2019_GoSouth_West_Africa_Teil04

 

Reiseroute durch Westafrika

Einige kurze Filme von unserer Reise;  Update 03.07.20 (klick hier):

Westafrika: Senegal >

Senegal
03.11. – 07.11.2020 Abschiedsessen bei M. Malick und Mme. May im New Panoramic, Guéréo. Waschen, Hausputz, duschen, poolbaden bei Caro und Chris im Bout d´Brousse ist der Plan. Doch das Guesthouse ist zu. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Sie geben auf. Touristische Einreisen in den Senegal sind seit März untersagt. Ende? Offen! Das überlebt man nicht lange, wenn man gerade eröffnet hat. Wie immer findet sich eine Lösung. Bei Freunden können wir waschen, putzen, duschen, poolbaden … Interessante Gespräche, Pastis an der Bar, ein erlebnisreicher Nachmittag bei den Frauen im Delta, die den ganzen Tag Krusten- und Schalentiere aus dem Wasser pflücken, um sie den Gästen frisch oder gegrillt darzubieten. Es gibt Sitzbänke, Tische mit Decke, Teller, Besteck, „Tiere“. Den Rest bringt man mit. C&C wissen Bescheid. Organisieren. Frische Austern, ich/M esse meinen ersten Seeigel, ein wenig an den Corail der Jakobsmuschel erinnernd, gegrillte Schalentiere. Kleines Geld für Frauenarbeit. Ich verliebe mich in Somone. Die Mischung aus authentisch (?) rustikaler Atmosphäre, Lebensfreude, Kunsthandwerk u.a. touristischen Angeboten, europäische Lebens- und Genussmittel in der Nähe, Delta, Lagune und Meer. Menschen, mit denen man auch hier schnell ins Gespräch kommt.
Und am Abend meldet sich dann auch noch Boubarcar Sow. Die Batterien seien da! Ab Freitagnachmittag in Thies. Vier Wochen waren avisiert. Gewartet haben wir fast fünf. Die meiste Zeit wurde in EU „verplempert“! Also Wasser und Lebensmittel bunkern, Geld abheben, Batterien holen und ab in die Prairie. Bei Bambey nimmt Jürgen den Austausch vor. Drei Stunden, dann sind „alte“ gegen neue getauscht. Nur gut ein Jahr hat die Chinaware ihren Dienst geleistet. Selbige Marke hatte uns zuvor acht Jahre mit Strom versorgt. Nun darf EU-Ware zeigen was sie kann.
Ach ja, ich vergaß! Am 01.11. letzten Jahres setzten wir von Spanien nach Afrika über. Im Vertrauen, der Westküste entlang bis zum Kap der Guten Hoffnung zu fahren, s. ´Der Plan´. Ahnte ich, als ich das Vorhaben >GoSouth entwarf, dass uns in Westafrika „etwas“ dazwischen kommen würde? Das Kap bleibt, die Hoffnung stirbt, zuletzt.


23.10. – 03.11.2020 Die sich öffnende Tür nach Gambia ist, realistisch gesehen, wohl geschlossen. Monat neun im Senegal beginnt. Nach erholsamer Nacht überrollt uns in Guéréo der neue Tag mit Hitze. Bereits vormittags herrschen 36º C in der Kabine. Später schaue ich/M nicht mehr; was ich nicht weiß macht mich nicht heiß! Lenke meinen Blick auf Zahlen, die Ängste nehmen. Lese. Senegal ist weiterhin vom C-Virus kaum betroffen, so dass Auswärtige Amt. Doch auch um die Lieben daheim müssen wir uns wenig sorgen; gut, so fern der Heimat ohne Chance auf geregelte Heimkehr. Krankenstände GKV-Versicherter sowie Übersterblichkeit zeigen auch 2020 jahresübliche Verläufe, wenige Prozent der Intensivbetten sind mit Covid-Patienten belegt https://www.destatis.de, https://de.statista.com.
Auch von der Hitzepustelfront kann ich Gutes berichten. Ausgebreitet, entzündet, genässt; zusätzlich zu den wenig attraktiven Gravitationseinwirkungen auf die Haut ein untragbarer Zustand. Ergo: Auf in den Kampf mit Cortison statt Zinkgedöns. Ergebnis: Sie heilen langsam ab. Und ein neues nettes Resto finden wir. In luftiger Höhe erlaubt das New Panoramic von Malick und May wunderbare Blicke auf Somone, Delta und Dünen. Ein guter Tag.
Und da ist sie wieder, die enorme Diskrepanz zwischen Sorgen und Nöten. Während es uns im Senegal vergleichsweise gut geht, lesen wir, dass in der Nähe 140 Migranten ertrunken seien. Eine mit rund 200 Personen besetzte Piroge kenterte unterwegs von Mbour zu den Kanaren. Das bisher tödlichste Bootsunglück des Jahres. Immer wieder versuchen Menschen aus Afrika die spanische Inselgruppe rund 100 Km vor der westafrikanischen Küste zu erreichen. Drastisch stieg in den letzten Wochen die Zahl derer im Vergleich zum Vorjahr. 2020 bezahlten bisher 414 Menschen mit dem Leben, so IOM (International Organization for Migration https://www.iom.int/news/deadliest-shipwreck-year-claims-least-140-lives)Senegals Regierung dementiert https://www.seneweb.com/. Keine illegalen Auswanderer, Fischer seien im Rahmen der Berufsausübung verunglückt. Was ist Wahrheit? Was Lüge?
Beim Besuch im New Panoramic bemerke ich/M gedrückte Stimmung. Malick ist schockiert ob der Geschehnisse vor der Haustür und in der Welt. Spricht über den Terror in EU, speziell in Frankreich. Das ist nicht der Islam, sagt er. Nein. Aber Moslems, die im Namen von Allah töten, argumentieren wir. Ja, das macht ihm Angst. Er erzählt vom Bootsunglück. Der Sohn eines Fischers aus dem Delta sei unter den Toten. Und plötzlich ist sie ganz nah, die Katastrophe. Armut. Perspektivlosigkeit. Während er und May im Sand Blumen und Bäume pflanzen – die blühen, wachsen und gedeihen. In der Hoffnung auf eine stabile Lebensgrundlage. Morgen, oder übermorgen. 
Das Paar wohnt auf der anderen Deltaseite. Kommt jeden Tag mit dem Boot, da bringen sie für uns gerne Gemüse und Brot mit. Denn in Somone ist die Versorgungslage sehr viel besser als in Guéréo. Sie schenken uns eine dicke, leuchtend gelbe Zitrone aus dem Garten, frisch geröstete Erdnüsse, kochen für uns Reis auf Vorrat, damit es im Auto nicht so heiß wird! Von diesen Momenten zehren wir beim unfreiwilligen Verzicht auf´s Reisen und Sozialkontakten zu Familie, Freunden, langjährigen Weggefährten. Denn alle verfügbaren elektronischen Medien ersetzen eben doch nicht das Erlebnis von Gemeinsamkeit mit allen Sinnen.
Ach ja, die Batterien für die Wohnkabine seien da. Also, im Senegal. Beim Zoll. Frei übersetzt: doch nicht da!

20.10. – 22.10.2020 Heute wollen wir erneut vom Lac Rose aufbrechen. Ich/J lüfte das Führerhaus: Türen auf, Fenster runterkurbeln. Böse Überraschung, das Fenster der Beifahrerseite bewegt sich nicht. Mir schwant nichts Gutes, also erst mal alles auseinander schrauben und siehe da, der selbe Fehler wie auf der Fahrerseite. Scheibenhalter und Hebekulisse haben sich aufgrund von starkem Rost getrennt. Also, alles ausbauen, die papierdünnen verrosteten Bleche abflexen, aus dem Fundus ein Stück Blech heraussuchen und zuschneiden. So, jetzt müssen die kunstvoll gefertigten Teile noch zusammen geschweißt werden. Das kann ich nicht, kein Schweißgerät im Fundus. Also Amadou um Rat gefragt. Natürlich kennt er einen Schweißer und so sind wir gegen 12:00 Uhr unterwegs nach Niaga. Von der Sandpiste durch das Dorf geht ein noch kleinerer Sandweg ab und neben einem Schild, dass man hier Steine und Zement kaufen kann, erkennt mein sachkundiges Auge Werkzeuge zum Schweißen im Sand. Zwischen Hauswand und ramponiertem Landrover hockt ein Mann, der den Landy Blechstreifen für Blechstreifen wieder aufbaut, und das mit Hilfe eines Autogenschweißgerätes. Hier bin ich richtig! Ich erkläre dem Künstler mein Problem, er lässt daraufhin den Landrover Landrover sein, ich denke das Werk dauert eh noch viele Tage, und beginnt mit der Arbeit an meinem Mechanismus. Wobei er sofort versteht, welches Teil worin möglichst leichtgängig zu bewegen ist. Die Crew besteht aus dem Schweißer, einem Jungen, der den Wasserkessel zum kühlen bedient, einem weiteren, der den Karbidgenerator bei Laune hält und einem, der Werkzeuge reicht. Nach etwa 15 Minuten sind alle Teile perfekt zusammen gefügt. Ça coûte combien? So meine Frage nach dem Preis. 3000 CFA (etwa 5 EUR), die Antwort. Ich bedanke mich überschwänglich, lobe die Qualität der Arbeit und lege 500 CFA für die Equipe dazu. Zurück zum fensterlosen IVE, hier noch etwa eine Stunde Arbeit und dann haben wir wieder ein funktionierendes Beifahrerfenster.
Ich/M nutze die Zeit, dem scheinbaren Widerspruch zur Grenzsituation Senegal/Gambia auf den Grund zu gehen. Hier die barrierefreie Darstellung: Man kommt raus aus Senegal, wenn das Nachbarland die Einreise erlaubt. Tut Gambia. Man kommt aber nicht wieder rein, da senegalesische Land- und Seegrenzen geschlossen sind! Man beachte in dem Zusammenhang: Das AA sagt nur was zur Einreise nach Gambia und nichts zur Aus-/Durchreise (s. u.)! Da habe ich doch glatt die letzten Jahre ´Bürokratensprech´ verlernt! Die Grenzrealität? Wir testen sie (noch) nicht, warten auf die Batterien, entscheiden dann. Und noch ´ne good news: Die Schaben sind zurück. Wir haben wohl wieder zu viel Obst und Gemüse gekauft. Damit holt man sich die Eier immer wieder ins Haus. Nach jedem Einkauf direkt Gemüse und Obst waschen? Tomaten, Paprika, Mango und so wär ja ok. Aber Zwiebel, Knofi, Bananen …Wasserverschwendung, schwierig, widersinnig. Ich/M erwäge den Kauf von Tiefkühlkost. Über den ungewohnten Gast freut sich dann auch der Kühlschrank. Gedacht, getan. Nach Guéréo in den Windkanal gefahren. Zwischen Meer und Mangroven des Somonedeltas ist das Klima etwas angenehmer als am Salzsee, die Temperaturen im WoMo fallen nachts wieder unter 30º C. Wir hoffen auf die baldige Lieferung der Batterien, leiden alle drei ob der Bewegungslosigkeit durch Politik und Hitze. Leid tut uns besonders der Hund. Der versteht ja von Politik noch weniger als wir. Ihm helfen nasse Tücher, ich/M gehe mit Eisbeutel schlafen. Nicht mehr lange, dann ist die Hivernage vorbei. Nennenswerten Regen hatten wir in den Regionen Dakar und Thies schon Wochen nicht mehr.

14.10. – 19.10.2020 Der Kälteeinbruch ist nur von kurzer Dauer, macht aber Hoffnung auf die bevorstehende kühlere und damit aktivere Jahreszeit. Hitze und Regen betreffend haben wir ein Ausnahmejahr erwischt. Na Klasse, Senegal. So hättest du dich für uns nicht ins Zeug legen müssen!
Sonne, Savanne, Sand charakterisieren die Zeit in der Desert de Lompoul. Die Touristencamps sind verwaist. Die Armee errichtet ihr eigenes Zeltlager. Schießen sie rechts davon, laufen wir links, schießen sie links, laufen wir rechts. So ist immer für Abwechslung gesorgt.
Am 15. sendet Pierre eine Nachricht zur Grenzöffnungslage nach Gambia. Etwas seltsam. Eine Unvereinbarkeit jagt die nächste. Auch AA und Botschaften helfen keineswegs bei der Aufklärung, melden sich gar nicht, schüren Widersprüche, bleiben schuldig, welche Formalitäten man erfüllen müsste. AA berichtet wie folgt (Stand 19.10.20): Epidemiologische Lage: Senegal war von COVID-19 bisher weniger stark betroffen … Senegal ist weiterhin als Risikogebiet eingestuft, woraus bei Einreise nach Deutschland eine Quarantäneverpflichtung und ein verpflichtender PCR-Test resultiert. Ok, nach D wollen wir eh nicht! 
Durch- und Weiterreise: Die Land- und Seegrenzen Senegals sind bis auf weiteres geschlossen … Dasselbe AA berichtet (Stand 19.10.20) zu Gambia, das ausnahmslos Landgrenzen mit Senegal hat, was den Offiziellen geläufig sein sollte: Einreise: Die Landesgrenzen Gambias sind wieder geöffnet und die Einreise ist auch für touristische Kurzaufenthalte möglich. !? Das ist mal sauber und klar dargelegte Amtsrecherche. Aber sie haben´s ja auch schwer; immer wieder neue Regeln, Verordnungen, Vorschriften, immer wieder aktuell unters Volk zubringen und das macht auch nicht so geschlossen mit … Unterwegs zum Lac Rose erkundigen wir uns bei der Polizei. Wie gut, die immer wieder stattfindenden Straßenkontrollen. Ja, die Grenzen sind auf. Ja, hin und zurück! Also, wir sind fast acht Monate im Land. Nur nichts überstürzen. Entwerfen grob die Route Richtung Gambia und retour, nach Dakar, wegen der Batterien! Zurück durch Gambia in die Casamance, nach Guinea Bissau? Aktuell sind diese Grenzen geschlossen! Wegen Wahlen! Weiter in Senegals Osten … wir planen. Und hoffen. Es bleibt spannend. Am Plan, bei Stephanie und Vincent mit Christine und Pierre Jürgens Geburtstag zu feiern halten wir fest. Zufällig ist das Resto sogar am Montag geöffnet und zur Feier des Tages brauche ich/M nicht zu kochen! Aber den Sekt stelle ich kalt!

09.10. – 13.10.2020 Desert de Lompoul, bei Widdi Thingoly, 100 km nördlich vom Lac Rose. Laut Garmin wir mittendrin. Doch um uns herum Savanne statt Sandkasten. Wunderbare Gegend. Weite Sicht, sanfte Hügel, knorrige Akazien, frischer Wind. Mücken? Auch hier Fehlanzeige. Warmer Abendwind streift die Haut. Hoch über uns die Milchstraße. Und den Sand finden wir auch noch.
Jürgen schmiert Ive ab. Ich/M beschäftige mich mit dem Thema des Erwerbs einer carte d´identité d´étranger.
Ibrahim Bâ, Chef des weit verstreut liegenden Nomadendorfes kommt mit seiner Gefolgschaft zu Besuch. Lädt uns ein zu gemeinsamen Projekten mit seinem Dorf. Er verfügt über viel Land. Weiden, Felder. Zur Bebauung. Wollen wir uns niederlassen? Nun ja! Zuvor erkunden wir die Gegend noch ein wenig weiter. Finden den Sandkasten. Die Armee macht Schießübungen. Querschläger irritieren uns. Pas du peur, meint man beim Camp du Desert https://www.espritdafrique-senegal.com/camp-du-desert. Wir parken 1000 m abseits. Hier weht mehr frischer Wind. Sandkasten machen wir morgen per Pedes. Das Wetter schlägt um. Der Kälteeinbruch lässt uns aufwachen. Nur 26º C im WoMo. Wo sind die Decken?

02.10. – 08.10.2020 Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Normal! Und, gut so. Amplituden wie Frequenzen dürften jedoch gemäßigter ausfallen. 3,5 Stunden für 60 Km zum Supermarkt. Mit Auto, nicht zu Fuß! Einkauf einräumen bei 42ºC im Aufbau. Aufbaubatterien, keine zwei Jahre alt und defekt, halten uns im Großraum Dakar fest. Just zu der Zeit, wo die Regenperiode endet und Afrika sich langsam öffnet, gondeln wir weiter im Großraum Dakar herum, warten auf die Batterien aus Europa und freuen uns, dass ein wenig Bewegung in die Sache zu kommen scheint!
Es ist eine einzigartige Erfahrung, Einwohner eines Staaten zu werden, in dem man gar nicht so lange bleiben wollte. Zu erleben, wie Mensch und Rhythmus der Natur Einfluss nehmen, verändern. Overlandermäßig aus der Traum. Politisch, menschlich problemlos. Wettertechnisch von enormer Herausforderung! Großen Respekt haben wir vor den Menschen hier. Unter schwierigen Bedingungen meistern sie ihren Alltag. Arbeiten in sengender Sonne, bei sintflutartigem Regen, umflossen von Müll und allem möglichem Viehzeug. Mit vollem Kühlschrank und Visakarte ist uns im Vergleich ein Luxusleben vergönnt. Ja, ich/M plage euch oft mit zeterund hadern. Aber das ist immer so, wenn etwas ex cathedra verboten ist, Hintergründe und Logik zu wünschen übrig lassen. Wie sagte Aristoteles Wer Recht erkennen will, muss zuvor in richtiger Weise gezweifelt haben. Hier scheint Optimierungsbedarf. 
Der Deutschen Einsamkeit gedenken wir im Campement Calao http://aubergecampingdulacrose.com Lac Rose. Waschen (lassen), putzen, relaxen im Pool, bevor wir am Bonaba Café alte Bekannte wiedersehen. Amadou, Familie, Freunde, im Dorf sind alle wohl auf. Am benachbarten Gite du Lac hat Moussa keinen Feta! Die Jungtiere brauchen die Milch. Schlechtes timing – für uns!
Vincent kehrt erst in einigen Tagen wieder. Noch bereitet er in Frankreich eine Ausstellung vor. Stephanie kommt gleichzeitig mit uns zurück an den See. Froh, hier zu sein! Jedoch springt nach drei Monaten Ruhepause der Landcruiser nicht an. Und gleich ist Jürgen wieder eingebunden, garage du sable am Lac Rose. Christine und Pierre haben unter der Woche Zeit für ein Pick-nick am See, denn der 06.10. des Gregorianischen Kalenders im Jahr 2020 ist Feiertag. Magalfest, Grand Magal de Touba https://en.wikipedia.org/wiki/Grand_Magal_of_Touba. Touba, 1887 von Mouriden gegründet, ist (bis) heute ihr Machtzentrum im Senegal und anerkennte Pilgerstätte, das Anhänger aus aller Welt anzieht.
Uns zieht die Wüste an. Morgen ist Aufbruch.


27.09. – 01.10.2020 Nach acht Monaten ist die 11kg Gasflasche leer. Unterwegs nach Kayar gibt´s an der Tankstelle neue. Jedoch keinen schönen Stellplatz im Fischerort. Nirgends ein freier Flecken Land bzw. Strand. Landschaft, übersät von großzügigen Häusern bis hin zu Verschlägen, Pirogen, zahllos wuseln Menschen überall herum. Wir versuchen es Richtung Süden. An der Stadtgrenze ein Menschenauflauf. Nicht ungewöhnlich. Trotzdem sträuben sich mir/M die Nackenhaare. Der Magen dehnt sich aus Richtung Vorderausgang. Etwas liegt am Boden. Das hintere, etwa drei Meter lange Ende einer Würgeschlange! Korpus dick wie ein bestens trainierter Männerarm. Einer der Umstehenden hält den blutigen Stumpf in Händen. Keine Ahnung wo sich Vorderteil nebst Kopf befinden. Jürgen fährt vorbei. Mein Magen beruhigt sich. Aber kein guter Anblick für Schlangenphobiker. Vier plus diese tote sahen wir bislang in SN! Ich/M muss unsere Wanderwege durch Wald und Feld nochmals sehr überdenken. Lese! Senegal verzeichnet ca. 8000 Tote durch Schlangenbiss pro Jahr.
Südlich von Kayar Stellplatz gefunden. Neugierige Jungs fotografiert. Spaziergänge am Strand!
Up date zur hivernage: Letzter tropischer Starkregen vor drei Wochen; auch Gewitter und Regen vom stino – Charakter nehmen ab, entsprechend sinkt die Luftfeuchtigkeit. Die Temperaturen bleiben hoch. Der Oktober ist einer der heißesten Monate. So sagt man. Man sagt aber auch, und das unisono, weshalb wir es erwähnen, dass einige Staaten Westafrikas derzeit für Weiße kein gutes Pflaster sind. Von Mali und Burkina Faso rät man dringendst ab, ebenso von der Nordregion Benins. Nigeria und auch Kamerun werden als sehr gefährlich für Toubabs eingestuft. Im Senegal fühlen wir uns unverändert wohl und freundlich empfangen. 
Die Dorfjugend gelangt zunehmend zu der Ansicht, dass Ive so eine Art Strandkiosk sei. Wasser, Brot mit Schokolade wäre toll, notfalls nimmt man auch Konfitüre und Unterhaltung werden erwartet. Jürgen liefert – begrenzt.


21.09. – 26.09.2020 Saly Portudal. Ein Besuch in Europa. Deutsches Brot, französischer Käse, Charcutérie und Viennoiserie. Italienischer Cappuccino, niederländische Zigarillos – aus Kuba. Preise wie daheim! Lange hält es uns nicht im Touristenmekka. Denn für kleines Geld gibt es in Popenguine bestes Grillschwein mit Zwiebeln. Wie so oft, Gemüse ist gerade aus. Wir beschließen ins Kloster zu gehen! Nicht wegen der Zwiebeln! Freundlichkeit, Abgeschiedenheit, Ruhe, Spiritualität. In der l’Abbaye de Keur Moussa https://www.abbaye-keur-moussa.com ist von allem etwas gegenwärtig. Obgleich noch immer nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, dürfen wir auf dem grünen, schattigen Gelände bleiben. Lauschen den Andachten, dominiert von eigenartig leichter, melodiöser Musik. Fließend. Wie Wasser. Von der springlebendig plätschernden Quelle hin zum gemächlich, majestätisch strömenden Mündungsfluss. Gespielt auf traditionellen Instrumenten, Kora, Balafon und Tambala. Untermalt von Gesang. Die schlichte, aber wohl durchdachte Architektur bietet der Tonkunst Raum zur Entfaltung. Erlaubt auch dem Licht faszinierende Spiele. Stille, Klang und Licht erzeugen eine besondere, verzaubernde Spiritualität. Die Boutique bietet Spirituoses. Insbesondere der 40%ige Limoncello, kräftig, wenig süß sowie der 43%ige medizinische Kräutergeist, Biotonic, hilfreich gegen Begleiterscheinungen der Hivernage, so heißt hier die Regenzeit, wecken Aufmerksamkeit. Auch die Käseproduktion beginnt wieder. Also: Warum nicht mal Kloster?
Übrigens: I
m Gespräch zu Stellplatz und Einkauf bemerke ich/M nicht, dass mein Gegenüber weiß ist. Als er, einer von zweien, mit den 27 schwarzen Mönchskollegen auf den Altar pilgert, llt es mir auf.
Und: Die Afrikaner ölen wie wir. Während der Andacht wedeln
sie sich mit Seiten aus dem Gebetbuch Luft zu, wischen immer wieder mit Tüchern Schweiß aus dem Gesicht. Gott sei Dank, ich/M bin nicht alleine.
Selten kommt ein Geistlicher zum Gespräch. Meist grüßen sie nur freundlich, wechseln wenige Worte mit uns. Beobachten. Im Agrarsektor arbeitet Gustave Gaye. Baut am Kloster ein Trainingscenter für effiziente und nachhaltige Landwirtschaft auf. Zwischen Unterricht und Praxis nimmt er sich manchmal Zeit für einen Dialog. Einen Tee.

12.09. – 20.09.2020 Ein Reiseblog ist kein Politblog! Richtig! Oder nicht? Die World Tourism OrganisationUNWTO … Forum für Tourismuspolitik … Schnittstelle für intergovermentale Kommunikation, verfolgt das Ziel der Entwicklung eines verantwortlichen, nachhaltigen und universell zugänglichen Tourismus, um zu ökonomischer Entwicklung, internationaler Verständigung, Frieden, Wohlstand und der Einhaltung der Menschenrechte beizutragen, so Wikipedia zur Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Madrid https://de.wikipedia.org/wiki/Weltorganisation_für_Tourismus Schlaglichter: Tourismus in Entwicklungsländern, Ethik im Tourismus, Armutsbekämpfung durch Tourismus.
Weltweit gehört das Tourismusgeschäft zu den größten Wirtschaftszweigen. 2018 besuchten … 1,410 Mrd. Personen ein anderes Land (Anm.: Grenzübertritt von Touristen wie Geschäftsleuten, mindestens eine Übernachtung, keine Grenzgänger) … meistbesuchte(s) Land war Frankreich mit über 89,4 Mio. Besuchern … Deutschland lag auf Platz 8, Senegal auf 109 von 206 Staaten. Allein die weltweiten Tourismuseinnahmen betrugen knapp 1.500 Mrd. US$ https://de.statista.com/themen/702/tourismus-weltweit/. Inlandstourismus, Zulieferer- bzw. Begleitindustrie außer Betracht! Zum Vergleich: Der Etat des Bundeshaushalts im Bezugsjahr betrug rund 340 Mrd. EUR, also etwa 25% https://de.statista.com/infografik/14562/bundeshaushalt-deutschland/ Und so ist jede Reise auch ein Politikum. Immer! Mehr oder weniger.
Bei Interesse zum Themenkomplex ´Reisen, Corona, Armut´ finden sich aufschlussreiche Beiträge seitens UNWTO https://www.unwto.org/covid-19-inclusive-response-vulnerable-groups sowie UNICEF https://www.unicef.org/press-releases/150-million-additional-children-plunged-poverty-due-covid-19-unicef-save-children
Wir tauschen uns aus mit Jürgens ruandischen Patenkindern. Sie können weiterhin nicht zur Schule/HS gehen. Patrick ist zumindest ein unentgeltliches Praktikum möglich. Devine weilt zu Hause. Die Tagelöhnerfamilie lebt von der Hand in den Mund. Derweil auch von Devines Schulgeld! So war die Unterstützung nicht gedacht. Chancen durch Bildung galt als Grundidee. Überlebenschance wurde daraus. Ein Einzelfall? Armut ist pandemisch!
I
n Guéréo wehrt sich Jürgen beim Wasserkauf des Korruptionsversuchs durch den Vertreter der öffentlichen Stelle. Statt 61ct./100L soll er als Toubab 25 €/100L zahlen! Gern gibt er mehr, kann es ja auch. Jedoch mit Augenmaß. Nach langer, teils aggressiver Diskussion schickt man ihn fort. Ohne zu zahlen. Auch nicht gut. Wir werden dem Dorfchef, der Schule oder dem Poste de Santé eine Spende zukommen lassen. Ansonsten vergeht die Zeit mit Alltäglichem. Wir verharren in Ruhestellung. Ich/M komme mehr und mehr physisch wie psychisch an meine Grenzen. Die Einwohner um uns herum sind werktätig. Bedauernswert! Treiben sogar abends bzw. am Wochenende Sport. Meist Männer, seltener Frauen. Bewundernswert! Spät nachmittags, wenn das Wetter erträglicher wird, gehen wir spazieren. Richtung Dorf, kleine Einkäufe erledigen oder Richtung Delta. Dann gibt´s bei Ibra im Resto ein Bier. Und am Wochenende delikate Meeresfrüchte.

04.09. – 11.09.2020 Ölwechsel heißt Stellplatzwechsel! Gut! Denn Regen ergießt sich über die Region. Wie aus Kübeln! Wiesen werden zu Seen, Straßen zu Flüssen, schlammig braune Fracht verteilend. Löcher im Teer, fehlende Kanaldeckel, kaum mehr auszumachen. Für Ive kein großes Problem. Böse Fallen für Andere. Aber Motorisierte werden eh schnell ausgebremst. Saufen buchstäblich ab! Ein bizarres Spiel bietet sich uns aus sicherer Höhe. Nicht mal im Supermarkt ist es trocken!
Der avisierte Stellplatz, unerreichbar. Land unter, Zufahrt weg.
Die Flut spült uns ins Guesthouse Bout d´Brousse in La Somone, ihr erinnert euch? Zufällig beenden Pierre und Christine hier einen Kurzurlaub. Spiel, Spaß, Schwatzen. Drei befreundete senegalesische Paare, ebenfalls Hausgäste, kochen traditionell – die Frauen, natürlich! Bitten zum gemeinsamen Essen. Männer und Frauen getrennt. Ganz nach BrauchDie Senegalesen haben noch Freunde eingeladen. So darf/muss Jürgen wegen des Ungleichgewichts der Geschlechter auf die Frauendecke. Gegessen wird aus der Bol, oft mit den Händen. Verdrängen sie den beliebten Schlachtruf der Kinder Toubab Corona? Vertrauen sie auf die Gesundheit der Weißen, deFremden? Ein wohltuender Sonntag.
Der Wetterkampf tobt weiter. Warmer Äquatorialstrom, in der Regenzeit (Juni – Oktober/November) vorherrschend, und kalter Kanarenstrom, die Trockenzeit (Dezember – April) dominierend, prallen aufeinander. Der warme Strom der Regenzeit beschert Wassertemperaturen an die 30°C. Der Kaltstrom drückt sie auf unter 20°C. Macht die senegalesische Küste zur Kaltwasserküste.
Im Kampf zwischen Fronten zu geraten ist nie ratsam. Wettertechnisch ist es uns bislang meist gelungen, dies zu vermeiden. Dem Dauerregen der Casamance entkamen wir. Lediglich drei heftigste Gewitter donnerten bisher über uns hinweg. Rar die Nächte, in denen wir, wie Braten in der Röhre, im eigenen Saft schmoren. Häufig sind jedoch schwül heiße Tage. Tage, an denen ich/M mich der verhassten Maske erfreue, Schweißtropfen hindernd, vom Kinn auf Rechner, Teller oder bestenfalls ins Nirgendwo zu fallen. Schwitzen. Ohne jedwede Bewegung. Eintönigkeit, Nichtstun, stundenlang. Winnie Puuhs Weisheit Nichtstun führt oft zum allerbesten Irgendwas! hat noch nicht zur inneren Reife geführt. Eher lassen uns die Ströme von Regen und Schweiß altern. Entziehen Lebensenergie. Hinterlassen üble Gerüche, zähe Tristesse. Spülen Träume des Lebensabends hinweg. Dunkle Stunden, wenn es uns beide erwischt. In denen kein Einäugiger den Blinden zu führen vermag. Bald sieben Monate, festgehalten im Senegal. Und kein Ende in Sicht, fürchtet Die Firma, Kölner Rapper, https://www.songtexte.com/songtext/die-firma/kein-ende-in-sicht-23c6f0bf.html bereits 2002. Die siebte Woche in Folge sinkt in Afrika die ohnehin niedrige Zahl an Neuinfektionen https://afrika.info/corona/
Hinaus aus den Mauern der Gastlichkeit. Hinein in die Betrachtung des senegalesischen Alltags. Etwas Straßenbau und souveräne Fahrtechnik bringen uns in den Windkanal von Guéréo. Zwischen Lagune und Meer. Einheimische freuen sich, uns wieder zu sehen. Wir spüren aber auch ihre Resignation, Müdigkeit, Angst. In Mali ist erneut Krieg. Sagen sie.
Der Stellplatz im Windkanal bietet gut erträgliches Klima. Nur 30°C im WoMo! Ideal für Hausputz, Schabenjagd die Xte. Kleiderschränke bzw. -kisten sind an der Reihe. Prompt erhalte ich/M eine Lehrstunde Biologie für Anfänger: Leben nimmt Reißaus, wo es zu ungemütlich wird. Siedelt um! Erschließt neue Lebensräume. Hätte ich wissen müssen. Hirn funktioniert bei hohen Temperaturen halt doch nicht optimal. Haha, von wegen volles Schädlingsbekämpfungsprogramm nur bei Sichtbefall. Aber: Es werden weniger. Und: Wir sichten zunehmend Leichen!
Abends schmeckt das gut und lange (Danke für den Tipp, Arnd) gekühlte Gecko-Bier wunderbar. Dazu grillt Jürgen Herbstliches: Kartoffel, Zwiebel, Äpfel und weiße Blutwurst mit Senf (letztere nicht gegrillt)Kühlschrank und Grill sind übrigens schabenfrei!

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