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Südliches Afrika
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Kurze Filme der Reiseroute (23.08.2024)

Die Reiseroute:

Spotlight Simbabwe
Reisezeit: 26.07. – 23.08.2024
Gefahrene km: 2700 Ive, Motorrad Jürgen 45, Marion 45
Nachtplätze: 15, freies campen möglich
Visa-, Einreise- und Mautkosten im Vergleich (südl. Afrika) hoch und teils intransparent.
Instabilität von Strom- und Internetangebot, Threema funktioniert trotz VPN nicht, manchmal bei W-LAN
Alltagswährung: US$, Zahlung mit Kreditkarte (Supermarkt, Tankstelle, Restaurant) meist möglich.
Lebenshaltungskosten: vergleichsweise hoch, je nach Art, Ort, Produkt des Einkaufs (Supermarkt, erzeugernah, Region) stark variierend; Gemüse schmackhafter als daheim, Obst geht so, Fleisch bei ausgewählten Erzeugern von guter Qualität; Kaffee, Bier und Wein hochpreisige Importware, Spirituosen sind hingegen preiswert
Kraftstoffpreise: ca. 1,50 ct./l, im Land ca. 10% schwankend
Wetter: warme bis hochsommerliche Tage, vor allem im Hochland sehr kalte Abende/Nächte; Mücken keine
Verkehrssituation: Linksverkehr, überwiegend entspannt
Tourismus: Abseits von Nationalparks kein Wildlife. Fünf Stätten von Welterberang, Geschichte/Natur. Um den Erhalt/Restaurierung touristischer Orte ist das Volk, sehr bemüht, Staatsmittel zum Erhalt fließen eher weniger. Ein schönes Land.
Fazit: entspannt, afrikanisch bunt; freundliche, aufmerksame, sichtlich arme Bevölkerung.
Für uns das Land in dem Minouk ruht!

Simbabwe 26.07. – 23.08.2024
19.08. –
23.08.2024 Nach Groß Zimbabwe und Khami sind die Ruinen von Dhlodhlo, auch Danangombe genannt, die jüngsten in Simbabwe. Der Weg dorthin ist gute Piste, die Landschaft wunderschön. Immer wieder erheben sich Kegel, Kuppeln, skurrile Felsformationen aus der Hochebene. Gigantische Kakteenbäume ragen leuchtend grün in die Landschaft. Die Ruinenanlage finden wir in verwahrlostem Zustand vor. Schief hängt das Eintrittstor in den Angeln. Eintritt verlangt niemand mehr. Das Museum, bereits selbst Ruine. Schade, das Areal ist groß, wunderbar auf einem Hügel im Matabeleland gelegen.
Die Piste zu den südlich gelegenen Ruinen von Regina aus derselben Ära, auch bekannt als Zinjanja Ruins, ist übel. Die letzten 300 Meter weist ein Einheimischer den Weg entlang von breiten Viehpfaden, Hütten und Gärten. Die nahen Minen, wie die Lithiumgrube, sind deutlich besser ausgeschildert als das historische Erbe. In naher Zukunft wird die Natur über die Ruine siegen. Kulturelles Erbe zu erhalten bedarf Gelder, die wohl eher in andere Richtungen fließen. Auch die 50 km zur Hauptstraße führen durch unwegsames Gelände. Ab und an blitzt das stahlblaue Wasser des Mayfaire Dams auf. Ansonsten ist das Land bestimmt von Minen, Viehzucht, Gartenbau. Die Menschen leben in einfachen Verhältnissen, fahren die Holperwege mit Viehkarren, PKW und kleinen LKW tagtäglich. Sie rufen, winken, freuen sich, oftmals überrascht, uns hier anzutreffen. Ja, wir wundern uns auch. Was machen wir eigentlich hier?
Westlich von Bulawayo parken wir abseits an einem Bottle Store. Zwei Flaschen Bier, dann heißt es You are welcome! Wir bleiben zur Nacht. Tags drauf bittet die junge Frau die leeren Flaschen zurück und um einen Dollar. Ok, eine Leere und einen Dollar haben wir.
Apropos Bier: Supermärkt
e bieten Nyathi an, ein sehr preiswertes Sorghum Beer. Sorghum, eine Hirseart als Braugrundlage, verleiht dem leicht alkoholischen Gebräu eine breiige, leicht zähflüssige Konsistenz. Gesund soll es sein, glutenfrei. Pur? Nee. Vermischt mit Hopfen, Gerste und Malz, Ginger Ale oder dergleichen ist es ok – finde ich. Jürgen verweigert nach einem Schluck. Die fast schwarzen Mopane-Raupen, die im südlichen Afrika gegrillt im Supermarkt an den großen Food-Abteilungen zu finden sind und als Delikatesse gelten, probiert er erst gar nicht. Ich versuche, schiebe ausbleibenden Delikatessengeschmack auf schlechte Zubereitung. Oder: Geschmäcker sind halt verschieden. Minouk freute sich über den „Rest“.
Der Weg zur botsuanischen Grenzstadt bei Plumtree ist meist gute Piste. Erneut zieht wunderbare Landschaft an uns vorbei, doch vor allem begeistern die gepflegten, teils farbigen, entzückenden Wohnstätten der Großfamilien. Ein Haus besteht nicht aus mehreren Zimmern, sondern aus einer Reihe gemauerter Rundhütten, Rechteckbauten, einer Latrine und Viehverschlägen, drumherum mehr oder minder Garten.
Wir wollen, können uns schwerlich von Simbabwe verabschieden. Noch gelten die Visa. Noch 27 km… Stopp, bei Tegwani. Beim Rundumblick erspähen wir niemanden am ausgewählten Stellplatz. Doch die Dorfhonoratioren bemerken Ive und kommen abends, sich zu erkundigen. Ah, Reisende. Aus Deutschland. Gut, gerne könnt ihr bleiben. Hier seid ihr sicher. Simbabwe ist ein sicheres Land. Ja, mit freundlichen Menschen, so ergänzen wir. Letzter Abend. Wir trinken den vollmundigen, dunkelroten Ridgeback Wein zum Abendessen, betrachten fasziniert den Himmel, der nicht nur die Milchstraße präsentiert, sondern sich voller Sternenwolken zeigt. 23.08., wir verlassen das Land, alleine, ohne Minouk!

13.08. – 18.08.2024 Wie Zombies geistern wir herum. Räumen um, verschenken, entsorgen. Kopfkino. Was wäre gewesen wenn; wenn nicht? Es tröstet, dass wir Minouks knapp 11,5 Jahren Leben geben konnten. Meist leinenlos, Sträucher ausbuddelnd und Gott sei Dank nur Mäuse, Ratten und Eidechsen ausgrabend. Manchmal durfte er jagen. Schließlich war der schöne, stolze Minouk ja ein Jagdhund! Die Abfahrt ohne ihn von Groß Simbabwe, Platz Nr. 229 seit dem Aufbruch 2023 in Kohlscheid, fällt schwer. Reinhold erzählte uns von Musangano. Eine Oase der Ruhe, inmitten von wunderschöner Landschaft der Eastern Highlands, Himalaya genannt, an der Grenze zu Mosambik. In uns gekehrt, möchten wir uns gerne von der Ruhe einer Lodge umgeben lassen. Nur schwer können wir uns mit den Einheimischen auseinander setzen, die jetzt, ohne Minouk, deutlich ungehemmter auf uns einstürmen. Erneut wählen wir kleine Straßen und Pisten, tauchen ein in die abgelegenen Ecken Simbabwes. An der Musangano-Rezeption erwähnen wir, dass unser Hund am Sonntag verstarb und wir evtl. etwas abweisend, vielleicht unhöflich wirken. Oh, how sad. I understand your pain, my dog died on Monday. Mit Tränen in den Augen berichtet Leonard Bwanya, General Manager, vom Tod seines deutschen Schäferhundes.
Drei Wanderwege zeichnet die Camp-Umgebung aus. Weitere sind nur mit Führer gehbar. Drei Wege, drei Tage, passt perfekt! Der erste ist kurz und flach, ok, also zweimal laufen; der zweite lang und durchschnittlich 10% steil, der dritte nicht ganz so lang, dafür mit Kletterpassagen. Die Herausforderung tut gut, macht müde. Die erste Nacht auf der Campsite sind wir allein, dann kommt eine Jugendgruppe mit Betreuern. Arbeitskreise, Gruppenarbeit, singen, lachen, essen, tanzen. Auch die Leviten werden anscheinend gelesen. Am letzten Abend zaubert die kraftvolle Stimme einer jungen Frau, dezent instrumental begleitet, Gänsehautgefühl in die sternenklare afrikanische Nacht. Am Lagerfeuer lauschen wir gebannt ihrem Gospelgesang.
In einer Woche enden die Simbabwevisa. Aufbruch, gen Westen, Ziel: Botsuana, rund 800 km, teils üble Wellblechpiste. Die erste Nacht verbringen wir nach knapp 400 km abseits der Naturstraße Kwekwe-Mvuma. Die gebirgige Landschaft der Highlands weicht der Savanne der Midlands. Das National Mining Museum in Kwekwe ist das Eintrittsgeld nicht wert (10 US$/Person). Wir umrunden die kleine Anlage von außen, machen Kaffeepause, gehen einkaufen und fahren weiter. Bei Willoughby, südlich von Gweru, finden wir nach 150 km einen schönen Nachtplatz in der Savanne. Immer wieder Hallo, how are you? Ja, wie geht es uns? Versuche, Minouks Leben und nicht seinen Tod zu erinnern, gelingen zunehmend besser.

09.08. – 12.08.2024 Wir sollten ihm eine Chance geben, meint Dr. Pride Nyambiya von der Pro-Vetmed-Surgery, als er Minouk untersucht und eine hochgradige Infektion als Nebenwirkung der Impfung vom 15.07. diagnostiziert und versucht zu therapieren. Hoffnung, Angst, Verzweiflung, bohrende Fragen. Was wäre gewesen wenn? Warum? Käme er doch nur noch ein Mal schwanzwedelnd auf uns zu! Trauer …
Lang und doch auch sehr kurz ist Minouks Sterb
en. Am 11.08.2024 um 10:00 Uhr verlässt uns unser Rhodesian Ridgeback in Rhodesien, im Land seiner Urahnen und tritt seine letzte Reise an. Minouk darf in der Anlage Great Simbabwe ruhen, unter Bäumen mit singenden Vögeln, in der warmen, roten Erde Afrikas, S 20.2643, E 30.9247. Herzlichen Dank dem Management und der Crew dafür sowie für die einfühlsame Unterstützung im Rahmen der Beerdigung.
Eva und Harry aus Harare, zufällig während des Wochenendes und des Feiertags auf dem Camp, begleiten uns warmherzig. Selber Hundebesitzer, können sie unser Elend bestens nachvollziehen. Sie erleben Minouks letzte Stunde und lassen sich seine Grabstelle zeigen. Sie sind öfters in der Gegend und versprechen, diese auch weiterhin immer mal wieder aufzusuchen.
Wir sind überwältigt von der Anteilnahme, die Minouks Tod auslöst. Herzlichen Dank euch allen für diesen Trost. Nun müssen wir schauen, wie wir den weiteren Weg ohne unseren Kumpel gehen, müssen wieder lernen, auf uns selber Acht zu geben. Wie nötig, machen uns die Meerkatzen beim ersten Frühstück ohne Minouk deutlich, als sie unseren Brotkorb plündern.

05.08. – 09.08.2024 Die Ruinen von Groß Simbabwe wären vom Camp fußläufig erreichbar, ca. 1,3 km. Aber hin und zurück, dann teils kletternd durch die Anlage, undenkbar für Minouk. Doch deutlich mehr als zwei Stunden wollen wir ihn im Moment auch nicht allein lassen, so kommen die Mopeds von der Bühne. Jürgen entstaubt, richtet und repariert das eine oder andere. Und: Es regnet! Seit Monaten, in der Trockenzeit. Wir sind halt diiieee Regengötter. Doch bereits mittags endet das Nieselgrau, rauf auf die Bikes und zum Ruinenkomplex. Die Anlage ist die größte und birgt eine der ältesten vorkolonialen Steinbauten Afrikas südlich der Sahara. Je nach Übersetzung bedeutet Groß Simbabwe entweder Große Steinhäuser oder Geehrte Häuser. Jedoch trugen die Bauwerke nie Dächer, sondern stellten Umfriedungen und Wallmauern dar, in deren Innerem sich die Wohnbauten befanden. Der Bau der steinernen Monumente, profan Trockensteinmauern, begann im 11. Jhdt. und ließ die Stadt nach und nach auf etwa 20Tausend Bewohner anwachsen. Mitte des 15. Jhdt endete die Blütezeit des Königreichs, das bis an den indischen Ozean reichte und durch Viehzucht, Gold und Handel mit fernen Ländern Reichtum erlangte. Der sog. Simbabwe-Vogel, mehrfach in der Ruinenstadt gefunden und auf die Shona-Religion hinweisend, legt nahe, dass die Stadt auch spirituelle Bedeutung besaß. Archäologische Erkenntnisse und aktuelle Politik akzeptieren heutzutage, dass die Erbauer und Bewohner überwiegend den Shona, einer der ältesten Kulturen Afrikas, angehörten. Ein Umstand, den Missionare und Kolonialisten über Jahrhunderte durch Raub und Zerstörung zu verschleiern versuchten. Bis heute betrachtet sich der Großteil der Simbabwer diesem Stamm zugehörig und sie sind stolz auf das historische Erbe. 1937 wurde die Ruinenstadt als nationales Monument deklariert, 1980 wurde Groß Simbabwe Namensgeber für den heutigen Staat, seit 1986 besitzt es UNESCO Welterbe-Status.
D
a die Betas nun schon mal frei sind, liegt ein weiterer Ausflug nahe. So touren wir tags drauf entlang des Mutirikwi Sees, betrachten Bushman – Zeichnungen, den Staudamm und nicht zuletzt die wunderbare Natur.
Durch Zufall lernen wir
im Camprestaurant Reinhold Hemker kennen. Und das Beste: Er besitzt zufällig Kontakt zu einem Tierarzt aus dem nahen Masvingo. Gott sei Dank, denn uns gelang es bislang nicht, einen Veterinär auszumachen und Minouk ist weiterhin nicht gut drauf. Schmerztabletten helfen wenig bei der Bewegung, die Augen sind trotz unserer Behandlung unverändert rot, trüb, glasig. Ist/wird er blind? Infektionen? Schlaganfälle? Leider ist der Arzt im Land unterwegs und wir müssen uns bis Freitag gedulden.
Der gezwungenermaßen lange Aufenthalt auf dem rege besuchten Camp bringt viele Kontaktmöglichkeiten mit sich. So treffen wir auch Rosemarie und Detlef, Rentner aus dem Raum Darmstadt. Im Fridolin sind sie seit 16 Jahren unterwegs, zweimal um die Welt nach dem Motto Links eröm un rächs eröm, auf ´Nackten Füßen´ (Bläck Fööss) meist nicht.
Heute, Freitag, ist ein besonders schlechter Tag. Wir heben und tragen Minouk gemeinsam ins Auto und wieder raus, sehr traurig und besorgt. Telefonate hin und her, eine Adresse des Tierarztes ist bis heute nicht zu bekommen!? In Masvingo fragen wir uns durch Apotheken und Veterinärläden, bis wir endlich spät nachmittags vor einer Pro-Vetmed-Surgery stehen. Nicht der Tierarzt, den wir suchen, aber das ist uns völlig egal. Wir haben nur noch Angst, unseren treuen Freund zu verlieren. Ja, ein Veterinär ist da. Wait. Warten, wie üblich in Afrika.

30.07. – 04.08.2024 Bulawayo, nach der Hauptstadt Harare zweitgrößte Stadt Simbabwes. Für afrikanische Verhältnisse ansehnlich, grün, lebendig sowieso. Märkte, Bepflanzungen vor allem Bauten aus der Kolonialzeit tragen entscheidend dazu bei. Über ein Stück Landesgeschichte informiert das Eisenbahnmuseum und wartet mit überraschend vielen, teils gut restaurierten bzw. gepflegten Exponaten auf. U. a. mit dem Wagen von Cecil Rhodes, der Ende des 19. Jhdt. das Ndebeleland erwarb. Nach ihm benannt, entstand im südlichen afrikanischen Binnenland die britische Kolonie Rhodesien, 1911 in Nordrhodesien (heute Sambia) und Südrhodesien (heute Simbabwe) geteilt. Rhodes gründete Bulawayo, das nicht zuletzt als Eisenbahnknotenpunkt zur wirtschaftlichen Entwicklung Rhodesiens beitrug. Nach dem Museumsbesuch (mehr Fotos nebst Infos auf Jürgens Seite) verlassen wir die Stadt in den nahen Matobo Nationalpark. Eintritt incl. drei Camp-Übernachten für 117 US$, das ist fair. Minouk unterschlagen wir hier mal, da es sich eher um einen Landschafts- als einen Tierpark handelt! Die letzten Tage macht der Hund uns traurig und besorgt. Hat er einen Altersschub? Ist er krank? Er atmet schwer, ist schwach. Braucht neben seiner Treppe unser beider Hilfe, um Führerhaus und Wohnkabine zu erklimmen. Lust auf lange Spaziergänge fehlt. Gott sei Dank bleibt er interessiert und aufmerksam, nimmt Wasser und Nahrung zu sich, letzteres weniger als gewohnt. Rote Augen, Schniefnase, ab und an leicht blutig.? Im Nationalpark, UNESCO Welterbe, muss die wunderbare Natur nebst interessanter Geschichte eh erfahren werden, wie weit verbreitete Höhlenmalereien, Aussichtspunkte, Gedenkstätten incl. Gräber historischer Prominenz. Bei den kurzen Ausflügen zum World´s View, Shangani Memorial mit Grab- und Gedenkstätten, u. a. Cecil Rhodes liegt hier begraben, sowie zu den beeindruckenden Felszeichnungen im White Rhino Shelter bleibt Minouk ohnehin im LKW. Viele Touristen unterschiedlicher Kontinente sind unterwegs, mit Reisebussen, Safariwagen, auch zwei Selbstfahrerpaare aus Deutschland darunter. Die kurzen Plausche tun gut, reichen jedoch nicht, um die sich leerenden Batterien der Sozialkontakte aufzuladen. Umgeben von beeindruckender Parklandschaft, Mehrkatzen und Pavianen legen wir noch einen Ruhetag auf dem Camp am Maleme Dam ein. Spektakulär sind auch die Felsen auf dem weiteren Weg, die die Phantasie beflügeln. Kirchen, Menschen, Tiere … Skulpturen, die die Physik anscheinend ad absurdum führen. Die Entscheidung, entlang kleinster, zeitraubender Straßen und Pisten zu fahren, lässt uns weniger vom Land sehen, und doch sehen wir viel mehr, unterwegs in die Ruinenstadt Groß Simbabwe. Erster Nachtstopp bei Filabusi, zweiter an der Valley Mine Zimasco östlich von Guinea Fowl; ca. 450 km. Leider existiert das Camp an der Rufaro Mission südlich von Felixburg nicht mehr. So kommen weitere 230 km durch Busch und Savanne hinzu, bevor wir Groß Simbabwe erreichen. Größtes kulturelles Highlight Afrikas nach den Pyramiden in Ägypten, demnächst mehr.

26.07. – 29.07.2024 Ausreise aus Sambia: Ruckzuckraus. Einreise nach Simbabwe beschert neue Grenzerfahrungen. Erstmals auf Reisen wird unsere internationale KFZ-Versicherung nicht anerkannt, und erstmals in Afrika muss Minouk für Ein- und Durchreise zahlen. ´Welcome home´ kostet den Rhodesien Ridgeback 50 US$ (mehr zur Grenzpassage wie gewohnt https://majuemin.de/reiseregularien/). Zähneknirschend zahlen. Zum Supermarkt, wieder zahlen. Einen Nachtplatz suchen, den wir an einer Containersiedlung südlich von Victoria Falls finden. Nicht zahlen, Gastfreundschaft. Über intransparente und für Ausländer extrem hohe Mautkosten stolpern wir tags drauf (bei Interesse s. o. Reiseregularien), und stundenlange Diskussion lässt die Tour zu den Khami Welterbestätten bei Bulawayo bereits hinter der Mautstation irgendwo im Nirgendwo enden.
Simbabwe , dessen Inflation so hoch ist, dass man kurzerhand 2024 erneut den US$ als Währung deklariert, braucht jeden Cent. Euro und Rand sind als akzeptierte Währungen aktuell out. 1980 erlangte Südrhodesien/Rhodesien/Simbabwe-Rhodesien, heute Simbabwe, die Unabhängigkeit von der 15jährigen weißen Minderheitsregierung unter Ian Smith, die von der Krone wegen mangelhafter Berücksichtigung Schwarzer nie anerkannt wurde. Die Regierung Robert Mugabes überzeugte zunächst mit fortschrittlichen Entwicklungen. Etwa 2000 begann der Niedergang. Ca. 90 % der Farmen wurden einer Umverteilung unterworfen: die (weißen) Besitzer enteignet, vertrieben, getötet und Schwarze als Kleinbauern eingesetzt. Diese Landreform machte mit der Zeit aus der Kornkammer Afrikas einen Nahrungsmittelimporteur. Zunehmend blieb Tourismus aus. Das UNESCO Erbe der Viktoriafälle wird bis heute überwiegend statt von Victoria Falls, von Livingstone in Sambia aus besucht. So ist das Mugaberegime ein Beispiel für die Zerstörung eines funktionierenden Staates durch zunehmend egozentrische, selbstgefällige und diktatorische Politik. 2017 wurde der ehemalige Guerillakämpfer entmachtet. Doch Wiederaufbau braucht mehr Energie als Niedergang. Armut scheint allgegenwärtig.
Der Staat so groß wie D und B zusammen. Ist es verwunderlich, dass sich die 15 Mio. Einwohner bei 16 gleichberechtigten Amtssprachen schlecht verstehen? Mehr als 90% sind Christen, 1 % Muslime, traditionelle Religionen bestimmen den Rest. HIV/Aids drückt die Lebenserwartung auf ca. 60 Jahre, die Sterblichkeit der unter 5jährigen beträgt ca. 5,6 %. Die Rechte der Kinder sind in der Verfassung verankert: Recht auf Bildung, Gesundheit, Wasser, Nahrung und Identität. Theoretisch. Der Prozentanteil von Kindern, die die erforderliche Mindestnahrung erhalten, sank von 6.9% im Jahr 2019 auf 2.1% in 2020. Speziell der COVID-19-Pandemie-Lockdown, der den Zugang zu Milch, Brot u. a. Nahrungsmitteln minderte, verschlechterte den Anteil. Insbesondere in ländlichen Gebieten bedeutet Geldmangel häufig keine Anmeldung/Registrierung Lebendgeborener; so bleiben geschätzt mehrere Hundert Menschen ohne Identität!
Nach soviel Theorie folgt uns auf die Straße. Die Autobahn ist teuer und grauselig. Wohin geht das Geld? In die Ausbesserung zahlreicher, teils tiefer Schlaglöcher nicht. Kinder und Jugendliche schütten sie ab und an mit Dreck zu, erbetteln Geld für den unsinnigen Dienst. Ausgefranste Seitenränder machen aus dem ohnehin schmalen Asphaltband eine kaum mehr einspurige Bahn. Gegenverkehr sind u. a. breite, siebenachsige Kohlentransporter. Einer liegt im Straßengraben. Helfer? Diejenigen, die drumherum wohnen bzw. am Geschehen Beteiligte! Dreck und Staub, grau, rot, schwarz. Schlechte Sicht. Kohlebergbau. Runter von der Autobahn, sobald sich Alternativen bieten. Die kleine Landstraße ist kaum schlechter, die Landschaft jedoch grüner. Landwirtschaft auf Gartenbauniveau, auch mittels Strafgefangener. Dörfer, Menschen, die winken, grüßen. Kurz vor den Ruinen von Khami, am gleichnamigen Fluss und Stausee noch eine Nacht im Nirgendwo. Ein Spaziergang führt Bischof Mishek und seine Frau Rosemarie bei uns vorbei. Längere Gespräche abgekürzt: Er sammelt Geld für den Neubau seiner Kirche. Pläne und Urkunden legt er vor. Da wir auf seinem Land nächtigen dürfen, bekommt er gerne einen Obolus.
Dann endlich nach Khami  vom frühen 15. Jdt. n. Chr. für 250 Jahre Zentrum des Torwa-Staates, der sich parallel zum Niedergang des Königreichs Groß Simbabwe, entwickelte. Charakteristisch sind die Hochplateaus, errichtet mittels immenser Trockensteinmauern, der Elite als Residenz dienend. Das gemeine Volk siedelte zu Füßen der Herren in Hütten. Rund 300 dieser Stätten befinden sich im Land, größte war Groß Simbabwe.
Auf dem Gelände der nahen Greengables High School stehen wir zur Nacht.
 

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