2019>GoSouth_West_Afrika_Teil02

Senegal

28.07. – 01.08.2020 Fliegen. Hunderte. Verleiden das Frühstück. Vertreiben uns nach Innen. Für den Rest des Tages. Starkregen fällt. Peitscht, gepaart mit Gischt, über Meer und Land. Gassigang in Badehose/Jürgen 😉 Ich überarbeite meine persönliche Internetseite, flicke Bettlaken und Minouks Hundekissen. Jürgen, wieder getrocknet, räumt den Blog auf, beschäftigt sich mit SocialMedia, installiert flipboard. Liest. Heinz Helfgen Ich radle um die Welt, 1954/1955, …hier musste ich erfahren, dass weder Banditen, noch wilde Tiere, noch mörderisches Klima so unüberwindlich sind wie die von bürokratischer Willkür errichteten Schranken https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Helfgen. Herzlichen Dank, Hans-Peter, für diese wunderbaren Bücher mit ihren Geschichten. Wir werden die Erstausgaben in Ehren halten!
Unser Nachbar bringt Zitronengras und Moringazweige aus dem Garten. Letzteres schmeckt zubereitet wie Spinat zum Rührei sowie als Pesto verarbeitet wunderbar. Pesto? Erinnerungen an Lac Rose werden wach.
Von Kafountine nach Marsassoum. Eine Fähre soll uns über den Soungrougrou, Nebenfluss des Casamance, bringen. So die Theorie. Praxis: Ein Schiff defekt, das andere fährt nicht (mehr) wegen Opferfest. So ganz verstehen wir die beiden Afrikaner nicht, die kurz vor dem Anlieger gestrandet sind. Auto kaputt, Fähre geht nicht, erst morgen 18:00 Uhr wieder, inshalla. 26 Stunden auf den Willen Allahs hoffen? Wir füttern die hungrigen Jungs, die seit gestern nichts zu essen haben, drehen um. Nehmen den Landweg nach Sedhiou. Länger, langweiliger, löchriger Teer. Verzicht auf die Besichtigung eines Projektes von Jon. Liegt wegen des Umwegs zu weit abseits. Im Campement La Palmerai direkt am Casamance warten Luxusdusche, Wäscheservice, Restaurant auf uns. So die Theorie. Praxis: Luxusdusche, ja, ganz ok. Wäscheservice, nein. Die Damen feiern. Opferfest. Die Waschmaschine? Nein, die feiert nicht! Also benutze ich diese und es regnet bis abends nicht! Restaurant, geschlossen! Opferfest. Ergo selbst kochen, auch nett und ein gemütliches Plätzchen zum Essen haben wir auch. Tropische Sommernacht!

23.07. – 27.07.2020 Zunehmend wird Chris zum fordernden Dienstleister, ohne Dienste zu leistenGrundlage seiner Forderungen: Humanität! Dem Argument können wir schwerlich folgen. Adieu Abéné. Entlang der Piste durch das Réserve Biologique de Basse Casamance, südlich von Kafountine, Zentrum der Fischereiwirtschaft, finden sich schöne Stellplätze. Fantastische Landschaft zwischen Wald und Meer. Menschen verschiedenster Ethnien, in ihren Traditionen verwurzelt. Animismus, Fetisch- wie Initiationskulte, Karneval http://www.kafountine.info/crbst_22.html, alles findet anscheinend seinen Platz in der seit langem von Krisen geschüttelten Region. Menschen im Bestreben nach Unabhängigkeit. Ergebnis? 70% der Bevölkerung lebt bildungsfern, unterhalb der Armutsgrenze. Im Garten Eden. Die Gewinne eines Restaurants, das beste Pizza in schönem Ambiente anbietet, gehen in die Alphabetisierung Erwachsener. Benefizprojekt mit spanischer Unterstützung. Ein Lichtblick!
Stunde um Stunde durchstreifen Frauen und Mädchen seichtes Uferwasser. Ernten Muscheln. Sieben sie quasi aus dem Ozean. Zwischenlager ist der Strand. Abends kommen Kleinlaster. Dann wird die Ernte auf dem Kopf zur Piste getragen, die LKW damit beladen. Die wenigen Männer fahren mit zurück. Frauen und Mädchen warten. Auf PKW, die ihren Heimtransport übernehmen. Bis zu einer Stunde harren sie aus. In vom Meerwasser nasser Kleidung. Nieselregen fällt. 21 Uhr vorbei. Der letzte Transport. Wir sitzen im LKW. Abendessen, begleitet von Rotwein und Käse aus der Auvergne. Betrachten, dank des wunderbaren Panoramablicks, die Geschehnisse um uns herum. Da ist kulinarischer Genuss nicht leicht. Zu offensichtlich ist die Diskrepanz, die Schere zwischen arm und reich. Zufällig las Jürgen tagsüber, dass Mr. Amazon, Jeff Bezos, im ersten Halbjahr 2020 sein Vermögen um 20%, auf rund 138 Milliarden US$, steigerte. Ebenso laut Börse ARD soll Bill Gates, zweitreichster Erdenbürger, bedauerlicherweise im selben Zeitraum um 8,4 MRD US$ ärmer geworden sein. Doch Daten schwanken je nach Quelle. Und: Was machen schon ein paar Milliarden mehr oder weniger aus?
Unser Nachbar, bis zu Ives Ankunft letzter Siedler auf der Halbinsel, macht auf ein Gelege von Meeresschildkröten aufmerksam. Wegen des Hundes. Er achtet und schätzt die Natur. So seine Erklärung. Einer Religion hinge er nicht an. Religion diskriminiere. Dazu fiele uns das eine oder andere mehr ein.
Elf Monate sind wir unterwegs >GoSouth. Fünf Monate im Senegal. Drei davon am Lac Rose bei Dakar wegen geschlossener Inlandsgrenzen. Seit acht Wochen reisen wir nun durch das Land. Meist in Ozeannähe. Mehr ist kaum möglich. Einerseits bleiben terrestrische Staatsgrenzen zu. Andererseits machen höhere Temperaturen, fehlender Wind bzw. noch mehr Regen den Aufenthalt im Landesinnern schwerer erträglich. Unerträglich sind die Berichterstattungen aus D und EU. Wir hoffen. Auf den Monatswechsel. Auf welchen? Wir lassen es offen. Haben den Mut verloren. >GoSouth, eine Reise mit vielen neuen Erfahrungen. Die meisten davon, mit Blick auf das Weltgeschehen, nicht wert. Reisen bildet. Erweitert den Horizont. Beides aktuell unerwünscht. Und so ist auch uns eine gute Reise seit längerem nicht vergönnt.

17.07. – 22.07.2020 Ein einfacher Zweig ist dem Vogel lieber als ein goldener Käfig so der Spruch des Tages vom 17. Juli. Senegal und Ive, goldene Käfige. Einzig Blicke und Träume dürfen reisen. Nach Gambia, Guinea Bissau. Landgrenzen bleiben zu. Die Nachbarn ziehen nicht mit, so der Eindruck. Jedoch nicht nur Autokraten finden Gefallen an weitreichender Bürgerkontrolle.
Es regnet. Heftig. Stundenlang. Solarstrom? Aktuell schlechte Angebotslage. Jon kommt vorbei, bringt Obst und Gemüse vom Markt. Lädt zum Dinner bei Babarcar und Verena ein. Kocht gemeinsam mit Fatima. Ein Zweig, auf den wir gerne hüpfen. Sonntag ist Sonnentag. Wir bleiben. Eine weitere Nacht in KabrousseDann geht’s in den Nordteil der Casamance, Grenzregion zu Gambia. Bei Ziguinchor quert eine Brücke den Namen gebenden Fluss. Immer wieder entlang von Bolons, Wasserläufen. Land im Wasser, nicht nur während der Regenzeit. Luftlinie 63 Km, gefahrene 175 bis zum Fischerort Abéné am Atlantik. Chris lotst uns auf das Terrain seines Bruders. Wiesengelände. Zahlreiche Sapotibäume, leider noch unreife Früchte. Wasser mit Trinkwasserqualität aus dem Kran. Unmittelbare Hafennähe. Netter Dorfcharakter um uns herum. Musik. Reggae-, Salsa-, Mamborhythmen… 2.500 CFA/Nacht (3,80 €) erscheint angemessen für das Gesamtpaket. Ab und an schaut Chris vorbei. Erzählt von der Ferienanlage, die auf dem Gelände des Bruders gebaut wird. Von der Hoffnung auf die Zukunft, die Rückkehr der Touristen. Von der Lebenslustigkeit der Dorfbewohner. Den Festivals, Karneval im kleinen, sauberen Abéné, im Dezember. So lange wollen wir nicht bleiben.
Dem Klima trotzend streifen wir durch die Gegend. Gemächlich. Nachmittags. Wie in Kabrousse breiten sich auch hier urwüchsige Wälder bis zum Strand aus. Dort nutzten scheue Warane die Gelegenheit zum Sonnenbad. Hier eine Schlange.
Bei Zimlam lernten wir erstklassiges Moringa kennen. Pape eröffnete uns die Vorzüge nicht raffinierterelfenbeinfarbiger Sheabutter Beurre de Karité https://de.wikipedia.org/wiki/Karitébaum. Damit „würzen“ wir den grünen Tee. Cremen uns quasi innerlich ein. Anderes macht in der Sauna mit ständigen Aufgüssen eh keinen Sinn. Jedwede Hautpflege fließt, schneller als aufgetragen, der Schwerkraft gehorchend, am Kinn entlang. Unter Doppelkinn werden wir also nicht leiden. Faty verkaufte uns Wein aus Cashewäpfeln, gar nicht unser Geschmack. Chris macht uns bekannt mit den gigantischen Jackfruits. Fruchtfleisch, an ein Mix aus Mango, Ananas und Bananen erinnernd. Bohnenförmige Kerne, gekocht eine geschmackliche Mischung aus Esskastanien und Kartoffeln ergebend. Erzählt man. Die Giganten sind noch nicht reif https://de.wikipedia.org/wiki/Jackfruchtbaum
Ein Abstecher zum heiligen Bantang Woro. Ein Baum, der sich aufteilte in sechs? Sechs Bäume, zusammengewachsen, sich wieder in verschiedene Kronen trennend? Jedenfalls eine mit Ehrfurcht erfüllende Erscheinung der Natur, ein imponierender Gigant (Kapokbaum, oder Fromager). Kulinarisch eher unbedeutend, sieht man von den ölhaltigen Samen ab.

13.07. – 16.07.2020 Regenpausen. Arbeitszeit. Die gröbsten Schweinereien sind beseitigt, die Bleche wieder am LKW verstaut. Wir stinken um die Wette. Doch bei fast gesättigter Luftfeuchtigkeit ist duschen im LKW keine gute Option. Solarduschen käme public viewing gleich. Wie so oft findet sich eine Lösung. Diesmal in Form von Jonathon, Kanadier. Interesse am Auto, den Reisemöglichkeiten und der Coronasituation in EU lassen ihn anhalten. Jürgen redet länger mit ihm, erfährt von dem Projekt water for women http://www.art-farm.org/water-for-women, was ihm aktuell besonders interessant erscheint, von beteiligten Kleinunternehmern: Brunnentiefbohrung zur Wassergewinnung, Effizienzsteigerung der Landwirtschaft, Kultivierung von Moringabäumen, Herstellung von Pulver und Blatttee, Vermarktung des Superfood https://www.zimlammoringa.com/about-us Wasser? Ja, Jonathon organisiert. Auch einen Stellplatz beim senegalesisch-schweizer Ehepaar Babacar und Verena in Cap Skiring. Die beiden sind Kopf von Produktion und Vermarktung des Bioproduktes Moringa. Aktuell dabei, die Zertifizierung für den Handel mit Europa zu erlangen. Im Besitz von Dusche und Waschmaschine. Die erste, die mir im Senegal über den Weg läuft! Zwei wunderbare Tage. Gemeinsame Abendessen. Neue Einblicke in die Situation in Afrika, aber auch Bestätigung unserer Beobachtungen. Gastfreundschaft nehmen wir gern entgegen, wissen aber auch sie nicht über Gebühr zu strapazieren. In Kabrousse, dem letzten Dorf vor Guinea-Bissau, gibt es ein Plätzchen für uns. Auch Minouk ist glücklich. Hähne, Hühner und Katzen durfte er bei unseren Gastgebern nicht jagen. Bei an der Piste vorbeiziehenden Rindern und Schweinen nehmen wir es nicht so genau.


05.07. – 12.07.2020 Eindeutige Drohgebärden. Unfreundlich. So präsentiert sich die männliche Jugend bei Missira. `Toubab Corona`, das Stichwort. Nicht die Krankheit, was die Weltmächtigen daraus machen, schürt Aggression. Reden will man nicht mit uns. Wir bleiben. Eine Nacht. Das parkähnliche Agrarland ist wunderschön. Cashewbäume mit leuchtend gelben und roten Äpfeln. Kapokbäume https://de.wikipedia.org/wiki/Kapokbaum, die Giganten des Urwalds kommen in den Blick. In Vergessenheit geratene Lieferanten vielfältig nutzbarer Rohstoffe. Frisches Wiesengrün. Hibiskus sprießt bzw. wird eingesät. Mit Ochsengespann und Einzelkornsägerät.
Entlang der gambischen Grenze geht es über Feldwege und Pisten zu den Cercles mégalithique de Senegambie. Nicht jedes Dorf ist LKW geeignet. Ungünstige Konstellationen enger Pisten, Mauern, überhängender Strohdächer und Bäumen mit tief hängendem Astwerk zwingen manchmal zum Rückzug. Fotos? Keine. Einerseits sitzt die Fotografin am Steuer, anderseits sind die Menschen in den entlegenen Orten kamerascheu. 120 Km später finden wir mit Kabakoto den Einstiegsort zur Rundtour um das weitläufige Gelände des UNESCO-Welterbe und einen netten Nachtplatz unweit einer Lodge.
Wie blöd kann man eigentlich sein? Fast 40ºC. Wege, gerade für Eselkarren geeignet. Wir mittendrin. Zu Fuß, mit LKW und Hund. Auf der Suche nach alten Steinen. Ausgestattet mit dem aktuellen Führer des Reise Know-how Verlags, der sich GPS-Koordinaten-Technologie verschließt. Ich/M muss allerdings gestehen, dass Osmand von den angeblich zahlreichen Megalith-Kreisen auch nur einen ausweist; den entlegensten bei Sine Ngayène. Wir fragen. Steinkreise? Megalithe? Niemand weiß etwas. Die Bewältigung des Alltags ist hart, was scheren alte Steine? Der Wissenschaft geht es ähnlich. Wer hat sie warum erbaut? Man weiß, dass die ca. 5000 Jahre alten Stätten bedeutend sind. Mit Stonehenge vergleichbar https://de.wikipedia.org/wiki/Senegambische_Steinkreise. Die UNESCO nahm sie auf in die Welterbeliste . Und so quält Jürgen uns mit dem Laster tapfer durch Senegals Dörfer, bis wir schließlich die Steinkreise und das Grab des Königs, das Tombe du Roi, finden. Zurück nach Kabakoto. Müde, verschwitzt, hungrig. Gerne nehmen wir das Angebot an, auf das Gelände der Lodge zu fahren. Stellplatz, Pool, Süßwasserdusche und Wassertanks nachfüllen gratis! Ja, man hat ein Restaurant. Essen und trinken allerdings gegen CFA.
Zügig geht es über die N1 und N6 rund um Gambia in den Südsenegal, Grenzregion zu Guinea-Bissau. Für eine Teepause zahlen wir einen hohen Preis. Der Dieb, der sich unser Tablet aneignet, hat wohl nur einen schmalen Verdienst. Das Gerät, ohne Karte, Ladegerät und sofort abgemeldet, ist für ihn fast wertlos. Für uns ist der Komfortverlust als Navigations- und Informationsgerät, Drohnensteuerung sowie Kamera für Filmaufnahmen enorm. Zudem nutzt Jürgen es als Lesegerät, nachdem ich sein E-Book nach einem Sandbad kaputt putzte. Gott sei Dank sind wir in Vielem redundant, wenn auch mit Einschränkungen. Die zweite schlechte Erfahrung in kurzer Zeit überschattet die sonst so positiven Erlebnisse.
Südsenegal, die Casamance mit gleichnamigem Fluss. Region Jahrhunderte alter Auseinandersetzungen zwischen den Volksgruppen Diola und Wolof. Erstere, sich keiner Staatsmacht unterwerfen wollend, leben in alten Traditionen. Der Waffenstillstand zwischen Rebellen und Staat ist fragil. Zahlreiche Polizeikontrollen. Freundlich, korrekt. Ohne Taschengeldforderungen. Aber den EU-Heimtierausweis will man sehen.
Die Casamance beschert tropisch üppiges Grün. Dichte Wälder, parkähnliches Garten- und Ackerland. Dürre und Hunger scheinen unbekannt. Kupferrote Termitenhügel, wie Backen- bzw. Reißzähne. Hier und da glaube ich gaudieske Architektur auszumachen, die Sagrada Familia. Saubere Dörfer, gute Infrastruktur. In ihren bunten Gewändern wetteifern Frauen darum, dem Grün üppige Farbtupfer beizumischen. Kopfputz aus ebenso farbenfrohem Tuch. Oder die Haare zu Zöpfen geflochten. Mit Perlen geschmückt. Schwarz ist kaum zu sehen, weder das Edle noch das Triste. Männer erwecken mit ihrer Kleidung den Eindruck immerwährender Werktätigkeit.
Erster tropischer Starkregen geht nieder. Verwandelt das so wunderschöne Bild in tristes Grau und schlammiges Braun. In Cap Skiring am Atlantik retten wir uns im letzten Tageslicht auf den Postplatz mit festem Untergrund – so meinen wir. Hund ist anderer Meinung. Während wir im strömenden Regen Minouk aus der Fahrerkabine bitten, hält der König der Löwenjagd etwas weniger nasse Pfoten beim Ausstieg seinem Stand für angemessen. Ich zetere. Jürgen hat ein Einsehen, und eh pitschnass, tut ihm den Gefallen. Fährt das Auto zwei Meter zurück, trockener aber leider etwas schief.  
Das Gerücht, dass die afrikanischen Landgrenzen um uns herum Mitte Juli öffnen, können wir nicht bestätigt finden. Nahezu fünf Monate Senegal. Ok, wenn es denn freiwillig wäre. Die Zwangslage beschäftigt Körper, Geist und Seelen mehr als wir wahrhaben wollen. Wollen nicht sein, wo wir sind, können nicht sein, wo wir möchten. Mieses Karma. Auf der Suche nach einem schönen Platz versenken wir Ive. Jeder von uns einmal. Alles ist eingesaut – Schlamm halt. Es regnet. Die offen stehende Dachluke durchfeuchtet unser Bett. Ach ja, der Boiler ist wohl doch defekt. Feuchtigkeit im Keller – wie eigentlich überall. Nein, Tränen vergießen wir noch nicht. Es bleibt vorerst beim Schweiß.


01.07. – 04.07.2020 Pape organisiert. Wasser in 20L-Kanistern. 15 Ct. pro Gebinde. Wäscheservice. Bettwäsche, Hand-, Geschirrtücher und was sonst so in mehreren Wochen anfällt. Für 3,80 EUR. Meine Waschmittel – Waschsoda und Essig – verschmäht die Wäscherin. Die Wäsche soll doch sauber werden. Was zurückkommt sind wunderbar duftende, saubere Textilien, von denen ich mich bereits teils als nicht mehr zu retten verabschieden wollte. Beschämend! Stundenlang übte ich Handwäsche an diversen Dorfbrunnen. Aber was die Senegalesinnen an Standard bringen ist besser als BMW (Bosch, Miele, Wehner) und so. Pape organisiert. Eine Tour durch die Mangroven. Mit einer Piroge durchstreifen wir große und kleine Wasserstraßen. Meer und Fluss treffen und vereinen sich. Bolongs heißen die Wasserstraßen https://de.wikipedia.org/wiki/Bolong. Hinein in Sackgassen. Über unseren Köpfen wächst die Vegetation zusammen, nimmt das Boot in dichtem Luftwurzelwerk gefangen. Ein Labyrinth, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Zu einer l île aux coquillages. Ein Muschelhaufen mit heiligen Baobabs, die Griots (http://www.goethe.de/ins/za/prj/wom/osm/de9606618.htm), mehr als Geschichtenerzähler und Sänger, als Wohn- und Grabstätte dienen. So erzählt man. Mystische Orte. Jahrtausende alte Baumgiganten. Muschelinselhaufen, teils bewohnt von Panthern, Hyänen und was weiß ich/M für Getier. So genau will ich es auch nicht wissen. Vertraue auf Pape, der unbewaffnet und in Flip-Flops locker vor uns her marschiert. Zurück in der Piroge bestaunen wir vor einer l île des Oiseaux die Einkehr von Kormoranen, Pelikanen, Milanen sowie uns unbekanntem Federvieh zu ihren Schlafplätzen. Unser Kapitän merkt an, ein Gewitter zöge auf, er möchte Richtung Heimat abdrehen. Zudem läuft die Piroge langsam aber sicher mit Wasser voll. In scheinbar unbeobachteten Momenten befördert er das Nass mittels geköpfter Wasserflasche aus dem Boot. Sechs Km bis Toubakouta. Der Skipper holt aus dem Motor heraus, was er zu bieten hat. Wasser spritzt und schäumt. Wind kommt auf. Minouk befürchtet das Schlimmste. Schließt die Augen vor den Unbill um uns herum. Zittert. Vor Kälte und Mee(h)r. Gerade rechtzeitig erreichen wir unseren Iveco, bevor das Gewitter hereinbricht und wunderbar kühlen Regen über uns ausschüttet. Pape organisiert. SMS genügt und kaltes Bier, Brot, Mangos kommen prompt. Mittagessen gibt es bei ihm zu Hause bzw. in seinem Shop. Als Kunstschnitzer bietet er schönes Holzkunstwerk an. Tische, Sitzgelegenheiten, Schalen, Besteck, Spiele, Hochzeitsmasken… Pape organisiert. Die Wanderung von CFA (Coopération Financière en Afriqueaus den Taschen der Touristen in seine eigene. Wir gönnen. C´est avec un grand plasiermeint er lächelnd wie überzeugend.
Am 15.07. wird Senegal den Flugverkehr wieder aufnehmen. Keine Neuigkeiten gibt es zur Öffnung maritimer wie terrestrischer Grenzen. Und während die Welt weiterhin meint, CoVi wäre der Feind, mit dem es sich auseinanderzusetzen gilt, schwimmen in der Sahelzone die Djihadisten bereits auf der Welle, die Arbeits- und Perspektivlosigkeit durch die Welt-Maßnahmen geschaffen haben. „Die regionale Anti-Terroreinheit G5-Sahel hat angekündigt, der Kampf gegen das Coronavirus habe jetzt Vorrang vor dem Anti-Terrorkampf“ (Deutschlandfunk.de). Selbst Entwicklungsminister Müller fordert das Auswärtige Amt zu einer Neubewertung der Reisebeschränkungen für Afrika auf. Denn die Länder weisen niedrige Infektionszahlen auf und können Hygienestandards vorweisen. Somit, so Müller, gäbe es keinen Grund, sie vom Tourismus abzuschneiden. In Afrika leben rund 25 Millionen Menschen vom Tourismus (DW.com) – und sie verstehen die Welt nicht mehr. Oder doch? Sind doch immer die Schwarzen schuld, benachteiligt, unfähig …. ein Stigma, dem sie sich nur schwer entziehen können.

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