2023 Start > GoSouth 2.0 Südliches Afrika

Südliches Afrika
Namibia > Sambia > Simbabwe 

Kurze Filme der Reiseroute (26.07.2024)

Die Reiseroute:

Sambia 30.06. – 26.07.2024
26.07.2024 Abschied von Sambia. Wir kommen wieder, wie ebenso nach Namibia. So der Plan. Deshalb an dieser Stelle noch kein Fazit. Vorerst nur einige  Fotos.

21.07. – 25.07.2024 Livingstone am Sambesi, die weltberühmten Viktoriafälle, Grenze zu Simbabwe, knapp 300 km entfernt. Ein Muss? Zunächst steinige Piste, dann löchriger Teer, mit schwerst beladenen Kohlentransportern um die beste Zickzacklinie fechten. Kleiner, leichter, wendiger bewegen wir uns meist auf der Gewinnerseite. Da wir bisher mit Hund Minouk fast keine Naturparks befahren durften, somit Frust und Geld ansammelten (kein Parkeintritt > keine Parkgebühr nebst hochpreisiger Lodges), suchen wir uns aus dem reichhaltigen Angebot, das Livingstone für Touristen bietet, etwas aus. Bungee Jumping von der Victoria Falls Bridge, Rafting durch die Stromschnellen, baden im Devils Pool mit den Händen im Abgrund, das und mehr verheißt die Werbung! Vielleicht nächstes Mal. Diesmal wählen wir ´The Flight of Angels´ und die ´Elephant Interaction´. Verletzte bzw. verwaiste Tiere werden im Elephant Café aufgezogen und gepflegt. Die Tiere bewegen sich jedoch auch weiterhin frei im Busch. Die kleine Herde ist entsprechend menschenerfahren, eine Touristenaktion, eine Art Zirkus. Trotzdem reizt mich der Gedanke, mit einem Dickhäuter auf Tuchfühlung zu kommen. Wie nah ich ihnen ohne Touristenprogramm und Nationalparkzugang komme, ahne ich nicht, als wir uns zum nahen Büro von Livingstone Adventure aufmachen, die Tour zu bezahlen und das mit einem Hundespaziergang verbinden. Darius, Manager vom Royal Sichango Village Camp, rät ab, will uns fahren. Elefanten seien stets in der Gegend. Viele! Hundespaziergang im Auto? Nö. Zudem sahen wir in der Wildnis kaum Wildtiere, dann werden wir im Touristenhotspot sicherlich keine zu Gesicht bekommen. So wandern wir entlang des Heliports Richtung Sambesi. Am Abzweig in Richtung Touristenbüro stehen PKW und Safariwagen auf der Straße. Parkranger stoppen uns: Eine große Elefantenherde quert die Straße. 100 und mehr Tiere. Man bietet uns Mitfahrgelegenheit an, da sich immer mal Lücken im Zug der Tiere ergeben. Mit Hund im offenen Wagen? Nein, ohne Hund, so die Ranger. ??? Jürgen zieht sich mit Minouk zurück, ich gehe weiter. Einige Afrikaner sind auch auf der Straße. Ein Pritschenlaster hält an, lässt einige Tiere queren und mich einsteigen. Eine Lücke, langsam arbeitet sich der Fahrer voran. Rechts und links ziehen die Grauen vorbei. Über Funk sind die Safariwagen und auch der kleine Laster verbunden. Man informiert sich über größere, querende Gruppen bzw. Lücken im Zug. Die wenig ergiebige Regenzeit zwingt die Tiere in die Nähe von Menschen und Wasser. The great drought, wie in den 80ern, sagt man hier. Tief berührt mich die Wanderung. Ich glaube aber auch Unwillen und Stress der Tiere zu spüren, in dieser von Autos und Menschen wimmelnden Gegend grasen, trinken und baden zu müssen. Mancher Dickhäuter kommt mit aufgestellten Ohren daher, bevor er den Rückzug in die Büsche antritt. Nachdem ich im Büro schließlich die Interaktion mit Elefanten bezahlt habe, finde ich beim ´Werksverkehr´ problemlos einen Rücktransport durch den Elefantentreck Richtung Ive. Viele waren es, ja, aber 100? Nein.

Ruhiger, entspannter empfinden wir tags drauf den 47 Jahre alten Bullen Madinda sowie den Teenager aus der Herde des Elephant Cafés. Madinda stammt aus dem Rettungsprogramm der 80er Jahre, der Teenager ist Mitglied der 2. Generation. Beide Tiere kennen ihr Programm, traben gemächlich von selber herüber, als sie unseren Touristenbus anfahren sehen. Still warten sie ab, bis notwendige Informationen und Instruktionen ausgetauscht sind, betrachten uns auf Distanz. Interaktion heißt hauptsächlich füttern, gerne auch berühren, am Kopf, Ohren, Stoßzähne … nur nie von hinten, völlig klar! Phantastisch! In einen Elefantenrüssel blicken, in die beiden Nasenlöcher, die die Kolosse uns zur Futteraufnahme entgegen schwingen. Nehmen sie die Berührung am Rüssel, am Ohr überhaupt wahr? So dick scheint ihre Haut. Die Zeit verfliegt, schnell sind insgesamt zwölf Futtertaschen in den Rüsseln verschwunden, ein Zubrot. 200 kg Grünzeug vertilgt der Jungbulle am Tag, Madinda braucht mehr, um seine 5,5 t zu halten. Auf dem angrenzenden Holzdeck des zugehörigen Restaurants über dem Sambesi wärmen wir uns an Cappuccini. Dann bringt man uns zurück zu Ive und dem kleinen Minouk!
Der ´Flight of Angels´ mit dem Helikopter führt über den Sambesi und seine Insellandschaft, entlang der 1,7 km langen Abbruchkante der Viktoria Fälle. Rapide und steil hinab in die teils mehr als 100 m tiefer gelegene Schlucht, in Schräglagen durch die engen Biegungen des sog. Batoka Gorge. Woooow! Wie Achterbahn – nur schöner! Steilflug bergauf. Die Rotoren donnern und knattern. Die Felswände werfen den Schall zurück. Plötzlich oben, wir schweben über die Ebene, eine Elefantenherde, Impalas, Hippos
Schutzengel begleiteten uns und Grant, den Piloten, der mit seinem Engel spielt. Mosi oa-Tunya, Rauch, der donnert, nennen die Einheimischen die Viktoria Fälle. So recht donnerte außer dem Heli kaum etwas. Zu trocken ist es, wenig Wasser stürzt über die Kante hinab in die Sambesischlucht. In guten Jahren, vor allem in der Regenzeit, steigt die Gischt des fallenden Wassers bis zu 300 m aufwärts, ist 30 km entfernt noch sichtbar und bildet ein Regenwaldkleinklima. Ungeachtet der Trockenheit ist es grandios, phantastisch, spektakulär, die Natur aus und mit dem Hubschrauber zu erleben! Zurecht ein Stück Weltnaturerbe. David Livingstone war der erste Weiße, der die Fälle zu Gesicht bekam und die Afrikaner hier am Sambesi sahen damals ihren ersten weißen Mann. Livingstone, ein historischer Ort, ein Muss!

(Anmerkungen:
> Hunde als Reisebegleiter
sind in der Waterfront Lodge nicht willkommen. Royal Sichango Village, ehemals Bushfront Camp, bietet mit Darius sogar Hundesitten an.
>  Wir freuen uns, dass bei der Elephant Interaction nicht nur An- und Abfahrtservice zum Ort, sondern auch ein Fotograf im Preis enthalten ist. So können wir uns vollkommen auf die Tiere konzentrieren.
>  Beide von uns ausgewählten Programme waren gut strukturiert, professionell gehandelt und ihren Preis wert! Kurz: Woooow!
> Gerhard Reuther schreibt auf dem 1WeltKreis-Blog wieder kurz über uns.)

16.07. – 20.07.2024 Bananen! Die Frucht, botanisch eine Beere, ist ein Finger einer Hand, meist mit 10-20 anderen vergesellschaftet. Bis zu 20 dieser Hände kann ein Büschel, der Fruchtstand, ausmachen. Die Beere enthält zahlreiche Samen, die, je näher am Wildtyp, größer und härter sind. Der Pro-Kopf-Konsum der sog. Dessertbanane beträgt in D rund 11 kg pro Jahr. Importiert wird nahezu ausschließlich aus Südamerika.
Bananen aus Sambia landen nicht
auf deutschen Märkten. Auf dem Gelände des Riverside Farm Instituts wachsen 130.000 Bananenpflanzen für den regionalen Markt, ferner Getreide, Zitrusfrüchte, Avocado und Gartenprodukte. Wir parken direkt am Hofladen, kaufen Bananenseife, Brot und Muffins. Bananen sind aus. Die Reife ist ob des langen, kalten Winters verzögert. Riverside ist Agrarerzeugung, Mühle, Bäckerei, Hofladen, überregionale Klinik, Kurstätte, Bildungseinrichtung (bis zur 12. Klasse) mit Schulgärten und Schneiderschule. Zusammengehalten und geprägt wird die in den 1970ern gegründete, damals kleine Farm, heute Kleinstadt am Kafue-Fluss von der Kirche der Adventisten und dem Generalmanagerehepaar Craig und Alicia. Über Religion(en) mit ihren Lehren und Dogmen möchte ich mich nicht auslassen. Dazu fehlt u. a. Wissen. Doch was wir sehen ist eine paradiesische Anlage, eine Art Garten Eden; Menschen, die in Struktur, Lehre und Lohn leben, mutmaßlich Heimat besitzen. Und so erscheint das Riverside Motto ´Serving The Needs Of Humanity´ nicht als bloße Theorie, sondern gelebte Realität. In der Kirche liegt, aufgeschlagen auf dem Klavier, der Gospelsong ´Go, Tell It on the Mountain´. Inspiration, eine Gospel-CD von Jackson als Dank für den Aufenthalt zurück zulassen.
Der Hausberg, den wir erklimmen, erlaubt insbesondere im Sonnenuntergang eine wunderbare, stimmungsvolle Sicht über den Fluss und die Plantage. Musik schallt zu uns hinauf!
Die Anreise zum Karibasee wird durch die erste Polizeikontrolle in Sambia verzögert. Wind und Fahrzeuge legen dichte Staubwolken übers Land. Schlechte Sicht. Schlechte Stimmung? Wir empfinden sie um uns herum als neutral bis unfreundlich. Es dämmert. Erst beim dritten Anlauf findet sich ein eher schlechter Nachtplatz. Tags drauf parken wir Ive am, mit Gras, blühenden Büschen und Bäumen bewachsenen Strand in der Natur nahe Sinazongwe, am 280 km langen Stausee, weltweit einer der größten. Hauptsächlich gespeist wird er vom Sambesi. Am gegenüberliegenden Ufer liegt Simbabwe. Doch dazu später. Und zum Problemkreis Wasserkraft und Gefährdung von Mensch, Tier sowie Umwelt schreibt Wiki. Immer mal wieder kommen Besucher, heißen uns willkommen. Der Besitzer des Strandplatzes möchte pro Nacht zwei EUR, gerne zahlen wir. Unbezahlbar ist die Stimmung mit Vollmond, Lagerfeuer und die Kommunikation der Flusspferde, die abends zum grasen an den Strand kommen.
Mal wieder haben wir enorme Internetprobleme. Geht, geht nicht, geht nicht… Weltweite Auswirkungen statt www? Afrikanische Normalität? Keine Ahnung. Der Mensch ist nicht frei geboren, sondern zur Freiheit berufen. Denn der Begriff Freiheit ist Selbstbestimmung. Moriz Carrièr. Wieviel davon hat die Menschheit bereits preisgegeben? Schwerfällige Gedanken während eine Schwalbe dank rundum offener Fenster mit Leichtigkeit Flugübungen durch Ives Wohnkabine vollführt.

10.07. – 15.07.2024 Nationalparkbesuche mit Hund sind also auch in Sambia schwerlich möglich. Ergo müssen Alternativen her, wie Ferien auf dem Bauernhof. Über die M20, Old Mumbwa Road, gelangen wir zur Fringilla Farm. 1974 von der Familie Woodlay gegründet, ist das Anwesen heute zudem Lernbauernhof, Metzgerei, Restaurant, Lodge, Camp, Eventlocation und mehr, u. a. hundefreundlich! Gleich nach Ankunft besuchen wir die Metzgerei, erstehen ein 5er Pack Boerewors, bis heute unverändert nach altem Familienrezept von Hand produziert, zwei slow aged T-Bone-Steaks und ein großes Bündel Koreander, zusammen knappe 10 EUR!
Der Hinterausgang der Anlage f
ührt in die Natur. Nein, nicht große Tiererlebnisse werden uns hier geboten, doch die große Marabu-Kolonie beeindruckt. Ansonsten bestreifen wir die große Hofanlage, genießen für drei Tage stressfreies und nahezu internetloses Dasein, dazu Cappuccini mit hofeigenem Shortbread. Schieflage bekommt das insgesamt recht gute Preis-Leistungs-Verhältnis durch unverschämt teuren Wäscheservice!
Im Fringilla-Restaurant lernt Minouk Gerald und Debbie kennen, die ihn und uns zu sich ins nahe Chisamba einladen. Das trifft sich gut, dort gibt es einen Veterinärservice, wo Minouk seine Impfauffrischung erhalten soll. Aufgrund beruflicher Tätigkeit bei Maranatha, einer gemeinnützigen Organisation, die dringend notwendige Gebäude weltweit nach dem selben Baumuster mit Hilfe Freiwilliger baut, sind Debbie und Gerald weit gereist und gute Afrikakenner. Viel wird erzählt, schnell verfliegt die Zeit am Lagerfeuer im schönen Garten. Nach fürstlichem Frühstück, auch für die drei Hunde, beschenkt mit sambischem Kaffee und zahlreichen Tipps ziehen wir weiter. Leider ist der erforderliche Impfstoff im Vet-Service nicht verfügbar. Wir erhalten den Tipp, in die Hauptstadt zu den Show Grounds mit angeschlossener Veterinary Clinic zu fahren. Die Adresse entpuppt sich als professionell, mit freundlichem Personal und preiswert. Die wenigen Hunde, die neue Besitzer suchen, leben solange in gescheiten Käfigen. Großstadt heißt auch wieder mal Großeinkauf. Zwischenzeitlich dämmert es. Zum freien übernachten sagt uns das Umfeld wenig zu, so steuern wir am südlichen Stadtrand von Lusaka das Camp Eureka an, das sich als ausgesprochen nett erweist.

05.07. – 09.07.2024 Wir recherchieren, dass der abseits an der angolanischen Grenze gelegene Liuwa Naturpark, zurückzuführen auf den Barotsekönig Lewanika I., meist mit dem Buschflieger bzw. ab und an mit Geländewagen in mehreren Tagen erreicht wird. Und nicht, wie unser Versuch, von Süden aus. Doch auch mit diesem Wissen tun uns die 90 km durchs Barotseland, ehemaliges Gebiet des Königreichs der Lozi, hin und retour nicht leid. Floodplains wie Dörfer entlang der Piste sind erfahrenswert. Wir erleben wieder Afrika: lächeln, grüßen, winken, Musik; schöne Hütten inmitten gepflegter, oft üppig blühender Dorfanger; Frauen tragen bunte Kleidung, Lasten auf dem Kopf und Kinder am Körper; Autos sind oft älter sowie überladen und Zäune selten. Tropische Vegetation beschert Obst und Gemüse, der Sambesi Fisch, zudem gibt es Viehzucht. Betteln um Nahrung erscheint überflüssig, wäre nicht das weitgehende Ausbleiben der letzten Regenzeit gewesen, das die Ernte mager ausfallen ließ. Wir füllen unsere leeren Vorratskisten am Straßenrand sowie im Supermarkt in Mongu, zahlen mit Kreditkarte, wie fast immer bisher in afrikanischen Läden. An den Tankstellen heißt es zunächst no Diesel, nach drei Anläufen ist auch Ive gefüttert. Statt, wie geplant, die Residenz in Lealui südöstlich des Liuwa-Plain Naturparks anzuschauen, besichtigen wir den Königspalast in Limulunga, hier: 15.12993º S, 23.14421º E. Ein Besuch ohne Voranmeldung und folglich ohne Audienz und Besichtigung der Innenräume ist kaum interessant. Wenig beeindruckt mich die Information, dass die sieben Frauen des derzeitigen Königs ihre eigene Zugangsstraße zum Palast haben. Von besonderem Reiz wäre wohl der traditionelle, farbenprächtige Umzug, die Kuomboka, bei der der König von der höher gelegenen Residenz in Limulunga über den Fluss in die niedrigere nach Lealui transportiert wird. Dafür sind wir zur falschen Jahreszeit am Ort!
Auf der Suche nach einem geeigneten Nachtplatz lernen wir Inonge kennen. Ihrer Familie gehört das baumbewachsene, schöne große Grundstück südlich des Ortes. Gerne lässt sie uns das Nachtlager aufschlagen; lädt ein in ihr traditionel house, erzählt von der großen Familie, zeigt das Grab ihrer Eltern auf dem Anwesen. Ihr Bruder und zwei ihrer Enkel kommen, heißen uns Willkommen, doch bald überlässt man uns Reisende der Stille des Abend(b)rotes.
Optimistisch fahren wir gen Osten zum Kafue Nationalpark, größtem und ältesten Sambias. Von den 270 km schaffen wir 210 auf teils geteerter Straße, teils extrem löchriger Piste. Es dämmert und an einer Schule, teils umfunktioniert zur landwirtschaftlichen Lagerhalle für Mais an der M9, erlaubt man uns, die Nacht zu verbringen. Die restlichen 60 km fordern fünf Stunden Zeit, incl. kurzem Einkaufsstopp und Teepause. An den Gates zum Kafue NP entlang der M9 moniert man Minouks Existenz nicht. Nun, Transit ging ja auch in Namibia. Schilder weisen auf die Verbote im Park hin, u. a. wild campen und Hunde. Wir fahren die Mayukuyuku Campsite an. Die Nacht würde ca. 200 US$ kosten, für einen zweistündigen Gamedrive kämen erneut 90 US$ hinzu. Hund? Erfragen wir erst gar nicht. Bereits in Namibia lernten wir Glamping kennen, eine Kombination aus Glamour und Camping. Nicht unser Ding, wir bevorzugen Bush Camp. Das finden wir auf Roy´s Camp Site am Ufer des Kafue River, wo man Minouk willkommen heißt und der Preis gut 10 % vom Glamourcamp beträgt. Einfach, doch funktionell und nett ist die im Aufbau befindliche Anlage. Gamedrive werden leider nicht angeboten. Wir sind noch keine Stunde am Platz, als das Konzert der Flusspferde am Flussufer entlang einsetzt. Schnaufen, grunzen, brüllen, wie Musikanten, die sich an der Tuba üben. Wir machen ca. 15 Tiere am gegenüber liegenden Ufer aus. Zur Dämmerung steigen die Kolosse ins Nass, kreuzen den Fluss, kommunizieren lautstark, verharren kaum 50 m von uns entfernt. Ärgert sie die Anwesenheit von Touristen an ihren Aufstiegen zu den Fressplätzen? Wohl kaum, sie fordern kein Revier ein, sondern ziehen weiter. Minouk bleibt ruhig, wir passen uns ihm an und essen untermalt vom Dschungelkonzert draußen zu Abend. Anderentags erspähen wir Impalas, Meerkatzen, Paviane und ein kleines Krokodil am Platz um uns herum!
Spät abends, wegen der Kälte haben wir uns nach innen verzogen und lesen, scheppert es draußen gewaltig. Innenbeleuchtung aus, Außenbeleuchtung an. Ich öffne das Fenster an meiner Seite, woher der Lärm kommt und sehe mich Auge in Auge einem Elefanten gegenüber. Wow! Er hat den Inhalt unserer Mülltonne inspiziert und trollt nun, direkt an Ive vorbei, gemächlich von dannen. Busch, Fluss, Genuss!
Und Schluss! Die Grünen entdecken Minouk. Hunde im NP sind verboten, auch wenn der Campmanager uns aufnahm. Die Grünen sind etwa so kompromissbereit wie Knöllchenschreiber. Nichts mit willkommen, Aufbruch. Jürgen füllt noch die Wassertanks, ich wische Ive durch, das stand für heute auf dem Programm, und dann sind wir unterwegs Richtung Lusaka, Sambias Hauptstadt. Entlang der Piste M20 findet sich ein schöner Platz zur Nacht. Der Dorfchef erlaubt die Übernachtung, kostet zwei Büchsen Bier. Den Nationalpark haben wir hinter uns gelassen.

30.06. – 04.07.2024 Wir stehen vor den Toren Nordrhodesiens, Nachbarland Südrhodesiens, dem Land meiner, Minouks, Vorvorväter. Heute heißen die Staaten Sambia und Simbabwe. Die Einreise ist nicht leicht. Ausreise Namibia ganz ok, nur Straßenmaut nachzahlen, meine Leute sind wohl für den bei der Einreise geleisteten Abschlag zu viel gefahren. Sie zetern was von Kartenlesegerät offline, Zahlung nur in N$ möglich, die gaben sie natürlich in Namibia aus. Ergo zurück in die Stadt zum ATM. Retour zur Grenze und fix ausgereist. Anschließend sambische Kwacha tauschen. Stress. Ich bell die Geldwechsler, die sich laut gestikulierend mit ihren stinkigen dicken Geldbündeln in Händen an Ives Rückspiegel hängen, mal kräftig an. Ohhh, jetzt sind sie alle weg! Bin ich schuld? Gibt es jetzt Ärger? Vorsichtig trauen sie sich wieder näher. Euro bieten sie nur zum sehr schlechten Wechselkurs. Gerne tauschen sie US$, haben wir, puhh! Weiter. Visumfreie Einreise Mensch fix, Einreise Hund, also ich, noch fixer, niemand will irgendwas sehen oder diskutieren, Einreise Ive nix mit fix: Zunächt hetzen meine Herrschaften zu Interpol, dann zum Zoll, letztlich zur Zahlstelle: Bürogebühren fürs Council, dann CO2 Steuer fürs Environment, beides in Landeswährung zahlen, schlussendlich Straßenmaut in US$; alles zusammen ca. 60 EUR. Mir raucht der Kopf. Doch nun wird noch alles per Hand ins große Buch übertragen. Puhhh, nach 5,5 h aufpassen bin ich, ein echter Rhodesian Ridgeback, in Sambia, ehemals Nordrhodesien. Etwa 60 Kilometer flussaufwärts liegt Kabula  Buschidylle hoffen meine Menschen. Sie wollen nicht wild campen, sie sorgen sich wegen des Wildlife. Wird es wieder öde? Nun ja, meine Ururgroßeltern lebten zumeist im Rudel auf riesigen Farmen, ihre Geschäfte erledigten sie auf den Ländereien und Gassigang hieß jagen. Untrainiert, ohne Jagdkumpels und mit Großstadtmenschen im Schlepptau möchte ich einer Großkatzendame ja auch nicht gegenüber treten. Da ist der beste Löwenjagdhund schnell überfordert. Doch wow, das Camp ist riesig, gastfreundlich gemanagt von Leonie und Piet, direkt am Fluss (hmmm, soll ich nicht hin wegen Krokodilen und Hippos); toll, überall sind Büsche, in den Bäumen zetern Meerkatzen, was am Fuße lebt, muss ich mal näher erkunden. Und direkt neben meiner Hütte zündet ein Schwarzer Feuer an. Tropisches Hartholz spritzt nicht, so brauch´ ich mich ums Fell nicht sorgen, kringel mich um den gemauerten Feuerplatz und träume von der Löwenjagd. Leonie, die Campmanagerin, ist übrigens ganz verliebt in mich und würde mich gerne behalten. Na, schlecht hab´ ich es bei meinen Leuten ja nicht angetroffen. Ich denke, ich flirte ein wenig mit ihr und bleibe daheim. Daheim? Nein, nein, nicht im einstigen Nordrhodesien, bei majue, anders wär blöd. Nun berichtet meine Chefin mehr übers Land.
Sambia: Binnenhochland, entsprechend als kalte Tropen definiert, ca. doppelte Fläche Deutschlands, rund 19 Mio. Einwohner, davon 2,2 Mio. in der Hauptstadt Lusaka. Offizielle Amtssprache, englisch, sprechen kaum 2% der Bewohner. Das HIVirus lässt zur Jahrtausendwende die statistische Lebenserwartung auf 40 Jahre abfallen, das Gros der Waisen lebt(e) bettelnd, ohne Schulbildung und Arbeit; derzeit liegt der Wert wieder bei 64 Jahren. Kindersterblichkeit 5,8 %, Müttersterblichkeit 8,3 Promille. Von sieben bis 14 Jahren besteht Schulpflicht, die Alphabetisierungsrate betrug vor 10 Jahren rund 63%. Vorherrschende Religion mit 96% ist das Christentum, ¾ Protestanten. Gemäß Verfassung Präsidialrepublik im Commonwealth, Unabhängigkeit seit 1964. Trotz Rohstoffen (überweigend Kupfer), tauglichen Bedingungen für Land- und Holzwirtwirtschaft sowie Tourismus eines der weltärmsten Länder, Ende 2020 aufgrund der Covid-Situation formell zahlungsunfähig, Hauptgläubiger China. Im westlichen Grenzgebiet von Angola und der DRKongo liegt das Quellgebiet des Sambesi, dem nach Nil, Kongo und Niger viertlängsten afrikanischen Strom, berühmte Orte sind die Viktoriafälle und Livingstone.
Der Abschied von Kabula fällt schwer. Kommt rein, trinkt noch einen Kaffee mit uns. Leonie streift uns hübsche selbstgemachte Armbänder über. Wie Freunde verabschieden sie uns drei. Erst mittags kommen wir los.
70 km weiter bildet der Sambesi hufeisenförmige
Wasserfälle, die Sioma Falls, von Livingstone für die europäische Landkartenwelt entdeckt. Wir bleiben, entdecken mit Hilfe unseres Führers Josef, staunen.
Weiter, entlang des westlichen Sambesiufers Richtung Lealui, während des Niedrigwassers Sitz des Königs des ehemaligen Barotse Reichs. Irgendwo im Nirgendwo der D319 zeigen sich die Ausläufer der Kalahari, einer Dornstrauchsavanne, ausgerechnet in Sambia von ihrer sandigen Seite. Jürgen lässt Luft aus den Reifen. 130 km weiche Sandpiste liegen vor uns, danach quer zum Strom ca. 50 km durch die sog. Barotse Floodplains. Die Einheimischen raten ab wegen des Sandes. Der Sohn des Königs kommt hinzu. Wir erklären unser Unterfangen und er meint: To Lealui? Take the mainroad! Here you have to cross the river! And very sandy the road, you are heavy! 4×4!? You may try it, perhaps it works!  Er zuckt die Schultern. Und wenn nicht? Wir zögern, haben keinen Bock auf perhaps, zwei Oldies alleine. Der Platz ist gut für die Nacht geeignet, Pasta, Rotwein. Wir schlafen drüber, bleiben bei der Wahl und fahren 90 km retour zur Hauptstraße durch das ehemalige Königreich Barotse. Demnächst mehr davon.

Zurück zur Startseite

Zur allseits beliebten DATENSCHUTZERKLÄRUNG

© majuemin.de

Namibia
05.04.2024 bis 29.06.2024

 

…..hier klicken

14 Gedanken zu „2023 Start > GoSouth 2.0 Südliches Afrika

  1. Liebe Mario, lieber Jürgen, danke für die wunderbar geschriebenen Berichte und die beeindruckenden Bilder. Ich habe mit großem Spaß und Wissensdurst geschmökert.
    Hugo

  2. Ihr Lieben,
    Wieder ein so wunderbarer Bericht über ein Afrika, von dem wir hier kaum etwas hören und sehen können! Und eure beindruckenden Bilder dazu lassen uns intensiv mtreisen! So schön, der Abend in Roy’s Buschcamp.. Wer sind die Grünen?? Partei oder Polizei? Haben zwar recht, aber es war so toll dort! Jetzt habt ihr ja schon einiges an Wildtieren gesehen. Wer hätte gewonnen bei einer Rauferei zwischen Elefant und Ive?? Inonges Haus hat Bambuswände? Offen?
    Wen habt ihr dort ohne 4×4 unterwegs getroffen???
    Sind wie immer gespannt auf die Fortsetzung!
    Herzlichst, Christiane, Alex und Namkha

    1. Lieben Dank für den schönen, ausführlichen Kommentar. Und so viele Fragen! Die Grünen sind in dem Fall die Parkranger 😉 Gewonnen hätte Ive mit doppelt so viel Tonnen. Ja, Inonges Haus hat Bambuswände. Offen? Nun ja, eine Haustür gibt es schon.
      Getroffen? Die Karlsruher Rita und Ronald mit der Weißware??? Oder den Jungen mit selbstgebautem Spielzeug-LKW???
      Herzliche Grüße ins Regenrheinland ;-(

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert