fast an derselben Stelle wie nachts zuvor. Denn die Grenzer beenden total erschöpft ob des Andrangs um 18:00 Uhr ihre Tätigkeit, die sie am anderen Tag pünktlich und ausgeruht wieder aufnehmen. Wir sind an Position „6“, die habe ich/Marion gestern im Beisein von Grenzern durch aufschreiben der Kraftfahrzeugkennzeichen dokumentiert! Das Areal wird zum Campingplatz und wir verbringen mit Markus, Dominique, Norbert und Heidi einen amüsanten Abend. Am nächsten Morgen beginnt das Spiel von vorn. Nach sage und schreibe 51,5 Stunden haben die Grenze RUS/MGL passiert. Bedauert uns nicht, einem Paar aus GAP erging es noch weit schlechter! Weitere Ausführungen sparen wir uns an dieser Stelle, evtl. später unter Spotlight mehr.

09.07. – 15.07.2017 Ausreise aus Kasachstan geht zügig, Einreise nach Russland für Jürgen, Minouk und Ive auch. Ich/Marion errege jedoch die besondere Aufmerksamkeit von Alexeji. Es sind wohl eher die schönen Stempel und Fotos in meinem Pass, die mir eine Audienz im Séparé einbringen. Dabei habe ich nur sechs Stempel mehr im Pass als Jürgen! Alexeji spricht k(l)ein deutsch, mein Russischvokabular beschränkt sich hauptsächlich auf Lebens- und Genussmittel, aber mit vereinten Kräften gelingt es uns, meine Lebensgeschichte, die meiner Kinder und meine Zukunftspläne zu ergründen. Uns ist natürlich beiden klar, dass ich aus der Mongolei auch wieder über Russland Richtung Europa muss/will, denn leider haben die Mongolen nur zwei Grenzstaaten und die Chinesen mögen Individualtouristen wenig. Die Situation gefällt Alexeji gar nicht, und da sind wir mal einer Meinung. Da ich aus all den Staaten, in die ich eingereist bin, auch wieder rechtzeitig ausgereist bin, gibt er sich schließlich der Hoffnung hin, dass er mich in fünf Tagen ebenfalls wieder los ist und so halte ich nach einer gefühlten Ewigkeit meinen gestempelten Pass in Händen. Es ist doch immer wieder schön, welch abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm uns an den Grenzen geboten wird. Da bin ich unseren EU-Politikern, vor allen denen des Schengen-Abkommens, richtig dankbar für Maut, GoBox, Pickerl und dergleichen, wäre sonst alles viel zu langweilig!
Unendliche Weite empfängt uns, riesige Ackerflächen verlieren sich in der Ferne, die Begrenzungen der weitgehend guten Straße scheinen sich wie Parallelen im Unendlichen zu schneiden. Rund 400 Km legen wir bis kurz vor Barnaul zügig zurück und sind guter Dinge: denn hinter´m Horizont geht´s weiter, immer weiter. Wir sind halt in Russland, dem weltweit größten Flächenstaat, der sich von Europa (ca. 25%) über Asien bis kurz vor Amerika/Alaska ausdehnt. Etwa 65% der Einwohner wohnen allerdings im europäischen Teil und so ist Moskau die größte Stadt Europas.
Hoch über den Ufern des Ob kurz vor der Stadt finden wir einen schönen Wiesenplatz für unsere erste Nacht in Russland. Rund 500 Km vor der mongolischen Grenze wird die Landschaft wieder abwechslungsreicher. Die Ausläufer des Altai beginnen. Wie Natur es so an sich hat, richtet sich auch das Altaigebirge nicht nach politischen Grenzen und zieht durch Russland, Kasachstan, China und die Mongolei, wo es in die Wüste Gobi übergeht https://de.wikipedia.org/wiki/Altai. Teile des Hochgebirges gehören zum UNESCO Welterbe. Höchster Berg ist mit 4.506m die Belucha in RUS nahe der kasachischen Grenze bei Öskemen. Zweithöchster Gipfel ist der 4.374m hohe Khuiten uul, der höchste Punkt der Mongolei an der mongolisch-chinesischen Grenze. Der Russische Altai wird nur durch eine einzige größere, wetterfeste Straße erschlossen, die von Barnaul nach Khovd in der Mongolei führt und so ist diese denn auch unser Weg. Nahe Gorno Altaysk parkt ein Overlander am Straßenrand, es ist M-AX mit Markus, Dominique und den Kindern. Wir schwatzen ein wenig, die fünf haben noch einige Tage Zeit für RUS und so verabschieden wir uns, wollen noch etwas Strecke machen. Keine Stunde später biegen wir ab an die Sema, wir sind müde vom fahren und es hat mal wieder gewittert. Kaum stehen wir an dem schönen Platz am Fluss, lädt M-AX seine Ladung ab. Die Kinder sammeln Holz, machen Lagerfeuer, ein schöner Abend, der leider vorzeitig von der Unbill der Natur beendet wird – Gewitter! Am nächsten Tag hat Alex hat Geburtstag, Geschenke werden bestaunt, leckerer Kuchen gegessen, die Beta wird noch ausprobiert, die Wasserpumpe….. und erst spät am Tag kommen wir los. Mit dem Grenzübergang wird nix für heute. Die Region entlang der M52 ist stark von Tourismus geprägt. Überall gibt es große Freizeitareale mit schönen Hütten, Hotels, Restaurants. Häufig wird auch entlang der zahllosen Flüsse gezeltet. Rafting, Kanuing, Rad fahren, Motocrossen, Quads durch den Schlamm treiben und reiten sind vielgesehene Beschäftigungen. In der Nähe von Kuray, noch sind es 150 Km bis in die Mongolei, schlagen wir mit Blick auf vom Schnee bedeckte Berge unser vorerst letztes Lager in RUS auf – so denken wir.
Den russischen Grenzposten bei Tashanta erreichen wir gegen Vormittag. Alles ist dicht und menschenleer. Nun denn, die machen wohl Mittagspause denken wir, als neben uns ein PKW hält und man uns zu verstehen gibt, dass die Grenze bis zum 17.07. geschlossen ist! Als hätte Alexeji es geahnt, mich wird er so schnell nicht los und Ärger machen wir obendrein. Wir haben den 12.07., morgen endet die Visafrist, das passt nicht. Was ist geschehen? Vom 11.-13.07. feiern die Mongolen ihren Nationalfeiertag, das wussten wir. Die mongolische Grenze sollte geschlossen sein, das Gerücht hatten wir gehört. Die Mongolen haben alle ihre Grenzen für eine ganze Woche geschlossen und die Russen entsprechend gleich mit, das ist der Hammer! Wir wenden uns umgehend an den Polizeigrenzposten. Nach einiger Zeit ist klar, die können unsere Visa für drei Tage verlängern. 13+3=16, reicht nicht! Dann sind wir einen Tag illegal in der Russischen Föderation, will heißen, wir erhalten keine Ausreise in die Mongolei; was geschieht sagt uns allerdings niemand. Wir entscheiden es nicht auszuprobieren und folgen dem Rat in die 50 Km entfernte Polizeistation nach Kosh-Agach zu fahren und uns an die Immigrationsstelle zu wenden. Es kann doch nicht sein, dass wir die mongolische Grenze erreicht haben und sie nicht passieren können wegen einem Tag Visadifferenz! Haben die im Generalkonsulat in Almaty das denn nicht gewusst, dass sie uns ein wertloses Produkt verkauft haben? Zügig finden wir die Dienststelle und die Sachbearbeiterin. Wir hocken uns an den googletranslator, englisch spricht niemand und das flaue Gefühl im Magen nimmt zu! Wenig freundlich und hilfsbereit macht sie uns klar, dass wir von ihr nur Visa zur Ausreise aus RUS erhalten können, aber nicht in die Mongolei, nur nach Kasachstan. Wir sollen uns doch alternativ an unsere Botschaft wenden oder an das Direktorat für Immigration in Gorno-Altaysk. Unsere Botschaft wird uns da nun gar nicht helfen, G-A ist weitere 460 Km entfernt, da kommen wir ja her…. aber als sie dann auf dem Bildschirm die Übersetzung aufleben lässt, dass wir die Russische Föderation zu verlassen hätten, wir uns ansonsten illegal hier aufhalten und die Türkei die Visabestimmungen kurzfristig geändert hätten….. ist uns klar: wir müssen zurück, noch haben wir 31 Stunden, das Problem zu lösen! Es ist echt zum heulen und zum kotzen, Minouk ist unserer Meinung und tut das dann auch…. das kotzen. Wir fahren noch bis 21:30 Uhr. So schlimm kann die Illegalität nicht sein, dass wir unsere Unversehrtheit auf´s Spiel setzen. Die Straße M52 ist nicht ganz anspruchslos, wir sind frustriert, müde und immer wieder gibt es Viehzeug, nicht Hund, Katze, Maus, sondern Schaf, Kuh und Pferd! Früh am Morgen brechen wir wieder auf. Es regnet! Kurz vor 11:00 Uhr stehen wir im Direktorat, noch 13 Stunden! Wir schildern unser Problem, die Direktorin, die Jürgen ans Telefon bekommt, spricht englisch, versteht unser Problem, ist aber der Meinung, dass wir uns eben hätten frühzeitig kümmern müssen. Die Sachbearbeiterin kommt mit googletranslator, ähnliche Auskunft… Visa zur Ausreise nach Deutschland. Moment! ´Ausreise nach D!? Wir sind mit dem Auto´, das steht doch auch auf dem Einreisestempel! ´Mit dem Auto!?´ Sie kann das Visum nicht verlängern und uns kein Transitvisum für die Mongolei ausstellen, nur ein neues Transitvisum. ´Und wo können wir damit hin?´ ´Egal!´ ´Egal???´ ´Auch in die Mongolei?´ ´Ja; wollen wir das?´ ´Da, da, da!´ Wir können es nicht glauben. Es braucht zwei Passfotos, ca. 35 Euro und fünf Stunden Wartezeit bis wir neue Transitvisa für 10 Tage in Händen bzw. in den Pässen haben. Wir fragen nochmal: ´Können wir damit zur mongolischen Grenze?´ ´Da!´ Also nix wie weg aus G-A, wir sind gut gestärkt, denn zuvor haben wir noch eine gehörige Portion Kohlenhydrate bzw. Leberwurstbrötchen verspeist/gefressen. Wir fahren noch 80 Km, suchen vergebens free wifi, essen und pennen. Freude kann sich irgendwie nicht richtig einstellen, wir sind total erschöpft, unsicher ob der Unbill, die evtl. noch kommen können …. es regnet auch am nächsten Tag häufig. Knapp 100 Km vor Tashanta reißt der Himmel auf, wir finden einen Platz, gehen spazieren, essen, der erworbene Rotwein ist ungenießbar….Nun denn, Bier und Wodka gehen immer. Und weiter geht es auf der M52 Richtung Grenze zum nächsten Versuch, free wifi suchen, Wasser tanken…. warten.

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38 Gedanken zu „EUR-Asien

  1. Juhu, wir sind die 20.001. Besucher eures Blogs:)

    Ihr Lieben,

    eure Erlebnisse werden ja immer extremer! Als wir die Bilder von eurem „Matschabenteuer“ gesehen und den von Papa super geschriebenen Text gelesen haben, waren wir einerseits erschrocken, fasziniert aber auch ein wenig amüsiert…auch wenn wir uns vorstellen können, dass euch nicht zum lachen u mute war! Ihr habt das aber super gelöst, schließlich haben schon Napoleon und die Wehrmacht vor diesem Schlamm kapituliert, ihr nicht, dass ist klasse! Habt ihr den IVE denn wieder sauber bekommen?
    Wir sind gespannt was euch und uns auf eurem nächsten Abschnitt erwartet.

    Gestern haben wir mit Opa Jupp, Oma Karin und Niklas euren Blog geschaut, auch von ihnen sollen wir liebe Grüße bestelle.
    Macht weiter so!
    Liebe Grüße,

    Niklas, Opa Jupp, Oma Karin, Raquel und Simon

    1. Hallo Simon, Raquel,
      da habt ihr ja tapfer ausgeharrt, um den Platz 20.001 zu ergattern, Glückwunsch und danke für das Lob! Die Wäsche: 2 Maschinen im Waschsalon für kleines Geld! Werkzeug, Holzkeile, Sandbleche: Grundreinigung in den diversen Pfützen, dann „Feinwaschgang“ sowie Regen, der hat auch Ive geputzt. Zu mehr sind wir noch nicht gekommen, keine Zeit, keine Gelegenheit, keine Lust. Die armen Betas sind kaum noch zu erkennen, stehen seit MGL auf dem Bock…. Russland ist einfach extrem groß… hier und da wollen wir auch noch was sehen. Nun noch Wolgograd und Astrachen, da bleibt dann hoffentlich etwas Zeit und bei gutem Wetter Gelegenheit zur weiteren Reinigung und evtl. Mopedfahren. Liebe Grüße an Niklas, Oma Karin und Opa Jupp von majuemin

  2. Hallo Ihr Extremreisenden,

    heute habe ich wieder mal Euere Berichte verschlungen. Bei dem Bericht über das Versenken von Ive ist mir echt ganz heiss und kalt geworden, so gut konnte ich mir diese scheinbar aussichtslose Situation vorstellen. Ist aber auch immer wieder packend geschrieben. Hut ab…mal wieder.
    Tolle Berichte, die Bilder der Gobi waren einfach nur fazinierend.
    Viele liebe Grüße vom Strohwitwer aus Kantabrien. (Karola hat schon 300km geschafft…und die füße halten)

    Rainer

    1. Hallo Rainer,
      ganz lieben Dank für dein großes Lob. Das tut so richtig gut nach einer solchen Situation. Ja, es erschien uns extrem und wir waren über Stunden hinweg sehr angespannt. Aber getreu dem Motto: heulen hilft nicht und Indianer kriesche eh nit, haben wir tapfer durchgehalten. Mittlerweile ist auch der Dreck unter den Finger- und Fußnägeln verschwunden, die Wäsche im Waschsalon gereinigt, war sehr hartnäckig der Schlamm. Nun sind wir etwas übervorsichtig was Matsche angeht – wird sich auch wieder geben 😉 Hut ab auch vor euch beiden, wir lesen den Blog immer wieder gerne, aber vor allem eure „neue“ Reisesituation ist beeindruckend: du als Strohwitwer (mit Hunden???) und Karola als Wandernde – gibt es da mal mehr Infos zu auf eurem Blog?
      Liebe Grüße, Marion & Jürgen

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