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Kurze Filme der Reiseroute (03.12.23):

Die Reiseroute

Guinea-Bissau 27.11. – 13.12.2023
11.12. – 13.12.2023 In Gabu begebe ich mich allein ins Marktgewühl. Das Angebot an Fischen, Fleisch, Gemüse, darunter auch Maniok und Topinambur, Ost, frisch geschnittenen Kräutern, verschiedensten Gewürzen und deren Pasten ist üppig. Ebenso die Melange an Gerüchen. Die Bilder, meine und die in euren Köpfen entstandenen, zeigen die frische, bunte Seite des Angebotes.
Auf dem Markt ist die Fotobegeisterung begrenzt, viele Muslime tummeln sich hier. Schämt man sich, wenn ich die Armseligkeit auf dem Chip festhalte? Fische mit milchigen Augen, in einem Schmodder badend, der von Zeit zu Zeit mit einem Schwamm aufgesogen wird. Matschige, teils faulige Tomaten, dargeboten auf einem Tablet, auf dem ebenfalls die Münzeinnahmen schwimmen. Paprika, überzogen von Fäulnis und Schimmel. Fliegen, die den paradiesischen Zustand genießen. Es kommt eben auf den Standpunkt an.
Wahrlich beschämend sind die Rechenleistungen der Verkäuferrinnen. Beeindruckten mich die Marktfrauen im Senegal mit Kopfrechnen, so geht hier wenig: An einem Stand kostet das Kilo Tomaten 1200 CFA (ca. 2 EUR). Ich möchte ein Pfund, gehe mit der Verkäuferin wiegen, 500 g! Perfekt, ich habe 600 CFA klein. Nein! 1200 kostet das Kilo! Ja, aber ich habe nur die Hälfte, also halbes Geld. Hin und her geht die Diskussion. Irgendwann gebe ich auf, ziehe von dannen, mit Geld, ohne Tomaten. Die kaufe ich ein paar Stände weiter. Hier kostet eine mittelgroße Tomate 250 CFA, knapp 40 ct, ich möchte sieben Stück. Na ja, zwei sind besonders klein, und ich gebe, gespannt was geschieht, 1×1000 und 1×500 CFA. Die Marktfrau schüttelt den Kopf, gibt mir meine 1000 zurück. Nein, nein, die 1000 sind zu viel! Ich rechne mit ihr, mache statt Multiplikation einfache Addition. Sie bleibt bei ihrem Rechenergebnis. Ok, dann ist es eben so.
Auf dem Heimweg komme ich an der Kirche Sta. Isabella von Portugal mit angeschlossener Grundschule vorbei. Ich bitte um Einlass und man bringt mich zum Pastor Kanda Aristide. Dem erzähle ich von Ruanda, dass ich ihm gerne die Musik-CD von Jackson (Gospel) und Ras Erigz (Raggae) schenken möchte. Denn überall im Land klingen melodische Rhythmen, nicht aufdringlich, sondern belebend. So ist er begeistert von meiner Idee, zeigt mir die Kirche, die Schule … und natürlich wollen die Kids aufs Bild!
Und endlich, nachmittags sind die Visa für Guinea da. Im Spamordner auf dem Mailserver des Providers, Gott sei Dank schaute Jürgen auch dort nach! Zwölf statt drei Tage warteten wir. Nun geht es weiter. Von Gabu bis zur Grenze in Buruntuma sind es gut 70 km, wir brauchen vier Stunden, um von Loch zu Loch zu humpeln. Wenige Kilometer später ist bei Kandika in Guinea der Einreiseposten. Ein- wie Ausreise sind unkompliziert, kostenfrei und dauern alles in allem knapp eine Stunde. Hinter der Grenze wird die Piste noch schlechter. Aber das wird schon werden!
Guinea-Bissau, ein failed state? Wir blicken nicht hinter die Kulissen, beobachten, recherchieren an der Oberfläche. Erlebten Putsch-Versuch Nr. xy ungezählt. Hohes Preisniveau bis in die Grundversorgung. Preiswerthingegen verkehren viele, teils gut erhaltene Busse im Nahverkehr und auch Überland. Verfall, Müll, Schutt, mal mehr, mal weniger. Eine extrem junge Bevölkerung. Die hohe Kindersterblichkeit, bis fünf Jahre lt.destatis 8%, ist mit Ursache für die geringe Lebenserwartung. Auch weil Ein Glas sauberes Wasser® in einem Staat, wo es an Wasser nicht mangelt, für viele Luxus darstellt! 

06.12. – 10.12.2023 Was geschieht in Guinea-Bissau? Präsident Umaro Sissoco Embaló löst, zurückgekehrt von der Klimakonferenz in Dubai, Regierung und Parlament auf, lässt von einer aufs stärkste bewaffneten Truppe Funk und Fernsehen besetzen, verhängt in Bissau vorübergehend nächtliche Ausgangssperre. Es fällt schwer zu recherchieren, nicht nur des Portugiesischen wegen. Die Informationen internationaler Medien sind von ausgesprochener Diversität. Wir beobachten Treibstoffhamsterkäufe. Was geschieht bei uns? Nichts. Die Visa für Guinea bleiben weiterhin aus. Statt max. 72 h bislang 240! Telefonate mit der Botschaft laufen ins Leere, auch der Sprache wegen. Déjà vue? Ich kann zunehmende Unruhe und Frust nicht abstreiten. Und das ist erst der Anfang des westafrikanischen Visadschungels, oh Himmel! Ein Telefonat mit Carsten Wille, Leiter Verbindungsbüro der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Dakar, in Bissau, beruhigt, ein wenig. Erstmals in den sieben Reisejahren hört uns ein offizieller Vertreter unseres Heimatlandes zumindest interessiert zu, schätzt die Situation ab und motiviert zu erneutem Kontakt, wenn die Situation doch entgleisen sollte. Während der Coronakrise, dem Westsaharakonflikt und aufgrund der in Südostasien verloren gegangenen Reisepässe mit den Russlandvisa kontaktierten wir die Behörden. Von Ahnungslosigkeit bis fehlender Zuständigkeit war vieles dabei. Nach dem Telefonat verlassen wir Bafata weiter Richtung Grenze. Im Hotel Visiom in Gabu bietet eine Angestellte perfekten Wäscheservice, auch für Nichthotelgäste. Ive parkt direkt vor der Anlage, in einer ruhigen Sackgasse, im Innenhof wärs ein wenig beengt, insbesondere wenn Fortbildungsveranstaltungen stattfinden. Für Minouk erweist sich die Nähe zur Hotelküche als perfekt. Nachdem die Panik der Bediensteten ob des großen Hundes in Begeisterung umschlägt, ergattert er immer einen Happen oder mehr. Schattig ist es obendrein und wenn nicht gerade alle Holzkohleöfen brennen auch recht kühl.
Zäh wie Honig verrinnen die heißen Stunden des Tages. Schweiß hingegen fließt schnell und üppig. Grundlage für erholsame Nächte bieten die allabendlichen Temperaturstürze.
Die Stadt gilt als größter Handelsort im Land. Handelsverkehr besteht mit den Nachbarn Senegal und Guinea. Entlang der Hauptstraße, einer breiten, staubigen Piste, reihen sich zahllose Marktstände und Werkstätten kilometerlang aneinander. Und Jürgen gelingt es, neben Fotos (s. seine Seite) sogar Ersatz für meine kaputte Porzellantasse zu finden. Urwald wird in der Region von Savanne bedrängt, was Weide- und Landwirtschaft begünstigt.

01.12. – 05.12.2023 Lärm herrscht zum Morgengrauen im Hafen von Bissau. Sollte die Baustelle, die uns „vorübergehend geschlossen“ als Parkplatz geeignet erschien, doch aktiv werden? So denke ich, genervt. Rufen, Türen schlagen, ohh man! Jürgen hingegen vermeint Kanonenfeuer auf dem Meer auszumachen. Eine Übung, Abwehr von Drogenschmugglern? Nach etwa 30 Minuten herrscht Ruhe, wir schlafen wieder ein. Gespenstische Ruhe beim Aufstehen. Wir sind umzingelt von Barrikaden, Straßensperren. Außer Polizei, Armee und weiteren Sicherheitskräften ist niemand unterwegs. Mmh. Minouks Gassigang fällt kurz aus. Frühstück, spülen, zusammenpacken, an einer Barrikade um Ausfahrt bitten. Das klappt recht schnell. Die Straßen durch die Hauptstadt, tags zuvor brechend voll, zeigen sich ausgestorben, Märkte und Geschäfte sind geschlossen. Endlich, nach einem weiteren Anlauf finden wir die Botschaft Nigerias – geschlossen! Bis Montag. Wegen Problemen in der Stadt! Wir fahren ins ca. 35 km entfernte Quinhamel in die Mangroven des Rio Petu, recherchieren. Die Visaanträge für Guinea-Conakry verharren im Status der Bearbeitung, keine Visa im E-Mail-Eingang. Die Vermutung liegt nahe, dass die Botschaft ebenfalls geschlossen ist. Was ist eigentlich geschehen? Im Morgengrauen kam es zu Schusswechseln zwischen der Nationalgarde und der Präsidentengarde an der Kaserne der Nationalgarde am Hafen von Bissau-Stadt sowie am Präsidentenpalast. So etwa die Information des Auswärtigen Amts. Italienische Medien berichten: Zwei Regierungsbeteiligte sitzen ein, haben sich der Veruntreuung für schuldig bekannt. Das ist bestimmten Sicherheitskräften nicht recht, sie stürmen die Kaserne, befreien die Häftlinge. Vorübergehend. Die beiden melden sich freiwillig zurück und sitzen wieder ein.
Bei Quinhamel umgeben uns Musik, freundliche Menschen, Ruhe. In einem Restaurant ohne Namen wird mir eine Austernplatte gigantischen Ausmaßes nebst fünf Langusten serviert, begleitet von kaltem Vinho verde. Derweil ißt Jürgen Huhn mit Reis und Fritten sowie Salat. Aufmerksame Bedienung, idyllische Stimmung, alles für 35 EUR!
Montags zurück nach Bissau zur nigerianischen Botschaft. Die ist geöffnet, doch Konsularangelegenheiten werden nur Dienstags und Donnerstags bearbeitet. Blöd, will heißen, wir müssen in der Stadt bleiben. So fahren wir eben bei der Botschaft von Guinea-C vorbei, erkundigen uns nach dem Verbleib der Visa. Blöd, die Botschaft blieb, wie vermutet, Freitags geschlossen, der Konsul reiste gestern nach Dakar, der Probleme wegen. Er ist der einzige, der unsere Visa autorisieren kann, übermorgen! Nun, wir hoffen. Leider bietet das nahe Hotel dann doch keinen Wäscheservice. Auch blöd, unsere Wäsche müffelt gemeinsam mit uns vor sich hin, denn seit Wochen herrschen über 30° C und hohe Luftfeuchtigkeit. Tropisch eben. Erneuter Versuch bei der nigerianischen Botschaft: ´Unfortunately´ dürfen Visa nur für Bürger von Guinea-Bissau ausgestellt werden. Blöd, war von der homepage so nicht zu entnehmen. Wäre ja auch zu einfach gewesen. So ziehen wir ohne jedwede Visa über die N1 weiter Richtung Grenze. In Bafata, zweitgrößte Stadt im Land, gelegen am Zusammenfluss von Rio Geba und Colufi, ist das einst sehenswerte Portugiesenviertel dem völligen Verfall preisgegeben. Die Kathedrale Our Lady of Grace, erbaut 2001, erscheint noch halbwegs beisammen. Leider verschlossen.

27.11.-30.11.2023 Beim Verlassen des Campment von Sadio Sagna springt der Lkw kaum an. Jürgen gewinnt, verschiebt die Problemlösung auf später und so stehen wir kurz drauf am Grenzübergang in Mpack(SN). Keine Stunde braucht es, dann sind wir unkompliziert und entspannt in Guinea-Bissau. Niemand interessiert Ives Inhalt oder die Impfpässe von Mensch bzw. Hund. Dass mein Visum in Jürgens Pass klebt und umgekehrt? Stört niemanden! Ca. 11 EUR Mautgebühren für die Straßennutzung? Ok, die Verkehrswege sollen es nötig haben! Geld fürs Carnet stempeln? Das versteh´ ich nicht! Man vergisst die Forderung. Im nahen São Domingos gibt es einen Bankautomaten (Visa), SIM-Karten fürs Handy und begrenzt weitere Infrastruktur.
Wo Menschen sind, ertönt Musik, Rhythmen gemischt mit Raggae und Salsa, im sog. ´failed state´, etwa von der Größe Baden-Württembergs, Drehtor für den Import kolumbianischen Kokains nach Europa. Die letzten Jahre wird vermehrt Cashew angebaut, was 85 % der Exporterlöse ausmacht und Platz 6 der weltweiten Produzenten bedeutet.
Etwa 25 ethnische Gruppen mit ihren jeweiligen Eigenarten, insgesamt ca. zwei Mio. Einwohner, mischen sich. Die portugiesische Landessprache wird selten gut beherrscht. Man spricht Kreol, eine Mischung aus portugiesisch und afrikanischen Sprachen. Der Alphabetisierungsgrad liegt unter 50 %, durchschnittliche Schulbesuchsjahre unter vier. Lebenserwartung 58,6 Jahre, Anzahl der Geburten/Frau 4,3. Weibliche Genitalverstümmelung ist ein Problem, auch wenn im Juni 2011 das Parlament ein Gesetz verabschiedete, das diese unter Strafe stellt.
Muslimanteil weniger als 50 %, Christen ca. 22 %; Anhänger afrikanischer Religionen, Animisten, bilden den Rest, sind jedoch ebenfalls bei den sog. Buchreligiongläubigen zu finden.
Anders als Gambia und Senegal, die sich recht zügig und unblutig vom Kolonialherren Frankreich lösen, erreicht Guinea Bissau erst nach langem blutigem Krieg 1973 die Unabhängigkeit von Portugal.
Trotz großer Armut treffen wir auf eine friedliche, freundliche Bevölkerung; betteln bemerken wir, anders als im Maghreb und auch im Senegal hier bislang nicht. Ungeachtet der Korruption in Regierungsreihen ist es eins der sichersten Reiseländer Westafrikas. Ein ´failed state´?
Mit dem, dem Festland vorgelagerten Bissagos-Archipel verfügt es über ein ganz besonderes Naturparadies, besiedelt von Menschen, die im Einklang mit der Natur leben. Aufwendige Schifffahrts-Wege führen in den Naturpark, für uns mit LKW und Hund Minouk nicht erreichbar. Doch hinter São Domingos führt eine 50 km lange schauerlich schöne Piste durch dichte Urwald- und Mangrovenlandschaft nach Varela an den Atlantik… Afrika pur, wenn auch nur mit Kleinvieh. Hier und da blüht es. Weiße Seerosen schwimmen auf unzähligen Wasserlöchern. Majestätisch erheben die Urwaldriesen Baobab und Fromager (Kapock) ihre Laubkronenhäupter gen Himmel, weit über Palmen, Cashew und dergleichen hinaus. Nach drei Stunden Fahrt blicken wir auf Senegal – im Norden, von einem Dreisternestellplatz aus. Zwei Übernachtungen gönnen wir uns, bevor wir, zurück in São Domingos, Wasser nachfüllen und der Visa wegen nach Bissau fahren. An einer/der? Cashew-Fabrik am Rande der N2 übernachten wir, es wird dunkel, zu schlechte Straßen, um Bissau noch zu erreichen.
In der Botschaft erfahren wir, dass Visa für Guinea Conakry nur noch als e-Visa vergeben werden und stellen mit freundlicher Hilfe des Konsuls die Anträge. Wo die Botschaft von Nigeria ist, darüber differieren die Angaben im Internet, von Ortskundigen und in der Realität. Morgen starten wir einen neuen „Suchlauf“. Heute erkunden wir ein wenig die Stadt, bzw. das, was davon übrig ist und aus Müll, Schutt und Schrott hervorsticht. Im Hafen parken wir Ive und genießen ein gutes, preiswertes Essen. Den Caipirinha gibt es für 0,90 ct. Ich widerstehe dem Versuch, mir Bissau schön zu trinken, es bleibt bei zweien.

Senegal 06.-27.11.2023
21.11. – 25.11.23 Wegen schlechter Netzleistung konnte Jürgen den NW-Afrika-Film erst kürzlich hochladen, hier: https://majuemin.de/2023-start-gosouth-2-0-nordwestafrika/ oder im Filmarchiv https://majuemin.de/film-archiv/
Bevor wir das kleine Gambia umfahren, die Grenzübertritte sind uns in zu nerviger Erinnerung, besuchen wir La Somone. Gleichnamige Lagune, Mangroven und Atlantik bringen eine einzigartige Landschaft hervor. Kunst- und Handwerk im Städtchen ergänzen das Flair. Zudem ist für europäische Gaumen einiges im Angebot: Croissants, Vollkornbrot, eine Art Schwarzwälder Kirsch, guter Ziegenkäse und keine Importware, ein reichhaltiges Angebot an Fisch und Meeresfrüchten (Mehr s. >GoSouth Aug.-Dez. 2020).
Wir genießen, und ziehen schließlich weiter Richtung Casamance, nach Ziguinchor, wo es die Visa für Guinea Bissau gibt. Mit wenigen Umwegen sind es etwa 800 km, auf denen wir erleben, dass sich einiges verändert hat im Land. Die Brücke über den Saloum ist fertig. Straßen sind vermehrt asphaltiert, Schlaglöcher ausgebessert, an den Kontrollposten winken uns Polizei- und Zollbedienstete meist durch. Hält man uns an, dann meist aus Neugier: Woher? Wohin? Nationalität?… Einzig ein Polizist in MBour hat die Willkommenskultur noch nicht verinnerlicht. Unfreundlich, überheblich agiert er. Unsere Papiere seien nicht komplett. Die deutsche LKW-Versicherung hätte an der Grenze um die Westafrikanische ergänzt werden müssen. Ich erkläre, es sei keine deutsche, sondern eine internationale Versicherung und an der Grenze hätten wir alle die Papiere, die er in Händen hält, vorgelegt und sie seien von den Kollegen als in Ordnung und ausreichend befunden worden. Er bleibt dabei, keine Versicherung; wenn man Senegal bereist, muss man sich an geltendes Recht halten! Ich: Ja, klar! An welches? An das von den Grenzern oder an seins? Soll ich als Tourist hier Klarheit schaffen? Freundlicher wird er nicht, aber verunsichert! Erneut hält er mir eine Standpauke, fragt, ob ich höre, was er sagt. Ja, ich höre es, nur verstehe ich es nicht! Schließlich gibt er mir alle Papiere zurück, lässt mich fahren. Ohne Verwarnungsgeld! Dass der große Auchan der Stadt sein Angebot deutlich eingeschränkt und die Preise, bis auf Alkoholika, kräftig erhöht hat, versöhnt nicht mit der Stadt, MBour war immer ein Chaosknotenpunkt. Im Christendorf Passy an der N1, leicht an Schweinen auf der Piste und Kreuzen auf dem Friedhof zu erkennen, übernachten wir. Traumhaftes Abendlicht über der Savannenlandschaft, leichter Wind, der die Schwüle des Tages mitnimmt. Tags drauf bis nach Tambacounda, heißeste Stadt im Staat. Doch auch hier gilt: Leichte Brise und Abkühlung in der Nacht, wir brauchen Decken. Dritter Fahrtag, bis Sindone, 20 km vor Ziguinchor. Auch im Südsenegal bestätigt sich, was wir zuvor sahen: Alles ist viel grüner, die Vegetation dichter als 2020/21 erlebt. Leuchtend rote Hibiskusblüten, Bananen- und Papayastauden mit kräftigen Früchten. Cashew- und Mangobäume sind bereits geerntet, einzig die Baobabs tragen neben Blattwerk noch große, schwere Früchte. (Mehr zum Urwaldriesen Baobab >GoSouth März 2020).
In Ziguinchor am Konsulat fährt zufällig gemeinsam mit uns der Konsul vor, stellt freundlich und flott die Visa aus (GPS-Koordinaten wie Procedere). Einen Tierarzt für Minouks erneute Tollwutimpfung finden wir entlang der Straße, nicht im Internet. Wir brauchen Hund, Pass und Geld (15 EUR). Frustrierend ist hingehend der Einkauf in der uns bekannten Sara Superette. War sie zuvor vor allem mit regionalen Marken, Fleisch und Käse gut ausgestattet, findet man heute nicht mehr ¼ des bekannten Angebotes.
Südlich, kurz vor der Grenze weist OsmAnd das kostenfreie Sadio Sagna banana plantation and Campment aus. Na ja, sehr, sehr afrikanische Definition! Überaus freundlich ist Sadio. Die Zeit im Senegal neigt sich dem Ende zu, wir fahren fort >GoSouth!

12.11. – 20.11.2023 Unsere Heimatstadt Herzogenrath sowie der Lokalsender Antenne AC berichten erneut über uns und unser Tun. Danke euch allen dafür! Die Beiträge auf  Instagram, Facebook und Mitschnitte „on air“ findet ihr auf der Blog-Seite.
Am Lac Rose hat Regen den Wasserstand des Sees steigen lassen, auch mit entsprechender Brille wäre er kaum rosa. So bleibt er uns ebenfalls das farbenprächtige Salzkristallspiel schuldig – Erinnerungen. Der Süßwassereintrag stört die Salzgewinnung  und es wird vom Atlantik Salzwasser eingeleitet, so wird berichtet. Ja, Mensch und Natur-Kreisläufe!
Schnell vergeht die Zeit am See. Wäsche waschen (lassen), Ive putzen und seine Gelenke abschmieren, die unsrigen mit speziellem Sportprogramm fit halten, Strand- und Einkaufspaziergänge, essen im Bonaba Café; Besuche von Christine und Pierre sowie Geburtstag feiern, sie spendiert französischen Champagner, ich das Menü… Ives Wassertanks aus dem Brunnen auffüllen, heißt mehrere Stunden Arbeit von Hand und Maschine – ein Glas Wasser, wie kostbar.
Zeit des Abschieds, wir fahren fort, vom See Richtung Süden. Das Klima strengt uns an, sehr. Immer noch ist es extrem feucht für die Jahreszeit, Schwarz und Weiß schwitzen um die Wette.

06.11. – 11.11.2023 Wir sind wieder im Senegal. Nach zügiger Einreise ist immer noch die CdP-/Passavantsituation von Norden kommend unbefriedigend. Fünf Tage haben wir, um in Dakar im Zollbüro den Stempel ins Carnet einzuholen. So sind erste Wege im Land vorprogrammiert. Trotzdem durchströmt mich bei den ersten Kilometern ein Gefühl der Freude. Hoffentlich hat der goldene Käfig der Coronazeit diesmal viele offene Türen. Bei St. Louis liegt Ndiobene Toube Peul, ein netter Flecken für die erste Nacht. In Popenguine, dem berühmten Wallfahrtsort, der zu Pfingsten von unzähligen Christen besucht wird, sind die Baumaßnahmen zur riesigen Versammlungshalle im Gange. Bis zu 30.000 Pilger soll sie fassen. Bei unseren Besuchen im Juni, August und November  2020 hörten wir von den Plänen. Auch das nahe Guéréo weckt Erinnerungen. Viele Wochen verbrachten wir während der Regenzeit, Hivernage genannt, hier, zunächst in Panik ob des Wetters, später auf alles gefasst.
Vieles erkennen wir wieder, manches hat sich verändert, positiv! Gefühlswirrwarr. Heimat und gleichzeitig Fremde. Wir brauchen Zeit, um anzukommen und möchten doch weiter – endlich Neues sehen. Im Senegal ist Neues schwerlich in der Lage, alten Erinnerungen Bedeutendes hinzufügen. Mir fällt es schwer, unser Senegal 2.0 zu beschreiben.
So zunächst Senegal in Kurzfassung: Saharaausläufer im Norden, tropischer Feuchtwald im Süden, Atlantik im Westen, Sahel im Osten. 15 Mio. Einwohner, Hauptethnie Wolof mit gleichnamiger Sprache. 66 Jahre (64/68) durchschnittliche Lebenserwartung, vergleichsweise hoch für Afrika. Dakar, Millionen- und Hauptstadt, westlichster Punkt des Kontinents, Ziel der legendären Rallye Paris – Dakar . Wenig Exportgüter, Erdnüsse, Phosphat und Fisch. 1960 Ende der Kolonialzeit, verblasster Glanz, neuer lässt auf sich warten. Religionsfreiheit, Islam mit 90% vorherrschend, ferner Animismus mit dem Motto Alles hat eine Seele, Christentum. Gambisches Staatsgebiet, Afrikas kleinster Staat, bildet einen 300 Kilometer tiefen Einschnitt, trennt die südlichen Landesteile Senegals, die Casamance, Region häufiger Aufstände zwecks Unabhängigkeit. Nach den eher introvertiert wirkenden Mauretaniern ist das Lächeln, Winken, Grüßen der Senegalesen überwältigend. Bunt gekleidete Frauen, üppiger Kopfputz oder aufwändige Haartracht, allgegenwärtig im Straßenbild.
Wir umrunden und queren Dakar. Erwerben die tropentaugliche Hundeprophylaxe gegen Parasiten vieler Arten, den Stempel im Carnet und besuchen Christine und Pierre. Ein wunderbarer Abend, als hätten wir uns erst letzte Woche getroffen! Sonntag besuchen sie uns am Lac Rose. Wir brechen schon mal auf zum See. So grün und blütenreich sahen wir die Landschaft zuvor nicht, den See nicht so wasserreich. Stéphanie, Nicole, Amadou, die Mannschaft vom Bonaba Café alle freuen sich über unsere Rückkehr. Immer wieder Rufe: Bonjour! Revenu?! Daumen hoch! Wir fühlen uns willkommen. Stéphanie hat einen Platz für Ive organisiert. Direkt neben der Hütte, die, ohne Elektrizität und Wasser, unser Heim für die letzten Tage in Afrika war. Von hier brachte uns Amadou zum Flughafen, Abbruch >GoSouth. Von hier werden wir fortfahren – und gefühlt mit der Reise >GoSouth2.0 beginnen. Ein gutes Gefühl.

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