Albanien 2013

Wie im Jahr zuvor beschlossen, haben wir uns im Juli 2013 noch einmal nach Albanien aufgemacht, um den nördlichen Landesteil zu bereisen. Wir waren ohne unsere Freunde Birgit und Ralph unterwegs, dafür haben wir unseren Hund Minouk zum ersten Mal mit auf die Reise genommen. Die Route führte uns zunächst über Österreich durch die Alpen nach Venedig, wo unsere Fähre nach Igoumenitsa wartete. Zuvor haben wir bei herrlichem Sonnenschein noch einen Stadtbummel unternommen. Sicher muss man Venedig mal gesehen haben, aber ehrlich gesagt ist der Touristenrummel mit all seinen Begleiterscheinungen nicht unsere Sache. Am frühen Abend legte die Fähre ab und wir hatten einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt, den wir von einem schönen Sitzplatz mit eigenem Fenster auf dem Fahrzeugdeck genießen konnten. Der ergatterte Sitzplatz war toll, der Standort unseres Autos leider gar nicht. Die Luft stand förmlich und wir durchwachten eine überaus stickige, warme und auch laute Nacht. Am nächsten Morgen wurden wir dann mit dem ersten Blick auf das albanische Festland belohnt.

Übernachtung in den Alpen
Übernachtung in den Alpen
Venedig, Rialto Bücke
Venedig, Rialto Bücke
Camping an Bord
Camping an Bord
Venedig vom Schiff
Venedig vom Schiff
Albanien ???? Pass
Albanien Llogara Pass
Der Ohrid See
Der Ohrid See

Da wir wussten, was uns in Albanien straßentechnisch erwartet, und wir auf jeden Fall den Norden sehen wollten, sind wir zunächst über gut ausgebaute griechische Straßen bis nördlich von Kastoria gefahren. In Bilisht passierten wir die Grenze nach Albanien und konnten nördlich von Korce an der Staße anknüpfen, die in 2012 unseren nördlichen Wendepunkt in Albanien markiert hat. Von hier aus ging es zum Ohridsee, den wir bis dato nur vom griechischen Ufer aus kannten.

In der Nähe der Halbinsel Lin haben wir neben einem Gasthaus einen Platz am See gefunden. Somit waren die Abendessen mit frischem Fisch gesichert, ein gutes Frühstück gehörte ebenfalls zum – nicht ganz billigen – Campingplatz. Dafür fehlte die Dusche, aber die hatten wir ja an Bord. Mit den Motorrädern haben wir bei herrlichem Sonnenschein die Gegend erkundet. Wir erlebten phantastische Ausblicke auf die Landschaft und Abends konnten wir den Staub der Straßen bei einem Bad im See abwaschen. Auf einer unserer Fahrten sind wir an einem Grundstück direkt am See vorbei gekommen, das der Besitzer erst einmal auf albanische Weise vergrößert hat: er ließ einfach ein Unmenge Boden und Steine ankarren, in den See schütten und passte so die Fläche seinen Bedürfnissen an. Was uns überhaupt nicht gefallen hat, waren die zahlreichen Fischverkäufer, die am Seeufer ihre Fische verkauften. Die bedauernswerten Tiere wurden in viel zu kleinen Becken gehalten und jedem Vorbeifahrenden präsentiert, indem man sie, in den Kiemen haltend, vorzeigte. Man konnte nur hoffen, dass sie möglichst schnell im Kochtopf landeten.

Ohridsee
Ohridsee
Stellplatz am Ohridsee
Stellplatz am Ohridsee
Minouk als Ohridseehund
Minouk als Ohridseehund
Abendstimmung
Abendstimmung

Vom Ohridsee fuhren wir quer durch die Berge zum Fierza-Stausee. In Librazhd bogen wir von der Hauptstraße E852/SH3 in nördliche Richtung ab, unser Fernziel war zunächst Peshkopi, danach Kukes. Hier hofften wir auf die Fähre auffahren zu können, die uns dann in westlicher Richtung zur Küste bringen sollte. Wir hatten schon viel über die phantastische Fahrt durch den fjordartigen See gehört, das wollten wir auf jeden Fall erleben. So holperten wir über unbefestigte Straßen durch die Berge, großes Lob an unser Navi, das immer wusste, welcher der unzähligen Feldwege der richtige war. Die Stecke war  nicht in einem Tage zu bewältigen, aber das war ja auch der Sinn der Sache. Wir erlebten einsame Nächte in den Bergen, fern ab der Zivilisation und wie immer unter diesen Umständen, waren alle Menschen denen man begegnete, extrem freundlich, auch wenn wir in dieser Wildnis sicher absolute Fremdkörper mit unserem ‚Reisepanzer‘ waren. An sich war das Ziel ja das Erreichen der Fähre. Aber die Tatsache, dass der Weg das Ziel ist offenbarte sich einmal mehr. Wir fanden die Autofähre auch, nur war sie schon geraume Zeit außer Funktion. Es lohnt angesichts der neuen Autobahn E851 nicht mehr, sie zu betreiben. Es fährt noch eine kleine Personenfähre, die auch Motorräder mitnimmt, nur für die 8 Tonnen unseres IVECO war das nicht zu machen. Somit waren dann auch die widersprüchlichen Informationen: Fähre fährt, Fähre fährt nicht! geklärt, und wir machten uns enttäuscht entlang der Straße SH22 Richtung Shkoder auf.

Bei Librazhd
Bei Librazhd
Mainroad 1
Mainroad 1
Mainroad 2
Mainroad 2
Mainroad 3
Mainroad 3
Mainroad 4
Mainroad 4
Nachtlager
Nachtlager
Hirtenjungen
Hirtenjungen
Begegnung in den Bergen
Begegnung in den Bergen
Marion on tour
Marion on tour
Minouk on tour
Minouk on tour
Nachtlager
Nachtlager
Bergpanorama
Bergpanorama
…ob das hält??
…ob das hält??
was mögen die Albaner denken?
Was mögen die Albaner denken?
Rast in den Bergen
Rast in den Bergen
Der Flughafen
Der Flughafen Zayed Bin Sultan
Fierza Stausee/Staumauer
Fierza Stausee/Staumauer
Fierza Stausee
Fierza Stausee

In Shkoder konnten wir mitten in der Stadt, direkt neben der Mosche übernachten. Eine mitteleuropäisch anmutende Fußgängerzone überraschte mit Geschäften und guten Restaurants. Abends aßen wir in einem Restaurant, das von einem Belgier und seiner Frau geführt wurde. Essen und Getränke waren ausgezeichnet, das Preisniveau vergleichbar mit dem unseren, also für einen normalen Albaner sicher kaum erschwinglich. Am nächsten Tag haben wir die Stadt wieder verlassen, nicht ohne beim Wendemanöver gegen einen Laternenmast zu stoßen, woraufhin die Laterne laut scheppernd zu Boden fiel. Zum Glück wurde niemand verletzt. Der Barbesitzer von gegenüber, bei dem wir mehrfach zu Gast waren, wies uns mit einer typisch mediterranen Geste an, den Vorfall zu ignorieren und zu fahren. Das taten wir dann auch, aber beim Verlassen der Stadt erzeugte jeder vorbeifahrende Polizeiwagen ein mulmiges Gefühl bei uns.

Shkoder Fußgängerzone
Shkoder Fußgängerzone
Shkoder, Stellplatz vor Mosche
Shkoder, Stellplatz vor Mosche

Wir verließen Shkoder zunächst an der Südseite des Sees, um dort eventuell noch ein paar Tage am See zu bleiben. Die Straße SH24 wurde jedoch immer enger, ihr Ende wurde durch die Grenze zu Montenegro markiert. Nirgendwo war für uns ausreichend Platz zum stehen und so blieb uns nichts anderes übrig als wieder einmal umzukehren. Nochmals ging es durch Shkoder, das wir nun in nördlicher Richtung über die E762 verließen. Am nördlichen Ende des Sees verließen wir die E und weiter ging es genau nach Norden auf der SH20, Richtung Vermoshtal. Diese Straße hatte es in sich. Nach kurzer Zeit schlängelte sie sich in abenteuerlichen Windungen in Richtung Cijevna Tal, was durch die Tatsache, dass umfangreiche Baumaßnahmen im Gange waren, nicht unbedingt einfacher wurde. Nach endlosen Kehren kamen wir unten an und Marion konnte wieder auf beiden Seiten aus dem Auto schauen. Auf steiniger Piste ging es weiter Richtung Nord-Osten, bis wir Abends in Tamara ankamen. Marion glaubte am Ortseingang einer Sinnestäuschung aufgesessen zu sein, sie sah eine Bierbrauerei. Da wir in Tamara unser Nachtlager aufschlugen, sind wir dem auf den Grund gegangen, und siehe da, hier am Ende der Welt gab es tatsächlich eine Brauerei. Die Fässer, die zum Verkauf kamen, hatten in ihrem früheren Leben wohl in den unterschiedlichsten europäischen Brauereien gedient, mir ist Heineken und Bitburger in Erinnerung geblieben. Zum Glück gab es auch Flaschenbier, mit dem wir uns reichlich ausstatteten.

Skadasko See Südseite
Skadasko See Südseite
Blick Cijevna Tal
Blick Cijevna Tal
Cijevna Tal, da runter
Cijevna Tal, da runter
The long and winding road
The long and winding road
Birra Tamara
Birra Tamara
..Schwein gehabt
..Schwein gehabt
Highway to hell??
Highway to hell??
Mutiger kleiner Fahrer
Mutiger kleiner Fahrer
Ein Kaffee mit Gleichgesinnten
Ein Kaffee mit Gleichgesinnten

Am nächsten Morgen ging es in gemäßigtem Tempo weiter Richtung Vermosh, und gegen Mittag hatten wir wieder Asphalt unter den Rädern. Wir fanden einen wunderschönen Platz direkt am Fluss, luden die Motorräder ab  und erkundeten einige Tage die Gegend zu Fuß und auf Stollen.

Dabei lernten wir Menschen kennen, die sehr abgeschieden vom Rest der Welt lebten. Wie wir nämlich nach genauem Blick in die Karte feststellten, gab es für die Albaner keinen anderen Weg in eine albanische Stadt, als den, den wir gekommen waren. Und der war recht mühselig, hin und zurück sicher je nach Fahrzeug mehr als eine Tagesreise. Das realisierten wir auch erst am zweiten Tag und so sind wir zum Einkaufen nach Gusinje in Montenegro gefahren. Weiterhin war somit auch klar, dass wir unsere Heimreise von hier aus ebenfalls über Montenegro durchführen mussten, wenn wir nicht wieder bis fast nach Shkoder zurück fahren wollten. Ein kleines Problem stellte hierbei eine recht altersschwach aussehende Brücke dar, aber der örtliche Zöllner versicherte glaubhaft, dass die Brücke schon ganz andere Lasten getragen hatte. So sind wir dann, nachdem wir die noch vorhandenen Lek in Naturalien umgewandelt hatten, Richtung Montenegro aufgebrochen.

Stellplatz Vermosh Tal
Stellplatz Vermosh Tal
Motorradtrip Vermosh
Motorradtrip Vermosh
…drift….
…Drift….
…hat gehalten!!!!
…hat gehalten!!!!

Wir haben uns für die Rückreise bewusst Zeit gelassen, diesen Teil der Welt hatten wir schon vor vielen Jahren mit den Motorrädern bereist, damals hieß er noch Jugoslawien. Nun ging es über Montenegro, Bosnien und Herzogowina, Kroatien, Slowenien und Österreich nach Deutschland.

Immer wieder kamen Erinnerungen hoch, z.B. in Mostar, die Stadt, die wir noch mit der alten Brücke kannten, oder auch in einer kleinen Ortschaft mit dem Namen Jezero. Hier übernachteten wir in 1998 in einem SFOR-Camp, damals mit Motorrädern und Zelt. Heute standen wir an exakt derselben Stelle mit dem Reisemobil und haben die wieder aufgebaute Kirche besichtigt. Erwähnt sei auch unser Aufenthalt in Slunj, Kroatien. Hier fanden wir freundliche Aufnahme auf dem Trainingsgelände des örtlichen Motocross-Clubs. Solche Örtlichkeiten eignen sich meist als willkommener Stellplatz für einige Nächte. Auch hier haben wir mit den Motorrädern noch einmal die Umgebung befahren.

Danach ging es dann endgültig Richtung Heimat. In Slowenien haben wir anlässlich unserer Übernachtung auf einer kleinen Parzelle abseits eines Waldweges erfahren, dass der zivilisierte Teil Europas angefangen hat. Der Besitzer machte uns recht lautstark darauf aufmerksam, dass wir hier nichts zu suchen hätten. Wir haben versucht ihn in den uns bekannten Sprachen zu beschwichtigen, er kannte nur ein allgemein verständliches Wort: ‚Privat‘.  Wir waren wieder ‚Back to earth‘.

Stausee in Montenegro
Stausee in Montenegro
Montenegro, Bergwelt
Montenegro, Bergwelt
Begegnung in Mostar
Begegnung in Mostar
Die 'neue' Brücke von Mostar
Die ’neue‘ Brücke von Mostar
Nachtlager in Bosnien und Herzegowina
Nachtlager in Bosnien u.Herzegowina
Stellplatz in Kroatien
Stellplatz in Kroatien
Jezero 2013
Jezero 2013
Jezero 1998
Jezero 1998
Jezero 1998
Jezero 1998
Motocross Klub Kroatien
Motocross Klub Kroatien
..auf der Crossstrecke
..auf der Crossstrecke
…mit sportlichem Gruss
…mit sportlichem Gruss
Letzter Stellplatz in Bayern
Letzter Stellplatz in Bayern

Resume:

Wie der Süden, so ist auch der nördliche Teil von Albanien eine Reise wert. Die Infrastruktur, vor allem die Straßen betreffend, ist gefühlt noch schlechter als im Süden. Es gibt jedoch fast überall genug Geschäfte zum Einkaufen, Tankstellen sind auch kein Problem. Man braucht sicher nicht unbedingt ein Fahrzeug wie wir es haben, aber es gibt einem ein sicheres Gefühl. Die Menschen sind freundlich, hilfsbereit und neugierig. Wir haben uns überall absolut sicher gefühlt. Klima und Natur sind einfach super, es ist für jeden etwas dabei. Wir wünschen dem Land,  dass es seinen Weg heraus aus jahrzehntelanger Isolation findet. Der Tourismus wäre sicher ein wichtiger Baustein hierfür, wir können nur alle auffordern, es einmal zu versuchen. Man kann auch nach Tirana fliegen, sich ein Auto mieten und das Land auf diese Weise kennen lernen- so wie die beiden Kolleginnen von Marion, die wir im Jahr zuvor zufällig getroffen haben – gemacht haben.

Die Rückreise über den Balkan, auf Straßen, die wir zum Teil schon vor langer Zeit befahren haben, stimmte uns sehr nachdenklich. Überall waren noch die Spuren des Krieges gegenwärtig, es gab eine Unmenge Kreuze entlang des Weges, die an getötete Soldaten und Zivilisten erinnerten. Schaute man sich um, dann brauchte man sich nicht zu fragen, ob sich das alles gelohnt hat. Die Antwort ist ein klares ‚Nein‘. Es erscheint schon absurd, wenn in Mostar, einer vom Krieg extrem heimgesuchten Stadt, heute in touristischen Andenkenläden Kugelschreiber in Patronenform und eine Unmenge ähnlicher Kitsch mit militärischem Aussehen verkauft wird. Wie dem auch sei, im Jahr zuvor sind wir die Strecke über das Mittelmeer hin und zurück mit der Fähre gefahren. Das war sicher billiger und schneller. Aber es hat sich für uns gelohnt, auf diese Zeitreise zu gehen.

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