2023>GoSouth2.0 Botsuana

Südliches Afrika
Namibia > Sambia > Simbabwe > Botsuana > Südafrika

Kurze Filme der Reiseroute (26.09.2024)

Die Reiseroute:

Spotlight Botsuana
Reisezeit: 23.08. – 30.09.2024
Gefahrene km: 3280 Ive, Motorrad Jürgen 0, Marion 0
Nachtplätze: 22, freies campen möglich, Zugang zur schwarzen Bevölkerung aufgrund sehr geringer Siedlungsdichte schwierig
Visumfreie Einreise, 90 Tage;
Strom- und Internetangebot: hohe Instabilität, manchmal ist W-LAN verfügbar
Alltagswährung: Botsuanischer Pula (Regen!); oft werden US$ und Kreditkarte (Supermarkt, Tankstelle, Restaurant, Camp) akzeptiert, keine EUR.
Lebenshaltungskosten: moderat, preiswerter als Simbabwe; Gemüsequalität besser als daheim, Obst ganz ok, Fleisch hat hohe Qualität; Kaffee, Yoghurt, Käse sehr teuer, Bier und Wein preiswerter als in ZW
Kraftstoffpreise: knapp 1,0 EUR/l
Wetter: warme bis hochsommerliche, zum Schluss auch schwüle Tage, teils sehr kalte Nächte; sehr wenige Mücken in Maun und im Delta
Verkehrssituation: Linksverkehr, entspannt
Tourismus: Trink-Wasserproblematik erscheint teils hausgemacht, brauchen Lodges Pools? Wie wäre es, Wasser- und Spülbecken mit Stopfen zu versehen? Abseits von Nationalparks wenig Wildlife; flache, Dornbuschsavanne dominierte, Landschaft, eingestreut sind wenige, jedoch wahre Glanzpunkte: Kubu Island, Okavangodelta, Tuli-Region; meist ungepflegte Pisten macht Fahrten in abseits gelegene Parks zeitaufwendig und nervig. Luxus-Pauschaltourismus wird favorisiert; Individualreisende sind eher lästiges Beiwerk, oft behelligt mit umfassender, zäh arbeitender Administration. Umfassendere Eindrücke vom wunderbaren Okavangodelta gewinnt man nur, wenn man Geld in die Hand nimmt (Safaris, Flug). Es lohnt!
Fazit Botsuana: sehr freundliche, gelassene Bevölkerung, entspannte Sicherheitslage; attraktives Ziel für Luxuslodger, Individualisten müssen sich durchbeißen und sollten sich auf die landschaftlichen Höhepunkte konzentrieren. 

Botsuana 23.08. – 30.09.2024
29.09. – 30.09.2024 Landkarte, OsmAnd und Verkehrsschilder weisen den unmittelbar an der Sand Road gelegenen Grenzübergang Zanzibar aus. Die Realität weiß wohl länger nichts mehr davon. Also 80 km weiter die wenig sandige, sondern holprige Piste nach Martin´s Drift zum nächsten. Ausreise aus Botsuana dauert nur Minuten. Stempel in Pässe, aufs Carnet, das war es! Die Groblersbrug führt über den Limpopo nach Südafrika. Woher, wohin, wie lange? Stempeln und welcome. Noch das Carnet stempeln lassen, und eine schier endlose Geschichte beginnt 


22.09. – 28.09.2024 Rund 350 km nordöstlich von Gaborone beginnt eine Gegend, die so ganz anders ausschaut, als der überwiegend flache Teil des Landes. Der sog. Tuli – Block schiebt sich wie eine neugierige, botsuanische Nase nach Simbabwe und Südafrika hinein. Endlich erfährt das Auge Abwechslung, verliert sich nicht mehr am Horizont, oder richtet den Blick nach Innen. Für ein Nickerchen als Beifahrer ok, auf der Fahrerseite ist innere Einkehr von Nachteil. Besonders erwähnenswert sind die Schluchten und Wasserfälle bei Goo Moremi, wo Geier ihre Nester bauen, die Jungen aufziehen. Leider zeigt sich das Wetter eher mitteleuropäisch geprägt, in Afrika bisher kaum erlebt: Grauer Himmel, Nieselregen; Wind, der unbarmherzig die schützende Wärme der Körperoberfläche von dannen weht. Aus Südafrika kommt die Kälte. Auf dem Tafelberg schneit es. Der zweite Kälteeinbruch innerhalb kurzer Zeit. Gerade mal 17°C, kalt, wenn man 10 bis 20° C mehr gewöhnt ist. Jürgen weckt die Heizung aus dem Schlaf!
Blauer Himmel, moderate Temperaturen, ideales Wanderwetter tags drauf. Vom Camp durch die Schlucht und retour, elf km umgeben von schöner Landschaft. Hier und da sandige Abschnitte, manchmal balancieren, klettern, zum Schluss mehr als ich/meine Knie können. Die Absätze sind zu hoch, helfende Seile zu weit entfernt. Schade, nur wenige Meter fehlen, jedoch 250 Höhenmeter! Dennoch ein lohnenswerter Ausflug. Nicht nur die für Botsuana ungewöhnliche Landschaft, auch etwas Wildlife wie Kudus, Gnus, Zebras, Paviane, zudem Geschichte und Spiritualität bietet Goo Moremi. So blockiert ein riesiger Felsbrocken den Weg, der Alarm Stone, abgestürzt in der Todesnacht Seretse Khamas, erster frei gewählter Präsident, gebürtig aus der Region. Am Kgotla von Moremi wird die Bedeutung des Ortes und der dort stattfindenden Versammlungsdemokratie beschrieben, worauf die tief verwurzelte Lehre der Volksherrschaft im Land beruht. Jeder Ort im Land hat einen solchen Kgotla, Ort der Zusammenkunft, Rechtsprechung, Diskussion. „Ntwa kgolo ke ya molomo – The highest form of war is dialogue“ lese ich auf der Tafel. Belassen wir es dabei. Kein: ´Ja, aber´ soll die hohe Bedeutung der Aussage relativieren!
Am Grab von Kgosi Senwedi, Chief der Bapedi, einer Ethnie aus dem Bantu-Zulu-Stamm Südafrikas, führt der Senwedi Wanderweg vorbei. Sein Vater geleitete vor Jahrhunderten Stammesangehörige über den Grenzfluss Limpopo nach Botsuana. Bis heute steht in Moremi ein Häuptling der Ethnie vor.
Anmerkungen für Gourmets > bester Milchshake aller Zeiten im Restaurant; für Hundebesitzer > kein Einlass in den Park!
Noch ein wenig Safari? Große Raubkatzen sehen? Die Grenzregion Limpopo hat Camps, die vieles bieten. Mal sehen, was geht. Unterwegs am Thune Dam sehen wir so viel Wasser und wundersame Felsformationen wie schon lange nicht mehr und beenden den Fahrtag frühzeitig.
Die Sand Road im Tuli ist ein Alptraum in Wellblech, durch den Giraffen, Zebras und Dikdiks wandern. In den Camps geht wenig. No Camping, Lodge und Zwangssafari, will heißen, man zahlt für zwei Safaris / Tag, unabhängig von einer Teilnahme – obskur! Die folgende Lokation erscheint in der letzten Stufe des Niedergangs, die Dritte gähnend leer, jedoch angeblich ausgebucht. Nächster Versuch, Terrafou am Limpopo wird renoviert. Wir sind doch voll ausgestattet? Dann können wir gerne bleiben. Flugs wird ein Feuer- bzw. Grillplatz errichtet, Holz und Rost gebracht. Hippos und Elefanten bieten ein Nachtkonzert, Paviane steigen Ive aufs Dach. Am anderen Flussufer liegen Krokodile und Südafrika.

16.09. – 21.09.2024 In wunderbar afrikanisch inspirierter Architektur, im Grünen, doch nahe der Hauptstadt Gaborone leben Harold und Geraldine Hesters. Auf dem Weg vom Familienbesuch in Panama nach Hause lernen sie auf dem Istanbuler Flughafen Gerhard Reuther, unterwegs nach Ruanda, kennen. Adressen werden ausgetauscht, Gerhard mit Andrea nach Botsuana eingeladen. Quasi in Vertretung bringt Gerhard uns in Kontakt und so verbringen wir kurzweilige Stunden mit der Töpferlehrerin, Sternenkundlerin und dem Hobbyornithologen. Nun weiß ich, dass Klaffschnabel (im Delta), Granatastrild (Kubu Island, in Ives Abwasserpool) und Rotschnabel Glanzstar (die metallisch blaugrün schillernde „Amsel“) meine Fotos zieren. Tipps zu Südafrika und Namibia gibts obendrein. Wir erzählen vom Reiseleben, von Deutschland, das sie u. a. 1972 zur Olympiade besuchten, und dem heutigen. Very interesting chats meint Harold beim Abschied. Geraldine wirft noch einen Blick auf Ive, bevor sie sich wieder ihren Schülerinnen widmet und wir Abschied nehmen von einem Ort, wo Fremde wie Freunde aufgenommen werden.
Zum Wildlife in Afrika: Zufällig Wildtiere sichten ist Glücksache, sieht man von Antilopen, Pavianen, Mehrkatzen, Vögeln und teils Elefanten ab. Insbesondere die Big Five schauen bedeutet, einen Park zu besuchen. Und auch dort bedarf es im Regelfall eines kundigen Führers, der sein Terrain kennt und weiß wer, wann, wo anzutreffen ist. Meist sind die Tiere scheu, mehr oder weniger stark gefährdet, wie Raubkatze, Nashorn, Wildhund. Verschiedene Parks gehen soweit, ihre Großkatzen mit Sendern zu versehen, um sie für Touristen aufzuspüren. Die Areale sind oft nicht umzäunt, doch häufig bleiben die Tiere innerhalb der ´Grenzen´. Dort werden sie kaum gewildert, teils wird, wie im Etosha NP, permanente Wasserversorgung geboten, hier und da wird auch medizinische Hilfe geleistet. Das wissen die Tiere zu schätzen und belohnen die Aufmerksamkeit mit Präsenz. Insbesondere im kleinen Mokolodi Nature Reserve bei Gaborone finden Rhinozerosse, Geparden, Giraffen u. a. m. Schutz. Wir entscheiden uns für den Besuch der Gepardin, schnellstes Landtier der Welt. Cheetah kam, mit ihrer zwischenzeitlich verstorbenen Schwester, als von der Mutter verstoßenes Jungtier in den Park. Fast auf Tuchfühlung lässt uns die menschengewöhnte Wildkatze heran. Ein wunderschönes Tier, Faszination der Natur. Fast alle Tiere kommen als Verletzte bzw. Waisen hierher. Reptiliengehege, wie die der hochgiftigen Schlagen, dienen der gefahrlosen Anschauung und Information. Die private, gemeinnützige Organisation hat sich dem Tierschutz und der Wissensvermittlung verschrieben. Auch die Hesters haben hier bis zur Coronazeit Vorträge über Vögel und Astronomie gehalten.
Doch Mokolodi hat auch negative Seiten, ist der Park leider ein erneuter Beitrag zur Ignoranz und Geldschneiderei gegenüber Individualtouristen. Die Campsites sind für große Fahrzeuge wenig geeignet. Unserer Bitte, die Größe unseres Gefährts bei der Platzwahl zu berücksichtigen, wird nicht entsprochen, obgleich das Camp leer ist! So gehen wir in dem weitläufigen Gelände selber auf Suche. Ebenso sind die Pisten schwer tauglich für Ive. Der Transport vom Camp zum drei Kilometer entfernten Eingang nebst Rezeption, Eventstartpunkten sowie Restaurant kostet hin und rück acht EUR/Person. Zu Fuß gehen ist verboten, Wildtiere! Eine reguläre Taxifahrt schlug in Maun mit 60 ct./Person für acht Kilometer zu Buche! So ist der Camper vom Sozialleben isoliert, incl. Internet, das geht, nicht geht … Die kalten, offenen Duschen erwähne ich nur, weil es in Botsuana mal wieder einen Kälteeinbruch und heftigen Wind gibt. Enttäuschend, ein übler Beigeschmack bleibt
Herausragend ist der Service von ADAC und DZG bei der Beschaffung unseres neuen Carnet de Passage. Das alte endet nach 12 Monaten im September, der ADAC versendet nach Bezahlung flux ein neues, Matthias holt es bei DHL-Gaborone auf dem Weg von der Arbeit ab, während wir entspannt durchs Land tingeln. Und so lernen wir die Vereinskollegen Matthias und Alexandra kennen. Manchmal ist Vereinsmeierei vorteilhaft. Reisefreunde, denkt mal über eine Mitgliedschaft nach, nette Truppe, die auch in Deutschland viel Spannendes bietet, für die, die nicht ständig auf Achse sind. Nach dem gemeinsamen Frühstück heißt es für uns ´Aufbruch´, Richtung Nordosten, dorthin wo Botsuana nicht flach ist.

10.09. – 15.09.2024 Während der Trockenzeit ist der Wasserstand im Okavangodelta am höchsten. Das scheint widersprüchlich, ist doch schnell erklärt: Gespeist vom Niederschlag im angolanischen Hochland begibt sich der Okavango in der Regenzeit auf die Reise. Unterwegs sammelt er Zuflüsse auf, durchfließt Namibias Norden und flutet viele Wochen später, eben während der Trockenzeit, ca. 1700 km von der Quelle entfernt, das Delta in Botsuana. So die Theorie. Die letzte Regenzeit im Tropengürtel war wenig ergiebig. Den erschreckend niedrigen Wasserstand erkennen wir beim Flug übers Delta. Wir haben keinen Vergleich, sind angetan von der Sicht, die sich bietet. Surreale Traumlandschaft. 150 m hoch fliegt die Cessna, mit uns beiden als Passagiere. Von Maun Richtung Chiefs Island, Moremi Park, eine Rundtour von knapp 200 Kilometern. 45 Minuten, die wie im Flug vergehen!
Die Hauptstadtregion Gaborone ist das nächste Ziel. Doch zuvor biegen wir nochmals ab auf Pisten durch die Kalahari. Sie sind autobahnähnlich breit, so genießen wir die Landschaft, die bei den Tsau Hills sogar etwas von der langatmigen Ebene verliert. Der Trans-Kalahari-Highway bringt uns tags drauf fast 400 km bis nach Kang. Zum Mabuasehube Gate des Kgalagadi Transfrontier Park zwischen Namibia, Südafrika und Botsuana gelegen führt neben breiter, wenig gepflegter Piste auch ein 40 km langer tiefsandiger Weg, mit Wellblech. Geht nicht? Gibt es, in der Kalahari, in der Wüste, die keine ist, sondern eine flache Dornstrauchsavanne mit Bäumen wie Akazie, Baobab, Mopane (der von der Raupendelikatesse) und Sand, daher der Begriff Wüste. Tags drauf pflügen drei Oldtimer durch noch mehr Sand. Fast alles fährt Jürgen, ich halte mich derweil fest und Ausschau nach Wild. Die großen Eland- und Kuduantilopen drehen schnell ab, wenn sie Ive ächzen hören. Kleine Verwandte (wahrscheinlich Dikdiks) preschen wie Hasen, viel größer sind sie nicht, mit Abstand über die Piste. Ein Straußenpaar, uns zunächst arrogant ignorierend, dreht schließlich ab. Wir wollen kein Tier schädigen, anhalten ist jedoch für uns sehr schädlich! Der Löwenbestand wurde vor Jahren durch Tollwut dezimiert. Den Elefanten fehlt das Wasser, sie wandern in andere Regionen.
Das Wetter ändert sich. Wolken kommen auf, es wird heiß,
die Kalahari blüht. Vorboten der Regenzeit. Bei Cornwall, Farm mit Lodge und Camp, grenznah zu Südafrika, fallen erste Regentropen, verdunsten, bevor sie den sandigen Boden erreichen.
Übermorgen treffen wir Harold und Geraldine, im Busch, wie Harold schreibt. Gemeinsam wollen wir uns den schönen Tieren der Lüfte widmen!

04.09.-09.09.2024 Maun, Botsuanas Safari-Drehscheibe. Außerhalb der City auf einer Insel im Thamalakane liegt das The Old Bridge Backpackers. Martin betreibt das preiswerte, einfache Camp nebst Restaurant und Bar mit Wasserblick. Er organisiert auch Safaris. Doch zunächst heißt es wieder reparieren, waschen, putzen, Bargeld besorgen. Thys wechselt, ebenfalls von Martin organisiert, die Dichtung am Turbolader direkt vor Ort aus. Ive braucht sich keinen Meter zu bewegen. So nehmen wir die mangelhaften Sanitäranlagen und das schlechte Wasser im Camp in Kauf, zumal wir mit Sanitärausstattung und gefüllten Wassertanks unterwegs sind.
So, nun heißt es heia Safari. Touren mit großen Booten ins Okavangodelta sind wegen Wassermangel aktuell nicht möglich. Wir wagen eine Mokoro-Tour, sprich mit einer Art Kanu durchs Delta, Pirschwanderungen und Zeltübernachtung im Busch. Nur schauen, staunen und genießen, ansonsten wird alles für uns arrangiert. Und das zum halben Preis für eine Nacht in einer Luxuslodge mit Pool. Nur Mut, sagen wir uns bei der Nussschalenbuchung. Martin bringt uns, die Ausrüstung sowie Proviant zum Mokoroanleger, ca. 30 km ins Delta hinein. Etwas mulmig ist mir schon, als wir, umgeben von Hippos, Wasserbüffeln und Elefanten, in die Boote steigen, die kaum 25 cm über dem Wasser schaukeln. Wie die Stocherkäne auf dem Tübinger Neckar, nur aus Kunststoff und kleiner, werden sie mittels Stangen bewegt. Unser Puller, so heißen die Bootsführer, ist gleichzeitig der Tourguide Matt. Zwei weitere Boote mit der dreiköpfigen Servicemannschaft transportieren Ausstattung und Proviant. Geräuschloses Gleiten, durch Schlingpflanzen, Seerosen, Gräser. Hier und da untermalt von Tiergebrüll und Deltafliegern. Angekommen auf einer kleinen Deltainsel werden die Zelte aufgebaut, ein Busch-WC errichtet, die Küche installiert und schnell brennt ein Feuer für Tee und den ersten Imbiss. Danach heißt es Siesta, bevor wir mit Matt zur Fußwanderung auf die große Nachbarinsel übersetzen. Seine Instruktion: Langsam gehen, ruhig reden, Gänsemarsch, hinter ihm her. Immer wieder sichtet er Wildtiere. Neben Hippos im Wasser und auf den Uferwiesen gehen wir vorbei an Wasserbüffeln, Giraffen, Pavianen, Zebras, zahlreichen Elefanten. Sehen immer wieder verschiedene Antilopen sowie Vogelarten, wie den Fischadler. Wir lernen, den Blick zu schulen, den Weg nach der Windrichtung und vor allem an den Routen der zahlreich umherziehenden Elefanten auszurichten sowie den Sicherheitsabstand zu verschiedenen Tieren einzuhalten. Ohne Konservenbüchse um uns herum ist social distancing lebenswichtig. Mit der Zeit verliert sich die Unsicherheit, steigt das Vertrauen in Matt. Er berichtet, wie sein Vater ihn Jahrzehnte lang lehrte, sich in der Natur zu bewegen. Er kennt die Rufe der Wildtiere, schätzt die Entfernungen ein, weiß die Laute, ihre Sprache, zu deuten. Er liest aus den Spuren, ob ein weiblicher oder männlicher Ameisenbär gegraben hat, ob der Wasserbüffel eher eines natürlichen Todes starb oder einem Löwen zum Opfer viel. Er erklärt, wie und wo sich Elefanten die Zähne putzten und dass der Babyelefant wohl müde war, als er mit seiner Mutter Richtung Fluss zog. Ebenfalls müde, zugegeben auch ein wenig erleichtert und vor allem beeindruckt vom Erlebten erreichen wir zum Viergang-Menü, das Calvin & Co. bereiteten, das Zeltlager. Gutes Essen, ein Glas Wein, Lagerfeuer, Tierstimmen, Sterne über der Landschaft. Im Menschenlager kehrt bereits kurz nach 21:00 Uhr Ruhe ein, wir ziehen uns ins Zelt zurück, schlafen gut und fest unter kuschelig warmen Decken. Morgens um 07:00 Uhr gehen wir wieder los. Die Wildtiere scheinen, wie ich, Langschläfer zu sein. Nur vereinzelt sehen wir Antilopen. Dann plötzlich hört Matt Löwen. Nicht das über acht km hinweg dröhnende Brüllen, sondern eher ein Schnurren! Wir müssen unsere Ohren schon sehr anstrengen, um es zu hören. Was, wenn sie uns bemerken, frage ich? Sie erkennen uns als Menschen, wir gehen langsam, ruhig, notfalls rückwärts. So besteht für die Tiere kein Grund zum Angriff, meint Matt. Er behält recht, wir sehen keine Löwen! Plötzlich schreit eine Antilope. Matt erkennt den Todesschrei, geht ihm nach und tatsächlich, eine Gruppe Wildhunde labt sich an der frisch erlegten Beute. Jürgen beobachtet vom Termitenhügel aus das Gelage durchs Fernglas. Fürs Foto ist der Abstand mit meinem 140er Objektiv zu groß. Erst als die Wildhunde zurück ins nahe Lager laufen gelingt es. Anhand der Spuren folgen wir ihnen und betrachten das Rudel mit seinen Welpen – Abstand, mahnt Matt! Kurz darauf erleben wir eine zweite erfolgreiche Jagdszene. Eine Gruppe Paviane sowie Wasserböcke ziehen am gegenüber liegenden Ufer vorbei. Urplötzlich, so schnell können wir gar nicht schauen und das Opfer kaum schreien, hat der Pavianchef einen jungen Wasserbock im Maul.
Auf dem Rückweg passieren wir das von den Wildhunden erlegte Aas. Geier kreisen. Auch die Wildhundemütter sind mit ihren Welpen vor Ort. Die Kleinen lernen vom Tier und nicht gefüttert von der Mutter zu fressen. Das missfällt den Geiern. Immer wieder fliegen sie Attacken auf die Kleinen, die nun auch üben, ihre Pfründe zu verteidigen. Zurück im Camp hat Calvin einen warmen Brunch vorbereitet, ganz ohne Jagd in der Wildnis. Danach Siesta, abbauen, Boote packen und Delta abwärts zurück. Ein spannendes, lehrreiches Buscherlebnis neigt sich dem Ende zu. Noch an den Wasserbüffeln vorbei pirschen, die Hippos vorsichtig umschiffen dann sind wir zurück am Anleger. Hier wartet das Safariauto für die Rückfahrt zu Ive. Nein, keine Tiere ganz nah mit spektakulären Aufnahmen aus der sicheren Konservenbüchse heraus können wir liefern. Pirsch zu Fuß, Wissen als einzige Waffe, geführt von jemandem, der in und mit der Natur lebt, für seine Profession. Gänsehautfeeling pur für uns! Im fußläufigen Biergarten der kleinen Okavangobrauerei bei Maun lassen wir den Abend ausklingen.
Back to Earth, Alltagskram, Büro- und Blogarbeit, Flugbuchung. Morgen nachmittag bringt uns eine Cessna in die Luft über das Okavangodelta, das UNESCO-Schutz genießt. Hoffentlich ist noch ausreichend Wasser im weltgrößten Binnendelta. Mai, Juni bringt der Okavango Wasser aus Angola, flutet große Teile des Landes. Seitdem verdunstet es, Inseln liegen wieder frei und die Natur wartet auf die nächste Regenzeit des Südsommers, die hoffentlich üppiger ausfällt als die vergangene.

29.08. – 03.09.2024 Die nahen Nationalparks besuchen? Angeblich notwendige Reservierung von, meist überteuerten, Campsites organisieren? Wir wissen doch nicht, wann wir wo sein werden bzw. bleiben möchten! Auf gut Glück? Die Querung der Makgadikgadi-Pfannen zwischen der nördlichen A3 und der südlichen A30 über eine ca. 70 km lange Piste erscheint als attraktive Alternative. Touristische Sehenswürdigkeiten gibt es obendrein. Doch der Tag hat mieses Reisekarma. In Gweta strotzen die Supermarktregale vor Leere und schlafendem Personal. Vorräte bunkern wird überbewertet. Diesel und Wasser sind vorhanden, also weiter. Bevor der richtige Weg aus dem Ort gefunden ist, lernen wir zahlreiche schöne Hinterhöfe kennen. Schnell macht die Sandpiste klar: Aus den Reifen muss Luft. Ebenso schnell ist klar, Ive ist für die Piste zu dick. Es kratzt, knallt, hämmert gegen die Kabine, während wir die trockene Dornbuschsavanne durchpflügen. Die Sandpiste wirft uns hin und her. Später stellen wir fest, dass Ive Federn lässt: Magnete und Splinte fallen der Strecke zum Opfer, das Standlicht verliert Reflektor und Birne, die Plane weist Risse auf, die Außenhaut der Kabine hat Wunden, die wohl nicht von selber heilenTouristischer Spot 1, Mr. Green´s Baobab, enttäuscht. Die Bäume auf dem Planet Baobab waren viel imposanter und zudem zahlreich. 15 km weiter sind Wasserlöcher und Salzpfannen sehenswert. Auf der Hälfte der Strecke prangt unübersehbar ein Verbotsschild. Das, was wir vorhaben – durchfahren, campen – ist untersagt. Drum herum? Keine Wege. Ignorieren? Befinden wir uns auf dem Gelände der Ureinwohner und stören ihre Privatsphäre? Oder sind es eher die Interessen der Diamantenschürfer, die es zu wahren gilt? Wir kehren um, übernachten bei Xixana und entscheiden uns morgens für die Querung weiter östlich über Kubu Island. Heißt: 100 km zurück und doppelte Anzahl an Pistenkilometern. Der zweite Anlauf ist landschaftlich ähnlich wie der erste. Wenig abwechslungsreich, für Ive zu enge Pisten, stellenweise tief ausgefahrener Sand, keine Salzpfannen mit im Sonnenlicht glitzernden Kristallen. In der Ferne verläuft parallel zur Route eine gleißend weiße Schnur. Mehr nicht. Sandsturm kommt auf. Erschöpft schlagen wir uns nach 200 km in die Büsche. Meine Schultern und Arme prophezeien Muskelkater. Der Sturm schüttelt Ive durch und uns in den Schlaf. Tags drauf entpuppt sich das nahe Kubu Island als durchaus sehenswert. Unendliche Weite, Felsskulpturen, zahlreiche Baobab, African Star Chestnuts, bunt gefiederte Vögel, Stille, Sternenzelt … ein bizarres Stück Welt. Für dieses wunderbare Campangebot, garniert mit Plumsklos, zahlen wir gerne als sog. ´Internationals´ 16,50/P! Der weitere Weg gen Süden ist recht problemlos befahrbar. Wer mit Dickschiff unterwegs ist und dessen Unversehrtheit liebt, sollte Kubu Island von Süden anfahren und die selbe Strecke retour nehmen.
OsmAnd weist bei Orapa eine Diamantenmine als touristische Sehenswürdigkeit aus. Vor Ort weiß man nichts davon, kein Einlass. Zurück, Stellplatz suchen. Wir landen mal wieder im „Busch“, heißt Netz funktioniert kaum.
Tags drauf sind der große Supermarkt nebst Tankstelle im Ort unser Ziel. Doch vor dem Konsum wird uns einiges an Grenzzonenerfahrung geboten. Also, die Autobahn endet kurz vor der Stadt, alles ist abgeriegelt, Umfahrungen nur weitläufig möglich. Da Orapa aber die letzte Stadt für die nächsten 450 km ist, nehmen wir das in Kauf. Und landen, nun von der anderen Seite kommend, kurz vor der Stadt ebenfalls an einer Absperrung. Schaut man auf die Karte und auf den Abraum in der Gegend, wird klar, hier fressen sich Diamantschürfer durch die Gegend. Der Schrankwächter meint, Zugang zu Orapa haben nur Residents. Sind wir nicht. Dann können wir auch nicht einkaufen und tanken. Ich meutere lautstark! Will Lebensmittel und Diesel! Nun wird mit dem Chef telefoniert. So, wir erhalten Passierscheine, aber nur für den Erwerb von Lebensmitteln und Kraftstoff. Geht also! Auf der Rückfahrt zur Zonengrenze sehe ich vor der Schranke einen Hinweis auf einen Tierpark. Wie kommt man denn dahin, frage ich den Torwärter? Dahin darf man. Wollen wir rein, der Park ist noch drei Stunden offen! Wollen wir? Kann man beim Eingang bezahlen? Nein, dazu muss man nach Orapa ins Büro. Ah ha!?! Wir verzichten, fahren weiter bis Rakops.
Unsere Recherchen ergeben, dass wir uns zumindest jetzt gegen die Fahrt durch den Central Kalahari Game Park entscheiden. Lange Geschichte kurz: Kilometerlange, enge Pisten durch Dornbuschsavanne mit Tiefsand, der Geschwindigkeit fordert, was Verschleiß und Verlust bedeutet; für den Einlass ist sehr wahrscheinlich eine Campreservierung erforderlich, die Reservierung mangels Internet im Park nur in Gaborone oder Maun möglich, hunderte Kilometer entfernt. Nebenbei: Jeder Tag kostet für uns 130 EUR. Das heißt, will man übernachten, werden mindestens zwei Tage berechnet, das Datum gilt.
Uns ist momentan eher nach Okavangodelta mit Safaris. In Khumaga, am derzeit weitgehend ausgetrockneten Boteti, machen wir Zwischenstopp. Das Schloss der Eingangstür verlangt nach Reparatur. Staub und jahrelange Abnutzung fordern Tribut! Ein Highlight haben wir: Beim Spaziergang sehen wir einige scheue Gnus und Zebras in den letzten Wasserlöchern des Flusses.

23.08. – 28.08.2024 In Francistown hat Jürgen Wartungsarbeiten auf dem Plan: Kleinigkeiten richten, Ive abschmieren, den gebrochenen Edelstahlbügel der Motorradhalterung schweißen lassen.
Zeit für mich, über Botsuana zu lesen. Denn: Ich brauche Informationen. Eine Meinung bilde ich mir selbst. So Charles Dickens. Binnenstaat im südlichen Afrika. Britische Kolonie bis 1966. Laut Demokratieindex demokratischstes Land des Kontinents, sowie das mit der geringsten Korruptionsrate. Beide Werte übertreffen nicht wenige westlicher Industrienationen. Vergleichsweise wirtschaftliche Stabilität erzielt der Staat durch Bergbau (Diamantenschürfung), Fleischerzeugung und Tourismus. Der Pula ist eine der stabilsten Währungen Afrikas. 2,6 Mio. Einwohner leben gehäuft in Städten bzw. verteilen sich am Rande der Zentralkalahari, um die weltgrößten Salzpfannen sowie im Okavangodelta. Die Makgadikgadi-Salzpfannen südlich des Binnendeltas waren bis zum Beginn des Holozän (ca. 11T-Jahre) ein von vielen Flüssen gespeistes, riesiges Seengebiet. Klimaveränderungen und Erdverschiebungen vom Übergang der Eis-/Kaltzeit in die Warmzeit führten zu Austrocknung und Versalzung. Das Gebiet gilt, nach Studien der Universität Sydney von 2019, als Entstehungsort des modernen Homo sapiens. Mitochondriale DNA der San gelten als älteste identifizierte Funde und Beleg der Theorie. Momentan! Der ´Heute-Mensch` Botsuanas besitzt einen hohen Bildungsstand. Mit knapp 90 % Alphabetisierung liegt sie an der Spitze Afrikas, auch wenn keine Schulpflicht besteht und seit Jahren der Sekundarschulbesuch wieder kostenpflichtig ist. Das aktuelle Gesundheitssystem ist gut strukturiert, die Säuglingssterblichkeit beträgt 2,9 % (2009). Schwer traf bzw. trifft das Land HIV. „Die Pandemie ist eine existenzielle Bedrohung nicht nur für jeden einzelnen Betroffenen, sondern auch für das gesamte Staatswesen, da bei Fortschreiten der Krankheitsentwicklung mit einem Zusammenbruch der Volkswirtschaft gerechnet werden müsste. Die Lebenserwartung sank von 63 Lebensjahren im Jahre 1991 auf rund 46 Lebensjahre im Jahr 2007.“ Fachlich fundiertes staatliches Handeln führte dazu, dass sie aktuell bei ca. 69 Jahre liegt. Staat kann also, wenn Staat will! Die Hälfte der Menschen sind Christen, die andere zählen sich den afrikanischen Religionen zugehörig. Was übrig bleibt sind sonstige, wie Muslime. Sie spielen im Straßenalltag keine Rolle. Bunt, fröhlich, freundlich, friedlich präsentiert sich auch hier das Volk.
Ordnungsgemäß fit starten wir Sonntagmittag von der Werkstatt in Francistown in Richtung Makgadikgadi-Salzpfannen. 200 km gerades, schmales Asphaltband, wenig abwechslungsreiche Umgebung, Einkauf in Nata, Nachtplatz an der Schule. Erneut beobachten wir, dass Schulen über eigene, gut gepflegte Busse verfügen. Knapp hundert Kilometer westlich liegt bei Gweta am Rande des Makgadikgadi-Naturparks das Camp Planet Baobab. Auch ohne Reservierung findet sich ein Platz in der großräumigen, harmonisch in die Landschaft integrierte, Anlage zwischen steinalten Baobab. Bis zu viertausend Jahre schreibt man den dicken Methusalems zu, von denen hier gleich mehrere zu bewundern sind. Zu den Baumgiganten berichtete ich https://majuemin.de/2019gosouth_west_afrika_n/ im Zeitabschnitt 03.03. – 07.03.2020.
Es wird heiß, tagsüber. Abends schmeckt die Pizza aus dem Holzkohlenofen wunderbar.

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