Die Reiseroute
Guinea 13.12.2023 – 10.01.2024
Letzter Tag in Guinea, Ausreise. Zeit für einen Rückblick: Die massive Explosion eines Treibstoffdepots erschüttert nicht nur die Hauptstadt Conakry, sondern das ganze Land. Resultierender Mangel zwingt uns auf direkten Wegen südwärts. Sehr hohe Dieselpreise, Westprodukte ebenfalls, hin und wieder sogar beim Einkauf am Straßenrand. Mangelhaft, bzw. gar nicht vorhanden sind Internetqualität sowie Social Media-Zugänge trotz VPN. Beim Bloggen, das oft Stunden dauert, lästig; bei Recherchen und rarem Sicht-Kontakt mit Familie und Freunden mehr als traurig.
Guinea brennt immer, irgendwo: Wegränder, den Bewuchs fernhaltend, ´offizielle´ Müllkippen als Dauerschwelbrände, im Dorf qualmt es zur Verbrennung von Ernterückständen, Herstellung von Holzkohle, Desinfektion, Konservierung z.B. von Fisch, Nahrungszubereitung.
Die Menschen erleben wir freundlich, interessiert, selten reserviert, nie aufdringlich. Teils enorme Kontraste macht ein Bild deutlich: Ein nackter Junge, ca. 6 Jahre, spielt am Bach, daneben seine wenig ältere Schwester (?), bis aufs Gesicht schwarz verschleiert. In Nzékoré erlauben sich Frauen manchmal nicht mal die Freiheit der Augen! Wer will was warum verschleiern?
Bei den zahlreichen Kontrollen (Polizei, Zoll) winkt man uns meist durch, wenn nicht, dann aus Neugier, für einen Schwatz. Nie versucht jemand, an uns zusätzliches Geld zu verdienen. Die Ausreise bei Nzoo/Guela geht schnell, ca. 1,5 h.
02.01. – 09.01.2024 Ein guter Reisender hat keine festen Pläne und ist nicht erpicht darauf anzukommen. So meint Laotse. In diesem Sinn sind wir am ersten Fahrtag des neuen Jahres trotz aller Erfahrung schlechte Reisende. Wir lassen uns verführen von einem fremdbestimmten Plan, mit einem Ziel, in das wir uns verbeißen. So landen wir in der Abenddämmerung, die keine Alternative mehr zulässt, auf einem schlechten Nachtplatz direkt an der N2 bei Bobokoro in der Dreiländerregion Guinea, Liberia und Sierra Leone auf dem Präsentierteller. Unklug. Der auf iOverlander ausgewiesene Platz ist zudem ein kommerzieller Holzlagerplatz. Spät abends muss Jürgen umparken, nachts werden weitere LKW entladen. Zu Beginn unserer Fernreisezeit installierten wir die App, sie jedoch, als für uns unpassend, bald wieder verworfen. Aufgrund der mangelhaften Informationslage aktivierte Jürgen die Anwendung kürzlich neu. Geändert hat sich wenig, wir ziehen meist Nieten. In Nzérekoré, zweitgrößte Stadt Guineas, finden wir eine Bleibe in der katholischen Mission der zugehörigen Kathedrale Ste. Marie, auch bei iOverlander gelistet. Nach schlafarmer Nacht auf dem ´Holzweg´ ist uns nach Ruhe, und Missionen bieten Reisenden oftmals Asyl. In N´Zerekore zum stolzen Preis: Freiluftaufenthalt, sprich parken, 11 EUR die Nacht. Wasser, WC/Entsorgung, Dusche sind Fehlanzeige. Ich handle. 16 EUR für zwei Nächte, die Gospel-CD von Jackson „spendiere“ ich dann. Die Kathedrale bleibt uns verschlossen, den Termin zur Messe ´verpennen´ wir nach einem arbeitsreichen Tag. Schade? Ab und an trifft Gesang auf unsere Ohren, andächtig, fröhlich, rhythmisch.
Ruhe heißt: keine Störungen beim abschmieren des LKW, reparieren diverser Kleinigkeiten, Wäsche waschen, putzen… Wir treffen den Schweizer mit guineanischen Wurzeln auf der Suche nach selbigen wieder. Zuvor begegnete er uns auf der Straße durch den Wald bei Ziama, hielt an, uns Touristen zu begrüßen, den Reisenden voller Begeisterung Glück zu wünschen. Jürgen heißt er.
Ein letzter Einkauf in der Stadt, bevor der Mont Nimba und seine Wälder locken. In Waldguinea, im Südosten an der Grenze zu Liberia und Elfenbeinküste (Cȏte d´Ivoire ) befindet sich mit ca. 1700 Metern dieser höchste, grenzüberschreitende Berg (GIN/CI). Das Gebiet mit seinen Regenwäldern steht auf der UNESCO Welterbeliste. Ein Besuch bleibt uns mangels Zugangsberechtigung, wo auch immer es die gegeben hätte, verwehrt. Mit Lkw/Hund? dürfen wir ihn sowieso nicht befahren, ein Guide sei vonnöten. Übernachten am Posten und Zugang zu Fuß erlaubt man uns auch nicht… Viel hin und her fahren wollen/können wir nicht. Ihr erinnert euch: Kraftstoffknappheit, warum auch immer (noch). Zurück zur N2 Lola-Danane, noch knapp 20 km bis Cȏte d´Ivoire, doch erst ab dem 11.01. gelten die Visa. Ergo: ausharren. Östlich von Foromota finden wir eine idyllische Bleibe mit Blick auf das Bergmassiv und Kontakten zu den Dorfbewohnern, die unseren Platz passieren. Schöne Stimmung in Savannenlandschaft.
Geht mit mir zurück in den Wald von Ziama, falls ihr mögt.
Dichter, undurchdringbarer Regenwald gehört nicht zu meinen favorisierten Landschaften. Übersichtlich ist eher mein Ding. Magisch zieht mich bekanntermaßen die Leere der Wüste an. So bedauere ich das Besichtigungs´verbot´ des UNESCO-Parks nicht allzu sehr. Guinea zeigt sich bislang eh ausgesprochen waldreich. Doch hier im Süden nimmt, kaum zu glauben, die Diversität nochmals deutlich zu, und die Fahrt durch den Wald von Ziama berührt tief. Immer schmaler wird das Straßenband. Felsen werden zu dicht begrünten lebenden Wänden. Bewuchs, der sich gegenseitig zu verschlingen scheint. Lianen, Epiphyten, Kletterer, Büsche, Bäume bis hin zu Urwaldriesen, alles umarmt, umklammert, bedrängt sich gegenseitig im Kampf um Licht und Leben. Immer wieder halte ich an, um die Bilder in mir aufzunehmen. Die Kamera fängt die Stimmung nicht ein. Die Temperatur sinkt deutlich unter 30°C. Es wird dunkler, und trotzdem glitzert es überall, Blätter reflektieren das Sonnenlicht. Ich spüre den Pulsschlag des Lebens, der von dem Grün ausströmt, in mir widerhallen; sauge den Sauerstoff tief ein. Ruhe, Entspannung! Erst Millionen Jahre der Evolution ermöglichte es, das toxische Gas zur Lungenatmung zu nutzen, heute ein perfektioniertes System. Doch immer noch ist sie da, die Kehrseite, der oxidative Stress, den Sauerstoffradikale verursachen und, ohne Gleichgewicht mit Antioxidantien, Anlass für viele Krankheiten sind. Hier im Urwald spüre ich das phantastische Phänomen des Lebens, den Circle of Life.
28.12. 2023 – 01.01.2024 In der Tat, innerhalb von 24 Stunden halten wir die Visa für Nigeria in Händen! ´Na, jetzt sind wir ja fast in Südafrika´, meint Jürgen. Schön wär´s. Denn noch immer sind wir in Guinea. Die Einreise nach Côte d´Ivoire (Elfenbeinküste) ist erst ab dem 11.01.24 möglich. Wir wollten uns nicht unter Zeitdruck setzen, Visageschäfte erledigen, Weihnachten und Sylvester genießen. Danach legen wir wieder einen Zahn zu! Heute heißt es, nur raus aus Conakry, einen Platz zum Atmen finden, und die Nigeria-Visa begießen. Das tun wir bei Kabisaka an der N1. In der Euphorie entgeht uns, dass unterhalb die Eisenbahnlinie zum Hafen der Hauptstadt verläuft, und so ein Erzzug mit mehreren Lokomotiven ist mächtig laut. Die Platzwahl bei Bokaria ist da schon viel besser. Unterwegs kaufen wir köstlich süße Ananas, knackig frische Kokosnüsse, pfeffrige Papaya, süßsaure Orangen, gekochte! Kartoffeln und frisches Brot entlang der N1 für kleines Geld. So erholt sich unsere Reisekasse wieder etwas. Weiter Südost versuchen wir Diesel zu tanken, denn es könnte knapp werden bis zur ersten Tankstelle in Côte d´Ivoire. Abstecher entlang der Hauptroute sind uns leider gar nicht möglich. Lange Schlangen bilden sich vor den ausverkauften, oder für bestimmte Klientel rationierten, Tankstellen. Schwer bewaffnet sorgen Polizei und Militär für Ruhe. Nach längerer Suche ergattern wir 40 l aus Kanistern für 15.000 GF statt 12.000 GF pro Liter, 9.300 GF entspricht 1 €. Das sollte bis zur ca. 650 km entfernten Grenze reichen. Wir umfahren Sierra Leone und Libera, zwei Visa weniger und bessere Straßen! Ach ja, jetzt sind auch Facebook und YouTube unter den ´nicht erwünschten´ Medien, ergo tot! An der N2 in Oure-Kaba schlagen wir nochmals ein Nachtlager auf, bevor wir bei Faranah am Niger einen idyllischen Platz für den Jahreswechsel finden. Träge fließt der drittgrößte Strom Afrikas dahin, der unweit im Süden an der Grenze zu Sierra Leone seine Quelle hat. Europäer entdeckten diese 1879. Das Fouta Djalon dirigiert den Niger nach Norden, er durchfließt den Sahel, kehrt zurück in den Süden und mündet in einem riesigen Delta in Nigeria in den Atlantik. Über den Verlauf in Form eines angewinkelten Knies gibt es verschiedene Theorien, allesamt nicht völlig schlüssig. Der Brite Mungo Park und seine Expedition bezahlten die Erforschung 1806 mit dem Leben.
Irgendwo in der Nähe sind Reisende aus Saarbrücken. Auf der Straße sehen wir das Auto zweimal. Hupen, winken, keiner von uns hält an. Wollen wir alle unsere Ruhe zum Jahresende haben? Keine Lust auf wer, warum, wohin??? Das alte Jahr hatte wohl genug von schwierigen Fragen. Und das neue wartet mit Herausforderungen mancher Art! Doch wir freuen uns auch darauf, sie zu meistern! Alles Gute zum Geburtstag du schöne Welt!
22.12. – 27.12.2023 Mit Stefan und Bernhard, vom Schicksal vorübergehend vereinten Reisegefährten, sowiemit den Niederländern Kosse und Marloes, die wir zufällig wieder treffen, verbringen wir in Kilissi eine gute Zeit. Baden in den Naturpools der Wasserfälle, die es im Fouta Djalonmassiv zu Hauf gibt, wandern in wunderbarem Klima, während die daheim sich durch die Regenzeit quälen, telefonieren mit Familie und Freunden. Die Abende des 24.und 25.12. feiern wir zu zweit.
Unsere Visarecherchen ergeben, dass es eine Möglichkeit geben soll, die nigerianische Visahölle in Conakry zu umgehen. Dazu müssen wir die E-Visa von Guinea, die als „flying papers“ dem Pass beiliegen, in den Pass übertragen lassen, die Visa für Elfenbeinküste sind vorzudatieren, da wir ab Erhalt der Nigeria-Visa den Staat 90 Tage später wieder zu verlassen haben. Also zurück aus dem paradiesischen Kilissi in den Moloch der Hauptstadt, der sich rund 10 Tage nach der Explosion nun wieder in voller Geschäftigkeit präsentiert: voller, lauter, dreckiger – falls möglich. Guinea-Visa in den Pass gibt es schnell gegen erneute Bezahlung am Flughafen, die Herren von der Elfenbeiküste wollen die Änderung des Gültigkeitsdatums natürlich ebenfalls bezahlt haben. In der Tat gibt es dann wohl den Lottogewinn. Nach abenteuerlichem Auf und Ab im Antragsprozedere in der Botschaft Nigerias erteilen sie die Visa – morgen, hoffentlich! Nicht funktionierender Zugang zur Internetplattform; Weigerung des Systems, zweimal hintereinander Jürgens Visakarte für die erforderliche online-Zahlung der Visa zu akzeptieren, meine Master geht gar nicht, Gaku, ein freundlicher japanischer Leidensgenosse, hilft mit seiner Karte aus; Umtausch von Euro in mehrere Millionen Guinée-Franc am Straßenrand, um den Bearbeitungsprozess in der Botschaft zu finanzieren; geschlossene Bank, wo die Millionen den Weg auf das Konto der Botschaft hätten finden sollen; Botschaftsmitarbeiter, die sich erbarmen und Bares nehmen! Wir bestellen Express, wollen keine dritte Nacht in der stickigen, heißen Stadt verbringen. So wird die Weihnachtswoche zur teuersten auf Reisen bisher. Ach, nein! Die neuen Reifen für Ive in Spanien waren kostspieliger! Wir werden sehen, was geschieht – morgen! Ach ja, bezüglich Social Media geschieht weiterhin wenig bis nichts, trotz VPN.
Frohe Weihnachten und alles Gute für 2024 wünschen Marion & Jürgen!
20.12. – 23.12.2023 Die Visa für Ghana bekommen wir nicht in Conakry. Der Amtsschimmel wiehert, vergaloppiert sich. Wir hoffen auf Lösungen, unterwegs. Einzelheiten erspare ich. Die Botschaft der Elfenbeinküste liegt weiter südwärts auf der Halbinsel, auf der sich die Hauptstadt ausbreitet, nahe des Atlantiks am Hafen beim Explosionsherd. Jürgen fährt, ich quassel uns durch Absperrungen hindurch, denn weiterhin ist alles verbarrikadiert. Die Straßen sind nahezu leer, von Fußgängern okkupiert. Parlament und Präsidentenpalast befinden sich in der Region, entsprechend liegen die Nerven blank. Unsere auch. Mehrfach werden wir von bewaffnetem Militär bzw. Polizei weggeschickt, Richtung Explosionsherd, wo weiterhin Rauch und Flammen in den Himmel steigen. Uns ist nicht wohl, als wir Ive verlassen, die Visa zu beantragen. Schnell soll es gehen berichten andere Reisende. Es dauert dann letztlich doch mehr als 24 Stunden, bevor wir die Eintrittskarten für das nächste Land in Händen halten. Wir hören, dass größere Demonstrationen angesagt sind. Die Menschen haben die Schna… voll: Kein Treibstoff – durch Zufall konnten wir fast 300 l bunkern – noch immer kein Social Media, aufs schwerste bewaffnete Soldaten, Polizei, Barrikaden. Dicke Luft, nicht nur wegen der Explosionsbrände und der ständig schwelenden Müllfeuer. Nur raus aus einer weiteren Hauptstadt Westafrikas, die einen Besuch nicht lohnt. Rund 40 km entlang der N1 reihen sich immer noch Behausungen, Industrieansiedlungen, Elend und Müll aneinander. Vor Coyah übernachten wir an einer Tankstelle. Die ist mindestens für heute ausverkauft und die Jungs freuen sich, dass sie Ive putzen dürfen – alles gegen Bezahlung natürlich, schlafen mit Bewachung und guter Wäsche für 30 EUR. Warum auch nicht!?
Morgen ist der 22. Dezember, mein Vater hatte Geburtstag, wir konnten mit ihm telefonieren! Meine Gefühle fahren Achterbahn. Während die daheim sich ob des Weihnachtsstresses beklagen, vermisse ich ihn. Meine Kultur und Traditionen rund ums Fest, Besinnung, Freude, Hoffnung, Licht, alles was damit verbunden ist. Die wunderbaren Stimmungen, Weihnachtsmärkte, der Plätzchenduft in der heimischen Küche, die alten und neuen Lieder, leuchtende Augen von kleinen und großen Kindern, die Vorbereitungen für das große Festessen. Im Geiste bin ich zu Hause, an der N1 an unserem Tankstellenplatz, mitten im Lärm. Ja, wo bin ich?
Die Wasserfälle von Kilissi nebst angeschlossenem Camp sind ein wunderbarer Ort für die Feiertage. Wir freuen uns, können mit Simon telefonieren: Happy Birthday, und Frohe Weihnachten an alle!
14.12. – 19.12.2023 Ein kurzer Überblick zu Guinea : Seit 1958 unabhängig von Frankreich, die landeseigene Währung macht uns zu Multimillionären, wenn man denn EUR nimmt. Größe etwa von Großbritannien, 13 Mio. Einwohner. Durchschnittliche Lebenserwartung 62 Jahre. Analphabetenrate fast 60%, was auf die durchschnittliche Schulbesuchsdauer der über 25 Jährigen von nur ca. 1,5 Jahren zurückzuführen ist, weltweit die niedrigste. Die aktuelle Generation wird immerhin ca.neun Jahre beschult. Nach dem Verdrängen afrikanischer Religionen herrscht mit 85 % der Islam vor. Seit vielen Jahrhunderten ist die Region grenzüberschreitend Heimat verschiedenster Ethnien. Das Fouta Djalonplateau an der Grenze zu Senegal und Guinea-Bissau bildet das Wasserwerk und die Wasserscheide Westafrikas, in dem Flüsse wie Senegal, Gambia, Nebenflüsse des Niger, der Rio Corubal u. a. mehr entspringen. Auf der UNESCO Liste steht seit 1982 das Naturschutzgebiet der Regenwälder rund um den Mont Nimba im Südosten.
Nun zu uns. An einem Zollposten hinter Kandika im Irgendwo auf der Piste zur N5 stehen Niederländer, unterwegs nach Sierra Leone (s. Begegnungen). Ein Plausch, weiter gehts.
Langsam verändern sich Landschaft, Menschen und Bebauung. Die üppigen Wälder treten hier und da in den Hintergrund, Savanne dehnt sich aus. Farbenfroh gekleidete Frauen mit üppigem Haar- und Kopfputz, wie wir sie aus Senegal und Guinea-Bissau kennen, werden je nach Region seltener. Ebenso Lächeln und Grüßen. Größere Vielfalt bieten Wohnstätten. In kleineren Orten herrschen strohgedeckte Rundhüttensiedlungen, umgeben von schönen Holzzäunen, vor. Wird es städtischer, kommt eine, auch bei kleineren Häusern, aufwendigere Architektur ins Bild. Erstmals in Afrika sehen wir jedoch auch größere Slums, beginnend als Arbeitsstätten am Straßenrand, sich ins Hinterland ausdehnend. Die N5 bringt uns zügig bis Gaoual. Als Pistenalptraum entpuppt sich anschließend die N23 bis Boke. Knapp 200 km, wir benötigen zwei Fahrtage. Zu Beginn der Stecke kommt ein Overlander entgegen, der einzige senegalesische Wohnmobil-LKW mit zwei Franzosen aus Dakar an Bord. Sie warnen ob der extrem ermüdenden Passage, haben aber auch den Tipp parat, zur Erholung an den Lac Koba in ein Hotel-Campement zu fahren. Gott sei Dank gönnen wir uns diese wunderbare Auszeit, bevor wir in die Hauptstadt Conakry fahren. Denn in der Nacht von Sonntag auf Montag explodiert dort im Stadtteil Kaloum eins der größten Treibstoffdepots des Landes. Zahlreiche Menschen sterben, mehr als 100 erleiden gravierende Verletzungen, 1000ende fliehen vorübergehend. Die Stadt ist abgeriegelt, der Alltag kommt zum Erliegen. Doch die Visaprozesse für Elfenbeinküste und Ghana klemmen. Wir werden es lösen müssen, in Conakry! Dort stehen wir nun am Stadtstrand, sehen die riesigen Rauchfahnen die Sonne verdunkeln. Um uns herum spielen junge Leute Basketball, interessieren sich für uns. Der Supermarkt U Express, der europäisches Gut verkauft, nimmt Kreditkarte. Bald ist Weihnachten, wir gönnen uns das eine oder andere. Sündhaft teuer, auf den griechischen Yoghurt für 20 EUR das Kilo verzichten wir.
Was ist sonst los bei uns? Internetzugang, also eine SIM-Karte, bekamen wir erst nach drei Tagen im Land, Landeswährung erst heute in größerer Menge, bei Euro ist man zögerlich. Seit drei Wochen sind Social Media Kanäle abgeschaltet, erzählt man. Telegram und WhatsApp gehen gar nicht, Threematexte ab und an. Für einige Tage kennt man das, aber so lange, das ist ungewöhnlich. Ach ja, die Tankstellen sind geschlossen, Treibstoff rationiert und Ive hat Durst!
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