Zentralasien, unser persönliches Spotlight
Kasachstan:
Ein riesiges Land, im Osten an China grenzend und nach Westen über den Ural hinausreichend besitzt es einen Anteil an Europa (s. hierzu 07.07. – 08.07.2017). Entsprechend vielfältig ist die Landschaft, auch wenn das Zentrum von Steppe bzw. Wüste dominiert wird. Die Kasachen waren, wie die Kirgisen, einst Nomaden und Pferde haben auch heute noch einen hohen Stellenwert in ihrem Leben. Die Menschen sind Touristen gegenüber freundlich und interessiert, ab und an erhalten wir Gastgeschenke und Kontrollen erleben wir außer in den Grenzregionen kaum.
Während unseres Aufenthalts war das Wetter von heftigsten Gewittern sowie von oftmals hohen Temperatur(schwankung)en gekennzeichnet.
Die Ankunft/Abfertigung am Hafen von Aqtau war blanker Horror (s. Blog 22.-24.04., Kasachstan Transit) ebenso wie die Straßen zur usbekischen Grenze. Ganz anders dagegen Abfertigung und Straßen der zweiten Einreise. Die Versorgungslage entspricht der von Usbekistan.
Die Apfelstadt Almaty ist die grünste Stadt, die wir bisher besuchten. Wir erlebten ein noch nie gesehenes üppiges Meer an Wildblüten, einfach unbeschreiblich schön und sahen so viele Stretchlimos wie nie zuvor, Limoland!
Usbekistan:
Die berühmten Städte der Seidenstraße, Bukhara, Khiva, Samarkand, sind eine Reise wert, die kleinste, Khiva, gefiel uns am besten. Muezzine rufen nicht zum Gebet, Moschen sind, außer im Ferganatal, meist zu Museen umfunktioniert, die islamische Kopftuchversion sieht man fast gar nicht. Bislang die schlechtesten Straßen der Reise; der Knaller: wir teilen uns eine Brücke mit dem Gegenverkehr und der Eisenbahn! Leider war fotografieren verboten und das wurde von zahlreichen Posten auf der Brücke überwacht! Die Dieselversorgung war nicht so problematisch wie angedroht; das Registrierungssystem für Individualtouristen ist undurchsichtig bzw. widersprüchlich, die Polizei wusste immer wo wir waren, so hatten wir den Eindruck, denn fotografiert wird an zahlreichen Straßenabschnitten meist an Provinzübergangen sowie in Listen eingescannt oder von Hand eingetragen – das ging oft schneller; die Polizei war bis auf wenige Ausnahmen, meist Frauen, besser als ihr Ruf, uns gegenüber war man fast immer sehr korrekt und hilfsbereit; die Menschen sind freundlich, interessiert aber auch eher zurückhaltend, sicherlich auch mangels einer gemeinsamen Sprache. Die Lebensmittelversorgung war vergleichsweise unproblematisch, Obst, Gemüse, Käse und Naturyoghurt waren nicht immer zu erwerben, Fleisch in der Regel gut; Wein oftmals viel zu süß, Bier und Wodka gut bis sehr gut. Mülleimer und -tonnen genießen in etwa den Seltenheitswert wie Eisbären in Deutschland.
Kirgistan:
Land für Reiter, Bergsteiger und Individualisten; einzigartige Landschaft – Berge, Seen, Flüsse – mit vielen Superlativen. Während unseres Aufenthaltes (Mitte Mai/Mitte Juni) war das Wetter durchwachsen bis schlecht (Regen), demzufolge waren einige Pässe bzw. Straßen (noch) gesperrt bzw. für uns unpassierbar und so konnten wir nicht alle Wunschziele sehen, trotzdem ist Kirgistan neben Oman eins unserer Favoritenländer. Die Menschen leben gemeinsam mit ihren Tieren unter schwierigen Bedingungen in einfachen Verhältnissen; sie sind eher reserviert, neugierig interessiert aber auch freundlich, vor allem, wenn wir mit dem Zweirad unterwegs waren. Wir können die Gefühlsintensitäten, insbesondere die Melancholie in den Werken von Tschingis Aitmatow, der mit dem Vieh des Familienclans ein halbnomadisches Leben führte und früh den Tod des Vaters im Rahmen der stalinistischen Säuberungen erleben musste, förmlich spüren.
Hauptverbindungsstraßen, also gefühlte 3 – 4, waren gut, der Rest mäßig bis s..mäßig; das wäre ja ok, wenn die Pisten brauchbar wären, aber auf die trifft das Geschriebene leider auch zu! Die Lebensmittelversorgung war vergleichsweise unproblematisch; Brot, Obst wie Gemüse war in geringer Auswahl überall zu erwerben, Marmelade, Käse und Naturyoghurt kaum im Warenangebot, Fleisch unverständlicherweise selten richtig gut; Alkohol überwiegend Importware, Wasser wäre zwar ausreichend vorhanden, aber landwirtschaftliche Produktionsfläche ist mit ca. 20% sehr begrenzt. Das Süßwarenangebot übertraf hingegen in Quantität alle anderen Angebote und machte in Einzelfällen mehr als 50% des Warenangebots eines Geschäftes aus.
Tadschikistan:
bereisen wir nur für wenige Tage, entsprechend sind unsere Erfahrungen verzerrt und kaum Wert berichtet zu werden. Das kleinste Land Zentralasiens hat knapp 8 Mio. Einwohner, deren Sprache anders als in den sonstigen Stans nicht turk-, sondern persisch basiert ist. Viele Tadschiken scheinen Goldzahnträger zu sein. Infrastruktur (Straßen, Pisten, Einkaufsmöglichkeiten, Strom etc.) war praktisch nicht vorhanden. Die Landschaft, die wir durchfuhren, war grandios, wir haben hier die intensivsten Natur-Erlebnisse gehabt.
Kasachstan, Teil 2
Kasachstan Route 27.06 bis 08.07.17
Kasachstan Route 14.06 bis 26.06.17
07.07. – 08.07.2017 Vielleicht ist euch aufgefallen, dass meine/Marions Ausführungen zur Landschaft weniger detailliert ausfallen. Das hat mehrere Gründe! Einerseits wiederholt sich die Landschaft irgendwie und Superlativen halten sich in Grenzen – ich weiß, ich bin furchtbar verwöhnt von landschaftlichem Sekt mit Kaviar – es ist schön hier, aber Manches erinnert auch an D bzw. Europa. Zudem sind meine Worte endlich, euch das Gesehene immer wieder lesefreundlich darzubieten. Andererseits waren die Wetterbedingungen der letzten Zeit, sagen wir mal „unfreundlich“, was sich auch auf die Autorin und ihre Schreibe auswirkt. Hinzu kommt, dass wir in den vergangenen Tagen so um die 800 Kilometer Richtung Russland zurücklegten; äh, nee, das kann man so auch nicht sagen! Wir haben viele Stunden auf dem Bock gehockt, Kilometer waren es nie so sehr viele, einen Schnitt von 40-45 Km/h können wir aufweisen. Am 09. Juli wollen wir in Russland einreisen und Transit (evtl. ohne SIM-Karten zu erwerben!) in die Mongolei. Stunde um Stunde im Führerhaus, fast egal ob am Steuer oder als Beifahrer, ist oft quälend, denn Straßen und Pisten sind anstrengend. Bereits nach kurzer Zeit hat man einen Knoten im Sehnerv. Dann kann es vorkommen, dass Großhirnsignale fordern, auch vor einem Misthaufen abrupt zu bremsen. Ist es kein solcher, sondern ein Schlagloch und man hat nicht gebremst ist das schei….. Wir mögen beide das Gefühl nicht, wenn sich unsere ca. 8 Tonnen vom Boden lösen, um danach unsanft wieder Haftung zu gewinnen.
Unsere Route passen wir mal wieder wettertechnisch an. Statt des Nordkurses am kasachischen Altai entlang begeben wir uns direkt nach Semey, zu nass und kalt ist es uns bei der Fahrt durch Öskemen für eine Bergtour. Gute Entscheidung, ca. 50 Km hinter der Stadt wird es trocken und wir finden einen schönen Platz für die Nacht. Die Gegend scheint sehr fruchtbar, ist sie doch stark von Landwirtschaft auch größeren Stils geprägt. Bedenklich finde ich, denn von 1949 bis 1989 wurden westlich von Semey, russ. Semipalatinsk, mehr als 400 Atomwaffentests, zunächst oberirdisch, dann unterirdisch durchgeführt. Seit dem 29.08.1991, genau 42 Jahre nach der ersten Sprengung, ist das Gelände geschlossen und durch die Verträge von Semey ist Zentralasien Atomwaffen freie Zone. Die Strahlenbelastung in der Gegend ist (natürlich) auch heute noch viel höher als die, die als ´gesundheitlich unbedenklich´ angesehen wird, ca. 400fach. Das FZJ unterstützte im Rahmen des Grundwassermonitorings das Institute for Nuclear Physics des National Nuclear Center Kasachstan https://de.wikipedia.org/wiki/Atomwaffentestgelände_Semipalatinsk. Wir kaufen ein, wohl bedacht auf Artikel und Herkunft und besichtigen das Stronger than Death memorial in einem schönen Park auf der Polkovnichy Insel gelegen, das gerade zum Wochenende als Fotokulisse für Hochzeitspaare dient.
Ebenfalls westlich von Semey, ca. 40 km, liegt bei 50° nördlicher Breite und 80° östlicher Länge der geographische Mittelpunkt Eurasiens. Ja, mit Europa, nicht nur mit der EU, ist das wohl so eine Sache. Alles im Fluss, eine Frage von Definitionen, die von wem auch immer gerade kundgegeben bzw. untersucht werden. Wie heißen die fünf Kontinente? Die Antwort, die man lernt, ist davon abhängig wo man gerade zu Schule geht. Was sind denn die sog. Außengrenzen von Europa, wenn sich „Wissenschaft“ fortwährend um Belege bemüht!? Ein Kontinent Europa, wer könnte den nach Osten hin beschreiben? Die hier tun sich auch schwer: https://de.wikipedia.org/wiki/Eurasien.
Unsere wohl letzte Nacht in KZ verbringen wir abseits der A11 bei Dimitrievka 42 Kilometer vor der Grenze. Weiter geht es dann demnächst auf dem Blog auf der Seite >GoEast unter dem Link: EUR-Asien. Wir sehen uns!
30.06. – 06.07.2017 Hinter Ayagöz dürfen wir von der Hauptstrecke abbiegen und uns auf Nebenstraßen bzw. Pisten langsam dem Zaysansee nähern. Was haben wir in den Stans gelernt? Hauptverbindungsstraße, viel befahren, viel kaputt! Nebenstrecken, wenig(er) befahren, wenig(er) kaputt. Die Piste bereitet sogar über viele Kilometer Fahrspaß, leider macht das Wetter immer noch nicht richtig mit, oft gibt es heftigste Gewitter aber auch immer wieder Sonne.
In Reiselektüren wird der See mit 70 Mio. Jahren als ältester See der Welt angegeben, z. B. https://de.wikipedia.org/wiki/Saissansee, dies soll aber mit 25 Mio. Jahren auch der Baikal sein https://de.wikipedia.org/wiki/Baikalsee. Nun denn, ob Stillgewässer, Süßgewässer was auch immer und ein paar Millionen Jahre rauf oder runter, was macht das schon im Wettbewerb der Superlativen.
Eine gravierende Unstimmigkeit, die aus meiner/Marions Sicht nicht hinzunehmen ist, sind die verschiedenen Angaben zu den Toten vom Respublika Alany, Lonely Planet spricht von 250 Toten – s. Almaty 14.06. – 20.06.2017 – und Wiki von 2! Das muss man/ich mal recherchieren!
Freundlich sind die Fischer in dem kleinen Örtchen Tughyl und bringen fangfrisches Seegetier vorbei. Schmeckt frisch gegrillt köstlich, ist aber extrem grätenreich.
Wir wechseln die Seite des Gewässers, das südwestlich des Russischen Altais sowie nördlich des Tarbagataigebirges liegt und kommen der chinesischen Grenze wieder sehr nahe. Tatsächlich sehen wir doch hier zum ersten Mal ein KFZ mit chinesischem Kennzeichen: ein Reisebus!
Nach Überquerung des Irtysch – der aus China kommt – gelangen wir über eine gute Piste zu einem schönen Küstenabschnitt ca. 10 Km vor Amanat. Das Dorf liegt abgelegen, nur Pisten führen hierin, eine verläuft ca. 50 Km zur Hauptstraße nach Osten, die andere ca. 30 Km zur Nebenstraße nach Norden. Drei Übernachtungen gönnen wir uns am See und mit den Betas erhalten wir einmal ausgiebig Gelegenheit die Gegend zu erkunden, die sich aus einer Mischung von magerer Steppe, fernen Bergen und farbigen sowie teils schroffen Hügelformationen aus Lehm und Sandstein präsentiert. Vor allem der Kiin Kirish Canyon mit seiner üppigen Farbpalette beeindruckt. Unser zweiter Ausflug fällt einerseits der Hitze, andererseits dem Sturm zum Opfer. Im Aufbau sind es über Tag zwischen 35 und 38, zu heiß für Minouk. Der Sturm, der nachmittags die Temperaturen fallen lässt, tut dies auch mit unseren Betas, obgleich sie sturmtechnisch bestens stehen. Enorme Naturgewalten toben sich um uns herum aus und rütteln Ive heftig durch. Wir schaukeln wie auf hoher See, Blitze erleuchten die Nacht taghell, kein Baum, kein Strauch, nur wir – mittendrin.
Bevor uns der Weg entlang des Irtysch – der, der aus Sibirien kommt – nach Norden zur russischen Grenze führt sind erst mal die 30 Km Piste bis zu Straße zu fahren. Die Nebenstrecke ist nicht so gut wie erhofft, trotzdem entscheiden wir uns gegen die Fähre über den Fluss und wählen den längeren Weg am Ostufer entlang parallel zum Wasser Richtung Öskemen (Ust-Kamenogorsk) und Semey. Straße bzw. Piste sind schlecht, aber die Landschaft ist traumhaft. Das breite blaue Flussband durchzieht wüstenartige Steppe, durchfließt eine Felsenlandschaft, die an Mittelmeer und Jugoslawien erinnert und später in fruchtbares Ackerland mit üppigen Sonnenblumenfeldern übergeht. Ulken Narin ist unser Heimatort für heute Nacht.
27.06. – 29.06.2017 Auf der A3 Richtung NO machen wir die neun Monate und die 30.000 Kilometer „voll“. Von Almaty bis Taldyqorghan ist es eine gute Straße, danach über hunderte von Kilometern ein geteertes Etwas mit Quer- und Längswellen, Bodenverwerfungen und Schlaglöchern, die lediglich Orte miteinander verbindet und ansonsten Energie und Material vernichtet. Die Gründe für die mangelhafte Investition in die Infrastruktur des an Öl reichen Landes ist uns unverständlich, vor allem vor dem Hintergrund der Expo in Astana, die unter dem Motto „Future Energy“ steht. Das wäre uns sicherlich nicht so gegangen, hätten wir der Hauptstadt und der Weltausstellung die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Aber so sind wir nun mal, auch in D Hauptstadtbanausen, die bei dortigen Besuchen aber immer verstanden haben, warum in der Provinz was (nicht) läuft! Genug der Lästerei: die A3 verläuft zwischen dem `Land of Seven Rivers` im Westen – Lonely Planet meint es seien ca. 800 – und dem östlich gelegenen Zhongghar Alatau https://de.wikipedia.org/wiki/Dsungarischer_Alatau. Dass Führer und Landkarten es mit Angaben und Größenordnungen nicht so genau nehmen, haben wir schon des Öfteren festgestellt. So endet leider auch heute mal wieder die parallele Streckenführung, die uns durch das Ursprungsgebiet des Apfels, der von hier aus seinen Siegeszug um die Welt angetreten haben soll (Alma = Apfel, Almaty = Stadt der Äpfel) im Zhongghar Alatau vor Lepsi ca. 100 Km vor der Grenze zu China. Die Gegend ist eingerahmt von den Höhen des Tian Shan, kennt ihr schon, und des Altai, von dem Kasachstan östlich begrenzt wird, von dem werdet ihr noch lesen. Auch hier ist nichts mit dem angeblich stabilen kontinentalen Klima, es gewittert heftig und die Temperaturen stürzen entsprechend in den Keller. Auch die Fahrt zum Alaköl, einem Paradies für heimische und Zugvögel, wird ein Abstecher und endet vor dem Wasser. Diesmal unser Fehler, hätten wir die Karte genau gelesen bzw. das GPS entsprechend programmiert, wäre es wohl aufgefallen, dass auf der Karte der entscheidende Millimeter fehlt, bei einem Maßstab von 1:2 000.000 ein ordentliches Stück! Also wieder zurück und rauf die A3, bis wir bei Ayagöz Richtung Osten abbiegen und am Ortabugaz nach einem anstrengenden und regnerischen Tag unser Nachtlager Nr. 179 aufschlagen.
21.06. – 26.06.2017 Die drei Tage bzw. Fahrten durch den Altyn-Emel Nationalpark sind so eine Sache. Alle Highlights – Steinzeichnungen und Bal-Bals, ´Singende Düne´ sowie Vulkanformationen -liegen wie Perlen auf einer ca. 150 km langen Schnur gereiht. Aufgrund der neuen Parkordnung muss man von jeder Route wieder zum Eingang zurück und so sind 350 km teils üble Wellblechpiste durch die Halbwüste zurückzulegen. Wegen der Wechsel der Eingänge kommen noch rund 150 km Straße hinzu. Den immensen Fahraufwand sind die Anblicke nicht wert. Das liegt nicht nur daran, dass wir verwöhnt sind. Es war uns z. B. nicht klar, dass mit der Eintrittsgebühr am Eingang 1 die Lizenz zum Wegebau einherging. Mit Waldsichel, Axt, Säge etc. sowie entsprechender Kleidung hätte es sicherlich ein Fortkommen gegeben, aber darauf waren wir nicht eingestellt, also nix mit Petroglyphen und Grabsteinen.
Wir fahren zum Stausee und machen ausgiebig Pause. Der Blick, der sich hier dem Auge bietet ist einzigartig: im Süden die majestätischen Schneeberge des Tian Shan, im Anschluss die staubig dunstige Ebene von Almaty, darauf folgend der Kapshaghaysee, gen Osten nach China hin versinkt alles im Dunst, sobald sich der Blick weiter nach Norden wendet, kommt die halbwüstenartige Steppenlandschaft ins Bild und daran anschließend die Berge des Altyn-Emel. Luftlinie erfasst das Auge rund 200 km, darum, liebe Leser, seht es mir nach, dass dies mit meiner Amateurkamera nicht auf´s Bild zu bannen ist. Lasst dieses vor eurem geistigen Auge entstehen.
In Basshi (Eingang 2) verpasst man uns einen Guide, der von Minouk jedoch keine Eintrittserlaubnis in´s Führerhaus erhält. So fährt der Hund abwechselnd mit Jürgen bzw. mir im Aufbau mit. Die ´Singende Düne´, Ziel Tag 2, bleibt uns ihren Gesang schuldig, die Wetterbedingungen sind nicht stimmig. Wir haben schon so viel Schönes gesehen, dass für uns auch hier der Aufwand vor dem Staunen überwiegt.
Die Vulkanlandschaft, Tag 3, ist wie die steppenartige Halbwüste mit den Bergen als Hintergrund schön, mehr auch nicht. Es ist heiß und staubig, fast 40° C, alles strengt an. Vor allem für die Insassen der Wohnkabine ist es ein heißer Trip, ich empfehle hierzu Jürgens Movie „Die Zelle“.
Bei unserer Rückkehr nach Basshi zieht ein heftiges Gewitter durch, rapide fällt das Quecksilber um 20° C. Eine wahrlich belastende Gegend für Mensch und Tier und zum ersten Mal auf Reisen habe ich mich heute gefragt, was ich hier eigentlich mache! À prospos Tiere, was sehen wir: zwei Echsen, einige Hasen und Ratten sowie Wildpferde, in weiter Ferne Gazellen und Pelikane (am See!).
Wir fahren die Seidenstraße über den Altyn-Emel-Pass, die Richtung Osten nach knapp 200 Kilometern in China ankommt, zurück nach Westen. Die Landschaft wird freundlicher, sie trägt ein Kleid aus diversen Grüntönen mit lila und gelben Blumen, vereinzelt ist Weiß, Rosa und Blau hinein getupft. Unweit des Passes finden wir auf einer wunderschönen Blumenwiese einen Stellplatz mit kleinem See, wunderbarer Aussicht und einem freundlichen Bauern, der uns mit Frischmilch und köstlichem Schmand begrüßt.
Der Samstagmorgen ist weniger freundlich, er kommt mit Regen, dem Gedanken an eine volle Waschtrommel, deren Füllung auf Spülgang und anschließendes Trocknen wartet, sowie der notwendigen Schadensbetrachtung daher. Schadensbericht: Wir haben etliche Schrauben locker – das war uns bekannt und geschieht ab und an. Der Kühlschrank heizt, durch eine undichte Stelle ist das Kühlmittel entwichen; das ist nicht zielführend, da der Herd im Gegenzug nicht kühlt. Nach dem Einkauf in Basshi ist das potentielle Kühlgerät dummerweise auch noch recht voll – Bier, Wodka und so… – also flugs an die Physik erinnert und wie in alten Zelttagen mit Verdunstung zumindest etwas kühlen. Der Entlüftungsschlauch vom WC ist verstopft, das ist echt Sch…. Leute und der Radnabenantrieb des rechten Hinterrads leckt, was weniger dramatisch ist. Natürlich können wir das alles nicht nur den Pisten der letzten Tage in die Schuhe schieben. Die 30.000 Kilometer der vergangenen neun Monate sind auch nicht spurlos am Material vorüber gegangen. Wir telefonieren mit Nurlan und er wird helfen.
Dear Nurlan, thank you very much for driving and guiding us around Almaty, your perfect assistance and great tips. All that made life easier for us german tourists without being able to speak kazakh or russian. Tourists should not hesitate to contact you for any help and tips. Best wishes for you and travelto.kz!
Wir reparieren was nötig und möglich ist, erledigen den Waschkram und putzen das völlig eingestaubte Auto. Das war bitter nötig, in den letzten Wochen haben uns dazu die Gelegenheit, die Zeit bzw. wegen der Hitze der Antrieb gefehlt. Gegen Abend erspäht Josef aus Lindau Ive mit dem Fernglas von der Straße aus. ´Das müssen Deutsche sein´, folgert er und gesellt sich zu uns. Das Bier wird im See gekühlt, Josef kocht Spaghetti, unser Beitrag besteht aus gebratenen Würsten, Rührei und einer großen Schüssel Salat, ein gelungener Abend.
Pünktlich zum Wochenanfang endet die Gewitterstimmung. Bei strahlend blauem Himmel wird es wieder heiß und für uns gilt es die Kühlschrankreparatur mit Priorität in Angriff zu nehmen. Klappt alles bestens und abends gibt es wieder frisch gekühltes Pivo.
Von Planetengetrieben, thermodynamischen Kreisprozessen und Rüttelpisten (Jürgen):
Unser Ausflug in den Altyn-Emel Nationalpark wurde von Marion ausgiebig beschrieben. Die ca. 300 km über recht üble Piste, zum Teil auch als Rüttelpiste zu bezeichnen, hatten leider einige negative Auswirkungen auf unser bis dahin recht widerstandsfähiges Fahrzeug (siehe auch Movie: In der Zelle).
Der Wärmetauscher des Kühlschranks ist undicht geworden, die extremen Schwingungen haben hier zugeschlagen. Zum Glück gibt es das Internet, mit dessen Hilfe haben wir eine Reparaturfirma für Kühlanlagen gefunden. Mit vereinten Kräften wurde der defekte Wärmetauscher gelötet und Kältemittel eingefüllt. Dabei wurde auch noch eine falsche Verdrahtung des Kühlmöbels ausgemacht, die wohl schon im Herstellerwerk ihre Ursache hatte. Für 6.000 Tenge, inklusive Trinkgeld verfügen wir wieder über einen funktionsfähigen Kühlschrank. Dem Himmel sei dank, es gibt wieder kaltes Bier und Wodka.
Die Gummidichtung unseres Radnabenantriebes der Hinterachse ist undicht geworden. Der Fairness halber muss ich sagen, dass das sicher nicht nur am Altyn-Emel gelegen hat. Die letzten 30.000 km und ein wohl etwas rauer Umgang beim letzten Radwechsel in Iran haben dieser Dichtung wohl auch zugesetzt. Wie dem auch sei, eine Hilfe-Mail an Frank Flick von BAT hat mir Klarheit verschafft. Solange der Ölverlust sich in Grenzen hält, kann ich mit Nachfüllen gegen halten. Die eigentliche Reparatur mache ich dann in Deutschland. Ich habe 50 ml Getriebeöl bis zum Maximum aufgefüllt. Das bezeichne ich als ‚in Grenzen‘. Ergo, wir fahren weiter und reparieren später. Ein weiteres Mal: Vielen Dank Frank!
Nach einiger Überlegung habe ich darauf verzichtet, die dufte Reparatur des WC näher zu erläutern, funktioniert aber auch wieder.
14.06. – 20.06.2017 Bevor wir uns versehen sind wir draußen und wieder drinnen, von einem Stan ins nächste und evtl. vorläufig letzte, gut eine Stunde dauert es. Geht doch! Die Straßen sind gut und so gönnen wir uns kurz vor Almaty einen Platz an einem kleinen See, um alle Unterlagen rauszusuchen, zusammenzustellen, zu scannen… statt zu duschen wollen wir schwimmen gehen, aber die Einlagen im feuchten Nass passen uns nicht. Neben Fischen, die wir toleriert hätten, gibt´s Reptilien und Amphibien – ja ich/Marion weiß, Weicheier! Zur Strafe ist die Dusche dann kalt.
In einer Shopping Mall am Stadtrand finden wir schnell einen Laden, um unsere Scans zu drucken, das Generalkonsulat ist ebenfalls zügig erreicht – doch hier heißt es come tomorrow.
Vor dem GK ist Touristentreff. Das Auto von Cyril und Marie sowie ein weiteres Reisemobil aus F https://www.blog-trotting.fr/u/droledezebre parken hier. Wir quetschen uns dazu, löchern die Konsulatserfahrenen und vorsorglich folgen wir dem Tipp von Eva und Philippe, unsere Dokumente wie Reisepässe, Immigrationcards und internationalen Führerschein übersetzen zu lassen. Beim internationalen KFZ-Schein streiken wir, der ist auch in russisch und den Namen kann man ja aus der Passübersetzung entnehmen – so hoffen wir – und statt der 65 € wechseln ´nur´ 45 € den Besitzer. Ob wir die Übersetzungen gebraucht hätten? Keine Ahnung, vielleicht hat es ja einen anständigen Eindruck hinterlassen und unseren guten Willen gezeigt. Nachdem wir erst mal im Konsulat sind verläuft der Visaantragsprozess zügig, freundlich und in gutem englisch. Nur hineinkommen in die heiligen Hallen war skurril, und ich sage euch: erst kasachisch queuing: …. Ein wilder Haufen, von dem jeder behauptet, schon lange anzustehen und von irgendwem weiß, der vor bzw. hinter einem sei und alles in bestem ausländisch (russisch, kasachisch, weiß der Himmel), mittendrin ein paar verlorene Europäer, schwankend zwischen Revolte und klein beigeben. Nach mehr als einer Stunde öffnet sich die Tür ins Allerheiligste dann auch für uns und … s. zuvor! Abgesehen davon, dass nichts von dem, was auf der Internetseite des GK steht stimmt, wie Öffnungszeiten und Zahlungsmöglichkeiten – kurz vor Schließung suchen wir noch recht panisch einen ATM-Casher, denn statt Bezahlung mit Visacard werden nur Tenge akzeptiert – sind wir beim Verlassen des russischen Territoriums guter Stimmung, am Dienstag unsere Transitvisa in Empfang nehmen zu können. Nurlan, ein freundlicher im Tourismusgeschäft tätiger Kasache https://travelto.kz „findet“ uns, wir kommen ins Gespräch, er spricht bestens englisch und sogar ein wenig deutsch und er bringt uns zu einem Stellplatz mitten in der Stadt jedoch trotzdem ruhig zwischen staatlicher und privater Uni gelegen. Vormittags haben wir noch vergebens trotz Hilfe Einheimischer versucht, das Tourismusbüro zu finden, um die erforderlichen Eintrittskarten für den Altyn-Emel Nationalpark zu erwerben. Hierbei will uns Nurlan am Dienstag auch helfen. Ach ja, ich vergaß, 16.06., unser 10. Hochzeitstag! Gemütliches Frühstück? Fehlanzeige, keine Zeit! Blumen? Fehlanzeige, viel zu heiß!?…. Wir gehen essen, Prosecco und Salatkreation mit Pferdefleisch für Marion – köstlich, und Bier und Nudeln für Jürgen, so ist wenigstens er glücklich ;-). Am WoMo trinken wir eisgekühlten französischen Sekt und so langsam werde auch ich/Marion zufriedener mit der Welt.
Der heiße zentralasiatische Sommer hat Einzug gehalten. Trotz Temperaturen von fast 40 C bummeln wir den Tag über durch Almaty https://de.wikipedia.org/wiki/Almaty, den Big Apple Zentralasiens und einstige Hauptstadt, bevor Politik entschied, die Astana (Hauptstadt) im middle of nowhere anzusiedeln. Die Stadt ist ausgesprochen grün. Bäume, Sträucher, zahlreiche Parks sowie Brunnen und Wasserspiele machen den Aufenthalt nicht nur erträglich, sondern angenehm. Cafés und Restaurants gibt´s zu Hauf und fast immer sind die Schneeberge des Tian Shan im Blick. Im Panfilov Park, hauptsächlich den 28 Helden einer almatyschen Infanterieeinheit gewidmet, die 1941 das Vorrücken deutscher Panzer auf Moskau aufhielten, sehen wir neben den Kriegsdenkmalen (WWII 1941-45, Russischer Bürgerkrieg 1917-20) die Christi Himmelfahrt Kirche und das bunte, fröhliche Treiben aller Generationen. In der Fußgängerzone der Zhibek Zholy finden wir nebeneinander Überreste des Sozialismus sowie die Moderne, hoch modisch gekleidete Damen (fast) jeden Alters, aber auch Modesünden vergangener Zeiten an Mensch und Gebäuden 😉 sowie einen Markt mit großem Frischwarenangebot ohne jedwede Kühlung und so verzichten wir lieber auf einen Einkauf! Den Gorkipark schenken wir uns, stattdessen geht´s zum Respublika Alany mit Rathaus (Maslikhat), Unabhängigkeitsdenkmal (Golden Wo-Man Replika), Bronzetafeln zur Geschichte Kasachstans sowie vier Statuen einer kasachischen Familie (Mama, Papa, Kinder), Präsidentenareal (Foto musste ich/Marion leider löschen), Nationalmuseum … Der in der Sowjetzeit kreierte Zeremonienplatz erlangte zeitgeschichtliche Bekanntheit, als am 17.12.1986 rund 250 Demonstranten, sich gegen den Russischen Gennady Kolbin, als Kopf der Kommunistischen Partei Kasachstans auflehnend, von der Polizei getötet wurden.
Die weitere Wartezeit auf die Visa verbringen wir nahe Kapshaghay am rund 80 Km entfernten gleichnamigen Trinkwasserstausee.
Zurück am russischen Generalkonsulat steigen wir als potentielle Visabesitzer gleich im Rang auf. Die unfreundliche Dame, die uns beim ersten Besuch zurechtgewiesen hat, dass wir zu queuen hätten und von der ich zwischenzeitlich vermute, dass sie rein gar nichts zu sagen hat, sondern nur eine Angestellte einer ortsansässigen Agentur ist, gegrüßt uns freundlich: „When Visa, you first, I second!“ Nun denn, gegen Pole Position haben wir nichts einzuwenden. Zuerst können jedoch Einheimische ihre Visaanträge stellen, aber nach kurzer Zeit nehmen wir unsere Transitvisa, 5 Tage Russische Föderation, in Empfang. Das muss reichen, um die ca. 800 km zur mongolischen Grenze durch RUS abzuspulen – man bedenke, die beiden Staaten KZ und MGL trennen gerade mal 50 km! Liebe Gertrud, es wird nun immer wahrscheinlicher, dass wir deine Wehlener Sonnenuhr 2007 beim Wendepunkt, an dem >GoEast zu > Go West wird, genießen werden. Wir freuen uns drauf!
Pünktlich ist auch Nurlan zur Stelle, um mit uns in der Stadt noch einiges Organisatorisches zu erledigen. Zum Abschluss zeigt er uns auf google maps verschiedene Touristenhighlights und die besten Wege dorthin – und alles zu einem fairen Preis. Wir können seine Dienste nur empfehlen: gute Sprachkenntnisse, beste Orts- und Landeskenntnisse bzw. Verbindungen, pünktlich, ruhig und er wird von sich aus noch aktiv, als wir ihn bereits bezahlt haben und begleitet uns per SMS/E-Mail weiterhin mit den Regularien zu seinen Tipps …..
Am Nordufer des Kapshaghaysee, nahe des Parkeingangs verbringen wir die Nacht.
Kirgistan, Fortsetzung
Route 05.06 bis 13.06.17
Route 26.05 bis 04.06.17
11.06. – 13.06.2017 Im Kegeti-Tal wandern wir nach längerer Pfoten-Pause, leider regnet es und weiter geht´s. Wir passieren Рот-Фронт (Rot-Front), von landlosen Russlandmennoniten 1927 als Bergtal gegründet und Telman (Thälmann) https://de.wikipedia.org/wiki/Rot-Front, 1925 als Grünfeld besiedelt. Ein wenig neuere Geschichte: Nach Hitlers Angriff auf die Sowjetunion flohen zahlreiche Wolgadeutsche bzw. wurden nach Zentralasien in die Gegend südlich von Bishkek zwangsdeportiert in Orte wie oben erwähnt sowie Luxemburg und Friedenfeld. Heute leben nur noch wenige Deutsche hier, die meisten sind zurück nach D, wären wir geblieben hätte sich das nennenswert in der Deutschenstatistik niedergeschlagen. Aber das kleine Museum in der Dorfschule von Bergtal/Rot-Front gibt es auch nicht mehr und so führt unser Weg weiter ins Tal des Ysyk-Ata. Der gleichnamige Ort nebst heißen Quellen wird von einer Eintrittspforte versperrt, dahinter Volksauflauf à la Kirmes, nicht unser Ding. Wenige Kilometer zurück am Fluss finden wir einen ruhigen Platz in der Sonne.
Der nächste Tag begrüßt uns mit Wärme und azurblauem Himmel, wie gemacht, um mit den Betas auf die Piste zu gehen. Immer wieder führt unser Weg vorbei an Siedlungen, Feldern und Wiesen. So nahe der Natur wird uns der intensive Duft, der in den letzten Tagen über dem Land liegt, noch bewusster, eine perfekte Sinfonie von frisch geschnittenem Gras, Heu und Wiesenblumen, die üppig und in wunderbarer Vielfalt blühen. Ok, ok, der aufmerksame Leser weiß, dass wir des Öfteren durch Herden von Ziegen, Schafen, Rindern und Pferden fahren, da strömt dann ein ganz anderer Geruch in unsere Langnasen. Trotzdem ein perfekter Tag, um ihn mit Sekt und (kirgisisch versalzener) Lachsforelle abzuschließen.
Bishkek ist nicht unbedingt eine Stadt, die man gesehen haben muss, dazu bedürfte es noch sehr viel Aufwand, auch wenn zahlreiche Parks und Bäume eine gute Grundlage schaffen. Der Grenzübergang nach Kasachstan /Almaty verläuft nun mal durch die Gegend und das verschlägt uns ins sozialistisch anmutende Provisorium. Vieles erinnert uns an die Eindrücke, die DDR-Städte Anfang der 90er Jahre hinterließen. Ca. zwei Stunden schlendern wir durch die Stadt – das stimmt nicht so ganz, beim Schlendern hätten wir uns Zehen bzw. Haxen verstaucht, zerhauen oder gebrochen – kaufen Weihnachtsgeschenke und finden ca. 10 Km hinter der Stadtgrenze einen Platz für die letzte Nacht in Kirgistan.
Liebe Inge, liebe Niki, wir wünschen euch einen schönen Geburtstag mit vielen Geschenken wie Aufmerksamkeit, freundlichen Worten und wärmender Sonne Griechenlands. Möge das kommende Jahr für euch voller Liebe, wundervoller Überraschungen und bleibender Erinnerungen sein, an denen wir hier und da gerne teilhaben würden.
08.06. – 10.06.2017 Unser Stellplatz am Public Beach von Cholpon-Ata liegt direkt am Seerestaurant O.Aziz. Die freundlichen Besitzer haben gestern die Toröffnung organisiert, Plov gebracht und uns abends zum Saisonangrillen eingeladen. Diese ist hier sehr kurz, so 45 – 50 Tage und es brauchte noch lange Hosen, mehrere Pullover und dicke Socken, um sich wohl zu fühlen. Der Anlass diente wohl auch dazu, den „Koch“ zu testen, der während der Saison den Grill bedienen soll; hat er gut gemacht. Für die etwas eigenartige Menüzusammenstellung war der Hausherr verantwortlich: Lammspieße, Lammrippchen, Zwiebel, Brot und Cognac, ok, etwas Bier gab es auch, dafür war es uns aber zu kalt; zum Dessert dann noch Tee und Selbstgebackenes. So anderthalb Flaschen 5-Sterne Bishkek-Cognac haben wir tapfer zu Fünft geschafft, aber weder wir konnten hinterher kirgisisch, noch die Kirgisen deutsch, ein herzliches rakhmat (vielen Dank) geht mir/Marion jedoch jetzt leicht über die Lippen. Der Sohn des Hauses, Adilet, hat mit seinen Englischkenntnissen für Völkerverständigung gesorgt. Summeropening hat bestens funktioniert, bei strahlendem Sonnenschein und passablen Temperaturen besichtigen wir in Begleitung von Adi den Museumskomplex Rukh Ordo, eine Art spiritueller Meditationsgarten, mit Statuen und Bildern wichtiger Persönlichkeiten der internationalen Geschichte, fünf kleinen Kapellen der Weltreligionen und Demonstrationen zur Historie Kirgistans. Da darf natürlich ein Pavillon für Tschingis Aitmatow nicht fehlen https://de.wikipedia.org/wiki/Tschingis_Aitmatow (kirgisischer Schriftsteller 12.12.28 – 10.06.08). Um einiges älter als Rukh Ordo ist der Petroglyphengarten, die ältesten Steinzeichnungen sind aus dem 3. Jahrtausend v. Chr., aber das meiste, wie auch die Balbals sind nur halb so alt und stammen damit aus der Zeit, als die Kirgisen aus dem Nordosten kommend in das heutige Staatsgebiet einwanderten. Balbals: Vorfahre, auch Großvater, anthropomorphe Steinstele, Statuenmenhir…. sucht euch was aus; jedenfalls begegnen wir hier (bewusst) den ersten alten Figuren, deren Nachbildungen in Rukh Ordo zu sehen waren. Häufig sind die Figuren in der Mongolei, im südlichen Russland, in Sibirien, der Türkei, in der Ukraine und in Zentralasien.
Richtung Bishkek reisen wir wieder auf der Seidenstraße, hier verlief der Tian Shan Korridor. Bei Tokmok biegen wir ins Shamsy Tal zum Burana Tower ab, einem 24m hohen Rest eines Steinminaretts und einzigem Überbleibsel der Zitadelle Balasagun, gegründet von den Sogdern im 11. Jahrhundert https://de.wikipedia.org/wiki/Sogdien (s. auch 06.05. – 11.05. 2017 Samarkand). Um dem Gelände wohl etwas mehr Attraktivität zu verleihen befindet sich hier u. a. noch eine Sammlung von Balbals aus dem 6. – 10. Jhdt..
05.06. – 07.06.2017 Der ganze Tag ist regnerisch, wie erwähnt verzichten wir auf die Tripps zum Salt Lake und in den Tian Shan hinein; ob der Abstecher zum Altyn-Arashan klappt entschiedet sich morgen, denn die ohnehin miserable 15 km lange Schlammpiste in das Tal zu den heißen Quellen hinein ist eine Rutschpartie, die wir heute nach 1 Km beendet haben. Noch immer regnet es. Wie steht auf der Lotus-Kerze, die ich/Marion uns heute Abend gönne: Accept what is, let go of what was and have faith in what will be – wir werden sehen!
Wir fahren noch ca. 2,5 km weiter in das Altyn-Arashan Tal hinein. Es ist trocken, aber der Weg, von dem Lonely Planet meint, es sei die schlechteste Straße der Welt, entwickelt sich aus unserer Sicht eher als Wanderweg und Ive erscheint uns hier völlig fehl am Platz. Also verabschieden wir uns von unserem Mitfahrer, den wir am Straßenrand aufgegabelt haben und dem der Angstschweiß auf der Stirn steht und fahren zurück. Per Pedes bzw. Pfoten wollen wir auch nicht weiter, Minouk ist aufgrund seiner Verletzung keinen großen Wandertouren gewachsen und wir haben bemerkt, dass Jürgen sein Handy verloren hat, wir suchen ohne Erfolg, ein ehrlicher Finder meldet sich auch nicht und so müssen wir nach Karakol eine neue SIM-Karte kaufen.
Information zur Kontaktaufnahme:
Jürgen hat leider sein Handy verloren. Nun funktioniert meines mit den jeweiligen Landes-SIM-Karten und ich/ Marion bin vorerst unter der deutschen Telefonnummer nicht mehr erreichbar. Zur Kontaktierung bitte auf dem Blog (am einfachsten) oder per E-Mail melden.
Erst in Cholpon-Ata verzieht sich der Regen und Sonnenschein begrüßt uns, allerdings bläst ein kräftiger Wind aus dem Tian Shan über den See. Extra für uns wird der Zugang zum Public Beach geöffnet, noch ist keine Saison, und wir parken hier alleine für weniger als 3€ /Nacht. Zur Begrüßung gibt es ein köstliches Plov, das wir windzerzaust vor atemberaubender Kulisse verspeisen. Die Kleinstadt https://en.wikipedia.org/wiki/Cholpon-Ata mit seinen schönen Stränden ist DAS Touristenziel am Ysyk-Köl insbesondere in der Sowjetära gewesen – und kommt auch heute noch provisorisch sozialistisch daher. Zumindest gibt es in der Nähe einen Supermarkt, der ein vergleichsweise großes Angebot hat (Rotwein aus KG, Marmelade, Küchenrolle…).
01.06. – 05.06.2017 Je weiter wir in den Osten des Stans kommen, umso schlechter werden die Straßen bzw. Pisten, wir sehen vermehrt Moscheen, Jurten und monumentale Grabmäler, ebenso nehmen Rinder- und Pferdeherden an Zahl und Größe zu. Manchmal denke ich/Marion, gleich müssten Old Shatterhand und Winnetou um die Ecke geritten kommen, aber: falsche Himmelsrichtung, die ritten ja im Western. Anders als der junge schroffe Pamir und der Tian Shan, deren Ecken und Kanten noch nicht von Klima und Wetter geschliffen wurden, erscheint das Alai-Gebirge sanfter, freundlicher. Und dann liegt er vor uns, der Ysyk-Köl, eher an ein Meer, denn an einen See erinnernd und östlich von Kara-Talaa bauen wir wieder ein Haus am See auf. Hier dürfen dann auch die Betas nochmal von der Bühne. Besonders freut uns bei unseren Ausflügen, dass die Kirgisen uns als Zweiradfahrer begeistert und häufig grüßen – das ist mit Ive anders.
Chère Anne, un très bon anniversaire avec beaucoup de soleil, des fleurs et des cadeaux. Nous espérons que tous va bien avec toi et toute la famille. Est-ce que vous avez un chien ??? À bien tot 😉 … majuemin
Lieber Niklas, einen ganz besonders dicken Gedankenkuss und liebe Grüße von Oma und Opa zum ¾-Jahr!
Leider sind unsere Wünsche, wie auch die zum Pfingstfest, alle nachträglich – das Netz ist zu schwach zum bloggen.
Margrit und Peter besuchen uns und wir verbringen gemeinsam gemütliche harmonische Stunden. Das Wetter wird zunehmend schlechter. Können wir am Samstag noch beim wärmenden Lagerfeuer den Sonnenuntergang genießen so verabschieden wir uns Pfingstmontag bei wolkenverhangenem Himmel und Nieselregen. Unsere Wege trennen sich wieder, die Schweizer fahren direkt nach Bishkek und wir bleiben bei dem Plan, den Ysyk-Köl zu umrunden. Angesichts des Wetters verzichten wir jedoch auf das Floaten im Salzsee und die Stippvisite in den Tian Shan zu den Wasserfällen nahe der Goldminen – Kirgistan ist reich an Goldvorkommen, auch wenn man von dem Reichtum im Land nichts merkt.
28.05. – 31.05.2017 Tief hängen dicke graue Wolken am Himmel. Es beginnt zu schneien. Ich/Marion bringe Ive auf Touren, zügig wollen wir den Taldyk Pass hinter uns lassen, in Osh einkaufen, tanken, Wasser fassen und dann einen Platz für die Nacht finden. Meditativ ist die Stimmung in der Fahrerkabine. Das Tadschikistanintermezzo hat uns viel abverlangt aber auch enorme Eindrücke hinterlassen. Und als wollte uns der Pamir ein Abschiedsgeschenk bereiten steigen aus dem Seitental plötzlich vier riesige Vögel auf, es sind Adler. Magisch, wie von unsichtbaren Kräften gezogen, erheben sich die prächtigen Tiere in die Höhe. Ich kann meinen Blick nicht von ihnen lassen; festhalten, ja einfrieren möchte ich den Anblick. Was einfriert ist Ive, wir sind fast zum Stehen gekommen und nur mühsam nehmen wir wieder Fahrt auf. Unseren Osh-Plan kennt ihr, alles ist schnell erledigt und auch wenn uns Mister Garmin in die Irre führt und eine Brücke eingestürzt ist finden wir am Anjiyan-Reservoir hinter Özgön einen schönen Platz für die Nacht. Wir sind erschöpft, schlafen fast zehn Stunden und als ich morgens meine T-Shirt-Box (eine Art Klick-Dose) öffnen will, sieht sie aus, wie vakuumiert. Es ist unglaublich quasi zu sehen, wie dünn die Luft oben im Pamir war.
Die Straße durch das Fergana-Range nach Naryn ist nach unseren Erkundigungen noch geschlossen und so fahren wir „außen rum“ Richtung Ysyk-Köl, nach dem Titicacasee Südamerikas der zweitgrößte Alpinsee, über 1600m gelegen, 170 km lang und 70 km breit. Die 40 $ „Spende“ (Maut) für die Straßennutzung entrichten wir doch gerne, ist ja für einen guten Zweck – so hoffen wir. Der See grenzt an den Tian Shan, während der UdSSR-Zeit hat die Navy hier ihre Versuche mit Torpedos der neuesten Generation durchgeführt. Doch zunächst ist ganz profan mal wieder Putz-, Wasch- und Schmierzeit angesagt und so verbringen wir zwei Nächte am Südufer des Toktogul bei gewittriger Wetterlage.
Die Berge um uns herum erinnern an die mit Filz bezogenen Brüder der Modelleisenbahnen. Später lässt die Gegend Assoziationen mit den Seealpen bzw. Norwegen aufkommen, aber die gewaltigen Wassermassen, die die zu Tal stürzenden Flüsse führen, bzw. das Quecksilber lassen die Vergleiche dann doch nicht zu. Wir erleben eben die Einzigartigkeit und Schönheit der Bergwelt Kirgistans auf dem Weg zum Ysyk-Köl. Einziger Wermutstropfen: Mal wieder ist eine Spende fällig, diesmal für fahren ohne Licht – machen hier viele, auch die Polizei, aber sei es drum – statt zunächst 700 $ zahlen wir schließlich 10 $, das erscheint mir immer noch zu viel, aber wie war das mit der Unterhaltung von Offiziellen und unser Zeit?! Und die „Straßen“ haben es bitter nötig.
Stunde um Stunde, wegen der schlechten Piste, weniger der Entfernung wegen, fahren wir durch ein wunderschönes Flusstal, immer wieder andere landschaftliche Formationen begeistern uns. Leider erwischt uns unser Deutschtum wieder. Wir haben unser selbstgesetztes Tagessoll noch nicht erfüllt und so entgeht es unserer Aufmerksamkeit, hier unser Lager aufzuschlagen. Die Strafe folgt auf dem Fuß. Wir verbrauchen viel Zeit, einen Schlafplatz zu finden, unsere Ansprüche sinken und sinken und schließlich stehen wir östlich von Chaek auf einem „Knubbelplatz“ unmittelbar an der Straße allerdings auch mit schöner Aussicht.
Lieber Rainer, ´wir sehn mit Grausen ringsherum, die Leute werden alt und dumm. Nur wir allein im weiten Kreise, wir bleiben jung und werden weise.` Im Eugen Roth´schen Sinne, halt die Ohren steif, alles Gute, herzliche Grüße zum Geburtstag und auf Wiedersehen im Dezember, majuemin.
Tadschikistan – Intermezzo
26.05. – 27.05.2017 Unser Höhenunwohlsein ist unverändert und wir beschließen, die Runde vom Rangkul über Rangkut an die chinesische Grenze und retour über Toktomushbek nach Murgab, an der M 41 zu fahren, etwa 140 km Pistenstrecke. Es sollte mit eines der intensivsten Erlebnisse der bisherigen Reise werden. Fahrerisch ist die Tour anspruchsvoll, ca. 8 Stunden benötigen wir. Menschen sehen wir auf dem Abschnitt kaum, Ansiedlungen gibt es aber immer wieder, Touristen gar keine. Die Kombination aus Schnee bedeckten Bergen und gigantischen Sanddünen ist surreal, Schnee = kalt, Wüstendüne = heiß, das passt so gar nicht zu unserem Weltbild. Und immer wieder Blumen, vor allem blaue Lilien, tief geduckt am Boden. Und auf einmal sehen wir sie, die Marco Polo Schafe, neben dem Schneeleopard die seltensten Tiere im Pamir. Graziös bewegen sie sich durch die Dünen, ein wunderbares Bild und unsere Freude über die Sichtung ist groß. Sie haben so gar nichts mit der Behäbigkeit der bei uns beheimaten Tiere oder der hässlichen Fettschwanzschafe gemein. Grazil, auch in der Größe eher an Rotwild erinnernd, mächtiges Gehörn, weiß-graues Fell, es sind wunderschöne Erscheinungen. Die Gruppe aus fünf Tieren quert vor uns die Piste. Sie eilen durch eine Öffnung in dem, im hiesigen Teil von TJ überall vorhandenen oftmals defekten bzw. löchrigen Stacheldrahtzaun, der angeblich einst eine Pufferzone zwischen China und der UdSSR bildete. Da! Ein Tier nimmt den falschen Weg, es verfängt sich im Stacheldraht. Mit kräftigen Bewegungen versucht es sich zu befreien, Blut strömt über die Flanken, es verharrt, schüttelt den Kopf mit den mächtigen Hörnern als wollte es nicht glauben, was ihm geschieht und erneut nimmt es den erfolglosen Kampf mit dem Stacheldraht auf. Grausam ist die Beobachtung, wir halten an, überlegen wie wir dem Tier aus der Falle oder aus dem Leben helfen können, ohne uns in Gefahr zu bringen. Jürgen versucht erfolglos den Draht zu durchschneiden; voller Trauer und mit Entsetzen wenden wir uns ab, überlassen das Tier seiner Einsamkeit und dem Schicksal. Hätten wir etwas tun können? Was? Tage später habe ich/Marion noch das Bild des Tieres und seine Verzweiflung – so empfinde ich es – vor Augen. Ein Foto zu machen war mir unmöglich. Schweigend fahren wir weiter, Sandsturm kommt auf und die auf der Karte gelb eingetragene Straße entpuppt sich zur Schlaglochkatastrophe, Loch an Loch. Stunden dauert es, bis wir in Murgab die M41 erreichen. Auch hier ist Infrastruktur, in dem Fall Strom, derzeit in der ganzen Stadt außer Funktion, also kein wifi, meine Telefonversuche nach Hause sind auch erfolglos….. Erschöpft schlagen wir unser Lager am Akbaytal Richtung Rangkul neben dem Highway auf.
Pässe fahren macht soviel Spaß ;-), also nichts wie rauf auf den 4655m hohen Akbaytal und wieder runter, rauf auf 4232m und wieder runter – Uybulok heißt der Pass glaube ich, die Karte ist ungenau – nun den 4336m hohen Kyzyl Art rauf; wir überholen eine Radfahrerin, Kanadierin wie wir später erfahren, schiebend! Anders ginge auch nicht, die Fahrrinne ist katastrophal für alles was Räder hat. Mittlerweile kann ich/Marion die Touris verstehen, die zu Fuß unterwegs sind. Die Grenzabfertigung geht fix, wir trinken Tee und plötzlich biegt sie um die Kurve die tapfere Radlerin und wir beobachten ihre letzten Höhenmeter zum Grenzposten. Freundlich wird sie mit Handschlag empfangen, man schiebt ihr Rad die letzten Meter und fix ist sie auch schon „ausgereist“.
Auch wir machen uns an den Abstieg zum kirgisischen Grenzposten. Mein Lieblingsgrenzer ist wieder da, diesmal will er Ive gleich in Arrest nehmen. Wir haben Hörner von Marco Polo Schafen, die überall in Tadschikistan rumlagen, auf der Bühne. Also haben wir gewildert und das kostet 400 000 Som Strafe für die Schafe, andere Tiere sind billiger bzw. teurer (keine Panik, Summe durch 70 teilen, dann habt ihr €). Offiziell jagen kostet 10.000 $ und dafür darf man schießen was und wie viel man will. Wir spielen mal wieder die Unverständigen, Ahnungslosen, Unschuldigen…, alles löst sich gaaanz langsam in Luft auf. Der arme Grenzer füllt, Allah ergeben, alle Zolldokumente aus, kopiert das Ganze per Hand, der Computer ist nämlich defekt und – ja ihr habt es erraten – wir zahlen ohne Murren die Ökoabgabe für Ive und die Betas. Unser Ziel ist Sary Tash, das Hotel, das wir von der Fahrt zum Pik Lenin schon kannten, dort konnte man bestens bloggen und Essen gab es auch.
Ja, Irmi, du hattest Recht in deiner E-Mail, die Gegend in der wir sind ist einsam, aber immer wieder treffen wir Leute, manche mehrmals und die Begegnungen sind schnell sehr intensiv. Man spürt wohl eine Art Seelenverwandtschaft bei allen Unterschieden wie Sprache, Alter, Bildung, in der Art unterwegs zu sein und bei den verfügbaren finanziellen Mitteln. Obgleich mir z. B. die Frau völlig fremd war, die ihr Fahrrad den Kyzyl Art Grenzpass hinaufschob hatte ich Tränen in den Augen, als ich sie an der Grenze ankommen sah und zu Jürgen meinte: `Da ist sie, sie hat es geschafft!` Im Hotel in Sary Tash trafen wir Jenny & René aus Deutschland, paisaimiacita.wordpress.com, auch mit den Rädern unterwegs und im Wohnmobil köpften wir noch eine Flasche Sekt.
22.05. – 25.05.2017 Im Dreiländereck Kirgistan, China passieren wir die Grenze zu Tadschikistan. China, für uns ganz besonders mit Ferne und völliger Andersartigkeit assoziiert, liegt nun in direkter Nachbarschaft. Wir werden es nicht besuchen, zu umfassend sind uns die bürokratischen Herausforderungen, die einem Besuch im Wege stehen. Jedoch vieles, was daheim fremd anmutete ist inzwischen Gewohnheit geworden. Wäre uns das mit China ebenso ergangen?
Alltag ist die Art und Weise einzukaufen, sprich das Fehlen großer Supermärkte mit Komplettangebot, am Straßenrand sich aneinander reihende Verkaufs-, Essens- und Getränkestände, Grills und Restaurants á la fast food; zunehmend asiatisch dominierte Autofabrikate, EU-Marken sind selten; immer und überall frei herumlaufende Herden von Schafen, Rindern, Kamelen sowie Pferden. Selbstverständlich ist es, nahezu überall ein Lager aufschlagen zu können und Menschen – mit zunehmend asiatischen Gesichtszügen – mit Interesse an und Freundlichkeit gegenüber uns.
Fast acht Monate sind wir unterwegs. Doch hin und wieder spüren wir bei Begegnungen mit Einheimischen den deutschen Teil in uns: ´Was wollen die denn nun schon wieder, können wir nicht mal unsere Ruhe haben?´ ´Nein, nicht schon wieder eine Einladung, bei der man sich nur mit Händen und Füßen verständigen kann. Warum spricht hier denn niemand englisch?´ … Dieses „Deutschtum“ überfällt uns insbesondere nach anstrengenden Tagesetappen. Meistens schämen wir uns hinterher ob unseres Verhaltens und wir freuen uns dann doch über die erlebten Kontakte. Und so richtig fremd fühlen wir uns nicht, während wir an der chinesischen Grenze entlang fahren, ein Teil unserer Seelen ist wohl mit uns gereist. Einzig die – bis auf wenige Ausnahmen – immer seltener werdenden Kontakte zu Bekannten, Freunden und Familie machen uns deshalb wohl umso nachdenklicher. Ist die alte Heimat fremd geworden?
Wir fahren bis rund 20 km vor den Kyzyl-Art Pass, der Grenze zu Tadschikistan. Wunderbare Bergkulissen, frisch geduscht, Sekt bzw. Bier getrunken, Sonne im Gesicht ….. da tritt leichtes Höhenunwohlsein mit Kopfschmerzen (Marion) und schlechtem Schlaf (beide) in den Hintergrund.
Der Grenzübergang hat auch diesmal wieder Überraschungen parat. Der Kirgise kann nicht verstehen, dass die beiden Betas bei der Einreise nicht mit Öko- und Zollgebühren belegt wurden. Es wird lamentiert, diskutiert, telefoniert und nach einer knappen Stunde sind wir ausgereist – ohne Gebühren, aber mit der Drohung, das wir auf der Rückfahrt löhnen müssen! Warten wir ab. Nun geht es die 20 km bis zum tadschikischen Grenzposten durch Niemandsland. Der Pamierhighway wird auf diesem Abschnitt zu einer immer schlechteren Piste, dafür entschädigt er mit grandioser Landschaft. Ein einsamer Motorradfahrer kommt entgegen, Mut, oder Übermut? Auf dem Pass eine Bikergruppe aus D, CH, AUS und Israel; später ein einsamer Wanderer mit Rucksack! Jeder wie er meint. Die Grenzer schicken uns ca. 2,5 Stunden von Baracke zu Baracke, begutachten Minouk und seine Pässe sowie Ive von innen und außen, entwenden einen Sekt, angeblich ist nur eine Flasche pro Person erlaubt, fordern immer wieder Dollars ein und zum Schluss, nachdem wir schon viele bunte Papiere unser Eigen nennen und die Stempel in den Pässen prangen, sollen wir für Ive 150 $ und für zwei Motorräder je 10 $ für was auch immer zahlen. Das überstrapaziert unsere Geduld, wir treten in den Zahlstreik. Zum Schluss zahlen wir 45 $, wahrscheinlich immer noch zu viel, aber wir wollen unsere Zeit nicht weiter zur Unterhaltung von Grenzern nutzen.
Als wüsste die Landschaft, dass wir die Grenze passiert haben, verändert sie sich. Die Hochweiden verschwinden, es wird steiniger, wüstenartig. Am Karakul schlagen wir unser Lager auf. Der See, entstanden durch einen Meteoreinschlag auf 3900 m Höhe, ist eingebettet in eine phantastische Landschaftskulisse umgeben von Fünftausendern. Obgleich der See Zu- und Abflüsse besitzt ist er salzig und bis in den Mai hinein gefroren, auch die unmittelbare Uferzone trägt eine Salzkruste. Nach einem Spaziergang beobachten wir aus der wohligen Wärme von Ive heraus, wie die Eisschollen im Verlaufe der Tageszeit von Wind und Strömung über den See geschoben werden, ihn schließlich fast völlig verdecken und gegen Abend wieder verschwinden!?
Lonely Planet weiß zu berichten, dass auf der großen Insel im See im Zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten inhaftiert waren und so kommen mir die Geschichten meiner Großmutter über ihren im Russlandfeldzug verschollenen Bruder ins Gedächtnis.
Weiter zum 4655 m hohen Akbaytal, dem höchsten Pass unserer Reise. Wir kommen nicht weit, abseits am See steht ein Truck aus München, Ehepaar mit drei Kindern und aus dem ´nur schnell mal guten Tag sagen´, wird ein mehrstündiger Tratsch und so beenden wir vor der Passanfahrt bei Muzkol den Fahrtag. Eine Pause im Höhenanstieg kommt ganz zu Pass, Jürgens Erkältung ist noch nicht ganz abgeklungen und ich habe mich, völlig untypisch, angesteckt und meine Nase übernimmt das Luftholen nur sehr unbefriedigend, vor allem Nachts echt ätzend in der Höhe. Schnaufend, schniefend, Rauch produzierend schaffen Jürgen und Ive den Gipfel. Ich bin seit einigen Tagen ein fahrerischer Komplettausfall – Höhe und Erkältung, echt Sch…. Einzig Minouk ist von Allem völlig unberührt, wo es Murmeltiere zu jagen gibt rennt er los, völlig egal, ob auf 3500 oder 4655 Metern! Nur kurz halten wir auf dem Pass an, fotografieren, filmen und machen uns auf der Suche nach Sauerstoff an den Abstieg. Was treffen wir? Radfahrerinnen, Motorradfahrer, die Schweizer Margrit und Peter http://maupe.jimdo.com und mal wieder wird am Straßenrand geplauscht. Wir erreichen unser Tagesziel, den Rangkul auf 3800m trotzdem früh am Tag, man ist hier Luft! In der Ferne sehen wir die ersten Yaks. Von den Marco Polo Schafen haben wir bislang leider nur die Hörner zu Gesicht bekommen. Die Landschaft: wir kommen mit dem Stauen, Fotografieren bzw. Filmen bei den sich ständig verändernden Lichtverhältnissen nicht nach. Weiße bis hin zu fast schwarzen Wolken werden vom Sturm über den Himmel getrieben, magisch zieht das Farbenspiel des Sees immer wieder unsere Blicke an, die Schattenwürfe auf den Bergen lassen das Gefühl aufkommen auf dem Mars zu sein. In unserer Raumkapsel beglückwünschen wir uns zu der Entscheidung, Ive mit großen Panoramafenstern ausgestattet zu haben. Einziger Wermutstropfen: keine Telefonverbindung und so bleiben heute leider alle Väter ungegrüßt!
Kirgistan
19.05. – 22.05.2017 Wir verlassen Osh auf dem Pamirhighway, der M41, bei strahlend blauem Himmel. Sattes Grün rings um uns herum, traumhafte Panoramen und immer wieder Herden auf der Straße, die nicht, wie bisher gewohnt, zu Fuß oder auf Eseln, sondern von den Kirgisen meist hoch zu Ross begleitet werden. Der erste Pass mit 2408 m ist schnell genommen und ein Nachtlager am Gülchö südlich der gleichnamigen Stadt gefunden, das eine Rasselbande schnell entdeckt und für Kurzweil sorgt. Nach ruhiger Nacht und gemütlichem Frühstück kurven wir die Straße hinauf zum 3615 m hohen Taldyk Pass. Einzig Bäche und Flüsse tragen nicht das Ihre zum Bilderbuchpanorama bei, kein silbern glitzerndes oder Himmelsblau reflektierendes Wasser, sondern eher Schlammlawinen stürzen sich zu Tal. Bei Sary Tash verlassen wir den Pamirhighway zum ersten Mal und biegen nach Sary Mogol in das breite Hochtal ab, um Richtung Pik Lenin zu fahren. Wir schaffen ca. 25 km Piste mit Ive bis auf etwa 3300 m und finden einen wunderschönen Platz. (Anmerkung 1 zum Datumsfoto: die Kamera hatte ein falsches Datum, am 20.05. fuhren wir die Piste! Anmerkung 2: unsere Tadschikistanvisa sind 24h nach Beantragung per Rechner da!). Die Gegend ist traumhaft schön, auf den Hochweiden blühen Blumen in gelb, weiß und blau, zaghaft geduckt zwischen Gräsern. Freilaufende Pferde ´und ewig schaut das Murmeltier´, ob der blöde Tourihund wieder unterwegs ist. Wir sehen zahlreiche der niedlichen Tiere, die ihre Ruf- und Warnlaute ausstoßen und Minouk von Hügel zu Hügel jagen; er merkt gar nicht, dass er in dem Spiel der Hase ist! Während unserer Spaziergänge denken wir oft an dich Heinz, der du das alles aufgrund deiner Berg(steiger)erfahrung noch intensiver erleben könntest. Selten hat mich/Marion eine Landschaft so ergriffen und melancholisch gemacht. Trotzdem steht die angeblich vergleichsweise einfache Besteigung des 7143 m hohen Pik Lenins nicht auf unserer to do Liste. Wir kommen ihm nur bis auf etwa 20 km bzw. 3500 Höhenmeter nahe; Jürgen kommt ihm noch etwas näher, er lässt es sich nicht nehmen, die Beta durch Schneebretter und über teils matschige Pisten zu treiben, ich spüle derweil und belohne mich mit einem Sekt! Den haben wir in Osh für umgerechnet 2,55 € erstanden und das Gesöff ist trinkbarer als der für fast 8,00 € erworbene nahezu ungenießbare georgische Rote. Wir verlassen unseren Stellplatz Nr. 150, einer der Traumplätze, fahren zurück über Sary Tash, bloggen für die Daheimgebliebenen und ab hier geht es wieder auf den Pamierhighway Richtung Süden zum 4336 m hohen Kyzyl-Art Pass, der Grenze zu Tadschikistan.
Die Hochgebirgsetappe unserer Reise beginnt. Alai https://de.wikipedia.org/wiki/Alaigebirge, Pamir https://de.wikipedia.org/wiki/Pamir_(Gebirge) und Tian Shan https://de.wikipedia.org/wiki/Tian_Shan sind gewaltige Gebirgszüge Zentralasiens, die Anteile auf kirgisischem Staatsgebiet haben und teils (Pamir) zum ´Dach der Welt´ zählen. Mit dem 7134m hohen Pik Lenin (neu: Pik Abu Ali Ibn Sino, früher Pik Kaufmann) müssen sich Kirgistan im Norden und Tadschikistan im Süden den fünfthöchsten Berg des Pamir teilen, mit 7649 Metern höchster Gipfel ist der Kongur in China. Auch die Berge des Tian Shan stören sich, wie Natur es so an sich hat, nicht an Staatsgrenzen und haben Anteil an Kirgistan und China. Sie sind wahre Himmelsstürmer, 7439 m ragen der Dschengisch Tschokusu (Gipfel des Sieges, Victory Peak, Pik Pobedy….) und 7010 m der Khan Tengri (Herr der Geister, Sky Ruler…) dem Firmament entgegen. U. a. entlang des südlichen Ausläufers des Tian Shan verläuft die Seidenstraße. Aber fangen wir mit ganz flachen Bällen an!
14.05. – 19.05.2017 Im TES-Guesthouse in Osh wird gewaschen und das Internet strapaziert. Die Meinungen der anderen Reisenden, die Infos im Netz und von Agenturen bezüglich RUS-Visa sind widersprüchlich. Wir haben uns für die Variante entschieden, eine Einladung über Stantours einzuholen und so wandern die erforderlichen Angaben und Euros durch das Datenorbit. David von http://www.stantours.com ist zwar nicht RUS-Spezialist, aber ich kenne niemanden, der auf E-Mails so prompt reagiert wie er – und wir folgen seinem Tipp, es mit den Visa dann später in Almaty zu versuchen, ist aber unsicher. (Anmerkung: Die beiden Leipziger haben, wie von David vermutet, in Osh keine RUS-Visa erhalten.) Um auf der zweithöchsten „befestigten“ Fernstraße der Welt fahren zu dürfen beantragen wir über das Guesthouse das Permit für den Pamirhighway https://de.wikipedia.org/wiki/Pamir_Highway. Lediglich der Karakorum-Highway weiter östlich, Islamabad und Kashgar verbindend, liegt höher. Wegen der Lieben daheim und ihrer Sorgen um uns haben wir schon zu Hause beschlossen, den Pamirhighway nur von Osh bis Murghab und retour zu fahren, daran halten wir fest.
Ive passte wegen seiner Höhe nicht in den Hof des Guesthouse, der Parkplatz draußen gefällt uns nur bedingt, Osh ist keine attraktive Stadt und so verbringen wir die restliche Wartezeit auf das Permit lieber in der Umgebung. Auf dem Weg zum Papan Reservoir liegt der Thron König Salomons https://de.wikipedia.org/wiki/Suleiman-Too, ein den Kirgisen heiliger Berg, da Mohammed hier gepredigt haben soll. Der Suleiman-Too ist erstes Unesco Welterbe des Landes. Salomon, Christen als König von Israel im 10 Jhdt. v. Chr. bekannt, ist für Moslems ein Prophet, der hier begraben sein soll. Die Thronbesteigung war ein netter Spaziergang.
Am Papan Reservoir, Stausee des Ak-Buuro, schlagen wir unsere Zelte südlich der Alaiberge auf. Noch sind sie von Dunst verschlungen, Regenschauer haben die stickige, schwüle Gewitterstimmung vertrieben, aber gegen Abend bricht mehr und mehr die Sonne durch die Wolkenschicht. Der See liegt auf 1300 m, ein gutes Training für das anstehende Hochgebirge. Bei den Spaziergängen machen wir noch einige Hundert Höhenmeer mehr, die Landschaft ist ausgesprochen schön: schneebedeckte Berge, grüne Hügel mit blühenden Sträuchern und Blumen, dazwischen immer wieder Ausblicke auf den See, in dem sich herrlich schwimmen lässt. Unser Stellplatz ist auch bei jungen Leuten aus der Gegend beliebter Treffpunkt. Es wird gesungen, Musik gemacht, getanzt, gegrillt – und – man lädt uns Oldies ein. Wir wollen die Jugend dann doch lieber unter sich sein lassen und ziehen uns auf den Beobachterposten zurück. Minouk nimmt das unwillig und völlig verständnislos zur Kenntnis, so ein Kebab zum Mittag, mmmhhhh, lecker. Das meinen die Jungs auch und bringen uns kurzerhand drei fein gewürzte Frikadellen und köstlich frisches Brot. Das nenn´ ich Respekt vor dem Alter! 😉
Der 18. Mai entpuppt sich ab mittags als Regentag und unsere Permits lassen auch noch auf sich warten. Am nächsten Tag lacht die Sonne vom wolkenlosen Himmel, die Permits sind da, also auf nach Osh, Geld wechseln, einkaufen, Permits abholen, Visa beantragen (Tadschikistan) und ab in die Bergwelt.
Usbekistan
12.05. – 14.05.2017 In Marghilan besichtigen wir die Yodgorlik Silk Factory. 150 Menschen vollziehen hier an Ort und Stelle den gesamten Produktionsprozess, der im Wesentlichen in sechs Schritten abläuft: Am Anfang steht der Maulbeerbaum, Heimat für Schmetterlinge und Raupen. Der Schmetterling legt seine Eier (auf einem alten Kokon) ab (1), nach einiger Zeit schlüpfen die Raupen, die sich von den Blättern ernähren (2) bis sie vollgefressen einen Kokon (3) spinnen, in dem ihre Verwandlung zum Schmetterling abläuft. Die Kokons (3) werden vom Baum gepflückt, in heißem Wasser gewaschen, das tötet die Raupe, entfernt die Kleberschmiere, die hauchdünnen Fäden lösen sich und können zu einem Faden aufgespult werden (4). Danach wird meist mittels Naturfarben gefärbt (5) und das Garn überwiegend in Handarbeit zu Teppichen sowie Stoffen weiterverarbeitet (6). Im Verkaufsraum werden leider fast ausnahmslos Baumvollprodukte aus Usbekistan angeboten. Die Gewinnung von Baumwolle, die enorme Wassermassen verschlingt, ist mitschuld daran, dass der Aralsee austrocknet, ihr erinnert euch? Ja, und warum gibt es fast nur Baumwollprodukte? Weil den Touristen die Seidenprodukte meistens zu kostspielig sind und so wird nur auf Bestellung produziert, schade eigentlich. Ich habe mir einen Schal aus dem industriellen Herstellungsbereich der Silk Factory gegönnt, passt farblich hervorragend zu meinem Wintermantel. À pros pros Wintermantel, es ist weiterhin heiß, 40O Celsius tagsüber i.d.S. und wir verlassen Marghilan Richtung kirgisische Grenze nach Osh, um bereits frühzeitig östlich von Kuva den Tag ausklingen zu lassen. Wir machen den Fehler an einer Dorfstraße, die von einem Kanal begleitet wird, unser Lager aufzuschlagen. Schnell spricht es sich rum, dass fremde Wesen aus dem fernen Weltenraum gelandet sind und so reiht sich zögerlich aber beständig Besuchergruppe an Besuchergruppe. Wir erheben natürlich keinen Eintritt zur Show, dieser wird ungefragt trotzdem in Form von mehreren Broten, einer Schale Reissuppe, knackig frischen Gurken, Traubenzuckerbonbons und köstlich süßen Erdbeeren, die an die Früchte aus der Kindheit erinnern entgolten. Nachdem der Landwirt, an dessen Ackergrenze wir stehen, mehrere Einladungen ausgesprochen hat, gehen wir Abends zum Tee vorbei, das geht natürlich nicht ganz ohne Essen, es wird ein lustiger Abend, trotz mangelnder Sprachfähigkeiten. Immer wieder löst es Begeisterung bei allen Beteiligten aus, wenn man sich verständlich machen konnte. Insbesondere die beiden Jungs freuen sich diebisch und so einige Brocken englisch können sie dann doch 😉 Zum Abschied bekomme ich noch einen Schal von der Dame des Hauses geschenkt ….. Am nächsten Morgen kommt noch die Polizei zum Frühstücksbesuch, die machen auch immer (schöne?) Fotos, manchmal brauchen sie jedoch mehrere Anläufe…. und auf kleinen Straßen schaukeln wir gegen Mittag gemächlich weiter Richtung Grenze. Die restlichen usbekischen Som werden in Wodka getauscht. Am Sonntag wollen wir rübermachen, in der Hitze möchten wir keinen Tag in der Stadt verbringen, ohne dass wir in Sachen RUS-Visa aktiv werden können. So bleiben wir bei Khojaabad, 18 Km vor der Grenze, noch einen Tag am Fluss unter Bäumen neben Wildrosen und blauen Lilien stehen. Das Ferganatal ist die dicht besiedelte Kornkammer Usbekistans. Dicht an dicht Häuser und Höfe, große meist eiserne Portale versperren den Blick in die Innenhöfe. In den Vorgärten blühen Rosen, Lilien, Rittersporn und unbekannte Schöne. Wein rankt schattenspendend über die Gehwege und Eingangsbereiche hinweg. Trotz der Hitze ist die Landschaft üppig grün, es wächst, dass es eine Pracht ist. Die schneebedeckten hohen Berge sind beste Wasserspender – doch davon später mehr. Traurige Berühmtheit erlangte die Stadt Andijon am Rande des Tals gelegen im Jahr 2005 bis nach Europa durch ein Massaker, das mehrere Hundert Menschen das Leben kostete https://de.wikipedia.org/wiki/Unruhen_in_Usbekistan_2005 und zwischenzeitlich verfilmt wurde https://www.kinofans.com/kinoprogramm/Berlin/Tatort-Usbekistan—Das-Andijon-Massaker-film-226017-Spielzeiten.htm
Schnell sind wir an der Grenze, leider ist eine Seabridgetruppe mit 18 Fahrzeugen aus D, CH, RUS vor uns da – WARTEN! Nach vier Stunden ist alles erledigt, niemand fragte nach unseren Registrierungen und in Kirgistan dürfen wir 60 Tage ohne Visum bleiben. Für Ive ist eine Ökoabgabe in Höhe von 35$ fällig und weil das so viel ist, sind die Betas gratis. Vergeblich versuchen wir am Flughafen Zigarillos und Sekt zu erwerben und fahren danach zum TES Guesthouse in Osh. Hier kann man für 6,50 €/ pro Person parken, frühstücken, duschen und für einen weiteren Obolus die Waschmaschine benutzen, den Luxus werden wir uns leisten.
12.05.2017 Heute geht es mit einem Geburtsgruß in die Heimat los: Dir liebe Margot alles Gute: Einen Tag voller Sonne im Monat der Wonne, viel nette Leut´, die ein Geschenk nicht gescheut! Viel Glück gesendet von Ost nach West, daheim erledigen wir dann den Rest!
06.05. – 11.05. 2017 Samarkand https://de.wikipedia.org/wiki/Samarqand als Afrasiab rund 750 v. Chr. gegründet, war die Oasenstadt im Reich der Achämeniden (altpersisches Reich) Hauptstadt der persischen Provinz Sogdien. Handel und Lage an der Seidenstraße brachten der Siedlung Wohlstand und viele euch bereits altbekannte Besucher. 329 v. Chr. wurde sie durch den großen Alexander erobert, fiel danach an das Seleukidenreich, gehörte später zum Griechisch-Baktrischen Herrschaftsgebiet und im frühen 3. Jahrhundert n. Chr. zu den Sassaniden. Zu Beginn des 700 Jhdts. nahmen zunehmend Chinesen Einfluss, die verloren Zentralasien gegen Ende des Jhdts. an die Tibeter. 1220 eroberte und zerstörte Dschingis Khan mit seinen Mannen die Stadt vollständig. Im 14. Jhdt. trat Timur auf die historische Bühne und die Stadt wurde als Samarkand wieder aufgebaut. Ergo, so richtig alt ist in dieser Stadt mit fast dreitausendjähriger Geschichte nichts. Es ist eine moderne Stadt mit einem jungen Gesicht.
Wir besichtigen natürlich den Registan – den Sandplatz, einst der zentrale Basarbereich – mit seinen drei Medresen Sher Dor (Löwen), Tilla Kari (Goldbedeckte/ im Innern) und Ulugbek (Enkel und Nachfolger von Timur) und die einst größte islamische Moschee Bibi-Khanym mit der 41 Meter hohen Kuppel. Verbunden sind die weitläufig verstreuten Sehenswürdigkeiten durch wunderbare Fußgängerzonen und Parkanlagen. Den Eintritt in die historischen Stätten sparen wir uns. Seit Iran sind wir daran gewöhnt, als Touristen mehr als die Einheimischen zu zahlen, das ist völlig ok. Aber auch wenn in UZ bereits so einiges liberalisiert wurde, stört uns die Praxis im Umgang mit Touristen zunehmend als da wären die undurchsichtige „Zwangsregistrierung“, für die es kaum Gegenleistung gibt, und die für Touris bis zu 20!-fach erhöhten Eintrittspreise. Beides belastet die Reisekasse eines Overlanders, zudem haben wir ja auch bereits 160 € Eintrittskosten, sprich Visagebühren, gezahlt. In einem netten Restaurant essen wir zu Abend, für 10 $ gibt es Bortsch, Fladenbrot gefüllt mit Fetakäse und Tomaten, Salat, Brot, Schweinekotelett und Bier! Das nenne ich Gegenleistung, auch wenn es im Verlaufe des Abends zu regnen beginnt.
Nachdem wir nun alle drei Städte des usbekischen Teils der Seidenstraße besichtigt haben ist es uns ein Bedürfnis, an dieser Stelle mal dem Turkenstaat unseren herzlichen Dank auszudrücken! Ohne ihn hätten wir Khiva nie besucht, es lag so weit abseits im Norden! Und diese Stadt hat uns am besten gefallen! Wie heißt es: wsjo dudet! Wird schon alles ……irgendwann, frei übersetzt!
Nebenbei angemerkt: Seit kurzem haben wir einen Besucherzähler für unseren Blog aktiviert, wir sind einfach zu neugierig, wie viele interessierte Menschen uns im Netz anklicken.
Die R-Frage (Jürgen)
Vor Reiseantritt machte ich mir viele Gedanken darüber, ob unsere Reifen (Bridgestone M 748) noch genügend Profil für die Reise haben würden. Jetzt, nachdem wir 26.000 km hinter uns haben, ist dieser Aspekt in den Hintergrund getreten, sie werden wohl halten. Aber, was angesichts des immer größer werdenden Verhältnisses von Schlagloch zu Teer auf den ehemaligen Straßen der UdSSR in den Stan-Ländern zunehmend wichtiger wird, ist die Frage, wie wir verhindern, dass Mensch, Tier und Auto sich total zerlegen. Ives Reifen hatten den für europäische Straßen ideal vorgegebenen Luftdruck von knapp 8 Bar, aber für die genannten Verhältnisse ist das einfach viel zu hart. Abhilfe würde eine deutliche Reduktion des Luftdrucks bringen, aber ich hatte Angst, dass durch das verstärkte Walken die Reifen zu heiß würden. Wie es der Zufall will, treffe ich an unserem Hotelstellplatz in Samarkand einen überaus freundlichen und kundigen Fahrer der Firma Rotel-Tours. Mit ihm diskutiere ich das Problem, und da ich als sprachkundiger Overlander auch bayrisch verstehe, kann ich seinen ausgiebigen Erfahrungen entnehmen, dass eine Reduktion auf ca. 5 Bar Abhilfe schaffen würde, Temperaturprobleme seien seiner Meinung nicht zu erwarten (nur 7,5 Tonnen, niedrige Geschwindigkeiten). Gesagt getan, Luft ablassen! Der gute Mann hatte absolut recht, die Schlaglöcher sowie die Wellblechanteile werden deutlich besser durch die Reifen abgefedert und auch die Schlammdurchfahrt zum Nationalpark ging sehr gut über die Bühne. Einzig ein etwas stärkeres Schaukeln bei größerer Geschwindigkeit ist festzustellen, aber wer fährt hier schon schneller als 70? Nochmals vielen Dank an den freundlichen Fahrer!
Wir verlassen Samarkand über die E 40, kommen gut voran, der niedrigere Reifendruck ist für Mensch, Tier und Material ein deutlicher Komfortgewinn und die Reifen nehmen es auch nicht krumm, sie sind nicht heißer als gewöhnlich. Die letzten Kilometer von Ahangaran in Richtung Chatkal Nationalpark östlich von Tashkent gestaltet Herr Garmin spannend: Passen wir unter den Gasleitungen durch, sind die Dorfgassen breit genug, können wir die Morastpassagen bewältigen? Alles passt, aber wir glauben, es hätte eine Weicheialternative gegeben, nun denn, die Herausforderungen haben Spaß gemacht, Grill raus, Bier trinken, Sonnenuntergang genießen…. Der Plan: nach ruhiger Nacht die Betas abladen und die Gegend erkunden. Die Wirklichkeit: Früh morgens noch vor 06:00 Uhr besuchen uns Kühe, was Minouk gar nicht gefällt. Erst als Jürgen ihm erlaubt, sie zu (ver)jagen verziehen sie sich, und Minouk begibt sich zufrieden ob seines erfolgreichen Einsatzes wieder wohlig schnarchend in seine Höhle. Der Morgen ist kalt und grau, nach dem Frühstück beginnt es zu regnen. Die Betas bleiben auf der Bühne und statt der Ausfahrt wird geputzt, gewaschen und repariert. Im späten Nachmittag – im Regenoutfit machen wir einen Spaziergang – bricht die Sonne durch die Wolkendecke. Grill raus, Bier trinken, Sonnenuntergang genießen…. Kennt ihr schon, mal schauen was noch kommt!
Die Sonne! Betas abladen und zu einer Pistentour durch die wunderschöne Landschaft aufbrechen. Überwiegend sanft steigt und fällt der Verlauf des Fahrweges und windet sich entlang des Flusstales, grüne Hügel, kleinste Bauernhöfe, Schaf- und Kuhherden, es blüht um uns herum, der Fluss glitzert im Sonnenlicht, ein 16 Km langer Traum, der an einer Schranke endet. Hier wäre der Eingang zum Nationalpark. Ein Polizist erklärt uns freundlich, dass das Schild ernst zu nehmen ist, kein Eintritt. Er lädt uns stattdessen (?) zum Tee ein. Dazu gibt es ein traumhaft duftendes und exzellent schmeckendes Plov – eine Art usbekisches Nationalgericht – sowie einen wohlmundenden Salat, der durch frische Kräuter eine außergewöhnliche Schärfe besitzt, frisches Brot, Früchte, Nüsse und Kerne zum Nachtisch. Ach ja, der Tee war auch ok. Mit vollem Bauch verabschieden wir uns und biken zurück, im Dorf kaufen wir noch Brot und über die Schlammpiste, die Gott sei Dank etwas abgetrocknet ist, geht´s retour zu Ive und Minouk.
Liebe Sabine, aus dem Morgenland die allerbesten Wünsche und Grüße zum Geburtstag sowie für das ganze kommende Lebensjahr. Mögen dich gute Gedanken und nette Menschen umgeben und umhegen – du hast es verdient!
Wir brechen auf nach Marghilan, eine Stadt berühmt für ihre Seidenfabrik(en). Als Reisender auf der Seidenstraße ist es quasi ein Muss sich mit der Herstellung von Seide und ihrer Produkte zumindest einmal näher beschäftigt zu haben. Zudem sind wir registrierungsüberfällig und am Sonntag endet unsere Aufenthaltserlaubnis für UZ, also müssen wir eh Richtung Osten zur Grenze nach Kirgistan. Der Tag ist heiß, in der Sonne geht das Quecksilber gut über 40O Celsius, die E 007 macht ihrem Namen streckenweise alle Ehre, sie besitzt die Lizenz zum töten! Einzig auf dem rund 2200 m hohen Kamchlo-Pass ist es kühler, vereinzelt liegt noch Schnee, bevor es ins Ferganatal https://de.wikipedia.org/wiki/Ferghanatal hinab geht. Vor dem `Ikat House Hotel` finden wir einen Parkplatz, der Innenhof ist schattig, mit Bäumen und Blumen bepflanzt, eine wahre Oase zum ausruhen.
30.04. – 05.05.2017 Der Nachtwächter kriegt wohl kalte Füße ob der Polizei und verscheucht uns quasi mitten in der Nacht noch vor 06:00 Uhr vom Hof. Ok, dann parken wir eben auf dem Platz, den wir tags zuvor eh als Alternative betrachtet hatten, der ist auch noch näher zur Stadt, die wir fußläufig bequem erreichen. Bukhara https://de.wikipedia.org/wiki/Buxoro, Asiens sogenannte „heiligste“ Stadt, blickt auf eine lange Geschichte und eine ebenso lange Liste von Besuchern zurück, als da wären die Altbekannten: Darius, Alexander d. Große, islamische Perser, Dschingis Khan, Timurlane, später zaristische, bolschewikische und UdSSR-Russen. Heutzutage tummeln sich Touristen aus aller Welt in der usbekischen Stadt. Avicenna, ein bekannter Sohn der Stadt, wurde 980 bei Bukhara geboren. Kein Italiener wie der Name vermuten ließe, sondern Perser namens Abu Ali ibn Sina, galt u. a. als wichtigster Medicus des Morgenlandes, wurde doch mit ihm der Höhepunkt orientalischer Medizin erreicht und sein Ruf sowie seine Lehren wirkten bis nach Europa. Nahezu 700 Jahre, bis zum Beginn der modernen Medizin, galten seine in verschiedene Sprachen übersetzten Schriften als die Fachliteratur in der Welt der Gelehrten. Der aus fünf Büchern bestehende Kanon der Medizin (Canon medicinae), welcher verschiedenste Disziplinen der Medizin in Form von Grundsätzen abhandelte, stand neben den älteren Schriften von Hippokrates (460-370 v. Chr.) und Galen (129-199 n. Chr.) an abendländischen Universitäten. Selber beherzigte er wohl eher weniger seine Grundsätze und islamische Regeln der Enthaltsamkeit, bereits 1037 starb er und wurde in Hamadan/Persien begraben.
Wir besichtigen Ark, die Festung innerhalb der Altstadt, bzw. das, was die Rote Armee übriggelassen hat und restauriert wurde. Ein deutschsprachiger Führer bietet sich uns unentgeltlich an. Neben viel Wissenswertem hat er nette Geschichten auf Lager und der Besuch gestaltet sich informativ und kurzweilig – zudem gibt er Tipps beim Einkauf von Weihnachtsgeschenken….. Für seine Mühen entlohnen wir ihn später, der sein Geld hauptsächlich als Musiker (Violincello) verdient, mit dem Erwerb der CD Karavan, Djivan Gasparian; die traditionelle, usbekisch interpretierte Musik gefällt uns gut. Wir schlendern durch die Gassen der Altstadt, bestaunen Moscheen, Minarette und Museen von außen und lassen das (touristische) Flair bei Milchkaffee und Käsekuchen auf uns wirken. Im Basar treffen wir auf Sonja und Micha, wir verabreden uns für den Abend und dann am nächsten Tag auf ein Wiedersehen am Todasee. Zuvor gilt es jedoch noch die recht undurchsichtigen Aufenthaltsregeln für Individualtouristen zu beherzigen. Das OVIR, office für foreign visa registration, nimmt wohl seit einiger Zeit keine Registrierungen mehr vor. Polizeidienststellen wie es scheint auch nicht, im usbekischen Konsulat in Abu Dhabi und an der Grenze hatte man uns noch darauf hingewiesen, dass wir uns alle drei Tage dort melden sollten. Dort wie auch beim OVIR werden wir aber immer wieder zu Hotels geschickt, da diese jetzt die Registrierungen vornehmen – gegen Cash und meist für Nullleistung, denn wir wohnen ja weiterhin im Auto. So buchen wir also wieder eine Nacht, diesmal für 20$ und schaukeln danach auf teils schlechtester Straße bzw. Piste gemächlich die 40 Km zum See. Bei strahlendem Sonnenschein und Sommertemperaturen verbringen wir hier – leider ohne Internet – meinen/Marions Geburtstag. Nach den Tagen der Kultur genießen wir die Ruhe und Einsamkeit am See mit der netten Landschaft, die schöne Gesellschaft, und machen lange Spaziergänge.
Ein ganz herzliches Dankeschön an euch, die ihr uns kürzlich – nicht auf dem Blog – an den Geschehnissen in der Welt und zu Hause habt teilhaben lassen als da wären: Inge Sch., Irmi, Joachim, Lisa, Sarah, Silva, Theresa ….und an Alle (insbesondere an dich Papa, aber auch an Angela & Volker, Anne & Hubi, Arnulf, Birgit & Ralph, Dietmar, Georg, Karola & Rainer, Margot & Rainer, Sabine, Sarah, Silva & Joachim, Silvia, Simon & Raquel…. ich hoffe niemanden vergessen zu haben), die mir liebe Geburtswünsche in Form von Telefonaten, Mails und Blogkommentaren in die Welt gesandt haben sowie an Sonja und Micha für die überraschenden Präsente, über die ich mich sehr gefreut habe.
Einen Tag später als geplant – Jürgen und Montezuma hatten ein kurzes Date miteinander – geht unsere Reise weiter nach Shahrisabz, zu deutsch grüne Stadt, Geburtsstadt von Timur https://de.wikipedia.org/wiki/Timur dem Turko-Mongolischen Tyrannen, der im späten 14. Jahrhundert eines der größten, aber auch kurzlebigsten Reiche Zentralasiens schuf. Vor dem Samarkandtor finden wir einen Stellplatz und genießen die Abendstimmung bei einem Bummel durch die wunderbare Parkanlage mit den Überresten des Ak-Sary-Palastes, dem Dorut Tilyovat und der Kok-Gumbaz-Moschee. Wir verlassen die Stadt schon am nächsten Morgen über den Tahtakaracapass Richtung Samarkand und genießen die schöne Landschaft. Bislang hat Usbekistan auf der uns aus politischen und kulturellen Gründen vorgegebenen Route nicht viel landschaftlich sehenswertes in petto gehabt. Samarkand, https://de.wikipedia.org/wiki/Samarqand oder Marakanda, wie Alexander der Große sie nannte, ist eine der berühmtesten Städte der Seidenstraße. Im Hof des Hotels Registon finden wir für 38 $ / zwei Nächte eine Bleibe, wir benötigen mal wieder Registrierungsbelege, die gibt es „gratis“ dazu, ebenso wie Dusche, Trinkwasser und Swimmingpool. Mit uns teilen sich sieben Wohnmobile aus Frankreich und ein Roteltourbus mit 20 Deutschen den Innenhof. Das gibt uns Gelegenheit wieder einmal mit der gewohnten deutschen zurückhaltenden Mentalität in Kontakt zu kommen – mit den Menschen ehr weniger. Wir nutzen den angebrochenen Tag für eine Weinprobe der besonderen Art: In der Hovrenko Wine factory erfahren wir etwas über die Geschichte des usbekíschen Weins und kommen in den Genuss des Gesöffs. Zehn verschiedene Getränke à je ca. 100 ml probieren wir, drei davon würden wir als Wein bezeichnen, zwei waren Weinbrände, – ok der Ursprung sind Trauben – und einer ein Balsam mit 45 %, die verbleibenden vier waren Desertweine…. Also bleiben wir in Usbekistan bei Bier und Wodka, das können die hier, süß ist eben nicht so unser Ding! Eine Flasche Balsam haben wir dann doch käuflich erworben, war gut und soll ja auch wegen der zugefügten Kräuter sehr gesund sein, alles zusammen hat für uns zwei 15 $ gekostet.
28.04. – 29.04.2017 Anderthalb Tage verbringen wir in Khiva. Betritt man durch eines der vier beeindruckenden hölzernen Eingangsportale die sog. Ichon Qala, die komplett von einer Lehmmauer umgeben ist, wird man überwältigt vom Flair der Vergangenheit, und das obgleich die Altstadt bis heute zu bewohnt ist. Muhammad ibn Musa al-Chwarizmi, ein bedeutender Gelehrter der Stadt, ist Schuld daran, dass sich Generationen von Schülern mit den Algorithmen herumquälen müssen. Aber die Unesco Welterbe Stadt hat auch viel Schönes zu bieten. Forts, Wehrtürme, Minarette, Medresen und Moscheen in besten Erhaltungszuständen gibt es zu bestaunen. Leider durchstreifen auch Heerscharen von Touristen wie wir die Gassen, besichtigen Handwerksstätten, bevölkern Teestuben, Restaurants und insbesondere die endlos aneinander gereihten Stände, die die Hauptshoppingmeile säumen. Nicht aufdringlich aber doch sehr präsent versuchen die Damen und Herren die in den Workshops produzierten Waren an den Mann bzw. die Frau zu bringen, und ich/Marion kaufe die ersten Weihnachtsgeschenke ein.
Wir sind sieben Monate auf Achse, von etwa 100 geplanten Längengraden haben wir ca. 58 „abgearbeitet“ und aufgrund der zahlreichen Loops dafür knapp 25 Tkm gefahren.
Unsere Route nach Bukhara https://de.wikipedia.org/wiki/Buxoro verläuft zunächst über weite Strecken entlang des Flusses Amurdarja, Grenzfluss zu Turkmenistan, der weiter südlich, ohne sich um Visa und politische Unverträglichkeiten zu scheren durch Afghanistan fließt und wenn ich die Landkarte richtig interpretiert habe im Pamir entspringt. Im Bereich des verschwundenen Aralsees versiegt der Fluss in Karakalpakstan. Seine Wassermassen erlauben in der Wüstenregion umfangreiche Landwirtschaft. Auch die hübschen, meist in gelb gestrichenen Einfamilienhäuser, die sich an der Landstraße entlang ziehen, haben in ihren Vorgärten essbares im Angebot. Seit geraumer Zeit ist die Temperatur tagsüber wieder frühsommerlich und die Landschaft eine Augenweide, überall ist es sattgrün, Bäume tragen ihr volles noch frisches Blattwerk und selbst die Wüste blüht zu dieser Jahreszeit. Sogar die A380 ist uns gnädig und verdient über fast 150 Km die Bezeichnung Autobahn, bevor sie sich rund 70 Km vor Bukhara wieder dem Zustand „Katastrophe“ nähert. An einer Tankstelle, die nicht nur Methan und Propan, sondern auch Diesel verkauft, packen wir die Gelegenheit beim Schopf und Ive darf nochmals 100 L trinken und somit dürften die verbleibenden rund 1500 Km bis zur kirgisischen Grenze kein Problem darstellen; die insgesamt rund 2500 Km hätten wir ohne Nachschub nämlich nicht geschafft. Auch uns gönnen wir ein update an Lebens- und Genussmitteln und erstehen für rund 20 $ zwei Flaschen Wein, eine Flasche Wodka, 8 Büchsen Bier, Brot, Eier, Kartoffel, Tomaten, Wurst, Marmelade, Süßigkeiten… Im Hof einer Kleingewerbeansiedlung finden wir unweit des Stadtzentrums eine Bleibe. Unser Dank bei dem freundlichen Nachtwächter in Form eines Bieres beantwortet dieser mit Brot und Zigaretten, sogar Jürgen muss eine Zigarette zwischen den Fingern verglühen lassen und da man hier angeblich Brot zum Wodka isst, köpfen wir unsere (alte) Flasche ….. es geht uns richtig gut.
24.04. – 28.04.2017 Die usbekische Seite braucht länger. Wen es interessiert, hier der Ablauf: Ca. eine Stunde anstehen in einer Autoansammlung, dann zum Zoll. An allen Wartenden vorbei werden wir direkt zum Schalter gewinkt, das ist irgendwie unangenehm, denn der Eine oder Andere steht hier bestimmt schon seit geraumer Zeit! Schnell werden die Pässe gestempelt und man drückt uns Zollerklärungen in die Hände. Leider ist alles nur russisch, also zurück, dummes Gesicht gemacht und ein Uzbeke versucht sich in englischer Übersetzung – gelingt ihm nicht. Dann kommt jemand auf die Idee, dass an der Infotafel das Dokument ja auch in Englisch hängt. Gemeinsam übertragen Jürgen und ich die abgefragten „Wertsachen“ vom englischsprachigen Vordruck in das russische Dokument. Zurück zum Zöllner – Jürgen soll zwischenzeitlich mit Ive vorstellig werden – erfahre ich, dass alles zweifach benötigt wird. Also noch zwei Vordrucke besorgen, alles übertragen und wieder zum Zöllner, der beide (bzw. alle vier) Vordrucke stempelt, mir zwei zurück gibt und ich bin entlassen. Wenn ich so beobachte, was die PKW alles ausladen müssen, nämlich ALLES! und sogar die Reserveräder werden zum röntgen geschickt – die armen könnten ja todkrank sein – wird mir mulmig. Nachdem wir den Inhalt von zwei vor uns kontrollierten PKW bzw. Kleinbussen haben auf dem Boden landen und wieder in den Autos verschwinden sehen, versuche ich konstruktiv mit der Lage umzugehen und überlege, was ich uns denn am Kontrollposten kochen könnte. Aber man hat ein Einsehen, oder die Aufgabe erscheint den Jungs schier unüberwindbar, denn sie lassen Jürgen nur Ive´s Außenklappen öffnen, interessieren sich für den Kühlschrankinhalt, machen beim Meersalz einen Geschmackstest auf Drogen und unterziehen unsere Medikamentenbox einer näheren Konsultation. Und:
Nach vier Stunden sind wir „drin“ in dem seit 1991 unabhängigen Staat mit seinen ca. 30 Millionen Einwohnern und der Hauptstadt Tashkent. Es ist nach 20:00 Uhr und wir übernachten direkt am Grenzübergang bei Tazhen auf einem großen Parkplatz umringt von zahlreichen Truckern, die auf die Ein- bzw. Ausreise warten. Während der Einreiseprozedur haben wir die Gelegenheit zum Geldtausch genutzt, auch wenn uns klar war, dass die Kurse auf dem Schwarzmarkt um vieles günstiger sind. Aber wir wissen ja schließlich nicht, wo der nächste Marktplatz bzw. wann der nächste Markttag ist. Für 50 US $ erhalten wir einen ca. 3 cm hohen Stapel Usbekische Som, zusammengehalten von einem Gummiband. Auf dem Kemping (s. Foto) war ´Markt´ und Jürgen hat nahezu 6 cm Geld für 50 $ besorgt, nebenbei Brot und Bier! Die Landschaft ist weiterhin meditativ und es ist so einsam, dass selbst die sonst üblichen Tierkadaver aller Arten und Verwesungszustände fehlen, einzig grausam dahingeschiedene Autoreifen bieten Abwechslung. Die ersten 150 Km „Straße“ sind kaum besser als zuvor in KZ. Nach sieben Stunden Fahrzeit und 340 gefahrenen Kilometern übernachten wir in Kungrad an einer schön gelegenen Tankstelle für Gasfahrzeuge. Unser Versuch in der Stadt Karten für´s Handy bzw. den Tracker zu kaufen schlägt fehl, wir sollen nach Nukus. Dort erzählt man uns, dass wir nur mit UZ-Pass oder Hotelregistrierung SIM-Karten erwerben können; das wird schwierig! Also ihr Lieben, wohl mal wieder Sendepause für einige Zeit.
Liebe Sarah, deshalb kommen die Geburtstagswünsche über den Blog leider nicht pünktlich. Alles Liebe und Gute, ein tolles neues Lebensjahr und einen guten Flug auf den Blocksberg – dann klappt es auch bestimmt mit dem Kräutergarten! Küsschen von majuemin!
Die Seidenstraßenstädte Khiva, Bukhara und Samarkand, Tamerlanes Geburtsstadt Shakhrizabs sowie der schwindende Aralsee sind neben den großen Wüsten Kyzylkum und Karakum, Hochgebirge mit Seen und reißenden Flüssen am Rande von Tian Shan und Pamir, bekannte Größen Usbekistans, von denen einige auch auf unserem Reiseprogramm stehen. Seit dem Grenzübertritt im Norden von UZ befinden wir uns in der Republik Karakalpakstan einer steppenartigen Wüstenregion. Die wenigen Menschen, die die Region bevölkern und mit karakalpakisch eine eigene Sprache besitzen, waren überwiegend Nomaden und Fischer im schwindenden Aralsee. (Den See besuchen wir nicht, denn wie will man in der Realität einen See schon schwinden sehen? Da ist die Landkarte mit den alten Küstenlinien beeindruckender. Zudem haben wir aufgrund der umständlichen, längeren Anreise nach UZ statt der ursprünglich 30 Tage nur noch 21 Tage Aufenthaltserlaubnis. Visaverlängerungen sind kaum bzw. schwierig möglich.) Die Hauptstadt Karakalpakstans, Nukus, liegt am Rande der sich südlich anschließenden großen Kyzylkumwüste.
Auch am folgenden Tag erreichen wir Khiva (noch) nicht. Wiederum rund sieben Stunden auf dem Bock, 300 abgespulte Kilometer auf Straßen von gut bis katastrophal, Diesel tanken!, einkaufen und vergebliche Versuchen SIM-Karten zur erwerben sowie die Sperrung der Straße, die laut Osmand nach Khiva führt – Garmins Alternative ist 100 Km Umweg – lassen uns gegen 20:00 Uhr in Beruni/A 380 an einer Tankstelle den Tag beenden. Morgen müssen wir zudem schauen, dass wir uns bei der Polizei registrieren lassen, dann sind wir drei Tage in UZ und als Individualreisende registriert uns ja kein Hotel, also müssen wir das (alle drei Tage!) selbst übernehmen. Die Polizei kann uns nicht helfen mit der Registrierung bzw. der SIM-Karten, wir sollen nach Khiva, dort könnten wir alles erledigen. Ja und wo bitte geht es nach Khiva? Kein Problem, folgen sie uns ….. ca. 5 Km weiter verabschiedet man sich sehr freundlich, wünscht uns viel Glück und gute Reise und nach einer Stunde erreichen wir die Stadt. Wir parken am La´Li Opa Guesthouse www.laliopa.com direkt am Westtor der Altstadt und treffen auf einen Unimog aus Ulm mit Micha und Sonja von http://www.crossxroads.de . Im Hof parken zwei Biker aus RUS, Khiva https://de.wikipedia.org/wiki/Xiva ist halt ein Touristenhotspot auf der Seidenstraße, gegründet ca. 600 n. Chr., von Arabern 712 erobert und im Laufe der Zeit von Dschingis Khan, Timurlane, Schah Nadir, Peter I. u.v.a. mit eher untergeordneten touristischen Interessen besucht. Die SIM-Karte bekommen wir übrigens, ohne dass wir irgendwas an Papieren benötigen! Aber vielleicht weiß big brother ja, dass wir nun ordentlich registriert sind!
Kasachstan, Transit
22.04. – 24.04.2017 Nach dem katastrophalen Grenzerlebnis im Hafen von Aqtau steht uns nicht der Sinn nach touristischem. Wir fahren noch rund 300 Km durch die Steppenlandschaft, bis wir auf einem Rastplatz übernachten. Blank liegende Nerven gilt es zu regenerieren, denn nur durch enormen Einsatz von Großhirn konnte Eskalation verhindert werden. Bekanntlich verbraucht Hirnaktion Kalorien, also hinein mit Alkohol in Form von Bier und Wein, Hackauflauf sowie Schokotorte. Ausreichend Schlaf und Sonne am nächsten Tag tun das Ihrige dazu, die Reizleitung unserer Nerven wieder in geregelten Bahnen und nicht überschießend ablaufen zu lassen! In Beyneu spielt Jürgen an einem Automaten und gewinnt kasachische Moneten, schönes buntes Geld. Wir kaufen ein, auch eine Telefonkarte und Gigabites für´s Internet sind schnell erworben, Ive noch randvoll tanken, denn in UZ ist Diesel Mangelware und leider auch begehrtes Diebesgut. Rainer, einkaufen ist ganz easy, wenn man einmal den Blick für einen Supermarkt entwickelt hat: Kleine Türen in containerartigen Gebäuden, keine Fenster bzw. mit Bannern unbekannter Art verhangen, Werbung für Handy und Gigabits und Menschen mit Plastiktüten in den Händen. Innen angekommen bedient man sich entweder selbst, wie bei uns bzw. redet in Zeichensprache, einigen Brocken russisch oder verzichtet einfach auf das Gewünschte – ist aber bisher noch nicht geschehen.
In Beyneu haben wir wieder die Seidenstraße erreicht, die hier von Norden kommend die Wege in den Fernen Osten mit Handelsgütern bereichert(e). Die Landschaft ist meditativ. Bei den wenigen guten Straßenabschnitten lenkt nichts von der inneren Einkehr ab und bei den schlechten wird man durch nichts in der Landschaft abgelenkt, sondern kann sein volles Augenmerk Spurrinnen und Schlaglöchern widmen. Von Beyneu bis zur 70 Km entfernt liegenden usbekischen Grenze benötigen wir 3,5 Stunden. Erwähnenswert ist vielleicht in dem Zusammenhang, dass wir auf der E40 (laut Karte) bzw. R1 (laut Garmin) fahren, die alternativlos ist. In Kasachstan sehen wir drei Schlangen, eine tote auf der Straße, eine auf der Piste, die dabei war, sich in einem Erdloch zu verkriechen und am frühen Nachmittag die vor dem Grenzübergang; trotzdem verläuft die Ausreise mit einer Stunde Aufenthalt recht schnell.
© majuemin.de
Zur allseits beliebten DATENSCHUTZERKLÄRUNG
Au Backe! Das Unwetter war bestimmt heftig im IVE….
Ansonsten sehen die Fotos und der Text wieder richtig toll aus! Da bekommen wir richtig Lust auf Reisen und freuen uns auf unseren Urlaub.
Wir wünschen euch weiterhin eine tolle Reise.
Liebe Grüße,
Raquel und Simon
Salom ihr drei! Danke nochmal für den netten Abend und den leckeren Sekt in Sary Tash. Wir sind mittlerweile durch den Pamir und jetzt in Dushanbe angekommen. Jetzt erstmal erholen und dann ab ins heiße Uzbekistan.
Euch noch eine gute Fahrt weiterhin.
Viele Grüße, Jenny & Rene
Liebe Jenny & René, wir freuen uns, dass ihr euch meldet, Danke dafür. Hut ab vor eurer Leistung, dass ist ganz toll, was ihr beiden da geschafft habt. Wir drücken die Daumen für die weitere Radtour und wünschen euch ab und an ein Rentnerpaar mit Sekt im Kühlschrank 😉 War gern geschehen!
majuemin
Hallo ihr Beiden,
schon zu wissen,dass es euch gut geht.
Ihr seit so fleißige Schreiber, ich komme gar nicht mit.
Hänge mit lesen echt hinterher…. werde aufholen.
Wie macht sich Minouk??? Gehts mit der Verletzung????
Lese mal schnell weiter…. 🙂
Hallo Karola, hallo Rainer,
schön von euch zu hören. Ja, Marion hängt die Latte schon hoch, sie macht sich viel Arbeit mit dem Schreiben und Fotografieren. Ich kämpfe dann mit der Technik und versuche das Ganze gegen die Widerstände des lokalen Netzes in die große weite Welt zu bringen.
Minouk hat sich gut erholt, beim Laufen merkt man nichts mehr von der Verletzung und er buddelt auch wieder im Dreck. Alles wird gut.
Euch alles Liebe und Gute, wir sehen uns, majuemin
Liebe Marion, lieber Jürgen,
Wir grüßen euch herzlich aus Athen, wo wir nach einer sehr erlebnisreichen Woche auf Santorini wieder gelandet sind .
Nun genießen wir noch eine weitere Woche gemeinsame Zeit hier im sonnigen Ageos Stefanos.
Heute morgen mußten‘ wir an euch denken , können aber dank eurer Kommentare erkennen, dass es euch gut geht!
Weiter so!!!!!!
Alles Liebe von uns Niki, Inge, Klaus und Dimi
Hallo Inge, Niki, Klaus und Dimi,
es freut uns, dass ihr euch meldet und ihr eine gute Zeit auf Santorini hattet. In Ag. St. kann man es sich wahrlich gut gehen lassen! Ganz so sehr klingeln unsere Ohren nicht, es gibt also noch genügend anderen Gesprächsstoff 😉 Ja, es geht uns (meistens) gut und wir genießen das Nomadendasein. Liebe Grüße auch an Alexandros von majuemin