Heimfahrt + „Urlaub“

Aktualisierung Trackerbox TIProNet: Nach mehreren Versuchen ist es dem Anbieter derzeit gelungen, die Datenkommunikation des Trackers wieder in Funktion zu setzen. Die Positionen sind momentan aktuell.

Anmerkung: Liebe Leser, leider funktioniert seit geraumer Zeit die Datenübertragung von der Trackerbox TIProNet auf den Rechner nicht, deshalb gibt es auch keine Routenaufzeichnungen mehr. Der Anbieter sieht sich, auch nach mehrmaliger Rücksprache außerstande, Abhilfe zu schaffen.

Heimfahrt + „Urlaub“ unser persönliches Spotlight
Russland:
war zum Einen eine Grenzerfahrung der besonderen Art (Jürgen vom 18.07.17): Bei unserem Grenzübertritt von Russland in die Mongolei hatten wir kein glückliches Händchen, man könnte auch sagen wir hatten Pech. Aus Gründen, die wir nicht allein zu verantworten hatten und die wir an sich auch nicht wissen konnten, war die Grenze zwischen Russland und der Mongolei für 7 Tage geschlossen. Für uns bedeutete das, dass unser russisches Transitvisum nicht ausreichend lange währte und wir 550 km zurück fahren mussten, um bei geeigneter Behörde ein neues Transitvisum zu bekommen. Soweit so gut, oder auch schlecht. Wir sind halt die 1.100 km unter einem gewissen Zeitdruck gefahren, haben nach einigen stressigen Stunden das Visum erhalten und standen am 16.07. wieder an der Grenze auf russischer Seite.
Wir waren nicht alleine, es hatten sich in der Zeit der Grenzschließung hunderte, wenn nicht tausende Menschen dort eingefunden. Wir standen auf Position 43, was nichts besagte, da entsprechende Seilschaften immer wieder dafür sorgten, dass später eintreffende Reisende, meist Kasachen, auf wundersame Weise vor uns platziert waren. Daraus resultierte dann irgendwann eine gewisse aggressive Grundstimmung. Bisher habe ich in Nachrichtensendungen immer nur von menschenunwürdigen Sanitär-, Unterbringungs- und Versorgungszuständen gehört, meist im Zusammenhang mit Flüchtlingsschicksalen. Jetzt weiß ich in Ansätzen, was das bedeutet. Zum Glück auch hier wieder nur vom Anschauen denn unser fahrbares Hotel verfügt über beste Annehmlichkeiten. Für die anderen Menschen sah es nicht so gut aus, ob Kleinstkind oder alter Mensch, alle hatten nur einen mehr oder weniger verschmutzten Bach für die Hygiene bzw. eine Kuhwiese für sonstige Bedürfnisse zu Verfügung. Die ebenso vorhandene Sickergrube war bereits am ersten Tag nicht mehr nutzbar. Mit dem Verlust der minimalen menschlichen Grundversorgung ging dann auch der Verlust der humanen Verhaltensweise einher. Es kam zu verbalen Beschimpfungen, Rangeleien bis hin zu Schlägereien, und auch bei mir haben sich im Verlauf der Stunden bzw. Tage die erlernten menschlichen Umgangsformen deutlich in Richtung Verrohung entwickelt. Zumindest rechne ich es mir in diesem Zusammenhang an, dass ich es wahrgenommen habe, dass eine Familie mit kleinsten Kindern die Nacht im Auto verbringen musste und wir es zumindest anderen Betroffenen angeboten haben, in unserem Auto zu übernachten bzw. ihr Gepäck dort zu deponieren. Wir waren wieder im Urwald und Verhaltensweisen der Zivilisation waren vergessen.
Und ich glaube, genau das könnte es, was die Staatsmacht durch solche Maßnahmen beabsichtigt. Der Mensch im Angesicht der uniformierten Macht soll sich klein und unbedeutend fühlen. Wie sagte ich zu einer niederländischen Mitreisenden beim Anstehen am Grenzbüro nach dem wir von der Grenzoffizierin verwarnt wurden, wir sollten nicht miteinander sprechen: ‚Ich fühle mich 55 Jahre jünger‘. Anders als
bisher hieß es hier nicht: ´No problem, waite!´ sondern: ´Problem; it´s the law`, will heißen: geht nicht!
Zum Anderen haben wir aber später im Land  auch Zustimmung und Freundlichkeit erlebt. Die Polizeipräsenz ist extrem hoch, Kontrollen ebenso häufig, im Schnitt eine pro Tag. Alles verlief jedoch höflich, korrekt und oftmals freundlich, Schwierigkeiten gab es nie.
Das Land ist preiswert. Diesel kostet zwischen 30 und 50 €Ct, abhängig vom Anbieter und der Region (im Osten teurer). Flaschengas kann man an vielen Tankstellen mit geeignetem Adapter preiswert auffüllen. Hauptstraßen/Überlandstraßen sind wie in D oftmals gut bis zufriedenstellend; Schilder ebenfalls bezüglich der Qualität und überflüssiger Quantität; positiv ist zu erwähnen, dass anders als in den „Stans“ Hinweisschilder zu Sehenswürdigkeiten meist bevor man diese erreicht hat, aufgestellt sind. Verkehrsunfälle sind alltäglich, meist Blech- aber des Öfteren auch Menschenschaden. Verwunderlich, Polizei ist ebenso omnipräsent wie Kameras und mobile Radarfallen. Supermärkte bieten meist Komplettangebote und in größeren Städten eine nahezu üppige Auswahl auch an Delikatessen. Die Menschen sind uns gegenüber eher zurückhaltend, neutral, hier und da freundlich. Insbesondere in Sibirien auf dem Land schauten wir oftmals aber auch in graue oder aschfahle Gesichter. Während der Razputiza, in RUS als eigenständige Jahreszeit bezeichnet, versank das Land bei unserem Besuch im Schlamm. Landschaftlich ist aus unserer Sicht der Bereich des Altai als besonders schön hervorzuheben; auch der Baikal ist ein attraktives Ziel, wenn man denn mal an den See kommt; auch die bereisten Städte empfanden wir als sehr sehenswert.

Georgien:
zunächst tun wir uns schwer mit Land und Leuten; alles erscheint eng nach der unendlichen Weite Russlands. Je mehr wir adaptieren, umso freundlicher werden die Menschen, welch komischer Zufall! Ein Gemüsehändler klopft an und bringt Aprikosen und Nektarinen, Jürgen wird auf ein Bier vom Metzger eingeladen, mit dem 2. Besuch sind wir jetzt Stammkunden. Russisch spricht man nicht gerne, englisch ist ok. Die Preise für Alltagsdinge sind niedrig, Diesel und Benzin mit rund 70 €Ct. teurer als bislang gewohnt. Das Land ist voller Bäume und Sträucher, die von Früchten überquellen, ein Garten Eden, der ohne Wasser nicht möglich wäre. Aber uns vertreibt der heftige Dauerregen zu dieser Zeit vorzeitig aus dem Land.

Türkei, Norden:
Das im Spotlight Vorderasien/Arabien zur Türkei Beschriebene gilt weitestgehend auch für den Norden. Straßen sind nicht ganz so gut, die Polizeipräsenz hier ist geringer und erscheint weniger militärisch. Während der gesamten Reise begleitet uns das Thema ´Müll` mal mehr, mal weniger. Eine so katastrophale Umweltverschmutzung durch Plastik-Müll, Schutt, Schrott, Unrat wie am Strand und im Wasser der Schwarzmeerküste bei Sinop, am Black Sea Silk Road Corridor, http://tr.blackseasilkroad.com/en/wiki/SınopAklıman/878/967 haben wir jedoch bisher nicht gesehen. Ist man sich dieser Situation bewusst, wenn EU-Steuergelder in Projekte wie bei Hamsilos/Sinop fließen? Liebe Ex-Kollegen, kein attraktives, aber ein lohnenswertes Ziel für eine Vor-Ort-Begehung! Bei unserem Besuch gab´s zudem gigantische Quallenteppiche, wir sichteten allerdings nur recht harmlose Vertreter. Es scheint uns kaum vorstellbar, dass man während der Saison die Situation in den Griff bekommt. Umweltschutzbemühungen, beispielsweise in D vor allem durch Kommerzinteressen von Großindustrie forciert, muten da zunehmend wie ein instrumentalisierter Nebenkriegsschauplatz an.
Die Menschen incl. der Polizei sind uns gegenüber höflich, interessiert und gastfreundlich. Die Spannungen, die Politik und Medien aufbauen, scheinen (noch) nicht anzukommen. Eine ganz besondere Art und Weise des Missbrauchs von Frauen durch das Erdoğan-Regimes kommt uns zu Ohren: sie sollen dafür bezahlt werden verschleiert auf die Straße gehen, um das Straßenbild zu verändern. Wie einst Envar Hoxha Albanien mit Bunkern zupflasterte, so tut es Erdoğan mit Moscheebauten. Und das nicht genug; die ohnehin geringe Anzahl an Kirchen wird indirekt durch die Bestrebungen, die Hagia Sofia, einst größte Kirche, wieder zur Moschee umzubauen, reduziert. Das mutet nach wenig Aya Sofya an, inshallah? Umweltschutz, und dazu zählt auch Menschenschutz, wäre wohl ein Gott gefälliges Werk.
Auf Wikipedialinks musstet ihr verzichten, der Zugang ist tot, ebenso wie mein/Marion Handy, da zum 3. Mal im Land! Aus Iran kannten wir das, da schenkte uns ein Iraner kurzerhand seine eigene Karte.

Nach einer fast einjährigen Auszeit aus unserer europäischen Heimat richten wir einen persönlichen Appell an Politiker der Welt: Zeigt Rückgrat, steigt aus dem weichen Bett der kommerzorientierten Wirtschaft aus. Marionetten-Mutti-Politik erscheint uns wenig geeignet, einen Gegenpol gegen die harte Hand von Demokratiegegnern zu bilden. Die Fehler, die vor vielen Jahren u. a. mit der Türkei gemacht wurden – es waren damals schon Muslime, die kamen, als wir Gäste zur Arbeit einluden – sollten mit den Balkanländern nicht wiederholt werden! Es lohnt, für Freiheit und Demokratie in D und Europa einzustehen getreu dem Leitspruch von Mustafa Kemal, Vater der Türken/Atatürk „Yurtta sulh, cihanda sulh: Friede in der Heimat, Friede auf der ganzen Welt“.

Griechenland
Das im Spotlight Europa zu Griechenland Beschriebene gilt auch für den zweiten Reiseabschnitt durch das Land. Wir machen allerdings auch eine völlig neue Entdeckung: Die braunen Hinweisschilder zu Sehenswürdigkeiten werden nicht nur aufgestellt, wenn es diese zu sehen gibt, sondern oftmals auch dann, wenn es sie zu sehen gäbe, im Falle, dass es sie denn noch geben würde oder um der Vermutung Ausdruck zu verleihen, dass es sie dort gegeben haben könnte – daran muss man sich erst Mal gewöhnen, aber es ist ja eh nicht unsere Art jedem Hinweis zu folgen!

Albanien
wir besuchen das wunderbare europäische Land zum dritten Mal in diesem Jahrzehnt. Es erscheint moderner, von besserer Infrastruktur gekennzeichnet, leider blühen aber auch Müllkippen zu Hauf! Wie bei den vorherigen Besuchen werden wir auch diesmal häufig mit erhobenem Daumen und winkend begrüßt. Bei weiterem Interesse am Land s. auch vergangene Reisen Albanien 2012/13.

Italien
Im Spotlight der Hinfahrt war zu lesen: hektisch, laut, eng, oftmals sehr kaputt, viel Müll, wir empfinden uns eher als lästig/störend…. Ja, stimmt. Aber der Süden bietet mit Basilikata und Apulien Landstriche mit wunderbarer Kultur und Natur sowie einer lässigen, ruhig entspannten Lebensart, ganz anders als wir das Land im letzten Jahr erlebten. Touristen begegnet man wie in D eher gleichgültig. Auch Mittelitalien und majuemin verstehen sich auf der Rückfahrt etwas besser, aber der Norden… s. o.

Frankreich
Im Spotlight der Hinfahrt hieß es: ´leben und leben lassen, viele freundliche Menschen, Nahrungs- und Genussmittel immer wieder ultimativ in Vielfalt und Qualität; viel Freiraum, entspannte Atmosphäre (weil uns gut bekannt?).´ Dem ist wenig hinzuzufügen, außer evtl. dass uns die Autobahngebühren üppig erscheinen – nicht nur deshalb fahren wir überwiegend Landstraße. Und vielerorts nehmen die Verbotsschilder für den Transit über 3,5 t deutlich zu, jedoch verständlich angesichts der teils engen Durchfahrten durch pittoreske Dörfer.

Luxemburg, Belgien: keine Kommentare

L-D-B-D: ´Endspurt´
08.12.2017 nach 52.050 km erreichen wir am 437. Reisetag und 286 Stellplätzen, die uns vorrübergehend Heimat waren, wohlbehalten unsere homebase in Herzogenrath. Leider müssen wir uns erst der Hausbesetzerszene widersetzen, die unser Domizil in Beschlag genommen und unsere Hauseinfahrt doch glatt mit einer 3,5t-Beschränkung abgeflattert hat….
Es war eine phantastische Zeit mit Höhen, Tiefen, Herausforderungen, intensiven Erlebnissen, vor allem mit Gesundheit… „Auch wenn Mann und Frau auf demselben Kopfkissen schlafen, so haben sie doch verschiedene Träume“ (Mongolisches Sprichwort). Stimmt, aber wir blickten immer in dieselbe Richtung.

Die nächste Tour in 2018 soll ´ne KaFe-fahrt werden, mal schauen, was das Leben für uns plant!

Und zum Abschluss ein herzliches Dankeschön an alle Menschen, denen wir begegnet sind und die uns mit ihrer Art bereicherten; an alle Leser, die uns begleitet haben, vor allem aber an die Kommentatoren und E-Mail-Schreiber, die uns mit ihren Worten Wärme aus der Heimat in die Ferne brachten, vor allem wenn es mal nicht so lief wie geplant.

03.12. – 07.12.2017 Am ersten Adventssonntag verlassen wir Frankeich nach Luxemburg. Das Wetter ist ungemütlich. Grauer Himmel, Sprühregen, der in Schnee übergeht und später auch die Autobahn zudeckt. Am Dreiländereck Luxemburg, Frankreich und Deutschland parken wir in Schengen am Europazentrum, Geburtstätte der Reisefreiheit, wo der Vertragsunterzeichnungen im Jahr 1985 durch die Staaten Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Niederlande gedacht wird, die die Abschaffung systematischer Grenzkontrollen der Mitgliedstaaten zur Grundlage hatten https://ec.europa.eu/home-affairs/sites/homeaffairs/files/e-library/docs/schengen_brochure/schengen_brochure_dr3111126_de.pdf. De facto dauerte es zehn Jahre bis zur Umsetzung, na ja – Bürokraten und Politiker sind bekanntlich nicht immer die Schnellsten http://www.bpb.de/internationales/europa/europaeische-union/42910/grafik-schengen Und seit einiger Zeit werden, so lesen wir in der Presse, vor allem auf Bestreben Deutschlands, systematische Kontrollen durch die Hintertür wegen angeblicher Terrorgefahr und illegaler Immigration wieder eingeführt. Das kommt davon, wenn Mutti alle Kinder an den vermeintlich unbegrenzt reich gedeckten Tisch ruft und die Beachtung von Gesetzen halbherzig, nach einem Zweiklassensystem, verfolgt wird.
Wir lassen die Rückreise weiterhin langsam angehen, wollen uns in Ruhe an die Heimat gewöhnen, die uns grau, kalt und nass begrüßt. Mehr oder minder entlang der Mosel auf ihrem Weg ins Rheinland landen wir in Bernkastel, wo der Weihnachtsmarkt im historisch romantischen Ambiente Weihnachtsstimmung aufkommen lässt, trinken den ersten Glühwein seit langem, hören Weihnachtslieder und lauschen den Geschichten bei der Öffnung des 4. Türchens am Adventkalender. Leider haben wir die Ankunft der Fackelschwimmer des Sporttauchervereins Oktopus, begleitet vom Heiligen Nikolaus am Samstagabend verpasst.
Da aktuell keine Gäste in unserem Ferienhaus in Wehlen https://www.ferienhausmiete.de/24695.htm wohnen – so dachten wir zumindest – wollen wir dort die Infrastruktur wie Waschmaschine, Trockner, Dusche… nutzen. Doch Simon hat ohne unser Wissen das Haus vermietet! Und zwar an unsere Freunde Silva und Joachim, die uns mit einem kompletten Abendbrot, hervorragenden Getränken und ihrer Gastfreundschaft überraschen. Waschmaschine und Dusche dürfen wir trotzdem benutzen 😉 Euch beiden ein dickes Danke schön, tolle Idee!
Gertrud bringt Wein und wir bedanken uns nochmals für ihre Wehlener Sonnenuhr, die wir am Wendepunkt der Reise >GoEast in Ulan-Bator tranken, und plaudern über die Heimat….
Zu Beginn der Reise haben wir Belgien berichtsmäßig übersprungen, es gab nichts Erwähnenswertes. Das ist auf der Heimfahrt anders. Wir machen die 52 Tkm voll, aber vor allem schließen wir bei einem Zwischenstopp nach Ewigkeiten wieder liebe Familienmitglieder in die Arme bevor es endgültig nach Hause gehen wird.

Frankreich
01./02.12.2017 Den Abschiedsschmerz vom Vaucluse therapierten wir mit einem hervorragenden Essen im Amerigo Vespucci http://www.lerelaisdesdentelles.fr. Nomen est omen fanden wir und wurden nicht enttäuscht. Nachdem uns der November mit Sonne verwöhnte schüttelt der Dezemberhimmel dicke Schneeflocken aus der Wolkendecke über uns aus. Schnell die Wassertanks aufgefüllt und auf Richtung RN7. Wir entdecken den Via Rhona-Radweg, der uns schon an der Rhonemündung aufgefallen ist und von der Quelle am Genfersee bis zum Mittelmeer führt. Ob die rund 800 km komplett ausgebaut sind können wir nicht beurteilen, aber wie der Voie Verte bietet er, dort wo wir sie suchen, hervorragende Pausenplätze und in der fahrradarmen Zeit nutzen wir die Trasse für entspannte Hundespaziergänge. Die Maut für Ive erscheint uns exorbitant hoch und nicht nur deshalb „schleichen“ wir auf Landstraßen über St Georges de Reneins nahe der Saone bis nach Nuits St Georges
Wir wünschen Euch eine besinnliche Adventszeit und vor allem die Muße, sie mit Glühwein, Weihnachtsliedern, Selbstgebackenem und lieben Menschen zu genießen. Auch wenn sie dieses Jahr kurz ausfällt – vom ersten Türchen bis Heiligabend bleiben es 24 Tage!


25.11. – 01.12.2017 Italienfans könnten uns mangelnder Objektivität bezichtigen: Frankreichs Mittelmeerküste sei doch auch über weite Strecken eng, laut, hektisch… Richtig! Gefällt uns ja auch nicht und anders als auf der Hinreise ignorieren wir die Berühmtheiten der Cote d´ Azur völlig. Abseits der RN 7 ist zudem 3,5-Land. Schilder mit rotem Rand, weißer Mitte und der Zahl ´3,5´, die abwechselnd Tonnagenlimitierung, Höhenbegrenzung bzw. maximale Länge angibt, bestimmen die Route mit Ive; ok, ok, Länge war etwas mehr! Am Bouche du Rhone südlich von Pont St. Louis wird Ive zum Haus am Strand. Unsere Freunde Birgit und Ralph haben die Stelle vor Jahren ausgekundschaftet, dank euch dafür!
Traumhafter Sonnenschein, oftmals jedoch begleitet von heftigstem Wind, bestimmt das Wetter. Stundenlange Strandspaziergänge kennzeichnen die kurzen Tage. Jürgen lässt es sich nicht nehmen mit Minouk und Beta über den Strand zu toben, mehr als 50 km/h haben die Zwei zu bieten! Die motorisierte Fortbewegung am Strand ist in bestimmten Bereichen erlaubt, Camping zwar verboten, aber für Tisch und Stühle draußen reichen die Temperaturen meist eh nicht bzw. bläst der Wind zu heftig und so grüßen uns die Autoritäten, die das Geschehen kontrollieren, immer freundlich.
Mit dem Abschied von der Rhonemündung heißt es >GoNorth. Bei Arles erreichen wir wohl unseren westlichsten Reisepunkt, treffend am Chemin du Compasse. Nach kaum 120 km werden wir beim Anblick des Mont Ventoux schwach: das Vaucluse verlangt eine Unterbrechung, hier müssen wir einfach wieder einige Tage verbringen und so biegen wir ab Richtung Osten! Exquisite Weine, beste Restaurants und die Bilderbuchlandschaft kann man einfach nicht ignorieren und so parken wir Ive in Beaumes de Venise am Picknickplatz direkt an der Salette – Gott sei Dank ist der Camping Municipal geschlossen – und so kann Minouk das Trailradfahrgelände nach Herzenslust für seine Agilityübungen nutzen. Lange braucht die Sonne, um die Morgennebel aufzulösen. Immer wieder wabern Schwaden in die Täler zurück, steigen erneut auf und lassen die Höhen verschwinden, zaubern phantastische Figuren. Schon oft haben wir diese Gegend bereist, doch auch diesmal entdecken wir neue Pfade für Füße, Pfoten und Bikes. Mit dem Chateau von Le Barroux und dem Dörfchen La Roque Alric, dessen Häuser an der Felsnadel zu kleben scheinen, packen wir erneut zwei typisch französische Kleinode in den Koffer der Erinnerungen.

Italien

Unsere Route

18.11. – 24.11.2017 Am Lago di Vico südlich von Viterbo finden wir Raum, um italienische Momente des Lebens zu genießen. Wandern am See entlang, auf die Höhen des Monte Venere…. in unsere Taschen wandern Walnüsse, Kastanien, Passionsfrüchte… köstlich! Der Rancher, der uns am ersten Abend ignoriert kommt nach zwei Tagen vorbei und meint, dass campen im Naturreservat verboten sei. Na ja, wir wollen auch nur noch eine Nacht bleiben, wir haben WC, einen Schmutzwassertank – über aperto oder chiuso wurde nicht gesprochen – und einen Zigarillo später ist alles ok, grazie, buon giorno und so….
Weiter geht es nach NW. Wir besuchen Viterbo, die von den Etruskern errichtete Stadt, einst Sitz des päpstlichen Hofes kann sich des ersten und längsten Konklaves der Kirchengeschichte rühmen. 33 Monate dauerte es, bis Gregor X. 1271 zum Papst gewählt wurde. Am Palazzo Papale wird der Weihnachtsmarkt aufgebaut. Schade, ich/Marion hätte gerne eine italienische Variante erlebt. Wir bummeln durch die Contrada San Pellegrino, ein seit dem 13. Jhdt. unveränderter Stadtteil, genießen einen Cappuccino und sau gutes italienisches Gebäck.
22.11.: bei San Lorenzo Nuovo nördlich des Lago di Bolsena sind wir 50.000 km unterwegs und 60 Wochen auf Reisen. Der Kirchplatz von Ponte D´Arbia südlich von Siena ist uns Heimat für eine Nacht, Stellplatz Nr. 276. Die moderne, schlichte Kirche Sta. Famiglia strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus, ein Ort der Begegnung! Die Toscana versöhnt uns mit den wunderbaren Ausblicken in eine `typisch italienische` Landschaft mit der Mitte des Landes. Die Fahrt über den Brocca-Pass führt oberhalb des Cinque Terre entlang und erlaubt immer wieder traumhafte Sicht auf das tief unter uns liegende Mittelmeer. Erinnerungen werden wach; an unseren ersten gemeinsamen Urlaub, an Urlaube mit den Kindern, mit den Omas….
In Rapallo finden wir für Ive nur einen Laternenparkplatz, eng ist es kurz vor Genua. Gott sei Dank, besser Nils sei Dank, haben wir orangefarbenes Ducktape an Bord und erneuern dieses an unseren Eingangsstufen. Die würden wir nämlich gerne behalten!
Steil ragen die Berge aus dem Meer empor. Unglaublich, wie die Menschen hier der Natur Siedlungsfläche abgetrotzt haben. Häuser scheinen am Berghang zu kleben, Siedlungen wie Kronen die Bergwipfel zu überziehen, sogar Großstädte finden Raum. Die Straßen sind eng, steil und schmal – wir entschieden uns für die Weicheiversion Autobahn. Um sie zu bauen, machten die Straßenbauer Ligurien zum Schweizer Käse, der hat allerdings zwischenzeitlich deutlich Schimmel angesetzt. Irgendwann heißt es: Bonjour La France. Über den Monte vom Carlo fahren wir entlang Monaco, schauen den gekrönten Häuptern auf selbige; für Foto- oder Pausenstopp gibt es keinen Raum…. An der RN 7 bei Vidauban übernachten wir auf dem Gelände einer Gartenbaufirma.


14.11. – 17.11.2017 Anekdote am Rande: Der Tankservice pro Liter kostet oft einiges mehr als in Iran der Liter Kraftstoff.
Passend untermalt von der Filmmusik „Das Boot“ schwimmt Ive nach Marina di Leuca am Finibus Terrae https://de.wikipedia.org/wiki/Santa_Maria_di_Leuca mit der Marienkapelle. Hier ist das Ende der Stiefelhacke und das Wetter ist einfach nur ka…. Gibt ein paar nette Fotos von dem Ort, an dem adriatisches und ionisches Meer aufeinandertreffen.
Nardo bietet nochmals pittoreskes Italien mit Barockambiente. In Manduria, wie Lecce und Nardo eine messapische Stadt https://www.reise-nach-apulien.net/suedapulien-das-land-der-messapier/ bevor die Römer kamen, werfen wir einen Blick auf die ´Messapische Mauer´, die das 16 Hektar große antike Areal an vielen Stellen noch umgibt. Imposant die Fonte Pliniano, von der Plinius der Römer so beeindruckt war, dass er sie in seiner Historia Naturalis erwähnte und sie deshalb seinen Namen trägt https://de.wikipedia.org/wiki/Naturalis_historia, sowie die Nekropolen mit ca. 1000 in Stein gehauenen Gräbern. Weiter geht es durch die Region des Primitivo, dem tiefroten Wein mit wunderbarem Aroma und samtig fruchtigem Geschmack. Dem Blick bieten sich allerdings zu Hauf knorrige alte Olivenbäume denn Weinstöcke.
Um den 40. Breitengrad herum queren wir den Stiefel, somit auch die Dolomiti Lucane. Nebel und tief hängende Wolken verwehren uns den Anblick der Felsnadeln, die Igelstacheln gleich aus der Erde wachsen sollen. Auf einem Rastplatz bei Salerno endet der Fahrtag und bereits hier beginnen wieder Enge, Lärm und Hektik, die das Land aus unserer Sicht über weite Teile charakterisieren. Der äußerste Süden hat uns, wie vor vielen Jahren bereits Sizilien, sehr gut gefallen. Mit der Weite der Landschaft schien auch die von Seele und Geist einherzugehen. Alles strahlte eher Ruhe, Gelassenheit und Lebensfreude aus. Touristen gegenüber begegnete man wie in D, sie sind halt da! Abgesehen von ihren weniger angenehmen Hinterlassenschaften spucken sie zudem auch ab und an Geld aus, das nimmt man doch gerne.
Neapel kennen wir vom letzten Jahr, Rom von diversen Reisen, also lassen wir beide Städte links liegen, entscheiden uns für die Weicheiversion Autobahn, mit 17,30 € für fast 300 km auch nicht so teuer und kommen im strahlenden Sonnenschein am Lago di Bracciano an. Wir umrunden das kreisrunde Gewässer vulkanischen Ursprungs https://de.wikipedia.org/wiki/Braccianosee. Entweder sind Stellplätze mit Toren, Ketten oder sonstigen Zutrittsbarrieren verschlossen, oder es ist fast alles verboten, an einem Strandabschnitt sogar der Genuss von Lebensmitteln! So landen wir unterhalb des Kastells von Bracciano auf einem WoMo-Stellplatz, mit schönem Blick auf´s Wasser und 14 € sind so grade noch ok, Italien halt!

Karola liebt Natur, am besten pur, sie wandert oft in Wald und Flur und sieht dort so allerlei.
 Sie weiß, in Gottes herrlicher Welt lebt es sich gut, man braucht kaum Geld und fühlt sich dabei herrlich frei. Bald geht’s nun dem Konrad zu,
 dort gibt´s ´nen Wein ganz in Ruh.
 Drum, auch allein zu zweien kann’s herrlich sein, 
kann’s herrlich sein. Liebe Karola, einen herzlichen Geburtstagsgruß nach Portugal, der dich hoffentlich auf einem der zahllosen Wanderwege erreichen wird. Ansonsten die Bitte an den Betreiber des rollenden Hundehotels diese an dich weiter zu leiten….

09.11. – 13.11.2019 Wir verlassen Brindisi, machen die 49.000 km Richtung Salento voll, so heißt der Absatz des italienischen Stiefels. In einem Monat wollen wir in den Heimathafen einlaufen, doch zunächst wenden wir uns gen Süden nach Lecce https://de.wikipedia.org/wiki/Lecce, einer Barockstadt wie aus dem Bilderbuch. Nicht nur der Dom und die zahllosen Kirchen, nahezu alle Fassaden sind geschmückt von Engeln, Dämonen, Fratzen, Girlanden, an denen jedoch, da aus weichem Sandstein „geschnitzt“, der Zahn der Zeit sichtbar nagt. T-Shirt-Wetter begleitet uns auf dem Weg durch die Gassen. Touristen sind eher die Ausnahme, Italiener unter sich… da munden die Cappuccini noch mal so gut. Weiter südlich bei Otranto, der östlichsten Stadt Italiens, bauen wir unser Haus am Meer fußläufig in Hafennähe auf. Bei gutem Wetter sieht man vom Stauferkastell den Balkan, die kaum 80 km entfernten Berge Albaniens. Das kleine Städtchen entpuppt sich als Perle am Mittelmeer und weist eine wechselvolle Geschichte auf. Griechen, Byzantinern, Normannen, Staufern, Osmanen u. a. hat es hier auch gut gefallen, bei Interesse: Wiki bietet mehr dazu, wie erwähnt, wir machen Urlaub https://de.wikipedia.org/wiki/Otranto …. Kaum deutschsprachige Infos bietet das web zur Katastrophe aus aktuellerer Zeit. Am 28.03.1997 sank die Kater I Rades besetzt mit albanischen Bürgerkriegsflüchtlingen vor der Küste. Die Mehrzahl der Besatzung, meist Frauen und Kinder, fanden im Mittelmeer ihr nasses Grab. Das Boot und seine traurige Geschichte sind, von einem griechischen Künstler aufbereitet, im Hafen als Mahnmal zu sehen.
Am Martinstag fällt Motorrad fahren ins Wasser, ergo machen wir einen längeren Hundespaziergang am Meer entlang und ich/Marion nutze die Gelegenheit, das Menü zum Heiligabend zu planen…. ansonsten: Motorrad fahren, Stadtbummel, lesen, Spaziergänge, …. kennt ihr ja! Baumhoch bilden die Opuntien dichte Hecken, majestätisch strecken Agaven und Yuccas ihre stolzen Blüten in den Himmel, per Pedes sieht man Orchideen blühen und Bellis perennis, das Gänseblümchen, macht seinem Namen alle Ehre. Die Gegend lohnt den Besuch!

Albanien
05.11. – 08.11.2017 Berat, die Stadt der Tausend Fenster und Gjirokaster, die Stadt aus Stein, von Ismail Kadaré so wunderbar beschrieben, besuchen wir diesmal nicht, auch wenn es sicherlich interessant wäre, nach fünf Jahren zu schauen, was sich geändert hat (s. vergangene Reisen, Albanien 2012). Das Land erscheint uns moderner, mit besserer Infrastruktur, leider blühen aber auch wilde Müllkippen zu Hauf! Wie bei den vorherigen Besuchen werden wir auch diesmal häufig mit erhobenem Daumen und winkend begrüßt. An einer Meeresbucht bei den Salinen nördlich von Vlore finden wir in der Protected Area von Narte einen Platz oberhalb eines wunderbaren Strandes. Was gibt’s zu berichten: wandern, lesen, Motorrad fahren…… es ist herrlich warm! Bis eine Gewitterfront dem Ganzen ein abruptes Ende setzt. Wir fahren zum Hafen, schauen was geht. Nix geht, Schifffahrt ist eingestellt und so heißt es am Hafen von Vlore warten. Erneut wird uns der Luxus bewusst, Zeit zu haben. In einem Café nutzen wir wiederum das Internet, unser eigener Zugang funktioniert nicht, der Datentransfer ist zu langsam, wir ärgern uns kaum über die exorbitant hohe Telefonrechnung aus Griechenland, wo doch angeblich eingehende Telefonate kostenfrei sein sollten. Jürgen geht mit Minouk zum Auto, ich suche noch den Supermarkt auf, Bier und so ist aus. Derweil ich versuche dem Fettgehalt des Yoghurts auf den Grund zu gehen, geht das Licht aus, und wenn ich schreibe „aus“, dann meine ich das auch so. Von Notstrom und dergleichen ist zunächst nichts zu sehen. Alle Kunden verhalten sich völlig ruhig, Handylichter blinken auf, ich adaptiere und setze wie die Anderen den Einkauf fort. Irgendwann nimmt mit einsetzendem Strom auch die Kasse ihre Dienste wieder auf. Währe das Ganze in D passiert hätte es wohl lautstarkes Gezeter gegeben, ich will mich da nicht ausnehmen! Am nächsten Morgen buchen wir die Fähre Vlore – Brindisi. Mit 190 € sind wir dabei, das ist zwar etwas teurer als die Fahrt Brindisi – Igoumenitsa voriges Jahr, aber die Größenordnung stimmt und die Preise sind in anderen Agenturen dieselben. Viel Schlechtes haben wir gelesen über die Red Star, unter panamesischer Flagge segelnd, aber wir staunen über den guten Pflege- und Sicherheitsstatus des Schiffes und die freundliche Crew. Nur Gajius Pupus meint, mit unseren Tickets gäbe es ein Problem. Nun denn, ich habe keins, also soll er das mal klären. Nach einiger Zeit kommt er zurück, wendet sich an Jürgen: wir sollen 80 € nachzahlen oder er soll Ive wieder rausfahren. Ach Jungs, doch nicht mit uns! Jürgen hat Ive wunderbar eingeparkt, er hängt am Strom und ist von der Crew bestens vertaut. So weist Jürgen auch nur auf die Ticketagentur hin, meint ebenfalls er solle das klären, wir wären Kunden! Gajius Pupus zieht wieder von dannen. Wir warten, bestaunen das Treiben um uns herum und nach einiger Zeit ist klar: Ive ist kein commercial truck, die Tickets sind ok. Sorry und so… Na geht doch, warum nicht gleich so! Sieben Stunden später – um ca. 21:00 Uhr – rollen wir aus dem Zollbereich des Hafens von Brindisi und übernachten gleich hier. Dann schauen wir mal, was Italien so an Überraschungen für uns parat hat.

Griechenland
27.10. – 04.11.2017 Von Kavala nach Vergina kommt Jürgen zügig voran. Unweit der wohl einstigen antiken Hauptstadt Aigai des Königreichs Makedonien umgeben von Obstplantagen, Bergen und Sonne machen wir am Aliakmonas, längster Fluss Griechenlands, Quartier. Das Städtchen ist nett, wirkt im Herbst leicht verträumt, verschlafen…. griechische Musik, angenehm melodische Sprachfetzten dringen aus den Cafés und Tavernen auf die Gassen, eine Atmosphäre, die Erinnerungen an unsere Schul- und Studentenzeiten weckt – Alexis Sorbas grüßt. Die Eintrittspreise von 12 €/Kopf und die geschlossene Palastanlage katapultieren uns zurück in die Realität https://de.wikipedia.org/wiki/Vergina Erst 1977 hat Manolis Andronikos vier prächtige Grabbauten aus dem späten 4. Jhdt. v. Chr. unter dem Erdhügel von 13 m Höhe und 100 m Durchmesser freigelegt. Heutzutage sieht das Ganze wieder wie vor der Entdeckung aus, mit dem Unterschied, dass je ein großer Ein- und Ausgang in den Hügel hinein- bzw. hinausführt. Archäologen vermuten, dass es sich um Makedonische Königsgräber, evtl. um das von Philipp II, Vater Alexander des Großen handeln könnte. Alternativ käme auch der III. Philipp, Halbbruder von AdG in Frage (s. auch Europa 28.10. – 31.10.2016). Überwältigend ist der Anblick der riesigen Eintrittsportale zu den eigentlichen Grabkammern. Die ausgesprochen üppigen, aber trotzdem sehr filigran gearbeiteten Schmuckbeigaben aus Gold und Elfenbein beeindrucken ebenso wie die Kriegswaffen und das Silberwerk des damaligen königlichen Alltags. Die Aufbereitung ist gut, zweisprachig ausgewiesen, aber liebe Niki, ich/Marion vermisse gerade hier deine Geschichten um die Helden deiner Wahlheimat, schade! Leider kann ich euch, liebe Leser, auch nicht mit Fotos verwöhnen, es bestand ein sehr strickt kontrolliertes Fotoverbot.
Die Tage vergehen mit wandern, lesen, Motorrad fahren… den Herbst des Jahres genießen; 02.11., Reisetag 400! In den Nächten sind die Temperaturen seit geraumer Zeit frostig, über Tag gelingt es der Sonne aber immer wieder, die 20 – Marke zu knacken. Wir verlassen Griechenland Richtung Albanien. Dazu wählen wir südlich von Grevena den Weg durch den Ethniko Parko Pindou und werden in eine für Europa grandios urwüchsige Landschaft entführt, die wir hier so nicht (mehr) vermutet hätten. Auch wenn die Strecke Richtung Samarina durch den Park auf der ADAC-Übersichtskarte nicht aufgeführt ist, handelt es sich um eine großartige Alternative für die Albanienanfahrt. Kurz vor der Grenze bei Mazi verbringen wir die letzte Nacht in GR.
In Griechenland wiederholt sich das Spiel mit dem exorbitant hohen elektronischen Datenverbrauch, das wir aus UAE, Kazachstan und anfangs aus Kirgistan mit Beeline kennen. Sprich: man öffnet den Rechner, denkt darüber nach, evtl. etwas auf dem Netz zu machen und schon sind gigantisch große Datenmengen bis hin zum GB-Bereich „verschwunden“. Aus dem Grund gibt es aus GR kein update mehr ….. in Albanien schauen wir dann mal….
Das Grenzprocedere für Aus- und Einreise dauert kaum eine Stunde und wir besuchen das wunderbare europäische Land zum dritten Mal in diesem Jahrzehnt. Von Perat, über Petran und Permet ist die Straße eng und kurvig, führt durch eine traumhaft schöne Landschaft entlang des Vijose, ab Tepelene ist sie recht gut ausgebaut und wir schaffen die rund 200 Km bis nahe Vlore (AL) ans Meer.


21.10. – 26.10.2017 Vom Bosporus verläuft unser Weg mehr oder weniger entlang der Via Egnatia https://de.wikipedia.org/wiki/Via_Egnatia bis zur Adria, verbindet die alte Römerstraße auch noch heute, allerdings in Griechenland teils ausgebaut zur Autobahn Egnatia Odos, beide Gewässer. Doch zunächst bleiben wir bei Alexandroupoli am Strand, machen Spaziergänge und Touren mit den Betas ins Hinterland. Wir ignorieren die archäologischen Stätten von Mesimvria und Maronia, sorry liebe Niki, aber sie gehören ja auch nicht zu den top ten, saugen nur die wunderschöne griechische Landschaft in uns auf: Berge, die sanft aus dem Meer aufsteigen, immer wieder Ausblicke auf das glitzernde Blau erlauben; wunderschöne Villen mit Terrassen, die wohl ebensolche Aussichten bieten; knorrige alte Olivenbäume, mit Früchten dicht beladen und die kleinen Straßen säumend; hier und da Tabak- und Baumwollfelder; orthodoxe Kirchen und kleine Kapellen runden „unser“ Griechenlandbild ab.
Stavros kommt zu Besuch. Er hat lange bei Stuttgart gelebt, dort eine Firma für Hightech-Akustik gegründet http://spl.gr/de/startseite/, die er nun von hier führt. Ist halt schöner hier und die Krise, wie er sagt, ist in der Region kaum ausgeprägt. Das haben wir hier schon öfter von ehemaligen Gastarbeitern gehört, die nun ihre Rentenjahre in der alten Heimat genießen. Fast jeder spricht deutsch. Auch Stavros parliert nahezu perfekt, schnell wird eine gemeinsame Wellenlänge erkannt und die Zeit verfliegt mit erzählen über das Reisen, das Auto und wie es meistens so kommt, wird die Brücke geschlagen zu den Katastrophen der Weltpolitik, der zunehmenden Vermischung von Politik und Religion, Korruption…. Wir sind uns auch einig: Ein jeder trägt Verantwortung und Politik ist ein schwieriges Geschäft.

Die Zwangspause in Alexandroupoli beschert uns erstmalig auf der Reise sechs Nächte an einem Ort! Jürgen ist zum dritten Mal gespritzt, außer der normalen Tollwütigkeit stelle ich/Marion keine Veränderung fest, also: auf geht´s. Aber wie sagte John Lennon: Life is what happens while you are busy making other plans! Stavros kommt mit seiner Frau Sarah vorbei, es wird erzählt, die Zeit verfliegt …. ´Wasser braucht ihr? Kein Problem, kommt ihr einfach bei mir vorbei´… Es wird Mittag bevor wir zum Wasser tanken aufbrechen. ´Wollt ihr meine Anlagen hören?´ Ja klar, da sagen wir doch nicht nein und betreten ein Handwerkereldorado allererster Güte! Stavros ist ein begnadetes Allroundgenie und fabriziert mit seiner Firma auf engstem Raum High End Akustik, da schlägt das Herz eines jeden Technikers und Ingenieurs höher. Der Klang selbst der kleinen Boxen ist so überwältigend, dass wir uns einig sind: In unserer Altenwohnung sollten Lautsprecher von spl audio stehen, nächstes Jahr geht die Bestellung raus! Sarah und die Tochter Anastasia kommen hinzu, sie nimmt Maß auf unseren Betas…. hat ihre Träume, mögen sie für dich in Erfüllung gehen! Es war schön, eure Bekanntschaft gemacht zu haben. Danke für Kaffee, Wasser und die guten Gespräche!
Es ist fast 15:00 Uhr als wir nach Stavroupoli in der Nestosschlucht aufbrechen – im letzten Jahr haben wir wegen der schlechten Wetterlage das Flussdelta besucht. Von Stavroupoli führt der Europäische Fernwanderweg E6 nach Galani durch die 12 Km lange Schlucht, wahrlich ein Paradies zum wandern. Direkt am Fluss finden wir einen wunderbaren Stellplatz.
Ein schönes Sträßchen windet sich durch die Berge, fällt 20 km vor Kavala steil ans Meer hinab. Wir steuern Ive durch einen der 60 doppelstöckigen Bögen des Aquädukts aus dem Jahr 1550 und finden nach kurzer Suche einen Parkplatz. Die malerische Altstadt ragt auf der Halbinsel Panagia sowohl ins Meer als auch steil in die Höhe. Westlich der Stadt finden wir am Strand einen schönen „Rentnerplatz“.

Wir brechen unsere Reise vorzeitig ab – ja, richtig gelesen. Wir beschließen Urlaub zu machen! Der Vorgeschmack darauf in Safranbolu, Istanbul und Alexandroupoli war einfach zu verlockend. Unsere Tage und Zeitabläufe sind nicht mehr bestimmt von Visaregularien, Aufenthaltsberechtigungen, Pisten identifizieren, GPS-Koordinaten abgleichen, Wintereinbrüche auf Bergpässen im Zeitplan berücksichtigen, vom aktuellen Informieren über Kultur- und Natursehenswürdigkeiten, die zu sehen unser Reiseplan war, sondern – weitgehend – von den jeweiligen StVOen und dem Wunsch, am 2. Adventwochenende zu Hause zu sein. Wir bleiben wenn das Wetter schön ist, ansonsten fahren wir weiter Richtung Westen, lassen uns treiben. Na ja, evtl. schauen wir Niki, wie versprochen, Vergina an…. Aber es wird nicht mehr so viel getextet, fotografiert….. Also ihr Lieben, bis demnächst dann mal! Wir hören/lesen voneinander.


18.10. – 20.10.2017 Es dauert keine Stunde und es heißt: „Güle, Güle Türkiye“ und „Γεια σας Ελλάδα“. Die EU empfängt uns, heute seit genau 55 Wochen und 48.051 km unterwegs, mit fast 30°C. Am Strand von Alexandroupoli trinken wir darauf und auf Silvas Geburtstag unseren letzten russischen Champanski.
So effizient wie das türkische Gesundheitssystem funktionierte, so ineffizient ist es in der EU. Stunden verbringt Jürgen damit, zwischen verschiedenen Kliniken hin und her zu fahren sowie innerhalb derselben die zweite Impfung zu erhalten. Nach drei Besuchen hat er Glück, Jemand ist zuständig, ein Anderer autorisiert und ein Dritter willens bzw. befähigt, ihm Spritze Nr. 2 zu verabreichen. Da er den Medizindschungel für Injektion Nr. 3 nicht in einer anderen Stadt wiederholen möchte, beschließt er, sich nächsten Dienstag auch diese hier vor Ort verabreichen zu lassen. Das Warten darauf fällt leicht: Sonne, blauer Himmel, etwa 25 °C, ein recht sauberer, leerer Strand, sowie eine nette Strandpromenade mit unzähligen Cafés, Kneipen und Restaurants im fußläufig entfernten Alexandroupoli.

Ein ganz herzlicher Dank an alle Geburtstagsgratulanten, ob per Blog, Mail, SMS oder telefonisch. Schön, dass ihr an mich/Jürgen gedacht habt!

Ein letzter Oktobergeburtstagsgruß geht, lieber Hubi, heute an dich. Wilhelm Busch brachte folgendes zu Papier: Will das Glück nach seinem Sinn, Dir was Gutes schenken, sage dank und nimm es hin, ohne viel bedenken, jede Gabe sei beglückt, doch vor allen Dingen: Das, warum du Dich bemühst möge Dir gelingen! Da schließen wir uns doch gerne an, denken an dich und trinken auf dein Wohl!


Türkei


18.10.2017 „Frieden zu Hause, Frieden in der Welt“ Kemal Atatürk, so lesen wir gerade zwischen den Grenzen. Dieses und drüber hinaus alles Gute wünschen wir dir, liebe Silva,  zum Geburtstag. Freuen uns darauf, bald auch mit einem guten Roten, oder so was… gemeinsam anzustoßen.

14.10. – 17.10.2017 … Und die Quittung dafür gibt es prompt bei der Abfahrt. In der steilen Altstadtstraße geht Ive die Puste aus und so rollen wir rückwärts in die Parkbucht vor dem Hotel. Nach 2,5 Stunden hat Mr. Magic Touch das Problem gelöst. Wie immer waren es mehrere Versager: parafinierter Diesel und undichter Ablasshahn am Separfilter.
Wir kommen deshalb nur bis Hendek, es sind noch 180 Km bis Istanbul. Auf einer Wiese am Stadtrand stellen wir Ive ab und geraten direkt in einen Überfall. Zwei Männer kommen auf uns zu, fragen was wir wollen? Na, essen, schlafen und dann weiterfahren, alles Zeichensprache. So einfach geht das nicht! Sie verschwinden, kommen kurz darauf wieder und bringen eine große Plastiktüte mit Obst und eine mit frischem Gemüse. Wir sollen Tee trinken kommen! Ich rede mich mit kochen raus, Jürgen mit Technikarbeiten, wir sind müde. Klappt nicht, denn kurze Zeit später kommt einer mit einem riesigen Tablett, das nicht durch unsere Tür passt, beladen mit Ayran, Torte, süßem Kleingebäck und Börek! Jürgen gibt sich geschlagen, geht Tee trinken, kommt zum Abendessen zurück, kurze Zeit später steht der Herr des Clans wieder da und macht es sich in unserem Auto gemütlich. Mit Händen, Füßen und Laptop wird erklärt woher, wohin usw. und dann stehen die Damen vor der Tür: ich sei ja wohl jetzt fertig mit kochen/essen… und müsste sie nun besuchen. Also bewaffne ich mich auch mit meinem Laptop und ziehe von dannen. Gegen 23:00 Uhr sinken wir müde aber auch beschämt ob der Gastfreundschaft ins Bett.

Die Anfahrt nach Istanbul ist ein wenig von Pech gestaltet: noch weiter als geplant (s. o.); die Autobahnbrücke über den Bosporus, über die wir Asien nun endgültig verlassen, hat nur einspurige Verkehrsführung, entsprechend dicht ist der Verkehr und immer wieder passieren Unfälle; in der Alt-Stadt ist Radrennen und so können wir nicht die GPS-Route nehmen, sondern sind gezwungen zu improvisieren; kurz vor dem Ziel am Hafen/Marmarameer unterhalb der Altstadt ruft ein LKW-Fahrer Jürgen zu: nix geht, zu hoch, kein Camping…. also Alternative suchen und finden: Ende gut, alles gut! Mit Ute und Holger, unterwegs nach Iran/Oman, verbringen wir den Sonntagabend. Nebenbei: die Info des Berufskraftfahrers war falsch!
Entlang des Marmarameeres bummeln wir bei schönem Wetter Richtung Altstadt. Hoch über uns sehen wir den Palastkomplex Topkapi. Er war, nach der Eroberung Istanbuls durch die Osmanen im 15. Jahrhundert erbaut, Wohn- und Regierungssitz der Sultane und Verwaltungszentrum des Osmanischen Reiches bis sich Sultans Mitte des 19. Jahrhunderts entschlossen, mit dem Dolmabahçe-Palast am europäischen Ufer des Bosporus ein bescheideneres Domizil zu errichten. Zahlreiche Fracht- und Ausflugsschiffe sowie Boote aller Größen tummeln sich auf den Wassern von Bosporus und ´Goldenem Horn´. Die Skyline glitzert im Sonnenlicht und die Sonnenstrahlen, die ab und an durch dichte Wolken schimmern, zaubern fast surreale Anblicke. Über die Galatabrücke erklimmen wir das Galataviertel. Im Großstadtdschungel geschieht es dann, Jürgen wird von einem Großstadttiger gebissen, der meinte seine Brut verteidigen zu müssen. So erhält er einen Einblick in das Gesundheitssystem der Stadt, insgesamt sehr effizient und ok! Auf dem Heimweg gibt es einen Blick in die Sultan Ahmet-Moschee, auch Blaue Mosche genannt, aus dem frühen 17. Jhdt. https://www.mycitytrip.com/istanbul/blaue-moschee-1306.
Gott sei Dank bleibt eine Infektion aus und wir besuchen den Stadtteil Kumkapi, den insgesamt noch recht authentischen Bazar um den Ägyptischen Gewürzmarkt und gönnen uns in der Hagia Sofia https://de.wikipedia.org/wiki/Hagia_Sophia einen Führer, der uns an der Schlange vorbei Einlass ermöglicht und in gutem Englisch interessante Geschichten erzählt. Ursprünglich als Holzkirche gebaut bestaunen wir heute die vierte Version des Gebäudes, welches über Jahrhunderte die größte Kirche war, bevor sie von den Osmanen zur Moschee umgestaltet, unter Atatürk in der Absicht, den weltlichen Charakter der neuen Republik „Türkei“ zu unterstreichen, Museum wurde und nach Erdoğans Sinnen erneut zur Moschee umgestaltet werden soll. Vertrauen wir auf die `Heilige Weisheit`, Hagia Sofia….

Last but not least geht heute ein Geburtstagsgruß an Ralph hinaus in die Welt. Wo auch immer du gerade bist, lass es dir gut gehen, wir trinken einen auf dein Wohl und zwei oder drei beim Wiedersehen, freuen uns drauf!


09.10. – 13.10.2017 Korrektur: es war Sommer! In Windeseile wird ein lauer Sommersonntagabend zur sturmgepeitschten Herbstnacht. Nun denn, wollten sowieso aufbrechen. Minouk schweren Herzens, hat er doch soo gerne – natürlich verbotener Weise – das Restaurant besucht. Entlang der Schwarzmeerküste geht´s weiter gen Istanbul. Zur Kaffeepause am Simenlik-Gölü (See) zeigt sich die Küste für uns von einer neuen Seite. Weiter nach Sinop, durch die hübsche kleine Stadt bummeln, die Höhen der Halbinsel umfahren, ein Stellplatz findet sich nicht, alles ist Steilküste bzw. eingezäunt, und so fahren wir mal wieder an den Strand. ´Den kannste in de Tonne kloppen´ ahnte schon Diogenes https://anthrowiki.at/Diogenes_von_Sinope, der Konsum und Kommerz entsagend nach dem Motto: „If you have nothing you have nothing to loose“ in der Tonne lebte und so die Umwelt schonte. Im 5. Jhdt. v. Chr. wurde er hier geboren und verstarb in Korinth oder Athen. Wir leben zwar nicht in selbiger aber auch etwas beengt und so kann ich/Marion sagen: Der Spruch hat etwas, das habe ich schon beim Ausmisten zu Hause gemerkt. Andererseits: Noch mal so richtig schön shoppen gehen…, Schuhe Paar Nr. 46 kaufen (habe doch so viele entsorgt….). Zurück zu Sinop: Bereits in der Bronzezeit besiedelt, waren Phryger, Kaukasier, Assyrer, Perser und natürlich Griechen hier, hat doch der große Alexander letztere vertrieben, dann kamen die Römer und die Byzantinische Herrschaft, Seldschuken und last but not least 1461 die Osmanen.
Entlang des Meeres windet sich die schöne Küstenstraße; hier und da steigt sie an und verläuft im nahen bergigen Hinterland. Bei herrlichem Sonnenschein beeindruckt eine traumhafte Aussicht auf Küste und Meer. In Inebolu biegen wir ins Landesinnere Zentralanatoliens ab. Safranbolu, einst wichtiger Handelsplatz für Safran ist unser Ziel. Die Altstadt zählt zum UNESCO Welterbe. Vom 13. Jhdt. bis zur Anbindung an die Eisenbahn im 20. Jhdt. war Safranbolu wichtige Karavanenstadt im Handel zwischen Orient und Europa. Safran ist das teuerste Gewürz der Welt, denn die Gewinnung ist reine Handarbeit. Die Blüte von Crocus-Sativus wird gepflückt und die drei Stempel – die Safranfäden – entfernt. Hauptanbaugebiete sind Iran – hier findet fast die gesamte Weltproduktion statt – Indien, Griechenland, Spanien, Marokko und Afghanistan. Je nach Lohnkosten variieren vor allem die Preise. In der Stadt sind die alte Moschee, das Badehaus und die Süleyman Pasha Medrese aus dem 14. Jhdt. sehenswert, in Kıranköy die Steinhäuser der Nicht-Muslime sowie im benachbarten Stadtteil Çukur die Holzhäuser der muslimischen Bevölkerung. Wir parken fußläufig zur Stadt auf einem Campingplatz. Ja, richtig gelesen: Campingplatz! Zur Entschuldigung sei gesagt: Von unserer Parzelle mit Wiese und Feigenbaum eröffnet sich ein traumhaftes Panorama über die Altstadt, der Guide nimmt anstandslos unsere große Tasche Schmutzwäsche an sich (trocknen ist wegen der Wetterinstabilität ein gewisses Problem) und alles zusammen kostet knapp 14 €. Im zugehörigen Hotelrestaurant gibt es Abends ein leckeres Essen mit Bier, Wein und Raki und der Spaß kostet knapp 30€! Urlaub!!!


04.10. – 08.10.2017 In Arsin TR-SIM-Karte gekauft, Stellplatz gefunden, Rotwein getrunken, zu Abend gegessen, Regen lässt nach… nun noch schnell im Internet schauen ob Messages von daheim oder von denen unterwegs auf uns warten! …. Nichts tut sich, die Welt spricht nicht mit uns! Nun denn, kam schon vor, dass es dauerte und morgen ist auch noch ein Tag. Aber der bringt nach stundenlanger Suche von und Besuchen bei verschiedenen Turk-TelekomShops in Trabzon die Erkenntnis, dass mein/Marion Handy, da zum 3. Mal in der Türkei, keine Aufenthaltsgenehmigung mehr bekommt, sprich das Teil ist verbrannt, wir kommen damit hier nicht mehr ins Internet. Was tun? Ca. 10-14 Tage nach free wifi umschauen? Erscheint nicht als Mittel der Wahl, denn meistens befragen wir am Abend abseits solcher Angebote das Netz nach News! Internetstick kaufen? Recht teuer, liegt zudem zu Hause rum. Neues Handy? Dafür entscheidet sich Jürgen schließlich und demnächst sind wir dann auch wieder unter meiner/Marions deutschen Handynummer erreichbar. Während Jürgen das Handy einrichtet nutze ich die Gelegenheit, den letzten Georgienbericht ins Netz zu stellen; erster Handyinternettest bestanden!
Entlang der schönen Schwarzmeerküste verläuft die Fahrt auf gut ausgebauter Schnellstraße. Einziges Problem: die Küste ist steil und eng, bietet kaum attraktive Stellplatzmöglichkeit. So landen wir schon weit gen Westen auf Jason´s Halbinsel nahe gleichnamiger Kirche 1869 von Griechen erbaut. Der legendäre Seefahrer und Reisende der griechischen Antike war auf der Suche nach dem goldenen Vlies mit seinen Argonauten hier und so parken auch wir im Wendehammer direkt oberhalb des Meeres – stört keinen, auch nicht die Polizei, die sich an uns vorbeiquetscht, wir bleiben. Der weite Blick übers Meer mit den dümpelnden Schiffen und Booten, die malerischen Buchten, die im Abendlicht flackernden Lichter der Städte und Dörfer, phantastisch! Schaut man näher hin, dann erkennt man auch hier, dass Wertstoffhandel, Schuhgeschäfte und Strand seltsamerweise kombiniert werden. Diese eigenartige Verbindung von Freizeitstätten mit Handel begleitet uns fast die gesamte Reise, wir können uns nicht dran gewöhnen. Zahlreiche Touristen flanieren vorbei, oft Patchworkpaare, türkische Auswanderer/Gastarbeiter und Deutsche, aber auch aus Australien, USA, Östereich und Niederlande kommen die Familien und so ergibt sich manches Gespräch. Wir lernen Matt aus USA kennen und Fahrradreisende aus Neuseeland, vorbeigeradelt an Maastricht und Aachen! Am Abend, wenn die Fotos von unzähligen Brautpaaren, welche die Kulisse fürs Fotoshooting nutzten, geschossen sind, sind wir wieder fast alleine.
Wir satteln die Betas, wollen bloggen, denn ausgerechnet heute haben wir kein Netz. Zur Abwechslung ist es Jürgens Maschine, die nicht will. Meine Alp läuft, nach dem 1L Wasser, durch Dauerregen aus Georgien unfreiwillig importiert, aus dem Tank entfernt ist. Was die andere Alp für Probleme hat? Verrostete Sicherung, ca. 7 Std. schrauben, suchen, fluchen…Zu allem Überfluss klappt weder mit meinen D-Handy noch mit Jürgens TR-Handy Telefonverbindung nach D! Aber: Es ist Sommer am Schwarzen Meer.

 Lieber Peter „Einmal gesehen ist besser als tausendmal gehört“ ist ein aus unserer Sicht zutreffendes mongolisches Sprichwort und auch J.W. von Goethe wusste zu berichten, dass viel zu spät begreifen Viele, die versäumten Lebensziele. Darum Mensch sei zeitig weise, höchste Zeit ist´s: Reise, reise. Nun bist du wieder ein Jahr älter und hast zwischenzeitlich sicher schon zahlreiche Reisende heil vom Himmel herab begleitet bzw. geleitet, so hast du auch noch viel Gelegenheit vor dir, deine eigenen Erfahrungen zu machen. Viel Spaß dabei, im neuen Lebensjahr und leider erst nachträglich (s.o.) alles Gute zum Geburtstag!

Georgien

03.10.2017 Seit etwa 50 Stunden Dauerregen, mal mehr, mal weniger heftig. Bei Kobuleti schüttelt uns nachts der Sturm so heftig durch, dass wir ca. 50 m vom Strand entfernt das Gefühl haben auf hoher See zu sein. Voller Verzweiflung stürzen wir uns vom Balkon Europas hinab. Desgleichen tun zahlreiche Wasserfälle und Flüsse, die als Schlammlawinen im Schwarzen Meer münden und diesem ein braunes Aussehen verleihen. Bei Batumi bekommt der Himmel etwas Struktur und mir/Marion gelingen einige Schnappschüsse von der Stadt, die anmutet wie eine Mischung aus Klein-Havanna, Dubai-Light und wenig erhaltenswerter Sowjetarchitektur. Bei Sarpi landen wir schnell und sanft auf vorderasiatischem Boden, für Ein- und Ausreise brauchen wir weniger als 1,5 Stunden, auf beiden Seiten freundlich und serviceorientiert. Der Regen hält an, begleitet uns bis Arsin (TR), kurz vor Trabzon, und es ist wohl nicht nur das kalte Nass, das viele Frauen unter die Haube bringt. 

27.09. – 02.10.2017 Trotz aller Sehenswürdigkeiten, denen wir Zeit widmen liegt die Kreuzpasshöhe schnell hinter uns. Dem schneebedeckten Kasbek (5047 m) noch ein Blick gewidmet, er spielt in der griechischen Mythologie eine wichtige Rolle, soll hier doch Prometheus angekettet worden sein, weil er den Göttern das Licht stahl und schon sind wir mitten drin in Georgien. Es ist das letzte für uns unbekannte Land der >GoEast-Reise und wohl das älteste Weinanbaugebiet der Welt. Seit mehr als 7000 Jahren wird Traubensaft gekeltert, aus meist fremden Rebsorten und teils echte Zungenbrecher, bitte selber nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Weinbau_in_Georgien Der traditionelle Weinausbau in Amphoren (Quevri) ist seit 2013 Bestandteil des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Wir stellen uns nicht der Herausforderung Georgischer Sprache und Schrift, zu fremd erscheint beides, zudem sind wichtige Hinweise zweisprachig (englisch). Ein so simples Wort wie Rotwein wird zu წითელი ღვინო, wenn er noch trocken sein soll ist es ganz aus: მშრალი წითელი ღვინო, gesprochen: mshrali tsit’eli ghvino), gut, das hat es einen gewissen Wiedererkennungswert https://de.wikipedia.org/wiki/Georgisches_Alphabet Wir richten unser Augenmerk also auf kulinarische Kostproben und der Rote aus der Saperavi-Traube für ca. 2,50 €/Flasche schmeckt richtig gut. Wir erstehen den Wein im Supermarkt in Gori (J. Stalins Geburtsstadt), nach dem wir im Winzerdorf Ateni außer professionellen Hinweisschildern zur Georgischen Weinstraße nichts fanden, was zu Kostproben eingeladen hätte. Na ja, Marketing ist so eine Sache. Jahrzehnte haben die Russen den georgischen Wein als feste Plangröße importiert, gilt er ihnen doch als der beste Tropfen im Bereich der ehemaligen Sowjetrepubliken. Seit Glasnost und Georgiens Annäherung an Nato und EU schmeckt den Russen der Wein nicht mehr so richtig und so müssen sich die Georgier auch andere Abnehmer suchen. Und da mangelt es eben am Marketing. Nun kommen die US-Amerikaner ins Spiel. Altruistisch wie sie sind, greifen sie den Weinbauern völlig uneigennützig unter die Arme und pumpen Dollars ins Land, z. B. für besagte Schilder – was den Russen nun aber auch nicht gefällt und die Armen bleiben dabei, lieber 2. oder 3. klassigen Wein zu trinken … ach, ich vergaß, Gott sei Dank gibt es ja noch die Krim mit ihren Rebenprodukten! Nun könnte man meinen, wenn zwei sich streiten …. aber die Georgier erscheinen uns eher als die Verlierer in dem Spiel.
Nahe Tiflis trifft die Georgische Heer- auf die Seidenstraße, hier liegt das ca. 3000 Jahre alte Städtchen Mzcheta/ Mcheta mit wertvollen Kulturdenkmälern (UNESCO-Welterbestätten) https://de.wikipedia.org/wiki/Mzcheta wie die Swetizchoweli-Kathedrale aus dem 11. Jhdt., Krönungs- und Begräbniskirche besagter Häupter und Hauptkirche der ´Georgisch Orthodoxen Apostelkirche´. Von Timur zerstört wurde sie im 15. Jhdt. wieder aufgebaut – immer wieder dieselben Geschichten. Heute ist die Kirche Sitz des Erzbischofs von Mcheta und Tiflis, in Personalunion Patriarch Georgiens. Der Ort ist in beeindruckend gutem Zustand und ein Touristenmagnet. Die idyllischen Gärten der bestens restaurierten Altstadthäuser erinnern an die von Eden, mit Bäumen, die vor Früchten überquellen, Feigen, Khaki, Quitten, Granatäpfel, Zitrusfrüchte, Pflaumen, Kastanien, diverse Nussbäume… überall ranken Weinreben, Kürbisse, Melonen und dergleichen mehr.
In Uplistsikhe, https://de.wikipedia.org/wiki/Uplisziche seit der Bronzezeit bewohnt, schlendern wir durch die Festungs- bzw. Höhlenstadt aus dem 6. Jhdt. v. Chr., ehemals Handelsmetropole an der Seidenstraße hoch über dem Kura-Fluss. Die Stadt erlag im 13. Jhdt. den Mongolen, bis dahin hatte sie sich erfolgreich gegen Angriffe gewehrt, und Mcheta bzw. Tiflis übernahmen ihre Rolle an der Seidenstraße. Unterhalb der Höhlenstadt ist ein idealer Stellplatz: Wiese, Bäume, die Kura vor der „Haustür“, aber es ist kalt, regnet beständig und so fahren wir nach tags drauf wieder weiter.

Ein paar Zahlen zum ersten Jahrestag des Nomadenlebens: 365 Tage, 248 Übernachtungsplätze, 46.200 Auto-km (Tachostand bei der Abfahrt 46.319 km), 17 bereiste Länder – davon 11 für uns bis dato unbekannt.

Unseren „Jahrestagstellplatz“ erreichen wir am Rande der gebirgigen Straße nach Ozurgeti, auch Weinregion Georgiens, in dem engen Tal nach längerer Suche. Eine Tankstellenruine gibt uns Schutz – es ist Luft nach oben! Unterhalb des Dorfes Gurianta am Natanebi finden wir einen schönen Wiesenplatz, das Wetter ist anfangs leidlich und wir rasten. Die Gefahr des Rostens ist durchaus gegeben, denn immer wieder schüttet es wie aus Kübeln und nach drei Nächten brechen wir unsere Zelte wieder ab, Gott sein Dank nur sprichwörtlich, bevor wir mit dem Auto zum Boot werden und die Zufahrt zur Straße völlig wegschwimmt. Wenige Kilometer sind es bis zum Schwarzen Meer bei Kobuleti. Aufgrund des subtropischen Klimas soll hier bis in den Oktober hinein Badesaison sein und zunächst ist der Himmel auch deutlich heller. Dann wurde jedoch unsere Ankunft an die Wetterfrösche gemeldet und es schüttet wie……. wir lesen von einem Dorf in Australien, das seit sieben Jahre keinen Regen hat. Wir überlegen mit den Aussis ein Geschäft abzuschließen, mal schauen was geht!

Russland

25./26.09.2017 Wir passieren Kalmückien und Dagestan; ohne größere Navigations- bzw. Straßenproblematik durchfahren wir auch Tschetschenien, Inguschetien und Ossetien. Die ohnehin schon reichliche Polizeipräsenz im Land erhöht sich nochmals deutlich. Kontrollen verlaufen jedoch weiterhin sehr korrekt, höflich und oftmals auch freundlich/bestätigend, kosten aber zunehmend Zeit. Das Outfit der Uniformierten und der weiblichen Bewohner ändert sich augenfällig. Während Erstere ihre Stärke und Wehrhaftigkeit betonen, geizen die Damen mit Reizen.
Nördlich von Vladikavkaz (RUS) biegen wir auf die Georgische Heerstraße ein http://www.christianmitschke.de/geo_pages.php?id=11. Die Strecke ist ein Jahrtausende alter Handelsweg durch den Hohen Kaukasus, von dem griechischen Geografen Georg Strabon im 1. Jhdt. v. Chr. bereits erwähnt und verbindet heute Russland mit Georgien. Den niedrigsten Übergang stellt die Kreuzpasshöhe dar.
Doch zuvor wartet der Grenzübergang auf uns, der auf beiden Seiten reibungslos verläuft. Fast macht es Spaß, die interessierten Fragen der Grenzer zu beantworten. Eine attraktive Russin, die Grenzformalitäten für Ive und mich/Marion abwickelnd, meint: „You are very good looking people!“ Na, da kommt das ´до свидания´ doch leicht über die Lippen.
Sofort fällt ins Auge, dass auf dem „Balkon Europas“, so nennt sich/man Georgien, das Sternenbanner der EU immer wieder in trauter Zweisamkeit mit der Flagge Georgiens weht. Auf der Nordseite des Gebirges herrschen Nebel und Nieselregen, Richtung Süden kommt zunehmend die Sonne hervor und die Temperaturen steigen wieder in Richtung Wohlfühlbereich… Die Sehenswürdigkeiten entlang der Heerstraße nehmen wir entspannt mit, können wir uns doch nach den „Visaländern“ in GE 90 Tage und damit gefühlt unbegrenzt aufhalten. Steil und teils in engen Kehren windet sich die Straße an der Schlucht entlang. Oftmals erhascht das Auge einen Blick auf den Flusslauf. Paraglider nutzen die Formationen, um mit den Adlern im Wettstreit durch die Lüfte zu segeln. Bei Bodorna beenden wir den Tag…

Wie alle Länder, so hat auch Russland mehrere Seiten.  Einige weniger schöne:

20.09. – 24.09.2017 Traurig und in gedrückter Stimmung verlassen wir Rossoschka, lenken Ive durch die russische Steppe Richtung Astrachan. Wie schön, ausgerechnet heute bekommen wir eine Mail von Sarah mit Fotos vom Kindergeburtstag, vielen lieben Dank, und eine Mail von Silva; das tut gut!
Das Wissen darum, dass wir uns den zumindest in D medienpräsenten Regionen nähern, trägt nicht zur Aufheiterung bei. Am Wolgadelta sind wir zwar in Europa, die weitere Reise nach Westen wird uns jedoch wieder nach Asien führen; Georgien, Aserbaidschan und weiter im Westen die Türkei wollen zwar in die EU, alle drei gehören aber lt. geografischer Definition zu Asien. Kaukasus, Bosporus und Dardanellen macht man für die Trennlinie verantwortlich, u. a. auch wirtschaftliche, kulturelle wie religiöse Hintergründe, aber es ist wie es ist: Europa hat im Osten gegenüber Asien keine eindeutige geographische oder geologische Grenze und so wirkt das Konstrukt auf uns sehr künstlich.
Die Wolga, https://de.wikipedia.org/wiki/Wolga Europas größter Fluss, erweist sich bei näherer Betrachtung als echte Europäerin, verbindet sie über Kanäle die Ostsee und das Weiße Meer/Polarmeer, Schwarzes und Mittel-Meer und mündet südlich von Astrachan im größten europäischen Flussdelta ins Kaspische Meer. Es ist ein wundersamer Anblick, den riesigen Strom durch die Steppenlandschaft Astrachans fließen zu sehen, die im Altertum zur ´Großen Steppe´ zählte. Und hier begegnen wir ihr wieder, der Seidenstraße, von der Großen Steppe zum Schwarzen Meer, sowie den Helden Jahrhunderte alter Geschichte(n), dies lest bitte in den früheren Berichten zum Beispiel bei Vorderasien bzw. Zentralasien nach. Seit wir in RUS unterwegs sind, gönnen wir uns an der Wolga vis à vis von Trudfront zum dritten Mal zwei Nächte an derselben Stelle! Chillen, grillen, wandern, lesen, Betas auf russischen Feldwegen lüften, soweit ok; aber da war noch was: Wäsche waschen, Fenster putzen, sibirischen Schmodder aus dem Bergeequipment trocknen und ausbürsten, duschen…..! Minouk beantwortet unsere Aktivitäten kurzerhand damit, dass er sich vorrübergehend von den russischen Anglern, die hier „wohnen“, adoptieren lässt.
Die Weiterfahrt bietet drei Überraschungen: 1.) Die Rückholfeder von der Kupplung bricht zum wiederholten Mal. Das ist schnell repariert, braucht aber Kraft. 2.) Straßenbeschilderung und GPS zeigen andere Wege als die Landkarte und real existierende Straßen, das ist altbekannt, aber die Differenz beträgt auf der Tagesetappe immerhin 85 km. 3.) Die Wegführung geht für 25 km über eine Piste, die lange Sandpassagen bietet. Hier in der Republik Kalmückien im Norden des Kaspischen Meeres https://de.wikipedia.org/wiki/Kalmückien, ist der Buddhismus die vorherrschende Religion, das Volk ist mongolisch incl. der Sprache. Alles wirkt auf uns irgendwie stimmig. Die Region wird auch als erste Wüste Europas bezeichnet. Für uns ist der Sand kein Problem, aber hinter uns bleibt ein PKW stecken, das zwingt den 40-Tonner zum ausweichen, das Fahrzeug verliert den „Flow“ und steckt ebenfalls fest. Jürgen meint: wir sollten anhalten und schauen, was wir machen können. Gesagt getan. Der PKW ist mit Manpower schnell auf festen Grund geschoben, für den LKW braucht es Ive, echt tapfer der kleine LKW, demnächst eine kurze Movieszene dazu. Wir schaffen es noch bis in die Russische Republik Dagestan, im Nordkaukasus gelegene Grenzregion zu Georgien und schlagen neben der R 215 unser Nachtlager Nr. 244 auf.

 


18.09. – 20.09.2017 Das Ladamuseum ist Montags ebenfalls geschlossen, wir haben einfach zu spät bzw. nicht genau genug recherchiert – ich/Marion muss gestehen: Wir sind so langsam auch Müde ob des Fahrens und Recherchierens – also verlassen wir Samara über die R 266 Richtung Balakovo und weiter nach Wolgograd. Über große Strecken ist die Straße schlecht, unser Schnitt sinkt auf ca. 50km/h dafür schient die Sonne von einem strahlend blauen Himmel und die Temperaturen werden wieder hochsommerlich. Auf der R 228 erhöhen wir den Schnitt auf knapp 65 km/h. Die Landschaft: scheinbar nicht enden wollende Felder; Getreide, Sonnenblumen, Melonen, meist abgeerntet. Dazwischen Grassteppe, Kilometer um Kilometer. Nah im Osten liegt der europäische Teil Kasachstans mit seinen heißen Steppen, die sich bis zum Kaspischen Meer erstrecken; weiter im Westen das Schwarze Meer. Die schiere Größe des Landes trägt mit zur Eintönigkeit bei. Abwechslung verschaffen die alltäglichen Unfälle, doch auch an die haben wir uns gewöhnt. Die ´Beinahekollisionen´ lassen den Adrenalinspielgel immer noch in die Höhe schnellen, denn des Öfteren sehen wir bereits ganze Autos oder Einzelteile durch die Lüfte segeln und zwingen Ive in die Bremsen. Zahlreiche Plastikblumensträuße und -gebinde, Steintafeln und teilweise sogar kleine Grabmonumente sprechen davon, dass es dann doch nicht immer gut ausgeht. Über viele Kilometer begleitet die Straße die Wolga, jedoch in so großem Abstand, dass wir den Fluss selten zu Gesicht bekommen.

Bei Wolgograd sehen wir aus der Ferne die gigantische Mutter-Heimat-Statue mit ihrem 33 m langen Schwert, eine der höchsten Statuen der Welt. Wir fahren zur Gedenkstätte nach Rossoschka, wo sich, getrennt durch eine Straße https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/gepflugte-erde-ist-menschenerde, russischer und deutscher Friedhof gegenüber liegen. Hier darf, dank jahrelangem Bemühen um Verständigung, der Hunderttausende Toten der Schlacht von Stalingrad gedacht werden https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Stalingrad. Die Stätte ist Sammelfriedhof für das Gebiet von Wolgograd bis Rostow am Don. Bis Ende 2016 wurden 60 091 Tote eingebettet, weitere Zubettungen sind im Gange; ferner wird auf Granitblöcken auch der fast 120.000 Vermissten bzw. nicht zu Bergenden gedacht http://www.volksbund.de/kriegsgraeberstaette/rossoschka.html.
Im Museum treffen wir eine Russin, die einen Touristen führt, sie fragt uns: „Warum verändert sich Deutschland seit wenigen Jahren so sehr? Die objektive Berichterstattung war uns über 40 Jahre immer Vorbild, den 3. Kalten Weltkrieg haben wir nun schon, der heiße steht uns kurz bevor!“ Uns fehlt die Antwort, wir verstehen es selber nicht. Deutsche Politiker und Wähler: DAS DARF NICHT GESCHEHEN! Wir alle haben die Verantwortung für unsere Kinder und Enkel; Frau Merkel, auch wenn sie keine haben, gedenken sie derer, denen dieses Glück zuteil wurde – helfen sie bitte, es zu erhalten, nicht zu zerstören.

Am Wolgastrand (Jürgen)
Die Gedenkstätte Rossoschka hat bei mir mal wieder zu feuchten Augen geführt. Das geht mir an solchen Stätten immer so. Ob nun Verdun, Omaha Beach in der Normandie, oder jetzt bei Stalingrad. Wenn ich an den schier endlosen Namenszügen von Toten vorbeigehe, fast immer sind es sehr junge Männer, die kaum die Chance bekamen ihr Leben zu leben, so stellt sich mir die Frage: Warum?

In dem kleinen Museum neben den Grabstätten sind Gegenstände ausgestellt, die auf den Schlachtfeldern gefunden wurden und werden. Neben ‚Kriegsgerät‘ die profanen Dinge des täglichen Lebens, Rasierzeug, Brillen, Bestecke und vieles mehr. Es ist die Hinterlassenschaft von jungen Menschen, gleich welcher Nationalität, die sie als das darstellen, was sie sein wollten: ‚Menschen wie du und ich, mit dem Wunsch ihr Leben zu leben‘. Wie konnten sie nur zu Werkzeugen eines solchen sinnlosen, verbrecherischen Krieges werden? In Stalingrad, anders als bei den bisherigen Kriegsgedenkstätten, ist bei mir sehr schnell das Gefühl einer grenzenlosen Wut aufgekommen. Ich denke es waren kaum mehr als 10 menschliche Individuen, die den Grundstein für diese Schandtaten gelegt haben. Versammelt um jenen größenwahnsinnigen österreichischen Gefreiten aus Braunau, der wohl lieber Maler geworden wäre und dem leider die Begabung dazu fehlte, ist es ihnen gelungen, einem ganzen Volk Schritt für Schritt moralische Werte zu entwenden, die uns Menschen ausmachen. Wie konnte das möglich sein? Ich denke, der Grundstein hierfür ist, den einen Menschen über den anderen zu erheben. Er ist angeblich wertvoller, weil er einer besonderen Rasse angehört, wegen seines Geschlechts, weil er einen besonderen Glauben hat, eine bestimmte Hautfarbe besitzt, oder weniger wert, weil er den allgemeinen Vorstellungen von Normalität nicht entspricht und somit ‚unwertes Leben‘ darstellt.

Wir sind jetzt fast ein Jahr unterwegs. Wir gehörten häufig einer anderen Rasse an, wir waren anderer Hautfarbe und anderen Glaubens. Nirgendwo wurden wir deshalb als minderwertig behandelt oder diskriminiert.
Der ein oder andere, den wir auf unserer Reise getroffen haben, teilte uns mit, dass er gerne in Deutschland lernen und leben würde. Da derjenige aufgrund seines Aussehens nicht als Deutsch durchgehen würde, kam ich nicht umhin ihn zu warnen, dass man nicht überall in meinem Land freundlich aufgenommen werden könnte. Das ist traurig. Ich fürchte jedoch, dass wir, bevor wir aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben, diese in anderer Form wieder auf‘s Neue begehen.

12.09. – 17.09.2017 Wir sind also vorübergehend wieder in Europa. Unterwegs nach Kazan über Perm https://de.wikipedia.org/wiki/Perm, der östlichsten Millionenstadt des Sub-Kontinents, kaufen wir in Kungur nur ein. Die Fahrt in die Kleinstadt abseits der Magistrale gelegen, gereicht der vielbesungenen russischen Schwermut zur Ehre: verfallen(d)e Häuser, Kirchen, Fabriken…. der Müllhaufen des Sozialismus erscheint unendlich groß. Die vereinzelten Aufbaubemühungen erwecken in dem überall vorherrschenden Schlamm eher den Eindruck von Verzweiflung denn von Fortschritt. Auf die sehr wohl beeindruckenden Eishöhlen nebst Seen verzichten wir, der uns umgebende Eiskeller und das beständig vom Himmel fallende Nass reichen uns völlig aus.
Die Landschaft hat sich seit vielen Kilometern kaum verändert; auch die Querung des Urals ist unspektakulär https://de.wikipedia.org/wiki/Ural eben weitestgehend ein Mittelgebirge.

Nach dem südlichsten Punkt der Reise an der jemenitischen Grenze (N 16.67696 / O 053.10639), dem östlichsten in Ulan Ude, RUS (N 51.8246 / O 107.65718), erreichen wir in Perm den nördlichsten (N 58.10962 / O 055.79700) Eckwert von >GoEast. Mal schauen wie weit es uns nach Westen treiben wird. Wir kommen insgesamt gut voran, einen Schnitt um die 70km/h erarbeiten wir, im Regelfall acht Stunden am Tag, also ein Halbtagsjob für jeden von uns.
Nach Baikal, Krasnojarsk und Perwouralsk im sibirischen Teil Russlands kommen wir in Europa zum zweiten touristischen Schwerpunkt. Und hier erwartet uns eine Überraschung: Wir lernen ein neues „Stan“ kennen, die autonome und souveräne Republik Tatarstan, deren Bürger die doppelte Staatsbürgerschaft besitzen https://de.wikipedia.org/wiki/Tatarstan und besuchen die am östlichen Wolgaufer gelegene sehr sehenswerte Hauptstadt Kazan https://de.wikipedia.org/wiki/Kasan, ein architektonisches Kleinod, wohl im 12 Jhdt. von den Wolgabulgaren gegründet. Zahlreiche historische wie neuere Gebäude bieten sich zur Besichtigung an und als Ensemble steht der Kreml unter UNESCO-Schutz. Liebe Niki, liebe Anhänger von Klassenfahrten, Fußball Begeisterte: Kazan ist eine Reiseüberlegung wert. Wir parken Ive direkt neben dem Zentralstadion, ein idealer Ausgangspunkt, um fußläufig bei phantastischem Wetter den Kreml mit Kul-Sharif-Moschee, Sujumbiketurm, Regierungspalast und Marienkathedrale zu bewundern. Wir schlendern durch die Fußgängerzone Baumana, genießen einen Cappuccino, bewundern die Wohn“siedlungen“ nahe des Flussufers, eine Uferpromenade, die ihres Gleichen sucht und gönnen uns einen trockenen russischen Champagner (ich/Marion glaube es waren einige mehr…), den unsere Kühlbox für uns bereit hält…. unsere Lebensgeister sind wieder erwacht! Noch zum am Stadtrand gelegenen „Tempel aller Religionen“ https://de.wikipedia.org/wiki/Tempel_aller_Religionen einem Begegnungsort für ´Kultur und Wahrheit´, der es durch den Brand im April 2017 bis in die deutsche Presse geschafft hat. Die sich noch im Bau befindende Stätte wirkt wie eine lebendige Kunstszene, bei der auch Gaudi und Hundertwasser ihre Finger im Spiel haben könnten.
Wir verlassen Tatarstan mit Ziel Tolyatti, Sitz des größten osteuropäischen Automobilherstellers ca. 100 km nordwestlich von Camapa (Samara https://de.wikipedia.org/wiki/AwtoWAS) und parken vor dem Werkstor. Wie so oft bei russischen Industrieanlagen ist auch hier kaum etwas zu sehen. Das Werk mit seinen zahlreichen Gebäuden und die Teststrecke liegen versteckt, eingezäunt in weiträumigem Gelände. Auch im sehenswerten Technikmuseum gegenüber dem Hauptsitz gibt es keine Autos, sondern nur eine Flagge zu bestaunen. Am Marketing muss der Konzern unserer Meinung nach arbeiten. Schade, war drei Jahrzehnte Besitzerin diverser Ladas, habe sie gemocht diese einfachen Autos mit Charakter, die nie klüger sein wollten als ich. Sarah, Simon,mit ihnen habt ihr gelernt, was es heißt, Auto zu fahren, ohne dass Physik und Fahrfehler von elektronischem Schnickschnack weggebügelt werden. Unser letzter Samara ist vier Mal von den Toten auferstanden, bevor wir ihn schweren Herzens, nahezu 20jährig verkauften – an einen Russen! Simon, eine Kerze konnten wir in Tolyatti nicht anzünden, die Kapelle war geschlossen. In Samara haben wir leider keinen Platz gefunden, der uns Dreien zugesagt hat: Müll, Schutt, FIFA-bedingt überall Baustellen und entsprechend an der Promenade keine Parkplätze und so stehen wir nach knapp drei Wochen Russland und fast 6000 gefahrenen Kilometern im Land außerhalb der Stadt auf einer riesengroßen Wiese am Fluss Samara und genießen die Abendsonne!

© majuemin.de

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23 Gedanken zu „Heimfahrt + „Urlaub“

  1. Hallo liebe Urlauber,

    wir wünschen euch für die letzten Tage eurer Reise weiterhin alles Gute!
    Vor allem eine Sicherer Rückreise, denn jetzt beginnt ja erst der gefährliche Teil,
    die deutsche Autobahn:)
    Macht euch noch ein paar schöne Tage, dann wird die Landung bestimmt angenehm weich.

    Liebe Grüße,

    Raquel und Simon

    1. Hallo ihr Getreuen,
      wir versuchen die deutschen Autobahnen weitgehend zu meiden, denn die sind ja in der Tat nicht so ohne und so zuckeln wir gemütlich über französische Landstraßen gen Norden. Im Vaucluse mussten wir einfach wieder eine Pause einlegen, die Gegend ist einfach traumhaft – und essen und trinken erst!!! Von der `Pisse du clos` haben wir jedoch Abstand genommen, auch wenn es sich angeblich um einen tollen Roten handeln soll. Also: keine Sorge, wir sind guter Dinge die letzten 1Tkm auch noch zu schaffen – gaaaanz langsam, damit ihr Zeit zum bauen habt 😉

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