Und wieder einige kurze Filme von unserer Reise; Update 03.07.20 (klick hier):
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Senegal
25.06. – 30.06.2020 Samstag wollen wir ins Campement Djidjack in Palmarin. Ein wenig Luxus. Süßwasserdusche, Pool, Waschmöglichkeit. Zudem kommen Christine und Pierre aus Dakar auch hier unter. Doch erstens kommt es anders… und zweitens ein Grüner, der unmissverständlich klar macht, dass wir am Strand nicht bleiben können. Dies sei Naturschutzgebiet. Absolut verboten. Alle Argumentationen, dass wir bereits seit einer Woche hier sind, der Strand, übersät mit Müll, nicht den Eindruck von Naturschutz aufkommen lässt, sowie der für morgen anstehende Umzug zum Campement helfen nicht. Packen, fahren. 50 m weiter … steht ein Mercedes-Rundhauber. Besser gesagt, hängt. Eingesunken im Matsch. Unter den Augen unserer Eskorte halten wir. Hilfe ist notwendig. Mit lamentieren ist noch kein LKW aus dem Schlamm gekommen und so packt nach klarer Aufforderung meinerseits unser Grüner kräftig mit an. Lernt eine Schaufel zu bedienen. Läßt sich dirigieren, positioniert Sandbleche zielführend. Drei Stunden später ist der LKW geborgen. Als Lohn der Mühen gibt es schon Freitagabend kaltes Bier im Djidjack. Wir erfahren ein wenig über Nicolas sowie seine Kinder, die, statt in der Schule, Gefallen am Lasterleben finden – müssen. Nicolas ist l’ostréiculteur (Austernzüchter) aus La Rochelle. Wir essen gematschte Nudeln – das Bier kam dazwischen. Leider bleibt im Djidjack der versprochene Luxus aus. Kein Wasser im Pool, kein Süßwasser und kaum Raum für große WoMos. Dafür ist das Parken in schönem Garten mit elf EUR pro Nacht nicht preiswert. Senegalesisches Preisgefüge sprengt es. Die gemeinsamen Stunden mit Christine und Pierre, ihr Wissen über Afrika, das Leben an sich, sowie die Dusche in ihrer Lodge, mit wenig salzhaltigem Wasser, helfen darüber hinweg.
Beim Ausflug zu den Salzbrunnen lernen wir. Den Frauen gehören je nach Finanzkraft mehrere Tröge. Das Schürfen eines Sacks (40 KG) erzielt weniger als einen EUR. Ausgeliefert wird nach Djifer. Die Fischer konservieren ihre Fänge mit dem Salz. An den Collines am Soloume liegt die gleichnamige exklusive Ferienanlage. 200 EUR pro Nacht. Die Autos auf dem Parkplatz erzählen davon, dass Angehörige der Botschaften hier logieren.
Frank und Heike aus Koblenz, mit dem Traveltiger ebenfalls am Campement stehend, sind auf ähnlicher Route wie wir unterwegs. Sicherlich sehen wir uns wieder. Denn uns steht der Sinn nach Veränderung. Wasser, Bargeld, Lebensmittel sind zu beschaffen. Der Berg Wäsche will immer noch gereinigt werden, mit Süßwasser! Nach langem Suchen, um einige nervige Polizeikontrollen reicher, ohne Wasser, mit ein wenig Lebensmitteln, ausgestattet mit CFA machen wir, unterwegs nach Toubakouta, Nachtstopp am Kloster der Karmeliterinnen. Bei der Stellplatzsuche in Toubakouta gabelt uns Pape auf, zeigt einen schönen Platz. Freier Blick auf die Flusslandschaft. Zudem Wasser-, Wäsche- und gerne Einkaufsservice sowie Tour durchs Delta.
21.06. – 24.06.2020 Drei Nächte, fast schlaflos, in Popenguine. Panik, der Melange aus zunehmender Hitze und Luftfeuchtigkeit nicht entfliehen zu können, stieg in uns auf. Doch die Halbinsel, das Delta des Saloum vom Atlantik trennend, ist ideal geeignet, zu adaptieren. Der Wind trägt die Furcht von dannen. Minouk vertraut ihm noch einen Teil seines Haarkleides an. Ganz Rhodesian Ridgeback erinnert er sich seiner afrikanischen Wurzeln: fressen, saufen, schlafen. Zwischendurch immer mal wieder die Lage sondieren und: fressen, saufen, schlafen… Lange Gassigänge sind nur was für unbelehrbare Toubabs (Fremde, Weiße), die hinterher wieder Panik schieben! Aber die kapieren´s auch noch. Hofft er!
Welt der Kontraste. Landwirte bearbeiten mit gut motorisiertem, recht neuem Traktor sowie Pferd und Handegge das verdorrte Grasland um uns herum. Stören wir? Nein, kein Problem! Auch die Rinder, Exemplare mit armlangen Hörnern, umgrasen uns. Minouk bestimmt den Radius. Erscheint er zu gering, legt er sich an mit den Giganten. Vertreibt sie. Der Hirte nimmt es gelassen, grüßt! Genießt wohl, ebenso wie seine Tiere, den hauchzarten grünen Schimmer, der über der Landschaft liegt und den dunstverhangenen Himmel, die Kraft der Sonne brechend. Kein gleißend heller Feuerball. Eher ein Ziegenfeta von Moussa in trüber Salzlake badend.
Südlich von Palmarin liegt der Fischerort Djifer. Zahlreiche Pirogen dümpeln am Flussufer. Die Fänge sind eingebracht. Frauen verarbeiten sie. Direkt vor Ort. Kühlwagen? Weitgehend Fehlanzeige. Trocknen und salzen sind preiswerte, omnipräsente Konservierungsmethoden. Männer reparieren Reusen und Netze, setzen Boote in Stand, fertigen neue. Unseren europäischen Nasen wird einiges abverlangt. In den Duft von Meer, dessen Getier sowie deren Abfälle mischen sich Aromen menschlicher wie tierischer Ausdünstungen und vieles mehr. Überwältigend das Parfum de mer et côte. Fischer bieten eine Fahrt zur Insel Sangomar an. Stundenlang durch pralle Sonne? Wir lernen, s. o., und verzichten. An der Ostseite des Deltas, das UNESCO-Welterbestatus besitzt, möchten wir zu einem späteren Zeitpunkt unser Glück mit einer Fahrt durch die Mangroven versuchen. Offiziell sind Touren noch eingestellt. So die Theorie.
17.06. – 20.06.2020 Wir schwitzen. Tag und Nacht. Derart gut beschäftigt wird Zeit für anderes knapp. Spaziergänge entlang des Strandes. Eis essen. Durch´s Dorf. Gegrilltes Schwein, Brot, Gemüse, Obst kaufen. Erstmals sind frische Stachelannonen (Corossol) im Angebot. Als Sirup und Marmelade kennen wir die Frucht. Frisch aufgeschnitten mit Mango, wunderbar. Aromatisiert mit leicht süßem Ingwersirup, der die Schärfe der rohen Knolle besitzt, dafür lasse ich/M jeden Apfel im Paradies hängen und Adam vorübergehend auch Eva stehen! Seit Tagen ist die Luft geschwängert von Feuchtigkeit und Staub. Trotzdem verlassen wir Popenguine Richtung Süden. Der Regenzeit entgegen. Die Route führt durch Mbour. Reiseführer und Senegal Erfahrene beschreiben die Stadt als Mekka der Korruption. Polizeikontrolle. Man winkt mich/M rechts raus. Führerschein, Fahrzeugpapiere… und: „Bitte öffnen sie die Fahrertür.“ Schei… ich ahne, worauf der Polizist abzielt und sofort moniert er mein Schuhwerk: Flip-Flops, ungeeignet um LKW zu steuern. Nein, ich komme nicht aus Dakar. Viel zu weit, um als Frau und dann noch mit Latschen zu fahren. Wir haben vor kurzem Wasser getankt. Erst da habe ich das Steuer übernommen, will nur bis zum Supermarkt. Polizist grinst! Ich grinse zurück! Beim nächsten Mal gibt es eine Knolle, Madame! Bien sûr et merci! Hier komme ich eh nicht mehr vorbei! Kein Kilometer später, wieder rechts raus. Noch immer in Flip-Flops. Diesmal kümmert den Ordnungshüter die Fußkleidung nicht und wir erreichen ohne ´Straßenabgabe´ den Auchanparkplatz. Als erstes wandern geschlossene Schuhe ins Führerhaus.
Südlich von Palmarin führt eine kleine asphaltierte Straße, anders als auf der Karte und im Reiseführer dargestellt, über die Halbinsel entlang des Sine-Saloum-Deltas. Unweit des Meeres erscheint ein idealer Stellplatz: der Akazienstrauch bietet Richtung Süden Schatten, die Solarzellen bleiben im Sonnenlicht. Die Meeresbrise müht sich, das dichte Grau der Luft zu vertreiben. Vereinzelt Sterne am Himmel. Aber das Kreuz des Südens entzieht sich weiterhin dem Blick. Nicht so der Wohlstands-Müll. Wie so oft verschandelt er auch hier im Naturpark Strand, Landschaft und Siedlungen. Da ist sie wieder. Die Ambivalenz. Armes, reiches Afrika. Gesellschaften, die sich der Dominanz der Ökonomie verschrieben haben, laden Brauchbares wie Unbrauchbares ab. Erschließen wertvolle Ressourcen oft ohne gerechte Gewinnteilhabe, die resultierende Problematik bleibt den Afrikanern überlassen. Entwicklung und Fortschritt sind, fußend auf der Gier nach Neuem, natürliches Bestreben. Doch Müßiggang ist – nicht – aller Laster Anfang. Sondern bedeutet auch Muße haben, sich besinnen, zufrieden sein. Dolce far niente, wie die Italiener sagen. Deshalb zeigen wir meist die schönen Bilder und den Reichtum Afrikas, selten Armut und Schattenseiten.
12.06. – 16.06.2020 Popenguine. Einzige von Klippen umschlossene Bucht im Senegal. Fischerort. Aufgrund einer Marienerscheinung entwickelte er sich zur bedeutenden Wallfahrtsstätte. Alljährlich zu Pfingsten treffen sich hier die Christen Westafrikas. Die Muslime feiern mit. Ähnlich wie beim Koritéfest am Ende des Ramadan Muslime und Christen beisammen sind. Gelebte Toleranz. Kirche neben Moschee. Leider nicht von uns erlebte Feierlichkeiten. Wegen Corona waren die Zusammenkünfte verboten.
Christine und Pierre machen zum Wochenende Quartier in einem B&B und wir erleben ungezwungene, kurzweilige Stunden miteinander. Nebenbei lernen wir französisch. Peut à peut. Notfalls weichen wir auf englisch aus. Wenn alle Stricke reißen, hilft der Internetübersetzer.
Bargeldbeschaffung ist ein mühsames Unterfangen, Kartenzahlung unüblich, trotzdem gönnen wir uns zum Hochzeitstag ein Essen im L´Écho Cotier. Es gilt als bestes (Fisch-)Restaurant Senegals. Wunderbares Essen, korrespondierende Getränke, Füße im Sand des Atlantikstrandes, sanfte Meeresbrise. Auch Minouk ist begeistert, würdigt ihn doch die Dame des Hauses mit ihrem Besuch und hält voller Wonne die Wange für Hundeküsse bereit – Ridgebackbesitzerin. Am Nachbartisch weckt Minouk die Aufmerksamkeit eines Jungen, der uns frei jedweder Kontaktscheu anspricht. Babbelt unter den Augen des stolzen Vaters ungezwungen drauflos. Identifiziert uns als Deutsche, lässt uns wissen, er sei Schweizer, sieben Jahre alt, mit Eltern und Geschwister in Dakar lebend, sein Vater spräche deutsch und er italienisch, französisch und englisch. Wir tauschen Visitenkarten, der Vater ist beim DRK, ein Kontakt den man mal brauchen könnte.
Père Bruno, Vorstand des Marienheiligtums, besucht uns, fragt nach dem Befinden, lädt ein auf einen Kaffee. Wir berichten. Über uns, das Reisen, die Welt; er von seiner Ausbildung in Frankreich, den kleinen Projekten, der Bildungshilfe vor Ort. Der Staat stellt das große Wallfahrtsareal zur Verfügung. Aktuell fasst es ca. 2-3T Menschen, zu wenig für die Pilgerströme. Entsprechend wird gebaut werden. Wenn Corona gegangen und Geld gekommen ist.
Zwischendurch aufgeschnappt: https://www.tagesschau.de/ausland/roboter-ruanda-101.html
Auch der Chef der Gendarmerie entdeckt uns, fragt nach Befinden und Notwendigkeiten. Kommt immer mal wieder auf Patrouille, sprich, einen Schwatz, vorbei. Das Problem mit seinem Auto behebt er selbst. Er war tanken!
Langsam aber sicher kommt die Regenzeit. Zwei Nächte gab´s Sturm und kurze Regenfälle. Das Mückenaufkommen steigt. Malaria wird Thema. Herausfordernd ist die abendliche Mückenschutzlogistik. Körperbedeckende Kleidung ist so ziemlich das Letzte wonach mir/M der Sinn steht, wenn der leichte Abendwind weht und den Schweiß des Tages auf dem Körper endlich trocknet. Fast immer siegt Vernunft. Mückennetze vor den offenen Fenstern schließen die Plagegeister aus und eine leichte Brise weht durch´s Auto. Wird es nachts stürmisch, heißt es Fenster schließen. Die Netze halten dem Stauchen durch die Windkraft nicht lange Stand. Rasant steigen dann die Temperaturen über 30°C und Luftfeuchtigkeit zwischen 75 und 90% beeinträchtigen erholsamen Schlaf. Augen zu und hindurch durch die Tropen ist ja leider nicht möglich. Nun, so ist es beim Reisen. Sonnen- und Schattenseiten. Erstere kann man genießen, letztere gilt es zu meistern. Wir arbeiten dran!
07.06. – 11.06.2020 Für Mittwoch ist Aufbruch vom Lac Rose geplant. Zuvor bauen JüJö noch die Dieselpumpe ein. Die Mischung aus Feinstaub, feuchter, salzhaltiger Atlantikluft und 13 Wochen Zeit backt den Motor fest. Ramba, zamba, Caramba – Teepause, Motor dreht. Rund läuft er erst nach erneuter intensiver Behandlung. Ergo: Aufbruch einen Tag verschieben. Nach 93 Tagen am See kommt es darauf auch nicht an. Aliou bringt uns noch zum Großeinkauf nach Dakar. Zwei Stunden und der Besuch von fünf Banken bringen zwar kein Bargeld, aber immerhin ist Jürgen wieder im Besitz seiner Kreditkarte. Nun ja, ganz blank sind wir noch nicht. Der Veterinär hat das Wurmmittel, der Rauchwarenshop Zigarillos (doppelt so teuer wie in D), der Optiker Linsenreiniger (6-facher Preis), der französische Supermarkt (fast) alles was auf der Einkaufsliste steht. Und akzeptiert Kreditkarte.
Am 10.06. abends ist Ive fahrfertig. Ein letzter Blick ins www. Anmaasend, diskriminierend, entmündigend, die Verlautbarungen des Auswärtigen Amtes zur Verlängerung der ´Weltweiten Reisewarnungen´ für mehr als 160 Länder außerhalb des (erweiterten) Schengenraumes. EU-Politik? Mitnichten. Jeder macht, abhängig von wirtschaftspolitischen Interessen, sein eigenes Ding! Damit ist für uns klar, dass wir nach der Westafrika-Tour auf Nordkurs drehen. Nehmen den Umweg in Kauf, um Südafrika, den eigentlichen Wendepunkt der Reise, zu erreichen. Keinesfalls möchten wir die große Sommer-Feier 2021 verpassen, wenn es 2020 mit der im kleineren Rahmen schon nicht klappt.
Doch nun, Abschied nehmen. Ein weinendes und ein lachendes Auge. Von Jörg, Anja, Amadou, Moussa, der Crew vom Bonaba-Café sowie vom Gîtes du Lac. Auf einen Kaffee Touba zu Birgit und Marcel. Unterwegs zur RN10 begegnen uns Vincent und Stephanie…. >GoSouth. Fast wären wir festgerostet.
Langsam gehen wir es an. 70 Km. In Popenguine zwischen Gipfelkreuz und Wasserturm findet sich ein netter Platz. Kühl weht die Brise und sanft das Rauschen vom Meer herauf. Der optische Genuss fehlt. Die nahende Regenzeit taucht alles in diesiges, milchiges Grau. Wie November, nur mit 30º C. Gegen Abend kommt Jean-Marie. Erzählt, wir stünden auf Kirchengelände und er sei der Supervisor. Wenn wir irgend etwas brauchten, oder Fragen haben…. Samstag möchten uns Christine und Pierre besuchen. Strandspaziergang, Cocktail am Meer oder so… Wunderbar, wie sich manchmal auch Dinge fügen.
30.05. – 06.06.2020 Im Geiste tauchten Pastis, Menü … auf. Die Realität zeigt Jürgen mit Malariasymptomen oder einer anderen von tausend möglichen Erkrankungen. Ruhe bewahren. Abwarten. Beobachten. Zufällig besuchen uns Marcel und Birgit. Ich berichte von Jürgen. Dr. Marcel die 1.: „Kleine Malaria“, marschiert stracks zum Patientenbesuch ins WoMo. Kommt zurück, Dr. Marcel die 2.: „Keine Malaria“. Nescafé mit Limettensaft und Zucker trinken. Das hilft. Garantiert. Ersteres wie zweites habe ich nicht. Filterkaffee wird nicht akzeptiert. Also, wenn´s zur Rettung von Jürgens Leben, oder zumindest seiner Gesundheit, dient kaufe ich sogar Nescafé. Ergo alle drei ins Auto, auf nach Niaga. Vom Auto aus besorgt Marcel an den Ständen Limetten, Nescafé und Maden. Nich´ die Dinger, die sich zu Insekten entwickeln. Vitamin-C reiche Früchte aus Südsenegal. Viel Kerne, wenig Frucht drumrum. ´Wie Kaugummi´, sagt Marcel, `musst du den ganzen Abend lutschen`. Die afrikanische Version von Nimm Zwei. Zurück am Auto mixe ich ein Gebräu aus wenig Wasser, zwei Streifen Nescafé, etwas Zucker, Saft einer Limette – ach ja, die vom Markt waren nicht gut genug, also fix im eigenen Garten Limetten pflücken. Tapfer schluckt Jürgen unter den wachsamen Augen von Dr. Marcel das Teufelszeug. Danach schwitzt er wie S…. Das Fieber sinkt, tat es aber vorher auch schon. Sonntagnachmittag sitzen wir im Bonaba-Café. Ein liebevoll gedeckter Tisch, Pastis, Menu à 3 plats…vive la culture de la bonne cuisine. Ja, es ist, wie es ist. Sand schaufelnd Wüsten queren, Ive durch Großstadthektik oder Souks fahren, auf quirligen Märkten Unbekanntes für den heimischen Herd erstehen. Allem wohnt ein ganz besonderer Reiz inne, den ich liebe und genieße. In kulinarischer Hinsicht gebe ich mich jedoch auch immer mal wieder als Luxusreisende. Auch das habe ich mit Jürgen gemeinsam.
Zeit uns mal wieder in Sachen Reisen in Coronazeiten zu informieren . Deutsche und senegalesische Zeitungen lesen. Der Sommerurlaub scheint gerettet. Man darf wieder ohne Quarantäne nach Italien. Und Herr Söder kümmert sich um die Distanzregelung am Ballermann (lt. Merkur.de)! Scheint´s als wäre das Tod bringende Virus (Tote in I 33.689, Stand 04.06.) im Griff. Oder? Einreisende aus nicht Schengen-Staaten werdenweiterhin mit zweiwöchigem Quarantänezwang belegt. 45 Tote im SN, Stand 04.06, natürlich dieselbe Datenquelle. Was ändert sich für uns? Die Ausgangssperre beginnt erst um 23:00 Uhr. Der Flughafen bleibt für Regel-Tourismus derzeit bis Ende Juni zu. Ausreisen über Land sind ebenso bis Ende Juni verboten, reisen innerhalb des Landeswieder möglich! Unsere Zeit am Lac Rose neigt sich dem Ende zu. Denn auch die Einspritzpumpe von Jörgs Diesel ist in Dakar! Zahlreiche umfassende Recherchen über DHL lieferten keine Ergebnisse. Pierre half. Ihn und seine Frau Christine trafen wir zufällig an meinem Geburtstag am Lac. Als das Bonaba-Café wieder öffnetekommen sie Essen und danach zu einem langen Plausch zu uns. Ein sympatisches, auch beruflich weitgereistes Paar aus Nizza. Pierre führt die nächsten Tage einige Telefonate und berichtet, dass die Pumpe in Dakar bei der Post sei. Schon länger. Ausgeliefert wird nicht. Der Empfänger muss sie abholen. Das sagt einem aber keiner!
Marcel und Birgit laden uns zum Essen ein. Marcel macht Schnitzel und Bratkartoffel, unter anderem! Er stammt aus katholischer Familie, mit rund 10 % auch im Senegal eine Minderheit. Die Zwei reisen zwischen D und SN hin und her, bauen sich seit einigen Jahren hier ein Haus. Begannen mit dem Garten, dann kam die Mauer rund ums Grundstück. Nun werden peut à peut zwei Häuser gebaut. Gästebeherbergung, ein kleines Café und eine Art Garküchenbetrieb sind geplant. Wieder erfahren wir einiges über das Leben hier sowie über das eines Schwarzen in Deutschland. Sehr gut können wir Marcels Verärgerung verstehen ob des Rassismus gegen Schwarze in der Welt der Weißen, Araber und Berber. Vor-Urteile. Schwarzafrika ist schon lange weit mehr als Buschhütten, spärlich bekleidete Menschen und Trommeln. Es gibt nicht nur Müll, Krankheit, Unfähigkeit und Müßiggang. Arroganz. Noch immer. Lange nach dem Ende des Kolonialismus. Marcel malt schwarz weiß, das weiß er. In Deutschland macht er auch gute Erfahrungen. Aber manchmal wird man eben wütend – aus Enttäuschung. Ja, das Leben in Afrika ist anders. Oft anstrengend und hart der Alltag, aus mancherlei Gründen. Einer ist die fortwährende Ausbeutung. Tausende Kinder sterben jährlich an Durchfall. Gott sei Dank bin ich kein Kind und habe Optionen, meinen übel entgleisten Metabolismus schnell wieder in Normalfunktion zu versetzen. Vieles ist gut hier, sehr gut. Toleranz, Gastfreundschaft, Aufmerksamkeit, Verlässlichkeit, Ruhe. Wir könnten voneinander lernen. Ich/M bin mir der Generalisierung bewusst. Nur einen verschwindend kleinen Teil Afrikas habe ich gesehen, davon war auch noch der größte arabisch-berberisch. Von anderen Erfahrungen werde ich ebenso berichten. Sorry, viel Text, wenig Bilder. Als Entschädigung gibt es Ruanda-feeling mit freundlicher Genehmigung der 14jährigen Amanda, Musik, Text (wohl Swahili) und Gesang, unterstützt von ihrer Schwester. Amanda ist Patenkind des 1Welt-Kreis Ruhla. (Dauer 4 Minuten, 4 MB, klicken, dann geht’s los)
22.05. – 29.05.2020 Am Ende des Monats Ramadan bedanken wir uns mit kleinen Präsenten für Gast-Freundschaft, Aufmerksamkeit und Akzeptanz bei Amadou und Moussa. Mit dem dreitägigen Fest des Fastenbrechens, im Senegal Korité genannt, beginnt der 10. Monat des moslemischen Mondkalenders. Traditionell leitet die Versammlung auf dem Festplatz im Freien mit dem Gebet die Feiertage ein. Dieses Beisammensein ist wegen Corona nicht erlaubt. Hart für die Menschen, die traditionsgemäß vertrauen auf Zusammenleben, gemeinsames Feiern und Essen. Trost finden sie in der Hoffnung auf baldige Lockerungen sowie im Stolz auf den erfolgreichen Umgang mit der Krise. Demgegenüber stehen Sorgen vor zunehmender Entwicklung hin zu Autokratie und Diktatur, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass 2020 ein sog. Superwahljahr auf dem Kontinent ist. Demokratie, oftmals hart, blutig und zäh erkämpft, ist ein nicht omnipräsentes und noch fragiles Konstrukt https://afrika.info/corona/.
Am letzten Festtag bringt Amadou nicht nur wie gewohnt Brot zum Frühstück, sondern auch frisches Fettgebäck aus heimischer Küche. Moussas Frau bereitet für uns zu Mittag das Nationalgericht Senegals, Thieboudienne. Das ist Wolof, bedeutet Fisch mit Reis. Was so profan klingt ist ein äußerst schmackhaftes Gericht mit Fisch, Gemüse, Reis und verschiedenen Gewürzen. Es handelt sich offensichtlich nicht um einen klassischen Eintopf und so lasse ich/M mir von Moussa das Rezept erklären. Richtig, alle Zutaten werden in bestimmter Reihenfolge in der Bol gebraten, gedämpft, geschmort, immer wieder entnommen und erst zum Schluss kommt es zur großen Vereinigung aller Zutaten und dem letzten Durchziehen – sehr zeitaufwendig, ausgesprochenlecker, ein typisches Feiertagsgericht! Wie bedanken sich unsere Körper ob dieserLabsal? Befördern uns für die nächsten Stunden ins Biorhythmus-Koma.
Tag 90 im Senegal, normalerweise Ende des visumfreien Aufenthaltes. Was werdenfür uns künftig Normalität, Ausnahmezustand bzw. neue Normalität an Wirklichkeit besitzen? Abwarten. Wie auch auf die Einspritzpumpe von Jörgs Diesel. Fastenzeit ist vorbei, Rastenzeit nicht!
Lichtblick für´s Wochenende: Das Bonaba-Café darf wieder öffnen. Erfreulicherweise steht Stephanies Telefon nicht still. Viele scheinen sich nach altgewohnter Normalität zu sehnen. Ich/M reserviere auch für uns einen Tisch. Im Geiste tauchen schon Pastis, Menü, Kaffee, Cognac und Zigarillo auf. Doch bis dahin müssen wir noch schwere Entscheidungen treffen. Besorgen wir zu Fuß in Niaga Obst und Gemüse? Wandern wir rechts oder links um den Lac Rose? Oder zum Strand? Dort Richtung Norden oder mal wieder nach Süden? Leute, das ist Stress! Bislang sind fast 1000 Km zusammengekommen. Zu Fuß. Oft im Sand.
17.05. – 21.05.2020 Seit geraumer Zeit erwacht der Landcruiser der Isambourgs nur unwillig zum Leben. Die Batterie, sagt man. Neue kaufen, einbauen lassen, Unwilligkeit bleibt. Nächste These, der Anlasser. In die Werkstatt, Unwilligkeit bleibt. Ich meine zu Stephanie: Soll Jürgen mal schauen? Ja, meint sie, sehr gerne, nur Vincent sei das unangenehm. Zum Einen würde Jürgen schon so oft gefragt und zum Anderen … ja, warum eigentlich nicht? Sie fährt den Cruiser kurzerhand auf unser Grundstück und bittet Jürgen um einen fachmännischen Blick.
Ich/J, Besitzer des fachmännischen Blickes, brauche nicht lange, um den Grund der Unwilligkeit zu finden. Zwar sieht der Landcruiser wie ein großer PKW aus, aber an sich ist er ein kleiner LKW. Dafür hat er den passenden Dieselmotor mit 6 Zylindern und über 4 L Hubraum. Den in Schwung zu bringen müht sich der 12 V Anlasser redlich ab, was ihm nicht immer gelingt. In Europa wird der Wagen demzufolge mit 2 Batterien vertrieben, bei der in Afrika verkauften Version verzichtet man darauf. Amadou besorgt eine zweite Batterie nebst Batteriehalterung und Leitungen. Während wir gemeinsam werkeln versuche ich/J den Weg der Mitte zwischen völlig überzogenemdeutschen Sicherheitsanspruch und dem afrikanischen Tanz auf dem Seil ohne jedwede Schutzvorrichtung zu finden. Amadou lernt schnell. Ich flexe eine Schraube ab. Er fragt: Und die Brille? Erwischt! Schlussendlich ist die Unwilligkeit des Toyota Vergangenheit, der Anlasser schaltet in den Turbo, der Diesel erwacht problemlos zum Leben. Todmüde wandert Amadou nach Hause, seit 04:00 Uhr ist er auf den Beinen, noch ist Ramadan. Wir wandern zur Terrasse des Bonaba-Cafés, eingeladen, mit den Isambourgs und ihren Freunden ein Glas zu trinken. Also eigentlich müsste ich schreiben: fahren, denn ich lasse es mir nicht nehmen, die 50 m mit dem schnurrenden Cruiser zurückzulegen. Ein unterhaltsamer Nachmittag, an dem wir in den Genuss von Vincents Kochkünsten und Stephanie´s Tarte au Chocolat kommen! Und der Cognac 1er Cru grande Champagne… Wenn doch Europa nur eine gemeinsame Sprache hätte. Einiges haben wir in den letzten Wochen gelernt. Aber wenn acht Franzosen, ok, ein Italiener, untereinander, miteinander, mit uns parlieren, raucht der Kopf! Ob wir die Schuld auf den Cognac schieben können?
Bekanntermaßen kontaktierte ich/M mehrmals die deutsche Botschaft in Dakar sowie das AA. Ohne verwertbare Informationen. Die senegalesischen Behörden melden sich gar nicht. Der Zufall kommt zu Hilfe. Ein Botschaftsmitarbeiter sieht den Hippo am Parkplatz des Bonaba-Café stehen, noch immer! Gibt es Probleme, erkundigt ersich? Anja und Jörg berichten von unserer Situation. Ich soll die Mail nochmal schicken, man wird sich kümmern. Tatsächlich kommt am nächsten Tag die elektronische Antwort. Die Police des Frontières (Grenzpolizei) lasse wissen,
dass mit Grenzöffnungwir diese ohne Probleme passieren könnten. In den Reisepässen wäre das Einreisedatum
im Stempel zu sehen und jeder könnte erkennen, dass wir wegen Coronashutdown das Land nicht verlassen konnten. Ok, hoffentlich wird man das an der Grenze so handhaben. Leider heißt das auch, dass wir bei Grenzöffnung den Senegal möglichst zügig verlassen müssen. Aber kein Stress, bis zum 02. Juni ist noch shutdown. Doch es wird lebendiger um uns herum. Man munkelt von Öffnungen. Ende nächster Woche. Restaurants, Moscheen, Kirchen. Mit Auflagen. Wie die aussehen? Wie überall in der Welt, wie es sich für eine gute Pandemie gehört…. Sonntagendet Woche 11 am Lac Rose.
13.05. – 16.05.2020 Ich/M lese. Bereits länger nicht mehr über das Westafrika vor der Haustür. Begleite den Franzosen Caillié Anfang des 19. Jhdts. auf seiner abenteuerlichen, von Mühen geplagten Reise nach Timbuktu. Fliehe zu Beginn des 21. Jhdts. mit dem 12jährigen Afghanen Gulwali Passarlay nach Nordeuropa, für ihn gibt es Am Himmel kein Licht. Tauche mit Navid Kermani ab in den Ausnahmezustand – Reise(n) in eine beunruhigte Welt im zentralen und vorderen Asien des 21. Jhdts. Ich lerne. Nichts ist ganz Wahrheit, nichts völlig falsch. Nicht mal die Dogmen der Naturwissenschaften. Ich verliere mich. Im Dschungel von Darstellungen, Meinungen und Gefühlen, ob der zahllosen Facetten. Halte mich fest. An den Strukturen, die wir dem Alltag geben. Kleine heile Welt, umtost von Konflikten, wie im Auge des Orkans. Ich freue mich. Über die Anwohner, freundlich, grüßend, verlässlich, interessiert – nicht nur an Jürgens Reparaturkünsten und unserer Brieftasche. Ich fotografiere. Paradiesische Gärten. Dünenlandschaft, auf Wunsch von Alex T. Wir hoffen. Bislang vergeblich auf Informationen von der deutschen Botschaft in Dakar; auf die Ankunft der Einspritzpumpe vom Hippo. Wir vertrauen. Auf die Zukunft!
07.05. – 12.05.2020 Alles nervt. Von der Fliege an der Wand bis hin zur gefühlten Perspektivlosigkeit. Christiane bekommt bei ihrem Anruf meinen ganzen Frust ab! Dank dir/euch fürs Zuhören!
Auch Stephanie und Vincent sind mal wieder ganz Ohr. Aufenthalts- und Heimreiseproblematik, zur Neige gehende Medikamente für Mensch und Tier… sie stehen immer wieder mit Rat und Tat zur Seite, obgleich ihre Situation von vergleichsweise ernsterer Natur ist.
Unsere Anfragen an die Deutsche Botschaft in Dakar um Benennung der zuständigen Stelle zwecks Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung (Ende der 90 Tage am 25.05., offizielle Büros sind wegen Corona geschlossen), werden nach einer Woche dahingehend beantwortet, dass man auch keine Informationen habe. Man werde sich kümmern und uns informieren. Wir kontaktieren parallel das Ministère de L´Intérieur bzw. die Direction de la Surveillance du Territoire (DST). Mal sehen, welche Dienstleistung die Senegalesen bieten.
Unsere Dauermedikamente sind nach einigen Recherchen in der Apotheke in Niaga erhältlich. Bezahlen müssen wir aus eigener Tasche. Weder die TK noch der ADAC fühlen sich zuständig. Nun denn, die Deutschen zahlen. Alles. Immer. Darüber macht sich die Welt lustig, so hören wir immer wieder. Der ADAC bietet zumindest eine Lösung zur Verlängerung der Auslands-KV-Langzeit an. Zwei Baustellen weniger.
Der ortsansässige Schneider näht einen neuen Bezug für Minouks Ruhekissen. Nicht preiswert, aber ausgesprochen gute Arbeit. Ich/M denke, einer Frau im Dorf mit dem Waschen eines Teils unserer Wäsche zu einem kleinen Einkommen zu verhelfen. Amadou bittet seine Frau um diesen Dienst, für 1,50 EUR. Wir seien ja schließlich Freunde, wie Familie. Vieles können wir von Afrika und seinen Menschen lernen – dank Corona! Ein Kontinent, auf dem Infektions- und Todesraten drei Monate „nach Virus-Einreise“ weit unterhalb Bill Gates Schätzungen von bis zu 10 Millionen Toten liegen (66319/2344 seit Beginn der Zählung im Februar https://afrika.info/corona/). Also ihr daheim: Macht euch keine Sorgen, alles ist gut bislang. Zudem sind wir systemrelevant! Stephanies Rosenschere funktioniert wieder. Amadou bringt den nächsten Patienten. Die Honda vom Bruder. Doch diesmal kann Jürgen nur bedingt helfen. Eine Autoauspuffendtüte am Motorrad, kein vernünftiger Übergang zum Krümmer. Da hilft selbst magic touch nur wenig.
Wir werfen mal wieder die Solardusche an. Stehen, gekleidet wie Adam und Eva, also nackt, unter dem Duschbaum am See, als deutsche Sprachfetzen zu uns herüber schallen. Zwei Menschen nähern sich, schwarz und weiß! Minouk bellt heftig: „Leute, geschlossene Veranstaltung! Meine Herrschaft duscht.“ Aus einem tief schwarzen Gesicht, umrahmt von Dreadlocks, erklingen die Worte: „Ne Öcher Ridgeback“! So lernen wir Birgit und Marcel kennen, deutsch-senegalesisches Ehepaar aus unserer Heimatstadt Herzogenrath. Ive kennen sie bereits aus der Mühlenstraße.
10. Woche am Lac Rose. Salat. Mit Bananen, ordentlich Knoblauch, Curry, ein wenig Kurkuma. Es entsteht ein Chutney ähnliches Gemisch. Wunderbar zu gegrilltem Geflügel, Fisch oder Feta.
28.04. – 06.05.2020 Lac Rose. Noch immer. Der zweite Kühlschrank ist repariert. Diesmal einer von Moussa. Als Gegenleistung gibt es den Käse günstiger. Strandspaziergang. Wir testen eine neue Sportart. SUV-schieben. Macht keinen Spaß. Nehmen wir nicht in die Sportroutine auf.
´Zerstreut euch, droste es was es wolle´, obgleich dieses Motto aktuell gesellschaftliches Beisammensein reguliert, stoßen wir zu sechst auf meinen Geburtstag an. Herrlicher Sonnenschein, unter schattigen Bäumen am See ein kleines Sektfrühstück, Deutsche und Franzosen im Senegal, fern der Heimat zu Hause. Allen, die ihr euch auf so vielfältige Art und Weise gemeldet habt, ein herzliches Danke!Foie gras de canard, mi cuit, merci beaucoup Vincent!
Wir wandern mal wieder um den See. Merklich ist der Wasserstand die letzten Wochen gesunken. Auch der floating pool bietet kaum noch eine Hand breit Wasser unterm Po. Aber rasten bringt Fett auf die Hüften und so schwebe zumindest ich/M noch oben. Salzkrusten zieren zunehmend weite Flächen. Tausend kleinen Spiegelscherben gleich glitzern Kristalle in braun und rosa, meist jedoch instrahlendem Weiß im Sonnenlicht. Trampelpfade entstehen. Fahrspuren zeugen ab und an davon, dass das Befahren nicht immer von Erfolg gekrönt war. Tiefschwarze Schlammlöcher lassen auf Versinken bis zur Achse schließen. Wie blöd kann man nur sein, denke ich. Genieße es, auf dem weichen Boden besser als jede Tartanbahn, unterwegs zu sein. Bis… mein rechtes Bein plötzlich tief und tiefer sinkt. Fast bis zum Knie stecke ich im Schlamm. Versuche das Bein herauszuziehen. Die Gewichtsverlagerung macht sofort deutlich, dass dadurch auch mein linkes Bein absinkt – keine gute Idee. Ergo: Status quo erhalten, nachdenken. Jürgen versucht, sich zu mir vorzuarbeiten. Bringt gar nichts. Er ist schwerer, versinkt noch eher. Nun ja, ich stehe ja gut. Sinke kaum weiter ein wenn ich ruhig verharre. Die Hundeleine? Überbrückt die Distanz zwischen uns nicht. Holzbretter? Sandbleche? Flip-Flops! Wegen einer sich entwickelnden Blase am Fuß bin ich barfuß unterwegs, trage die Latschen in den Händen. Also Schuhwerk über selbige ziehen, vorsichtig in den Vierfüßlerstand gehen, rechtes Bein aus dem Schlamm ziehen. Es klappt ohne mit dem anderen Bein zu versinken. Ich krabbel Richtung Jürgen, der die Kamera zückt und wenig fotogene Fotos schießt.
Flugzeuge am Himmel! Vorerst nur für Fracht, wie z.B. das Ersatzteil für den Hippo?Kehrt ein Stück Alltag zurück?
Jürgen ist zum zweiten Mal Pate geworden. Ein Mädchen in Ruanda, Divine, wird nun die weiterführende Schule besuchen können. Für die Tagelöhnerfamilie ist diese Bildung ihrer Kinder nicht möglich. Nur die ersten sechs Schuljahre sind frei von Schulgeld, sieht man von den Kosten für Schulmaterial und – kleidung ab. Bereits dies können Eltern oft nicht aufbringen. Ruanda, ein kleines Land, etwa so groß wie Hessen, ca. 10 Mio. Einwohner, 1899 bis 1919 deutsche Kolonie zu Deutsch-Ostafrika gehörend. Immer grün, angenehmes Klima (meist zwischen 15° und 30°C) südlich des Äquators. Quellgebiet des Nils. Wird es uns vergönnt sein, die Heimat von Patrick und Divine zu besuchen?
19.04. – 27.04.2020 Senegal macht Sport. Joggen: selten allein, meist in mehr oder weniger großen Gruppen, scheinbar schwerelos durch den Sand. Dünensteigen: sandgefüllte Kanister, mittels Seil um die Körpermitte gebunden, Düne aufwärts hinter sich herziehend. Strandspiele: Zirkeltraining, Fußball, manchmal hoch zu Ross. Sandfahren: Quads, Motorräder und mehr oder weniger geeignete SUVs insbesondere am Wochenende zum sportlichen Spaß nutzend. This is a man’s world… Mädchen oder junge Frauen sehen wir in unserer dörflichen Umgebung selten bei sportlicher Betätigung, but it wouldn’t be nothing without a woman or a girl… schließlich gibt es ja im Haus genügend zu tun.
Der Reiseblog wird zum Wohnblog. Woche acht am Lac Rose beginnt. Noch 28 Tage visumfreier Aufenthalt. Danke, die ihr trotzdem neugierig seid, zu erfahren, wie es (sich) bei uns so steht. Gut. Wenn auch das Reiseverbot zunehmend auf unsere Gemüter drückt. Die Schönheiten Senegals in unmittelbarer Nachbarschaft zu wissen und auf das Erleben für unbestimmte Zeit verzichten zu müssen enttäuscht! Ansonsten ist unser Alltag seit dem Aufbruch ins Nomadenleben in 2016 von Entschleunigung, Geduld, Konsumeinschränkungen und dergleichen geprägt. Befriedigung elementarer Bedürfnisse; bei sich sein; Fremder unter Fremden, die manchmal zu Freunden werden, ist gelebte Normalität. Kontakte zu Familie und Freunden von unterwegs nur mittels technischer Medien möglich. Die wunderbare und immer mal gern genossene Kultur der Cafés und Restaurants am Straßenrand ist in den meisten der bereisten Länder unbekannt. All you can have vermissen wir ab und an, erfreuen uns dieser Annehmlichkeiten, wenn sie sich mal bieten. Schalten um auf Urlaubsmodus! Ergo: Wir (er)leben eine Alltagsroutine, derdas Reisen fehlt!
Nachdem Jürgen die Motortragspritze repariert hat, fällt Vincent der defekte Kühlschrank ein. Anschauen, diagnostizieren, reparieren. Amadou merkt an, der Motor seines Quads liefe unrund. Könnte „mann“ da auch mal nach schauen? Klar! Zum Dank putzt er die Betas. Auch meine, was ich ihm besonders danke, denn ich habe gar nichts zur Reparatur beigetragen. ´Das ist doch selbstverständlich in der Familie´ entgegnet er. Eine Erfahrung, die wir ohne Reisebeschränkung nicht gemacht hätten.
So haben wir alle unsere Jobs: Jürgen repariert Technik, Jörg macht in Holz, insbesondere Türen und Verschläge sind seine Spezialität, Anja malt, verziert mit Myriam Bintas Restaurant, ich/M produziere Pesto und warte an der Piste auf Cordula…. 😉wenn ich nicht Moussas Käseherstellung beobachte, dokumentiere und konsumiere. Vom Ziegen melken zum Käse, ein Arbeitstag mit vielen Pausen.
23.04.2020, laut astronomischer Berechnung fängt für Muslime in D der Monat Ramadan an. Dieser Fastenmonat endet nach vier Wochen. Die islamische Zeitrechnung richtet sich nach dem Mond, nicht nach der Sonne. Wird nach dem Neumond die Sichel des neuen Mondes sichtbar beginnt ein neuer Monat, so auch der Ramadan. Geographische Lagen bedingen Abweichungen von bis zu zwei Tagen, so ist der Beginn des Fastenmonats in Senegal später. Unsere Routinen beeinflusst er nicht. Toleranz gegenüber Andersgläubigen ist verbreitete Tugend.
Beim ersten Besuch der Isambourgs fanden wir Gefallen an Vincents Bildern. Die Seele Afrikas, ihre Gegensätzlichkeiten und Widersprüche werden in seinen Portraits lebendig, Gesichter sprechen Bände. Kaufen? Eher nein. Die heimische Rentnerinsel hat kaum noch freie Wandfläche. Mit und mit gelangen wir zur Einsicht, dass Herausforderungen da sind, gemeistert zu werden. Nun sind wir stolze Besitzer echter Vincents https://www.youtube.com/watch?v=UJyNFINk-oU. Bei Bier und Rotwein parlieren wir über das Leben, Senegal, unsere Reisen, gestrandet sein. Auch die Beiden kommen nicht nach Hause. Sie wohnen südlich von Dakar am Saloum. Andere Region, ergo Reiseverbot. Das Domizil mit großem Nutzgarten am Lac Rose ist ihr Refugium während der Arbeitszeit. Ein Garten Eden im Sand: Sapoti und Corrosol kennen wir jetzt nicht nur als Frucht vom Markt, sondern auch als Strauch. Mango, Papaya, Kokosnüsse, Zitrusfrüchte, Rettich, Zucchini, Tomaten, Zwiebel, Koriander … und – unscheinbar in gebückter Haltung am Boden: Salat!
14.04. – 18.04.2020 Ostermontag-Nachmittag. Ich/Jürgen sitze auf dem Nachmittagsfreisitz und lese ein spannendes Buch. Man muss wissen, wir haben hier drei Terrassen, eine für´s Frühstück unter einem Busch, eine für den Nachmittag unter einem Baum und eine für den Abend neben dem Auto. Leider haben wir nicht genügend Möbel, so tragen wir drei Mal am Tag Tisch und Stühle herum. Sei‘s drum, ich sitze also dort, vertieft in spannende Lektüre. Plötzlich blicke ich auf, warum weiss ich nicht, und sehe etwa drei Meter vor mir eine Schlange, sich in meine Richtung bewegend. Leuchtend Grün, dick wie ein dicker Daumen, knapp zwei Meter lang. Mir bleibt das Herz stehen, trotzdem springe ich auf, der Schlange geht es wohl ähnlich. Ob ihr Herz stehen bleibt entzieht sich zwar meiner Kenntnis, aber auch sie springt auf, ich schätze mal über einen Meter hoch und zum Glück in die entgegengesetzte Richtung. Anschließend entfernt sie sich, wie auch ich, schnellstens. Nachdem sich bei mir Puls und Atmung wieder normalisieren bin ich zum Auto in‘s Internet. Es war mit ziemlicher Sicherheit eine grüne Mamba. Soll es hier geben bestätigt Stefanie, Besitzerin des Terrains. Wir sollen auf Minouk aufpassen, mit dem Schlangenwesen sei nicht zu spaßen. Und wer passt auf uns auf?
Da machen wir doch lieber mal eine Tour in den Großstadtdschungel von Dakar. Auch Urlaubsmodus und Mangowürmer legen den Tripp nahe. Rund 40 EUR kostet die Taxifahrt. 90 Km und vier Stunden später haben wir für mehrere Monate Prophylaxe für Minouk, neues Datenguthaben und Ives Stauräume voller Vorräte, die es im Dorf leider nicht gibt.
Shit happens, also nix geschieht, so lasst euch mitnehmen in Alltagsepisoden. Wäsche waschen. Einmal die Woche gehe ich/M mit blauer Tonne und Schmutzwäsche zum nächstgelegenen Dorfbrunnen. Aus ca. fünf Metern Tiefe ziehe ich wassergefüllte Eimer in die Höhe, etwa zwölf pro Waschtag, flute Tonne und Wäsche. Walken, schrubben, reiben… als Detergenz dient Soda, Essig von Zeit zu Zeit als Weichspüler. Nun ja, jedenfalls Training für die Oberarmmuskeln. Ähnliche Therapie gönnt sich Jürgen. Eimer- bzw. kanisterweise holt er Wasser aus dem Brunnen, schleppt sie rund 200m zu unserem Heim, flutet Ives Tanks.
Wir stehen weiterhin kostenfrei auf dem Gelände der Isambourgs, auch wenn sich ihre Finanzsituation zuspitzt. Restaurant geschlossen, mindestens bis Juni, und der Staat hat die Idee, dass Arbeitgeber den Angestellten 70 % des letzten Gehaltes zahlen müssen. Das halten die beiden nur noch wenige Monate durch, da sie ein Großteil ihrer Leute bereits seit März über Wasser halten.
Jürgen bietet Vincent Hilfe an falls er etwas zu reparieren hätte. Na klar. Die defekte Motortragspritze. Die nutzt ein Verwandter Amadous, unseres Brotlieferanten, im Garten der Isambourgs. Gebracht, geschaut, in Gang gesetzt!
Vincent bringt mehr Salat als wir essen können – uns wachsen schon Hasenohren – und so verarbeite ich einen Teil zu Pesto. Varianten mit verschiedenen Ölen, Nüssen, frischem Koriander, Ingwersirup, Gewürzvariationen oder deren Mischungen, fast immer mit Knoblauch, ab und an begleiten Avocado oder Auberginen die Mixtur. Soll ich mal mit dunklem Schokomus experimentieren? Ich denk´ drüber nach. Das eine oder andere Glas erhält Vincent als Dank für seine Carepakete aus dem Garten. Und wie dankt er´s mir? Bringt noch mehr Salat! Ach übrigens, wir sind am Lac Rose. Seit sechs Wochen. Ich denke über die Gründung einer Ich-AG nach, hat doch meine BioPesto-Produktion halbindustrielle Maßstäbe erreicht. Dann setze ich mich mit der Ware an die Piste, harre der Dinge, die kommen, oder auch nicht! Heute Abend gibt es zum gegrillten Kotelett zur Abwechslung mal Okragemüse. Die schlechtesten Schoten, die ich je gegessen habe. Äh, gegessen? Ein Großteil wandert auf den Kompost. Holzig. Morgen gibt es wieder Salat!
09.04. – 13.04.2020 In der Region Dakar begegnet einem unweigerlich der Name Thierry Sabine (13.06.1949 –14.01.1986). Sabine war französischer Automobil- und Motorradrennfahrer, Ideengeber des Rennens in Le Touquet Paris Plage sowie Gründer der Rallye Paris – Dakar, die erstmals am 26.12.1978 startete. Sabine engagierte sich auch sozial in den Ländern, durch die die Rallye führte. In Dakar gründete er z. B. ein Krankenhaus. Bei einem Helikopterabsturz verunglückte er während eines Rennens in Mali tödlich. Ihm zu Ehren steht am Lac Rose eine Gedenktafel.
Unser Alltag ist ausgefüllt mit Routinen, wir versuchen ihm Struktur zu geben. Entschleunigung pur. Sozialkontakte sind möglich und vorhanden. Schnell kommt man sich nah, erzählt von Sorgen, Ängsten und Nöten. Eine Erfahrung, die wir unterwegs des Öfteren machten. Zuhause bei Isambourgs schauen wir Vincents Gemälde an. Die meisten sind leider in Dakar, sollten im Mai bei der Art Dakar ausgestellt werden. Fällt aus, wie so vieles! Beeindruckend auch die Ergebnisse seines Hilfsprojektes mit Straßenkindern aus der Hauptstadt. „Beim malen wurden die Kinder wieder zu Kindern“, so Vincent. Vorübergehend. Talent macht nicht satt. Die Not des Alltags holt sie ein, zurück in die harte Normalität.
Das Wetter ändert sich. Wird tropischer. Temperaturen und Feuchtigkeit steigen. Bislang gibt es hier noch keinen Regen. Klimatisch liegt der Senegal im Übergang von den Tropen zu den Subtropen. Den Norden prägt Wüstenklima. Südsenegal gehört zu den feucht-heißen Tropen. Jahreszeiten fehlen. Man unterscheidet lediglich Regen- und Trockenzeit. Regenzeit im Norden ist von Juli bis Oktober im Süden von April bis November. Wir sind irgendwo mittendrin. It´s time of my life, wir tanzen unter dem Sternenhimmel, die Füße im Sand!
05.04. – 08.04.2020 Aus reisen wurde rasten. 31 Tage am Lac Rose. Wir umrunden ihn. Rechts herum, links herum. Drin waren wir noch nicht. Das muss sich ändern! Auf geht’s. Zaghaft die Füße ins Wasser. Es ist warm. Jedoch malträtieren Salzkristalle die Fußsohlen, tausend Nadeln gleich. Wenige Schritte weiter. Die Füße sinken durch die harte Salzkruste in weichen Schlamm. Schier endlos tief erscheinend. Schwarz wie die Nacht. In den Vierfüßlerstand verfallen – wenig fotogen. Irgendwie auf den Rücken legen – völlig schwerelos… Wunderbar, genial! Alles Gewicht, erworben durch den Urlaubsmodus, in den wir hier verfallen sind, schwindet – vorübergehend. Totale Entspannung. Schweben. Wie Musik klingen die Wellen des Atlantik aus der Ferne herüber. Sonne im Gesicht. Gleißende Helligkeit, trotz geschlossener Augen. Jürgen mahnt: ´Du musst raus. Länger als zehn Minuten sollen wir nicht bleiben!´ ´Ich bin doch gerade erst ins Wasser gestiegen.´ ´Nein, es sind schon 15 Minuten!´ Um mich herum geriet die Welt in Vergessenheit. Nach dem Bad im See, mit fast 400g Salz pro Liter salzhaltiger als das Tote Meer, ist duschen Pflicht. Das erledigen wir draußen, unweit von Ive ist die Solardusche installiert. Entspannt und frisch geduscht genießen wir Tomatensuppe mit Koriander, Datteln und ´Papayapfeffer´. Salatpesto mit warmem Röstbrot. Rotwein. Wunderbar! Für kurze Zeit sind alle Unbill vergessen: Viren, Würmer, Reisebeschränkungen, die zunehmende Entwicklung des Reiseblog zur Polittribüne. In der Hoffnung, bald wieder durch Afrika reisen, sowie zu Besuch nach Hause zu dürfen, senden wir Ostergrüße in die Heimat und die Welt. Danke, dass ihr bei uns seid!
31.03. – 04.04.2020 Wenig können wir derzeit berichten aus dem Senegal. Seit vier Wochen verweilen wir am Lac Rose. Immobil. Aufgrund einer Mischung aus Reisebeschränkungen und defektem Hippo. Hin und wieder Beta fahren innerhalb der Region Dakar. Wandern, lesen, Gespräche mit Einheimischen, Aussiedlern, selten mit Touristen z.B. den Transalpnomaden https://transalpnomads.com sowie dem niederländischen Paar, per Fahrrad unterwegs von NL nach Kapstadt, hier gestrandet, auf den Rückflug nach Paris wartend – ohne Fahrräder. Französische Vokabeln lernen, wie couvre-feu. Nein! Nicht ´Feuer abdecken´, sondern ´Ausgangssperre´. Die gilt landesweit von 20:00 Uhr bis 06:00 Uhr. Um die Zeit wird es dämmrig, kühl, manchmal feucht. Zeit, sich ins Innere von Ive zurückzuziehen. Wir müssen nicht! Auf Privatgelände genießen wir Immunität. Die hilft bestimmt auch gegen? Was auch immer! Uns Zweien stehen knapp 10qm zur Verfügung. Minouk zählen wir jetzt mal nicht. Deutlich mehr Platz, als ihn viele Familien haben, die sich zu Zehnt und mehr einen kaum doppelt so großen Raum teilen müssen. In Dakar haben sich die Obdachlosen bis 20:00 Uhr in wenigen begrenzten Arealen einzufinden. Kuscheln in Zeiten von Corona. Kontrolle heißt die weltweit neue Zauberformel. Leidet darunter auch die Pressefreiheit? Fragt Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr https://www.reporter-ohne-grenzen.de/themen/pressefreiheit-in-der-corona-krise/ueberblick/ Den Rechtsstaat in Gefahr sehen u. a. ehemalige Politprominenz sowie Hans-Jürgen Papier, dereinst Präsident des Bundesverfassungsgerichts: https://www.onvista.de/news/virus-leutheusser-schnarrenberger-sieht-gefahren-fuer-rechtsstaat-34433955 Wer mag, googelt das Lied ´Freiheit´ von M.M. Westernhagen oder das Corona-Lied von Frei.Wild … Hoffen wir, dass Corona in naher Zukunft wieder einfach nur eine Biermarke ist.
Last but not least: Amadou bringt zur Feier des Tages, 04.04. ist Nationalfeiertag, Milchbrötchen als Geschenk, Vincent garniert die Salatpräsente mit frischem Koriander und Minouks Madenbefall ist rückläufig!
Und im Senegal ist Corona lebensbedrohlich, auch ohne Infektion:
https://www.nzz.ch/international/coronavirus-in-senegal-auch-ohne-infektion-lebensbedrohlich-ld.1548835/
26.03. – 30.03.2020 Salat. Zubereitet als Blattsalat, Spinat, Pesto! Rettich, Zwiebellauch. Gedünstet mit Erdnussöl, an Kohlrabi erinnernd. Dank an unsere spendablen Gastgeber Vincent und Stephanie! Frischer Ziegenkäse, Hartkäse von der Kuh. Gekauft bei Moussa nebenan. Natur, aromatisiert, leicht erwärmt… Genuss pur. Morgens frisches Baguette. Bringt Amadou für 50 Ct. incl. Service! Er kommt aus dem Ort, schaut auf dem Gelände nach dem Rechten. Pflanzen gießen, Palmen schneiden, Grünschnitt verbrennen, Brötchendienst… es geht uns gut. Jedoch beobachten wir wachsam die Stimmung im Dorf. Aus der Heimat gehen vereinzelt Infos zu Ausschreitungen Mensch gegen Mensch ein.
Absatz für Hundebesitzer: Minouk wird zur animal farm. Was ist geschehen? Die zu den Schmeißfliegen gehörende Mango- oder auch Tumbufliege legt ihre Eier, aus denen sich Maden entwickeln, in den Sand. Wälzt sich Tier oder Mensch im Sand, dringen sie in die Haut, ernähren sich vom Wirt, wachsen zu großen Drittlarven heran. Wie wird man sie wieder los? Nichts tun. Dann verlassen die Drittlarven nach 8– 12 Tagen den Wirt, hinterlassen aber recht große Löcher. Ausdrücken. Made für Made… Auf die furunkelartigen Pusteln geschmierte Vaseline oder Öl verstopft die Atemlöcher der Parasiten, sie schauen notgedrungen aus der Haut hervor, Chance sie auszudrücken. Leider funktioniert der Trick bei Minouk schlecht. Die meisten Maden kommen nicht unter Atemnot leidend an die Oberfläche, scheinen abgestorben. Die Hundehaut ist dick. Minouk hält meist still, ahnt, dass wir ihm Gutes tun. Bislang ernten wir 20 Maden. Der kleine Rudi von Anja und Jörg hatte mehr als 60 Plagegeister. Die umfassende Ektoparasitenprophylaxe, die Minouk erhält, hilft kaum gegen den Befall. „Wurmkuren“ sind nicht dienlich, da es sich nicht um Würmer, sondern um Fliegenlarven handelt. Ich beschäftige Christiane mit dem Problem – herzlichen Dank für deinen Beistand, meine Liebe. Sie ergänzt und bestätigt meine Recherchen sowie die Info von Vincent, selber Hundebesitzer: Das ist nicht so schlimm, nur die Dinger sollten möglichst lebend und komplett raus, die Löcher sich nicht entzünden. Na toll! Ich/M drücke, quetsche, schmiere nach mehr oder weniger erfolgreicher Entfernung Jod- bzw. Zinksalbe in die Wundlöcher, Infektionen machen uns Sorgen. Wir laufen mit Minouk ins Meer, was er nicht ganz freiwillig tut… Nein, ihr Lieben, es ist keine reine Tropenkrankheit, die Fliege kommt auch in Europa vor!
Zum Abschluss ein Lesetipp: https://multipolar-magazin.de/artikel/coronavirus-irrefuhrung-fallzahlen
22.03. – 25.03.2020 Nein, wir sind keine klassischen Supermarkteinkäufer. Aber französischer Käse und Charcuterie sind einfach ein Genuss. Beides gibt es bislang in Afrika eben nur bei den großen Supermarktketten. Offen für Neues verleiht Hibiskus-, Ingwer- oder Baobabsirup Obstsalaten aus Mango, Papaya, Sapoti und bekannten Früchten exotisches Aroma. Auch deren Marmeladen sowie die von Kokosnuss und Corossol (Stachelannone, oder Sauersack), Erdnusscrunchys, wunderbar! Kerne vollreifer Papayas (die unreifer Früchte sind gesundheitsschädlich, Nachahmer bitte zuvor informieren) geben unseren Speisen ein fruchtig-pfeffriges Aroma… Gerne schlendern wir überlokale Märkte, bedienen uns am dörflichen Angebot, manchmal direkt vom Feld. Überraschend viel Kohl, Rettich und Zwiebel werden angebaut, der längeren Haltbarkeit im Vergleich zu Tomaten, Paprika, Gurken geschuldet? Ich/M bin zwar kein Fan ersterer Gemüse, aber sie sind schmackhafter als heimische Varianten.
Verkettung unglücklicher Umstände führen dazu, dass Jörgs Magirus noch immer eine Immobilie ist. Es mag widersinnig klingen, aber ebendiese Sesshaftigkeit lässt den Rhythmus des Reisens wieder aufkommen. Nicht sammeln touristischer und landschaftlicher Hotspots, ausrichten von Reiserouten an Hand verschiedenster Termin- und Klimakalender, sondern das Sein im hier und jetzt bestimmt den Alltag. So soll es sein. Die Gedanken an den geplanten Heimflug im Juli legen wir weiter hinten im Hirn ab. Wiedervorlage in vier Wochen.
Verzeiht, dass Corona uns nicht loslässt. Ein paar Gedankenpuzzleteile. In Italien sterben im langfristigen Durchschnitt pro Tag 1500 – 1600 Menschen. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 83,4 Jahre (Stand 2018, Eurostat). Das derzeit aktuelle Durchschnittsalter der Verstorbenen in den Monaten Februar/ März 2020 beträgt 81 Jahre https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19-Pandemie_in_Italien).Vergleichbare Zahlen aus diesen Monaten der Vorjahre wären interessant! Jeder Tote, der Corona infiziert war, aber an Vorerkrankungen litt, die zum Tod führten, tritt in der Corona-Statistik auf; ebenso Corona-Infizierte, die durch Krankenhauskeime starben. Marodes Gesundheitssystem, hohe Industrialisierung und Luftverschmutzung im Norden, regelmäßige Betreuung symptomfreier Kinder durch die „Risikogruppe“ Großeltern…
Wir ziehen um. Vincent Isambourg und seine Frau bieten uns ihr wunderschönes Gelände am See als Stellplatz an https://www.espritdafrique-senegal.com/bonaba-cafe. So parken wir Ive neben dem zunächst für vier Wochen geschlossenen Restaurant. Lohnfortzahlung? Unüblich! Rund elf Familien hängen am Betrieb. Unser neuer Nachbar macht Käse aus Ziegenmilch. Er verkauft. Welches Glück, hier gestrandet zu sein und nicht im Europa-Chaos. EU, zerrieben zwischen Ost und West, Abschottung und Grenzziehung statt Einigkeit in grenzüberschreitender Krise. Politversagen auf breiter Front. Wie es weitergeht? Wir werden sehen! Seit Dienstag früh patrouillieren Gendarmerie und Militär. Kontrollieren die Einhaltung der von der Regierung seit Mitternacht geltenden Einschränkungen und Verbote. In nicht einmal vier Wochen ist es nahezu weltweit gelungen, menschliche Grundrechte weitgehend außer Kraft zu setzten. Milliarden sind kaserniert, zum fragwürdigen Wohle weniger Tausend. In den Medien tauchen vereinzelt Berichte über Kollateralschäden auf: Der Virologe Alexander Kekulé mahnte …. „Wegen einer … Minderheit 95 Prozent der Bevölkerung einzusperren, da ist der Kollateralschaden viel zu hoch.” https://www.nordkurier.de/nachrichten/ticker/aerztepraesident-warnt-vor-ueberforderung-2038786803.html In die Alpenrepublik geschaut, wo sich der Staat sauber versucht aus der Verantwortung zu stehlen: https://computerwelt.at/news/kommentar/wirtschafts-crash-als-kollateralschaden-der-virusbekaempfung/
Nebenaspekte sind die ganz persönlichen Dramen, die sich still im häuslichen Umfeld abspielen.
Dem Wachstumsgötzen steht wirtschaftlicher Stillstand gegenüber, dem Miteinander soziale Deprivation! Finden Politik und Gesellschaft so zu einem Mittelweg?
Der Lac Rose wird rosa! Die entsprechende Brille habe ich wohl gerade verlegt!
17.03. – 21.03.2020 Senegal macht dicht! Schulen, Moscheen, Klöster, Campments…. bedingt auch die Grenzen zu den Nachbarn Mauretanien, Gambia und Guinea. Veranstaltungen zum Nationalfeiertag am 04. April sind abgesagt. Was kommt dann? Wie geht man mit den Touristen um? Rückholaktionismus des AA; für uns ist die Lage noch ruhig. Man kennt und grüßt uns. Die Polizei fragt nach unserem Befinden… bloß nicht husten oder niesen 😉 Weltweit werden in großem Stil lang erkämpfte Grundrechte massiv außer Kraft gesetzt! Mit unfassbarem Erfolg manipulieren Rattenfänger die Massen. Wurde der Hebel getestet und für gut befunden, die Welt aus den Angeln zu heben?
Das Paket mit den Ersatzteilen ist zwischenzeitlich in Senegal – das heißt nicht, am Bestimmungsort. Und so üben wir uns weiter in Geduld. Telefonieren, recherchieren auf unserer Quarantäneinsel.
Schokoladenpudding, cremig nussig, kalorienarm, auf Bäumen wachsend – die Vorstufe zum Paradies. Nein, wir halluzinieren nicht, können auch nicht mit einer neuen Corona-Symptomatik aufwarten. La Toubab– Lac Rose artiste Myriam, die Weiße vom Rosa See, entführt uns dorthin, in dem sie uns mit der Sapoti-Frucht https://de.wikipedia.org/wiki/Große_Sapote bekannt macht, die, als schwarze Sapote, den beschriebenen Geschmack aufweist. Auch die anderen Varianten sind schmackhaft, erinnern an eine Mischung aus Birne und Kiwi.
Salat! Vincent bringt gleich eine große Tüte voll. Ein Geschenk. Der Franzose aus Lille lebt seit 16 Jahren hier. Ist Chef der Bonaba-Tourismuseinrichtung https://www.espritdafrique-senegal.com/bonaba-cafe. Eigentlich ist er Künstler. Maler http://palette.senegal.over-blog.com Da er sein Restaurant schließen muss – Corona! – verschenkt er den für die Gäste angebauten Salat.
Unsere Vorräte an Wasser und teils auch an Lebensmitteln gehen zu Neige. Man weiss ja nie, was kommt, also verlassen wir vorübergehend den Stellplatz am See zum bunkern. Wasser gibt es bei Myriam nebenan am Dorfbrunnen, Lebensmittel im rund 15 Kilometer entfernten großen Supermarkt in Keur Massar. Vor dem Betreten heißt es, einen Security, ausgerüstet mit Desinfektionslösung, zu passieren. Dann geht die Schlacht los: Zwischen Scharen von Einkäufern, die aus den Regalen entnehmen was noch da ist, längere Haltbarkeit aufweist und brauchbar erscheint, versuchen Bedienstete leere Kisten wegzuräumen, Neues einzulagern. Mehl, Brot, Zitronen sind aus… Schweinekoteletts, Bleu d´Auvergne, Paté de Campagne, Croissants sind im Angebot… ergo wir auf der Gewinnerseite! Etwa jeder Dritte trägt Mundschutz. Nicht immer vor dem Mund. Locker um den Hals, auf der Stirn, am Handgelenk. Erinnert an das Tragen von Helmen italienischer Vespafahrer.
Der Afrikaner bedient sich fast ausnahmslos vom Markt und Tante Emma Laden. Supermärkte sind viel zu teuer. Entsprechend lässt sich das alltägliche Leben in Afrika kaum so lahmlegen wie in der EU. Gewohnt wuselig geht es auf den Straßen zu. Bei uns kommen leichte Erkältungssymptome auf. Haben zu viel über Corona gelesen.
13.03. – 16.03.2020 Freitag der 13., angetan, abergläubisch zu werden? Fassungslos beobachten wir, was in der Welt geschieht. Was ist richtig? Was falsch? Tatsachen und Fakten sollten Basis für Entscheidungen sein, nicht Angstmache, blinder Aktionismus und Polemik; Hebel, die Welt aus den Angeln zu heben! Die Welt im Krieg!? Erlaubt mir auf ein Spiegel-Interview mit Alfons Labisch hinzuweisen https://www.spiegel.de/gesundheit/coronavirus-medizinhistoriker-ueber-parallelen-der-corona-epidemie-zu-frueheren-seuchen-a-3bab7496-ff0b-4a4d-a8d5-43ed4beb7aa8 und zwei Zitate daraus anzuführen: Der berühmte Hygieniker Max von Pettenkofer hat als Reaktion auf die Cholera-Epidemie der 1850er-Jahre sinngemäß gesagt: Keine Epidemie kann so schlimm sein, dass man den bürgerlichen Verkehr unterbrechen darf. Das heißt, die Grundvoraussetzung eines gesellschaftlichen Lebens ist unter allen Umständen zu bewahren, die Gesundheitsmaßnahmen dürfen nicht die Kommunikation von Menschen, den Austausch von Gütern und Dienstleistungen unterbinden. ……. Über das alltägliche Elend redet niemand, über das Sensationelle jeder: Es ist die Angst vor dem Unbekannten. Wann hatten wir zuletzt so eine Situation? Vielleicht bei …. der Schweinegrippe H1N1. … Bei H1N1 hatten wir allein in Deutschland circa 230.000 Fälle und 250 nachgewiesene Todesfälle. Die Dunkelziffer dürfte erheblich höher gewesen sein. Wir haben damals in Deutschland ….in Sachen Containment wenig unternommen. Die H1N1-Epidemie kam aus den USA. Niemand hat die USA an den Pranger gestellt….
Interessant auch folgende Aussage zur Panikdemie: https://www.cash.ch/news/top-news/corona-krise-der-test-von-roche-ist-ein-gamechanger-im-kampf-gegen-das-corona-virus-1500080 Zudem wird es möglich werden, genauer zu erfahren, wie gefährlich diese Pandemie wirklich ist. Die Angaben, wie tödlich Sars-CoV-2 ist, variieren noch immer stark. Man weiss zwar, wie gross der Zähler ist, also die Zahl der Toten – zur Zeit sind es bereits mehr als 5’000; aber der Nenner, also die Zahl der Infizierten, liess sich bis nicht wirklich beziffern. Nun denn, Roche wird wohl auf der Gewinnerseite stehen!
Wie wäre es, mal wieder eine neue, wohl vergessene Sau durchs Dorf zu treiben? Mit Tihange und Doel hätten wir da Vorschläge!
Zurück zu unserem alltäglichen Leben. In Afrika. Nicht abseits des Geschehens, doch aus der Distanz betrachtend. Jörgs Paket mit den Ersatzteilen ist noch immer unterwegs. In Quarantäne?
Das Etappenziel Herzogenrath – Dakar krönen wir mit einer Zweiradtour um den Lac Rose, über dem u. a. die Legende des Belgiers Rahier schwebt: https://de.wikipedia.org/wiki/Gaston_Rahier. Mit verklärtem Blick redet man von den alten Zeiten. Rühmt sich, beim Eintreffen der Piloten dabei gewesen zu sein. Die ´Dakar´ ist überall Thema, nicht nur bei denen, die Ralley-T-Shirts verkaufen. Terrordrohungen, Angst und Politik bereiteten dem Event und Existenzen ein Ende.
Bei der Tour um den See lernen wir neben der Sonnenseite des Sees auch die der Armut, des Mülls und der wirtschaftlichen Nutzung unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen kennen. Bei unserer Rückkehr ist Minouks Freude leider so groß, dass er beim Sprung von der Sitzgruppe über den Tisch selbigen zertrümmert – ein Ridgeback ist nunmal kein Schoßhund. Statt Bier trinken heißt es für Jürgen: Tisch ausbauen, in gefühlte Tausend Einzelteile zerlegen, Defekt suchen, Dämpfer gebrochen! Statt Feder Holzbein! Entsprechend herrscht ein wenig Chaos in unserer Überlebenskapsel. Morgen ist auch noch ein Tag. Wir essen draußen. Lassen Ruhe einkehren. Genießen den lauen Sommerabend, darauf hoffend, dass die Welt nur taumelt, sich wieder fängt und weiter dreht.
Wir lernen Myriam, in Belgien geborene Italienerin und seit sieben Jahren am See lebend, kennen. Im Restaurant-Café verwöhnt sie mit der senegalesischen Köchin Binta die Gäste. Kleines Geld für großes Essen, wunderbar aromatischer Kaffee-Touba, herzliche Gastfreundschaft.
Und demnächst gibt es wieder weniger Text 😉
08.03. – 12.03.2020 Afrikas westlichster Punkt, UNESCO Welterbe sowie französische Supermärkte vor der Haustür! Da schreckt uns die Fahrt in die senegalesische Hauptstadt Dakar nicht ab. Am Sonntag und über die Autobahn gelangen wir entspannt in die Metropole. Kein must see, jedoch mit einigen schönen Ecken. Am Pointe des Almadies, westlichster Punkt des Kontinents, residiert die US-Botschaft. Zufall? Ansonsten herrscht nettes touristisches Ambiente. Ungünstig ist das Verhältnis von Angeboten und Touristen. Wir genießen Thunfischsandwich und Crepes mit Kokosnuss. Füllen Lebensmittelvorräte auf: Käse, Rillettes, Fleisch, Rotwein… Lassen es uns mit Blick auf Bahnhof und Hafen munden. Seit dem Großeinkauf zeigt auch Minouk wieder Interesse an unseren Malzeiten, hat er diese zuvor doch eher mit Verachtung gestraft!
Mit geradezu deutscher Pünktlichkeit und gemessener Temperatur bringt uns das Boot zur Sklaveninsel Île de Gorée https://de.wikipedia.org/wiki/Gorée Senegals erstem UNESCO-Welterbe unweit der Küste. Das kleine Eiland ist Gedenkstätte für eine der dunklen Seiten der Menschheitsgeschichte. Auch wenn die Angaben zu den von hier aus in die USA deportierten Menschen sehr unterschiedlich sind, einer wäre einer zu viel! Für die Inselrestaurants werden Meeresfrüchte auf traditionelle Art und Weise gefischt. Mannigfaltig wird wunderbares Kunsthandwerk dargeboten. Gerne würden wir hier und da kaufen, nur wohin mit den schönen Dingen? Also bleibt es bei collect memories – not things! Fast. Ein afrikanisch buntes Sommerkleid für knapp acht EUR bereichert meinen Kleiderschrank.
Es wäre sicherlich von besonderem Reiz, eine Nacht auf der Insel zu verbringen. Doch wir wollen Ive trotz bewachtem Parkplatz nicht allein im Hafen stehenlassen. Und so sagen wir Insel und Stadt ade, aber nicht, ohne vorher noch eine lange Polizeikontrolle über uns ergehen zu lassen. Unfreundlich bis arrogant, letztlich aber ohne zu zahlen. Wie steht´s im Reise Know-How Führer, Auflage 2019: …. staatliche Gängelung der Tourismusbranche durch teils absurde Verordnungen. Auch am Lac Rose, Erholungsort für betuchte Senegalesen, präsentieren sich touristische Angebote eher verschlafen. Das Ausbleiben der „Paris – Dakar“ seit 2008 hat sicherlich dem Einen oder Anderen die Existenz geraubt. Da helfen auch zwei Touris aus Herzogenrath mit ihrem persönlichen Touretappensieg nicht. Fragil ist die Tourismusbranche, Salzgewinnung ein eher stabiler Wirtschaftsfaktor.
03.03. – 07.03.2020 Bei Interesse folgt uns auf einen Exkurs zum Baobab. Ansonsten einfach weiterblättern, bis es mit der ersten Erfahrung zur Korruption und einer Neuauflage zur Flugbox weitergeht. Baobab – Afrikanischer Affenbrotbaum, Afrikas mystischer Baum schlechthin, zur Familie der Malvengewächse gehörend. Geschichten und Sagen ranken sich um ihn: Hohle Baumstämme fungieren als Grabstätten für Griots, Gaukler und Straßenmusikanten. Geistern dient er als Wohnstätte. Die Sage weiss, dass der Teufel den Baum verkehrt herum pflanzte. Ein Blick auf die unbelaubte Astkrone scheint´s zu belegen. Extrem dicke Stämme, oftmals geziert mit tiefen Kerben und Rillen. Umfänge von zehn Metern und mehr sind nicht selten. Nahezu biblisches Alter können Baobabs erreichen, aktuell lebende Methusalems sind um die 2000 Jahre alt. Die ersten Blüten, mit fünf bzw. zwölf Zentimetern stattlich groß, trägt der Baum ab ca. zehn Jahren. Blattwerk bildet sich kurz vor der Regenzeit aus, zuerst elliptisch einfach, dann, an eine Hand erinnernde mehrteilige Laubblätter. Bis zu 140.000 Liter Wasser saugt er während der Regenzeit auf, Speicher für die Trockenzeit, den Mensch und Tier oftmals anzapfen. Große Früchte an langen Stielen hängend, Fruchtfleisch wie Samen sind essbar, der Sirup verleiht Obstsalaten oder Getränken exotisches Aroma. Blätter werden geerntet, als Gemüse oder Salat zubereitet. Der Baobab ist ferner Basis für Medizin, Farb-, Kleb- und Baustoffe, Matten, Schmuck, Kleidung…. ergo: Es gibt quasi nichts, was man aus einem Baobab nicht machen könnte.
Weiter in Kurzfassung: Wir verlassen die Zebrabar, fahren Jürgens Reisepass und Carnet entgegen. Beim Abschied meint Martin, es sei nicht gut, ohne komplette Papiere in Senegal unterwegs zu sein, das könnte Ärger geben. Also bewegen wir uns vorwiegend auf Nebenstraßen und schönen Pisten Richtung Dakar. Es kommt wie es kommen muss, ein Ordnungshüter an einer Dorfkreuzung hat eine Finanzspritze nötig, 50 EUR für zu dichtes Auffahren. Mächtig viel Geld, ca. 10% seines Monatsgehalts! Saublöde Situation. Keine Originalpapiere, Korruption in dem Maße ist uns aber auch widerwärtig. Jürgen sieht, dass der Polizist KTM-Handschuhe trägt und von Crosser zu Crosser steigt die Freundlichkeit, der Preis sinkt. 15 EUR, Zähne zusammen beißen, zahlen, hoffentlich bleibt es dabei. Na ja, fast. Nahe dem Fischerort Kayar suchen wir die Hipponauten, verlieren im niedrigen Astwerk die Flugboxen. Also zurück. Suchen. Paket finden. Von der kleinen Box ist ein Teil und von der großen ein anderes zertrümmert. Die kleine steht jetzt irgendwo an einer Piste im Senegal, die große wieder auf dem Dach, noch zu retten? Wir werden sehen. Flache Landschaft. Gartenbau im Sand. Wasser beschert gute, schnelle Ernten. Rinder- und Ziegenherden ziehen vorbei. Menschen grüßen, winken, ansonsten kümmert man sich wenig um uns. Sengende, lähmende Hitze über Tag. Leichter Wind, laue Sommerabende. Sonnenuntergänge hinter Akazien, so trügt der Blick .Vom Dorf tönt Musik herüber. Fremde Rhythmen mischen sich mit dem Geschrei nachtaktiver Vögel.
Last but not least, Corona in Afrika. Bei der Einreise nach Senegal hat man bei uns Fieber gemessen! Die neue Virusvariante kommt auf dem schwarzen Kontinent in Nigeria, Senegal und Südafrika vor – so schreibt man! Aber wer geht hier schon wegen Erkältungssymptomatik zum Arzt, wenn es denn einen gibt und man ihn bezahlen kann? Mehr als 6000 Menschen starben bislang in der Dem. Rep. Kongo im Verlauf der aktuellen Masernepidemie und jedes Jahr erliegen in Afrika 250.000 Kinder der Malaria https://www.spiegel.de/politik/ausland/covid-19-in-afrika-wie-sich-die-laender-auf-einen-coronavirus-ausbruch-vorbereiten-a-3034d2ea-3a8a-44ea-9ef4-4c553ed976ec oder: https://gisanddata.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6 Ein Vergleich: in D sind pro Jahr ca. 3500 Verkehrstote zu beklagen.
27.02. – 02.03.2020 Senegal in Kurzfassung: Saharaausläufer im Norden, tropischer Feuchtwald im Süden, Atlantik im Westen, Sahel im Osten. 15 Mio. Einwohner. Hauptethnie Wolof mit gleichnamiger Sprache. 64 bzw. 68 Jahre durchschnittliche Lebenserwartung, vergleichsweise hoch für Afrika. Dakar, Millionen- und Hauptstadt, westlichster Punkt des Kontinents, Ziel der legendären „Rallye Paris – Dakar“ https://de.wikipedia.org/wiki/Rallye_Dakar. Wenig Exportgüter, Erdnüsse, Phosphat und Fisch. 1960 Ende der Kolonialzeit, verblasster Glanz, neuer lässt auf sich warten. Religionsfreiheit, Islam mit 90% vorherrschend, ferner Animismus mit dem Motto Alles hat eine Seele, Christentum. Gambisches Staatsgebiet, Afrikas kleinster Staat, bildet einen 300 Kilometer tiefen Einschnitt, trennt die südlichen Landesteile Senegals, die Casamance, Region häufiger Aufstände zwecks Unabhängigkeit. Mehr: https://de.wikipedia.org/wiki/Senegal,.
In St. Louis parken wir am Straßenrand gegenüber vom Supermarkt. Nach Mauretanien geht der Tante Emma Laden fast als solcher durch, wir hatten mehr erwartet. Bier und Wein gibt es nicht, man bringt uns zum Shop, es fehlt uns noch der Kennerblick. Leider auch für Park- bzw. Halteverbotsschilder und so ziert Ive ein Felgeneisen. Wir handeln. Die Hälfte, rund sieben EUR. Ok, aber wie sehen die Schilder aus, wie sind sie zu verstehen? Kann uns der Politesser auch nicht verständlich erklären. Also neuen Platz suchen, Altstadt schauen, emsiges Treiben, Marktstände mit gutem Warenangebot. Straßencafés Fehlanzeige, von eisgekühlter Kokosnuss träume ich/Marion, vergebens. Ein Monat ohne Alkohol. Geht. Muss aber nicht sein. Jahrtausende alte Biotechnologie generiert wunderbare Bioprodukte. In der Zebrabar https://www.zebrabar.net hat man süffiges, eiskaltes heimisches Bier im Angebot! Leider entpuppt sich der Aufenthalt als Arbeitslager und Jürgen wird Opfer eines Raubüberfalls. Jedoch der Reihe nach. Arbeitslager: Die Jungs rekonstruieren die Ursache, die zum Ausfall des Magirus führte. Teile aus D müssen her. Der Kontakt zu Frank Flickhttp://www.bat-trade.de zeichnet sich aus, gute Ratschläge und schneller Versandt. Anja und Jörg nehmen unser Carnet mit nach Dakar zum stempeln, herzlichen Dank. So kann Jürgen sich dem Strommanagement widmen, denn unser Solarpaneel deckt den Bedarf nicht mehr ausreichend. Stunde um Stunde laufender Kühlschrank, Wasserkocher, leistungsfähigere Rechner und Drohne benötigen zunehmend Ampères, ein weiteres Paneel muss aufs Dach – Jürgen arbeitet bei knapp 40° C. Der erste Versuch schlägt fehl – Zelle kaputt, also wieder abbauen, neue besorgen, leider ist Wochenende! Reibungsloser Umtausch am Montag. Martin von der Zebrabar leistet Support und Montag früh sogar Taxidienst, seine Kids müssen zur Schule – unser Vorteil, retour mit dem Taxi. Die Montage erfordert sinnieren, probieren, recherchieren … dann endlich klappt´s! So ganz untätig bin ich derweil auch nicht! Wäscheservice ist leider gerade nicht im Angebot und so kommt die Waschtonne zum Einsatz. Sechs Mal! Ja, richtig, sechs Tonnen per Hand! Zudem muss der Staub der letzten Unwetterepisode aus Schränken, Polstern, Ritzen entfernt werden. Vorteil der Hitze: Wäsche trocknet ratz fatz, das Putzwasser, was ich versehentlich in Ive auskippe, ebenso. Auch Einheimische klagen über den wärmsten, sturmreichsten Winter seit Jahren. Aber die Nächte sind angenehm kühl, erlauben erholsamen Schlaf. Raubüberfall: Nichts Böses ahnend gönnt sich Jürgen eine Apfelpause. Da wird er plötzlich von hinten angesprungen, bekommt einen Kinnhaken versetzt, der Apfel wird ihm aus der Hand geschlagen und unter lautem Siegesgezeter ziehen Affe und Apfel von dannen. Ach ja, Minouk findet den Platz auch ganz toll. Großes Gelände, er läuft frei rum, unterhöhlt Bäume und Sträucher, verweist Hunderambos in ihre Schranken und vor der Küche steht immer ein Napf mit Wasser. Fast ein Hundeparadies. Das ändert sich schlagartig, als eine Ridgebackdame auftaucht. Eigentlich wäre das Paradies nun vollkommen, würden nicht die jeweiligen Besitzer Leinenzwang verordnen, um Körperkontakt zu unterbinden. Die Niederländer wollen ohne Welpen daheim ankommen. Wie kleinkariert! Beide Hund heulen um die Wette – Minouk gewinnt!
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Endlich wieder auf Achse! Hat ja auch lang genug gedauert!
Dann wünschen wir euch eine gute Fahrt und viele tolle Stellplätze.
Wir sind gespannt auf die neuen Berichte und Fotos.
LG
Sabine und Simon
…ja ihr beiden, das wünschen wir uns auch. Nach mehr als drei Monaten ist der Lac Rose fast so etwas wir unser zu hause geworden. Berichte und Fotos werden folgen, auch euch liebe Grüße, majuemin
Testkommentar JL 13.06.20 12:22
Liebe Karola, lieber Rainer,
ja, es gibt Neues. Der Flughafen bleibt für Tourismusflüge bis Ende Juni zu. Ausreisen über Land sind ebenso lange verboten, reisen innerhalb des Staates sind aber jetzt wieder möglich. Damit neigt sich unsere Zeit am Lac Rose dem Ende zu und demnächst gibt es dann auch wieder andere Fotomotive sehen Ja, Karola, es ist eine ganz besondere Erfahrung so lange an einer Stelle ausharren zu müssen und zu erleben, wie die Menschen mit uns umgehen.
In EU scheint der Sommerurlaub gerettet. Man darf ja nun wieder nach Italien, ohne Quarantäne bei Rückreise. Einreisende aus nicht Schengen-Staaten werden jedoch weiterhin mit zweiwöchigem Quarantänezwang belegt. Damit wird der Rückflug im Juli immer unwahrscheinlicher. Zudem besteht ja die Gefahr, dass Regierende tagesaktuell Änderungen vornehmen können. Dann säße Minouk alleine in Afrika und wir in D fest.
Ich fürchte, ihr Lieben, in Sachen Gastfreundschaft hat Deutschland Nachholbedarf. Aber vielleicht hat ja Corona auch in D eine gute Seite und man hat in dieser Hinsicht gelernt. Interessante Frage, ob Menschen in D gestrandet sind. Werde mal googeln…….
Lieben Dank an euch beide, dass ihr so lange unserem Wohnblog treu geblieben seid!