Marokko 2008

Marokko Juli 2008

Unsere zweite Marokkoreise unternehmen wir zu dritt. Unser Sohn Simon begleitet uns, der im letzten Jahr seinen 18. Geburtstag gefeiert hat und nun im Besitz des Führerscheins ist. Bis zur spanischen Stadt Matalascanas fahren wir mit dem Vito Marco Polo und Motorradanhänger. Beides wird dort in der Sommerresidenz bei meinem Cousin Guido während unserer Motorradtour auf uns warten.

Der erste Reisetag führt uns bis in die Nähe von Blois, Frankreich, der zweite bis kurz vor Madrid. Am dritten Tag kommen wir in Matalascanas am Atlantik an, um Auto und Hänger zu parken. Nach einem phantastischen Abendessen, danke für die Begleitung und Beratung, Guido, verbringen wir unsere vorerst letzte Nacht in Europa.

In Marokko werden uns 13 Stationen durch das Land führen, sechs davon verbringen wir auf Campingplätzen, sechs weitere in Riads, und eine Nacht erleben wir unter freiem Himmel in der Wüste.

Doch zunächst geht es vom Atlantik in Richtung Algeciras am Mittelmeer, von wo wir mit der Fähre zur Enklave Ceuta übersetzen und nach 15 km bringen wir die Einreise nach Marokko ohne Probleme hinter uns. Für Jürgen und mich bleibt als Wiederholungstäter der Kulturschock aus. An diesem Tag fahren wir noch, wie beim ersten Mal, bis zum Campingplatz bei Chefchaouen, einer schönen Stadt im Rifgebirge, eine Strecke von ca. 130 km.

Übernachtung-nahe-Madrid
Übernachtung-nahe-Madrid
Ceuta
Ceuta
Frau in typischer Tracht
Frau in typischer Tracht
Abendstimmung im Rifgebirge
Abendstimmung im Rifgebirge

Von hier aus machen wir unsere ersten Touren durch das Land des Maghreb – arabisch `der Westen‘ – und genießen noch die Vorzüge der Zivilisation.

Vorbei an unzähligen Marihuanafeldern – das beeindruckt Simon schon erheblich – geht es weiter bis Fes, mit rund einer Million Einwohnern die drittgrößte Stadt Marokkos. Sie ist die älteste der vier Königsstädte des Landes (neben Marrakesch, Meknès und Rabat) und galt nach der Begründung der Qarawiyin-Universität als geistiges Zentrum der Region. Kurz vor Fes regt sich bei uns die Befürchtung, es könnte möglicherweise zu heiß werden, um unser Unterfangen, bis in die Wüste zu fahren, umzusetzen. Das Wasser in den Trinkflaschen auf den Motorrädern ist so heiß, dass wir es nur in kleinen Schlucken zu uns nehmen können. Doch der Campingplatz lockt mit schattigen Rasenstellplätzen und einem phantastischen Schwimmbad, ganz nach europäischen Verhältnissen. Da wir uns in Fes noch von unserer ersten Fahrt auskennen, nehmen wir diesmal keinen Führer, sondern erkunden die Stadt auf eigene Faust, was auch sehr gut klappt.

die Hitze macht uns zu schaffen
die Hitze macht uns zu schaffen
Felder in der Ebene kurz vor Fes
Felder in der Ebene kurz vor Fes
hier lässt es sich aushalten
hier lässt es sich aushalten
Eintritt zur Medina von Fes
Eintritt zur Medina von Fes
in den Gassen herrscht Enge
in den Gassen herrscht Enge
la vache qui rit
la vache qui rit

Weiter geht es Richtung Midelt, ins geografische Zentrum Marokkos in den Mittleren Atlas. Wir übernachten in einem wunderschönen Riad, wieder mit herrlichem Pool, und obschon Montezumas Rache bei mir zum ersten Mal leicht zuschlägt sind wir wieder guten Mutes, die Wüste zu erreichen. Wir fangen an, uns an die Hitze zu gewöhnen und die beiden Jungs nutzen die Gelegenheit für einen Ausflug unter Männern.

Richtung Midelt
Richtung Midelt
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Viehtransport auf marokkanisch
Viehtransport auf marokkanisch
Motorradtreffen
Motorradtreffen
Sprung mit kleinem Gepäck - blieb drauf
Sprung mit kleinem Gepäck – blieb drauf
Kamelherde versperrt den Weg
Kamelherde versperrt den Weg
dann nehmen wir halt das Flussbett
dann nehmen wir halt das Flussbett

Die nächsten drei Etappen führen uns am Rande der Sahara entlang. Hier erscheint es uns lange nicht so heiß wie in Fes, das Klima ist extrem trocken und recht gut auszuhalten. Wir entscheiden uns jedoch trotzdem die Straße zu nehmen, erscheint uns ein befahren der Piste, die weiter südlich verläuft, bei Temperaturen von knapp unter 40 Grad C als zu kräftezehrend. Außerdem gibt es rechts und links abseits des Weges immer wieder die Gelegenheit, sich im off road zu üben, wenn Mann denn möchte.

on tour Richtung Wüste
on tour Richtung Wüste
ab und an gibt es Wasser
ab und an gibt es Wasser
...und Oasen
…und Oasen
der Erg Chebbi erscheint am Horizont
der Erg Chebbi erscheint am Horizont

Auf der Piste von Erfoud in Richtung Merzouga, einer Siedlung am Rande des Erg Chebbi, beginnt es zu regnen. Ja, in der Tat fallen im Juli dicke Regentropfen auf unsere Motorräder, die allerdings, sobald sie vor uns auf den Tankrucksäcken landen, auch schon wieder verdunsten. Im Riad glaube ich bei der Einfahrt in den Innenhof erneut meinen Augen nicht zu trauen. Uns überrascht ein Pool, wo vor drei Jahren nur ein netter Hof mit Oleanderbüschen war. Noch mehr Wasser gibt es schließlich am Dayet Srij Erg Chebbi, dem Flamingosee, der 2005 leider ausgetrocknet war, diesmal ein phantastischer Anblick.

„Die Sahara ist der Garten Allahs, aus dem dieser alles überflüssige menschliche und tierische Leben entfernt hat, damit es einen Ort gebe, wo er in Frieden wandeln könne“ (arabisches Sprichwort). Wir haben uns erlaubt, Allahs Frieden für eine Nacht zu stören und unseren zu finden und genießen – ein Ort, die Stille zu hören!

 am Pool in der Sahara
am Pool in der Sahara
die Wüste vor der Haustür
die Wüste vor der Haustür
Flamingosee
Flamingosee
Schattenspiel
Schattenspiel
...und noch eins
…und noch eins
Rastplatz an der großen Düne
Rastplatz an der großen Düne
 leider geht es schon wieder zurück
leider geht es schon wieder zurück

Von Merzouga aus machen wir uns zunächst über eine Piste wieder Richtung Westen auf. Wir fahren an Oasenstädten entlang, zwischen Agdz und Taliouine herrscht große Hitze. Erst bei der Auffahrt zum Tizi n´Test wird es wieder angenehmer, wir sind in der Bergwelt des Atlas. Der Tizi n’Test-Pass bildet mit rund 2100 m den höchsten Punkt der Verbindungsstraße zwischen Marrakesch und Taroudannt. Die einspurige und sehr kurvenreiche Verbindung ist verkehrstechnisch wenig bedeutsam und eigentlich nicht als Straße zu bezeichnen. LKWs und Busse verkehren vergleichsweise selten, man könnte fast von einem Motorradfahrer-eldorada sprechen. Die Strecke führt durch landschaftlich reizvolle und kaum erschlossene Gebiete und erlaubt phantastische Ausblicke in die Landschaft. An den wenigen Haltebuchten befinden sich kleinere Souvenirstände, Getränke gibt es nur in den tiefergelegenen Rastorten. Ortschaften passieren wir kaum, die Besiedlung ist extrem dünn.

 Piste von Merzouga gen Westen
Piste von Merzouga gen Westen
 Wasser gefunden
Wasser gefunden
und schattige Zeltplätze
und schattige Zeltplätze
Oasenstädte
Oasenstädte
unterwegs
unterwegs
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muslimisches Begräbnisfeld
muslimisches Begräbnisfeld
es wird wieder gebirgig
es wird wieder gebirgig

Unser Fernziel liegt im Hohen Atlas ca. 60 km südlich von Marrakesch. Es ist der Djbel Toubkal, der mit 4167 Metern der höchste Berg Marokkos ist. Der Toubkal ist im Sommer auch für wenig geübte Alpinisten vergleichsweise einfach zu besteigen wenn man über eine gute Kondition verfügt. Die zunehmend dünner werdende Höhenluft erfordert ein gleichmäßiges, ausdauerndes Vorwärtsschreiten und damit auch eine gewisse mentale Fitness – für Simon oftmals ausgesprochen eintönig. Der Ausgangspunkt für unsere Tour liegt hinter dem Berberdorf Imlil in Aroumd auf etwa 1900 m. Hier lassen wir Motorräder und Zelte für die Bergtour stehen. Über das Marabout-Heiligtum Sidi Chamharouch steigen wir zur Neltner Hütte auf etwa 3200 m. Am nächsten Tag geht es weiter, doch das Gipfelkreuz erreichen wir auch diesmal nicht. Es ist extrem kalt und windig, eine „Winterausrüstung“ hatten wir nicht im Gepäck und Simon fragt sich und uns auf ca. 4100 m:„Was zur Hölle mache ich eigentlich hier??? Geht weiter hoch, ich warte hier.“ Das machen wir natürlich nicht. 2005 bin ich bis auf etwa 4030 m gekommen und Jürgen ist mit mir selbstverständlich auch wieder abgestiegen. Wie heißt es: aller guten Dinge sind drei! Trotzdem hatten wir wunderschöne Panoramablicke über den Süden Marokkos und das weiter südlich gelegene Saharavorland

am Tizi n´Test
am Tizi n´Test
herrliche Aussicht
herrliche Aussicht

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 Camping bei Aroumd
Camping bei Aroumd
 Katzenwäsche vor dem Aufstieg
Katzenwäsche vor dem Aufstieg
Aroumd
Aroumd
Weggefährten
Weggefährten
Sidi Chamharouch
Sidi Chamharouch
Abends an der Neltner Hütte
Abends an der Neltner Hütte
Toubkal
Toubkal
 herrliches Panorama
herrliches Panorama
und nochmal
und nochmal

Jetzt ist Wunden lecken in Essaouira, der Hippie- und Gnawamusikstadt am Atlantik angesagt. Neben anderen prominenten Größen hat sich Jimi Hendrix hier einige Zeit aufgehalten. Die gesamte Medina, der wir mehrere Besuche abstatten, hat Unesco Welterbe-Status.

Atlantik bei Essaouira
Atlantik bei Essaouira
da will Mann doch mal runter
da will Mann doch mal runter
wir haben keinen neuen Helm gekauft
wir haben keinen neuen Helm gekauft
Medina von Essaouira
Medina von Essaouira
Möwen überall
Möwen überall
Blick auf die Medina vom Hafen
Blick auf die Medina vom Hafen
ordenltich geregelter Flugverkehr
ordenltich geregelter Flugverkehr
Hafenbefestigung
Hafenbefestigung

Unsere letzte längere Zeltetappe verbringen wir in den Zedernwäldern nahe Azrou, auf dem Campingplatz bei Hassan. Hier lernt Simon neben `Houston` dessen gut betuchten Freund Mohammed BK kennen, dem man seinen Reichtum nicht ansieht, sein Domizil in Azrou, eines seiner zahlreichen Niederlassungen, lässt sich jedoch sehen – meint Simon nach der Besichtungstour. Auch hier findet uns mitten im marokkanischen Sommer der Regen, nun allerdings in Form von großen Hagelkörnern. Über Ouazzane im Rifgebirge fahren wir zur Grenze und betreten in Ceuta wieder spanischen und damit auch europäischen Boden. Bei Guido holen wir Auto und Hänger ab und machen uns auf die lange Rückfahrt.

bei Hassan in den Zendernwäldern
bei Hassan in den Zendernwäldern
Steak um 2 Uhr nachts
Steak um 2 Uhr nachts
 Richtung Rifgebirge
Richtung Rifgebirge

Das war´s. Nach 32 Tagen, ca. 4000 km in Marokko sowie 4600 km durch Europa genießen wir zu Hause die gute Küche unserer Tochter –vielen Dank, Sarah und frieren für den Rest des europäischen Spätsommers. Irgendwie hatten wir uns an die Hitze viel besser gewöhnt!

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