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Nordwestafrika
Marokko > MA-Westsahara > DARS > Mauretanien

Kurze Filme von unserer Reise;  update 20.11.23 (klick hier):

Die Reiseroute

Mauretanien
04.11. – 06.11.2023 Überblick: Islamische Republik Mauretanien, RIM, Grenzen zu Algerien, Mali, Senegal, Marokko-Westsahara sowie im Nordwesten an den Landstreifen, der von der Frente Polisario zur Demokratischen Arabischen Republik Sahara (DARS) beherrscht wird, grenzend. Wüstenstaat, fast dreimal so groß wie Deutschland, ca. 4,3 Mio. Einwohner, jeder Zweite ist Analphabet, Hauptstadt Nouakchott. Junge Bevölkerung, durchschnittlich Teenageralter, Lebenserwartung etwa 63 Jahre. Arabische, berberische und schwarzafrikanische Völkergruppen leben, inzwischen stark vermischt, zusammen. Bindung zwischen den Ethnien ist der Islam, einzige anerkannt Gesetzes-Legitimierung.
Früheste Besiedlung um 10.000 v. Chr. durch nomadische Berber und schwarzafrikanische Völker. Vom saharischen Stamm der Mauren abgeleiteter Landesname. Arabische Krieger brachten im 7. Jhdt. den Islam in den Maghreb/Westen, er verbreitete sich entlang der Karawanenrouten durch die Sahara, blieb allerdings über Jahrhunderte Religion der sog. fremden Händler, bis eine Reform des Islam bei den Fulbe und anderen Stämmen begann, die mit einer Ideologisierung und Radikalisierung einherging. Heute sind nahezu 100% der Mauretanier Moslems. Den Tschador sieht man deutlich seltener als in Marokko. Die Verschleierung der Frau ist nicht gefordert, lose bunte Tücher, meist auch um den Kopf geschlungen, ist ´Mode´. Ebenso schützen sich Männer mit langen Gewändern und turbanartigem Kopfputz gegen Sonne und Sand. Am 28. November (Nationalfeiertag) 1960 erhielt das Land trotz marokkanischer Ansprüche seine Unabhängigkeit von Frankreich.
Wie kommt man über Land ins Land? Ausreise in Guerguarat aus MA-Westsahara, die Marokkaner nehmen es genau, brauchen incl. Scanner und Hunden zwei Stunden. Dann ca. 5 km bis zum Grenzposten PK 55, der mauretanischen Grenze. Die in 2020 noch grauenhafte Pistenqual durch die von der Frente Polisario kontrollierte DARS, oft als Niemandsland bezeichnet, ist bis auf wenige 100 m geteert. So stehen wir schnell im mauretanischen Zollbereich, umgeben von Schleppern und Offiziellen verschiedenster Ordnung. Abgesehen von störenden Ersteren geschehen Visumausstellung und Zollprozess zügig, nach knapp zwei Stunden rollen wir südwärts. Rechts und links der RN2 beeindruckten uns 2020 noch zahllose, bestens gefüllte Autofriedhöfe und Mercedestransporter, heute ein eher seltner Anblick. Was ist mit den Wracks? Keine Ahnung. Jedoch scheinen Güter nicht mehr auf Kleintransporter umgeladen, sondern direkt mit LKW über Land transportiert zu werden. Gleich bei der ersten Pause vibriert die Erde. Dröhnend und stampfend ist die Erzbahn unterwegs. Mit bis zu 2,5 km Länge verkehren auf der einspurigen Trasse die längsten Züge der Welt, vornehmlich dem Transport von Eisenerz aus Zouerat nach Nouadhibou zum Atlantikhafen dienend. Neben dem Fischreichtum quasi die einzig nennenswerte Einnahmequelle. 170 km südlich des PK 55 finden wir abseits der RN2 eine Bleibe für die Nacht. Südwärts, teils schöne Sandwüste, selten Savanne mit Dornbüschen, Akazien und Osher durchsetzt. Es ist heiß. In Nouakchott übersteigt die Temperatur weit die 40° C. Dank zweier Umleitungen kommen wir in den umfänglichen Genuss der Hauptstadt. Jeder Kilometer ist aus unserer Sicht zu viel. Dreck, Schutt, Müll, Armut, mischt sich mit Junk-Food- und Softdrinkangeboten. Jeder vierte Staatseinwohner versucht in der Stadt sein Leben zu meistern. Noch ist RIM Daimlerland, doch Fahrzeuge jüngeren Datums kommen aus dem Hause Toyota. Je weiter südwärts je grüner wird es. Siedlungen mit bunten Häusern und Herden von Ziegen, Rindern und Kamelen reihen sich lose aneinander, auf osmand nicht der Erwähnung wert. Uns bleiben Bagdad, Dubei und Mekka in Erinnerung. Nachtplatz 17.53226° N, 16.03376° W, 170 km bis zur senegalesischen Grenze in Diama. Auch diesmal wählen wir trotz der langen, schlechten Piste wieder die Fahrt durch den Parc National des oiseaux du Djoudj. Zuvor müssen wir bei Keur Macène einen Seitenarm des Senegal queren, bevor wir den Grenzfluss kreuzen. Aus der Ferne weht schwarzer Rauch heran. Reifen brennen. Unübliche Entsorgung, meist bleiben sie zerfetzt am Straßenrand liegen. Reifenbrand mitten auf der Straße und ein Menschenauflauf? Zögerlich fahren wir näher. Ein Gelbwestenträger kommt auf uns zu, zuckt die Schultern. Weiter fahren? Umdrehen? Es gibt keine Alternative zur Brücke. Steine fliegen! Frage ist beantwortet. Rückwärts, drehen. Wir versuchen, wie andere auch, ums Dorf herum weiter zu kommen und landen zurück auf der Hauptstraße bei weiteren, jedoch abgebrannten Brandherden. Man winkt uns durch, bzw. um die Schwelhaufen herum oder drüber hinweg, blödes Gefühl, doch es geht gut. Als Entschädigung zeigt sich der Nationalpark von seiner besten Seite. Strahlender Sonnenschein. Hoher Wasserstand im Wegenetz des Senegal. Fischer, die ihre Fänge auf Leinen trocknen. Üppige Seerosenblüte, zahlreiche Wasservögel aber auch Warzenschweine, zwei Warane und ein Krokodil zeigen sich, bevor wir am Staudamm, der mauretanisch senegalesischen Grenze ankommen. Eine Stunde dauern Aus- und Einreise s. Reiseregularien. Wir sind wieder im SenegalWestafrika! Ein gutes Gefühl.

MA-Westsahara
01.11.03.11.2023 Mit der Beschreibung weiterer Tristesse auf der RN1 zum Golf von Dakhla möchte ich nicht langweilen. Deshalb zunächst Ausführungen in eigener Sache. Zum Objektiv: Photo Preim Aachen, vertreten durch Marc Lorenz, ist ausgesprochen kooperativ, was Kauf, Versicherung und Versand angeht. Auch Herr Saße vom ADAC hilft sehr kundenorientiert. Trotzdem kommt der Handel nicht zustande. Die Fluggesellschaft verlangt für den Versand pro kg Ware 160 EUR; ohne evtl. Zollgebühren, diese black box ist mir bewusst. Doch bei Wucherpreisen streike ich, auch wenn es mir SEHR schwer fällt. Dafür wäre ja fast ein Billigflieger-D-Tripp zu haben, und mit dem Zoll brauchte ich mich dann auch nicht rumschlagen.
Zur kommenden Advents- und Weihnachtszeit: Hoffnungsvoll reihen auch wir uns in die Reihe der Bittsteller ein, um denen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, Zukunft und Bildung in der Heimat zu ermöglichen. Wir bitten um Geld für ruandische Jugendliche zu deren Schul- und Ausbildung, denn Bildung ist die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändernSo Nelson Mandela. Eine Gabe von 33 EUR wird mit dem Versand eines unserer Bücher belohnt. Kein Euro verbleibt bei uns (außer zur Begleichung der Herstellungskosten, der Versand ist unser Spendenbeitrag). Wir stehen kurz vor dem Gipfel. Im nächsten Jahr werden dank generöser Käufer/Spender bereits 700 EUR an den 1WeltKreis Ruhla, der die Bildungspatenschaften verantwortet, überwiesen werden. Mehr, sowie Bestellmöglichkeiten: https://majuemin.de/veroeffentlichungen/ Wer also für sich, Reise- und Weltinteressierte ein Weihnachtsgeschenk sucht, mit dem er auch noch einer guten Sache dient, wird mit unserem Reiseverführer fündig.
Im Golf von Dakhla tummeln sich Kiter in Heerscharen. Zu deren Beherbergung sind in den letzten drei Jahren zahlreiche neue, zumindest architektonisch ansprechende Unterkünfte rund ums Wasser entstanden. Uns vertreibt der Wind zur marokkanisch mauretanischen Grenze nach Guerguarat. RN1, immer noch. Gleißende Helligkeit. Sturm, der weißen Sand wie Nebel durch die Luft treibt, plagt uns. Am Grenzposten genießen wir sehr leckere Tajine, den spanischen Sekt von Silva und Joachim, dann starten wir zu unseren Grenzerfahrungen. Also dann, bis im Senegal. Dort werden wir wieder Netz haben. So Gott will.

Marokko
29.10. – 31.10.2023 Schöne Kakteenlandschaft, ab und an mit Baobab Schakal vergesellschaftet, Arganbäume, weiße Narzissenblüte. Zum Winter blüht Marokko, ergrünt. Hinter Guelmim wird die Landschaft eintönig und flach, steil nur die Küstenlinie, von der man wenig sieht. Am Lac Nailabei Akhfennir⁩, die Gegend ist auch als Khnyfys/Khenifiss Nationalpark bekannt, fragen wir nicht nur uns, sondern auch die wenigen hier lebenden Saharouis, wo die Touristen seien. Bisher wurden Fragen unsererseits diesbezüglich mit der Angst vor dem Erdbeben bzw. dessen Folgen erklärt. Hier gibt es Achselzucken bzw. die Meinung, es sei noch zu früh im Jahr. Bei unseren Besuchen zuvor boten Fischer ihren Fang, oftmals Seeteufel, für die Küche bzw. ihre Boote zur Erkundung der Lagune an. Heute parken nur zwei Touristenfahrzeuge hier, zwei Euro pro 24 Stunden. Fischer kommen keine, auch dafür ist es angeblich noch zu früh im Jahr. Morgens umrunden wir die Lagune zum Atlantik zu Fuß, nachmittags organisiert Mahud eine Bootsfahrt, leider nur mit arabisch sprechendem Bootslenker, mit anschließender Einladung zum Tee. Es erwartet uns eine traditionelle Zeremonie in bescheidenster Behausung, Diskussionen über die Weltpolitik, ihre Zufriedenheit mit ihrem Leben in den einfachsten Verhältnissen und die Erkenntnis, dass Mahud auf unserem Foto von 2020 mit Cousin und dessen Sohn zu sehen ist.
Militär hat immer Saison. Wen oder was bewachen sie? Uns? Die nahe „Grenze“ zur Westsahara? Südlich von Tarfaya passieren wir die Grenze. Ohne Eintrag auf dem GPS hätten wir nichts bemerkt. Die Region ist Spielball der Mächte, einst der Europäer, bis 1975 von Spanien annektiert, dann aufgeteilt zwischen Marokko und Mauretanien. Mehr zu den Saharouis und DARS bei https://majuemin.de/vergangene-reisen/ >GoWest, >GoSouth. Die Hauptstadt der Westsahara, Laayoune, überrascht erneut als grüne wie städtische Oase nach kilometerlangem Weg durch öde, trostlose Landschaft auf einem geraden dunklen Asphaltband. Wir tanken Diesel für 1,13 EUR/l, Wasser nach langer Zeit mal wieder aus einem Tanklaster, kostenfrei. Jürgen kommt dabei, wie gewohnt, in den Genuss einer Dusche. Einen Platz für die Nacht finden wir am Atlantik bei Lamssid Imsydf. Noch mehr als 700 km bis Mauretanien.

23.10. – 28.10.2023 Bevor wir Zagora verlassen, kaufen wir ein, tanken den LKW, trinken Kaffee und betrachten das quirlige Treiben entlang der Hauptstraße. Regen fällt. Die Natur braucht ihn dringend. Sehr trocken ist das Jahr bisher, was der Ausbreitung der Sahara Vorschub leistet. Dies dem Klimawandel in die Schuhe zu schieben ist bequem doch nicht recht stimmig. Auch das Palmensterben in manchen Oasen ist nicht nur darauf zurückzuführen. Der Rüsselkäfer, seine Larve kennt man als Eiweißlieferanten namens Sagowurm, mangelnde Pflege und wenig angepasster Wüstentourismus (wie Schwimmbad, täglich verfügbares Duschwasser, Wasserklosett) tragen dazu bei.
Auf der Hochebene, die Hoher und Anti Atlas trennt, liegt bei Taliouine ein zentrales Anbaugebiet für den Safrankrokus. Dessen Fäden machen nicht nur den Kuchen gel, sie verleihen Speisen auch ein einzigartiges Aroma, doch zu einem hohen Preis, schließlich ist Safran das teuerste Gewürz der Welt. Noch blühen die Krokusse nicht. Wir fahren weiter. Nach einer Nacht in Timjichte/RN10 parken wir tags drauf in Agadir zwischen dem königlichen Tennisclub und der IHK an der Großbaustelle zum neuen Theater. Laut, geschäftig, praktisch zur Stadtbesichtigung und dem Versuch, das Kameraobjektiv reparieren zu lassen. Manch einer bemüht sich redlich, zu helfen. Doch Reparaturansätze sind vergebens und ein Neuteil ist auch nicht zu erwerben. Wir recherchieren, was über Deutschland in den Senegal machbar ist, mal sehen. Zwischendurch besuchen wir den riesigen Souk El Had, ob der Größe und Vielfalt beeindruckend, Fehlanzeige ein Objektiv betreffend, schlendern entlang der Corniche und durch die Marina.
Bei 30.38866ºN, 9.51103ºW liegt der Supermarkt Atacadao/Carrefour mit großem, oftmals teurem, Warenangebot, Alkoholika zu realen Preisen, incl. marokkanischem Bier und Wein.
150 km weiter südlich ragen an der berühmten Steilküste zwischen Legzira und Sidi Ifni riesige Landfinger in den atlantischen Ozean. Teilweise höhlen die Wassergewalten sie zu gigantischen Naturbögen aus, die von der Höhe ins Meer zu wachsen scheinen. Je nach Perspektive könnte man meinen, ein Elefant taucht seinen Rüssel ins Nass. Surreale Kulissen zaubern die Gischt des Ozeans, der Sonnenuntergang und der aufgehende Vollmond. Unweit flackern die Lichter Sidi Ifnis, ehemals spanische Enklave und Garnisonsstadt, auf einem Felsplateau über dem Atlantik.

19.10. – 23.10.2023 Seit 2005 reisen wir zum fünften Mal durch Marokko und beobachten, wie sehr sich das Land verändert. Nahezu verschwunden sind Mercedes-PKW, Dacia dominiert. Transporter aus dem Hause Daimler trifft man noch vermehrt, doch scheint es nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Ära endet. Pisten werden zunehmend geteert, Städte wachsen, moderne Gebäude verdrängen Lehmbau und Berberzelte. Die Aufdringlichkeit der Souvenirverkäufer ist nahezu verschwunden. Klar, Kinder betteln weiterhin. ´Donnez moi´ oder ´Dirham, Dirham´ hört man immer wieder. Sehr selten sind angedeutete Steinwürfe oder Drohgesten. Freundlichkeit, lächeln und winken dominieren. Französische Sprachkenntnisse scheinen ab- und Arabisierung zuzunehmen – so unser Eindruck.
Jürgens Geburtstag verbringen wir zu acht am Rande des Erg, leider tobt über viele Stunden Sandsturm, der die Landschaft in surreales Licht taucht. Nach Wüstenzirkus und Geburtstagsfeier trennen sich unsere Wege. Wir nehmen die Piste nach Zagora, die wir 2018 mit dem Groschengrab fuhren. Diesmal sind wir allein. Kein Internet. WWW bedeutet hier: Wüste, Weite, Wind. Erg Chebbi – Zagora, rund 250 km, einsame, bizarre Landschaft erfahren per Piste. Meist schwarze Bergmassive, Tafelberge, Spitz- und Rundkegel, gefaltet, geschichtet, bizarre Formationen, dazwischen goldene Sanddünen undfelder. Unermüdlich wühlt Ive sich hindurch, halber Reifendruck hilft! Kamele bringen ab und an Leben, Akazien Grün ins Bild, Palmen sind selten. Spuren menschlichen Lebens sind vor allem anfangs rar. Nach etwa 70 Kilometern kommen Bergbau und somit menschliche Existenz in den Blick. Das ist neu, verschwindet aber auf unserer Strecke bald wieder. Der erste Etappentag klingt nach knapp 100 km an einem Erg vor Ramlia aus, bevor Fesch-Fesch und längere Sandfelder sowie die Querung des Oued Rheris auf uns warten. So die Theorie, bzw. die Erfahrung von 2018. Zu viel Fesch-Fesch, Rallyes, Bauarbeiten, was auch immer, die Piste ist gesperrt. Neue Wege gilt es zu erkunden. Rein in Irrwege und wieder raus. Zweimal schaufeln, kurze Episoden. Wo möglich immer wieder zurück auf den alten Pistentrack. In den Sandbergen vor Sidi Ali und dem Lac Maider geht für uns nichts mehr, zu viel Gewicht bzw. zu wenig Leistung für die Steigung. Alle Sandbleche kommen zum Einsatz. Wir benötigen für einen Kilometer zwei Stunden. Selber schuld. Die Physik der Hanglage mit 7,49 t überlisten zu wollen macht wenig Sinn. Wie es Naturgesetze an sich haben, sie siegen und schließlich rollen wir mit der Physik hangabwärts ins Nachtquartier, Kilometer 140, Tag zwei, umgeben von einsamer Landschaft, Stille und dem Vertrauen darauf: Wir schaffen das. Am nächsten Morgen noch einige Kilometer über griffige Sandfelder abwärts in die Ebene. Sand- und Berglandschaft, ein See, also eine grüne Insel. Dann Stopp! Es gibt Internet! Dies nutzen wir für einen kurzen Austausch mit daheim. Weiter, erneut ist ein Pistenabschnitt gesperrt. Warum? Keine Ahnung, aber es gibt eine ausgeschilderte Umleitung!!! Tag drei, noch 130 km bis Zagora, nachmittags erreichen wir die Stadt. Rund 200 km Piste liegen hinter uns, alleine, wir sind müde und stolz! Ein paar Stichworte zu Zagora: Oasenstadt im Drâatal, einst Karawanenumschlagsplatz, heute Provinzhauptstadt und Touristenzentrum am Rande des Erg Chegaga. Mehr zu unseren Reisen in der Gegend Marokkos hier: https://majuemin.de/vergangene-reisen/ >GoWest und >GoSouth. Wir verlassen die Stadt westwärts nach Foum Zguid.

13.10. – 18.10.2023 Freitag der 13., kein Grund für Aberglaube. Übles bringt der folgende Tag. Beim Ölhändler in Tinghir hab ich mal wieder alle Hände zu voll: Taschen, Geldbörse, just erstandenes Olivenöl… Tasche mit Kamera fällt zu Boden, Schraube am Zoomobjektiv bricht ab. Sch…. Zurück in der Auberge Baddou füllen wir Ives Wassertanks auf. Ergebnis: Wasser fließt nicht nur in die Tanks, sondern auch in den LKW. Letzteres behebt Jürgen recht schnell; was mit dem Objektiv machbar ist, muss sich später zeigen. Ein Umweg nach Agadir wird vonnöten sein. Doch zunächst brechen wir auf. Fahren aus den Bergen in die Sandwüste. Mehr zu unseren Reisen in der Gegend Marokkos hier: https://majuemin.de/vergangene-reisen/ >GoWest und >GoSouth. Wir wählen die Hauptstraße, wollen zügig vorankommen. Bei Erfoud ziehen riesige Erdhügel die Blicke an, türmen sich auf, reihen sich zu langen Hügelketten aneinander. Die Erklärung: Mensch, nicht Maulwurf, hat Hand angelegt. Es handelt sich um Abraumhalden sogenannter Qanate, oder Khettaras, vereinfacht ausgedrückt, unterirdische Wasserleitungen sowie deren zahlreiche Wartungsschächte. Einige stammen aus der Zeit um das 12. Jhdt., andere sind jüngeren Datums, wenige Hundert Jahre alt. Ohne diese unterirdischen Kanäle wäre die Oasenwirtschaft nicht möglich gewesen. Vor dem Erg Chebbi, den wir wieder auf den Pisten der Ostseite umfahren werden, bleiben wir zur Nacht. Millionenjahre alte Versteinerungen von Meergetier, vornehmlich Ammoniten und Trilobiten, Zeugen der Zeit, als die Sahara ein Meer aus Wasser war. Hier finden sie sich zuhauf. Es ist warm. Die Milchstraße wandert über den Nachthimmel hinweg, na nicht direkt, unser Mutterschiff dreht sich. Meteoriten, Satelliten. Stille! Man findet sie noch, diese stillen Plätze im Sandkasten Marokkos. Doch dazu bedarf es kurzer Wege durch den Sand, am Besten im Norden der Umfahrung.

06.10. – 12.10.2023 Kaum fünf km weiter laden am quirlig dahinfließenden Assif Dunachale wunderbare Plätze zum Verweilen. Eine große Motorradreisegruppe hat ihre Zelte aufgeschlagen. Uns passt es nicht ins Tagesprogramm. Für knappe 25 km wandelt sich das schmale Asphaltband zur meist breit und gut geschobenen Piste, doch Baumaschinen stehen bereits in Position. Immer wieder schöne Blicke auf den Felsendom. Höher hinauf, es wird enger, kurviger. Richtung Tizi n´Tissilli n´Imenaine, dem Pass auf 2776 m Höhe, zweigt ca. 15 km zuvor eine Piste zu einem Nachtplatz umgeben von 3Tern ab. Pisten und Trampelpfade führen uns per Pedes und Pfoten durch die einsame, schroffe Bergwelt, in der die Menschen in sehr bescheidenen Verhältnissen meist mit ihrem Vieh leben. Weiter auf der R302. Besonders reizvoll wird sie, wo sie in zahlreichen Kehren ins sog. Valley of the happy people hinab führt. Kilometerlang zieht sich die üppig grüne Oase entlang des Assif n´Ait Hkim. Sehr erfolgreich wird Landwirtschaft betrieben. Obst- und Gemüseanbau auf nahe 2000 m Höhe. Dies verlieh dem Tal seinen Namen. Schöne Lehmhäuser, teils mehrstöckig, enge Ortsdurchfahrten. Hektik wäre hier fehl am PlatzTabant, der Hauptort des Tales im Hohen Atlas, bietet ausreichende Versorgungsmöglichkeiten und ein nettes Gartenrestaurant für den ersten Thé à la Menthe in Marokko. Wir übernachten außerhalb an der Route Terciaire, auch RP 1517 genannt. Etwas versteckt im nahen Dorf sind Dinosaurier-Fußspuren im Stein verewigt. Lohnt der Besuch? Schwer zu sagen. Immerhin finden sich Abdrücke von großen Pflanzen- und kleinen Fleischfressern vergesellschaftet. Ein Blick in nahezu 200 Mio. Jahre Geschichte. Also erdgeschichtlich quasi um die Zeit, als auch Deutschland in Äquatornähe auf dem riesigen Superkontinent Pangäa schwamm.
Wir sind mit Irma und Guri verabredet, die Anja und Robert im MAN mitbringen. Mit drei LKW fahren wir die Route Terciaire,
über mehrere Pässe, teils über 3000 m hoch, bis zur Berberstadt Kalaat M´Gouna an der RN 10, die an das Tal der Rosen grenzt. Etwa 100 km beträgt die Bergetappe, ca. 75 bis kurz vor Allemdoun an der RP 1502 schaffen wir am ersten Tag. Kehre reiht sich an Kehre, teils eng und steil und eine lange Mittagspause bremsen das Reisetempo. Wunderbare Bergpanoramen, mannigfache Felsformationen und -farben, Blicke, die wie aus der Vogelperspektive in die Ferne schweifen. Steilhänge, hunderte Meter in die Tiefe stürzend. Rund 30 km sind (noch) ungeteert. Haarsträubend sind die Kilometer, auf denen uns Bauarbeiter Steine in den Weg werfen. Baumaterial und Abraum lagern entlang der Piste, verwandeln die Fahrspur in eine Art Eselpfad, ärgerlich. Ausgesprochen gefährlich gestaltet sich für Passanten die Arbeit des Baggerfahrers, der mit großem Steinmeißel riesige Brocken aus dem Fels haut. Nicht selten donnern zentnerschwere Brocken in direkter Falllinie zu Tal, sprich auf die unterhalb gelegenen Pistenabschnitte. Fahrlässig und gedankenlos! Wir spulen die letzten Kilometer ab, kaufen in Tinghir auf dem Markt ein, biegen auf die RN12 ab in die Todraschlucht bis Ahmeds Auberge Baddou nahe Tamtattouchte. Vor langen Jahren waren hier Irma und Guri handwerklich tätig, hinterließen ihre Spuren. Doch dies sind andere Geschichten.

01.10. – 05.10.2023 Der Bou-Regreg, der in einer natürlichen Bucht in den Atlantik mündet, trennt Salé und Rabat, sonst wären sie wohl längst zusammengewachsen. So parken wir zunächst, fast alleine, auf einer riesigen Fläche am Stadtstrand der kleinen Schönen. Die alte Moschee ist bis 2030 wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Der Besuch der alten Koranschule wäre für 20 EUR zu haben. Hund darf `natürlich` nicht mit rein, und da Sehenswürdigkeiten in Marokko meist kostenfrei oder für einen geringen Obolus zu haben sind, verzichten wir, schlendern durch die Medina, den Souk und erfreuen uns von der alten Stadtmauer aus des Panoramablicks auf ein beeindruckendes Ensemble. Leider verschleiert meerfeuchter Nebel die Sicht auf Rabats Kasbah Oudayas, die sich gegenüber, hinter dem riesigen Gräberfeld Salés erhebt.
Zur Besichtigung von Rabat parken wir den LKW, dichtgedrängt und für kleines Geld, direkt unterhalb der Medina. Haupt- und Königsstadt, nach Casablanca zweitgrößte Stadt im Staat. Verschiedene Stätten finden sich zum UNESCO-Erbe ´Moderne Hauptstadt mit historischem Kern´ zusammen. Die Medina überrascht mit meist breiten, barrierefreien Gassen, der Souk mit oftmals renovierten Portalen, die sich manchmal nach Innen zu größeren Geschäften öffnen. Hier und da führen kleine Gassen in schöne Innenhöfe, in denen Handwerk dargeboten wird. Kontrastprogramm bietet die Ville nouvelle, eine moderne Großstadt, die das Palais des Königs und am Rande das Mausoleum von Mohammed V sowie die Hassan-Moschee nebst Turm beherbergt. Als Teil von Rabat wird die außerhalb gelegene Totenstadt Chellah, mit Resten der römischen Siedlung Sala Colonia, angesehen und ergänzt seit 2012 das UNESCO-Ensemble der Stadt. Mit Rabat haben wir nun Marokkos vier Königsstädte gesehen, von denen eine Jede zu bestimmter Zeit Hauptstadt war. Unser persönliches Ranking und Zeitpunkt der Besuche: Fes 2005/08, Meknes 2018/19, Rabat 2023, Marrakesch 2019.
Nach so viel Gewusel und Kultur drängt es uns in die Natur. Die Nebenstrecke R407 von Rabat nach Khénifra verläuft durch einsame, schöne Landschaft. Südlich der Großstadt Beni-Mellal biegen wir bei Oulad-M´Bareko auf die RP 3111 und schließlich auf die R302 in den Mittleren Atlas ab. Die schmale asphaltierte R302 windet sich schnell auf 1800 m hinauf, erster Nachtplatz der Bergetappe zum Felsen La Cathedrale des Roches 32.07017º N, 6.27967º W. Die Hitze der Ebenen und Städte liegt hinter uns, wohltuend nach so langer Zeit. Kaum 20 km weiter bietet eine Lichtung im Mischwald einen schönen Anblick auf den Felsen La Cathedrale. Wir bleiben.

28.09. – 30.09.2023 Von Spanien kommend durchfahren wir das Tor zum afrikanischen Kontinent mit dem Schiff. Im zweiten Jahrtausend v. Chr. lebten Berber als Siedler im Gebiet des heutigen Marokko. Wahrscheinlich im vierten Jahrhundert v. Chr. hatten sich im Landesinnern mehrere ihrer Stämme zum Königreich Mauretanien zusammengeschlossen. In den Jahrzehnten um Christi Geburt erlangten die Römer Einfluss auf die Region, bis um 700 n. Chr. die Araber mit der Islamisierung der unterworfenen Berber begannen. Zu jener Zeit entstand aus dem arabischen Wort für Westen oder Sonnenuntergang Maghreb bzw. Al-Maghrib, der offizielle Name Marokkos al-Mamlaka al-Maghribiyya, ´Das Westliche Königreich´. International setzte sich der, angelehnt an die Königsstadt Marrakesch, aus dem europäischen abgeleitete Begriff Marokko durch. Bis zum eigenständigen Staat und Königreich übten noch Osmanen, Portugiesen, Spanier, Franzosen die Macht aus. Deutsche Einmischung scheiterte zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits frühzeitig an den europäischen Mächten, was zudem die Position des Kaiserreichs schwächte. Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien erlangte Marokko 1956. Nur die Enklaven Ceuta und Melilla sind noch heute spanisch.
Ein paar Zahlen: Knapp 40 Mio. Einwohner, überwiegend Muslime, bei 2,4 liegt die statistische Geburtenrate/Frau, Lebenserwartung knapp 77 Jahre. Drei Hauptsprachen mit je eigenen Schriften: Latein, Berber (Tamazight) und Arabisch. Dies macht Bildung nicht einfach, die Alphabetisierungsrate liegt bei ¾ der Bevölkerung (mehr Männer als Frauen, mehr Stadt- als Landbevölkerung). Damit liegt das Königreich im Vergleich arabischer Staaten eher im Hintertreffen. Im internationalen Vergleich macht es auch bei Frauenrechten keine herausragende Figur. Anders sieht es bei der Elektrifizierung aus, die auch in ländlichen Gebieten fast 100% beträgt, bei der Energiewende, wo sich Konzepte regenerativer Erzeugung mit notwendigen Speichersystemen zu einem Ganzen fügen, sowie beim Klimaschutzindex (Instrument zur Bewertung staatlicher Klimaschutzleistungen), 2021 erreichte Marokko Platz 7, Deutschland 19. Da aber insbesondere vordere Plätze auch aufgrund von Absichtserklärungen, Steuerforderungen und dergleichen verteilt werden, erscheint die Wertung fragwürdig. Tourismus beträgt etwa 10% des BIP, bringt mehr als 500.000 Menschen in Lohn und Brot und ist somit eines der wichtigsten Standbeine der wirtschaftlichen Entwicklung. Der Tourismusanteil in D beträgt rund 6%.
Doch nun zu unseren Geschichten. Mit drei Stunden Verspätung verlässt die Stena Vinga – Göteborg den Hafen von Algeciras, fast leer. Eine Stunde später, um 17:30 Uhr spukt sie uns in TangerMed auf afrikanischem Boden wieder aus. Zügig, freundlich, touristenorientiert erfolgen Immigration und Zoll. So erreichen wir mit dem letzten Tageslicht Al Mnar und übernachten am Rande der Straße nördlich von Tanger in einem Pinienwäldchen. Tags drauf besuchen wir ca. 200 km südlich die Colonia Iulia Valentia Banasa am Sebou, eine der drei römischen Kolonien in der nordafrikanischen Provinz Mauretania Tingitana, von Kaiser Augustus eine Generation vor Chr. zur Ansiedlung von Veteranen gegründet. Sie liegt 100 km westlich von Volubilis, kann mit dieser Ausgrabung nicht mithalten, ist aber durchaus den Besuch wert. Wir werden „zur Sicherheit“ hinter die Mauern der Ausgrabungsstätte eingeladen. Da wir bestens, direkt davor, parken, möchten wir bleiben wo wir sind. Das ist den Betreibern nicht so ganz recht. Kurz darauf kommt die Polizei, wir erhalten die Durchwahl von Ismail, falls irgendetwas in der Nacht uns ängstigt! Nach ruhiger Nacht gehts weiter. Polizeikontrollen auf den Straßen passieren wir stets, ohne angehalten zu werden – außer 20 km hinter Banasa. Der Diensthabende fragt mich freundlich: „Are you the people from Banasa?“ „Yes, Sir, we are“, entgegne ich. „Very good, have a safe journey“, Daumen hoch und wir fahren weiter. Bis kurz vor Salé bei Rabat, dort befinden sich Les Jardines Exotiques de Bouknadel  Hunde sind verboten, so besuche ich sie alleine. Leider blüht zur Zeit wenig, Beschreibungen sind spärlich, trotzdem lohnt der Besuch der grünen, kühlen Oase in der Hitze des Tages. Zumal 20DH, knapp zwei EUR, wahrlich preiswert sind. Ein barrierefreier Weg führt hindurch, allerdings selten in die verschlungenen Winkel der üppigen Anlage.

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