Europa

Europa, unser persönliches Spotlight und die Routen

Luxemburg:
klein aber fein; Dieselpreise sehr `fernreisemobilfreundlich´
Frankreich:
leben und leben lassen, viele freundliche Menschen, Nahrungs- und Genussmittel immer wieder ultimativ in Vielfalt und Qualität; viel Freiraum, entspannte Atmosphäre (weil uns gut bekannt?)
Italien:
hektisch, laut und eng, oftmals sehr kaputt und vermüllt, wir empfinden uns eher als lästig/störend, Autobahngebühren sind ausgesprochen preiswert; die Polizei als Freund und Helfer
Griechenland:
südländisch temperamentvoll, wenig chaotisch, die Menschen eher interessiert und freundlich, mehr Akzente auf Kultur (Denkmäler) als auf Natur (Wander- bzw. Spazierwege), Autobahngebühren extrem hoch, mangels realistischer Alternativen für uns ein „Loch“ in der Reisekasse. Erstmals können wir weder die Sprache sprechen noch die Buchstaben lesen (ich/M weiß, liebe Lehrer, da war mal was… ist schon lange her … zumindest ist ja aus dem Studium noch was hängen geblieben) und trotzdem klappt die Verständigung, wenn es nötig ist: Der Polizist, der uns von der Autobahn runterwinkt und mahnend auf das Feiertagsfahrverbot für LKW aufmerksam macht, versteht ganz schnell unseren Einwand: no commercial truck, mobilhome und wir fahren wieder auf!
Türkei: werden wir später ergänzen, nachzulesen auf der Seite Vorderasien…

@ Rainer und Karola: unsere ausführlichen Inventarlisten mit genauen „Ortsangaben“ haben sich ausgesprochen bewährt!

Griechenland
28.10. – 01.11.2016 Nach einer Nacht in der Marina bei Volos brechen wir auf Richtung Olymp, in die Königsstadt Dion und evtl. noch nach Vergina. Irgendetwas oder irgendwer hat jedoch die Götter erzürnt, oder die 12 haben mal wieder Zoff untereinander und sie bescheren den Griechen einen wolkenverhangenen und regnerischen Nationalfeiertag. Uns bleibt damit auch der Blick auf ihren Sitz verwehrt. Aber was soll´s, letztendlich ist der Olymp auch nur ein Berg(massiv) und mit 2.918m noch nicht mal besonders hoch. Also weiter bis Dion, Olymp gibt es evtl. später noch aus der Ferne dazu. Wir bummeln durch das parkähnlich angelegte Ausgrabungsgelände und das Museum und halten das eine oder andere im Foto fest. Historische Kurzinfo: In der Königsstadt Dion wurde der mazedonische König Philipp II, Vater Alexander des Großen, ermordet. Beim Spaziergang zu Füßen des Olymp macht vor allem Minouk sehr interessante Funde.
Der nächste Morgen in Dion verspricht besseres Wetter, der Olymp schält sich immer mehr aus den Wolken heraus und die Farbe des Himmels wechselt in’s Blaue. Wir beschließen einen ausgedehnten Spaziergang zu machen, bei Temperaturen von um die 20 Grad ein voller Erfolg, auch für Minouk, der endlich mal wieder nach Herzenslust ohne Leine laufen kann. Danach gehen wir dann aufs Ganze, die Motorräder werden abgeladen und es geht Richtung Olymp. Die Straße auf den Berg wird schnell immer schlechter und wir erreichen das Ende nicht ganz, aber die Ausblicke, die sich uns bieten sind beeindruckend. Ohne unliebsame Überraschungen kehren wir in unser Basislager zurück, in dem Minouk uns freudig begrüßt. Für Ende Oktober wirklich ein super Tag.
Einen kleinen Teil der Welt haben wir erfahren – morgen geht es weiter.
Wir entscheiden uns gegen den Abstecher nach Vergina, auch wenn du uns liebe Niki den Besuch der Grabstätten, der Vater von Alexander dem Gr0ßen ruht(e) u.a. hier, wirklich sehr überzeugend ans Herz gelegt hast. Sollte uns die Rückfahrt wie geplant über Nordgriechenland führen, ist ein Stopp fest eingeplant, versprochen. Uns war einfach nach Natur und Abgeschiedenheit, bevor wir in die Türkei einreisen. Da über der Nestosschlucht tiefschwarze Wolken hängen, fahren wir ans nahegelegene Delta des Flusses. Nach etwa 6 km Feldweg entlang des Nestos erreichen wir das Meer. Die letzten 50 m zeigt unser Fahrzeug was es kann, alle Sperren rein und wir kommen am Sandstrand mit Blick auf die Insel Thassos wunderschön zum stehen. Müll? Na klar doch, wieso sollte hier anders sein, aber wir sind mittlerweile Profis im „übersehen“ geworden und die Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters. Bei warmen 20 Grad C genießen wir am Strand Alt Aachener Kaffeeröstung – was geht es uns gut! Abends sitzen wir noch lange am Lagerfeuer, Dank Alexandros Lampe sehen wir, was auf den Teller ist, dazu das Rauschen des Meeres, die Lichter, die in Thassos-Stadt langsam angehen und ein phantastischer Sternenhimmel.
Bei der Wanderung durch das weitläufige, aber von dichtem Bewuchs durchzogene Deltagebiet finden wir nach mehreren vergeblichen Versuchen den Fluss, der im nahen Mittelmeer mündet.

22.10. – 27.10.2016 Nach einer lesereichen aber ansonsten langweiligen Fahrt verlassen wir die Fähre gegen 2 Uhr in der Nacht. Wie so ganz anders war doch außerhalb der Touristensaison die Atmosphäre an Bord, dominiert von ca. 80% bulgarischen Truckern und Kleinlasterlenkern. Auf einem Autobahnrastplatz bei Igoumenitsa verbringen wir unsere erste Nacht in Griechenland, die wie die letzte in Italien von heftigen Gewittern begleitet wird. An Meteora vorbei fahren wir zügig Richtung Athen, um unsere Freunde zu besuchen, aber nicht ohne vorher bei Thermopiles https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_den_Thermopylen_(Perserkriege) ein Bad in den 42 Grad heißen Schwefelquellen zu genießen. Hier haben vor ca. 2500 Jahren die Spartaner, angeführt von Leonidas, angeblich die abendländische Kultur gerettet, indem sie das Vorrücken des Perserheers verzögert haben, damit die Schlacht bei Marathon erfolgreich geschlagen werden konnte. Heute sind auf dem Gelände u.a. syrische Flüchtlinge untergebracht, die sich über ein Lächeln und ein freundliches Wort freuen.  Bei unserer Ankunft gestern Abend hat ein älteres deutsches Paar mit einem Pick up den Platz verlasen: ´Hier kann man herrlich baden, aber es ist für die Nacht zu unsicher. Alles ist voller Flüchtlinge. Morgen kommen wir zum baden zurück! ´ Angela M., war da nicht was?
Die Nacht war völlig ruhig, wir fühlten uns genau so sicher wie immer. Wir waren dann am nächsten Morgen in den heißen Quellen baden. Es hat sich gelohnt! Dann noch an einem fahrbaren Verkaufsstand Marmelade gekauft. Dort hat sich ein Gespräch zwischen mir (Jürgen) und einem Mann mit Frau und 2 Kindern entwickelt. Die beiden sprachen ein ganz passables Englisch und gaben sich als syrische Flüchtlinge zu erkennen, die nach Deutschland wollen. Was sagt man da? Ein wenig ’small talk‘ und abschießend der Wunsch meinerseits nach viel Erfolg. Bevor wir dann abfuhren kam der Mann mit einer Tüte Äpfel zurück, die er uns schenkte, für die Reise, wie er sagte. Ich wollte mich irgendwie erkenntlich zeigen, er meinte nur, er habe alles was er brauche. Ein paar Bonbons für die Kinder waren dann aber doch ok.
‚Wir schaffen das‘ ?????
Alexandros, Dimitri und Niki bereiten uns drei ereignisreiche Tage mit vier Abenden, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Ein ganz herzlicher Dank für eure Gastfreundschaft. Donnerstagmittag verlassen wir Athen, aber nicht ohne noch einen Stopp bei www.vraykos.com zu machen und von Alexandros eine interessante Führung durch die Fabrikationshallen zu erleben, in denen auf höchstem Niveau Anlagen überwiegend für die Getränke- und Nahrungsmittelindustrie gefertigt werden.
Mit diesem fünften geplanten Stopp bei interessanten Menschen beenden wir das „Besuchsprogramm“ unserer Reise. Nach vier Wochen und 3.800 LKW-km – mit den Betas sind ca. 400 km zusammen gekommen – beginnt für uns nun ein neuer Reiseabschnitt von >Go East. Das aufkommende Winterwetter und die Visaregelungen bestimmen nun maßgeblich unsere Pläne.

Italien
19.10.- 21.10.2016 An einem See bei Matera https://de.wikipedia.org/wiki/Matera feiern wir meinen (Jürgen) Geburtstag. Zum Dreigangmenü trinken wir einen Rauzan Despagne Grand Vin de Bordeaux von 2000. Danke Dietmar, ein wirklich ganz ausgezeichneter Wein! Nach ruhiger Nacht und einem Spaziergang entlang des Sees sollte es gegen 10:00 Uhr weiter gehen. Aber irgendwie sind die Tage um meinen Geburtstag herum mit dem Auftreten technischer Probleme verbunden. Der Diesel sprang zuverlässig an, der Kompressor begann Luft in die Kessel zu pumpen, doch plötzlich ein erbärmliches Schleifgeräusch. Lage nicht genau zu orten, erst mal schnell den Motor ausmachen und ein Stoßgebet zum Himmel schicken dass es nicht aus dem Inneren des Motors kommt, sondern nur eines der Nebenaggregate die Ursache ist. Nach einigen bangen Minuten und etwas längerer gezielter Suche war dann klar, dass wohl ein Lager der Lichtmaschine defekt ist. Zum Glück hatte ich schon im letzten Jahr bei Frank Flick/BAT eine auf Reserve gekauft und besaß auch den Weitblick, diese in den Reisefundus aufzunehmen. Zwei Stunden schrauben, dann der spannende Moment: Motor an und ….. kein Heulen mehr. Wie schrieb Heinz in seinem Geburtstagsgruß (sinngemäß): ‚mögest Du immer das richtige Werkzeug dabei haben!‘ Ich hatte,     auch das Zangenamperemeter kam zum Einsatz, um die Lichtmaschine zu messen, alles bestens.
Marion war in der Zwischenzeit nicht untätig, Wäsche wurde gewaschen und der Backofen unseres Herdes hatte sein Debüt. Marion hat zur Feier des Tages Apfelkuchen gebacken. Wie heißt es so schön: Ende gut, alles gut.
Mit drei Stunden „Verspätung“ ging es nach Matera, um die Höhlen- bzw. Felswohnungen der Sassi zu besichtigen, die bis vor rund 60 Jahren noch von den Ärmsten der Armen bewohnt waren. Eine sehr spannende aber auch sehr schweißtreibende Angelegenheit, da es wie so oft in Italien immer rauf und runter ging.
Und weiter in den äußersten Süden nach Alberobello https://de.wikipedia.org/wiki/Alberobello um dort die Trulli-Häuser – aus steuerlichen Gründen ohne Mörtel gebaute Steinhäuser aus dem 17. Jahrhundert – zu besichtigen. Sieht irgendwie wie bei den Hobbits aus. Leider ist uns, wegen der morgendlichen Verzögerung der Tag vorzeitig zu Ende gegangen; wir werden morgen noch einiges anschauen, danach geht es nach Brindisi, mal sehen ob wir ein Schiff nach Griechenland finden. Schiff gefunden, Tickets gekauft und neun Stunden an Deck verbracht.

16.10.-18.10.2016 Pompej haben wir bei nahezu 30 Grad Celsius Richtung Süden zum Golf von Salerno verlassen. Bei Castellabate finden wir dank Alex, einem Deutsch-Italiener, den wir am Strand treffen, am Rande des Cilento-Nationalparks eine schöne Bleibe. Wir erkunden die Gegend näher und Kurve um Kurve schrauben wir uns die Küstenstraße hinauf und hinunter. Nach rund 40 Km beenden wir das Spiel an der Küstenstraße und begeben uns auf Kleinststraßen in die Berge des Nationalparks, bevor wir bei Paestum die drei noch bestens erhaltenen griechischen Tempel aus dem 5./6. Jhdt. v. Chr. aufs Photo bringen und zurück zu Hund und Heim fahren. Ach ja: seit geraumer Zeit hat auch der Straßenverkehr wieder die alt bekannten Züge angenommen, es gilt das Recht des Stärkeren, oder der sich dafür hält. In dem kreativen Chaos schwimmen wir recht flüssig mit. Nach dem Abhandenkommen des guten deutschen Regelwerkes lässt zumindest der Himmel über uns die Heimat nicht vergessen. Verschiedenste Grautöne von hellgrau bis nahezu schwarzgrau wetteifern um die Dominanz – und ganz dicht ist das Firmament schließlich auch nicht mehr. Morgen, Mittwoch, werden wir Richtung Ostküste aufbrechen. 

13.10.-15.10.2016 Wir nehmen die Autostrada Richtung Neapel, kommen bestens voran und wollen nach Ercolana (Herkulaneum) bei Neapel, auch einst vom Vesuv in Asche gelegt. Jürgen und das GPS lotsen uns hervorragend über die Tangentiale(n), trotzdem stranden wir östlich von Neapel noch vor unserem Ziel. Gut eine Stunde irren wir durch kleine und kleinste Straßen des Vorortes. Je kleiner und enger die Straßen, umso lieber sind sie mir, dann fahren keine Vespas und Frauen mit Kinderwagen im toten Winkel herum. Nachdem wir so manche Stelle mehrmals passiert haben – den Kleiderständer da vorne rechts kenne ich doch schon bestens – und alle Abbiegerichtungen vergebens waren, um auf die Hauptstraße Richtung Ercolana zu gelangen, sind wir mittlerweile stadtbekannt. Jürgen hat vom Fahrersitz Besitz ergriffen als es in der Baustelle zur Hauptstraße, die uns am Fortkommen hindert, ums wenden rückwärts um die Ecke ging. Also Plan B: westlich raus aus der Stadt so wie wir reingekommen sind, GPS umprogrammieren, anhalten! Am Beifahrerfenster spricht mich (Marion) jemand auf französisch an, er meint einfach tout droit! Vor uns am Kreisel bleiben Carabinieri mit Blaulicht stehen! Jürgen, die sollten wir um Hilfe bitten. Brauchen wir gar nicht, die kommen ungefragt auf uns zu und meinen, wir wären wohl lost in space. Kann man so sagen. Woher, wohin, alles deutsch, der Mann kennt Kölle und fährt Wohnmobil! Alaaf, jetzt muss es klappen! Ja, wir haben Wasser, ja WC, nein, wir brauchen keinen Strom, camione tuto completti – das kennen wir doch –eine Nacht parken, schlafen und morgen raus, ja das wär´s. Doch bevor es auf den Parkplatz geht, müssen die Herren noch herausbekommen, wie wir mit Ive auf das Parkgelände gelangen und am nächsten Morgen Richtung Vesuv und Pompej. Nach ca. 20 Minuten ist das Problem gelöst, die entsprechenden Privatpersonen sind gefunden, die ihre PKW umparken und wir safe for the night stehen. Ich (Marion) koche uns etwas Leckeres. Es ist noch früh am Abend. Wo sind wir denn hier, einen Abendspaziergang? Klar, wir brechen auf. Das zuvor chaotische Kaff hat sich jedoch zwischenzeitlich in eine Schlafstadt verwandelt. In einer Pizzeria ist es brechend voll und es herrscht beste Stimmung. Wollen wir in Neapel Pizza essen gehen? Klar, gesagt getan, dazu trinken wir eiskaltes Bier und einen Limoncello aufs Haus. Was geht es uns doch prächtig.
Am nächsten Morgen treibt es uns doch wieder Richtung Neapel. Wir sind so nah! Also zurück, parken am Hafen und City besichtigen die uns aber nicht gefällt. Alles ist sehr chaotisch, Zerfall und Armut sind bedrückend. Von ´wir schaffen das` ist hier wenig zu spüren. Die wenigen wohlgekleideten Menschen fallen schon ziemlich auf!
Die Panoramastraße zum Vesuv lassen wir später recht schnell links liegen. Nach den Eindrücken aus Neapel kommen uns die Prachthotels mit ihren Evenementi und Weddings völlig deplatziert vor. In Pompej nehmen wir einen Campingplatz, anders ist hier übernachten für uns schwer möglich. Die gebotene Infrastruktur nutzen wir zum waschen, entsorgen, duschen und Wasser tanken. Zudem gibt es free Wi-Fi. Der Besuch der antiken Stadt ist sehr beeindruckend. Eine größere Ruinenstadt glauben wir bislang noch nicht gesehen zu haben. Als der Vesuv die Stadt 79 n. Chr. unter Asche und Lava begrub war der Aufbau nach einem Erdbeben 17 Jahre zuvor noch voll im Gange. Rund fünf Stunden schlendern wir durch die Gassen und Straßen der Stadt, bewundern ausgewählte Privathäuser und Läden von innen, besichtigen das kleine und große Theater, das Forum und sind immer wieder beeindruckt von der Größe der einst von 13 Stadttoren umgebenen verfallenen Stadt.
Wenn bei Capri die rote ins Meer versinkt, dann muss das ein phantastischer Anblick sein. Hohe Luftfeuchtigkeit und Dunst verwehrt uns diesen leider.

10./11.10.2016 Auch am dritten Tag zeigt sich Italien uns gegenüber nicht sehr freundlich. Wir kennen fast alle größeren Städte Nord- und Mittelitaliens und entscheiden uns deshalb für einen Besuch von Lucca, nördlich von Pisa. Drei Wege führen für uns dorthin. Den ersten verpassen wir, den zweiten, die Autobahn ignorieren wir, der dritte soll der unsrige werden. Doch weit gefehlt. Die plötzlich auftauchende Höhenbegrenzung von 2,30m meistern wir; es ist die Höhe, in der der Brückenbogen sich verengt und wir passen gerade noch durch. Doch an der ebenso plötzlich auftauchenden Breitenbeschränkung von 2,10m scheitern wir. Lucca muss auf unseren Besuch verzichten. Wir fahren weiter gen Süden in die Maremma und wollen in einer Marina einen Platz am Strand finden. Doch die Maremma ist für Vierbeiner generell und für motorisierte Zweibeiner nachts geschlossen, tagsüber kostet der Eintritt Geld. Also: außerhalb der Zone Kaffee trinken, Gassi gehen und weiter geht es Richtung Süden. Auf dem Weg nach Tarquinia, hier wollen wir die Nekropolen der Etrusker besichtigen, scheitern wir zunächst erneut an einer Höhenbegrenzung. Auf der Zufahrt werden 3,80m ausgewiesen und unmittelbar vor der Unterführung 3,20m, keine Chance! Also erneut begleitet von Hupkonzerten wenden und eine neue Route suchen. Wir finden schließlich den Eingang zur Unesco-Welterbestätte und platzieren unser Heim fast unmittelbar davor. Von 700 bis 200 v. Chr. haben die Etrusker, die die Stadt gegründet haben, hier ihre Toten begraben. 6000 Grabkammern befinden sich auf dem weitreichenden Gelände oberhalb der Stadt, viele sind mit heiteren Motiven bemalt und Sarkophage wie Grabbeigaben sind zu besichtigen.

Tief beeindruckt von der Nekropolis fahren wir Richtung Osten, um eine Bleibe für einige Tage zu finden. Den Besuch der Stadt haben wir uns gespart, da das Parken für eine Stunde 10€ kosten sollte. Da wir nirgendwo einen schönen Platz finden fahren wir weiter Richtung Gran Sasso d´Italia bis kurz vor die Passstraße. Es ist kalt, neblig und es regnet, von Aussicht auf ein Bergpanorama keine Spur. Wir bleiben jedenfalls morgen hier stehen – falls man uns lässt – und machen eine Wanderung durch die Abruzzen.
Am Morgen begrüßen uns die Sonne mit strahlend blauem Himmel, die Höhen des Gran Sasso mit glitzerndem Neuschnee und die Carabinieri mit ihren heulenden Sirenen. Non parlo italiano, non tedesco et inglese auf der anderen Seite; no, no no! niente Flüchtlinge im Camione, si, solemento touristi, si wir haben l´aqua und si WC, Camione tuto completti, bon giorno et arrivederci – oder wie auch immer! Wir bleiben und wandern, tolles Wetter und wunderschöne Landschaft um uns herum. Nicht nur Minouk freut sich darüber endlich von der Bewegungsabstinenz befreit zu sein und rennt und springt durch die Gegend. Zuvor haben wir ihn mit den Gaben von Henrike und Rainer – Minouk richtet besten Dank aus – bei Laune gehalten. Am nächsten Tag fahren wir die Panoramastraße hinauf und gehen spazieren. Das Wetter schlägt leider um, es sind keine 10 Grad Celsius mehr und es regnet heftig. Da fällt die Entscheidung leicht, wieder Richtung Mittelmeer zu fahren.

08.10./09.10. 2016 Nach einem gemütlichen Frühstück und reich beschenkt von Agnès mit einem großen Korb regionaler Produkte und Selbstgemachtem – merci beaucoup Agnès et au revoir à la prochaine – haben wir Collobrières über die D 14 verlassen. Die kleine Straße Richtung Cogolin ist optisch ein Genuss, aber fahrerisch auch für den Beifahrer eine erste Herausforderung. Immer wieder eröffnen sich phantastische Ausblicke in tiefe Schluchten. Wir brauchen für die gut 30 km eine knappe Stunde. Bei Grimaud begrüßt uns das Mittelmeer wie es sich gehört: azurblau und mit 30 Grad Celsius. Zum ersten Mal füllen wir unsere Wassertanks und fahren längere Zeit entlang der Küste, bevor wir uns entscheiden Cannes, Nizza und Monaco auf der Autobahn zu umfahren. Es ist am Wochenende für uns einfach zu voll auf der Corniche. In San Remo übernachten wir unter Nasenbären auf einem Parkplatz direkt am Meer und genießen einen ersten Rotwein am Strand.
Am Sontag teilen wir uns die Via Aurelia/SS 1 entlang des Meeres mit allem was sich bewegt. Wir treiben Kurve für Kurve und Stunde um Stunde mit unserem mobilen Heim zwischen Fußgängern, Zweiradfahrern aller Art und 4-Radfahrzeugen Richtung La Spezia und machen eine völlig neue Erfahrung: Italiener bremsen neuerdings auch für Fußgänger und Zebrastreifen scheinen mehr zu sein als Straßengraviti! Alt bekannt: die Zweiräder wieseln um uns herum und finden überall eine Lücke, auch dort, wo andere sie erst machen müssen! Zweigt die SS1 in die Berge ab wird es kalt und früh wabern Nebelschwaden um uns herum. Zwischen La Spezia und Pisa übernachten wir auf einem Parkplatz ca. 50 Km vor Pisa – ohne Nasenbären! Bereits am zweiten Tag nervt uns Italien mit seiner Enge und Hektik. Wie viel entspannter war das Fahren doch in Frankreich, oftmals begleitet von Winken, grüßenden Auto- und Motorradfahrern und anerkennenden Daumenzeichen. In Norditalien gibt es bislang überwiegend Hupkonzerte und chaotische Verkehrsführungen.

Frankreich
06.10. – 08.10.2016 Wir fahren weiter Richtung Süden nach Collobrières. Hier besuchen wir Agnès, die Lebensgefährtin von Jürgens verstorbenem Onkel Edmond und geben unseren Französischkenntnissen noch mal ein mise à jour bevor es am Mittelmeer entlang nach Bella Italia gehen wird. Aus Collobrières einen Geburtstagsgruß nach Deutschland. Alles Liebe und Gute für das neue Lebensjahr, Peter.
02.10. – 05.10.2016 Die Tage in Monieux verbringen wir mit Motorrad fahren und wandern – recht ambitioniert sind die Wege rauf und runter ins Tal der Nesque für Flachlandtiroler wie mich, trotzdem kommen rund 40 Km zusammen. Nach dem regnerischen Start scheint die Sonne und tagsüber ist es angenehme 25 Grad warm. Ich (Marion) gönne mir den ersten eigenen Haarschnitt des Urlaubs und belohne mich abends für das gelungene Ergebnis mit einem phantastischen australischen Shiraz. Der klare Himmel in dieser Höhe – wir sind auf ca. 600m – lässt uns die Milchstraße bestaunen, bedeutet aber auch erste Nachtfröste.

Unsere erste längere Wanderung auf dieser Reise machen wir entlang des Gorges de la Nesque. Regen, grauer Himmel und ab und an Sonne wechseln sich ab. Der Tag der Deutschen Einheit beginnt mit strahlend blauem Himmel und frischen Croissants. Sonne und kleine kurvige Landstraßen locken uns auf die Motorräder.

1 an der Saone

3 Kunst oder was2 Das Boot

30.09. – 01.10.2016 Ankommen in Frankreich ist für uns immer wieder ein wenig wie nach Hause zu kommen. Wir lieben dieses Land mit seiner Weite und der vielfältigen Natur, den nostalgischen Dörfern, pulsierenden Städten und der Lebensart. Konflikte jedweder Art, die natürlich auch vor Frankreich nicht Halt machen, klammern wir einfach aus. Wir wollen hier ganz bewusst nur die schönen Seiten sehen. Zuvor heißt es aber noch in Luxemburg alles an Tanks und Kanistern mit Treibstoff zu füllen. In Neufchateau packen wir nach langer Abstinenz unsere Vorratslager erstmals wieder mit französischen Leckereien in fester und flüssiger Form randvoll und machen einen größeren Sprung bis Gigny sur Saone http://www.saone-bateaux.com/index.html. An der Hausbootvermietungsstation von Heidi und Stephan Werndli – ihr erinnert euch vielleicht, letztes Jahr im Oktober sind wir hier mit Ive gestrandet – verbringen wir die Nacht und bedanken uns nochmals persönlich. Der Regen bleibt. Wir fahren weiter. Bei der Fahrt durch das Zentrum von Le Péage de Roussillon – verbotener Weise – denken wir an die vielen schönen Stunden, die wir hier schon im Kreise der Familie verbracht haben. Spät am Abend kommen wir in Monieux am Mont Ventoux an. Vereinzelt sieht man Sterne am überwiegend stockfinsteren Himmel. Die ersten Tausend Kilometer liegen hinter uns.

Luxemburg
29.09.2016 Belgien überspringen wir ganz einfach, sorry liebe Belgier, vielleicht beim nächsten Mal. Bei Km 46.572 verlassen wir Deutschland, wo die meisten Menschen nun wohl Feierabend machen, wie die Luxemburger. Entsprechend sind wir in zahlreicher Gesellschaft während wir uns unserem zweiten Etappenziel nähern. Von Lea Linster und ihrer Crew lassen wir uns noch einmal so richtig kulinarisch verwöhnen und tauchen ein in das Abenteuer schmackhafter Kreationen; herrlich dekadent und beste Therapie für die aufgepeitschten Seelen. Bei der sehr netten und persönlichen Verabschiedung bekommen wir sogar noch frische Brötchen für unser Frühstück mit auf den Weg. Das Foto stammt von meinem Geburtstag am 02. Mai 2015. Hier entstand damals die Idee, >GoEast über Frisange führen zu lassen. In der Nacht hat es angefangen zu regnen.

02.05.2015

Deutschland 27. – 28.09.2016 Die letzten Stunden vor dem Aufbruch: ich (Marion) breche den Haustürschlüssel im Schloss ab, werfe meinen Sekt um, flute die Waschküche wegen eines fehlerhaften Einbaus des Flusensiebs – Flusensieb reinigen wird auch völlig überbewertet. Der Kloß im Magen wächst und wächst, schiebt sich den Hals entlang bis zu den Tränendrüsen. Es dauert lange, bis er sich auflöst. Der schwerste Teil der Reise, der Abschied für längere Zeit der unweigerlich mit dem Aufbruch verbunden ist, liegt hinter uns. Es ist für uns eine ganz außerordentliche Erfahrung zu spüren wie wir auf den vielen guten Wünschen und Gedanken lieber Menschen in die Welt hinaus getragen werden. Von Kilometer zu Kilometer verfliegt ganz langsam die Wehmut und die Freude auf das Abenteuer blitzt ab und an auf. Wir lassen es langsam angehen, brauchen Ruhe um wieder durchatmen zu können. Wir fahren nur nach Wehlen an die Mosel. Hier schauen wir nochmal nach dem Gästehaus Ferienhaus Wehlen und nehmen die Heizung in Betrieb. Simon ein dickes Danke schön auch dafür, dass du die Verwaltung übernimmst. Bei Gertrud lagern wir noch Winzersekt in die Staufächer von Ive http://www.weingut-pruem.de. Während wir über den Friedhof auf dem auch Jürgens Eltern begraben sind schlendern spüren wir das große Glück das uns zuteil wird, diese Reise machen zu können.
Nach einigen Gläsern Wein, warmherzigen Gesprächen und Blicken über das friedliche Moseltal lassen wir unseren ersten Reisetag ausklingen.

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© majuemin.de

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12 Gedanken zu „Europa

  1. Hallo ihr Beiden…. erst jetzt kann ich verstehen was ihr geleistet habt.
    Ein Fluselsieb und Tränen…Ich konnte es nicht soooo nachvollziehen…. Habt ihr doch ein so wunderschöne Reise vor euch und überhaubt, schließlich habt ihr es euch doch auch selber ausgesucht. Nun aber habt ihr meine volle Bewunderung….. Wir sind auf dem Weg und nur in Europa unterwegs…. ich bin in Tränen ausgebrochen,weil ich die letzte Waschmaschine ohne Waschpulver gewaschen habe um nur eine Gelegenheit zu nennen.
    Respekt. ..
    Fühlt euch gedrückt, Karola

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