2023>GoSouth2.0 Mosambik

 

Südliches Afrika
Teil 1:
Namibia > Sambia > Simbabwe > Botsuana > Südafrika > Namibia
(D 09.12.24-10.01.25)
Teil 2:
Namibia > Südafrika > Simbabwe > Mosambik > Malawi > 

Kurze Filme der Reiseroute (12.06.2025)

Die Reiseroute:

Spotlight Mosambik
Reisezeit: 26.05. – 17.06.2025
Gefahrene km: Ive 2173, Motorrad Jürgen 0/0, Marion 0/0,
Nachtplätze: 12, kostenpflichtige Camps 7, sonst frei im Gelände
Internet: Stabilität sowie Abdeckung überraschend gut
Lebenshaltungskosten: variieren stark je nach Art und Ort des Einkaufs, erzeugernah, lokale oder ausländische Produkte; Supermärkte sind eher selten; Gemüse- und Obst saisonal und regional verfügbar, Fleisch ist ok, Wein teuer, Spirituosen sehr preiswert. Insgesamt wird der weiße Tourist gerne als Geldquelle angesehen. Handeln ist angesagt und wird meist belohnt!
Kraftstoffpreise: ca. 1,25 ct./l, im Land mehr oder weniger gleich
Verkehrssituation: Linksverkehr, insgesamt geringes Netz an Verkehrswegen, z. T. sehr schlechte Hauptstraßen mit hohem LKW-Aufkommen
Wetter: Trotz winterlicher Trockenzeit regnete es öfters und manche Tage blieben grau. Tag- wie nachtaktive Mücken (Anopheles) insbesondere am Sambesi häufig.
Tourismus: Ein wunderschönes, üppig grünes Land (im besuchten Zeitraum), traumhafte Küste und schöne Bergwelt. Nationalparks besuchten wir keine, ergo sahen wir auch kein Wildlife. Überraschend groß ist das Angebot an Campsites, nicht immer gepflegt und manchmal den Preis nicht wert. Menschen erlebten wir freundlich, hilfsbereit, interessiert; trotz portugiesischer Amtssprache kamen wir mit englisch halbwegs durch. Zahlreiche Polizeiposten, nur dreimal hielt man uns zur kurzen, freundlichen Kontrolle von Führerschein bzw. Versicherung an. Die überwiegende Zahl der Einwohner ist arm, Mittelstand bzw. Reichtum sahen wir in den besuchten Gebieten nicht. Marxismus, Leninismus, Kommunismus haben sich als nicht erfolgreiche Führungsstile erwiesen. Aktuell trägt der islamistische Terrorismus im Nordosten Früchte der Gewalt und nicht der wirtschaftlichen Weiterentwicklung. Ismus ist der Spasmus diktatorischer Politik, Mosambik zeigt eindrücklich seine negativen Auswirkungen.
Fazit: Ein großartiges Land mit touristischem Potential, das auch offen gegenüber Individualreisenden ist. Viel mehr Afrika als z. B. die touristischen Dauerbrenner Namibia und Südafrika.

Mosambik 26.05. – 17.06.2025
13.06. – 17.06.2025 Anstrengende 360 km auf der N7 und ein Einkauf im Shoprite-Supermarkt liegen hinter uns. Zwischenzeitlich ist es dunkel. Wie gut, dass uns Benjamin vom Kukutana Camp in Benga zufällig bei der Dorfdurchfahrt mit dem Mopped aufgabelt. Hi guys, welcome, park wherever you want, need something? The shower is hot, see you tomorrow! Was für ein wunderschönes, parkartiges Gelände mit Blick auf den Sambesi, soviel sehen wir noch im Mondlicht. Unweit spiegeln sich die Lichter der gegenüberliegenden Stadt Tete auf dem Fluss. Mücken umschwirren uns, wir verziehen uns in die heimelige Kabine. Abendessen, Büroarbeit, Feierabend. Morgens kommt Benjamin, um nach uns zu schauen. Er organisiert Wäsche- und vor allem Trockenservice, lässt doch das Wetter erneut zu wünschen übrig, Scheibenreparaturservice, ein Fitnesszertifikat für Ive, um die heimische Versicherung zufriedenzustellen, Feuer für den Grill und zum wärmen, leider ist der Winter auch kühl in Mosambik.
Kukutana liegt günstig auf dem Weg zur Grenze nach Malawi. So finden immer wieder Reisende hierher, wie das junge Deutsch-Schweizer Akademikerpaar Jana und Daniel. Bei der abendlichen Diskussion am Feuer, wie kann es anders sein, ist auch Politik ein Thema. Beide verstehen die Menschen nicht so recht, die aus Deutschland auswandern. Anders als wir es in zahllosen Gesprächen zuvor erlebten, gibt sich Jana optimistisch, will Chancen in der Krise sehen, wirbt um Verständnis für gemachte Fehler, menschliche Notlagen, artikuliert die Notwendigkeit einer Diskussionskultur, geprägt von hohem Maß an Respekt, Sachlichkeit und vor allem dem Wunsch nach Konsensfindung. Spannend, die teils recht kontroverse und doch angenehm anregende Diskussion. Erlebte und gelebte schweizerische Eigenart. Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt – seit einiger Zeit – der Glaube. Johann Wolfgang Goethe, angepasst nach Marion. Aktuell leben Jana und Daniel in Deutschland, bleiben sie? Die Schweiz bietet höhere Lebensqualität sowie ein attraktives politisches Mitbestimmungsrecht.
Zum Hochzeitstag genießen wir ein ausgedehntes Frühstück, erleben die ersten Lebensminuten eines Lamms und ein Dreigangmenü: Gegrillte Blutwurst und warme Kumquat, T-Bone-Steak, Babyfenchel mit Avocado-Ziegenfrischkäsemousse, Yoghurt-Minzcreme.
Leider warten wir vergebens auf den Scheibenreparateur, erst morgen hat er Zeit für uns. So starten wir Ive tags drauf mit Verspätung. Bzw. wir starten nicht. Der LKW springt erst an, als Jürgen die Kabinenbatterien mitarbeiten lässt. Bahnt sich da ein erneutes Batteriesterben an?
Fast vier Stunden brauchen wir für die knapp 130 km bis zum Grenzort Zóbue, die N7 wird zunehmend schlechter; ok tanken war auch noch dabei. Die Ausreise erfolgt behördenseitig zügig, jedoch aufgrund zahlloser „Wegelagerer“, die aufdringlich Dienste und sonstiges Überflüssiges anbieten, chaotisch.
Bereits einige Kilometer rollen wir durch Malawi, ehe bei Mwanza die Behördengänge auf uns warten.

08.06. – 13.06.2025 Abschiede! Von Andi und Claudia, der jungen Familie in Elternzeit, dem schönen Strand von Inhassoro. Gen Norden ist die N1 alternativlos. Hier und da gute Abschnitte, schlechte überwiegen. Potholes, heißt es. Eher scheint´s, ganze Kinderbadewannen versinken in den Löchern. Nahezu sieben Stunden Fahrzeit und 270 km später erreichen wir die R520 westlich von Casa Nova mit einem wunderbaren Platz am Pistenrand. Raum, Ruhe, Rinder. Internet! Warum bleiben wir nicht? Was treibt uns, mich? Am 24.06. müssen wir Mosambik verlassen, noch viel Zeit.
Schmal, kurvig, mit teils extremen Steigungen, jedoch gut geteert führt die N260 durch wunderschöne Landschaft. Üppig grüne Berghänge. Wind zerrt an den Blättern zahlloser Bananenstauden. Wie Fransen hängen die Blätterfetzen an den Mittelrippen, glitzern im Sonnenlicht. Menschen winken. Anhalten zum Fotostop trauen wir uns nicht, zu unübersichtlich ist die Straße. Wir speichern die Bilder auf den Biofestplatten, schade für euch.
Casa Msika am Lake Chicamba ist keinesfalls eine Anlage, die uns gern bleiben lässt. Nur eine Nacht, alternativlos, denn es ist bereits dämmriger Nachmittag. Mit 20 EUR ist die nahezu funktionslose Einrichtung völlig überteuert. Statt der ehemaligen Campsite gibt es nun eine Wiese, die in Schräglage zum See abfällt. Reisende sollten alles dabei haben: Strom, Wasser, Lebensmittel. Ein Bungalow wird geöffnet zur Nutzung des WC, vor allem duschen wäre mal wieder nötig. WC ok, Duschen unmöglich. Der Heißwasserhahn gibt kochend heißes Nass frei, die Kaltseite sitzt völlig fest, kein Tropfen lässt sich locken! Ein Versuch am Waschbecken: dunkle, schlammbraune Brühe kommt aus der Kaltleitung. Waschen wird überbewertet, zudem verfügt unser LKW über eine Nasszelle! Auch eine Verbindung mit der Welt ist hier kaum möglich, ungewöhnlich für die bislang gute Internetversorgung in Mosambik. Casa Msika ist keine Empfehlung, den fünf Kilometer langen, schlechten Anfahrtsweg keinesfalls wert, auch wenn die Lage am Seitenarm des Stausees nett ist! Schade um die Anlage, die bei gutem Management Potential hätte.
Tags drauf führen unsere Wege immer wieder nach und durch Chimoio, Hauptstadt der Provinz Manaca mit ca. 400T Einwohnern. Ölwechsel! Ja, ja, heißt es an einer Tankstelle und verweist auf eine kleine Werkstatt. Ein Mitarbeiter fährt mit, zeigt den Weg. Ölwechsel? Ja, aber man hat kein Öl. Einen Filter kann Jürgen beisteuern, das Öl – noch – nicht. Kein Öl? Da gibt es einen Betrieb, der macht Ölwechsel, der hat aber auch kein Öl wie sich herausstellt. Gerne holt man das für uns. Was es kosten soll verrät niemand. Plötzlich versteht auch keiner nur noch einen Hauch englisch. Das klingt (zu) teuer. Unseren Begleitservice schicken wir heim, wollen uns alleine umschauen. Jürgen fragt jemanden, der die Reparatur seines LKW beaufsichtigt, erscheint hier notwendig. Ja, gerne wird er uns später helfen. Na, da fahren wir doch erstmal wieder durch Chimoio zum Supermarkt. Brot gibt es zwar keins, dafür das richtige Öl für Ive, zudem recht preiswert. Im Besitz von Öl und Filter zurück zur Werkstatt, den Preis für den Wechsel aushandeln, und zügig beginnen die Jungs zu schrauben. Es lässt alle kalt, dass sie eine riesige Sauerei veranstalten. Jürgen auch, denn Ive hat keine Scheibenbremsen.
Nahebei verheißt iOverlander ein kleines, privates und LKW taugliches Camp. Erneut erleben wir eine Pleite mit der App. Häufige Fehler ließen sie uns seit langem nicht mehr nutzten. Doch als das angesteuerte gepflegte Windmill Camp 42 EUR/Nacht fordert, bin ich so genervt, die App doch zu konsultieren. Bauchlandung. Als der LKW Richtung Tor einbiegt ist schnell klar: Keine Chance ohne die Mauer des schönen Gartens, und Ive, zu beschädigen. Traurig, es wäre eine kleine Oase der Ruhe mit Familienanschluss gewesen, verbringen wir die Nacht an der N6 bei Papas Chicken auf einem riesigen Parkplatz. Wir mit Huhn, Pommes sowie hausgemachtem Gurkensalat und Ive mit frischem Öl im Bauch.
Nur 20 km entfernt Richtung Tete liegt an der N7 die Lamimos Lodge von Fernandes. Der freundliche Hausherr spricht recht gut deutsch, verlangt für seine grüne, schattige Campsite 10 EUR/Nacht. Restaurant, schöner, großer Pool und Kinderspielplatz sind vorhanden. Das Angebot, die Sanitärräume zu reinigen, hätten wir nicht ablehnen sollen. Denn leider ist alles etwas „verstaubt“. Die Geräuschkulisse der nahen N7, weder mutwillig noch aggressiv, stört uns nicht. Neben ausgedehnten Wanderungen, einem Plausch mit Fernandes, der in der DDR studierte, hat Jürgen Gelegenheit, die defekte Leitung des Öldruckschalters im Kabelbaum zu reparieren. Und siehe da, der Schalter funktioniert wieder.
Die Reparatur der Komani Panelbeaters in Queenstown im April, ihr erinnert euch, zeigt sich den Straßen im südlichen Afrika (s. die Filme hierzu) nicht gewachsen. Erneut ziehen Risse durch die Front der Karosse. Und nicht nur hier. Beim großen Sprung auf der N7 nach Norden ins Kukutana Camp am Sambesi schleudert ein LKW dicken Rollsplitt auf die Frontscheibe. Ein Knall, wie ein Schuss, ein kleines Loch und ein langer Riss. Oh je, Ive halte durch!

01.06. – 07.06.2025 Neues zu erleben braucht Aufbruch. Dies im Sinn, verlassen wir den wunderbaren Platz in Inhassoro Richtung Süden nach Vilanculo entlang der Küste. Gut 60 km, eine entspannte Tour. 88 km und drei Stunden später befinden wir uns fast wieder am Ausgangsort. Die Piste endete im Nichts. Alternativen? Keine! Schließlich erreichen wir Vilanculo über die N1 nach 175 km erst spät nachmittags. Die auf OsmAnd eingetragenen Camps nebst Zufahrtsstraßen gibt es auch nicht mehr. Überhaupt lässt uns das System in Mosambik öfters im Stich Wege, Camps und größere Lebensmittelläden betreffend. Und nun? Es dämmert. An einer Lodge empfiehlt man das Baobab Beach Camp im Süden. Versorgt mit Koordinaten und der telefonischen Bestätigung, dass geöffnet sowie Platz vorhanden sei, fährt Jürgen noch die letzten Kilometer. Nicht am Beach, zudem dunkel unter vielen Bäumen sind wir doch froh, einen Platz gefunden zu haben. Am nächsten Tag gibt es für Ive Strom aus der Steckdose und wir laden unsere Sozialkontaktbatterien auf. Denn die Österreicher Andi und Claudia sowie eine junge deutsche Familie gesellen sich zu uns um den riesigen Baobab. Da schauen wir gerne darüber hinweg, dass weder Strand noch Städtchen mit Inhassoro mithalten können.
Die N1 nach Süden soll in gutem Zustand sein und so beschließen wir, die Bahia de Inhambane als unseren südlichsten Punkt in Mosambik doch noch anzufahren. Am Westufer der Bay in Maxixe liegt unweit des Camps der Fähranleger. Boote verkehren zur gegenüberliegenden Seite nach Inhambane. Kleinstes Geld für großes Abenteuer. Die Boote sind xfach überladen, die Böden teils mit Estrich ausgegossen, 70 Rettungswesten für ca. 130 Menschen gibt es, etwa 250 Nasen drängen sich an Bord der größeren Dhow. Po an Po, dazwischen Taschen, Kisten, Kinder. Motörchen, die kaum klagend über den Ozean tuckern. Gut drei Kilometer, na, die können wir notfalls auch ohne Weste schwimmen.
Inhambane ist
eine der ältesten Städte Mosambiks und Distrikthauptstadt. Morbider Charme? Morbide sicherlich, Charme nur noch mit Phantasie. Auch diese Stadt, bzw. das, was übrig ist, erzählt die immer gleiche Geschichte von Einwanderung, Eroberung, Unterdrückung sowie von staatlicher Selbstbedienung und Korruption. Gebäude der öffentlichen Hand und Banken strahlen teils im modernsten Stil und Glanz, der Rest ist dem Verfall preisgegeben.
Wie schön, auch Elsi und Matthias verschlägt es nach Maxixe. Die Nürnberger lernten wir zuvor in Inhassoro kennen und nun verbringen wir erneut einen geselligen Abend miteinander, bevor unsere Wege in entgegengesetzte Richtungen führen.
Die als Traumstrand beschriebene Küste von Murrungulo ist schön, ja, doch der Regen lässt ihn kaum genießen. Auch der folgende Tag ist grau und so ziehen wir weiter nordwärts.
Einkaufen in Inhassoro, aufs Camp, hier stehen bereits Andi und Claudia. Schwatz, Schwatz, kleinere Reparaturen, etwas Wäsche waschen, für Größeres ist die Infrastruktur des Camps völlig ungeeignet, frischer Fisch auf dem Grill. Morgen gehts weiter, immer gen Norden.

26.05. – 31.05.2025 Wir trauen unseren Augen kaum, tatsächlich taucht inmitten von Nichts die erhoffte Grenze bei Espungabera auf. Als einzige Reisende vor Ort sind wir fix aus Simbabwe ausgereist. Auch die Einreise nach Mosambik geht reibungslos, freundlich und schnell, man spricht etwas englisch in der ehemals portugiesischen Kolonie. Die üblichen Zettel ausfüllen mit Adressen, Telefonnummern vom geplanten Aufenthaltsort, irgend ein Camp geht immer, 20 US$ zahlen und die Stempel sausen in die Reisepässe. Laut Informationen muss eine Versicherung für den Truck erworben werden sowie ein TIP, da der Zoll das CdP nicht anerkennt. Nichts von dem. Das Carnet wird gestempelt und nach einer kurzen Erklärung, dass unsere KFZ-Versicherung alle Schäden bezahlt, die wir in Mosambik – hoffentlich nicht – anrichten, lässt man uns ziehen. Auf eigenes Risiko natürlich, sollten wir Mist bauen und die Versicherung nicht zahlen, dann sitzen wir im Knast.
Rauf und runter, auf Straßen, die sich dem Höhenprofil der Landschaft anpassen. Die Menschen winken, rufen uns freundlich Como está? zu. Schnell sind wir auch von dem üppigen Grün begeistert, das uns umgibt. Ananas, Papaya, Bananen, Zitrusfrüchte, Avocado, Cashew und vieles mehr reifen im Garten Eden. Die erste Nacht verbringen wir gemeinsam mit Werktätigen von HydroElectrics, die gerade ein Arbeitscamp an der N260 aufbauen. Beschenkt mit Bananen und Orangen heißt es morgens ´Gute Reise´! Unverständlich erscheint es uns, dass entlang der Magistrale N1 Betteln um Nahrungsmittel zum vielfach praktizierten Geschäftsmodell gehört. Vor allem dort, wo die Verkehrsader über Abschnitte verfügt, in denen Teer mit tiefen Löchern und ausgefransten Rändern den Verkehr auf Schritttempo bremst. Böten nicht ein kleiner Garten und ein paar Hühner Grundlage zur Ernährung? Übernachten am Straßenrand wollen wir hier eher nicht. Weiter über die furchtbar schlechte Magistrale ist alternativlos! Von Fußgängertempo bis fast 80 km/h ist alles drin. Die Wechsel gilt es nicht zu verpassen! Die Bettelei lässt uns abends das Buffalo Camp aufsuchen, wo wir erfahren, dass es für den Publikumsverkehr geschlossen ist. Es dient nun als Station für Ranger, die gegen Wilderei tätig sind. Nach kurzer Diskussion und der Einsicht mangelnder Alternativen, es ist zwischenzeitlich stockdüster, können wir gerne bleiben.
Noch immer haben wir keine SIM-Karte. Stunden verbringt Jürgen damit zu warten, dass sich eine Karte zur Kommunikation mit Vodacom bereit zeigt. In Inhassoro ist Versuch Nr. sieben schließlich erfolgreich. Zudem gelingt uns auch nach einer guten halben Stunde der Geldtausch EUR in MZM (Metcal). Kurz in den Supermarkt, eine Art Lagerhalle, Brot in der Bäckerei kaufen und dann ins Strandcamp Goody Villas.Grünes Gras, Palmen, weißer Sand, türkis schimmert der Indische Ozean vor der Haustür. Fischerboote dümpeln auf dem ruhigen Meer. Die Fischer bringen ihre Fänge ein, verkaufen die Meeresfrüchte auf dem Camp, bereiten die Auswahl küchenfertig zu. Ein großer Fisch, mit Knoblauch, Kräutern und Zitrone gefüllt, kommt auf den Grill. Tiefrote, süß-aromatische Tomaten mit Olivenöl und frischem Baguette runden das Mahl ab. Frischen Tintenfisch bereite ich erstmals zu, sehr lecker. Na ja, ein wenig länger kochen vor dem braten wäre noch besser gewesen. Dazu Reis mit karamellisierten Möhren, Zwiebeln und frischer Ananas. Wollten die Fischer heute nicht Riesengarnelen bringen? Vielleicht morgen!
Wir verlängern unseren Aufenthalt an diesem paradiesischen Ort. Sauschlechte Straßen, nur 30 Tage Visazeit!? Ab ins Hinterstübchen des Hirns damit. Und die prophezeiten häufigen und lästigen Polizeikontrollen nebst Geldeintreiberei erleben wir bislang auch nicht. Stets winkt man uns freundlich, salutiert, oder stoppt uns zu einem kurzen Plausch: Bem vindo a Moçambique!
Der Aufenthalt in Goody Villas bringt Zeit, etwas über den Staat Mosambik  zu berichten. Jahrhunderte besiedelt von afrikanischen Stämmen, Indern, Arabern und Europäern, einst portugiesische Kolonie, erlangte Mosambik 1975 die Unabhängigkeit mit portugiesisch als Amtssprache. Der Unabhängigkeit folgte ein 16-jähriger Bürgerkrieg, der das Land ruinierte, frühzeitig die weißen Siedler vertrieb und rudimentär vorhandene Infrastruktur verfallen ließ. 2010/11 im Norden entdeckte Ölfelder schienen Aufschwung zu bedeuten, doch mit dem Aufleben der Terrorgruppe IS im Jahr 2015 in der Nordregion scheint diese Chance vertan. Vornehmlich sind Ackerbau, Küstenfischerei, Aluminium und mineralische Rohstoffwirtschaft relevant. Im Nordwesten werden die weltgrößten Kohlvorkommen vermutet. Doch die Verkehrsinfrastruktur muss als völlig ungenügend bezeichnet werden, schädlich für jedweden Wirtschaftsaufschwung. Bei einer Nord- Südausdehnung von ca. 2000 km verfügt das Land nur über etwa 7000 km asphaltierte Straßen.
Ca. 34 Mio. Einwohner, Lebenserwartung knapp 60 Jahre, 2023 sind 43,3 % der Bevölkerung jünger als 15 Jahre, über 64 nur 2,6 %. Ein Mediziner betreut 10.000 Menschen, die Sterblichkeit bei unter 5-jährigen beträgt 2022 ca. 6,6 % der Lebendgeburten. Zugang zu sauberem Trinkwasser, seit 2010 ein Menschenrecht der UNO, besitzt laut WHO und UNICEF nicht einmal die Hälfte der Menschen. Ein Glas Wasser®, für Millionen in Mosambik unerreichbar, nicht bezahlbar!
55 % der Frauen sind Analphabeten, Männer etwas weniger. Aktuell besuchen 80 % der Kinder fünf Jahre eine Schule, 30 % noch die 6. und 7. Klasse, durchschnittliche Klassengröße 74 Kinder/Lehrer!
Mit fast 60 % ist das Christentum vorherrschende Religion, 18 % muslimische Sunniten sind überwiegend im Nordosten vertreten, der Rest verteilt sich auf Naturreligionen, Atheisten und sonstige.
Nein, ein Billigreiseland ist Mosambik nicht, sieht man von Obst- und Gemüsekäufen am Straßenrand ab.

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3 Gedanken zu „2023>GoSouth2.0 Mosambik

  1. Lieber Jürgen,

    ich bin eben noch zufällig über einen Notizzettel gestoppelt wo du mir mal deine Webadresse notiert hast und schaue mir gerade deinen Blog durch.

    Schön das ihr soviel unterwegs seid und es euch gut geht.

    Macht weiter so, genießt das Leben und eure Reisen.

    Den Notizzettel werde ich erstmal gut aufbewahren 😉 Mir geht es gut soweit, mittlerweile lebe ich im schönen Elsdorf mit meiner Frau und meinen Haustieren, bin viel in der Feuerwehr aktiv und habe einen guten Software Entwickler Job. Immer wieder muss ich aber auch an die schöne Zeit im FZJ denken und unsere gemeinsame Berlin Reise.

    Viele liebe Grüße
    Christian Röhl

  2. Hallo ihr Lieben
    Kann endlich in Ruhe mal euren Blog lesen.
    Sitze auf dem Balkon mit Moselblick und genieße das warme Wetter. Mache mit Mutter hier eine Woche Urlaub, war ihr Geschenk zum Geburtstag (85).
    Es gibt funktionierendes Internet, was ich nun nutze.
    Klingt alles immer wieder spannend und bei vielen Sachen wäre man gerne dabei.
    Lasst es euch gut gehen und ich lese nun öfter.
    Bis dann
    Biggi und Ralph (der nicht dabei ist)

    1. Liebe Birgit,
      vom Shire/Malawi zur Mosel ebenfalls herzliche Grüße. Um diese Jahreszeit ist es an der Mosel sicher auch gut auszuhalten, ich spreche aus Erfahrung. Liebe Grüße an Renate und Ralph, Jürgen und Marion

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