Vorderasien – Arabien, unser persönliches Spotlight
Türkei:
Diesel ist günstiger und Überlandstraßen sind oft besser als in D; die Geschwindigkeit, mit der Straßen gebaut werden, ist schneller als Landkarten und elektronische Navigationssysteme ein up date erfahren, insgesamt herrscht eine sehr entspannte Verkehrssituation. Freundlich und interessiert mit bemerkenswerter Hilfsbereitschaft begegnen uns die Menschen.
Seit unserem Besuch 1989 ist das Land viel grüner geworden (auf den Überlandstraßen, das ist beim Spotlight zu beachten, denn wir waren kaum „mitten drin“), wir sehen zahlreiche Parks, befestigte, begrünte Rand- und Mittelstreifen, vielfach neu gepflanzte Alleen…. Zahlreich entstehen gigantische Trabantenstädte mit ansprechender Architektur, Spiel- und Sportplätze sind oftmals von einer Ausstattung und einem Ausmaß, wie man sie in D vergeblich sucht, die jungen Wähler werden es dem Staat sicherlich danken. Die Dörfer entlang der großen Straßen im Osten machen einen deutlich einfacheren Eindruck und insgesamt wirkt alles fremdländischer, die Lebensverhältnisse erscheinen ärmer bzw. einfacher als im infrastrukturell gut auch auf Tourismus eingestellten Westen. Die Anzahl sowie die Art und Weise der Polizei- bzw. Militärkontrollen im Osten (Panzerwagen, Maschinenpistolen und Gewehre, Barrikaden mit Sandsäcken und Panzerglas) lassen keine gute Stimmung zu und deuten auf massive Probleme im Land hin.
Gemüse und Obst sind sehr preiswert und gut; Brot, Käse und Wurstwaren: sprechen wir nicht drüber. Fleisch und Yoghurt sind gut und haben unser Preisniveau, Wein und Bier fast immer ok, im Osten aber nicht immer in allen Supermärkten erhältlich.
Iran/Persien:
Grandiose Landschaften von enormer Vielfalt, ausgesprochen freundliche und sehr hilfsbereite Menschen, die im Nordosten jedoch zurückhaltender sind, als im übrigen Iran. Am Steuer ihres Fahrzeugs vergessen Iraner oftmals die Rücksichtnahme, deshalb sind Anzahl und Brutalität der Drempler vor, in und hinter Ansiedlungen wohl notwendig, zwei haben wir übersehen, beide Male hat es uns aus den Sitzen gehauen; die Orientierung ist gewöhnungsbedürftig und nicht immer einfach, das Straßennetz meist gut, die Dieselversorgung weitgehend problemlos. Die Küstenregion am Kaspischen Meer macht in zwei Dingen Ausnahmen: Die Küstenstraßen 22 / 49 sind in schlechtem Zustand und Müll und Schutt findet sich hier überall und zuhauf!
Es ist anstrengend nicht unfreundlich zu sein, häufig erhalten wir Geschenke (Obst, Gemüse z.B.) und Einladungen zum Tee oder zum Essen; wir können uns aber nicht immer auf längere Gespräche einlassen und auch nicht alle Einladungen annehmen, nicht nur der Sprachprobleme wegen, es hätte auch einfach zu viel Zeit gekostet; manchmal haben wir auch gespürt, dass die politische Wellenlänge nicht stimmte, denn für uns ist die Zeit des Faschismus in D in keiner Art und Weise tolerierbar, geschweige denn gut gewesen und auch die Kanzlerin erhält nicht unsere ungeteilte Zustimmung, erst recht nicht, ihre Haltung zur Flüchtlingssituation betreffend. In Gesprächen von Frau zu Frau wurde deutlich, dass vor allem jüngere Frauen mit ihrer Situation wenig zufrieden sind, denn it´s a mans world und ich/Marion kann sie gut verstehen, konnte ich doch Zeit meines Lebens meinen Weg gehenm, ich mag die Sonne auf meiner Haut, den Wind in den Haaren und die Freiheit, das in meiner Kultur genießen zu können. In den Wüsten und einsamen Bergregionen habe ich mir diese Freiheit hin und wieder genommen. Kommt man weiter nach Süden und Osten, so scheint sich die Situation zu entspannen, Lebensfreude wird zunehmend spürbar, Pärchen als solche zaghaft erkennbar, Burka und Tschador verschwinden mehr und mehr, schwarze Tücher treten anstelle von bunten Umhängen in den Hintergrund, das Kopftuch bleibt. Es sei mir erlaubt an dieser Stelle mal zu pauschalisieren: Mädchen sind zurückhaltend aber durchaus selbstbewusst, wenn man sie denn mal im Straßenbild sieht, Jungs kommen vorlaut bzw. laut daher. Es gab ihrerseits sogar einige Steinwürfe gegenüber Minouk.
Die Lebensmittelversorgung ist gewöhnungsbedürftig, es gibt viele kleine kioskartige Läden, die jeweils nur ein sehr begrenztes Angebot haben. Gutes Obst und Gemüse gibt es jedoch immer preiswert; alkfreies iranisches Bier ist manchmal eher Limo, importiertes schwieriger zu bekommen und oft sehr teuer.
Wir fühlten uns sicher, auch wenn die Iraner selbst manchmal schlecht von ihren Landsleuten zu denken scheinen.
VAE:
Die VAE sind von der Wüste entsprechend aber auch von Oasen geprägt, Bergpanoramen im Norden sind durchaus sehenswert. Die Menschen sind überwiegend freundlich, hilfsbereit, interessiert aber auch distanzierter als in Oman und Iran. Sharjah ist führend bei Verkehrsstaus und wohl das konservativste der Sieben, der Anteil Burka bzw. Tschador tragender Frauen scheint hier höher; Alkohol ist verboten, selbst alkoholfreies Bier haben wir im Supermarkt vergebens gesucht.
Die Emirate haben ein Müllproblem, jeder wirft weg, was er nicht mehr braucht, egal was und wohin – auch in Sharjah! Sind Südostasiaten am Werke ist es sauber. „Gast“arbeiter unteren Bildungsniveaus haben eher den Status von „Fremd“arbeitern und finden kaum Respekt und Anerkennung, obgleich ohne sie wenig funktionieren würde.
Superlativen jedweder Art kennzeichnen vor allem DU und AD, aber wir sehen nicht die erwarteten Extreme bei den Autos. Abgesehen von einigen EU-Nobelmarken ist der Markt in asiatischer Hand.
Im wahrsten Sinne des Wortes ist wie auch das höchste Gebäude der Welt, fast alles auf Sand gebaut. Die Nachhaltigkeit der Bauwerke ist noch zu beweisen, aber die Emiratis wissen wohl was sie können und was nicht! Und dafür holen sie sich die vermeintlich Besten der Welt, oftmals aus D, und stellen funktionierende Teams zusammen, die erstaunliches leisten!
Männer und Frauen scheinen in getrennten Welten zu leben, deren Sphären sich nur hier und da begegnen.
Die Versorgungslage ist bestens und in den sehr gut sortierten Supermärkten ist zu kaufen was das Herz begehrt, abgesehen von Alkohol. Vieles an Obst und Gemüse war mir unbekannt und man sollte mit Netz zum googeln einkaufen gehen.
Oman:
Freundlich, interessiert und hilfsbereit sind die Menschen, denen es wichtig zu sein scheint, dass wir uns wohlfühlen; häufig erhalten wir Geschenke und Essen, zweimal wurden wir – von Ausländern – eingeladen.
Die Landschaft ist grandios und vielfältig. Von Wüste über Wadis, Oasen und phantastische Berge sowie verschiedenste Küstenformen ist nahezu alles vorhanden.
Diesel ist etwas günstiger als in den VAE, etwa die Hälfte vom deutschen Preis; die Straßen sind überwiegend gut, Drempler nerven hier ebenso wie in den VAE und insbesondere in Iran sehr; Pisten sind leider oftmals (zu) schlecht (Wellblech) für Ive bzw. unsere Rütteltoleranz. Die Orientierung ist nicht selbstverständlich, oftmals hatten Garmin, Osmand, Karten und Verkehrsschilder jeweils eine eigene Meinung. Das ist aber nicht spezisch für Oman, sondern geschieht auch anderswo.
Die Versorgungslage ist wie in den VAE bis auf Käse und Wurst problemlos, große Supermärkte bieten auch dies zu hohen Preisen. Alkohol gibt es wie in VAE für Nichtmuslime mit Lizenzkarte (nicht für Touristen). Obst und Gemüse ist günstig und meist sehr lecker.
Die Lage der Gastarbeiter ist vergleichbar mit der Situation in VAE.
Stellplätze für Ive waren hier, wie fast überall bisher auf der Reise „mitten drin“ und jottwedeh möglich.
Aserbaidschan:
Ladaland; nach den Eindrücken aus Arabien und Persien fühlen wir uns fast europäisch heimisch insbesondere mit zunehmender Nähe zur Hauptstadt; die Menschen sind zurückhaltend freundlich.
Route: Von Aserbaidschan gibt es keine Routenaufzeichnungen
23.04.17, Hallo ihr Lieben, da sind wir wieder und das ist zwischenzeitlich geschehen:
Aserbaidschan, Schifffahrt und Grenzübertritt nach Kasachstan18.04.2017 – 22.04.2017 In Lavandvil genießen wir ein schönes Frühstück in der Sonne am Seeufer bevor es mit gemischten Gefühlen zur Grenze geht. Die letzten Rial werden in Lebensmittel umgesetzt und um 10:45 Uhr sind wir in Astara am Grenzposten. Zwei Stunden später sind alle Formalitäten in unorganisiert erscheinender Art und Weise sowie mit Lauferei von Hüh nach Hott erledigt. Den Diesel im Tank versteuern wir mit 25 $ (das war uns bekannt), auf den angebotenen „Service“ für 50 $ verzichten wir. Es erschließt sich uns auch im Nachhinein nicht wofür der gewesen sein könnte. Der Eintritt nach Aserbaidschan gestaltet sich professionell, freundlich und vergleichsweise zügig. Nach ebenfalls zwei Stunden und 41 Dollar für die Zollformalitäten sind wir „drin“. Und das, obwohl wir als Individualreisende aus Iran mit elektronischen Visa – neue Prozedur seit einigen Wochen -, eigenem Fahrzeug und zwei Motorrädern so gar nicht in das Programm der Grenzer passen. Alles geschieht im Bestreben uns dienlich zu sein, ich/Marion werde als Auskunft gebende Person akzeptiert und gestehe, dass es mich freut, nicht mehr mit „Mister“ angesprochen zu werden. Auch wenn ich es in Iran auf die mangelnden Sprachkenntnisse geschoben habe, ist es eine angenehme Erfahrung. Wir erhalten neben Tee zwei Broschüren über die Stadt und die Gegend sowie ein freundliches „welcome to Aserbaidschan“. Und überall Ladas! Meine Lieblingsautomarke, einfach, robust und mit Charakter, dominiert mit allen möglichen auch bei uns unbekannten Typen das automobile Bild. Mercedes und Ford, meist Transits, sind auch gut vertreten, der „Rest“ verteilt sich auf andere Marken von völlig unbekannt bis hin zu Alltäglichem aus aller Welt. Kopftuch ist passé, das Straßen- bzw. Menschenbild wird bunter und im Supermarkt gibt es Bier, Wein, Wodka…. Kaufen wir natürlich, geht mit Dollar und am Abend stellt sich schnell eine angenehme Bettschwere ein. Die Straße nach Baku ist in katastrophalem Zustand, für 100 Km benötigen wir drei Stunden. Bei Allar übernachten wir am Rande einer Piste. Am nächsten Tag bessert sich der Straßenzustand und wir erhöhen den Schnitt auf gut 50 KM/h. Zudem machen wir eine gänzlich neue Erfahrung, denn neben den Temperaturen, die mal wieder achterbahnmäßig auf dem Absturz sind, geht auch das Geoprofil unseres blauen Planeten in den Keller: Minus 45 Meter zeigt das GPS zwischendurch an, Baku ist die am niedrigsten gelegene Hauptstadt der Welt. Gegen Mittag erreichen wir Alat, hier müssen die Zoll- und Ticketformalitäten erledigt werden, was ausgesprochen umständlich und wenig transparent verläuft, drei Stunden später und um 740$ ärmer heißt es warten, bis gegen 23:00 Uhr der Konvoi die 70 Km nach Baku zum Hafen fahren soll. Warum einige Trucks, PKW und Motorräder in Alat einschiffen entzieht sich unserer Kenntnis. Wir warten ab was geschieht, inshallah. Ja, was geschieht? Endloses warten über Tag, nächtlicher Aktionismus, Chaos folgt auf Chaos, bevor wir am 22.04. gegen Mittag zehn Tage nach unserer Entscheidung den Weg übers Kaviarmeer zu nehmen in Kasachstan den Hafen von Aqtau verlassen können.
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Es soll aber keinesfalls untergehen, dir liebe Irmi auf diesem Wege ganz herzliche Grüße zum Geburtstag zu senden und alles Gute für das neue Jahr zu wünschen!
Falls jemand an den Details der Zeit vom 19. – 22.04. Interesse hat, kann er hier mehr erfahren:
Atemlos durch die Nacht und Unsere Gefühle fahren Achterbahn ….
19.04. Der Nachmittag im Hafen von Alat vergeht mit anstehen, hin und her laufen, unbeantworteten Fragen und bezahlen, dann heißt es abwarten. Also Tee trinken, wir laden ein junges Paar aus Frankreich, die nur mit PKW unterwegs sind, zum aufwärmen ein. Gegen 18:00 Uhr verabschieden sich die beiden, für sie heißt es borden. Für uns und ca. 35 weitere Trucks, die sauber aufgereiht in Position stehen, tut sich nichts. Gegen 24:00 Uhr frage ich/Marion nach, ob denn der Konvoi noch geht `Ja, so in etwa 2-3 Stunden`. Na, daraus können ja auch mehr werden, denken wir und legen uns auf´ s Ohr, ausruhen kann nie schaden. 01:15 Uhr, ein Polizeiauto mit Sirenen umrundet den Platz und fährt zur Hafenpforte. Die Trucker werfen die Motoren an und wie im Parc fermée herrscht ein Windhundrennen um die pool position. Also ihr Lieben, vergesst mal schön alles was ihr über Konvoi fahren gelernt habt, was jetzt kommt grenzt an Anarchie, die lediglich bei der Sammlung an der Hafenpforte, denn hier wird jeder Truck kontrolliert und in einer Liste abgehakt, noch einen Hauch von Ordnung hat. Wir merken uns die beiden vorausfahrenden Trucks: Tuna 1 und 2 aus der Türkei und Jürgen versucht Anschluss zu halten. Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 Km/h für LKW auf der Schnellstraße? Bullshit, das Gas ist rechts! Mit 85 – 90 Km/h donnern die Trucks über die Schnellstraße nach Baku. Hin und wieder, ähnlich dem Russisch Roulette, stehen an neuralgischen Punkten wie Auffahrten auf die Schnellstraße oder an Fußgängerüberwegen Polizeiwagen. Aber wer will schon die Straße queren, wenn ca. 35 Trucks durch die Nacht rasen? Kolonne heißt einer hinter dem anderen? Wer sagt denn so was? Das können auch nur die ordnungsliebenden Wessis glauben, also links raus, überholen und wieder rein! Kein Platz? Macht nichts, dann eben noch einen überholen. `Ist der vor uns überhaupt einer aus dem Konvoi?` frage ich Jürgen. Wir glauben es nicht und Jürgen sucht wieder Anschluss an Tuna. Die Ampel schaltet auf rot, nun reißt es den Konvoi endlich auseinander. Es sind noch ca. 20 Km bis zum Ziel. ´Da hinten, der mit der Warnblinkanlage, der gehört zu uns`! Gas… und bei gelb rüber…. Jetzt fährt Jürgen hinter ZG her, auch gut! Der Hafen liegt im Norden, also rasen alle Mann, äh Trucks, entlang der Corniche durch die Metropole. Wie gut, dass in der Hauptstadt um diese Zeit kein reges Nightlife mehr herrscht, die LKW rasen mit 50 – 60 Sachen durch die City, wir natürlich auch. Wer ist bei einem solchen Chaos, das sich Konvoi nennt, für eventuelle Knollen verantwortlich? Weiß das jemand? Plötzlich: Bremslichter! Warnblinkanlagen! Es geht rechts ab, die Hafeneinfahrt von Baku ist zu kurz für die gesamte Truppe und die meisten bleiben draußen auf der Hauptstraße stehen, es heißt anstehen am Zoll! Uns steht der Schweiß auf der Stirn, aber wir sind drin auf der Road to ticket office. Im Hafen werden alle in dichter Kugelpackung fein säuberlich geparkt, wir etwas abseits, weil wir wohl zuletzt an Bord sollen, so vermuten wir mal. Ein Fährschiff sehen wir allerdings nicht. Der Einweiser erzählt etwas von 6, also vermuten wir Bording oder Abfahrt um 06:00 Uhr!? Wir warten, es ist 02:40 Uhr. So langsam gehen in den Trucks die Lichter aus, es ist 04:00 Uhr, wir gehen in unseren Klamotten schlafen, wer weiß was kommt.
Unsere Gefühle fahren Achterbahn
Nichts kam, gegen 08:30 Uhr am 20.04. frühstücken wir im Hafen von Baku, um 11:30 Uhr räume ich/Marion die Waschmaschine aus, setze den Spülgang in Funktion und hänge Wäsche auf. Jürgen schmiert die Gelenke von Ive, wir duschen im Sanitärgebäude des Hafens, war ganz ok. Irgendwer gibt schließlich die Parole aus: um 16:00 Uhr soll es losgehen. Die Sonne scheint, es wird Backgammon gespielt, wir werden von einem freundlichen Türken zu Kaffee und Tee eingeladen… Es geht uns gut! 16:30 Uhr, ein Trucker gibt per Handzeichen kund: get your motor running! Oh toll, es geht los! Wir reihen uns in die Schlange ein und …. werden raus gewinkt zur Polizei. Gut, fahren wir da vorbei, waren ja auch noch nicht dort und in den Pässen fehlen noch die Ausreisestempel. `Wohin?` fragt der Polizist. ´Auf´s Schiff nach Kasachstan` erwidern wir. `Wann denn?` `Na, heute, gleich, an sich schon gestern!´ `Nein, morgen`, erwidert er mehrfach. So geht es einige Zeit hin und her, bis ich sage, dass wir heute Nacht mit dem Konvoi gekommen sind. ´Ah, Konvoi!` und plötzlich wird ein Zettel hervorgezaubert, auf dem wir – oh Wunder – aufgelistet sind. Na, dann, nichts wie zum Schiff, der freundliche Polizist springt ins Auto und fährt voraus an den Trucks vorbei und plötzlich stehen wir ganz vorne, Grinsen im Gesicht. Jetzt sollen wir noch die Tickets zeigen, die haben wir nicht, haben wir trotz mehrfacher Nachfragen nie bekommen. Keine Tickets? Egal, aber Zollpapiere! Nein, woher denn, von wem? Also fährt der Polizist mit uns zum Zoll, Grinsen verzieht sich wieder. Anstehen, Pässe abgeben, beide werden ins Lesegerät geschoben und nichts geht! Der Zoll hat unsere Ausreise von Aserbaidschan gesperrt! Polizei und Zoll reden miteinander, dass es um uns geht, können wir an dem Wort ´German´ ableiten. Ich frage, ob es Probleme gibt, und wenn ja welche? Nein, es gibt keine Probleme, man klärt alles. Was, bleibt unklar, zwischenzeitlich füllt sich das Schiff Truck um Truck. Nach einiger Zeit sollen wir unsere Pässe wieder vorlegen, dasselbe Spiel, unsere Ausreise ist gesperrt. Ich frage wieder nach dem Problem und erhalte die Antwort, dass es die Motorräder sind, die Schwierigkeiten bereiten. Irgendwer an der Grenze IR/AZ oder im Hafen von Alat hat wohl einen Fehler begangen, denn für die Betas fehlen die Barcodes auf den Zolldokumenten, den wir für Ive erhalten haben. Damit sind die Betas so was wie Schmuggelgut. Und nun? Es wird diskutiert, telefoniert, wir warten ab während sich das Schiff weiter füllt. Nach drei Stunden erneut das Spiel mit den Reisepässen und oh Wunder, es funktioniert! Wer hat nun was gemacht? Fragt mich nicht, wir fahren Richtung Schiff. Tickets? Nein, haben wir immer noch nicht! Egal, rauf auf den Kahn! Ich stelle mich für die Kabinenschlüssel und die Bettwäsche an. Kabine 2 – Schlüssel in der Hand und Wäsche auf dem Arm frage ich nach dem Weg, die freundliche Dame begleitet mich, schließlich bin ich die einzige Frau an Bord und blond. Ah, wir sind doch die mit dem großen Sabaka!? Ja, wir haben einen großen Hund! Dann brauchen wir auch eine große Kabine. Zurück zum Schalter, anderen Kabinenschlüssel besorgt, während die Trucker nun ihrerseits wieder Schlange stehen und warten, dass mir die Dame unser Domizil zeigt. Super groß, Ostcharme, schlechtes Essen, alles egal, wir sind auf dem Schiff und alle drei hundemüde liegen noch vor der Abfahrt in den Kojen. Nach geruhsamer Nacht ist der folgende Tag, der 21.04., auf dem Kaviarmeer sonnig und erholsam. Etwas früher als erwartet läuft das Schiff in den Hafen von Aqtau, Kasachstan ein. Laut Auswärtigem Amt brauchen wir keine Visa für Kasachstan, die Regelung soll bis 31.12.2017 gelten. Wir haben auch keine, sind aber sehr unsicher, ob das wohl auch ok geht. In Kleinbussen werden alle vom Schiff geholt, die Germans vorne weg. Als erste dürfen wir durch den Zoll, man fragt nach Visa. Nein, haben wir nicht! Ok, Stempel in die Pässe, Migrationskarte gestempelt, welcome to Kasachstan! Es ist 22:00 Uhr! Soll es das gewesen sein? Nein, das Auto muss noch zum Zoll, wir sollen alles ausladen. Wir hoffen auf einen Fehler im Übersetzungsprogramm, holen Ive und brauchen nicht ausladen, aber die Inspektion ist recht ausführlich, incl. Drogenhund. Es ist ca. 23:00 Uhr, Jürgen soll nun nur noch die Papiere beim Zoll abgeben und stempeln lassen. Während ich so warte und mal wieder Trucker um Trucker den Hafen verlasse sehe mache ich mich gegen 00:30 Uhr auf die Suche nach Jürgen. Der steht verärgert und voller Verzweiflung zwischen zwei Schaltern. Hinter einem wird geschlafen und hinter dem anderen wegen der ´German´ mit Astana telefoniert, denn wir haben die TIR-Papiere nicht, die wir angeblich brauchen, um mit einem 7,5 Tonner in KZ einreisen zu dürfen. Ein ums andere Mal erklären wir, dass wir Privatpersonen sind, TIR-Papiere, die wir aus D besorgen sollen dort nie erhalten werden und es wird wieder telefoniert. Um 01:30 Uhr vertröstet man uns auf den nächsten morgen, wir sollen gegen 09:00 Uhr wieder kommen. Ich frage nach, was denn dann geschieht und die Antwort lautet: man wird sehen! Also stehen wir am 22.04. wieder vor den Schaltern, hinter denen sich dieselben Personen wie in der Nacht befinden. Ich erinnere mich an den Umgang mit Behörden, immer schön freundlich, also ein Lächeln ins Gesicht, Zarathustra möge mir meine Gedanke verzeihen, einige Brocken russisch/kasachisch, man telefoniert mit Astana, die Germans….Dann sollen Bilder von Ive gemacht werden. Die Fotos werden per Handy nach Astana oder wohin auch immer geschickt und der unfreundliche Mensch hinter dem Tresen beginnt zu lächeln. Seine Gestik macht uns klar, gleich gibt es Stempel und dann können wir den Hafen verlassen! Ich kann es kaum glauben. War auch nur fast so. Der kasachische Staat hatte noch drei weitere „Stempler“ in Lohn und Brot gebracht, die ihre Arbeit noch erledigen wollten und natürlich auch die ganze Story hören wollten, warum weshalb, wohin, wieso…. Ich lächle, erzähle, Jürgen wartet und um die Mittagszeit lassen wir das Banner „Have a nice Journey“ über dem Hafenausgang endlich hinter uns. Wir sind zu erschöpft, um uns zu freuen, wir wollen nur möglichst schnell möglichst weit weg, bevor man es sich anders überlegt und fahren noch 300 Km bis zu einem Parkplatz in der Kasachischen Steppe.
Iran, Teil 2
Route 17.03 bis 25.03.17
Route 26.03 bis 16.04.17
16.04.2017 – 17.04.2017 Zwei Monate haben wir in Iran verbracht und immer noch sind das Land bzw. seine Menschen auch in den letzten Tagen für Überraschungen gut, als da wären: in der Bank kann Jürgen kein Geld tauschen; bei der Alienspolizei mussten wir unsere Namen in Farsi schreiben (erledigte ein flugs engagierter Ghostwriter); nach Kontrolle von Pässen und LKW-Papieren werden wir oftmals nach Nationalität und Namen gefragt; last but not least: Ostersonntag verbringen wir überwiegend ´unter Wasser´! Nein, nicht wegen der katastrophalen Regenfälle der letzten Tage, Ive hat auch keinen Umbau zum U-Boot hinter sich, die von uns befahrene Region am Kaspischen Meer liegt, wie der See selbst, bis zu 25 m unterhalb des Meeresspiegels.
Die Küstenstraße ist in sehr schlechtem Zustand, die Drempler und der Verkehr in den Orten und Städten, deren Zentrum wir fast immer genießen dürfen, tun ein übriges, uns am Fortkommen zu hindern. Bei Bandar Anzali verbringen wir die vorletzte Nacht in Iran. Der nächste Morgen begrüßt uns mit blauem Himmel und Sonnenschein. Programm für heute: Gasflasche und Lebensmittelvorräte auffüllen, Ive füttern (für 15 Ct./L. abgehandelt), elektronische Visa für AZ drucken lassen und 150 Km bis zur Grenzstadt Astara abspulen. Klappt alles recht zügig und so gönnen wir uns am Kaspischen Meer eine ausgedehnte Kaffeepause, die von Müll ringsumher, sowie Iranern mit Obst und Interesse an uns bereichert wird. Am frühen Abend finden wir bei Lavandvil, 15 Km südlich der Grenze, einen wunderschönen Platz direkt am Kaspischen Meer. Schnell wird die Stimmung wieder von einer Horde Jungiranern männlichen Geschlechts getrübt, die Minouk „verarschen“ und auch uns gegenüber recht aufdringlich sind. Minouk ist schnellstens bereit die vermeintlichen Helden in die Flucht zu schlagen, wenn wir ihn denn lassen würden, aber das kann nicht die Lösung sein. Wir finden sie nicht, aber unsere Belagerung wird wohl von einigen Frauen beobachtet, eine beendet das „Spiel“ und eine Gruppe Iranerinnen überreicht uns ein frisches Brot – ein schaler Geschmack bleibt, schade eine der letzten Erinnerungen!
Liebe Alle, nun wird es wohl geraume Zeit dauern, bis ihr wieder von uns lesen und sehen könnt. Morgen verlassen wir Iran. In Aserbaidschan werden wir keine Devisen tauschen und keine SIM-Karten für Handy und Tracker kaufen, sondern uns direkt zum Hafen nach Baku/Alat begeben und die erste Passage mit einem Frachter nehmen, die sich nach Aqtau bietet. Das kann einige Tage dauern, die Überfahrt über das Kaspische Meer, immerhin etwa so groß wie Deutschland, wird ca. 2 Tage in Anspruch nehmen. Angekommen in Kasachstan wissen wir nicht, was uns erwartet. Alle Seiten zum Erwerb von Telefonkarten, die Jürgen bislang gefunden hat, waren auf kasachisch oder russisch. Also erst Mal Tschüss und hoffentlich bis Usbekistan, majuemin!
13.04.2017 – 16.04.2017 Ganz klar, die zoroastrische Glaubensrichtung ist nichts für mich/Marion, ich scheitere an den notwendigen `guten Gedanken´ während wir an der turkmenischen Grenze entlang von Mashhad ans Kaspische Meer fahren. Da ändert auch das mit Russisch-Wasser aromatisierte alkoholfreie Bier nichts dran. Als hätte sich auch Iran gegen uns verschworen kommt die Landschaft streckenweise wie in Mitteleuropa daher: Moselländische Weinberge incl. der Rebstöcke, ausgedehnte Felder in sattem Grün, Flusslandschaften, bewaldete bzw. parzellierte Hügel mit Bergen im Hintergrund erinnern an das Voralpenland, das Alborzmassiv an die Alpen. Einzig die Shoppingmalls entlang der Straßen und immer und überall picknickende Iraner passen nicht ins Bild von Heimat.
Liebe Birgit, liebe Angela, alles Gute zu eurem neuen Jahr mit vielen spannenden Reisen und Erlebnissen. (Birgit auf diesem Wege nochmals nachträglich, wir bekommen irgendwie keinen erfolgreichen Kontakt zu euch hin).
Liebe Sarah, lieber Simon, ganz herzlichen Dank für eure lieben und aufmunternden Worte, tut gut! Das Wetter ist weiterhin aprilmäßig, kalt und nass wechselt mit schön warm und sonnig. So ähnlich wie zuhause, halt nur mit größeren Temperaturschwankungen, mehr 20° C Differenz sind durchaus drin.
Liebe Leser, aufgrund der geänderten Reiseroute müsst ihr noch auf Neuigkeiten aus den „Stans“ verzichten. Als Entschädigung gibt es aber evtl. Berichte über das Kaspische Meer, der Welt größtem Binnensee, und den Teil der Seidenstraße, der aus Russland und Kasachstan kommend in den Norden Usbekistans führt. Die Seidenstraße ist nicht wie z. B. der Highway Number One in Amerika eine Straße, sondern ein Netz von Karawanenwegen, das sich vom Mittelmeer über Zentralasien bis nach Ostasien erstreckt(e). Von der Seide, einem für den Westen ganz besonderen Handelsgut, erhielt die Route ihren Namen. Über Jahrhunderte hinweg wurden neben zahlreichen materiellen Gütern ebenso immaterielle Werte wie Wissen, Religion und Kultur über das Handelsnetz ausgetauscht: https://de.wikipedia.org/wiki/Seidenstraße. Auch zu Zeiten der Seidenstraße hatte die Globalisierung des interkontinentalen Austauschs Schattenseiten. Neben üblichen Dingen wie Mord, Todschlag und Krieg reisten Krankheitserreger „Huckepack“ mit und eroberten neue Wirkungsräume, so gelangte z. B. die Pest im 14. Jhdt. über die Wege der Seidenstraße erfolgreich nach Europa.
Das Kaspische Meer ist wenig einladend. Die Iraner nehmen sich die Freiheit, die Fehler, die andere Wasseranrainerstaaten gemacht haben auch zu machen: Bausünden, Verkehrschaos, Schutt und Müll ringsumher. Neben Industrie, Kleingewerbe und Handel verstümmelt der Reisanbau die Landschaft auf grausame Art und Weise. Auf Höhe des Damavand, mit 5.671 m der höchste Berg Irans und gerade mal 100 Km Luftlinie vom Kaspischen Meer entfernt, verziehen wir uns bei Kojur in die nahen Berge. Seit Mashhad liegen rund 800 Km hinter uns; nach noch nicht Mal 24 Stunden bekommen wir die Visa für Aserbaidschan, am 18. April können wir rüber, Zeit für eine Pause und Spaziergänge! Ich fülle den Vorrat an frischen Kräutern auf und sammle Palmzweige für die Osterdekoration. Ostersonntag, unser 200. Reisetag; bei Nebel und Nieselregen fahren wir bei Lahijan in die Teeplantagen Irans.
10.04.2017 – 12.04.2017 In Mashhad parken wir Ive und Minouk am Flughafen, mit der Metro soll es in die Stadt gehen. Der Tag beginnt schlecht, die Metro endet zwei Stationen vor dem International Airport der 3 Mio. Metropole, kein Scherz, also per Taxi in die City. Am Konsulat werden wir vertröstet, in zwei oder drei Tagen, inshallah. Ich/Marion erwidere: ´In drei Tagen enden die Iranvisa´. Dann in zwei Tagen wiederkommen, morgen ist Feiertag. Nun denn, ich/Marion glaube es noch nicht. Von anderen Turkmenistanvisa Geplagten hören wir, dass es 30 Tage gedauert hat; die Zeit haben wir nicht bzw. wollen wir uns nicht nehmen, wir möchten weiter. In leicht getrübter Stimmung besichtigen wir die Attraktion der Pilgermetropole, den ´Heiligen Bezirk´ mit der Grabstäte des Imam Reza. Etwas überrumpelt und nicht ganz freiwillig finde ich mich in einer Blümchentapete wieder. Gigantisch ist der Komplex, der u. a. aus mehreren Höfen, Moscheen und Museen besteht. Der älteste Teil, von der mongolischen Adelstochter Gowhar Shad Schwiegertochter von Timur Leng (Tamerlan) in Auftrag gegeben, stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert. Der eigentliche Schrein des Imans ist nur Moslems vorbehalten. Irritiert ob des immensen Prunks, der sich uns dargeboten hat (Fotoapparate waren verboten, da zu gefährlich!?), verlassen wir die Stadt und die Armut fällt uns jetzt noch mehr auf! Oberhalb des Dam Toroq verbringen wir die Zeit, bis es wieder zum Turkmenischen Konsulat geht. Jürgen nutzt die Zeit, um das platte Hinterrad meiner Beta zu reparieren. Das klappt gut, bis sich zahlreiche freundliche Iraner einmischen. Der „Mechaniker“ tilt den neuen Schlauch, der weist nun fünf Löcher auf, statt des vorherigen einen. Also die Prozedur aufs Neue und den Schlauch flicken – klappt, die Iraner hatten sich verzogen! Doch den ganzen Tag geben sich Menschen quasi die Klinke in die Hand, so an die 100 Neugierige werden es wohl gewesen sein! Das schlaucht, vor allem Jürgen, der ja draußen arbeiten musste. Ich habe zwischendurch die Lebensmittelkisten gereinigt und war mit Minouk unterwegs. Lohn: zahlreiche Einladungen zum essen (können wir aus Zeitgründen nicht annehmen), drei Orangen, vier Melonen, ein Teller Kerne und Nüsse, ein Riesensandwich….
Zum fünften Mal geht es nach Mashhad zum Konsulat von TM. Noch immer keine Antwort. Morgen? Nein! Und dann ist Wochenende. Anrufen? Nein, hat er gemacht – angeblich! Konsul sprechen? Geht nicht, ist in Ashgabat/TM. Morgen laufen die Visa für Iran aus, Zeit und Art der Entscheidung seitens des Turkenstaates bleibt ungewiss. Angesichts der potentiellen Wartezeiten von 3 – 6 Wochen auch bei ablehnender Entscheidung geben wir auf! Mit dem Taxi geht es zur Ausländerpolizei für Aliens affairs, ja so fühlen wir uns, zur Visaverlängerung! Gott sei Dank habe ich mir von den Turken die Visaanträge zurückgeben lassen, wollte nicht, dass unsere Daten und Fotos dort herumliegen. So sind wir bei der Alienpolizei im Besitz der erforderlichen Passfotos. 11 Stationen, zwei Stunden später und 25 € (incl. Taxifahrt) ärmer und wir erhalten die Antwort, dass wir unsere Pässe mit der Verlängerung von 14 Tagen in 3 – 7 Tagen abholen können. `Wollen die uns verar….?` Ich mache einen auf Tränendrüsen, Jürgen auf Powerplay und 30 Minuten später sind wir im Besitz unserer Reisepässe MIT Verlängerung. Völlig geschafft zurück zu Ive und Minouk. Ach, ich vergaß: bei der Alienpolizei trafen wir Pierre und Theresa, die haben auch immer noch kein TM-Visum, sie hatten bereits in Abu Dhabi die Anträge gestellt, sind aber nun im Besitz der ersten Stufe: die Bestätigung der Anträge durch das Immigration office, danach gibt es (angeblich) die Visa. Nun denn, wir gönnen es ihnen, wir versuchen es über Aserbaidschan mit der Fähre über das Kaspische Meer von Baku nach Kasachstan, mal schauen was die an Scherzen für uns auf Lager haben. Die Visaanträge für Aserbaidschan konnte Jürgen zumindest elektronisch einreichen, Scans der Pässe hatten wir und bezahlen ging per Kreditkarte. Am 18.04. soll es soweit sein und so wird aus >GoEast wiedermal >GoWest! Wir fahren noch 100 Km raus aus Mashhad und übernachten auf einem Truckerplatz, es ist kalt, regnerisch und Sturm rüttelt uns kräftig durch – kein guter Reisetag.
31.03.2017 – 09.04.2017 Wüstendünen und Berge entziehen sich zunehmend dem Blick. Von Khor nach Tabas breitet sich eine Ebene aus. Nein, keine zarte Schneedecke überzieht das Land, Kristalle einer lebensfeindlichen Salzkruste reflektieren gleißend hell das Licht der Sonne und bilden die Salzseen der Großen Kavir. Dann wieder traumhaft schöne Bergpanoramen … Großhirn an Finger: Keine weiteren literarischen Ergüsse zu Bergbeschreibungen in die Tastatur tippen! Ok, ok! Ihr Leser wollt ja nicht immer dasselbe lesen, zudem haben wir Pamir, Hindukush, Himalaya, Anden etc. noch nicht gesehen. Warten wir also ab, was noch kommt! In Jowkhah, kurz vor Tabas wird eingekauft. Wir folgen dem Tipp des Einzelhändlers und kommen in den Genuss, die ausgesprochen beeindruckende und zudem größte Karawanserei auf dieser Reise zu durchstreifen. Der überwiegende Teil ist in dörflicher Nutzung, Vieh und Mensch leben hier, behutsam macht man sich an die Erhaltung bzw. Restauration. Hinter Boshruiyeh, 30 Km vor der Autobahn nach Mashhad übernachten wir auf einem schönen Picknickplatz. Der 1. April hält wenig lustige Scherze für uns bereit: 500 Km sind abzuspulen, die Landschaft überwiegend eintönig, das Thermometer hängt unter 20° C fest, Regentropfen fallen vom Himmel und drei Polizeikontrollen, bis wir bei Mashhad https://de.wikipedia.org/wiki/Maschhad an der Metrostation von Torqabeh einen Übernachtungsplatz finden. Mit der Metro in die Stadt geht reibungslos, alles sehr sauber, nutzerfreundlich und spottbillig. Die Wagen bzw. Bereiche sind getrennt für Männer, Frauen sowie Gehandicapte, also Alte, Behinderte und Frauen. Mag jeder interpretieren wie er möchte! Beim Ausstieg treffen wir Vali, ein freundlicher Iraner, der sehr gut englisch und verständlich deutsch spricht und sich dem Tourismusgeschäft verschrieben hat. Gerne beherbergt und unterstützt er Backpacker sowie motorisierte Overlander, seine Frau bekocht Familie und Gäste www.Valishomestay.com. `So hole ich mir Europa nach Hause`, meint er, `meine Frau mag nicht reisen´! Visa- und andere Tipps gibt er gratis. Er begleitet uns zum Konsulat, zeigt und erklärt das eine oder andere, leider bestätigt sich seine Vermutung: geschlossen, der 13. Tag der Neujahrsferien wird gefeiert – morgen ist Schluss und so hoffen wir auf mañana. Bei Vali trinken wir Tee, lernen seine Familie und zwei Radler aus Toulouse auf dem Weg von Teheran nach Zentralasien kennen. Es braucht noch zwei weitere Anläufe, bis wir am turkmenischen Konsulat unsere Visaanträge einreichen dürfen. Das Ganze geschieht in einem Glaskasten auf dem Bürgersteig. Hinter einer Mauer mit einer Eisenklappe von 20×20 cm sitzt jemand, der das Erforderliche entgegennimmt. Montag in einer Woche bekommen wir die Visa – oder nicht, die Wahrscheinlichkeit liegt bei etwa 75%. Es ist kalt und nass, Schneeregen, der in strömenden Regen übergeht – da braucht es abends Lasagne, zubereitet mit iranischem Brot statt Pasta, schmeckt super!
Wir verlassen Mashhad Richtung Grenzstadt Sarakhs und folgen der alten Karawanenstraße, die Richtung Merv und Turkmenat (Turkmenistan) über Bukhara nach Samarkand (Usbekistan) weiter in die „Stans“ und China führt. Nahe Shurak Maleki am Kashad Rud hoffen wir auf besseres Wetter und die Visa!
Der Himmel reißt auf, die Temperaturen klettern deutlich in die Höhe, eine gute Gelegenheit, Ive abzuschmieren und Wohnkabine sowie Wäsche vom Wüstendreck zu befreien. Schmiernippel im Epizentrum (Jürgen):
Im Verlauf unseres ‚Großkampftages‘ ist wie gesagt auch Ive mal wieder mit einer gehörigen Menge Fett für seine beanspruchten Gelenke und Lager zu versorgen. Da wir recht häufig abseits ‚normaler‘ Straßen unterwegs sind, hat sich ein Zyklus von 6.000 Km als sinnvoll erwiesen. Nun ist es schon unter regulären Bedingungen ein anspruchsvolles Unterfangen, die etwa 8 Tonnen aus den Federn zu wuchten, um alle Schmierstellen zu erreichen. Aber da am Tag der Wartung die Erde nicht so stationär (= Erdstöße) ist, wie ich es gewohnt bin, habe ich mir schon Gedanken darum gemacht, ob meine etwa 80 cm hohe Konstruktion inklusive Wagenheber im Falle erneuter Erdbewegungen halten wird. Beruhigt hat mich aber doch der Gedanke, dass beim Abschmieren der Wagen immer noch über montierte Räder verfügt, also im schlimmsten Fall von den Stützpunkten rutscht und einfedert. Am nächsten Tag habe ich mit einem Iraner gesprochen, der sagte, dass das Epizentrum des Bebens hinter der turkmenischen Grenze lag, also etwa 80 km Luftlinie entfernt. Schon lustig, worüber man sich so alles Gedanken machen muss. Hat übrigens alles geklappt!
Mit Füßen, Pfoten und Rädern durchstreifen wir die tolle Landschaft. Minouk kann das Hundeleben ohne Leine mal wieder ausgiebig genießen und die Gegend seiner Nase nach erkunden, weiß er doch (fast) immer, wer Chef im Rudel ist. An dieser Stelle mal ein ganz herzlicher Dank an die Züchterin Alexa Henn und die Hundeschule Josef Kutsch (http://www.rhodesian-ridgeback-vom-drimborn.de/index.html) für unseren tollen Ridgeback! Der Kashad Rud drückt der überaus weichen Lehmlandschaft fortlaufend ein Gesicht mit tiefen Furchen und Kratern auf, dafür revanchiert sie sich mit der Schlammfarbe. Hügel sind mit saftigem Grün überzogen, in der Ferne ist auf den hohen Bergen der Schnee zwischenzeitlich geschmolzen. Das Leben und die Behausungen gestalten sich einfach, viele Hirten wandern mit Schafherden, leider mit den zugehörigen wehrhaften Hunden, umher. Wir sind mittlerweile zur festen Größe geworden, sogar die wenigen Eisenbahnen lassen die Signalhörner ertönen, wenn sie uns passieren.
Vier schöne neue Jahreszeiten und Frohe Ostern für euch daheim!
24.03.2017 – 31.03.2017 Frühstück, 300 Höhenmeter, 30° C, Wüste; Mittag, 2688 m, 16° C, Bergwelt; Kaffeepause, ca. 1800 m, 20° C, Persischer Garten: Haare perfekt – versteckt unter der Kappe, zurückgelegte Kilometer 115, auch das ist Iran. Neun Persische Gärten wie der Prinzengarten https://de.wikipedia.org/wiki/Schahzadeh-Garten bei Mahan nahe Kerman gehören zum Unesco Welterbe. Es herrscht quirliges Treiben, die Umgebung ist traumhaft, aber der Welterbestatus erschließt sich uns nicht.
In Rafsanjan, Heimat des Rafsanjani-Clans, geht Jürgen das Problem mit der Simkarte des GPS-Trackers an. Der Besitzer des Handyladens den er aufsucht schließt nach einigen Tests trotz anderer Kundschaft den Laden und fährt mit Jürgen zu einem Spezialisten für GPS-Tracker. Alle gemeinsam steuern dann kurz entschlossen Ive an, um an Ort und Stelle der Fehlerursache auf den Grund zu gehen. Grund: Irancell hat aus irgendwelchen Gründen die zweite Handykarte gesperrt. Lösung: Wir erhalten unentgeltlich eine neue, der Service ist ebenso kostenlos, wir sind Gäste in Iran! Erneut beeindruckt von der Hilfsbereitschaft und mit funktionierendem Tracker geht´s weiter.
Wunderbare Berglandschaften bestaunen wir auf dem Weg nach Meymand, ein pittoreskes Bergdorf mit hohem Besucherandrang auf ca. 2200 m am Fuße des Khorrin. Ihre Wohnstätten haben die Menschen hier traditionell in den Fels gegraben und die Assoziation `Hobittown` liegt nahe. Vor 40 Jahren von mehreren Tausend Einwohnern bevölkert, ist die Zahl heute auf etwa 100 geschrumpft. Wir können die Bergflucht bestens nachvollziehen, herrscht doch bei unserem Besuch ein sehr ungemütliches Klima. Bei ca. 10° C peitscht heftiger Regen durch die Ansiedlung, die schnell im Morast versinkt. Da wärmen auch Eintopf, Brot und heißer Tee im Felsenrestaurant kaum auf. Der nächste Morgen begrüßt uns regnerisch und kalt, also auf Richtung Kavirwüste – natürlich nicht ohne Yazd einen Besuch abzustatten https://de.wikipedia.org/wiki/Yazd, eine seit dem dritten Jahrtausend vor Christus bestehende Stadt am Rande der Kavirwüste, bedeutsam für die Heerstraße und den Handel Richtung Osten. Zur Wasserversorgung, die aus den hohen Bergen gespeist wird, dienen bis heute teilweise bereits in der Antike angelegte Wasserkanäle und -röhren (Qanate), anders als die Falaj in Oman meist unterirdisch verlaufend. Fußläufig zur Altstadt parkt Ive mit Minouk und wir bummeln durch die Altstadtgassen, sehen zahlreiche Lehmhäuser von denen einige noch Windtürme zur Kühlung besitzen; im Licht der untergehenden Sonne glitzern Kuppeln von Moscheen und Mausoleen in Türkis- und Blautönen, die Stadt scheint in warmes Ocker getaucht zu sein, wir genießen Tee bzw. Kaffee sowie den schönen Blick über die Stadt von der Dachterrasse eines Gasthauses. Auf den Zarathustriertempel und die Türme des Schweigens (Grabtürme) verzichten wir, am Tempel war der Andrang zu extrem, die Grabtürme haben wir nicht gefunden.
Stattdessen besichtigen wir auf dem Weg in die Kavir den Feuertempel in Chakchak. Die Provinz Yazd war das Zentrum des zoroastrischen Glaubens in Iran. Größere Gemeinden leben noch heute in Iran, Indien und den USA. Der Zoroastrismus https://de.wikipedia.org/wiki/Zoroastrismus ist eine etwa 1000 v. Chr. im östlichen Persien, wohl im heutigen Afghanistan, entstandene Religion, die sich den ethischen Prinzipien gute Gedanken, gute Worte und gute Taten verschrieben hat. Wir bekommen den Eintritt zum Tempel gratis und werden mit Sesamkrokant und Nüssen beschenkt. Von Zoroastriern oder Moslemen? Egal, von gastfreundlichen Iranern!
Das schöne Oasendorf Garmeh ist uns für einen längeren Aufenthalt zu quirlig und es mangelt an der besonderen Atmosphäre, die der Wüste innewohnt. 100 km Richtung Norden unweit hinter Mesr finden wir was wir suchen: Am Ende von Straßen und Pisten liegt die Oase Farazadh mit traditionell eingerichtetem kleinem Hotel und Restaurant. Umgeben ist das alles von Wüstendünen nebst Bergkulisse des Rashid Kuh (zur Erinnerung: Kuh heißt Berg). Die Tage vergehen mit wandern, lesen, biken….. Abends schweift der Blick in die unendlichen Weiten des Universums und zu den Sternen, die ihr Licht in uralter Vergangenheit ausgesandt haben, das wir heute bewundern. Die Stille ist greifbar, vereinzelt brennen Lagerfeuer in der Nähe, genau der richtige Ort, um einige Tage zu verbleiben, bevor wir die ca. 600 Km lange Querung der Dasht-e Kavir nach Mashad angehen, um dort, so hoffen wir, unsere Transitvisa für Turkmenistan erfolgreich zu beantragen. Seit sechs Monaten sind wir unterwegs, 20.600 Km liegen hinter uns und in Farazadh ist der 115. Stellplatz einer der Traumplätze der Reise.
In den letzten beiden Nächten hat es geregnet uns so zaubert die Wüstenlandschaft bei unserer Abreise nahezu schüchtern Grün in den Blick. Hier und da blüht es in zarten Rosatönen.
20.03.2017 – 24.03.2017 Einige Zeit schlendern wir durch die an der Jahrtausende alten Handelsroute nach Indien und China gelegenen Lehmstadt Bam, aufgebaut und zerstört in verschiedensten Epochen der Geschichte, dann richten wir unser Ziel gen Norden zur Dasht-e Lut aus, die wie die Kavir das Zentrum Irans prägt: https://de.wikipedia.org/wiki/Wüsten_Afghanistans_und_des_Iran. Die Fahrt führt durch phantastische Bergwelten. Mehr als 4000 Meter hohe schneebedeckte Berge und die riesige Lut werden durch kaum 100 Km Luftlinie getrennt und so erleben wir innerhalb weniger Stunden Höhendifferenzen von mehr als 2000 Metern, aber auch Wetterkapriolen mit kleinen Tornados, Temperaturunterschieden von 20 Grad Celsius, peitschenden eisigen Regen und warmen Sandsturm, bis wir abends die Kalouts bei Deh Seyf erreichen, die für die Lut charakteristischen bizarren Felsformationen, gestaltet von Wind, Sand und Wasser. Eine Kulisse, die Filmemacher für den Dreh von Mohammed genutzt haben.
15.03.2017 – 19.03.2017 Die Abfertigung im Hafen von Sharjah verläuft korrekt und professionell. Die Wartezeit verrinnt schnell, wir treffen Theresa und Pierre aus der Schweiz, seit mehr als zwei Jahren mit einem Unimog unterwegs und es wird geschwatzt https://www.ursulnatour.com. Abenteuerlich gestaltet sich das Auffahren auf den Seelenverkäufer Hormuz 14, der Platz reicht nicht für alle Fahrzeuge und es wird „gequetscht“ was das Zeug hält. Ohne Abstand zum Hintermann bzw. zur Rampe steht Ive auf der Fähre und zu allem Übel dürfen wir nicht in unserem Heim übernachten und so turnen wir beladen mit Tüten und Taschen über Berge von Gepäck zum Aufgang auf Deck. Araberinnen sind Meisterinnen im Zetern und Lamentieren, ich versuche mich auch mal, fällt mir nicht schwer und statt auf den Holzpritschen an Deck können wir zumindest im Aufenthaltsraum der Crew nächtigen. Der nächste Tag in Bandar Abbas https://de.wikipedia.org/wiki/Bandar_Abbas ist für Jürgen und Pierre von Kopien und Stempel sammeln sowie für Theresa, Minouk und mich von warten gekennzeichnet. Wir zahlen – wie auf dem Hinweg – ca. 1500,- € für die äußerst unkomfortable Fahrt und verbringen für die Strecke, die mit modernen Schiffen wohl in drei Stunden zurückzulegen wäre, ca. 15 Stunden an Bord. Geschlaucht verlassen wir am späten Nachmittag den Hafen und auf einem Parkplatz gegenüber dem Souk lassen wir den Tag gemeinsam mit den Schweizern ausklingen. Unsere Reiserouten für die nächsten Monate sind zwar ähnlich, aber eben auch nur dies und so verabschieden wir uns nach dem Frühstück auf ein Wiedersehen evtl. in der Mongolei oder irgendwo im Nirgendwo, inshallah. Für uns stehen erst einmal Ivecopflege und Gaseinkauf auf dem Programm.
Truckservice in Iran (Jürgen): Schon seit einiger Zeit haben wir einige to do’s auf der Liste, die in Iran abgearbeitet werden müssen, als da sind: Öl- und Filterwechsel, Quertausch der Räder, Demontage der vorderen Bremstrommeln, deren Überprüfung und Reinigung sowie last but not least das Füllen unserer Gasflaschen. Auch Diesel brauchen wir, der ist bekanntlich billig hier und das ist ja an der Tankstelle leicht möglich.
In Bandar Abbas frage ich einen am Auto schraubenden Iraner nach dem Weg zu einem Truckservice. Bereits nach 10 Minuten habe ich eine brauchbare Wegbeschreibung und los geht´s. Wie es der Zufall will finden wir auf dem Weg dorthin eine Gasflaschenfüllstation. Unser Adapter passt, ich gebe beide Flaschen ab und vereinbare um 15:00 wieder dort zu sein. Es ist 11:30 Uhr und wir fahren weiter. Nach einer halben Stunde haben wir die Werkstätte gefunden und idealerweise wird hier sowohl Ölwechsel als auch Reifenservice angeboten. Wir parken und vorsichtig gehe ich Richtung Halle, denn alles ist mit einem gleichmäßigen Ölfilm bedeckt, was alles sehr rutschig macht. Nach kurzer Zeit habe ich mithilfe einer Zeichnung klar machen können was ich möchte (Öl, Filter, Reifen), fahre Ive auf die Grube und umgehend wird die Ölablassschraube gelöst. In hohem Tempo geht es weiter, Schraube wieder zu, Ölfilter (Scania) aufgeschraubt, Öl eingefüllt nebst 5 Liter Auffüllreserve für unterwegs. Dann Ive wieder von der Grube gefahren und 20 Meter nach rechts versetzt. Hier schraubt das Boxenteam die Räder runter, es gelingt mir noch klar zu machen, dass ich die vorderen Bremstrommeln runter haben möchte, was dann auch umgehend geschieht. Ich begutachte Trommeln und Beläge, alles bestens, das Ganze wird mit Drahtbürste und Pressluft gereinigt, die Räder wieder montiert und fertig ist die Laube. Jetzt geht es zum Büro. Es wird addiert und fällig sind 3.500.000 Rial, etwa 75 Euro. Ich gebe ein angemessenes Trinkgeld und nach zwei Stunden rollen wir wieder auf die Straße. Erster Bremsentest, die Bremsen ziehen wieder einwandfrei gerade, alles Super.
Nun noch zum Date mit dem Gasfüller. Der hat etwas zu viel Gas in die Flaschen gepumpt, der Druck ist zu hoch, sodass ich das Sicherheitsventil nicht öffnen mag. Also Flasche wieder raus und beherzt das Flaschenventil geöffnet und Druck in die Landschaft abgelassen. Ist völlig egal hier, da eh alles nach Gas riecht, was aber niemanden daran hindert genussvoll zu rauchen. Das Abblasen ist erfolgreich, danach funktioniert unser Gasherd wieder einwandfrei, super!
Um 15:30 Uhr geht es wieder los, jetzt noch tanken. So effizient waren wir noch selten. Das mit dem Tanken ist recht entspannt, wir haben noch für mindestens 200 Km Diesel. Nach Aussage der Reifenwerkstatt ist in derselben Autobahnrichtung nach 20 Km eine Tankstelle, die auch Diesel hat. Ist auch so, nur stehen da schon ganz viele LKW und keiner tankt, da es keinen Diesel mehr gibt. Kein Problem, wir fahren weiter, wir haben ja noch Treibstoff. Nächste Tankstelle: Auch kein Diesel (Sche…). Weiter, nächste Tankstelle, dasselbe. Wir parken etwas abseits und kochen erst mal Tee (mit Gas!!!). Es ist 17:30 Uhr, Regen setzt ein und es ist kalt (nur 22 Grad!). Wer kommt denn da auf uns zu? Theresa, von der wir uns am Morgen verabschiedet haben! Auch die Beiden sind auf der Suche nach Diesel hier gestandet. Pierre steht mit dem Unimog vor der leeren Zapfsäule in Pool-Position während Theresa, Marion und ich Tee trinken. Schließlich fahre ich Ive hinter Pierres Unimog, zweite Position ist ja auch ganz aussichtsreich. Die Damen bleiben im Aufbau, steigen von Tee auf australischen Traubensaft um und Pierre und ich haben mit den immer zahlreicher eintreffenden Truckern einen sehr unterhaltsamen Abend, auch wenn es immer nasser und kälter wird. Gegen 20:00 Uhr kommt Bewegung in die Meute, zwei Tanker mit zusammen 60.000 Litern Diesel treffen ein. Ich überschlage die anwesenden Trucks, multipliziere mit 500 Litern und komme zu dem Ergebnis, dass wir auch was abbekommen. Schließlich und endgültig waren es für Pierre 200 Liter und für mich 230 Liter. Wir übernachten neben der Tankstelle, steigen alle auf Traubensaft um auch wenn wir an dem Tag nur etwa 60 Km – jeweils in unterschiedlich falsche Richtungen – zurückgelegt haben. Wie dem auch sei, so etwas werde ich in Europa nie erleben und schon dafür hat es sich gelohnt. Am nächsten Morgen: Chio, gute Reise, vielleicht sieht man sich evtl. schon in Mashad/Iran wieder…. Pierre startet Ürsul, das Geräusch kenne ich, der Anlasser! Also wird für die nächsten Stunden geprüft, geschraubt, Anlasser ausgetauscht und Batterie geladen. Der Unimog läuft. Zur Sicherheit beschließen wir zunächst gemeinsam weiter zu fahren und ca. 100 Km Richtung Nordosten findet sich in den Bergen bei Faryab ein schöner Übernachtungsplatz. Erneut ein netter Abend zu viert, Tags drauf springt Ürsul ohne Probleme an, chio, gute Reise, man sich, inshallah, wir sind gespannt.
Für uns geht es Richtung Dreiländereck Iran, Pakistan, Afghanistan. Keine Sorge, wir halten eine Distanz von rund 300 km! Die gebirgige und wasserreiche Landschaft ist ein Traum und von frischem Grün überzogen. Weiß, gelb und in Rottönen von zartem rosa bis dunklem violett blüht es um uns herum. Allenthalben wird Ackerbau und Milchwirtschaft betrieben. Wir erkennen verschiedene Getreide, Gemüse und Obst sowie Kräuter und Dattelpalmen bilden große Wälder. Dörfer sind von einfacher Natur, es gibt Häuser aber auch Lehmhütten mit Palmdächern. Jiroft ist unser Tagesziel, wir wollen Tepe Kenar Sandal den Stufentempel besichtigen, der älter als seines Gleichen in Mesopotamien ist. Die gefundenen Schriften weisen Ähnlichkeiten mit der sumerischen Keilschrift auf. Historiker gehen davon aus, dass es sich bei der Fundstätte um das sagenumwobene Aratta handelt. Leider ist Jiroft für uns eine schlechte Erfahrung. Die Anfahrt ist aufgrund falscher bzw. zweideutiger Angaben in den Reise-Know how Landkarten bzw. im Führer 40 Km länger als nötig. 25 Km sind sage und schreibe mit 45! Dremplern teils übelster Sorte garniert. An der Ausgrabungsstätte angekommen umzingelt uns eine Horde Kinder und Jugendlicher auf Mopeds, es wird gehupt, gezetert, lamentiert „dog, dog, wuff, wuff“! Minouk ist stinkig, bellt, rennt kurz hinter der Horde her, von Mut keine Spur, ergo: Ruhe! Der Stufentempel selbst beeindruckt kaum, Archäologen müssen noch kräftig buddeln, bis es soweit ist. Nach ruhiger Nacht geht es die 45 Drempler retour, noch einkaufen in Jiroft, was sich beinahe zur Katastrophe entwickelt. Aufgrund von Nouruz herrscht ein Treiben wie am letzten verkaufsoffenen Samstag vor Weihnachten in Aachen, nur versucht hier niemand das Chaos aus Fahrzeugen und Menschen zu organisieren. Jürgen parkt Ive in zweiter Reihe und ich gehe shoppen. Das gestaltet sich wegen Trubel, mangelnder Sprachkenntnisse und Selbstbedienungsläden schwierig, aber nach ca. 20 Minuten finde ich mit Tüten beladen zu Ive zurück. Die Türen sind verschlossen, ich klopfe, muss mich zu erkennen geben und dann erst öffnet mir Jürgen. Meine „Männer“ sind nach einem Belagerungszustand völlig aufgelöst. Fotohungrige Jungs bzw. junge Männer sind trotz bellendem und Zähne fletschendem Hund von allen Seiten auf die Fahrerkabine geklettert, der eine oder andere hat – mit Erfolg – die Türen geöffnet, die leider von innen nicht einfach zu verschließen sind und Jürgen hat in seiner Not die Sirenenhupe aktiviert, was die Polizei auf den Plan rief, die dem Spuk mehr oder weniger ein Ende setzte. Völlig frustriert und genervt verlassen wir Jiroft. Wir queren das Jebal Barez Massiv, auf den Höhen liegt Schnee, die Fahrt und die Landschaft sind Balsam für unsere aufgepeitschten Seelen. In Bam ist die alte Lehmstadt mit Zitadelle aus vorislamischer Zeit unser Ziel, die leider bei einem katastrophalen Erdbeben Weihnachten 2003 stark zerstört wurde. Dank aufwendiger Restaurationsarbeiten lohnt der Besuch wieder. Direkt am Stadtwall parken wir und umrunden das Ganze erst einmal von außen, Bewegung tut gut nach dem Tag. Mal schauen was morgen geht! Wer möchte kann hier mehr über das Unesco Welterbe in Bam lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Bam_(Iran).
Oman, VAE, Iran
Route 28.02 bis 09.03.17 (keine Aufzeichnungen 09.03 bis zum 17.03.17)
11.03.2017 – 14.03.2017 Zunächst ein kurzer Exkurs zum Thema ´Grenzübertritt 1). Grenzübertritt nach Musandam: Der Grenzübergang VAE/Oman am 28.02. hatte folgendes für uns im Angebot: Das Carnet de Passage interessiert nicht, die Unterlagen verbleiben in unserer dicken Dokumentenmappe. Die Ausreise aus VAE kostet diesmal eine geringfügige Bearbeitungsgebühr. Nun denn, die armen Emiratis müssen ja schließlich mit dem Tourismus Geld verdienen, wo das Öl so günstig ist, also lächeln und zahlen. Auch die Omanis fragen nicht nach dem CdP. Sie bereichern ihren Arbeitsalltag, indem sie sich über meine Visafotos mit Schleier für Iran lustig machen. Das kann ich mit Schmunzeln erwidern, aber als wir dann schon fast „drin“ sind, schickt uns der letzte Posten zurück und für Lächeln ist kein Platz mehr in unseren Gesichtern: Der Hund sei ja noch nicht in der Veterinärklink gewesen! Zunächst heißt es, den Hund nicht mitnehmen in die Klinik, die sich als reines Verwaltungsgebäude entpuppt, sondern nur die Heimtierausweise – seit der Impfung in AD haben wir dieser zwei – dann soll Minouk doch mitkommen. Nach einiger Zeit kommt ein arroganter Grenzer aus der „Klinik“, vor der ich/Marion mit Minouk warte und sagt, für den Hund seien 20 Rial, ca. 50 €, Zoll zu bezahlen!!! Das ist uns neu, ich erwidere das entsprechend, aber der freundliche Araber sagt, entweder zahlen oder umkehren, so sei die Regel. Also zückt Jürgen seine Visakarte und gönnt sich die Freiheit, Minouks Grenzübertritt zu finanzieren und damit einen Beitrag für die omanische Staatskasse – oder für den Grenzer? – zu leisten.
2). Grenzübertritt von Musandam: Der Grenzübergang retour Oman/VAE am 10.03. gestaltet sich mal wieder anders. Ausreise aus Oman: 5 Minuten, Stempel in die Pässe, das war´s. Auf VAE-Seite dauert es mit dem Stempel ca. 45 Minuten, warum wissen wir nicht. Zahlreiche Leute werden abgefertigt, bis uns die Pässe wieder ausgehändigt werden. Bezahlt haben wir gar nichts. Minouk haben wir diesmal nicht im Führerhaus zwischen uns sitzen, sondern er liegt im Aufbau auf seinem Schlafplatz unter unserem Bett. Während der Fahrt wird dieser Bereich teilweise von der Zwischentür vom Wohnbereich abgetrennt und ist somit nur begrenzt einsehbar. Am Zoll will der Grenzer wie erwartet einen Blick in unser Auto werfen, ich gehe voran und rede mit dem Hund – auf deutsch – der hinter der Zwischentür liegt und keinen Mucks von sich gibt. Während dessen redet Jürgen mit dem Grenzer – englisch – über die Besonderheiten und Eigenarten unseres Autos. Nachdem die Einrichtung incl. Kühlschrank, Herd und Wäscheboxen inspiziert wurden ohne dass ein Blick in unseren Schlafbereich erfolgte, vor dem ich/Marion mich aufgebaut habe, verlässt der Grenzer den Aufbau und meint: alles ok, tolles Auto! Minouk hat sich völlig ruhig verhalten und wir gelangen ohne Diskussion mit Auto und Hund wieder in die VAE.
Am Strand in Sharjah, den wir von der Einreise im Dezember kennen, ist es voll und zum ersten Mal während der letzten drei Monate in Arabien erscheint es uns abends und auch nachts mutwillig laut. Tags darauf erfahren wir in der Fähragentur, dass das Schiff am Sonntag ausgebucht ist und erst am Dienstag eine Gelegenheit zur Überfahrt besteht. Das ist einerseits ärgerlich, andererseits eröffnet es die Möglichkeit, uns um das defekte Objektiv meiner Kamera zu kümmern. Zudem erscheint der Strandabschnitt auf der anderen Seite der kleinen Bucht besser geeignet, einige Tage zu stehen – dachten wir. Leider macht uns die Polizei darauf aufmerksam, dass Hunde am Strand und auf den Parkplätzen verboten sind und prophylaktisch weisen sie auf das Grillverbot mit Holzkohle hin! Mit Gas – haben wir nicht mehr – und elektrisch – haben wir sowieso nicht – wäre erlaubt. Am Sonntag brechen wir früh nach Sharjah Stadt auf wie sich herausstellen sollte zu einem fahrerischen Horrortrip. Zunächst in die Hafenagentur, Tickets bezahlen und als ausgesprochen positive Überraschung können wir für die Fahrzeuge bereits alle Zollpapiere hier erledigen (lassen), das Ganze dauert nur zwei Stunden. KFZ-Scheine und CdP gibt es, so hoffen wir, am Hafen zurück. Das Schiff wird wie auf der Hinfahrt um 21:00 Uhr im Hafen ablegen und es reicht aus erst vor 12:00 Uhr am Hafen zu sein und nicht bereits um 08:00 Uhr wie in Iran. Wir fahren nach Downtown und suchen den Kameraladen auf, wo man sich um die Reparatur des Objektivs bemühen wollte. Leider irreparabel! Nicht zu glauben, in Sharjah ist kein Ersatzobjektiv und auch keine vernünftige Kamera zu erhalten, wir müssten nach Dubai. Also wieder zurück durch Sharjah Stadt nach Dubai-Deira. Zu unseren Reiseerfahrungen können wir nun auch das Erleben eines Verkehrsinfarktes hinzuzählen. Für 14 km brauchen wir 1,5 h, retour für 40 km bis Ajman 2,5 h. Imposant wird das Ganze dadurch, dass sich die Staus auf 5 – 7-spurigen Straßen, wohlbemerkt in einer Richtung, abspielen und abends kommt noch das rote Lichtermeer der Bremsen hinzu! Wie rote Blutkörperchen, die sich in einem Pfropf festsetzen, bzw. sich in ihrer Form anpassen, um noch die kleinste Lücke für eine Passage zu finden, gestaltet sich das Lichtermeer um uns. Formveränderung ist uns mit Ive Gott sei Dank nicht gelungen, wir finden ihn wie er ist ok, andere Verkehrsteilnehmer waren anderer Meinung und versuchen sich im carmodelling – sah Schei… aus! Nebenbei bemerkt: ich kaufte nicht nur eine neue Linse, sondern gleich eine neue Kamera und machte mir so ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk. Nach 12 Stunden auf Achse finden wir gegen 20:00 Uhr in Ajman am Strand bei Az Zora eine Bleibe bis wir zur Fähre aufbrechen.
Oman/Musandam, Teil 2
28.02.2017 – 10.03.2017 Sorry ihr Lieben, es hat gedauert, bis News auf dem Blog erscheinen. Zunächst gab es kaum etwas zu berichten und dann kein taugliches Netz. Nun müsst ihr etwas mehr lesen und/oder schauen. – – Die omanische Küstenstraße bietet was Marco Polo zuvor für RAK in Aussicht gestellt hatte: weite weiße Sandstrände, die mit den Bergen des Hajarmassivs zu verschmelzen scheinen. In kleinen Buchten dümpeln bunte Boote auf türkisfarbenem Wasser. Oftmals rücken die Berge so nahe an den Golf, dass kein Platz bleibt und die Straße der Natur abgetrotzt ist. Steil windet sich dann das Asphaltband die Nordspitze der Arabischen Halbinsel hinauf, um kurz vor der Stadt Khasab ebenso wieder bergab zufallen. In der Nähe des Hafens finden wir am Bassa Beach einen schönen Stellplatz und treffen Andrew und Martine aus Rotterdam www.4x4travelbox.nl. Seit einem Jahr sind die beiden unterwegs auf der Ostroute von Südafrika nach Norden und nun auf dem Heimweg, da ihr berufliches Intermezzo im Sommer endet. Am nächsten Abend heißt es: “Oohh!! Bonsoir, comment ca vas? Bien?!“, wir treffen Alain und Claude www.exploracy.fr, die wir auf der Fähre von Iran nach VAE kennengelernt haben. Sie planen in den nächsten Tagen per Fähre nach Iran und weiter nach Pakistan und Indien zu fahren. Auch wir wollen Arabien vor den Neujahrsferien, die die Fährverbindung nach Iran betreffen, verlassen. Mit Nouruz https://de.wikipedia.org/wiki/Nouruz beginnt u. a. in Iran zur Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche zwischen dem 19. und 21. März das neue Jahr. Das Neujahrsfest gehört wie das Herbstfest zu den ältesten traditionellen Festen Zentralasiens und des indischen Subkontinentes.
Die Dhow Tour durch den Khor Shams Fjord entpuppt sich zu einem tollen Erlebnis. Es stimmt einfach alles: Landschaft, Service, Preis, Organisation…. Die Fahrt in den östlich gelegenen16 km langen und damit längsten Fjord Musandams startet im Hafen von Khasab etwa zwei km hinter Bassa Beach. Kaum an Bord beginnt der Service mit Kalt- und Warmgetränken sowie Obst. Ruhig gleitet die Dhow über das Wasser, dessen Farbenspiel von nachtblau bis türkis reicht. Gerade mal 100 m misst die Einfahrt in den Fjord, die Berge erreichen Höhen von bis zu 1000 m. Im Fjord passieren wir Fischerdörfer mit nur 50 – 100 Einwohnern die nur per Boot oder Hubschrauber erreichbar sind. Trinkwasser erhalten die Menschen kostenfrei von der Regierung. Samstags, wenn das Wochenende endet, fahren die Kinder mit Booten zur Schule und kehren mittwochs wieder heim. Für uns ist die Landschaft ein Traum, aber in dieser Abgeschiedenheit zu leben ist sicherlich eine Medaille mit zumindest zwei Seiten. Auf einmal kommt Hektik an Bord auf. Warum sammeln sich in der kleinen Bucht mehrere Ausflugsboote? „Dolphins, Dolphins…“ ruft ein Skipper und ja, da sind sie! Es müssen mindestens 5 -10 Wale sein, die in der Bucht schwimmen. Ihre charakteristischen Rückenflossen, Schnauzen aber vor allem ihr wunderbar eleganter Schwimmstil rufen bei Groß und Klein immer wieder Begeisterung hervor. Etwa 15 Minuten begleiten wir sie – oder sie uns? – dann drehen die Boote ab und die Tiere werden für heute wieder ihrem Frieden überlassen. Vor Telegraph Island ankern die Dhows zur Schwimm- bzw. Schnorchelpause. Masken und Schnorchel werden gestellt. Kommt man aus dem Wasser, ist eine Süßwasserdusche vorhanden, ein großes Badetuch wird gereicht sowie heißer, süßer Tee! Die Unterwasserwelt ist schön aber nicht überwältigend. Es gibt vereinzelt bunte Fische, blaue und gelbe dominieren. Jürgen glaubt einen (kleinen) Hai gesehen zu haben, auch größere Schwärme kleinerer Fische durchschwimmen wir; Seeigel, hier und da auch Korallen sind zu erkennen, aber man muss schon genau hinschauen, um durch das stark planktonhaltige Wasser Sicht zu bekommen.
Noch ein wenig Geschichte: 1864 richteten Briten auf Telegraph Island eine Telegraphenstation ein und verlegten ein Unterwasserkabel von Indien nach Basra, Irak, um eine Telefonverbindung zwischen Indien und England herzustellen. Das Intermezzo dauerte fünf Jahre, dann zogen die Briten wieder ab. Zu warm, zu einsam?
Wassertanken in Oman (Jürgen): Bevor wir einige Tage in die Berge fahren ist Wassertanken angesagt. Nun kommt hier das Wasser nicht wie gewohnt aus einer Quelle oder Wasserleitung, sondern die Menschen werden mittels Tankwagen beliefert, die wiederum ihr Wasser an Wassertankstellen bekommen. Eine solche fahre ich/Jürgen an, um evtl. unsere Tanks gefüllt zubekommen. Diese Tankstellen sind dafür ausgelegt Tanker von 20.000 Litern in kurzer Zeit zu fluten. Das sieht dann technisch so aus, dass in etwa 5 m Höhe ein Stück Schlauch mit etwa 90 mm Durchmesser hängt unter den der LKW zur Wasseraufnahme fährt. Habe ich dann versucht zu kopieren, darunter fahren: kein Problem, Schlauch einfangen: kein Problem, einen Adapter um die 90 mm in unseren Füllstutzen zu bringen: riesiges Problem. Nun, der wie alle Omanis sehr freundliche hilfsbereite Wachmann hat eine Lösung. Rasch wird ein 20.000 Liter Tanker unter den 90er Schlauch gefahren und gefüllt, ich soll dann aus dem Tanker tanken, quasi einen Tanker als Adapter. Leider ist die Füllarmatur des Fahrzeuges immer noch mindestens 40 mm im Durchmesser. Kein Problem, mit Hilfe von diversen Schläuchen und Dichtbändern wird so lange reduziert, bis der Schlauch in Ives Füllstutzen passt. Der freundliche Fahrer wirft seine Wasserpumpe an, die Reduzierungen sind natürlich nicht ganz dicht, was zur Folge hat dass Fahrer, Wachmann und auch ich recht nass werden. In Rekordzeit ist Ives 250 Liter Tank voll und damit nicht genug, es baut sich sogar Überdruck auf. Resultat ist, dass Ives Tank nach Lösen des Schlauchs als Fontäne fungiert und alles was an Kleidung noch trocken war, danach klatschnass ist. Aber vor allem: Glück im Unglück, der Tank hat den Druck ausgehalten und auch alle Schlauchverbindungen außer dem Entlüftungsschlauch sind dicht geblieben. Merke: Im Oman gibt es entweder gar kein Wasser oder zu viel davon.
Angekommen am Khor Najd treffen wir über Tag verschiedene Reisende aus Europa, nach dem Sonnenuntergang gehört uns die kleine Bucht alleine. Einzig die Fischerboote und die Rufe nachtaktiver Tiere leisten uns Gesellschaft. Klingt verlockend! Von oben betrachtet erscheint die Bucht wie ein Paradies, doch aus der Nähe sehen wir gewaltige Umweltprobleme. Am Strand wabert eine dicke Algenmasse meerig salzig stinkend hin und her. An Baden ist nicht zu denken, ich/Marion wäre hier sowieso nicht ins Wasser gegangen, Hai und Moräne schätze ich nur in der Bouillabaisse. Zahlreiche Fliegen freuen sich über unsere Ankunft und gesellen sich zu uns, vor allem Minouk schenken sie ihre volle Aufmerksamkeit. Mit dem aufkommenden Abendwind verschwindet die Plage, nun besuchen uns abwechselnd bunte Plastiktüten, Dosen und Grillschalen. Nach dem Frühstück brechen wir enttäuscht auf, fahren entlang des Wadi Sal al-Ala, zum gleichnamigen Dorf mit schönem Akazienwald. Da die letzten Strandtage für Minouk wenig zu bieten hatten, lassen wir seinen Jagdgenen für kurze Zeit freien Lauf und beobachten, wie er eine Ziegenherde jagt, geschickt ein Jungtier von der Gruppe trennt und stellt. Vor Freude über seinen Erfolg gibt er diesen lautstark kund und wir loben ihn gebührend, entlassen aber das Tier in die Freiheit und verzichten darauf, unseren Grill heute mit Zicklein zu bestücken – eigentlich schade!
Wir wenden uns gen Süden dem Jebel Harimmassiv zu, für Visainhaber eine Sackgasse, wir müssen dieselbe Strecke zurück und können nicht den Weg nehmen, der im emiratischen Wadi Bih endet. Der Harim ist mit gut 2000 m die höchste Erhebung Musandams. Ein kleines Plateau mit Terrassengärten, einigen Gräbern und einem Hubschrauberlandeplatz ist ideal geeignet, um Ive auf 700 m kurz vor Sayh vor traumhaft schöner Bergkulisse abzustellen. Zu Fuß geht´s 200 Höhenmeter weiter bergan, mit den Betas könnte es weiter gehen, doch es regnet heftig….. Das Wetter hat auch seine guten Seiten, so finden wir bei der Ausfahrt am nächsten Tag das Sayhplateau in sattem Grün mit blühenden Bäumen vor. Die Gebirgslandschaft ist phantastisch, mal scheinen die Felsen hingegossen wie zähflüssiger Teig, um sich kurz darauf löchrig wie mit riesigen Gaspatronen aufgeschäumt zu präsentieren. Oftmals erlaubt die Pistenführung weite Einblicke in die tiefen Täler und Wadis. Die Piste ist überwiegend breit und in gutem Zustand, aber eben nicht immer! Insbesondere in den teils sehr steilen Kehren verengt sie sich und wird von tieferen Rinnen durchzogen. Steigungen von mehr als 20% sind keine Seltenheit. Das besondere Bonbon: Die gesamte Fahrbahn ist mit einer dünnen Schicht Rollsplit aller Körnungen überzogen und wird so eher zur Roll- bzw. Rutschbahn. Das reizt: mich/Marion zu wenig damenhaften Ausdrücken und unvorteilhaften Gesichtszügen und Jürgen zu durchdrehenden Hinterreifen. Eine ideale Kombination, in der sich meine Höhenangst so richtig ausleben kann. Mentale Anstrengung reicht nicht, sie in die Schublade tief im Hirn zu verstauen. Immer öfter kommt sie hervor und ruft nahezu freudig: `Hallo, hier bin ich!` Nun denn, es sei ihr vorrübergehend gegönnt, die Landschaft entschädigt!
Die Menschen hier leben in einfachen, bis ausgesprochen anspruchslosen Verhältnissen, was umso erstaunlicher erscheint, gibt es doch in einer Entfernung von 25 km eine Kleinstadt mit bestens sortiertem Supermarkt, nach westdeutschen Standards guter Infrastruktur und quirligem Hafen sowie in den nahen Emiraten Großstädte mit allem, was man meint, dass das Herz begehren würde.
Mangels Auswahl an gangbaren Wegen führen unsere Spaziergänge des Öfteren der Piste entlang. Der Verkehr hält sich in Grenzen und alle grüßen uns sehr freundlich. Ein Fremdenführer hält an und fragt, ob wir Probleme hätten, zu Fuß in der Mittagszeit einsam unterwegs? Nein, alles ok! Aber Wasser müssen wir auf jeden Fall entgegen nehmen. Das französische Ehepaar, dass er durch die Bergwelt chauffiert, nutzt den Stopp zur Fotopause, die auch unserer Verewigung dient. Es wird erzählt, man wünscht sich alles Gute und als wir weiter bergan marschieren sind wir im Besitzt von Reis, Gemüse und Hähnchen, das wir jetzt auch noch Berg hoch- und wieder runterschleppen müssen;-). Im Akazienwald von Sal al-Ala, der bei Einheimischen gerne als Picknickplatz genutzt wird, verbringen wir auf dem 100. Stellplatz der Reise die letzte Nacht im Oman. Wir gönnen uns und den Betas noch eine Abschlussrunde auf der Arabischen Halbinsel, fahren in ein kleines Wadi und nochmal zum Khor Najd. Beides sind Sackgassen, aber in Musandam enden nun mal alle für uns nutzbaren Wege entweder an einer Felswand oder am Meer.
Am 10.03. laufen unsere Omanvisa aus, wir werden noch versuchen in Khasab Netz zum bloggen zu finden, unsere letzten Rial in Lebensmittel tauschen und dann nach Sharjah/VAE fahren. Von hier aus hoffen wir nach insgesamt drei phantastischen Monaten in Arabien und ca. drei Wochen mit „schlechtem“ Wetter, am 12.03. mit der Fähre nach Bandar Abbas/Iran übersetzen zu können. Unser Winterurlaub neigt sich damit dem Ende zu. Danach bestimmen die Weiterreise in den Osten und ein mehr an Kultur wieder unseren Alltag: >GoEast!
VAE, Teil 2
Route 05.02 bis 16.02.17
Route 17.02 bis 27.02.17
20.02.2017 – 27.02.2017 Wir brauchen mal wieder Wasser und bummeln durch die Hafen- und Marktbereiche auf der Suche nach einem Schlauch, an dessen anderem Ende sich eine Frischwasserquelle befindet. Finden wir nicht, alles nur Grauwasser, dafür offeriert ein Bürokrat im Harbouroffice kühles Nass von einem Tanklaster angeliefert. 100 AED sollen wir zunächst zahlen, dann mit dem Fahrer verhandeln. Das tue ich/Marion dann auch und erkläre ihm, dass wir Gäste in seinem Land sind, während der gesamten Reise noch nie für Wasser bezahlt haben und das auch diesmal nicht tun. „No problem.“ …. Hat er mich nicht verstanden? …. Nächste Runde der Erklärung, dieselbe Reaktion. Ich versuche ihn wegzuschicken, da wir ja nicht bezahlen werden und er fragt: „Do you need water?“ „Yes, of course, but we wont pay for it!“ „No problem, I understand…were is the water fill in of your car?“… und wir erhalten incl. einer kalten Dusche für Jürgen und 10 AED Trinkgeld für den Fahrer frisches Wasser. Nun denn, Image schädigende Kaufleute agieren halt überall auf der Welt. Verärgert ob des Bürohengstes – oder heißt es hier Bürokamel? – moniere ich, dass wir ja auch immerhin schon seit fast 24 Stunden an ein und derselben Stelle inmitten von bestens gefüllten Ständen mit Seafood, Obst und Gemüse stehen und inshallah noch keine Gastgeschenke erhalten haben. Am frühen Abend kommt Mohammad und bringt frisch frittierten Fisch nebst Pfefferschoten und Lauchzwiebeln.
In der Uzbekischen Botschaft erhalten wir gegen ein Entgelt von rund 160 € die Visa und einige wichtige Tipps zur Registrierung im Lande. Zügig verlassen wir AD und fahren nach Ras al Khaimah https://en.wikipedia.org/wiki/Ras_al-Khaimah (RAK), dem laut Marco Polo schönsten der sieben Emirate. ´Unmittelbar hinter der Hauptstadt (RAK) breiten sich weite Strände mit weißem Sand aus, die mit den Bergen des Hajarmassivs zu verschmelzen scheinen´…oder so ähnlich verspricht es der Führer. Die Strände sind keinesfalls weiß, meist privat oder das Mekka der all inclusive Touristen von Hilton und Co. Der einzige kleine öffentliche Strand im Süden ist ungeeignet für uns Drei und nördlich reihen sich Müll-, Schutt- und Schrottplätze aufgelockert durch Industrieanlagen am Wasser entlang. Da helfen auch die Anpflanzungen nicht, Auge und Hirn einen Eindruck von Attraktivität vorzuspielen. Bei Al Hamra finden wir schließlich in etwa was wir suchen. Drei gesammelte Tüten Müll und 20 Minuten später ist der Platz optisch ansprechend, der Anblick der künstlich aufgeschütteten Halbinsel, auf der das Hilton über dem Wasser zu schweben scheint und das im Bau befindliche Al Marjan Island rahmen unseren Blick ein, allerdings kein Vergleich mit der phantastischen Skyline von Dubai Strand. Dafür kann man hier Hundespaziergänge machen und Minouk tobt ausgelassen durch den Sand und das flache Wasser. Waren wir bei unserer Ankunft am Mittwoch noch alleine sind wir am Donnerstagabend, in UAE beginnt das Wochenende, umzingelt von Caravans, kleinen wie großen Zelten und aufkommender Partystimmung. Alaaf und Helau nach Deutschland …. und wie es sich gehört tanzen wir Discofox barfuß im Sand. ´Die Karawane zieht weiter, der Sultan hät Doosch´ wir gehen dem Tipp von Lisa und Gregor nach und fahren zwecks Erwerb von Spirituosen nach Umm al Qaiwain (N25 35.226 E55 39.124).
Der Laden entpuppt sich als ausgesprochen gute Destination. Wir erstehen Wodka und Rotwein, Shiraz aus Südafrika sowie Merlot aus Sizilien, zu akzeptablen Preisen. Ja, wir freuen uns auf ein Glas Wein, es können auch zwei oder drei werden…… Aufgrund unseres Alkoholkonsums in D sind wir nach einschlägigen Definitionen als Alkoholiker abgestempelt, aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass für uns wochenlange Abstinenz in keiner Weise problematisch ist. Ohne Frage wäre ein beeriger Roter mit pfeffriger Note eine herausragende Ergänzung zum australischen Steak bzw. ein feinperliger spritziger Weißer eine perfekte Abrundung für den Kingfish mit Limone gewesen, aber das Ambiente oder/und die Tageserlebnisse sind Genüsse, die hundertprozentigen Ersatz bieten und kaum etwas vermissen lassen. Spaß macht uns auch das Brauen von Bier – vielen Dank Sarah und Michael, tolle Idee – und die Perfektionierung des biotechnologischen Prozesses. Zwei Versuche haben wir ausgeführt, für ca. 3 Ansätze haben wir noch Grundsubstanz; Bio klappt zu 50%, sprich Alkohol produzieren die Hefen fleißig, Kohlensäure im Braufass auch, aber dann kommen wir kaum mehr an das Gesöff, da die Maische den Zapfhahn verstopft. Im Dampfdruckkochtopf klappt Alkohol auch nur entweicht die Kohlensäure beim Gärprozess. Hat evtl. jemand einen Tipp? Wir mischen einfach mit alkoholfreiem Bier, das schmeckt uns richtig gut, Simon kann das bestätigen.
Die Nordseestimmungslage bestehend aus nachbarschaftlicher Nähe, Wärme vertreibendem Wind und graublauem Wasser, da der Himmel auch nicht viel mehr zu bieten hat, gefällt uns eher weniger und so fahren wir nach erfolgreichem Einkauf gleich weiter in das Wadi Bih, an den Fuß des Jebel Jais. Auf dem ca. 2000m hohen Berg hat – eine Rarität – vor einigen Tagen Schnee gelegen. Unterwegs treffen wir auf zwei schräge Vögel. Joachim, kannst du Jürgens Typenrecherche bestätigen?
Seit rund drei Wochen verwöhnt uns das Wetter nicht mehr mit Sonne und die letzten Tage vertreibt uns der Regen sogar manchmal trotz Pavillon „in die Hütte“. So habe ich/Marion doch glatt den Wetterbericht nach der Zukunft befragt, und der Blick in die Glaskugel verspricht Hoffnung, ab Montag soll es wieder bergauf gehen, will heißen Sonne und schön warm. Nur dann macht es Sinn in die unwegsame gebirgige Nordspitze der Arabischen Halbinsel, in das zu Oman gehörige ´Norwegen Arabiens´, zu fahren. Doch bereits am Fuße des Jebel Jais haben wir zunehmend das Gefühl im hohen Norden Europas zu sein. Seit zwei Tagen warten wir darauf, den Berg mit den Betas besteigen zu können, eine Strecke von rund 40 km. Doch Regen, Kälte und tief hängende dunkle Wolken lassen uns unser Vorhaben immer wieder verschieben. Am Rosenmontag ist es dann soweit. Die Sonne scheint und nur noch vereinzelt bedecken Wolken den Himmel. Also gleich nach dem Frühstück rauf auf die Betas und den Berg. Zunächst fahren wir etwa 25 km durch das weite Tal. Entlang des Wegesrandes laben sich Ziegen am frischen hauchzarten Grün. Bäume und Sträucher haben ihr grausandiges Outfit abgelegt und erinnern sich an ihre Kunst der Photosynthese. Zunehmend wird das Tal enger, nach einem kurzen Abschnitt als Klamm weitet es sich erneut und an der Flanke des Berges geht es in die Höhe. War es im Tal noch schwülwarm so wird es mit zunehmendem Anstieg sch…kalt. Ein perfektes breites Asphaltband schraubt sich den Jebel hinauf auf dem hin und her zu schwingen es uns vor Jahrzehnten auch mit unseren Dickschiffen Spaß gemacht hätte. Kaum braucht´s fahrerische Konzentration und so ist der Blick frei für die phantastische Aussicht. Ein großer Vogel begleitet uns auf Augenhöhe ein Stück des Weges, er spielt mit der Thermik des Windes und wir mit den weiten Kurven der Straße. Leider versperrt uns der autobahnähnliche Ausbau der letzten 500 Höhenmeter die Weiterfahrt bis zum Gipfel. Schade, aber trotzdem war es ein schönes Erlebnis. Morgen sind wir fünf Monate unterwegs, wir wollen noch 10 Tage nach Musandam/Oman, bevor wir, so der Plan, nach genau drei Monaten die Arabische Halbinsel am 12.03. verlassen, Inshallah.
09.02.2017 – 19.02.2017 Zunächst mal wieder etwas Buchführung: Nach 19 Wochen ist die 11kg Gasflasche leer. Die 5,5 kg Flasche, die wir zum Grillen benutzen, muss jetzt bis zum Auffüllen in Iran halten. Zweimal auf 17Tkm hat Jürgen Ive abgeschmiert, zu selten, wie er meint und einmal haben wir die Ventile des 6-Zylinders eingestellt. Dreimal habe ich/Marion den Luxus eines Waschvollautomaten in Anspruch genommen. Strom haben wir bislang nur einmal extern geladen als eine Batterie defekt war, ansonsten sind wir mit Solarzelle und Ive (beim fahren) autark. 11. Februar, Tag 136 der Reise, unsere Stellplatzkosten liegen nun bei exakt 1€/Nacht, deshalb gönnen wir uns in Abu Dhabi auch einen sündhaft teuren Drink auf der Corniche der Eastern Mangroves. Am 12. Februar sind wir seit zwei Monaten auf der Arabischen Halbinsel und wir bekommen erstmals Besuch aus der Heimat, evtl. traut sich sonst noch wer?! Aber bitte nur, wenn ihr das schlechte Wetter zu Hause lasst.
Bereits seit ca. 10 Tagen meint wohl unser Reiseschutzengel Christophorus, dass andere Traveller seine Führsorge mehr benötigen als wir: Sturm und Kälteeinbruch am Jabal Shams, Ärger an der Grenze, Abend- und Nachttemperaturen unter 20 Grad (Leute, dass ist echt schattig, wenn man anderes gewohnt ist!), häufiger Wind, Deutschlandgrau am Himmel, Ausweiskontrollen und heute regnet es auch noch und nicht nur ein paar Tropfen! Bevor wir uns heute Abend zum Flughafen aufmachen suchen wir noch die Botschaft von Usbekistan zwecks Beantragung von Visa auf. Hoffentlich schenkt uns Christophorus hier seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Anmerkung: hat er, ging super schnell, dauert angeblich nur 3-5 Tage!
Vor Allem: Einen herzlichen Gruß an Karin zum 18. Geburtstag. Wir wünschen dir ein besonders spannendes, erfolgreiches neues Lebensjahr und für die Zukunft, dass du auch als Erwachsene die Neugier der Jugend behalten wirst. „ Als ich 18 war…..“ erzählen dir heute alle Leute. Hör nicht auf ihr BlaBla, was war, das war. Du musst dich selbst ins Leben werfen, um damit irgendwann die nächsten zu nerven….
In Abu Dhabi beeindruckt die Sheik Zayed Grand Mosque. Es ist die größte der Emirate, mit einem Wald aus mehr als 1000 Säulen, 79 Kuppeln und (farbig kitschigen) in Deutschland hergestellten Kronleuchtern. Der mehr als 5000qm große Teppich wurde in Iran handgeknüpft. Leider versagt uns das Wetter den Anblick des weißen Marmors vor blauem Himmel und die Skyline versinkt im staubigen Dunst. Entlang der Corniche fahren wir nach Yas Island vorbei an Ferrari World. Eintritt, sowie Marina Circuit sparen wir uns sowohl mit Ive als auch mit den Betas, gilt doch die Rennstrecke des Aachener Architekten Tilke unter Insidern als wenig anspruchsvoll. Stattdessen überfallen wir den wahrlich gigantischen leeren Géant und kaufen Steaks aus Südafrika sowie Kingfish aus VAE-Gewässern. Den Dubai Flamingo Lake finden wir erst nach mehreren Anläufen. Selbst ein (bezahlter) Taxifahrer hat Probleme, aber last but not least stehen wir an dem schönen Platz am Wasser und nomen est omen, am Abendhimmel ziehen hunderte der großen orangerot gefiederten Vögel über uns hinweg. Simon und Jürgen starten von hier aus wüste Sandtouren. An der Big Red jedoch finden die Betas und damit leider auch die Jungs ihre Meister. Das Wetter wird immer schlechter, am Dubai Strand ist es so grau, dass der Blick auf die Skyline insbesondere für Simon leider sehr dürftig ausfällt, wir kennen die Szenerie im strahlenden Sonnenlicht ja bestens. Da helfen auch die Einladung auf ein Bier, ok es waren insgesamt sechs mit Drehzahl, ebenso wenig wie die Gespräche mit anderen Overlandern. Al Pacino versucht es am nächsten Tag, der mit Sandsturm startet und später auch noch Regentropfen bringt, weiter mit leuchtend roten Granatäpfeln, Mixed Pickels und äußerst schmackhaften Wraps. Die Mall of the Emirates mit ihrer Skihalle sowie die Dubai Mall mit Wasserfall und riesigem Aquarium sind willkommene Tagesziele. Am Burj Khalifa, dem mit mehr als 800m bislang höchsten Gebäude der Welt trinken wir Kaffee und bestaunen, wie an der Dubai Fountain Wasser zum Takt von „It´s time to say goodbye“ tanzt. Scheinbar von Kanonen abgefeuert schießen Fontainen über 100 m hoch in die Luft, um sich kurz darauf in sanften Rhytmen zu wiegen. „Da läuft es einem eiskalt den Rücken runter“, sagt ein älterer Tourist aus Deutschland neben mir. Ja, ich/Marion habe Tränen in den Augen und das, obwohl wir das Spektakel vor grauem Himmel und tagsüber unbeleuchtet sehen.
Wir arbeiten natürlich auch die anderen Tourihotspots noch artig ab, als da wären Burj al Arab, Souk Medinat, Dubai Marina Mall….bevor der 19.02. morgens um 07:00 Uhr mit einer unangenehmen Überraschung am Flughafen in AD beginnt. Ich wusste es schon immer, ein Tag, der mit 05:30 Uhr aufstehen beginnt kann nicht gut werden. Der Flug nach Düsseldorf ist überbucht und zahlreiche Passagiere von Etihad/Air Berlin werden auf Europa „umverteilt“, Simon hat noch vergleichsweise Glück mit seinem Flug über Frankfurt nach Düsseldorf. Das bedeutet statt Direktflug ca. 5 Stunden Verspätung und ein Gutschein in Höhe von 300€ – erstmals. Mal schauen, was das deutsche Reiserecht noch so hergibt und wann und wie Simon dann schlussendlich den Heimathafen erreichen wird.
Wir wünschen auf jeden Fall gute Reise und einen erfolgreichen Montagmorgen. Ein Gutes hat die Stresssituation, sie verkürzt die Zeit to say goodbye ungemein: umgebucht, ein- und eyegecheckt, eine letzte Umarmung….schön war die Zeit, aber es ist immer wieder schwer, Abschied zu nehmen.
Minouk erhält in der German Veterinary Clinic von Dr. Katrin Jahn www.germanvet.ae neben viel Bewunderung noch ein komplettes Impfprogramm. Da wir die Visa für Usbekistan erst am Dienstag in der Früh abholen können, suchen wir uns einen Platz für zwei Nächte und finden so durch Zufall den Fischereihafen nebst zugehörigem Markt. Beides hatten wir vor einigen Tagen ausgestattet mit Landkarte, VAE-Führer und GPS vergeblich getan. Hier lassen wir uns heute Abend unseren Fisch frisch auf dem Grill zubereiten.
05.02.2017 – 08.02.2017 Noch eine vorerst letzte Kaffeepause im Oman an einem kleinen Fort mit schönem Garten und wir fahren zur Grenze. Zum ersten Mal auf der Reise gibt es Probleme bei der Aus- und Einreise von Minouk. Wir hätten ein aktuelles amtliches Dokument benötigt, das die Gesundheit des Hundes bestätigt. Nun denn, wir sind seit dem 12.12. auf der Arabischen Halbinsel und Minouk ist fit. Inshallah, zwei Stunden später sind wir in den VAE. Die Grenzstadt Al Ain mit dem Hausberg Jebel Hafeet (1348m) https://de.wikipedia.org/wiki/Al-Ain ist unser Ziel. Eine traumhafte Straße, in den 1980er Jahren von der Kölner Firma Strabag International gebaut, windet sich in zahlreichen Kurven und Kehren rund 12 km den Jebel hinauf. Die Lichter der Straße und der Stadt sowie die untergehende Sonne, die das Bergmassiv in dunkle Rot- und Lilatöne taucht, zaubern ein phantastisches Panorama. Bevor wir vom Desert Lake zu Füßen des Berges die Stadt mit den Betas besichtigen, ist mal wieder Pflege von Maschine und Mensch angesagt. Al Ain, die Geburtstag des 1. Präsidenten der VAE, Sheik Zayed… ist aufgrund zahlreicher Süßwasserquellen das landwirtschaftliche Zentrum des größten und reichsten Emirates. Der ehemalige Palast der Herrscherfamilie ist heute Museum und frei zugänglich ebenso wie die unter UNESCO-Schutz stehende wunderschön grüne und kühle Oase. Nun denn, mit dem Eintrittsgeld für das Emirates National Auto Museum (vgl. Beitrag vom 13.12.2016 – 15.12.2016) Sheik Hamad´s sind wir der Meinung, für alle musealen Einrichtungen des Emirates mitbezahlt zu haben (25€/2 Personen!). Aus der Bronzezeit besticht das Grand Tomb mit einem Durchmesser von 10m. Die zugehörige Siedlung ist ein Überbleibsel der mysteriösen Umm al-Nar-Kultur, die in der Gegend ab ca. 3000 v. Chr. eine größere Zivilisationsepoche gründete. Heute ist Al Ain eine moderne in die Fläche gebaute Stadt mit zahlreichen Bildungseinrichtungen aller Art. Wir besuchen die Tombs nicht, sondern schlendern als einzige Touristen stattdessen über den letzten großen Kamelmarkt der Emirate, wo nicht Renn-, sondern Milch-, Zucht- und Schlachtkamele die Besitzer wechseln.
Oman
Route 27.12.16 bis 05.01.17
Route 06.01.17 bis 20.01.17
Route 21.01.17 bis 02.02.17
Route 03.02.17 bis 05.02.17
01.02.2017 – 04.02.2017 In Salalah gehen wir in den LuLu Hypermarktet, der Exklusivitäten wie Croissants, Vollkornbrot mit Körnern und Servietten bietet, nebenbei erwerben wir noch Alltägliches: Kingfish, Bananenblüten, Okraschoten….Den Jabal al Qara nordwärts überqueren heißt für Ive mal wieder innerhalb kürzester Zeit von Null (Meeresniveau) auf 1000 (Meter und mehr) klettern. Am Park of Wadi Dawkah übernachten wir und lernen eine kurze Lektion zum Weihrauch(baum), https://de.wikipedia.org/wiki/Boswellia_sacra, dessen betörend duftendes und kostspieliges Harz der Halbinsel ehemals den Namen Arabia Felix, glückliches Arabien, einbrachte. Aufgrund zunehmender Trockenheit ist es heute harte Arbeit, die Bäume zu erhalten.
Die unmittelbare Gegend um Shisr sowie die archäologische Stätte von Wubar (Ubar), ein bereits zur Eisenzeit besiedeltes Gebiet, das als sagenumwobenes Atlantis der Wüste gilt, ist reizvoll, aber An- und Abfahrt sind ausgesprochen monoton. Bilder der Raumsonde Challenger führten zur Entdeckung von Karawanenstraßen und so von Ubar. Bleiben wollen wir nicht, hunderte von Fliegen verleiden uns den Aufenthalt im Freien. Also wenden wir uns erneut der Straße 31 mit ihrer Monotonie durch die Wüste zu, die hier platt ist wie ´ne Flunder. Die erste Etappe dauert nur zwei Stunden, dann machen wir Pause für die Nacht. Dafür hat der nächste Tag es in sich: 90 Minuten nach der Fahrt auf schnurgerader Straße durch völlig eintönige Landschaft gönne ich/Marion meinen Sinnen eine Abwechslung durch das Lutschen von tictac, 100 Minuten nach Abfahrt tictac leer; 120 Minuten: Überholverbot und Kurve! 123 Minuten: shit, Kurve wohl verpasst. 140 Minuten: man könnte anhalten und Müll entsorgen, nebenbei noch ein Foto machen.165 Minuten: Attention Sanddunearea! Areal war klein und die Dünen lagen ruhig am Wegesrand ohne jedwede Anstalten zu machen, die Straße zu überqueren. 185 Minuten: Ive fängt an zu stottern, nimmt unwillig…nein, er nimmt gar kein Gas mehr an! Blick auf die Tankuhr: noch ca. 20 L…Trotzdem, Ive erhält keinen Diesel und stellt die Arbeit ein. Reservekanister rein, aufgrund meiner zögerlichen Fehlerdiagnose darf Jürgen die leeren Schläuche von Hand vollpumpen und weiter geht´s. Habe ich schon erwähnt: Ich hasse Abwechslungen. 20 km später an einer Tankstelle kommt die Liason der Straßen 31 und 39, letztere hatten wir bei der Anfahrt gen Süden von der Küste kommend gewählt. Hier in der Unendlichkeit des Nichts kennen uns bestens aus. 255 Minuten: Kaffeepause, Fahrerwechsel. Das Spiel setzt sich zwei weitere Stunden bis ca. 80 km vor Nizwa https://de.wikipedia.org/wiki/Nizwa fort. In der Ferne tauchen schemenhaft Berge auf, vereinzelt sieht man Büsche und Sträucher, Dörfer, Palmen kommen hinzu und dann die Lichter der Stadt. Für die Nacht parken wir direkt am Eingang zum Souq, gegenüber findet morgen, Freitag der berühmte Tiermarkt statt.
PS: war langweilig zu lesen? Schön, dann habt ihr etwas von unserem Tag miterleben dürfen J.
Leider ist der Himmel am nächsten Morgen grau und wolkenverhangen, die Kamera meckert nach mehr Licht und die Heulaster werden mit Planen abgedeckt. Obgleich der Tiermarkt eine Touristenattraktion darstellt besitzt die Stimmung in unseren Augen ein authentisches Flair. Ziegen, Rinder, Kamele, Grünfutter etc. werden dargeboten, es wird geprüft, gefeilscht, ge- und verkauft. Hier nehmen – so der Eindruck – zum ersten Mal Frauen aktiv am Geschehen teil, das bereits nach gut 2 Stunden vorüber ist. Im Souq kaufen wir einige Kleinigkeiten für die Lieben daheim und fahren über Misfah, einem schön gelegenen Oasendorf zum Jabal Shams, dem mit ca. 3000m höchsten Berg Omans im Jabal al Akhdarmassiv. Bis auf 2000m schleppt uns Ive hinauf, vorbei am Berg Sarah, dann rauben uns der Blick in den Grand Canyon des Oman und der Sturm den Atem. Noch ca. 1km, jetzt geht es nur noch zu Fuß weiter. Wir belassen es bei einem kurzen Ausflug, der stürmische Wind ist eiskalt auch wenn das Thermometer behauptet es wären noch 10 Grad Celsius, mindestens die Hälfte davon muss gelogen sein. In unserer Überlebenskapsel schmecken Steak – denen der Grill besser getan hätte – und Linsengemüse mit Bananenblüten, gewürzt mit Tamarinde, Cumin und Knoblauch köstlich. Der Sturm bläst so heftig, dass wir bis tief in die Nacht glauben auf hoher See zu sein. Am nächsten Morgen macht der Jabal Shams seinem Namen (Sonne) wieder alle Ehre, aber das Quecksilber bleibt bei 25 Grad auch an den Grabtürmen aus dem 3000 Jhdt. v. Chr. bei Al Ayn, am Rande des Bergmassivs, tagsüber stehen.
23.01.2017 – …. Südlich von Muscat überschreiten wir für längere Zeit den nördlichen Wendekreis des Krebses (Tropic of Cancer), den nördlichsten Breitenkreis, an dem die Sonne zur Sommersonnenwende der Nordhalbkugel um den 21. Juni gerade noch den Zenit erreicht. https://de.wikipedia.org/wiki/Wendekreis_(Breitenkreis).
Am Wadi Tiwi treffen wir die Wiener Lisa und Gregor wieder und verbringen mit dem Austausch von Informationen, Erfahrungen und Erlebtem einen kurzweiligen Abend.
Auch wenn der Zyklon Gonu im Sommer 2007 verheerende Zerstörungen angerichtet hat, der Bau der Autobahnbrücke am Eingang des Wadi Shab nicht dazu beiträgt, die Szene idyllisch zu gestalten und beide Wadis Tourihotspots sind, lohnen sich die Ausflüge (per Bike und Pedes) in jedem Fall.
24.01.2017: Liebe Edith, lieber Jo, zu eurer silbernen Hochzeit wünschen wir euch alles Gute: Live, Love, Laugh!
…..- 31.01.2017 Südlich von Sur beginnen die Schutzzonen für (die grünen) Meeresschildkröten, die nachts zur Eiablage an die Strände kommen https://de.wikipedia.org/wiki/Sur_(Oman). In Ras al Jinz, der Omanische bzw. Arabische Golf heißt nun Arabisches Meer und ist ein Randmeer des Indischen Ozeans, nehmen wir an einer Nachtexkursion teil. Im Winter ist der Sand kalt und nur wenige Weibchen kommen zur Eiablage. Wir haben Glück und können sowohl eine stattliche Dame von etwa 1m Länge und 350kg Gewicht beobachten, wie sie sich äußerst behäbig durch den Sand schiebt, als auch ein frisch geschlüpftes Baby auf seinem zielstrebigen Weg ins Wasser, beides Ehrfurcht einflößende Erlebnisse unter sternenklarem Nachthimmel: https://de.wikipedia.org/wiki/Ras_al-Dschinz. Von der Dame gibt es leider keine Fotos, damit die Schildkrötendamen nicht gestört werden sind Aufnahmen mit Blitz streng untersagt und die Infrarotlampen reichen für Bilder nicht aus.
Wir machen uns auf den Weg ins Dhofar den grünen Süden Omans an der jemenitischen Grenze, https://de.wikipedia.org/wiki/Dhofar, Land des Weihrauchs und der Agrarproduktion, denn Monsunregen und Nebel bedeuten vor allem im Sommer üppiges Wachstum. Doch zunächst heißt es die Wüste vom Meer ins Landesinnere zu durchqueren bevor wir kurz vor Salalah wieder an den Ozean kommen. Die Wüste hat für uns auf 600 km einiges zu bieten: zunächst traumhaft geschwungene ockergelbe Sanddünen kombiniert mit schwarzen Felsen, Steinen und einzelnen Bäumen dann Stunde um Stunde weite flache Einöde soweit das Auge reicht und gleißendes Sonnenlicht, Fata Morganas – hat was von Mecklenburgischer Seenplatte – und Sandsturm. Die Einbildung drohender Wasserdurchfahrten sowie sich auftürmender Sandberge und –senken sind eins, aber die Suggestionen der abrupt endenden Straße lässt unseren Fuß manchmal nur sehr verhalten am Gas verweilen. Ölförderpumpen, Pipelines, Strommasten, ab und an LKW, ansonsten Leere. Die omanische Polizei verschafft sich durch mehrmalige Kontrolle von Ive Kurzweil. Für uns hat ein verloren gehendes linkes Hinterrad eines Schwerlasters auf der Gegenfahrbahn ausgesprochenen Unterhaltungswert. Dann endlich, ca. 20 km vor dem Meer erreichen wir die Küstenstraße, hier bedeutet das: rauf geht´s! In wenigen Kilometern befinden wir uns auf bis zu 1000m, durchfahren Hochebenen, blicken in Schluchten, sehen immer wieder das Wasser. Ca. 60 km (Luftlinie) trennen 1600m hohe Berge und 3000m tiefen Ozean! An einigen Viewpoints erhält Minouk Autoarrest, zu steil geht es bergab.
Samhuram oberhalb der Lagune Khor Ruri ist ein wunderschön gelegenes Etappenziel. Die Griechen nannten die Handelskolonie Moscha und den Küstenabschnitt Sachalitis. Gegründet vor ca. 2500 Jahren von Invasoren aus dem Hadramaut war sie über ca. 800 Jahre ein wichtiger Stützpunkt für den Handel mit Saudi Arabien, Afrika, Indien und China. (Im älteren Weihrauchhafen Al Baleed bei Salalah sind auch Archäologen der Uni Aachen an Ausgrabungen beteiligt.) Die Lagunen sind Paradiese für unzählige Vogelarten, uns haben es vor allem die Flamingos angetan, die sich dank Minouk neben Reihern, Kormoranen und Zugvögeln aus der Heimat des Öfteren in die Lüfte erheben. Kurz vor Salalah werfen wir noch einen Blick auf die (leider auch hier mit Bilharziose besiedelten Quellen) Ain Razat, bevor es weiter gen Südwesten geht, uns reizt zu sehr der als Highlight der Straßenbaukunst beschriebene weitere Verlauf der Küstenstraße durch den Jabal al Qamar. Die Beschreibungen waren untertrieben, einfach traumhaft, wie uns die Straße auf das Dach – nein, nicht der Welt aber – des Oman katapultiert. Oberhalb des Sink Holes von Shaat übernachten wir und am 28.01., nun seit 4 Monaten unterwegs, gönnen wir uns bei Al Hauta eine Bucht mit einem kleinen Wadi, einigen Palmen, Sand- und Kiesstrand. Neben wenigen Fischern leben Viehbauern hier mit Kühen und Kamelen. Ein friedliches Fleckchen Erde ohne Netz – deshalb gibt es auch seit Längerem keine Blogaktualisierungen – aber mit doppeltem Boden, erkundigt man sich doch schon kurz nachdem wir angekommen sind, ob wir etwas benötigen: Wasser, Nahrung….? Vielen Dank, wir haben alles! Jürgen scheint nicht überzeugt zu haben, abends bringt uns jemand 1,5 L frische Kuhmilch. Shukran, shukran und sorry, dass der Hund gebellt hat! Aber Besuch in der Dunkelheit mit Taschenlampe, da muss Minouk halt seinen Job machen. Den fangfrischen noch lebenden Fisch erhalten wir tagsüber ohne große Kommentare des Hundes, jedoch mit großer Neugier verfolgt er, wie wir den Fisch töten, ausnehmen, mit Meersalz einreiben, Knoblauch und getrocknete Limetten rein…mmmhhh lecker, ein guter Abschluss für unseren südlichsten Punkt der Reise >GoEast. Mit den Bikes genießen wir zweimal die ca. 6 km lange Straße mit 16 Kehren und gut 20%-Gefälle vom Ozean auf die ca. 900m hohe kühle Ebene, die wir uns mit Ive runtergequält haben. Rund 50 km vor der jemenitischen Grenze machen wir mit Bedauern kehrt. Wie schön wäre es, die Kulturstätten des Jemen, die Natur Saudi Arabiens und den Nahen Osten zu bereisen.
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19.01.2017 – 22.01.2017 Auszeit und gemeinsamer Neubeginn: Rainer setzt mich pünktlich direkt vor dem Bahnhofseingang in Aachen ab. Die Bahn schafft es, bis Fraport 30 Minuten Verspätung zusammenzufahren. Macht nichts, ich habe genügend Zeit eingeplant. So will ich denn noch einen Kamm kaufen, da ich meine Schminkmappe incl. selbigem in Kohlscheid liegen ließ. Gesagt, gefragt, da ich vor lauter Parfüms, Cremes, Lotionen und Sonstigem nicht fündig werde: „Guten Tag, haben sie Kämme?“ „Kämme……? Was sind …Kämme?“ Ich bleibe die Antwort schuldig denn der Aufklärung fühle ich mich nicht gewachsen und ziehe ohne Gerätschaft zum Haare kämmen von dannen. Am Check-in werde ich gleich zweimal aufgerufen: „Frau Wehner, nur mit Handgepäck nach Dubai?“ Da ist ein doppelter Passcheck nötig. Mein Gepäck, bestehend aus Muttern, Schrauben, Unterlegescheiben, 2 leeren Bierflaschen mit „Plopp“-verschluss …..wir brauen ja selber…., diversen Ladekabeln, Laptop, Kaffee, Sekt, fast keine Klamotten und Kosmetikartikel (s. o.) interessiert niemanden!? Beim Einstieg in den Airbus fragt der Steward „Wie viele Personen sind sie?“ Jetzt muss ich aber mal heftig überlegen, kann ich doch vom kleinen Schwarzen mit Highheels bis zu vier Wochen ungewaschenen Outdoorhosen quasi fast alles. Ja, wie viele bin ich? Ich entscheide mich „Ich bin alleine“ zu antworten. Hätte ich evtl. mehr Platz bekommen, wenn ich behauptet hätte, ich wäre zwei, oder drei…? So sitze ich wie vorgesehen am Fenster des A380 und nur der linke Platz neben mir bleibt leer. 18 Stunden später kommt um 05:00 Uhr in Muscat mein „Taxi“ und Minouk veranstaltet einen regelrechten Freudentaumel ob des Wiedersehens; Jürgen freut sich genauso, gibt sich aber auch der muslimischen Ordnung halber verhaltener. Rein ins Auto und raus aus Muscat. Wir wollen beide jetzt einfach nur weiter und fahren nach Yeti an einen wunderschönen Strand. Ich wusste es schon immer: Sonnenaufgänge sind einfach unspektakulär! Deshalb gibt es von der Fahrt dorthin auch keine Fotos. Ihr Lieben daheim, ich weiß ich wiederhole mich, aber ich bin noch keine 24h im Lande und schon sind wir wieder im Besitz von Reis mit Huhn, zwei kleinen Flaschen Saft, (ok, Bier hätte es auch getan!) und einer Einladung zum Lunch am nächsten Tag. Pünktlich um 11:00 Uhr kommt unser pakistanischer Gastgeber und zurück geht´s nach ……Muscat zu einem typisch pakistanischen Frühstückbuffet, das so reichhaltig ist, dass Dinner mehr oder weniger ausfällt. Die Gespräche bestätigen, was wir zuvor bereits über die verschiedenen Staaten der arabischen Halbinsel gehört und gelesen haben. Die ungebildeten Gastarbeiter werden nur sehr gering entlohnt, wohnen als Haushälterin in einer kleinen Kammer angebaut ans Haus der Herrschaft, Bau- und Straßenarbeiter wohnen in Camps zu viert bis sechst in einem Raum, Sozialversicherungen (Kranken-, Renten-, Arbeitslosen….) Fehlanzeige und die Pässe sind oftmals im Besitz der Arbeitgeber. Wie war nochmal die Ansprache des deutschen ´schaun mer mal`- Kaisers?
Wir fahren Richtung Süden, ins Wadi Tiwi. Die letzten Tage ist der Winter eingekehrt. Der strahlend blaue Himmel ist einem Gemisch aus blau, weiß, hell- und dunkelgrau gewichen. Geregnet hat es in den Bergen, die Wadis führen vereinzelt deutlich mehr Wasser als zuvor. Die Temperaturen sind etwas niedriger, aber aufgrund der Feuchtigkeit ist es eher unangenehm, da stickig geworden.
PS: einen Kamm habe ich hier übrigens im Supermarkt bekommen!
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13.01.17 bis 19.01.17 juemin im Oman Nachdem wir sehr früh von unserem Platz direkt am Meer nördlich des Flughafens aufbrechen, kommen wir dann doch noch einmal in‘s schwitzen. Der direkte Weg zum Terminal ist warum auch immer geschlossen und so werden aus den geplanten 11 km über 20 km. Wie auch immer, wir haben es geschafft und Marion konnte ihre Reise nach Deutschland antreten, Jürgen und Minouk halten die Stellung im Oman. Da für den 14.01. geplant ist, eine Exkursion, organisiert von Everts Firma zu begleiten (Wadi al Jizzi archaeology site, www.wajap.nl), habe ich mich gleich auf den Weg Richtung Sohar gemacht. Ohne Probleme habe ich am späten Nachmittag im Süden von Sohar einen ganz brauchbaren Platz direkt am Strand gefunden. Von dort aus waren es nur noch 30 km bis zum Startpunkt der Exkursion, kein Problem bis 11:00 am Samstag dort anzukommen.
Hat dann auch einwandfrei geklappt, ganz wie in alten Zeiten gab es zunächst eine Postersession, diesmal aber nicht mit Bildern, sondern mit vorgefundenen Exponaten. Nach einem leckeren Imbiss ging es los zu den verschiedenen Fundorten. Minouk und ich haben einen freundlichen omanischen Fahrer mit PickUp gefunden, der uns mitnahm. War auch besser so und Minouk ist mit wehenden Ohren über die Autobahn geprescht. Einzelheiten zu den Arbeiten sind unter oben genannter Homepage zu erfahren. Was mich persönlich beeindruckt hat, war eine Studie, bei der omanische Bürger ihre Erinnerungen über das Leben in ihrer Kinderzeit berichten. Man muss sich vorstellen, dass sie noch vor 50 Jahren in vergleichbaren Siedlungen und Behausungen gewohnt haben, wie sie uns als Exponate einer mehre tausend Jahre vergangenen Zeit präsentiert wurden. Das bedeutet, dass ihre Hütten eine Fläche von vielleicht 2m x 3m hatten, wobei ein Großteil des täglichen Lebens im Freien stattfand. Heute stehen in Sichtweite moderne Häuser mit Klimaanlage, mehreren Stockwerken und den unvermeidlichen Geländewagen. Und das alles innerhalb einer Generation!
Die Stelle des letze Fundortes hat es mir dann angetan. Ein Bookmark hiervon gemacht und am Abend mit IVE dort hin gefahren. Alles da was wir brauchen, jede Menge Landschaft, Ziele für ausgedehnte Spaziergänge und Ausfahren mit dem Motorrad. So verbringen wir die Zeit bis zum 18.01.17. Auf dem Weg nach Bat habe ich tatsächlich einen Wadi gefunden, der noch von Wasser durchflossen ist. Zünftig führt die Piste mitten durch. Das war dann auch meine letzte Ausfahrt mit dem Motorrad, bereits am Abend habe ich alles verstaut und am nächsten Morgen fahren Minouk und ich nach Muscat, erst mal das Visum für den Iran abholen und dann warten bis Marion mitten in der Nacht mit dem Flugzeug ankommt.
13.01.2017 – 18.01.2017 Auszeit Marion: Von Muscat über Dubai, Shiraz, Isfahan, Tabriz spule ich einen Großteil der Reise, die wir in Wochen und Monaten erfahren haben, in Stunden quasi rückwärts ab. Anspannung und emotionale Zerrissenheit herrschen in mir, kämpfen doch Trauer und Freude einen unfairen Kampf miteinander. Ich lasse Jürgen und mein Leben in der Ferne und Fremde zurück und zu Hause erwarten mich Familie, Freunde und Bekannte, damit wir gemeinsam meine Mutter bei ihren ersten Schritten ins Paradies begleiten. „Auf Wiedersehen“ hieß es beim Abschied am 28.09.2016, aber doch nicht so, und freudig aber auch mit Tränen in den Augen schließen wir uns in die Arme. Danke euch allen, die ihr da wart, für tröstende gesprochene Worte und geschriebene Zeilen sowie für eure Hilfe in dieser Zeit!
Omanis wie Emiratis bringen mich über 5000 Km pünktlich und wohlbehalten nach Frankfurt. Die Deutsche Bahn vergeigt dann auf den letzten Metern, nun denn ja, es waren noch ca. 250 Kilometer, den Schnitt. Bereits mit Verspätung verlassen wir Frankfurt und bis Köln kommt dann noch soviel hinzu, dass ich den Anschluss nach Aachen verpasse. Hinzu kommt, dass ich spätestens ab Köln Hbf das Gefühl habe, mindestens mit einer Lungenentzündung auf einer Intensivstation zu landen. Mittlerweile bin ich wieder guter Dinge, die Reise körperlich unbeschadet zu überstehen.
Mein ungeplantes Intermezzo nutze ich neben vielen Treffen mit Familie und Freunden auch, um einige organisatorische Dinge zu erledigen. Ersatzschlüssel – Ihr erinnert euch? Da war mal was! – vergessenes Werkzeug, Führerschein Klasse CE – zu spät beantragt und vor der Abreise nicht mehr rechtzeitig aus Flensburg vorliegend – werden eingepackt bzw. abgeholt, Laptop und Kamera zur Reparatur bzw. Reinigung gebracht….und so verfliegt die Zeit. Ach ja, Führerschein: meinen bekomme ich ohne Probleme, aber Jürgen muss auf seinen CE auch weiterhin verzichten. Obwohl ausgestattet mit seinem Perso, nationalem FS, sowie einer Vollmacht erhalte ich ihn nicht, da auf der Abholkarte das Kreuzchen bei persönliche Abholung gesetzt ist! „Wir haben unsere Vorschriften, da muss ich mich dran halten“. Meine Argumentationen mit Ermessensspielräumen und dergleichen fruchten nicht. Ich spüre, wie die altbekannten Gefühle von Ärger und Wut über Bürokratie und Paragraphenreiterei wieder Raum in mir einnehmen und mich quasi fluten. Ich hatte sie schon fast vergessen und (nicht) vermisst! Die Bürokratie insbesondere bei der Schiffsaus- und -einreise von Iran nach VAE war schon ein stunden-, eher tagelanger Prozess des Stempel- und Papieresammelns. Aber man war immer bemüht, alles voran zu bringen, „no problem, waite“…war die Devise. Nun denn, das geht in Deutschland nicht; also: ´geht nicht´ gibt es! Und zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage fallen mit Zeilen aus dem Gedicht von Peter Rosegger ein: ´Ein bisschen mehr „wir“ Und weniger „ich“. Ein bisschen mehr Kraft, nicht so zimperlich.´
09.01.2017 – 13.01.2017 In Barka besichtigen wir noch das Fort und den Fischsouq, kaufen ein Gastgeschenk und fahren nach Muscat, https://de.wikipedia.org/wiki/Maskat, wo wir für einige Tage eine wunderschöne Unterkunft und herzliche Gastfreundschaft im Kreise der niederländischen Familie finden, die wir im Wadi getroffen haben. Auch Minouk ist ganz begeistert, hat er doch mit Lady und insbesondere Kees zwei Spielgefährten, mit denen er sich tagsüber auslassen kann. Wir erledigen „Hausarbeiten“, insbesondere nehmen wir die Waschmaschine und die Dachterrasse zum Trocknen in Beschlag; Visaanträge für den Iran sind ohne Aufwand an die Botschaft gegangen und wurden innerhalb von 24h bewilligt; ich/Marion buche Flüge und Bahnfahrt für die Heimreise am 13.01. und wir besichtigen natürlich auch Muscat/Mutrah. Im wundervollen Opernhaus sind leider alle Karten für Placido Domingo ausverkauft und so genießen unsere Gastgeber den Event ohne uns, aber die Oper gesehen zu haben, war schon sehr interessant. Mit Ive fahren wir in die Stadt, die Sultan Qaboos Mosche, der Souq und die Corniche stehen auf dem Programm.
Am 12.01 heißt es erst einmal Abschied von unseren großzügigen Gastgebern zu nehmen. Die Zeit wird uns immer als ein Zusammensein mit freundlichen und weltoffenen Menschen in Erinnerung bleiben.
Wir haben die Nacht am Strand direkt hinter dem Flughafen von Muskat zugebracht und am Morgen hieß es dann Abschied nehmen, Marion ist Richtung Deutschland entflogen. So sind wir erst mal nur noch juemin.
06.01.2017 – 08.01.2017 Heilige Drei Könige – mit Weihrauch, Myrrhe und Gold aus dem Morgenland GoWest unterwegs nach Bethlehem – ist unser 100ster Tag der Reise, die wir gen Osten tun. Leider ist es auch der Todestag meiner Mutter, die mit fast 90 Jahren aus unserer Mitte gegangen ist. Es sind eben auch Momente wie diese, in denen wir Familie, Freunde und Bekannte schmerzlich vermissen und es tut gut, den Zusammenhalt in dieser traurigen Situation aus der Ferne zu spüren. Ich/Marion werde die Reise unterbrechen und nach Deutschland fliegen, um einige Tage bei meinen Lieben zu sein. Vor rund 50 Jahren sagte mir meine Mutter zum Tode ihres Vaters „Einer geht und ein anderer wird dafür kommen. Nach auf kommt ab, nach Regen folgt Sonne!“ Ja, Mama, du hattest Recht, das ist der Lauf des Lebens und so schwer es zeitweise ist, das zu akzeptieren: Es ist gut so.
Mit Freude erleben wir, dass so viele Menschen interessiert unsere Reise verfolgen und die „Fangesellschaft“ beständig wächst. So wie wir uns unterwegs an Längen- und Breitengraden orientieren, sind es eure Zeilen der Wünsche und Grüße, die für uns Verbindung in die Heimat schaffen; Danke euch dafür!
Interesse und Freundlichkeit der Menschen nehmen im Laufe der Reise zu; Hupen, Winken, Daumen hoch haben wir im Süden Europas oftmals erlebt – Ausnahme Italien. Insbesondere im Iran war die Gast-Freundschaft durch kleine und größere Gesten und Gaben sowie Einladungen nach Hause überwältigend. Hin und wieder war es auch anstrengend Mittelpunkt zu sein und Sprachbarrieren erschwerten die Situation zusätzlich, auch wenn es manchmal erstaunlich ist, was Zeichensprache an Kommunikation ermöglicht. Hilfsbereitschaft und Interesse waren in den VAE an der Tagesordnung, Einladungen eher weniger. Neben Interesse an uns und Fragen zu unserem Wohlergehen kommen in Oman Gastgeschenke hinzu. Soziopollution erleben wir also bislang eher nicht, ansonsten ist Pollution in vielfältiger Form seit Italien ein Thema, das aufgrund seiner Komplexität hier kaum Platz für eine Betrachtung findet, deshalb nur wenige Gedanken dazu: Sind die LKW aus den 50ger Jahren, die in Iran zu Hauf ihre Dienste leisten, nicht weniger umweltschädlich als die Produktion immer neuer KFZ, EURO 4, 5, 6….. und Verschrottungsprämien unter dem Vorwand des Umweltschutzes? Verschmutzen nicht auch US-Softdrinkproduzenten und Schweizer Lebensmittelkonzerne mit ihren Produkten incl. Verpackungen die Welt und uns Menschen? Die Produktpalette in den „Lebensmittel“märkten ist enorm, die Verpackungsgrößen erinnern eher an Gebinde für Minouks Hundfutter und die Hinterlassenschaften, sprich Plastikmüll aller Arten, begegnet uns oftmals. Bitte seht keinen erhobenen Zeigefinger, nur einen Teil unserer Beobachtungen.
Ein Münchner Ehepaar kommt am Strand von Ras al Sawadi zu Besuch. Die Beiden warten darauf, dass ihre in Abu Dhabi lebende Tochter sie in Kürze zu Großeltern macht. Derweil radeln sie mal soeben für 1000 Km durch Oman. Keine Besonderheit wie wir erfahren, ebensolches haben sie schon in Kolumbien, Vietnam, Thailand…. – allerdings ohne Enkeleinlage – getan. Am Abend erkundigen sich Omanis nach unserem Befinden. Benötigen wir etwas? Telefonkarte? Ein Auto vielleicht, um in die Stadt zum Einkaufen zu fahren? Alles gut, wir sind bestens versorgt. Vier Büchsen Bier (mit %)?! Ja, die nimmt Jürgen an, man kann ja schließlich nicht unfreundlich sein!
Gegen Nachmittag beginnt sich der Strand langsam zu füllen, eine Reisegruppe, mit Seabridge unterwegs https://www.seabridge-tours.de, schlägt ihr Lager am Strand auf und „Madame“ (s. Eintrag zuvor) lässt wieder köstlich aromatischen Reis bringen, eine Gelegenheit, die die Herren dazu nutzen, den Whisky auszupacken. Wie heißt es: kein Bier vor vier, Whisky ist also kein Problem….
02.01.2017 – 05. 01.2017 Der Geologiekundige weiß, dass er sich in Oman im weltgrößten Geologiemuseum befindet, welches insbesondere im Bereich des Jabal Akhdar das Weltwunder sämtlicher geologischer Alter über einen Zeitraum von rund 1.000 Millionen Jahren präsentiert. Die Arabische Halbinsel lag zweimal am Südpol, einmal vollständig unter Wasser und auch ein gemäßigtes Klima, in dem Wälder wuchsen, die bei Sur Kohleschichten gebildet haben, waren im Entwicklungsprogramm.
Auf Reifen, Füßen und Pfoten durchstreifen wir unsere Super Bowl. Eingekesselt von meist schroffen hohen Bergen, die unsere Blicke magisch anziehen und festhalten, werden Macht der Natur und Ohnmacht ob ihrer Gewalten förmlich spürbar. Tonnenschwere Felsbrocken, zu Tal gestürzt oder von welchen Kräften auch immer eben noch gehalten, bereit zu „kalben“, begeistern!
Das Klima ist phantastisch. Tagsüber herrschen rund 30 Grad Celsius, abends wird es kühl und wir wärmen uns am Feuer dessen Resthitze am nächsten Morgen ausreicht, um leckeres duftendes Brot zu backen.
Unsere Tour in die Berge war, auch wenn wir als Unkundige vieles nicht erkennen können, optisch ein Genuss und fahrerisch nicht ganz anspruchslos. Die zweite, leichte Pistentour durch den Kessel wird dafür garniert von der zirkusreifen Einlage einer Ziege, die über Jürgens Vorderrad springt und von Kamelen, die am Wegesrand grasen, oder heißt es baumen? (s. Foto). Eine dritte off road-Tour beschert uns eine raupenbahnähnliche Piste mit herrlichen Kurven durch das Wadi Bani Hirras bis nach Al Fayq, ans westliche Ende des Kessels, quasi eine Seitenhalle des Museums. In der Oase sind das Grün der Terrassenfelder und die Kühle durch das wenige Wasser im Flussbett Balsam für Sinne und Seele.
Hier im Wadi Mistal musste es dann sein. Durch Rainers (konradontour.de) Vorbereitungen inspiriert, war es mir (Jürgen) seit dem Iran immer wieder zu Bewustsein gekommen: Du hast die Ventile von IVE noch NIE eingestellt, also mindestens seit 50.000 km. Bereits in Dubai habe ich mir die nötige Nuss Größe 36 gekauft (1A Qualität, Made in Japan, <10 Euro), und auf dem Internet recherchiert wie man am 6 Zylinder Deutz die Ventile einstellt. Also alle Bedenken bei Seite geworfen, als da sind:
Was passiert wenn die Anleitungen alle falsch sind?
Was passiert wenn ich eine Einstellschraube vermurkse?
Was passiert wenn die Ventildeckel überhaupt nicht mehr dicht werden?
Wo kriege ich die Planierraupe her, die mich dann wieder aus dem Bachbett zerrt?
…und frisch an‘s Werk.
Da die Rollen bei uns klar verteilt sind, Marion für das Verständnis, ich für das Drehmoment, war logisch wie wir vorgehen: Marion sucht nach Manual die Überschneidung, ich drehe mit besagter 36 er Nuss den Motor durch und stelle nach erfolgreichem Finden der Überschneidung den entsprechenden Zylinder ein (Beim 6 Zylinder: # des Zylinders der Überschneidet + # des Zylinders, der eingestellt werden soll = 7).
Nach schweißtreibendem Erzeugen von Drehmoment und glasklarem Erkennen der Ventilstellung waren bereits nach weniger als 2 Stunden alle 12 Ventile auf das vorgeschriebene Maß von 0,15 mm eingestellt. Noch eben alle Ventildeckeldichtungen mit Dichtmasse bestrichen und am Deckel angeklebt und selbigen wieder aufgeschraubt, schon war das Werk vollendet. Nun nach 24-stündiger vorgeschriebener Wartezeit für das Abbinden der Dichtmasse kam der große Augenblick (frei nach ‚Das Boot‘):
ANBLASEN
Wie immer, ein Hauch genügte, schon stampfte unser Deutzer wieder los, und ich muss sagen, noch geschmeidiger als vorher: ‚Mission completed‘!
Nach fünf Nächten an einer Stelle könnten wir schon fast der Sesshaftigkeit beschuldigt werden, so brechen wir auf nach Ras al Sawadi an den Golf.
Minouk lässt ausrichten: Ziegen jagen ist total klasse, aber birgt auch so seine Gefahren. Die Viecher haben keine Pfoten, sondern Hufen und die sind viiieeel besser geeignet, um über Stock und Stein zu springen, voll unfair! Meine Leute haben das wohl gleich gewusst und deshalb oftmals „nein“ oder „hier“ gebrüllt, diese Spielverderber. Ich muss gestehen, hätte ich besser gehört, wären meine Pfoten wohl nicht mit so vielen Macken übersäht und ich wär die letzten beiden Tage nicht wie ein alter Rüde humpelnd Gassi gewackelt. Nun denn, hab halt viel in der Sonne gedöst und vom Ziegen jagen geträumt. Jetzt sind wir am Strand, ich kann wieder volles Programm rennen, nun sollen die blöden Viecher mal kommen!
Ziegen bislang Fehlanzeige, aber kaum stehen wir am herrlichen Strand kommt Besuch mit Reis, Gemüse, Lamm und Getränken ;-). Wir steuern Tisch und Geschirr bei….
31.12.2016 – 01.01.2017 Zum Jahresabschluss, wie es sich gehört, einige Zahlen: 12.556 km haben wir erfahren, 94 Tage sind wir unterwegs und 66 Stellplätze waren uns „Heimat“; 9 Länder haben wir erst gesammelt und da sind auch noch B, L und F dabei…ihr seht, es braucht noch etwas Zeit bis zur Heimreise….
Wir verlassen unser quirliges Wadi und besichtigen die mächtige Festung in Nakhl aus der persisch-sassanidischen Besatzungszeit, die mit ihren sechs Wehrtürmen auf einem 60m hohen Felsen thront. Eine Umrundung muss genügen, nicht dass wir wieder Burgherren werden. Es ist Silvester und Kingfish wie Sekt wollen wir in Ruhe genießen. Keine Bange ihr Lieben, es gibt noch einiges mehr, wir werden weder verhungern nur verdursten! In der sog. Ghubrah Bowl des nahe gelegenen Wadi Mistal finden wir einen herrlichen Stellplatz unter Bäumen. Minouk entscheidet kurzerhand für uns Drei, dass Ziegenbesuch unerwünscht ist. Er rammt dem Bock seinen Schädel in die Flanke und das Thema ist erledigt. Den Silvesterabend verbringen wir am Feuer. Die Funken und der Knall des Sektkorkens sind für dieses Jahr unser Beitrag zum Jahreswechsel.
31.12.2016 Lieber Jo, wir wünschen dir ein ganz besonders gutes neues Lebens-Jahr mit Gesundheit, Glück, Zufriedenheit und vielen schönen Erlebnissen.
Allen Lieben daheim ebenfalls „Happy New Year 2017“ von Marion und Jürgen.
May the road rise to meet you
May the wind be always at your back
May the sun shine warm upon your face
The rains fall soft upon your fields
And until we meet again
May God hold you in the palm of his hand.
(An Irish Blessing)
Silvestergrüße Neujahrswünsche
27.12.2016 – 30.12.2016 Nördlich von Sohar, der Geburtsstadt von Sindbad der Seefahrer des Helden aus Tausend und eine Nacht https://de.wikipedia.org/wiki/Sindbad fahren wir an den Strand. Nach den extrem sauberen VAE ist der Müll hier wieder gewöhnungsbedürftig. Es dauert nicht lange und ein Omani hält an und fragt, ob wir etwas brauchen. Ja, Telefonkarten und Omanische Rial, natürlich fährt er Jürgen in die Stadt, derweil ich einen Strandspaziergang mit Minouk mache. Der freundliche Herr lädt uns in seinen fußläufig entfernten Garten ein. Hier eröffnet sich uns ein grünes Paradies: Dattelpalmen, Ananas, Mangos, Papaya,…. leider ist Winter und die Ernte vorüber. Einzig getrocknete Limonen nenne ich/Marion nun mein eigen. Noch kurz in den Supermarkt an der Ecke, Milch und alkfrei Bier sind aus, ich darf nicht bezahlen, wir sind ja Gast in Oman, Gott sei Dank habe ich nicht mehr gekauft! Am Abend sitzen wir noch lange draußen und beobachten die Fischer, die mit Autos die Netze aus dem Omanischen Golf schleppen.
Da uns nach der Beschaulichkeit der Berge ist fahren wir in die Wadi-Gegend des Hadschar- Gebirges https://de.wikipedia.org/wiki/Nachl https://de.wikipedia.org/wiki/Hadschar-Gebirge (arab. Jabal al Akhdar). In Al Hazm bei Rustaq parken wir zur Kaffeepause direkt am berühmten Fort inmitten eines Palmenhains 1708 von Sultan bin Saif II. errichtet. Als dieser 1718 starb, führte ein Nachfolgestreit zum Bürgerkrieg. Der ist zwischenzeitlich beigelegt und wir werden kurzerhand für 16 Stunden zu Fortbesitzern. Rashid, der Fortwächter, ist angetan von uns und unserer Freundlichkeit – was meinte er eigentlich??? – so dass er uns den Schlüssel aushändigt, als um 16:00 Uhr die letzten Touris, u.a. eine deutsche Reisebusgruppe, die Anlage verlassen. Wir haben nicht nur freien Eintritt, sondern können bis morgen früh exklusiv die Anlage aus verwinkelten Gängen, Treppen und Gewölben besichtigen, die sehr guten Sanitäreinrichtungen benutzen und natürlich braucht Madame nicht zu kochen, Hähnchen mit Reis, Soße und Salat und – einziger Wehrmutstropfen – eine Flasche Wasser werden uns gebracht. Nachdem wir am 28.12. genau drei Monate unterwegs sind, schlafen wir zum ersten Mal nicht im Womo, sondern unterm Sternenhimmel. Zumindest theoretisch, denn die Lichter der Anlage erlöschen nicht wie versprochen komplett, trotzdem war es für uns alle drei eine irre Stimmung.
Am nächsten Tag setzen wir unsere Fahrt durch die Wadis fort. Wadi Sahtam, Bani Awf, Bani Kharus…herrliche Landschaften, super Pisten, es macht einfach Spaß hier zu sein! Doch kein Paradies ist perfekt, alles ist ausgetrocknet auch wenn der Reiseführer mit Badepools anderes versprochen hat. Es ist halt ein warmer, trockener Winter! Am Ende des Wadi Bani Kharus machen wir Kaffeepause und treffen Gerda und Evert aus Rotterdam, die seit einigen Jahren auf der arabischen Halbinsel wohnen. Es wird zusammen gegessen und geschwatzt, wir erhalten den Tipp, ins Wadi Hamman bei Nakhl (Nachl gesprochen, übersetzt „Dattelpalmen“) zu fahren und eine Einladung nach Muscat mit Waschmaschinennutzung und so! Mal schauen, steht für nächstes Jahr auf dem Plan! Im nahegelegenen Wadi Hamman läuft tatsächlich warmes Badewasser aus den Quellen und bildet einen Bach, der den Einheimischen zum Wäsche waschen, Auto putzen und Baden dient. Ich habe es mit Fußpflege versucht, war ein irres kribbeln, als mir die Fische die Hornhaut von den Füßen geknabbert haben….
Vereinigte Arabische Emirate VAE
24.12.2016 – 27.12.2016 Dezembertage, Zeit der Wehmut ob der gewohnten Traditionen und der lieben Menschen daheim. Im Geiste schwebe ich/Marion manches Mal zwischen heimischer Küche und dem Wohnzimmer wo zahlreiche Gäste den Heiligen Abend feiern. Hoffentlich habe ich nicht all zu sehr gestört ;-)!? Gertrud, deinen Wein haben wir aber trotzdem noch nicht getrunken!
Nur zu gerne lassen wir uns durch Gespräche mit unterschiedlichsten Menschen ablenken: ein in Dubai lebender Engländer; ein Italo-Kanadisches Paar mit einer 125er Vespa unterwegs um die Welt; zwei Deutsche (unabhängig von einander) mit dem Rad auf dem Weg nach Südostasien, mit beiden teilen wir auch Essen und Getränke; ein Paar aus Deutschland, per Camper unterwegs aber in Isfahan aus gesundheitlichen Gründen zur Umkehr gezwungen und nun mit Schwieger-Mutter per Flieger am Strand, den sie auf eigenen Stollen erreichen wollten….Noch schnell in die Dubai-Marina und in der Mall, im sehr versteckt gelegenen African & Eastern, Rotwein und Sekt erstehen. Das Drei-Gang-Menü zum Fest ist schnell zubereitet, 15 Minuten Weihnachten aus der Tüte zum Abschluss (statt des üblichen Espresso, danke liebe Anne, war eine tolle Idee) so verbringen wir vor herrlicher Kulisse mit den Füßen im Sand und spätem Besuch von Benno http://bennopolo.tumblr.com den Heiligabend. Erst gegen 23:30 Uhr OZ stören wir telefonisch die Lieben daheim, die sind ja drei Stunden vor uns noch mit dem Essen beschäftigt. Ganz herzlichen Dank für euer Weihnachtsständchen!
Richtung Dubai-City fahren und schlendern wir am ersten Weihnachtstag durch Bastakiya, Dubais ältestem Viertel. Im Dhauhafen finden wir einen Platz für die Nacht. Im Stadtviertel Deira heißt es noch den Souq-Bereich abarbeiten, bevor wir die VAE zunächst verlassen: ca. 1km Handyläden, etwas weniger Computerequipment, einige Stoff-, Teppich und Kashmirschalläden und dann der Gold- und Spicesouq! In letzterem erwerben wir roten, grünen, weißen und schwarzen Pfeffer, sowie eine Muskatnuss zum fünffachen Preis wie zu Hause. Der Geschmack muss es jetzt reißen, wir werden berichten. Schnell sind wir müde von „ schau´n mer mal?“ „Best copy Rolex Mister“, „semi true watch“, „Madame, handbag Vuitton or Gucci? Best copy“,….was bilden die sich eigentlich ein? Wir können und sind Originale! Zurück zu Ive und ab nach Oman.
Leichter gesagt als getan. Kartenmaterial, Reiseführer, Einheimische – incl. Polizei – und Beschilderung sind immer wieder unterschiedlicher Meinung und so braucht es drei Anläufe. Der erste scheitert daran, dass wir Foreigners sind, der zweite am Gewicht, ne wir haben über Weihnachten nicht zugenommen, Ive hat 5 Tonnen zu viel. Bei Katmath Milahah erreichen wir nach knapp dreistündigen Grenzformalitäten omanischen Boden, nicht ohne zuvor erneut eine 2,5 T-Begrenzung durchfahren zu haben, nur haben wir uns dieses Mal nicht erwischen lassen.
24.12.2016 Liebe Familie, Freunde, Bekannte, Blogbesucher, besinnliche und auch fröhliche Feiertage sowie Frieden in euch und um euch herum sowie unser herzlicher Dank für die Weihnachtsgrüße.
Marion und Jürgen
Wann fängt Weihnachten an?
……….wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht, Geborgenheit, helles Leben verspricht, und du zögerst nicht, sondern du gehst, so wie du bist, darauf zu,
dann, ja dann fängt Weihnachten an. (Rolf Krenzer)
Altarteppich in der Bethlehemkirche in Jolfa, Isfahan
18.12.2016 – 23.12.2016 Zum Frühstück kommt eine Kamelschar zu Besuch. Neugierig kommen die großen Tiere näher, keine Menschenseele in Sicht. Was tun? Minouk ins Auto denn ein Verhältnis von ca. 1:20 erscheint uns ungünstig, Kamera zücken, Ruhe bewahren und schauen was geschieht. Nichts…. Sie schieben ihre langen Hälse suchend hin und her, schauen sich alles an, drehen ab und schwanken gemächlich weiter Richtung Wüste. Nun kommt auch der Hirte mit dem Quad, ganz der neuen Zeit entsprechend; leider ist kaum eine Unterhaltung möglich, er spricht kein englisch. Wenig später kommen die Tiere zurück, umrunden uns nochmal und alle ziehen von dannen.
Gegen Mittag, wann auch sonst, gehen wir spazieren. Oben auf einer Düne, nah was wohl? Richtig, die Kamelherde mit Kurs auf ihren Verschlag, der zwischen uns und Ive liegt. Minouk anleinen, Ruhe bewahren, wir sind ja nun schon Experten und zügig den Verschlag passieren, bevor die Herde die Ebene erreicht. Da haben wir aber die Rechnung ohne die Kamele gemacht! Die Herde zieht es ob der Abwechslung – wer geht hier schon zu Fuß mit so einem komischen Vierbeiner – am Verschlag vorbei. Dicht trotten die Wüstenschiffe hinter uns dreien her, die langen Hälse immer neugierig Richtung Hund ausstreckend. Damit Minouk sich nicht so oft nach den potentiellen Spielkameraden umdreht, gehe ich/ Marion als Letzte, denn wenn ich mich umdrehe und stehen bleibe stoppt auch die Herde. Die Tiere strecken ihre Häupter hoch erhoben gen Himmel als hätten sie mit nichts etwas zu tun. Sollen sie ruhig hochnäsig dreinschauen, der Abstand zwischen Hund und Kamelen wird so jedenfalls wieder größer. Für ca. 15 Minuten zieht unsere Karawane so langsam aber stetig Richtung Auto. Es muss ein irrwitziges Bild gewesen sein, das wir Drei und der Kameltross abgegeben haben. Leider hatte ich keine Kamera dabei, um die Mittagszeit ist das Fotolicht ja bekanntlich schlecht.
Am Nachmittag fahren wir in die Stadt, E-Mails lesen und bloggen, wir haben am Platz den falschen Provider. An einem Betonklotz mit Schatten eröffnen wir unser Büro. Kurz darauf kommt ein Einheimischer und fragt, ob wir mit dem Truck draußen in der Wüste in der Nähe seiner Kamelherde campen würden? Jauw, sind wir! Wir werden ins Haus eingeladen, es gäbe Wi-fi, was wir nicht brauchen, Tee, den wir gerne annehmen und ein interessantes Gespräch über Gastfreundschaft, Renn- und andere Kamele, Bildung und Wissenschaft. Das Problem mit dem Wasser tanken haben wir nebenbei auch gelöst. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fahren wir zurück. Zufälle gibt es!
In der Abendsonne ist die Wüste um uns herum besonders schön. Auf und ab, wie Wellen auf dem Meer breiten sich die Dünen aus, ein Lichterspiel von hellbeige, über ockergelb bis zu kupferrot. Anders als am Meer geht mit dem Wellengang kein ständiges Rauschen und Tosen einher, sondern es herrscht nahezu greifbare Stille. Die 25 km lange Straße von den Oasen zur Morabdünenarea ist ein fahrerischer Traum. Rauf und runter, sanfte schnelle Kurven, phantastische Ausblicke in die sich laufend ändernde Sandlandschaft, hier und dort garniert mit Grün, Kamelstallungen und Nomadenzelten, ockergelber Sand, der auf dem Asphaltband tanzt, angetrieben vom Wind und den wenigen Fahrzeugen… Wer lieber die blood, sweat and tears-Version möchte, bitte sehr: einfach in den Sandkasten abdriften. Nichts für mich, evtl. schreibe ich es auf die to-do-Liste für´s nächste Leben, aber höchstens ganz nach hinten, mir reichen An- und Abfahrt zu Ive.
Heute sind wir eine Woche in den VAE. Die meisten Overlander, die wie wir in Sharjah ankommen, fahren zügig weiter in den Oman, da es dort ursprünglicher und mit weniger Superlativen zugeht. Eine berechtigte Haltung. Nur, was ist ursprünglicher? Liebe Historiker, wie weit muss eine Ära in der Vergangenheit liegen, damit sie die entsprechende Kategorisierung erhält, und was ist an der aktuellen Epoche, die ja auch irgendwann einmal die sogenannte gute alte Zeit sein wird, so wenig attraktiv? Wären wir, die wir heute mit Netz und doppeltem Boden reisen, hier, wenn wir ursprünglicher reisen müssten? Mit Diplomatie und politischer Weitsicht ist es jedenfalls sieben Oberhäuptern mit verschiedensten Interessen und Voraussetzungen gelungen, seit 45 Jahren ein Staatengebilde zu etablieren, das Herausragendes auf die Beine gestellt hat. Eine vergleichbare Leistung von sieben EU-Politikern, gerne auch mehr, steht aus, um den Vereinigten Staaten von Europa ein Gesicht zu geben.
Die Emiratis sind gast-freundlich, hilfsbereit und interessiert. Dass auch die Privatsphäre zu einem Gut gehört fällt positiv auf, niemand würde hier früh morgens an die Tür klopfen um „Foto, Foto“ zu erbitten.
Wir brechen auf Richtung Abu Dhabi, zum Weihnachtsshopping aber nicht ohne dem Tipp des Rennkamelbesitzers zu folgen und den Kamelcontest in Madinat Zaiit zu besuchen. Das eine Woche dauernde Al Dhafra-Festival ist ein riesen Rummel, um internationalem Publikum Rennkamele vorzuführen und zu verkaufen. Ausnahmsweise handelt es sich um eine reine Damengesellschaft, die Hengste eignen sich aufgrund der hohen Muskelmasse nicht zum Rennen. Zum inneren Zirkel hätten wir als individuell reisende Touris keinen Zutritt gehabt, aber ein junger Emirati erkennt uns als solche und gibt sich als unser Führer aus, so lernen wir aus erster Hand einiges über die Kamele und den Contest. Wir wollen selbigen schon verlassen, da lädt man uns im Namen von HH Sheik Sultan bin Zayed Al Nahyan in sein Camp ein! Nee, das ist keine persönliche Einladung oder Auszeichnung, eine entsprechende Einladung wird allen Touris gewährt. Hin und her überlegt, Einladung angenommen und es wurde ganz interessant. Es gab neben einigen wenig spektakulären Tanzveranstaltungen (der Herren!) und Haarmähnenschütteln (einiger weniger Damen) eine schiere Unmenge an Landesspezialitäten: diverse Salate, Pasten, warme und kalte Vorspeisen, herzhafte Hauptgerichte aus Fisch und Fleisch bis hin zu einer fast unüberschaubaren Menge an Süßem und Obst. Wir haben uns redlich bemüht möglichst vieles zu probieren, war ja all you can eat und vom Sultan gespendet! Mir/Marion hat Kamel auf traditionelle Art zubereitet am besten zugesagt, ein köstlich aromatisches und butterweiches Muskelfleisch. War sicher mal ein Hengst, der zu sonst nichts taugte. Bei den Süßigkeiten lagen die hauchdünnen Maispfannkuchen mit Kokosnuss und die frisch gebackenen Sesambällchen Kopf an Kopf. Das Obst war nur wenig besser als bei uns… Getränke? Na ja, das Wasser war frisch und kalt, die warme Ingwermilch ungewöhnlich aber sehr mundend, der Tee hatte zu viel Milch und Zucker gesehen, bevor er den Weg in mein Glas fand. Alles in allem wäre mir ein vollmundiger, trockener Roter lieber gewesen. Während der ganzen Zeit hatten wir nie das Gefühl als Dekoration für die Veranstaltung zu dienen, im Gegenteil man interessierte sich für uns und Deutschland und war stets bemüht, uns die arabische Kultur und Lebensweise näher zu bringen. Wir haben die Nacht im Sultanscamp verbracht, so vollgefr….wollte keiner mehr fahren.
Der Weihnachtseinkauf in dem als besonders ausgewiesenen Supermarkt war ein totaler Reinfall und den wenn auch nur geringfügigen Umweg nicht wert. Wir schaffen es noch bis zum Strand von Dubai, da wir das Essen heute bis zum Abend haben ausfallen lassen. Hier wollen wir die zeit nutzen, die Weiterreise in den Oman zu konkretisieren.
Viele Grüße zum 4. Advent
16.12.2016 – 17.12.2016 Ihr habt es sicher schon gemerkt, wir sind noch nicht reif für die Metropolen der VAE und besuchen zunächst die Liwaoasen, die sich ca. 60 km entlang der saudi-arabischen Grenze erstrecken und am Rande der legendären Wüste Rub al-Khali (Leeres Viertel) liegen. Alljährlich im April sind sie Etappenziel der internationalen Offroad-Weltmeisterschaften Abu Dhabi Dessert Challenge. Die Anfahrt auf der 70km langen und schnurgeraden Straße ist eintönig, auch die, wenn auch kurvige, Oasenstraße überzeugt uns nicht wirklich, kein Vergleich mit der Straße der Kashbas oder den Oasen in Marokko. Wir beschließen, nachdem wir noch eben einen Wüstensohn aus dem Sand geschoben haben, zur 15 km entfernten Moreb Düne zu fahren ein fast 300 m hoher und 1,6 km langer Sandhaufen. Die Anfahrt ist schon eher nach unserem Geschmack. Im Ergebnis entpuppt sich das Ganze als Spielplatz für „Erwachsene“ garniert mit Hunderten von Fliegen. Während wir so draußen sitzen, düsen in gebührender Entfernung die Herren mit PS-Boliden durch den Sand und verbrennen im Laufe des Tages/Abends so einige 100T$ für Kraftstoff, Kupplung, Auspuff und der eine oder andere Motor hat die Hetzjagd wohl auch kaum überlebt.
Am Morgen denken wir über den Lärm der nahen ‚Rennstrecke‘ sowie über die Wüstenfliegenplage nach. Nun, den Autos und solchen die es werden wollen, kann man noch Unterhaltungswert abgewinnen, aber das mit den vielen, vielen Fliegen zwingt uns dann doch in die Knie. Wir wollen einige Kilometer zurück fahren und auf einer Piste, die von der Straße abzweigt, unser Glück versuchen.
Gesagt, getan, im Sand versunken. Somit setzen wir den ersten Versuch einen besseren Platz zu finden leider in den Sand. Stilecht hat IVE sich mit den Hinterrädern eingegraben, rien ne vas plus. Zum Glück habe ich/Jürgen sehr schnell eingesehen, dass jetzt alles ran muss, was wir aufbieten können. Sandbleche vom Dach, Bergekissen aus dem Keller, Unterlegehölzer zusammen suchen und Spaten geschwungen. Nach 2,5 Stunden ist es dann soweit, die Räder greifen wieder und erst mal 200 m rückwärts „brettern“, um das rettende Ufer zu erreichen. Dann noch eben alles wieder verstauen und nach 3 Stunden gratulieren wir uns gegenseitig und starten einen neuen Versuch in Sachen Stellplatzsuche. Der ist erfolgreich, wir haben DEN Platz gefunden. Um unseren festen Willen zu dokumentieren, hier erst mal zur Ruhe zu kommen laden wir die Motorräder ab und den Pavillon auf. Wir sind in der Wüste, mitten in der Rub al-Khali.
Übrigens, gestern habe ich meine Signatur auf dem Allrad-Forum noch um einen klugen Spruch ergänzt: ‚A ship in the harbour is save, but that‘s not what ships are build for.‘ Stimmt!
13.12.2016 – 15.12.2016 Der Seelenverkäufer hat es in die VAE geschafft; um 09:00 Uhr erreichen wir den Hafen von Sharjah, ca. 8 Stunden später können wir ihn endlich verlassen. Zwischenzeitlich Bürokratie noch und nöcher; die Organisation ist besser als in Iran, die englischen Sprachkenntnisse ebenfalls, das hilft zumindest psychologisch. Das Visum ist eine Sache von einer Stunde dann sind die Stempel in den Pässen, aber der Import von Fahrzeugen (und dann auch noch 3 für 2 Leute) ist für alle Beteiligten eine Herausforderung. Zwischenzeitlich findet sich ein Duty free, der Bier und Rotwein verkauft, ein Lichtblick für den kommenden Abend. Ein Mitstreiter aus D, F oder AU kennt einen Parkplatz am Strand ca. 5 Km vom Hafen entfernt dort wollen wir uns treffen. Raus aus dem Hafen, etwas einkaufen, ab zum Strandparkplatz…..relaxen. Noch lange sitzen wir mit Gregor und Lisa, einem jungen Pärchen aus Wien, beisammen und tauschen Reise- und Autoinfos aus.
Nach dem Frühstück und einem ausgiebigen Abschied brechen wir nach Dubai zum Strandparkplatz auf, zuvor besorgen wir noch etwas Werkzeug, Ive braucht eine Überprüfung/Einstellung der Ventile…zwei neue Telefonkarten und machen einen etwas größeren Einkauf. Mit Blick auf das Burj Al Arab, das angelblich bekannteste und höchste Hotel der Welt, genießen wir an einem weitläufigen Sandstrand die Sonne. Es ist ein berauschendes Gefühl mit den Füßen im Sand den gedämpften Lärm der Metropole Dubai zu hören und das Lichtermeer als Panorama vor Augen zu haben. Mal schauen ob wir für Weihnachten oder Silvester an diesen Platz zurückfahren. Wen treffen wir wieder? Die Franzosen, damit wird der Abend länger als geplant, vin rouge und Calvados beflügeln die Sprachkenntnisse und Adressen werden ausgetauscht, mal schauen wo in der Welt man sich wiedertrifft, auch das Bordelaise hat durchaus seine Reize! Wir brechen auf Richtung Liwa-Oasen an die Grenze zu Saudi Arabien. Dort wollen wir eine Bleibe für einige Tage finden und Urlaub vom Reisen machen. Doch zuvor liegt mit dem Emirates National Auto Museum noch ein must see auf dem Weg, welches ca. 200 alte bzw. ungewöhnliche Autos zu bieten hat. Anmerkung: mehr Autofotos bei Jürgen´s Sammlung….
Iran/Persien
08.12.- 12.12.2016 Am Persischen Golf verbringen wir 2,5 Tage. Faulenzen, lesen, wandern bestimmen die Zeit…ok, ich habe noch Marmelade gekocht, denn die geschenkten Früchte mussten verarbeitet werden, bevor wir nach Bandar Abbas aufbrechen. Von hier wollen wir Iran am 12.12. Richtung VAE zum Hafen von Sharjah verlassen. Rund 11Tkm werden wir dann mit Ive in 75 Tagen gefahren und 52 Übernachtungsplätze gesammelt haben. Motorradkilometer sind leider nur wenige Hundert zusammen gekommen. Eine Mischung aus bisherigem Reiserhythmus, Wetter und notwendigen to does standen dem Biken oftmals im Wege. Nicht nur deshalb freuen wir uns auf die VAE und Oman, wo es deutlich langsamer voran gehen soll; 2,5 Monate haben wir für den recht kleinen Teil der Arabischen Halbinsel mal vorgesehen. Vorher heißt es noch Fett zum Abschmieren für Ive besorgen sowie Wasser und Diesel tanken. Zum ersten Mal in Iran gestalten sich beide Tankvorgänge aufwendig. Wasser finden wir nach mehreren Anläufen, Diesel bekommen wir jedoch nur 60L. Das ist nicht weiter problematisch, in den Tanks ist noch so einiges und bis zum Hafen sind es keine 100 km mehr. Tanken ist in VAE zwar nicht ganz so preisgünstig wie in Iran, aber auch dort wird es keine gravierenden Löcher in die Reisekasse reißen.
Um 08:45 Uhr sind wir im Hafen von Bandar Abbas angekommen. Seitdem ist Jürgen von Büro zu Büro gelaufen bzw. mit Auto und Mopped gefahren worden, um unsere Ausreise und Überfahrt zu regeln. Immer kommen neue Zettel hinzu, die very important sind, wir aber (noch) nicht haben. Gaaanz wichtig sind copies….Ab und an muss ich auch mein Gesicht zeigen und mein internationaler Führerschein wurde einer Sonderüberprüfung unterzogen. Jetzt, 15:30 Uhr fehlen noch die Stempel in den Pässen und die Tickets, beides sollen wir um 18:00 Uhr erhalten. Gegen 22:00 Uhr ist die Abfahrt der Fähre – das was die als solche bezeichnen, um morgen früh in den VAE anzukommen. Evtl. wird aus Minouk ja doch noch ein Seehund….Das Ganze hat neben Zeit und Nerven bislang auch noch knapp 1T$ gekostet, aber das wussten wir vorher. Aber wir haben auch noch Glück, 6 andere EU-Reisende mit 3 Campern sitzen hier wegen Sturm auf dem Golf seit Samstag im Hafen fest und kamen weder raus noch auf See! Na ganz so ist es nicht gekommen: Die Auslagen für die Dokumente waren noch etwas teurer, in VAE kommen ja auch noch ein Paar $/Dirham hinzu, die Tickets haben wir erst gegen 20:00 Uhr bekommen, die Exitstempel noch etwas später und der Seelenverkäufer hat erst nach 23:00 Uhr den Hafen verlassen.
Kekse zum dritten Advent
29.11. – 07.12.2016 Sorry ihr Lieben, wir hatten lange Zeit kein brauchbares Internet zum bloggen, deshalb gibt es jetzt mal wieder ein wenig mehr zu lesen und zu sehen…..
Der Besuch von Persepolis (https://de.wikipedia.org/wiki/Persepolis) ist ein weiteres Highlight der Reise. Darius der Große fasste ca. 500 v. Chr. den Entschluss, Macht und Größe seines Achämenidenreichs mit einer ebensolchen Anlage zu unterstreichen. Und wie das so ist im Leben finden sich mehr oder weniger schnell Neider, die es sich zum Ziel setzen, Anderen zu schaden – koste es, was es wolle. Im Fall von Persepolis war es der Alexander, dem nachgesagt wird, die Anlage ein Jahr vor der großen Keilerei, also 332 BC weitgehend niedergebrannt zu haben. Neben Schutt und Asche tat Sand seins dazu und die großartige Stadt der Perser ward vergessen, bis deutsche Archäologen Anfang des 20. Jhdts. begannen, das Ganze wieder auszubuddeln. Auch heute noch sind die Überreste dazu angetan, Staunen hervorzurufen; bei uns vor allem das „Tor aller Länder“ in seiner Monumentalität und die Reliefs im Apadana-Palast in ihrer Plastizität und Detailtiefe.
Von Persepolis ist es nicht weit bis Shiraz, https://de.wikipedia.org/wiki/Schiras, bis zur Revolution u. a. für seine Weine aus der berühmten Traube, auch Syrah genannt, bekannt…..Vereinzelte trockene Stöcke sehen wir, die Weinproduktion ist in Iran ebenso wie die anderer alkoholischer Getränke verboten und so hat die Traube Migrantenstatus in Australien, Südafrika und Südfrankreich erhalten. Der Dichter Hafis, ein berühmter Sohn der Stadt aus dem 14. Jhdt. hat es mit der Ode an die Freuden des Daseins im Werk Diwan den Iranern bis heute angetan. Rund 500 Jahre nach seinem Tod hat sich Goethe ausgiebig mit der Poesie des Dichters beschäftigt und in dem Werk der Westöstliche Diwan spielt er auf Motive und Bilder aus diesem Poem an.
Leider ist mal wieder Feiertag und die Besichtigungsstätten sind geschlossen. Das Pech hatten wir schon in Pasargad und Persepolis, wir können bzw. wollen aber nicht immer bis zum nächsten Tag warten. So genießen wir die Feiertagsstimmung in den Straßen und Gassen und bedauern nur, dass große Teile der Basarshops nicht offen sind, denn das Bummeln durch diese Shoppingmalls hat sich zu einer Art Lieblingsbeschäftigung entwickelt. In einem Laden mit typischen Süßigkeiten aus Fruchtgelees, Nüssen, Mandeln, Honig und Safran probieren wir uns durchs Angebot nicht ohne anschließend eine Auswahl zu erstehen. So ausgestattet und mit einem Tea to go sitzen wir am Meydan in der Sonne und lassen es uns gut gehen. Natürlich lässt der einheimische Gesprächspartner nicht lange auf sich warten. Da er gut englisch spricht, ergibt sich eine interessante Unterhaltung über den Islam und seine verschiedenen Glaubensrichtungen sowie über das Christentum. Oftmals haben wir bereits erlebt, dass das für die Iraner wichtige Themen sind.
Im frühen Nachmittag erlösen wir Minouk von seiner Aufsichtspflicht im Auto und fahren noch von Passanten beschenkt mit Bitterorangen weiter Richtung Osten. Der See, den wir ansteuern wollten, hat sich bei genauer Recherche abends als Salzsee entpuppt (nicht der vom Foto, sondern weiter östlich) und so ändern wir die Pläne und fahren östlich von Neyriz nochmals in die Wüste, um einige Tage in der Abgeschiedenheit Muße (für uns) und Freilauf (für Minouk) zu finden.
PS: In Shiraz ist das nahezu Unmögliche geschehen. 2!!! PKW-Fahrer haben angehalten, damit wir die Straße queren können!
In Estahban, der Stadt mit den größten zusammenhängenden Feigenplantagen in Iran, halten wir an, um unsere Vorräte aufzufüllen. Insbesondere Alkfreibier ist ausgegangen, Apfelsaft haben wir seit heute auch keinen mehr. Es kommt wie es kommen muss, ihr wisst schon was, wir werden wieder eingeladen. Diesmal von einem jungen Mann, der recht gut englisch spricht und uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt und Umgebung zeigen möchte, während seine Mutter uns einen traditionellen Lunch zubereitet. Schnell werden wir schwach, zumal er auch eine Lösung dafür hat, dass wir Ive mit Wasser betanken müssen. Na, eigentlich nicht für ihn, er verzehrt immer noch lieber Diesel, aber er schleppt ja tapfer unsere Wasservorräte durch die Gegend. Der „Wasserfall“ in der Stadt ist eher trostlos, aber außerhalb des Ortes, wo die Wassermassen vom Felsen stürzen, ist der Anblick nach den Wochen der Trockenheit überwältigend. Zu fünft wandern wir, zwei seiner Kumpel begleiten uns noch, zu einer der verschiedenen Quellen und erfahren dabei wieder einiges über die jungen Leute und ihre Ansichten über ihr Land. Zurück in der Stadt erleben wir diesmal einen eher traditionellen Haushalt, wo uns ein warmes Essen, Früchte und Kaffee serviert werden. In der Reifenwerkstatt von Vater und Bruder tanken wir Wasser und beschenkt mit Zitrusfrüchten aus dem Garten sowie einer Rose verlassen wir Estahban vier Stunden nach unserer Ankunft. Aufgrund der herannahenden Dunkelheit sind wir ausgesprochen zügig unterwegs und verpassen unseren ersten gefahrenen 10.000 dieser Reise. Wie „geplant“ finden wir Richtung Beshneh einen schönen Platz zwischen Feigenbäumen abseits menschlicher Siedlungen, genießen draußen unser Bier, einen Zigarillo ohne Schal, die Stille, Sterne und Kometen.
Minouk ist glücklich nach Herzenslust laufen und streunen zu können und wir laden zum ersten Mal in Iran die Betas ab und fahren ins Outback. Nachdem wir nun drei Abende hier sind, geben sich die Besucher die Klinke in die Hand, man erkundigt sich nach unserem Wohlergehen, benötigen wir etwas?, beschenkt uns mit Granatäpfeln und Orangen…. Einzig die Polizei bringt keine Gastgeschenke, zieht aber nach der Visakontrolle zufrieden von dannen. Da sich die Overlandland Armstrongs angekündigt haben – wir hatten vor einiger Zeit unsere Kontaktdaten ausgetauscht – bleiben wir noch eine weitere Nacht und verbringen mit den Beiden einen netten Abend und ein gemütliches Frühstück in der warmen Dezembersonne Irans. Wir fahren alle nach Bandar Abbas, aber die beiden müssen früher dort sein als wir und so nehmen sie die Hauptstraße und wir die längere und landschaftlich reizvollere Route durch die Berge.
Die Tour durch die iranische Bergwelt ist mal wieder Reality TV pur, jede Kurve eine neue Szene und ein anderer Hintergrund. Die Berge sind an Formenvielfalt einfach nicht zu überbieten. Einzig Wasser fehlt nahezu völlig in der Inszenierung. Je näher wir dem Persischen Golf kommen, umso grüner wird die Landschaft, was aber auch hier nur dank intensiver Bewässerung möglich ist. Dattelpalmen, Orangenbäume, Baumwollfelder und grüne Wiesen verändern die Landschaft. Die Menschen in dieser Gegend erscheinen von dunklerer Hautfarbe und viele Frauen tragen buntere Kleidung. Es ist die Region der Qashgai-Nomaden türkischen Ursprungs, die allerdings heutzutage häufig sesshaft geworden sind. Die eigenartigen Behausungen entlang der Straße erinnern an die Trullihäuser in Alberobello, Italien. Hier sind es Zisternen.
Heute sind wir 10 Wochen auf Tour und am Persischen Golf angekommen.
Marion und Jürgen wünschen einen schönen 2.Advent
24.11. – 28.11.2016 Der Abschied vom Camp fällt recht leicht, denn wir müssen für drei Nächte parken, einmal Waschmaschine benutzen, zwei geschenkte Granatäpfel, vier geklaute Khakis und 140 L Frischwasser 65 € bezahlen. Es tut uns aber keinesfalls leid, hier „aufgetankt“ zu haben, wir sind halt nur verwöhnt, was Übernachtungskosten angeht, der Durchschnitt/Nacht liegt bei knapp über 2€.
Kurz vor Isfahan finden wir recht schnell einen Händler, der loari bateries (oder so ähnlich, ihr merkt, farsi ist gaaanz einfach…) verkauft. Leider hat er nicht die richtige Größe vorrätig, der Versuch unsere defekte zu reparieren schlägt fehl und so wird schließlich die eingebaut, die am besten „passt“. Sie liefert etwas weniger Strom, aber Ive meldet sich gehorsam (er hat ja schließlich zwei Batterien) zur Arbeit!
Weiter nach Isfahan, in die aus Achämeniden-Zeit (ca. 500 v.Chr.) stammende Oasenstadt am (ausgetrockneten) Zayandeh Rud, die mehr als 2 Mio. Einwohner zählt und damit eine der größten Städte Irans ist (https://de.wikipedia.org/wiki/Isfahan) . Unsere Eindrücke von der Stadt, in der wir 2,5 Tage verbringen, sind widersprüchlich. Die schönste Stadt der Welt!? Das ist sehr lange her. Ja, es gibt zahlreiche wunderschöne Plätze, Moscheen, Alleen, Parks, eine phantastische Uferpromenade mit wunderschönen Fußgängerbrücken aus dem frühen 17. Jahrhundert, der Blütezeit der Stadt; nicht zu vergessen das Armenierviertel und die riesigen Basarkomplexe am Meydan-e Imam und im alten Isfahan rund um die Freitagsmoschee….aber dies sind Mosaiksteine in einem großen Gesamtbild, das stark geprägt ist von Großstadthektik, Lärm, Verkehrsinfarkt, Baustellen, verfallenden Gebäuden, Bausünden und dergleichen.
Es ist kalt in Isfahan, nah am Gefrierpunkt, aber die Strahlung der Wintersonne, wenn sie denn mal scheint und kein Wind weht ist enorm. Oftmals werden wir angesprochen, meistens auf unseren nice dog, und nach Fotos gefragt. Die müssen dann in unterschiedlichsten Personenkonstellationen kreiert werden und das dauert, vor allem, weil unser Fotomodell so langsam die Lust auf dogwalk, catwalk geht ja schlecht, verliert. Würden wir für jedes Foto einen Euro bekommen, hätten wir die letzten zwei Monate finanziert. Trotzdem laufen wir viel und es lässt sich nicht vermeiden, Straßen zu kreuzen, das hat leider etwas von Russisch Roulette. Insgesamt ist der Verkehr in Iran gewöhnungsbedürftig, jeder schaut nur auf sein persönliches Fortkommen. Mit Ive ist das bedingt stressig, haben wir doch gewichtige Argumente auf unserer Seite. Aber als Fußgänger bangen wir des Öfteren zumindest um unsere körperliche Unversehrtheit. Am Steuer ihres Wagens vergessen die ansonsten sehr freundlichen Iraner jedwede Manieren. Hinzu kommt, dass der Beleuchtung von Plätzen und Gebäuden eine höhere Priorität eingeräumt wird als von Fahrzeugen. Nebenbei wird telefoniert, gehupt, gegessen…….Nun denn, wir haben es er- und überlebt, morgen (27.11.) geht es Richtung Persepolis.
Ein Abend im Kreise einer iranischen Familie (25.11.)…….Nach einem wunderschönen Tag in der Stadt und zurück in unserer Wohninsel bereite ich Tee, derweil Jürgen an Ive noch das IR-Nationalitätenkennzeichen anbringt. Das ist mal wieder Anlass zu einem Gespräch, wir können uns kaum irgendwo aufhalten, ohne gegrüßt und nach dem woher und wohin gefragt zu werden. Nach einiger Zeit ruft Jürgen ins Auto „Marion ich bringe einen Gast mit der gern unser Heim anschauen möchte.“ „Kein Problem, aber ich lege keine Verkleidung an“ – auch kein Problem und so erzählt Jürgen dem freundlichen Herrn, der etwas englisch spricht, über unser Auto. Nach ca. 20 Minuten fällt dem Herrn ein, dass seine Frau im Auto sitzt….die kommt nun auch rein, wir rücken zusammen und trinken Tee. Und dann geht es los: wir werden eingeladen in das Zuhause der Familie. Eigentlich haben wir heute keine Lust. Wir sind müde gelaufen und erzählt, haben einen guten Platz, um morgen nochmals die City zu besuchen, denn die Wohnstätte liegt rund 20 Km in die falsche Richtung. Wir wollen auf morgen Abend verschieben, das geht aber irgendwie nicht. Wir können ja das Auto haben, um zurück in die Stadt zu fahren. Ne, Auto ist nicht gut, die Wohnung liegt ja außerhalb der Stadt, also längere Anfahrt, Parkplatz suchen, hieße wir müssten Minouk noch länger allein lassen, mehr als sechs Stunden wollen wir ihm nicht zumuten. Der nächste Einwand: Unser Stellplatz ist gar nicht gut, morgen ist das (iranische) Wochenende vorbei, dann ist der Verkehr immens und bestimmt kommt auch die Polizei…wir argumentieren noch, dass es eine Stunde dauert unseren Ive fahrbereit zu machen; kein Problem man hat Zeit und wir geben auf… Während wir alles verstauen und abfahrtbereit machen telefoniert der Iraner und ich glaube verstanden zu haben, dass jetzt irgendwer irgendetwas zu tun bekommen hat, weil man Besuch aus Djermani mitbringt. Jürgen und sein neuer Kumpel fahren mit Ive und ich darf neben der Dame im Auto Platz nehmen, die sich vor der Abfahrt noch kurz in die Funktion desselben einweisen lässt; das kann ja heiter werden und wie befürchtet würgt sie das gute Ding dann auch erst einmal ab. Um Laib und Leben fürchtend fahren wir mindestens 30 km in Richtung Süden, von Jürgen mit Ive keine Spur. Die Dame spürt wohl mein zunehmendes Unwohlsein und erklärt mir mehrfach in sehr schlechtem englisch, dass no danger besteht und return to husband auch auf dem Plan ist, wir aber zunächst zur Wohnung ihrer Mutter müssen. Ah, so! Dort angekommen plündert sie den Obstbestand des Kühlschranks, so ca. 5 Kg und mehr. Derweil schaue ich mich in der schönen Wohnung um und mir wird erklärt, dass sie und ihre Tochter Piano und Violine lernen, so komme ich zu einem Violinspiel ganz allein für mich. Zurück Richtung Stadt und die versprochene Wiedervereinigung mit Jürgen findet statt. Mir war zwischenzeitlich mal eingefallen, dass mein Handy „tot“ ist und ich auch nicht über die iranische Telefonnummer von Jürgen verfüge. Nun geht es Schlag auf Schlag. Die Tochter des Hauses, die sehr gut englisch spricht, ist dazu auserkoren uns zu bewirten und zu unterhalten bzw. zu übersetzen. Der Sohn versteht aber spricht kein englisch!? Zunächst kommt die große Obstschale, Kekse und dunkle Schokolade auf den Tisch, der super süße Fruchtsaft darf nicht fehlen und ich erkläre mich vorrübergehend zu einem Menschen mit „Zuckerproblemen“. Nun gibt es Wasser und Tee, schwarz oder grün oder beides???? Eine Suppe aus Bohnen, Kichererbsen, Nudeln und Minze wird uns gereicht, die stammt von der Nachbarin, die kurzfristig in die Verköstigung einbezogen wurde. Es wird über Regierungen, Religion, Universitäten, Männer und Frauen und so einiges mehr gesprochen…. Dann: „What would you like for dinner?“ Wir schauen uns groß an, Dinner? Wir sind doch pappsatt und es ist nach 22:00 Uhr. Ja, doch, jetzt gibt es Dinner, die Familie muss ja schließlich auch was essen. Ok, also ablehnen geht nicht, sonst verhungert der Clan. Salat vielleicht? Ok, das Ehepaar verschwindet zum Einkauf und ich mit der Tochter auf den Balkon zum Rauchen und es entwickelt sich ein interessantes Gespräch von Frau zu Frau. Sie hasst ihr Kopftuch, die Vorschriften der Kleiderordnung insbesondere die des Chadors an der Uni, Beziehungen zwischen jungen Menschen sind schwierig und Frauen ist nichts und Männern alles erlaubt… Sehe ich da Sehnsucht nach mehr Selbstbestimmtheit in den großen, dunklen und traurig-trotzigen Augen? Die Eltern kommen zurück und wir essen natürlich nicht nur Salat, es gibt zudem Gemüse, Lamm- und Tomatenkebap sowie Reis mit Berberitze und Zitrone. Morgen, ne heute, gibt es dann Diät, denn erst um 00:30 erlösen wir Minouk von seiner Einsamkeit und fallen ins eigene Bett, die Schlafstätte im Appartement der Familie haben wir nach einiger Diskussion ablehnen dürfen, dafür müssen wir aber zum Frühstück wieder erscheinen….Eine wundervolle Erfahrung in Sachen Gastfreundschaft, in Deutschland so nicht vorstellbar!
Unterwegs nach Persepolis machen wir Halt in Izadkhast, um bei Kaffee und Kuchenähnlichem einen Blick auf die Ancient City und die Karawanserei zu werfen. Da haben wir mal wieder die Rechnung ohne die Iraner gemacht. Während wir noch ein wenig durch die Flussaue laufen und Fotos machen, fährt ein Auto auf der anderen Flussseite entlang und wieder werden wir eingeladen in das Haus einer Familie. Da niemand eine uns geläufige Sprache spricht und wir an unsrem Zeitplan festhalten möchten, lehnen wir ab und erläutern, dass wir in Persepolis mit Freunden verabredet seien. Der Himmel, wer auch immer dort das Sagen hat, möge uns die Notlüge verzeihen. Der freundliche Herr lässt es sich aber nicht nehmen speziell für uns die Karawanserei zu öffnen und so kommen wir in den Genuss einer Privatführung. Natürlich muss es noch Fotos mit dem Hund geben……
In Pasargad, einer Gründung von Achämenes (um 700 v. Chr.), werden wir von der Polizei hinter Schloss und Riegel verfrachtet. Vor dem Zaun sei es nicht sicher!? So verbringen wir die Nacht gut bewacht in einem netten Hof. Die historische Stätte und der Persische Garten sind leider geschlossen – na ja ist halt November und wir sind auf annähernd 2000m. Ist uns irgendwie nicht so richtig klar gewesen, sind die Temperaturen doch wieder an der 20 Grad-Marke angekommen.
Weiter Richtung Persepolis bis zu den Königsgräbern bei Naqsh-e Rostam. In dem uralten Nekopolenhügel sind wohl so Berühmtheiten wie Darius (I. und II), Xerxes und Artaxerxes II. begraben. Nicht bekannt? In Geschichte wohl (auch) nicht aufgepasst! Auch hier übernachten wir, heute zwei Monate unterwegs, auf Anraten des Nachtwächters wieder hinter Schloss und Riegel; was denken die Iraner eigentlich über ihre Landsleute? Wir nehmen das Angebot an und können ohne Besuch draußen grillen.
22.11. – 23.11.2016 Das Camp ist für uns wie eine Oase. Ich/Marion habe eine Industriewaschmaschine entdeckt, schnell ist geklärt, dass ich die nutzen kann, also Bett abziehen, alles an Schmutzwäsche packen und hinein; sortieren war gestern, oder vorvorgestern….Jetzt nur noch der freundlichen Perserin klarmachen, dass sie die Temperatur nicht so heiß einstellen soll, damit aus Jürgens Socken keine Filzschühchen für Niklas werden und Tee trinken. Das Aufhängen auf dem Dach ist dann eine Herausforderung bei dem Sturm, meine Plastikklammern fliegen gleich mitsamt der Wäsche von der Leine. Die Perserin und ich haben Spaß dabei, wie sie mir Wäsche aufhängen in Matinabad beibringt. Derweil ist Jürgen seit geraumer Zeit damit beschäftigt zu klären, warum Ive seit einigen Tagen so unwillig startet. Im Endergebnis ist tatsächlich eine der beiden NEUEN!!! Fahrzeugbatterien kaputt, in einer Zelle haben sich wunderschöne ;-( Kristalle gebildet. Jetzt müssen wir schauen wo es Ersatz gibt. Bei unserem gestrigen Spaziergang tobte ein eisiger Wind und es war bedeckt, heute ist es zwar immer noch frostig kalt, aber in geschützten Ecken kann man die Strahlungswärme unseres Lieblingshimmelskörpers genießen. Auf der Suche nach Jagdbarem gräbt Minouk derweil die Düne um.
17.11. – 21.11.2016 Der Wecker klingelt, wir schälen uns aus den Federn und blicken verschlafen aus dem Fenster. Was ist das? Um uns herum ist alles weiß, es hat geschneit. Schnell schmilzt die Sonne die weiße Pracht dahin und beim Aufbruch ist der Spuk fast vorüber. Ararat? Weiterhin Suchbilder! Die Hauptstraße durch Dogubayazit ist von der Polizei gesperrt. So dürfen wir wieder fast durch die gesamte quirlige Stadt, die unsrem Ive aufgrund des Schneematsches nun endgültig ein off road artigeres Aussehen gibt. Gestern habe ich/Marion schon das Meine dazu getan, als ich Ive fast im Matsch versenkte. Für eine Kaffeepause steuerte ich einen schönen Patz direkt am Fluss an. Gut, der LKW schlingerte ein wenig, die Reifen rutschten leicht durch, aber so ein geländetaugliches Gefährt mit Stollenreifen und 4wd muss das doch abkönnen. Geparkt, ausgestiegen, mit Schuhen und Pfoten tief im Morast gelandet – schei….. Die Schlammschicht auf den Reifen war entsprechend dick, einen Teil davon fahren wir unter den Radkästen immer noch spazieren.
Mit Tachostand 54.240 erreichen wir die Grenze TR – IR. Die gesamte Aus- und Einreiseprozedur dauert knapp drei Stunden, mit Tee auf der iranischen Seite und sehr freundlichen Grenzern uns Touristen gegenüber. Einzig Minouk kotzt ziemlich, waren wohl doch zu viele Lammknochen gestern Abend, während Jürgen gerade unterwegs ist, um Telefonkarten für Handy und Tracker zu kaufen. In der Grenzstadt Bazargan sehen wir den Shop im Vorbeifahren. Ganz wohl ist mir auch nicht, ich hasse Kopfbedeckungen, erst recht wenn sie die Bewegungsfreiheit einschränken, weil man sie z.B. ständig zu verlieren droht. Also: nix mit locker um den Kopf gelegt und keck die Haare rausgucken lassen, anständig auf das Ding, mit Stirnband fixiert und mit wallender Verkleidung Hundekotze beseitigt. Da hätte ich viel lieber eine Stunde damit verbracht, Telefonkarten zu kaufen und das Handy bei IranCell anzumelden. Letzteres hat der freundliche Shopbesitzer für Jürgen gemacht, er konnte deutlich besser Farsi. Welcome to Iran. Zügig fahren wir Richtung Tabriz – die Luft ist dick – ein Blick aus dem linken Seitenfenster: Da sind sie, in voller Pracht, der große und der kleine Ararat, beschienen von warmem Sonnenlicht. Also, einen geeigneten „Rastplatz“ identifizieren, Luft rauslassen und Kaffee trinken. Schnell finden wir vor dem phantastischen Panorama was wir suchen. Gerade dampft der frische Kaffee in den Tassen, da kommt ein junges Pärchen mit einem Geländewagen vorbei, begrüßt uns und will Fotos machen. Verdammt nochmal, wie macht die junge Frau das mit ihrem Kopftuch??? Locker um den Kopf geschlungen, keck schaut fast die ganze Haarpracht hervor, beginnt das Tuch doch erst am Hinterkopf….Leider kann ich sie nicht fragen, sie spricht kein Wort englisch. Ich trage jetzt z.B. Kappen und Kapuze oder meine Sandsturmhaube, bedeckt pflichtgemäß Haare und Nacken und sitzt! Ich habe ja nun Zeit zu üben. Seit heute Abend kann ich Kirche auf Farsi lesen, sieht so ähnlich wie luuis aus und dass wir uns im Jahr 1395 befinden, meine ich dem Einreisestempel im Pass entnehmen zu können. Na, da sage einer, wir könnten uns nicht verständigen! Danke heißt mersi und nein ist nee, ist also alles ganz easy……
Der TIR-Rastplatz bei Qara Ziya Eddin, die Stadt heißt im GPS nur so ähnlich und die Straßenführung stimmt nicht mit der Landkarte überein, auf dem wir unsere erste Nacht in Iran verbringen war entgegen unserer Befürchtungen doch nicht so laut. Es standen dort sicherlich einige hundert LKW, deren An- und Abfahrt uns jedoch kaum gestört hat. Einzig die vielen wilden Hunde waren unangenehm. Beim Gassi gehen habe ich/Jürgen mich auf das Minimum beschränkt und Minouk auf später vertröstet. Nach der Abfahrt ging es zur ersten Tankstelle in Iran, 220 Liter Diesel für etwa 32 Euro waren ‚recht‘ günstig.
Entlang der Straße 32 ging es anschließend wieder einige km nach Norden zurück, um dann in eine Straße abzubiegen, die uns östlich auf die Straße 12 brachte. Dort sind wir entlang des Grenzflusses Aras nach Südosten gefahren, um das armenisch-apostolische Kloster des Heiligen Stefan zu besichtigen, dem ersten Märtyrer des Christentums. Kurz vor der Abfahrt war die Straße 12 jedoch plötzlich durch einen Sandwall gesperrt und wir fuhren auf einen Platz, auf dem ein Militärposten errichtet war. Unerwartet wurden wir dann auch angehalten, drei Soldaten von denen einer ein passables Englisch sprach, kontrollierten zunächst alle Pässe, selbst den vom Hund sollten wir vorlegen. Hier hatten wir den europäischen Kleintierausweis zu bieten, der irgendwie nicht ausreichte. Ein iranischer Stempel war nicht vorhanden. Ich/Jürgen habe daraufhin erklärt, dass die Kollegen Grenzer nur Handyfotos von sich und dem Hund haben wollten, gar nicht nach seinem Pass gefragt haben und somit auch keine Stempel vorhanden sind, was wohl auch nicht üblich ist!? Diese Erklärung war dann wohl ausreichend. Anschließend wurde erstmals auf der Reise noch der Wohnaufbau ausgiebig kontrolliert, eine Bierflasche (ehemals gefüllt mit korsischem Bier) im Kühlschrank war nur mit Wasser gefüllt und auch sonst gab es nichts zu beanstanden. So durften wir schließlich weiter fahren.
Erleichtert ging es weiter in Richtung Kloster, Fahrzeug geparkt und ab den Fußweg hinauf zum Kloster. Klingt easy, aber wir hatten Minouk dabei, Germanys next Topmodel. Zwar haben die Iraner, soweit wir das bisher erleben haben, gehörigen Respekt vor großen Hunden, aber Minouk ist wohl der absolute Sympathieträger. Immer wieder fragten, meist die Frauen, ob sie ein Foto von sich und dem Hund machen durften. Klar, alles was der Völkerverständigung dient ist gut. Dass wir das Kloster mit Hund nur sehr kurz besichtigen durften war nur ein kleiner Wermutstropfen.
In Julfa verließen wir den Grenzfluss Aras und machten uns auf Richtung Tabriz. Da die letzte Nacht auf dem TIR-Parkplatz doch nicht so Recht unseren Ansprüchen an Gegend entsprach, beschlossen wir die nächste Nacht wieder, alten Gepflogenheiten entsprechend, in der freien Natur zu verbringen. Wir landeten in einer Kleingartenanlage und wurden von einer Familie aus Tabriz, die hier ihren Garten hat, als Gäste in die Stadt eingeladen, da der Garten im Winter leider gar nichts mehr zu bieten hat, was sie mehrfach bedauert haben. Mal schauen, was sich ergibt. Die Tochter, Medizinstudentin in Teheran, sprach recht gutes Englisch. Minouk kam hier auch wieder zu seinem Recht und konnte ‚leinenlos‘ einen ausgedehnten Spaziergang in die aufregende Bergwelt unternehmen. Bis zum Abend entwickelte sich das ein oder andere Gespräch mit den freundlichen Bewohnern, die Informationstiefe hing von den Fremdsprachenkenntnissen unserer Besucher ab, wir können Farsi nämlich immer noch nur sehr rudimentär. Marion hat ein neues Wort gelernt: Weihnachten heißt Kressmess. Also doch alles ganz easy!
Die Nacht in der Kleingartenanlage verlief ruhig, nur der nächste Morgen war recht kalt. Also erst mal die Heizung an, damit der Wohlfühlfaktor wieder in den grünen Bereich wechselt. Heizung ging an, doch nach 5 Minuten verstummte das vertraute Tickern der Pumpe, Heizung aus, nix mit warm. Das meinte auch unser Gasherd, dem es ebenfalls zu kalt war. Nach etlichen Streichhölzern und vorsichtiger Leistungserhöhung kamen wir dann doch noch zu unserem Kaffee. Wohlfühlfaktor steigt! Danach alles zur Weiterreise verstaut und das Problem mit der Heizung nach dem Lesen des Manuals dahingehend beantwortet, dass wahrscheinlich der iranische Diesel keinen Winterzusatz hatte. Also erst mal 150 Liter Diesel abfahren, fragen ob Winterdiesel in der Zapfsäule ist und neuen tanken.
Glücklich und zufrieden Richtung Tabriz. Wir haben auf dem GPS einen Park in der Nähe des berühmten Bazars gefunden, hier wollen wir unser Glück versuchen, um einen Parkplatz zu finden. Ich erspare Einzelheiten, nach der 2. Runde um den Park hatte Marion die rettende Idee, wir beauftragen einen Taxifahrer, uns zu einem Parkplatz zu bringen und dann wieder zurück, Richtung Bazar. Gesagt getan, der gute Mann verstand, was wir von ihm wollen, Marion nahm auf dem Beifahrersitz des Taxis Platz und ich hinter dem Taxi her. Auch hier keine Einzelheiten, nur so viel, ein Taxi ist schmäler als ein IVECO 110-17 AW, es gibt gaaaanz viele gelbe Peugeot Taxis in Tabriz, der Mann kennt sowohl die Stadt als auch den Fahrstil seiner Mitbürger viiiiel besser als ich. Wie auch immer, wir kamen ohne Feindberührung an einem Parkplatz, in einem ‚weichen‘ Halteverbot an. Minouk bewachte den Aufbau, ich nahm auch noch im Taxi Platz und wieder zurück Richtung Bazar. Noch schnell Geld getauscht (am Straßenrand vom Taxi aus), einen Zettel vom Fahrer erbeten, wo Ive steht und ab in den Bazar.
Also, der Bazar ist wirklich sehr groß. Es gibt sehr viel Schmuck, Kleidung für die iranische Frau, wobei wir nicht so recht verstanden, wann und wo die Frauen die teilweise, sagen wir freizügigen Kleidungsstücke tragen. Die Damen, die uns begegneten waren recht verschlossen gekleidet, eben konform mit den Regeln. Lebensmittel zu finden war nicht so leicht, hatten wir aber auch nach einiger Zeit geschafft. Sogar eine Bäckerei, in der wir uns anlässlich des bisherigen Tagesverlaufs erst mal einen Zuckerschock zufügten. Anschließend wurden dann aber wieder gesunde Produkte gekauft, Gemüse, Obst und Fleisch. Leider hatten uns die bisherigen Ereignisse des Tages so viel Zeit geraubt, dass wir den Bazar viel zu früh verlassen mussten, da wir ja noch möglichst vor der Dunkelheit einen Schlafplatz finden mussten.
Ergo mit dem Taxi, unter zu Hilfenahme des genialen Zettels zurück zu Ive, der auch noch an der selben Stelle stand. Marion verstaute die Einkäufe, ich ging ganz kurz Gassi mit Minouk, bekam von einem Metzger noch Fleisch und Fett für den Hund geschenkt, und nix wie raus aus der Stadt und einen Schlafplatz suchen.
Das klappte dann auch, nach etwa 25 km auf einem Bauschuttentsorgungsplatz, man ist nicht wählerisch, wenn es erst mal dunkel ist. Heizung einschalten, läuft!!! Aufwärmen! Nach etwa einer halben Stunde klopft es an der Tür. Minouk macht seinen Job und bellt und wir schalten die äußere Festbeleuchtung an. Tür auf, es standen zwei Männer vor der Tür, nicht unfreundlich und redeten, da sie diese Sprache wohl perfekt können in Farsi auf mich ein. Alle meine Versuche ihnen klar zu machen, dass ich sie nicht verstehe fruchteten nicht, aber nach einiger Zeit konnten wir uns darauf verständigen, dass wir die Nacht hier verbringen können, glaube ich. Im Nachhinein habe ich zusammen gereimt, dass die beiden die Nachtwächter der nahe gelegenen Fabrik waren und uns anbieten wollten hinter dem Tor zu nächtigen, aber mir war in Socken auf der Treppe stehend nur noch kalt. Immerhin sind wir jetzt seit über einer Woche auf 1.500 bis 2.000 m Höhe und es ist nachts ‚saukalt‘. Oh what a day!!!!
Zwei Tage war ich/Marion nun gedanklich mit der Ver-Kleidungsfrage beschäftigt und bin nun zu dem Schluss gekommen, dass ich nichts anzuziehen habe. Während dieser intellektuellen Vollbeschäftigung deklarierte ich Auto fahren vorrübergehend zur Männersache. Heute habe ich wieder das Steuer übernommen. Meine Farsikenntnisse machen auch Fortschritte, die Zahlen von 0-9 kann ich lesen und schreiben, sprechen übe ich noch und mit dem Übersetzungsmanuel – Olaf, danke dir und deinem Bruder, die Dinger sind echt gut – können wir uns verständigen. Es ist fast immer sehr amüsant, wir bekommen, was wir möchten und alle sind froh und zufrieden. Heute ist mir aufgefallen, dass ich richtig Lust zu lernen habe, z.B. Farsi. Dieses Gefühl hatte ich in D schon länger nicht mehr; ob es daran lag, das ich viel nutzlosen Regelwahn lernen sollte und eigenständiges Denken und Handeln eher zunehmend weniger erwünscht ist?
Auf dem Weg in die Dasht-e Kavir, die große Kavirwüste, suchen wir vor einem Wintersturm, der sogar Ive kräftig durchschüttelt, im Windschatten einer Reifenwerkstatt Schutz. Der iranische Winter ist kalt und sehr windig. Die Nachttemperaturen sind um die Null Grad C, Reif bildet sich aufgrund der fehlenden Feuchtigkeit jedoch nicht. Im strahlenden Sonnenschein wird es etwa 10 Grad C und wärmer; die angenehme Strahlungswärme merkt man aber nur, wenn es nicht windet.
Die Landschaft durch die wir fahren ist mit Worten kaum zu beschreiben, man muss sie eigentlich erfahren. Unzählige Bergformationen wechseln sich ständig ab, ebenso ändern sich die Farben von Grau-, Ocker-, Rot- und Grüntönen. Mal verlaufen sie in recht stringenten Horizontal- oder Vertikalrichtungen, oder Kombinationen davon, mal bilden sie Muster wie bei einem Marmorkuchen….
Da uns die Temperaturen nicht in den grünen Wohlfühlbereich bringen, sind wir recht zügig unterwegs in Richtung Süden. Auf dem Weg in die Kavirwüste Richtung Isfahan umfahren wir Qom. Die Stadt, auch Chadorcity genannt, ist Schmiede führender religiöser Führer, Chomeni verließ von hier den Iran ins Exil nach Frankreich. Zudem beheimatet sie das Grab von Fatima, Mohammeds Tochter. Wir haben uns vorher gegen einen Besuch entschieden, zudem ziehen dunkle Wolke über der Stadt auf und in bei der Durchfahrung wehen überall schwarze Fahnen und Wimpel. An der Autobahn Toll-Station schallt mir ein freundliches „Hello Madame, how are you?“ entgegen….“Where are you from? Ooh Germany….go, go!“ Und zum zweiten Mal passieren wir eine Mautstelle ohne zu bezahlen.
Als wir nach unserer Kaffeepause abseits der Autobahn wieder losfahren wollen, versperrt uns ein Geländewagen den Weg, die Overland Armstrongs, https://www.instagram.com/overlandarmstrongs/ Schotten, die one way Melbourne – Edinburgh fahren. Alle Vier springen wir aus unseren Fahrzeugen und fangen sofort an zu quatschen. Haben wir Europäerentzug? Selbst Minouk ist ganz begeistert von dem Treffen und balgt mit Phil wie mit einem alten Bekannten herum. Nach einer halben Stunde sind die Kontaktdaten ausgetauscht, evtl. trifft man sich in Isfahan oder in der Nähe. Die Beiden sind mit Bekannten verabredet und freuen sich auf ihr warming up, denn in ihrem Dachzelt ist es doch recht frisch. Wir fahren weiter in die Nähe von Badrud/ Matinabad https://en.wikipedia.org/wiki/Matinabad in ein Camp am Rande der großen Kavirwüste. Ohne die Hilfe eines Iraners, der im Dunkeln vor uns her fährt hätten wir das wunderschöne Camp heute nicht mehr gefunden. Simon, was passiert, wenn wir in die Wüste fahren? — Richtig, es regnet.
Türkei
15.11. – 17.11.2016 Die Raupenbahnfahrt auf türkischen Straßen hat uns nun in die Nähe von Persien/Iran geführt, es sind von Dogubayazit keine 40 km mehr bis zur Grenze. Mehrfach haben wir die 2000 Höhenmeter geknackt, zweimal ging es auf fast 2200m hoch. Der Winter im ostanatolischen Hochland, vor dem wir ernste Sorge hatten, meint es gut mit uns. Auf den Höhen und abseits der Straße liegt Schnee, da es tagsüber ca. 8-12 Grad Celsius sind, bleibt die Straße frei. In der Provinz Agri, insbesondere östlich der Stadt Agri wird deutlich, dass es in der Region ernstzunehmende Probleme gibt. Die Anzahl polizeilicher Überwachungen steigt rapide an – wir werden aber nie angehalten, sondern recht freundlich zum weiterfahren aufgefordert – und die Ausstattung der Überwachungsposten ist von massiven Schutzeinrichtungen begleitet. Die Fahrzeuge sind gepanzert, die Polizisten stehen hinter Betonwällen oder /und Sandsäcken mit Sichtfenstern aus schusssicherem Glas und fast alle sind deutlich sichtbar bewaffnet. Beim Hotel/Camping Murat werden wir freundlich begrüßt und mit Tee empfangen so fühlen wir uns mal wieder völlig sicher. Da wir früh angekommen sind steigen wir noch durch die Überreiste der alten Stadt hinauf zum Ishak Pascha Palast, im 17. Jhdt. von einem kurdischen Herrscher erbaut. Oben angekommen wird Minouk gleich von den „Palastwächtern“ als best dog zum Fotoobjekt erkoren, wir werden derzeit mit Tee ruhig gestellt und Minouk wird einer Hündin vorgestellt, man hätte so gerne Babys…aber Minouk merkt schnell, dass bei der Dame noch nichts los ist und sein anfängliches Interesse flaut schnell ab. Obschon der Himmel jetzt am frühen Abend aufklart, können wir den großen und kleinen Ararat (5137m bzw. 3896m) kaum erkennen, die Bilder von der Anfahrt sind auch eher von der Sorte nichts zu sehen. Da war doch noch was: die Arche Noah ist lt. Bibel auf dem (kleinen) Ararat gestrandet! Mal schauen, vielleicht sieht man morgen was, nicht die Arche, die Berge natürlich. In jedem Fall ist für morgen, unseren 50. Reisetag der Grenzübergang nach Iran/Persien vorgesehen. Heute Abend haben wir in Vorbereitung darauf alle Papiere zusammengestellt, es ist wahrlich eine Menge. Auch unsere letzten alkoholischen Getränke werden wir noch beseitigen. Na denn Prost….
11.11. – 14.11.2016 Nachtrag zu unserer off road-Etappe von gestern: An einer Bude in the middle of nowhere habe ich tatsächlich ein Hinweisschild hot wine gesehen; es war keine Fata Morgana, kein Scherz zum Karnevalsauftakt, ansonsten fällt mir noch St. Martin ein….
06:00 Uhr morgens, finstere Nacht, Autos umzingeln uns, Metall schlägt auf Metall, laute Stimmen….Raus aus den Federn und dress to kill, sprich Jürgen mit Reizgas, Minouk mit Halsband – der hat bislang wohlig geschnarcht – und ich mit Brille. Tür auf und alle nach draußen: „What´s going on?“ Oohhh, Kapadokia Ballooning! Die Jungs präparieren die Ballone und wir mitten drin. Nochmal zurück ins warme Bett – der Hund hatte völlig Recht – bis die wohlbekannten Geräusche des Ballonglühens zu hören sind. Ca. 30 Minuten später sind wir umringt von mehr als 30 Ballonen mit vollgestopften Touristenkörben, die aus allen Ecken aufsteigen.
Da wir sowieso weiter Richtung Nemrut Dagi fahren wollten hat das frühe geweckt werden neben dem phantastischen Anblick auch sehr praktische Gründe. Wir sind zeitig unterwegs. Hinter Kayseri wird die grandiose Landschaft Kappadokiens von einer Hochebene, diesmal überwiegend 1500m hoch, abgelöst. Die abgeernteten Weizenfelder verlieren sich am fernen Horizont in den diesigen Hügeln der Gebirgsketten. Bei Gürün ändert sich das Bild. Zunächst zerklüften canyonartige Schluchten die Hochebene, später kommen Berge hinzu, die meist weit über 2000m hoch sind. Zusammen mit den Schluchten ergibt das eine phantastische Aussicht, die von der im Westen untergehenden Sonne in ein wunderbar weiches Licht getaucht wird. Trotz des wüstenartigen Charakters der Landschaft gibt es immer wieder Bäche und kleinere Flüsse. Wir nähern uns Euphrat und Tigris, die im ostanatolischen Hochland entspringen und damit dem Zweistromland Mesopotamien https://de.wikipedia.org/wiki/Mesopotamien. Noch rund 15 km vor dem 2150m hohen Berg sind wir auf etwa 600m, dann steigt der Höhenmesser schneller an als die Geschwindigkeitsanzeige unseres Ive. Tapfer kämpfen wir uns Meter um Meter in die Höhe. Die Route, die ich/Marion „gewählt“ habe, führt mitten durch ein kleines Dorf und Ive braucht die gesamte, na ja, Straße kann man es nicht nennen, viele schauen neugierig, lachen, grüßen, keiner beschwert sich… und kommen ziemlich exakt auf 2000m wenige Meter vor dem Ende der Straße an einer Ebene an, die für uns als Stellplatz ideal ist; unser 31. Stellplatz auf dieser Reise. Die letzten Höhenmeter machen wir morgen zu Fuß. Der Aufstieg ist seniorengerecht gestaltet, somit habe ich auch keine großen Probleme mit der Höhenangst und kann das monumentale Grabmal ausgiebig genießen. Das Wetter ist bislang wirklich prima, wir zählen Regen nicht in Tagen, sondern in Stunden und wenige sind bislang zusammengekommen. Aber aufgrund der großen Temperaturunterschiede, die hier zwischen Tag und Nacht herrschen, ist es diesig. Deshalb fällt das Panorama des Sonnenuntergangs doch weitgehend ins Wasser/in den Dunst. Auch am nächsten Tag verzieht sich der Dunst nicht und so sind beim Aufstieg auf den Gipfel der Euphrat bzw. der Atatürkstausee nur undeutlich am Horizont auszumachen. Dem Blick auf das Heiligtum des Nemrut Dagi https://de.wikipedia.org/wiki/Nemrut_Dağı_(Adıyaman) mit seinen kolossalen Steinfiguren tut das aber keinen Abbruch. Antiochos I, vor gut 2000 Jahren Herrscher über das Königreich Kommagene und seine monomentalen Gesellen sind auch so sehr beeindruckend. Nach dem türkischem Mokka auf der Gipfelhütte und einem Spaziergang durch den Natur- besser Steinpark beschließen wir den Rückweg anzutreten: zunächst wieder nach Norden und dann erneut: >GoEast. Jürgen´s Routenwahl erscheint zunächst die bessere, muss er doch das schmucke Dorf nicht mehr passieren, dafür braucht er aber viel länger bis zur Umgehungsstraße….
Wir fahren, wie zu Hause und uns versprochen, hier nicht Richtung Osten, sondern umgehen alle no go areas, vor denen das AA warnt weiträumig und deshalb führt uns der Weg zunächst nach Westen über Kahta, Adiyaman, Malatya, Kangal https://de.wikipedia.org/wiki/Kangal_(Hunderasse) nach Sivas. Hier trinken wir unseren letzten Wehlener Sekt. Nun heißt es für rund 1000km ausschließlich >GoEast, noch ca. 3-4 Tage bis in den Iran.
08.11. – 10.11.2016 Mit Pergamon haben wir vorerst das letzte kulturelle und architektonische Highlight hinter uns gelassen, welches Marion in ihrer informativen und doch persönlichen Art beschrieben hat.
Nunmehr liegen einige reine Fahretappen vor uns, das gibt mir, Jürgen, die Gelegenheit auch einige andere Aspekte unserer Fahrt durch die Türkei zu beschreiben.
Da sind die verkehrstechnischen Besonderheiten des Landes. Wir sind heute zwischen Konya und Sultanhani angekommen, also wirklich auf der Seidenstraße! Bisher waren ca. 80% aller Straßen 4-spurig ausgebaut und bis auf ein kleines Stück zwischen Izmir und Aydin gratis. Die Qualität der Straßen ist eher besser als in Deutschland, beachtenswert ist aber, dass in den Gebirgspassagen und das sind einige, in der Regel auf Brücken und Tunnel verzichtet wird. Im Klartext, es geht wie bei einer Raupenbahnfahrt ständig rauf und runter, auch schon mal über 10 km mit an die 10% Gefälle bzw. Steigung. Bergauf schaltet mal halt runter, bergab kann es kritisch werden, Bremsen können zu heiß werden, also auch runter schööööön langsam! Eine weitere Besonderheit dieser 4-spurigen Straßen ist, dass es dann und wann Wendemöglichkeiten gibt. Das sind kleine Kreisel, die zwischen den Fahrrichtungen liegen und auf die man von der linken Spur aus abbiegt. Das Ganze ist dadurch entschärft, dass es in diesem Bereich eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 50 kmh gibt. A pros pros Geschwindigkeitsbeschränkung. An sich hält sich keiner daran, auch wir nur ganz am Anfang so halbwegs. Man sollte sich nur darüber im klaren sein, dass wenn etwas passiert die vorgeschriebene Geschwindigkeit zugrunde gelegt wird, und wenn man dann zu schnell war, wird es sicher seeeehr unangenehm. Also immer schön aufpassen, was bedeutet auch nicht zu langsam zu werden, sonst fährt einem irgendwann jemand hinten rein. Denn alle gehen davon aus, das Verkehr fließt und nicht steht. Es ist sehr selten aggressiv und es hilft jedem, man muss halt aufpassen und die Regeln türkisch auslegen.
Ansonsten gehen die Türken mit ihren Straßen sehr ökonomisch um. In Vordergrund steht, dass alle möglichst schnell an ihr Ziel kommen. Spuren werden gefunden wo keine sind, es wird auch schon mal in die Baustelle ausgewichen, wenn das dem Hintermann hilft, seinen Überholvorgang durchzuführen. Es kommt auch schon mal jemand auf dem Standstreifen entgegen, wenn er dafür keinen Umweg bis zum nächsten Wendekreisel fahren muss, das scheint ok. Wir konnten uns auf jeden Fall mit all dem anfreunden.
Als Zweiradfahrer ist mir folgendes aufgefallen: um an einen Chopper viel Zeit zu investieren braucht es keine Harley. Die jungen Kerle hier schaffen es, auch eine 50 er in einen sehr ansprechenden Chopper zu verwandeln. Es gelingt auch die Besonderheiten einzubauen, z.B. eine 50 er mit zwei Schalldämpfern, der äußere dient gleichzeitig als Seitenständer und begrenzt gleichzeitig den Schräglagenwinkel auf 10 Grad, zumindest rechts. Diese Fahrzeuge werden auch gleichzeitig genutzt, um FreeStyle Figuren aufzuführen. Den Beweis lieferte ein junger Mann, der auf seinem Krad liegend, die Füße nach hinten formvollendet ausstreckend und sich mit den Händen an den Fußrasten festhaltend ausgesprochen zügig fortbewegte. Das läßt darauf schließen, dass er zum einen ein Feststellgas hatte, zum anderen die Straße absolut eben war, denn den Lenker konnte er ja so nicht fest halten, bei einer geschätzten Geschwindigkeit von etwa 60 km/h, auf dem Standstreifen versteht sich.
Als Hanomag fahrender Traktorist habe ich einige sleeping beauties gesehen. Von den in den 60er Jahren nach Griechenland und in die Türkei exportieren R40 in oranger Lackierung gibt es immer noch einige. Selbst nach fast 60 Jahren sehen sie immer noch gut und unverbastelt aus. Ich denke mir, wenn man einen Tieflader mietet und die Schlepper wieder exportiert kann man sicher ganz gut Geld verdienen. Und was sieht man noch: zahlreiche gut erhaltene Ladas und nicht nur die 4×4.
Kurze Ergänzung von Marion zu unserer Versorgungssituation: Einen Blick auf einen Teil unseres Ernteeinsatzes s. Foto. Die Honigmelonen haben wir an Ort und Stelle verspeist und die Tomaten bei Troja zu einer schmackhaften Soße verarbeitet. Keine Sorge, ihr Lieben, wir hätten auch einfach einkaufen können, aber jagen und sammeln macht einfach mehr Spaß, vor allem wenn die leuchtend roten Granatäpfel wie Christbaumkugeln in den Bäumen glänzen. Christbaumkugeln, November??? Ich habe doch wohl keinen Weihnachtsbiorhytmus und bald Lust auf Glühwein und Weihnachtsmarkt? Ich werde berichten Morgen beginnt unsere 7. Reisewoche, gut 6000 LKW-km sind zusammengekommen und wir liegen bestens in unserem Plan.
Das Taurusgebirge durchqueren wir trotz Raupenbahnfahrt zügig und hinter Konya beginnt die steppenartige Hochebene, die sich auf rund 1100 Höhenmetern bis kurz vor Kappadokien zieht. Doch hinter Konya ist für uns erst Mal Stopp. Gegen 18:00 Uhr hiesiger Zeit, in D ist es jetzt 16:00 Uhr, wird es dunkel. Wir übernachten wieder an einem Rastplatz unter Truckern. Am nächsten Tag geht es früh weiter durch die wüstenartige Landschaft. Zunächst für längere Zeit Schluss mit Kultur? Fehlanzeige! Bei der Karawanserei Sultanhani aus dem 13. Jahrhundert, an der Seidenstraße bei Konya gelegen, machen wir, wie auch vor 27 Jahren von Osten kommend, Rast. Wir sind neugierig wie sich das Bild verändert hat und was noch mit unseren Erinnerungen übereinstimmt – nichts bis auf die Karawanserei. Die hat sich gar nicht verändert, bis auf den Umstand, dass heute mehr Touristen dort sind und man für den Eintritt bezahlen muss. Der staubige Dorfplatz ist gepflastert, Fahrspuren und ein Kreisverkehr eingeführt, Pflanzungen wurden/werden durchgeführt und Infrastruktur auch touristischer Natur ist vorhanden. Klingt gut, aber damals war es trotz aller Anstrengungen, die mit der Reise verbunden waren, uriger. Nach der Besichtigung, schnell war für Jürgen klar, dass die Deko in der Karawanserei nicht in deren Zeit fiel, fahren wir weiter bis Göreme und finden am Rande des Naturparks einen wunderbaren Stellplatz. Kurz zuvor haben zwei Französinnen aus Marseille mit ihrem Mercedes 1017 auch hier „Quartier gemacht“. Die genaue Reisekonstruktion haben wir nicht erfahren, aber eine der Damen ist seit 2,5 Jahren irgendwie in Asien unterwegs und nun auf dem Weg in die Heimat – die Arbeit ruft!
Alle, die sich über Sultanhani und insbesondere die Geschichte um Göreme und die Gründe für die bewohnten Feenkamine informieren möchten, können z.B. auf unsere Reiseseite Türke 1989 gehen und dort ein wenig nachlesen. Wir haben zwei tolle Wanderungen durch die phantastische Landschaft gemacht und eine mit den Motorrädern angefügt. Jürgen hat dann noch mit Erfolg probiert, was so Motocross mäßig drin ist, nachdem immer wieder Touris auf ATV an uns vorbeigezogen sind.
04.11. – 07.11.2016 Zur Klärung der Trojafrage können wir nichts von Bedeutung beitragen. Aber interessant war die Wanderung durch die verschiedenen Epochen der Stadt schon.
Nun geht es nach Pergamon/Bergama. Armer Jürgen, schon wieder kaputte Häuser, Tempel und so. Da wären doch Maschinenfriedhöfe oder gut organisierte Schrottplätze auch mal eine lohnenswerte Alternative. Zu allem Überfluss verfahren wir uns in Bergamo auch noch, statt den Abzweig für die Reisebusse nehmen wir den für PKW. Leider machen die 2 ½ Sitzplätze unseren Ive nicht zu einem Sportflitzer. Ich/Marion finde das nicht so schlimm, sitze momentan auf dem Beifahrersitz und sehe so aus erhöhter Perspektive einiges von der Stadt. Nur hier und da ist mal ein Blick in den Spiegel fällig und der Kommentar ´passt`. Recht schnell finden wir die kleine Straße, die sich südwestlich um den Akropolishügel in die Berge windet. Langsam wird es dunkel, die Stellplatzsuche gestaltet sich schwierig, einerseits wenig Raum andererseits seltsame Nachbarschaft. Die Häuser entlang der Straße befinden sich in allen denkbaren Stufen des Verfalls, Müll allenthalben, aus Holz und Plastik zusammengehauene Verschläge für Tier und Mensch…..nicht einladend. Wir finden ein Hinweisschild zu einem nahegelegenen Berghotel. Es gibt zudem einen Ortshinweis Kapakaya 2km, das sollte doch gehen. War auch so, wenn auch steil, eng und wenig asphaltiert. Am Rande des Dorfplatzes am Brunnen finden wir was wir brauchen: ebene Stellfläche, Aussicht und Raum zum wenden für die Rückfahrt, denn hier ist landsend, oder besser end oft he road. Kaum dass wir parken, Jürgen sitzt mit einem Bier im Eingang und blickt ins Tal und auf den Akropolishügel, kommt eine in bunte traditionelle Gewänder gekleidete Frau mit einer Schale dampfendem, würzigem CousCous! Ihrem Redeschwall können wir leider fast gar nichts entgegensetzten, mehr als merhaba und teschekür ederim (oder so) ist an Vokabeln nicht drin. Sie geht und kommt wenige Augenblicke später mit einem breiten Lächeln im Gesicht zurück und reicht mir einen Becher klaren frischen Quellwassers… und erneut: Redeschwall, teschekür ederim… am nächsten Tag können wir noch „hat gut geschmeckt“ ergänzen und sie strahlt! Während Jürgen noch kurz vor dem Abendessen einiges am Auto draußen macht erscheint der nächste Besuch, eine junge Frau und ihr Vater. Diesmal ist die Verständigung kein Problem. Die Frau spricht sehr gut deutsch, ihre Mutter stammt aus Delmenhorst und ihr Vater ist der Erbauer des nahezu fertigen Hotels. Sie bietet uns an, gerne am Hotel zu parken, ein Restaurant gäbe es auch. Wir schlagen das freundliche Angebot aus, unser Kühlschrank ist voller Fleisch und wir haben ja auch noch CousCous. Ein Dank, begleitet von zwei bereits gelesenen Büchern für potentielle deutschsprachige Gäste und wir verabschieden uns. Retour in Bergamo finden wir am nächsten Tag einen großen Parkplatz direkt neben der Roten Halle – ein Heiligtum ägyptischer Gottheiten – und nehmen den Fußweg durch die Altstadt zur Akropolis. Der ist lang und steil und oben angekommen fallen wir auch gleich als deutsche Touris auf. Ein Türke, der in Österreich bestens deutsch gelernt hat, hat uns beobachtet, unten in der Stadt mit Ive und nun hier oben. Wir plaudern und er gibt uns den Tipp, wie wir das ganze Ausgrabungsgelände hügelabwärts durchwandern können, um dann direkt an einem Tor am Rand der Altstadt anzukommen. Von hier bis zur Roten Halle, unserem Parkplatz, ist es nicht weit. Das Ganze klappt auch nahezu perfekt, die Leute, die uns das Tor aufschließen sollen, finden wir erst beim zweiten Anlauf und das Kurze Hin und Her ist völlig überflüssiger Weise auch noch von einer recht großen schwarzen Schlange garniert.
Überwältigend war insbesondere der Anblick des Amphitheaters, dessen Sitzreihen sich in die Ebene zum heutigen Bergamo hinabzustürzen schienen. Auch der Trajantempel war die Mühen des Aufstiegs wert. Nebenbei bemerkt: Der große Zeusaltar ist nicht in Pergamon zu besichtigen. Wer den sehen möchte muss nach Berlin ins Pergamonmuseum!
Wer ein wenig mehr wissen möchte: https://de.wikipedia.org/wiki/Pergamon, Kurzfassung: antike griechische Stadt, im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. Hauptstadt des Pergamenischen Reichs, bedeutendes Kulturzentrum des Hellenismus; Erfindung des Pergaments wird hierher verortet….
Auf dem Weg ans Mittelmeer entscheiden wir uns für die Autobahn, zwar sind die Überlandstraßen in der Türkei bislang bestens ausgebaut und meistens zweispurig, verzögert wird die Reisegeschwindigkeit aber immer wieder durch Ortsdurchfahren und Ampeln gibt es auch hier und da. Bis hinter Izmir klappt das mit der Autobahn auch bestens bis plötzlich so etwas wie eine Zahl-, Maut-, Toll- …was weiß ich was, auftaucht. Von englischsprachigen Erklärungen oder Menschen, die helfen könnten keine Spur. Also durch und schauen was geschieht. Vielleicht war es ja nur eine automatische Registrierung und die Abrechnung erfolgt bei der Ausfahrt. An der Stelle müssen wir uns eingestehen, sind wir einfach (zu) schlecht informiert. Nun denn, man kann halt nicht alles wissen bzw. behalten. Bei der Ausfahrt in Aydin dasselbe Spiel, durch die Schleuse, keine Menschen, keine Erklärungen…und nun? Die Erinnerungen an die freundlichen Österreicher, die auch bei einem versehentlichen Mautvergehen – liebe Leute die Sache mit der GoBox ist eine Katastrophe!!! – gleich mehrere Hundert Euro Strafe verlangen, treibt Jürgen die Schweißperlen auf die Stirn. Also Platz finden bevor es dunkel wird, googeln und letztendlich den ADAC anrufen. Gesagt, getan, finanziell ist Entwarnung angesagt, aber die Sache kostet uns einen halben Tag: zurück nach Aydin, Post suchen, Sprachkundigen finden, Ticket (nachträglich) für 60 TL kaufen, Dokumente ausfüllen und weiter Richtung Mittelmeer. Bei der ganzen Aktion haben uns mal wieder gastfreundliche Menschen umfänglich geholfen!
Nebenbei bemerkt: es sind ca. 28 Grad C, der Himmel ist blau, das Konto im grünen Bereich….was geht es uns gut.
In Dayan dürfen wir nicht am Strand parken, der ist abgesperrt und nur tagsüber geöffnet, kostenpflichtig, zudem sind Hunde verboten. Also fahren wir ca. 2km zurück und parken in einer kleinen Wendebucht hoch über dem Meer mit toller Aussicht. Des Öfteren kommt der eine oder andere vorbei, grüßt und hält ein kleines Schwätzchen, ansonsten totale Ruhe und Sonnenschein.
Am Montag brechen wir auf Richtung Antalya, kurz vor der Stadt finden wir auf einem Picknickplatz eine Heimstätte. Die Fahrt durch die Berge war landschaftlich besonders schön; die Straßen sind gewöhnungsbedürftig, was die Steigungen betrifft. Über viele Kilometer geht es steil bergan, um danach wieder ins Tal hinabzufallen. Das Ganze wiederholt sich quasi ständig, denn Brücken sind Fehlanzeige.
01.11. – 03.11.2016 Mit der Einreise in die Türkei, die sich zu 97% auf den asiatischen Raum erstreckt, wird unsere Reise durch Europa vorerst ein Ende finden. Viele Geschichten, die sich in Kleinasien abgespielt haben – sind uns zumindest oberflächlich liebe Niki, lieber Simon – wohlbekannt, gehört die Türkei doch zu den ältesten besiedelten Gebieten der Erde. Hätte ich/Marion im Religions- und Geschichtsunterricht besser aufgepasst, dann wäre mir noch präsenter, dass u. a. das alte Testament sowie die Geschichtsbücher von zahlreichen Gestalten erzählen, die hier ihren Wirkungskreis hatten. Abraham und Hiob lebten hier, Nikolaus ist in Myra begraben, die Arche Noah landete auf dem Ararat – gut, die Armenier sehen das mit der Zugehörigkeit des Berges zur Türkei völlig anders. Smyrna, heute Izmir, war Wohn- und Wirkungsstätte von Homer, hier soll die Illias entstanden sein…..Indogermanen, Griechen, Römer, Perser, Araber und ab dem 8. Jhdt. erstmals Turkvölker, später Seldschuken und dann die Mongolen – alle waren schon hier, bevor die Osmanen vor rund 700 Jahren das Osmanische Reich schufen. Auch das ist seit dem 1. Weltkrieg Geschichte. Mustafa Kemal Pascha bekannt als Atatürk „Vater der Türken“, gründete eine auf Neuorientierung ausgerichtete Türkei. Momentan erscheint es, dass wir aus dem ständigen Hin und Her der Geschichte nicht viel gelernt haben. Oder ist es nur zu natürlich, dass die Kirschen aus Nachbars Garten einfach als so süß empfunden werden, dass sie das Risiko eines Diebstahls wert sind? Sorry liebe Leser für den kleinen Exkurs, wird so oft nicht wieder vorkommen ;-).
Troja und Pergamon (Bergamo) wollen wir zunächst besuchen, in Ephesus und Milet waren wir vor 27 Jahren – ein up date wäre sicherlich angebracht, aber die Zeit drängt, der Winter im ostanatolischen Hochland und in den Ausläufern des Kaukasus ist für uns ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Die erste Nacht in der Türkei verbringen wir nach dem Grenzübertritt, der uns ca. 1,5 Stunden und fünf Mal Papiere zeigen kostet, an einer Art Autobahnraststätte hinter Ipsala. Für Minouk und seine Ausweise hat sich niemand interessiert.
Bevor es weiter geht, setze ich/Marion zum ersten Mal meine „Reisewaschmaschine“ in Gang: ein 30L-Fass mit Deckel, Dichtung und Metallring als Verschluss. Nun heißt es wwwhtus; Übersetzung: Wäsche, Wasser, Waschpulver, auf die Straße, höheres Tempo und schockeln. Das Ganze machen wir ca. 150 km auf dem Weg nach Troja. Ich bin mal gespannt auf das Ergebnis und denke noch über einen optimalen Spülvorgang nach, aber eins nach dem anderen.
Bei Gelibolu (https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Gallipoli) können wir direkt vom Fahrersitz aus die Tickets bezahlen und auf die Fähre nach Lapseki fahren. Zufällig habe ich von der Istanbulfahrt im Mai noch Türkische Lira. Mit der Dardanellenpassage erreichen wir nach Fünf Wochen Reisezeit und ca. 4.500 LKW-km Asien. Die breite zweispurige Straße ist in bestem Zustand. Abgeerntete Weizen- und Sonnenblumenfelder ziehen sich in leicht geschwungenen Hügeln, hier und dort garniert mit einzelnen Bäumen und Büschen, bis zum diesigen fernen Horizont, an dem sich Bergmassive wage abzeichnen. Von den Höhen blickt man ab und an auf das blau schillernde Mittelmeer. Der thrakische Teil wirkt bunter – die Häuser, aufgeräumter – Müll ist nicht allgegenwärtig und funktioneller – die Tankstellen mit ihren Rastplätzen. Aber vielleicht ist auch einfach nur das Stadtbild von Lapseki „special“. Ja, so ist es, Canakkale liefert wieder einen ganz anderen Eindruck.
Angekommen vor den Stadttoren Trojas sollen wir für unseren Ive 20 TK Lira, denselben Tarif wie die Reisebusse, zahlen. Da kommt uns das Angebot von Uran Savas (http://www.troiapension.com/index.html) auf seinem kleinen Campingplatz 900m entfernt zu „parken“ gerade recht: übernachten, duschen, Wäsche spülen/aufhängen (s.o. liebe Leser, Problem gelöst….Ergebnis war übrigens bestens!) und Internet für 30 TK Lira. Die Sonne scheint, es ist warm….was wollen wir mehr? Am Abend genießen wir die Kochkünste von Urans Frau und plaudern mit ihm, der etwas deutsch und sehr gut englisch spricht, über Troja und die Politik in der Türkei, in Europa und der Welt. Er hat Zeit für uns, denn so spät im Jahr sind wir die einzigen Gäste. Viel war auch im Sommer nicht los, die Menschen haben einfach Sorge. Auch Minouk kommt auf seine Kosten und beschäftigt sich mit dem Beobachten und Anpirschen an die vier Hauskatzen.
Troja ((W)ilusa) von 3.000 v. Chr. bis ca. 1.000 n. Chr. bewohntes Gebiet auf dem Hügel Hisarlik, ist den Meisten von uns durch das Weltepos Ilias von Homer bekannt. Eine Geschichte, in der Menschen und Götter die Hauptrollen spielen und Neid, Missgunst und Eifersucht letztendlich zum Untergang führten.
Meine persönliche Kurzform für Geschichtsbanausen: Laut Homer fand Troja seinen Untergang ausgehend von einem Weiberknatsch auf dem Olymp. Irgendwer war zu irgendeiner Hochzeit nicht eingeladen und schon gab´s Zoff unter den Göttinnen. Schlichtungsversuche von Zeus brachten den trojanischen Königssohn Paris auf den Plan. Das ging erst Recht schief, machte der Playboy doch den Spartaner Menelaos, Gatte der schönen Helena, mit Hilfe der Aphrodite, eine der Olympzicken, zum gehörnten Ehemann. Und die Katastrophe nahm den bekannten Verlauf: Hektor, Achilles, Odysseus und einige mehr sowie natürlich weitere Götter und Göttinnen spielten in dem vieljährigen Drama mit, in dem sich das Blatt ständig von der einen auf die andere Seite wendete. Letztendlich gelangten die Griechen nach Troja – die Sache mit dem Pferd! Menelaos kriegte Helena zurück – der nahm die doch tatsächlich wieder! Na ja, war halt angeblich damals Miss World – und Troja war zerstört. Bis heute zu wird um Troja heftig gestritten, sind sich die Altertumswissenschaftler der verschiedensten Strömungen doch keinesfalls sicher, ob Troja wirklich die Bedeutung hat(te), die ihr in der Ilias zugesprochen wird. Wir werden mal schauen, ob wir der Sache näher auf den Grund gehen können….
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Happy Birthday to you,
Happy Birthday to you,
Happy Birthday, Happy Birthday,
Happy Birthday to you!
Hi ihr lieben,
Wir wünschen euch eine gute Überfahrt und hoffen dann bald von euch zu hören mit hoffentlich wieder besseren Nachrichten.
Bis dahin, lasst es euch gutgehen.
Hallo Raquel und Simon,
wir sind in Kasachstan gelandet. Einzelheiten findet ihr auf dem Blog, es war ein kleines Abendteuer. Sind jetzt irgendwo in der kasachischen Steppe und werden morgen nach Uzbekistan fahren. Später geht es dann wieder nach Kasachstan.
Alles liebe, majuemin
Hallo Weltenbummler,
von der Reise durch den Iran wart ihr also nicht so begeistert. Nun hoffen wir auf eine schöne Schiffspassage nach Kasachstan. Mich würde interessieren wie ein Einkauf in einem „Supermarkt “ abläuft.
Wir freuen uns mit Interesse jetzt auf die nächsten Berichte.
Übrigens würden eure Berichte gut in Tageszeitungen passen. Das sind doch Gebiete in dem kein Touri sich hin verliert.
Viele Grüße von Rainer und Margot
Hallo liebe Nachbarn,
das mit dem Iran ist so eine Sache. Es hat uns hier gut gefallen, nur die letzten Tage nach Mashhad und entlang des kaspischen Meeres waren nicht mehr ganz so angenehm. Aber wie gesagt, es lohnt eine Reise. Die Schiffspassage, siehe Blog. Das Einkaufen in den ex-UDSSR Staaten ist, wenn man aus dem Iran kommt wieder fast wie zu Hause. Es kommt eben auf den Standpunkt an. Mal sehen was mit den Tageszeitungen wird, das hat erst mal noch etwas Zeit.
Viele Grüße, majuemin
Oh man, da habt ihr ja richtig Pech zur Zeit…
Aber lasst den Kopf nicht hängen, wir drücken euch weiterhin die Daumen,
Dass ihr es über die alternativ Route schafft. Haltet uns auf den laufenden.
Frohe Ostern wünschen euch
Raquel und Simon
Danke ihr lieben tapferen Leser und Schreiber!
Au weia, das klingt ein bisschen wie bei Asterix und Obelix (Passierschein A usw). Die Aserbaidschan-Alternative ist ja von hinten durch die Brust in’s Auge. Allerdings führt das alles bei uns Daheimgebliebenen zu einer deutlichen Zunahme der geografischen Kenntnis einer Region, die bisher immer nur ein grauer „da ganz weit im Osten“ -Fleck auf der gedanklichen Landkarte war. So tut ihr bei allem Übel immerhin etwas für unsere Bildung. 😉 Haltet durch, es wird auch wieder schön und warm und gemütlich!
Hi Sarah,
jau, das ist wohl so! Aber wir sind gerne bei der Fortbildung behilflich…freuen uns jedoch auf wirklich ganz weit im Osten. Durchhalteparolen können wir brauchen, es regnet mal wieder und es ist kalt.
Viele bunte Ostereier (haben Minouk das Hasen jagen verboten!) wünschen majuemin